Jäger in kosmischer Dunkelheit: Paket 10 Science Fiction Abenteuer

Alfred Bekker et al.

Published by Alfred Bekker präsentiert, 2021.

Inhaltsverzeichnis

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Jäger in kosmischer Dunkelheit: Paket 10 Science Fiction Abenteuer

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Im Schatten der schwarzen Jäger

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Rückkehr zum Planeten Bilo

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Die Insel der Wiedergeburt

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Eroberer der Galaxis: Der Tod im Blut

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Aron Lubor und der Fehlsprung

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Die Hauptpersonen des Romans:

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Space Army Corps: Terrifors Geschichte

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Die Hauptpersonen der Geschichte:

Ormagdor - Du bist nicht tot!

Die Mysterien von Garal

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Die Gedankenbombe

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KEDUAN - PLANET DER DRACHEN | von Alfred Bekker

Aus den Datenspeichern des galaktischen Archivs:

AUS DER CHRONIK DES ARANTES-IMPERIUMS:

AUS DEN PERSONALDATEN DES ARANTES-KONZERNS:

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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

Also By Alfred Bekker

Also By Hendrik M. Bekker

Also By Bernd Teuber

Also By Harvey Patton

Also By Roland Heller

Also By Gerd Maximovic

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Jäger in kosmischer Dunkelheit: Paket 10 Science Fiction Abenteuer

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von Alfred Bekker, Gerd Maximovic, Hendrik M. Bekker und Harvey Patton, Roland Heller, Bernd Teuber

Dieses Buch enthält folgende Science Fiction Romane:

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Bernd Teuber: Im Schatten der schwarzen Jäger

Roland Heller: Rückkehr zum Planeten Bilo

Hendrik M. Bekker. Insel der Wiedergeburt

Hendrik M. Bekker: Der Tod im Blut

Harvey Patton: Aron Lubor und der Fehlsprung

Alfred Bekker: Terrifors Geschichte

Gerd Maximovic: Ormagdor

Harvey Patton: Die Mysterien von Garal

Gerd Maximovic: Die Gedankenbombe

Alfred Bekker: Keduan – Planet der Drachen

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Das Raumschiff ARLENE gerät auf dem Rückflug vom Großen Orionnebel zur Erde in einen Strahlensturm, der den Hyperantrieb außer Betrieb setzt.

Weit entfernt von dem nächsten menschlichen Stützpunkt beschließt die Führung des Raumers den Einflug in ein nahegelegenes System. Dort entdecken die Havaristen eine menschliche Siedlung -  bereits vor langer Zeit waren hier Menschen gelandet, aber mittlerweile hatten diese einen Großteil ihrer Erinnerungen und technischen Fähigkeiten verloren. Aber nicht nur dies, auch ihre Körpergröße war im Laufe der Jahre geschrumpft.

Und während die Gestrandeten von den Nachkommen der alten Raumfahrer wegen ihrer Größe und Fähigkeiten als Götter betrachtet werden, vollzieht sich plötzlich eine dramatische Wandlung. Die Besatzungsmitglieder der ARLENE verlieren neben ihrer Körpergröße auch ihren gottgleichen Status.

Doch was ist die Ursache für diesen plötzlichen Schrumpfungsprozess?

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author / COVER LUDGER OTTEN

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Im Schatten der schwarzen Jäger

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Die Raumflotte von Axarabor

von Bernd Teuber

Der Umfang dieses Buchs entspricht 82 Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Ursprünglich sollte die DYLIAN Kolonisten zu einem Planeten im Vagera-System bringen. Doch das Schiff kam niemals dort an. Auf den Planeten in der näheren Umgebung fand man ebenfalls keine Spuren, die auf eine Besiedlung hindeuteten. Es gab auch keine Beweise, die auf ein Unglück oder auf einen Überfall hindeuteten. Die DYLIAN und ihre Besatzung blieben verschwunden.

Neuartige Computerberechnungen kommen jedoch zu dem Schluss, dass das Schiff offenbar vom Kurs abgekommen ist und auf einem Planeten im Cunoval-System gelandet sein muss. Als Captain Hackett und die Besatzung der STARFIRE der Sache auf den Grund gehen wollen, geraten sie in tödliche Gefahr.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Zuri rannte um ihr Leben.

Der Jäger war schon dicht hinter ihr. Er kam immer näher heran, besaß die größeren Kraftreserven und die bessere Ausdauer. Sie wusste, dass sie keine Chance mehr hatte, ihm zu entkommen. Außer, wenn ein Wunder geschah. Aber Wunder – die gab es schon lange nicht mehr. Seit die Schatten des Todes über dem Planeten schwebten, regierte der Terror. Zuri hatte einen Fehler begangen und sich in die verbotene Zone gewagt, ohne sich vorher zu vergewissern, dass kein Jäger in der Nähe war. Jetzt verfolgte er sie, und über kurz oder lang würde er sie einholen.

Und dann war sie bereits zu erschöpft, um sich noch einigermaßen wehren zu können. Vielleicht tötete er sie nicht einmal. Vielleicht verschleppte er sie und machte sie zur Sklavin. Manchmal brauchten sie Sklaven für irgendwelche Zwecke. Aber auch Sklaven lebten nicht sehr lange. Zuri stolperte, fing sich wieder. Keuchend lief sie durch eine menschenleere Straße. Niemand durfte sein Haus verlassen, während die Jäger schwärmten. Zuri bog in eine Seitengasse ab. Einen Augenblick lang setzte ihr Herzschlag in atemlosem Schrecken aus, als sie die Trümmer sah, die auf der Straße lagen.

Gestern war der Weg noch frei gewesen. Aus dieser Sackgasse gab es für sie kein Entkommen. Der Jäger war schon zu nah heran. Und die Menschen, die in den Häusern lebten, würden niemals die Türen aufmachen, um ihr oder sonst jemandem Zuflucht zu gewähren, wenn sich Jäger in unmittelbarer Nähe befanden. Wer es dennoch tat, lebte meistens nicht mehr lange. Ein Energiestrahl zuckte aus der Waffe des Verfolgers. Er verfehlte Zuri nur um wenige Zentimeter. Sie spürte die heiße Glut, die an ihr vorbeizischte. Sie warf sich zur Seite und stürzte.

Zuri stieß einen Schrei aus, als sie sich die Haut abschürfte. Sie sprang auf und rannte weiter. Abermals jagte ein Energiestrahl aus der Waffe. An der Stelle, an der sie sich eben noch befunden hatte, bildete sich ein rauchendes Loch im Boden. Der Jäger bewegte sich erschreckend schnell. Er rief nicht hinter Zuri her, er keuchte nicht, er lief nur hinter ihr her. Nicht einmal seinen Atem konnte sie hören, obwohl er jetzt nur noch wenige Meter hinter ihr war. Und er brachte es auch noch fertig, sich mit seinen schweren Stiefeln so schnell zu bewegen, wie Zuri es niemals für möglich gehalten hatte. Zu ihrer Rechten tauchte eine weitere Seitenstraße auf.

Der Wald, dachte Zuri. Ich muss den Wald erreichen. Nur dort kann ich den Verfolger abschütteln. Sie beschleunigte ihre Schritte. Ihre Schuhe wirbelten die rostbraune Erde auf und ließen Staubfahnen träge durch die Luft gleiten. Ihr Atem rasselte. Hinter sich hörte sie die schweren Schritte ihres Verfolgers, wagte aber nicht, sich umzudrehen. Sie rannte einfach nur die Straße entlang, von der sie wusste, dass sie aus dem Ort hinausführte. Abermals steigerte Zuri ihr Tempo. Sie spürte einen stechenden Schmerz, der sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete.

Bald würde sie nicht mehr genug Kraft haben, um ihrem Verfolger zu entkommen. Je schwächer die Muskeln wurden, desto größer war der Aufwand an psychischer Kraft. Plötzlich wurde es dunkler rings um Zuri. Anfangs dachte sie, auf ihrem Wimpern hätte sich eine Staubschicht festgesetzt. Aber es war sicherlich Übermüdung oder eine Blutleere der Netzhaut. Allerdings verlor sie durch den Versuch, diesen lästigen Nebel aus den Augen zu wischen, den Bruchteil einer Sekunde. Wut packte sie.

Na schön, ich werde blind, dachte Zuri. Aber ich laufe weiter!

Sekundenlang schloss sie die Augen. Als Zuri sie wieder öffnete, konnte sie klar sehen. Sie spürte ihr Herz. Ein grausamer Schmerz wühlte in ihrer Brust und zerfraß ihr die Eingeweide. Doch sie wollte nicht aufgeben. Sie stolperte, verlor einige Schritte Vorsprung. Dann verschleierte sich ihr Blick wieder. Sie glaubte, die Adern an ihren Schläfen würden zerspringen. Zuri öffnete den Mund. Der Luftstrom, der in ihre Lunge drang, zerschnitt die Kehle wie ein glühendes Messer.

Schließlich erreichte sie den Waldrand. Die Bäume standen starr und unbeweglich in dem rötlichen Licht der untergehenden Sonne. Die Äste zeichneten sich scharf gegen den Himmel ab. Unter ihren Tritten raschelte vergilbtes Laub. Von überall her umwehte sie der bittersüße Hauch der Verwesung des Pflanzensterbens. Manchmal flog ein Vogel von den Zweigen auf und flatterte unbekümmert über ihren Kopf hinweg.

Zuri schlug die herabhängenden Blätter eines Baumes zur Seite und stolperte auf eine Lichtung. In der einsetzenden Dämmerung wirkten die hohen Bäume, die darauf standen, wie Gestalten aus einer anderen Welt. Von einem Moment zum anderen hatte Zuri völlig die Orientierung verloren, und das, obwohl sie sich in bekanntem Terrain befand.

Sie kannte sich hier aus, war hier aufgewachsen, und dennoch wusste sie nicht mehr, wo sie sich jetzt befand und wohin sie sich wenden sollte. Hatte die Flucht überhaupt einen Sinn? Früher oder später würde der Jäger sie doch erwischen. Plötzlich schrie sie auf. Er feuerte einige Schüsse auf sie ab. Die meisten verfehlten Zuri, doch einer traf sie in den rechten Oberschenkel.

Sie schrie auf. Rasender Schmerz durchfuhr ihren Körper. Sie stürzte zu Boden. Zuri kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, die ihr die Schmerzen nehmen wollte. Aber sie schaffte es nicht mehr, sich wieder aufzurichten und weiterzulaufen. Der Jäger kam auf sie zu. Zuris verzweifelter Wettlauf mit dem Tod war beendet. Sie hatte das Rennen verloren.

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Die STARFIRE verließ den Hyperraum und verringerte ihre Geschwindigkeit. Konsolen, Sessel und Monitore tauchten aus der Konturlosigkeit der Transition zurück und gewannen ihre vertrauten Formen wieder. Das matte Grau des Panoramabildschirms verwandelte sich in ein tiefes Schwarz mit unzähligen leuchtenden Sternen. In der Mitte schwebte eine gelbe Sonne, die von sieben Planeten umkreist wurde. In den Sternenkarten wurde die Konstellation als Cunoval-System geführt.

Die Triebwerke dröhnten immer noch. Im wiederaufgebauten Schutzschirm flammten Mikropartikel auf und vergingen. Beim Verlassen des Hyperraums musste man immer damit rechnen, entweder in gefährlicher Nähe einer Sonne herauszukommen, oder von der überall vorhandenen Mikromaterie zerrieben zu werden. In diesem Fall war eine sofortige Minderung der Geschwindigkeit notwendig. Der Navigator hob die Eintauchfahrt mit vollem Gegenschub auf.

„Bringen Sie uns in eine Umlaufbahn um den dritten Planeten“, befahl Captain Simon Hackett den Navigator.

Das Schiff erhöhte die Geschwindigkeit geringfügig. Bald nahm der Planet den gesamten Panoramabildschirm ein.

„Sieht ziemlich friedlich aus“, meinte Commander Gavin Overdic.

„Der erste Eindruck kann täuschen“, widersprach Hackett. Er wandte sich an den Ortungsoffizier. „Führen Sie einen Thermal-Scan durch.“

„Ja, Captain.“

Die Finger des Mannes glitten über die Tastatur. Nach wenigen Sekunden erschien das Ergebnis auf dem Monitor.

„Die Sensoren haben 475 humanoide Lebensformen registriert.“

„Menschen?“, fragte Hackett.

„Ja.“

„Sieht ganz so aus, als ob unsere Analytiker mit ihren Berechnungen richtig lagen“, sagte Overdic. „Die DYLIAN ist tatsächlich vom Kurs abgekommen.“

„Noch wissen wir nicht, ob es sich bei den Bewohnern tatsächlich um die Nachfahren der Kolonisten handelt. Immerhin wird das Schiff schon seit mehreren Hundert Jahren vermisst. Informieren Sie Major Yacoban. Er soll auf dem Planeten landen und sich dort umsehen.“

Hackett wusste, dass es nur wenig Aussicht auf Erfolg gab. Die Daten aus den Archiven von Axarabor waren zu ungenau. Sie stammten teilweise noch aus der Anfangszeit der Weltraumkolonisierung. Jene Pioniere, die sich auf fremden Planeten niederließen, mussten stets einen Überlebenskampf in unbekannter und bedrohlicher Umgebung führen. Die Geschichte der Menschheit war voll von Beispielen, in denen sich Idealisten aus ihrer gewohnten Umgebung herauslösten, um sich anderswo eine neue Existenz aufzubauen und der Wildnis ein wenig Glück abzutrotzen.

Möglicherweise stellte es die größte Prüfung des menschlichen Geistes dar, wenn sich Einzelindividuen dem Unbekannten entgegenstellten und auf Redlichkeit und Scharfsinn bauten. Dies war im besonderen Maße der Fall, wenn es sich um unerforschte Planeten handelte. Die traditionellen Probleme solcher Gemeinschaften verhundertfachten sich, und sehr oft war die Isolation der Kolonisten absolut. Immer weiter dehnten sich die Grenzen der menschlichen Zivilisation in die Tiefen des Weltraums aus. Mit der Erfindung des Hyperantriebs wurde den Menschen erstmals auch das Verlassen des Raum-Zeit-Kontinuums ermöglicht.

Missionen von unbegrenzter Dauer und in überlichtschnellen Geschwindigkeitsbereichen waren nun an der Tagesordnung. Der Eintritt in den Hyperraum brachte anfangs zwar immer noch Sekunden der Angst mit sich, doch bald hatte man gelernt, Besatzung und Material auf die in diesen Momenten eintretenden ungeheuren Belastungen vorzubereiten. Von da an legten Kolonistenschiffe immer weitere Strecken zurück – zu Welten, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hatte.

Doch die Gesetze des Kosmos und die gnadenlose Unerbittlichkeit des Alls wurden unzähligen Schiffen zum Verhängnis. Viele Expeditionen, die unter dem Jubel der Massen begonnen hatten, wurden zu einer Reise ohne Wiederkehr. Einige der Schiffe tauchten Jahrhunderte später wieder auf. Wie Geisterschiffe. Als Mahnung an die Überlebenden. Andere blieben für immer verschwunden und ihr Schicksal konnte nie geklärt werden. Eines dieser Schiffe war die DYLIAN.

Es ließ sich nicht mehr genau feststellen, wann das Schiff gestartet war. Auch die Anzahl der Passagiere war nirgendwo in den Archiven verzeichnet. Dass der Flug stattgefunden hatte, stand jedoch unbestreitbar fest. Ziel der DYLIAN sollte ein Planet im Vagera-System sein. Er war zuvor von unbemannten Sonden erforscht und vermessen worden und wies ideale Bedingungen auf, um den Siedlern eine neue Heimat zu bieten.

Doch die DYLIAN kam niemals dort an. Auf den Planeten in der näheren Umgebung fand man ebenfalls keine Spuren, die auf eine Besiedlung hindeuteten. Es gab auch keine Hinweise auf ein Unglück oder dass das Schiff einem Angriff zum Opfer gefallen war. Die DYLIAN und ihre Besatzung blieben verschwunden. Schließlich kam ein findiger Techniker auf die Idee, den ursprünglichen Kurs des Schiffes mit einem speziell entwickelten Computerprogramm neu zu berechnen und dabei auch unwahrscheinliche Parameter zu berücksichtigen.

Natürlich konnte auch diese Methode keine exakten Ergebnisse liefern, weil sie mit zu vielen Variablen arbeitete, doch der Techniker gab sich zuversichtlich. Die Berechnungen ergaben, dass die DYLIAN aus bisher ungeklärten Gründen vom Kurs abgekommen war und auf einem Planeten im Cunoval-System gelandet sein musste.  Natürlich wollte die Regierung des gewählten Hochadmirals von Axarabor nichts unversucht lassen, um das Schicksal der DYLIAN zu klären. Deshalb beauftragte man Captain Simon Hackett, der Sache auf den Grund zu gehen.

Das Cunoval-System lag in den Randzonen abseits jeglicher Schiffsrouten. Lebten dort wirklich die Nachfahren der Kolonisten, die einst mit der DYLIAN in den Weltraum aufbrachen, um dort eine neue Heimat zu finden?

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Zwanzig Minuten später verließ eine Landefähre den Hangar der STARFIRE und nahm Kurs auf den Planeten, der in den Sternenkarten die Bezeichnung „G-38“ trug. Major Yacoban hatte die Steuerung übernommen. Leutnant Milo Fusek fungierte als Copilot. Mit halber Lichtgeschwindigkeit flog die Fähre auf den Planeten zu und durchstieß die Atmosphäre. Im Schutzschirm leuchtete die Glut ionisierter Luftmoleküle. Nach einigen Sekunden ließ das Flackern nach und verschwand schließlich ganz. Die Fähre flog über ein Schlammmeer. Eine Brandung gab es nicht, jedenfalls nicht bei der herrschenden Windstille. Dennoch war die träge Oberfläche alles andere als unbewegt.

Unaufhörlich wölbten sich riesige Blasen auf und zerplatzten. Ab und zu tauchte der Schädel eines Tieres auf. Yacoban schätzte, dass die Köpfe zwischen vier und fünf Meter durchmaßen. Aber es gab auch eine Fülle von Kleinlebewesen. Jener Wissenschaftler, der einst behauptet hatte, alles Leben entwickelte sich spontan aus Schlamm, wäre über das millionenfache Gewimmel entzückt gewesen. Nach einigen Kilometern wich das Meer einem Dschungel mit hohen Bäumen, der schließlich in eine grasbewachsene Ebene überging.

Yacoban verringerte die Geschwindigkeit, als in der ferne die Umrisse einiger Gebäude auftauchten. Der Planet war bewohnt – wenigstens sah es auf den ersten Blick so aus. Die Fähre flog in großer Höhe über eine Ansiedlung hinweg. Niedrige Häuser duckten sich um einen Berg. Primitive Straßen wanden sich durch bebaute Felder und verrieten beschränkte Transportmöglichkeiten, doch es fehlte jeder Verkehr. Auf dem Marktplatz gab es einige Verkaufsstände, aber es war kein Mensch zu sehen. Das Kommunikationsgerät blieb stumm. Niemand rief sie an oder verlangte zu wissen, wer sie waren oder was sie hier wollten. Auf allen Kanälen herrschte absolute Stille. Die Straßen des Ortes waren leer. In der Luft zeigte sich kein einziges Flugzeug oder Raumschiff.

„Seltsam“, meinte Yacoban, von plötzlicher Neugier gepackt.

„Vielleicht haben sie den Planeten verlassen.“

„Das halte ich für unwahrscheinlich. Die Sensoren haben eindeutig humanoide Lebensformen registriert.“

Dicht über die Häuser hinweg steuerte Yacoban die Fähre. Er suchte nach einem geeigneten Landeplatz außerhalb der Ortschaft. Plötzlich tauchte auf dem Ortungsbildschirm ein heller Punkt auf. Ein heftiger Stoß traf die Fähre und ließ sie taumeln. Der Schutzschirm leuchtete rot auf und trübte für eine Sekunde den Blick auf den Planeten. Die beiden Männer im Cockpit wurden nach vorn gerissen.

„Was war das denn?“, stieß Fusek hervor. „Wieso werden wir beschossen?“

Yacoban hörte ihn kaum. Während er versuchte, die Maschine wieder auf Kurs zu bringen, erfolgte der nächste Treffer. Mit einem leisen Fluch riss der Major die Fähre in eine steile Kurve und schaltete auf Höchstgeschwindigkeit. Er hoffte, den Gegner durch dieses Manöver zu verwirren. Bevor er die Zieleinrichtung seines Geschützes verändert hatte, wollte Yacoban schon einige Hundert Kilometer entfernt sein. Doch es gelang ihm nicht, denn schon erfolgte der dritte Treffer.

Yacoban steuerte die Fähre höher, um besser manövrieren zu können. Der Verfolger blieb dicht an ihm dran. Yacoban verringerte die Geschwindigkeit, bis die andere Maschine ihn eingeholt hatte. Dann flog er eine enge Schleife und beschleunigte plötzlich. Hinter ihm blitzte es auf. Die Kanone des Gleiters feuerte mehrere Schüsse ab, doch sie verfehlten die Fähre. Yacoban raste in eine dichte Wolkendecke hinein. Für wenige Augenblicke verschwand der Gleiter aus Yacobans Blickfeld. Doch er ließ sich nicht täuschen. So leicht würde ihm die Flucht nicht gelingen, denn mithilfe des Ortungsgerätes konnte der Pilot der anderen Maschine die Flugbahn der Fähre genau beobachten. Yacoban flog tiefer. Sofort schloss der Angreifer auf.

Der Major konzentrierte sich auf die Zieloptik der Bugkanone. Sicher rechnete der Gegner nicht damit, dass ihnen der scheinbar nur auf Flucht bedachte Pilot plötzlich Widerstand leisten würde. Doch er bevor er feuern konnte, erfolgte der nächste Treffer.

Ein schwerer Schlag ließ die Fähre taumeln. Sie gab vom Kurs ab und wurde durch die Luft geschleudert. Die Instrumente spielten verrückt. Die Anzeigen veränderten sich von einer Sekunde zur anderen.

„Der Schirm!“, rief Fusek. „Er hält die Belastung nicht mehr lange aus. Er bricht zusammen!“

Yacoban erhöhte die Geschwindigkeit. Im nächsten Moment wurde die Fähre von mehreren Treffern erschüttert. Der Schutzschirm brach endgültig zusammen. Funken sprühten. Yacoban versuchte, die Maschine zu stabilisieren. Schlagartig begriff er, was der Gegner getan hatte. An der Stelle, an der die erste Salve vom Schutzschirm absorbiert worden war, wurde es für wenige Augenblicke brüchig.

Der Angreifer hatte seine Chance erkannt und mehrere Schuss auf dieselbe Stelle abgefeuert. Genau auf die Antriebssektion. Diese Treffer hatten einen Kurzschluss verursacht. Ein Blick auf die Instrumente zeigte ihm, dass das Triebwerk beschädigt war. Die Energieleistung sank rapide. Die Fähre stürzte fast senkrecht nach unten.

Yacobans Hände umklammerten den Steuerknüppel. Durch das Cockpitfenster sah er, wie der Boden unaufhörlich näher kam. Das weiche Gras bremste den Aufprall. Die beiden Männer wurden in ihren Sitzen nach vorn geschleudert. Nur die Sicherheitsgurte verhinderten, dass sie mit dem Cockpitfenster Bekanntschaft machten. Das Schiff rutschte über den Boden und stoppte schließlich. Dann war alles still – bis auf das Knistern der Funken.

„Wir müssen hier raus!“, befahl Yacoban. „Sonst werden wir bei lebendigem Leib geröstet!“

Er löste die Sicherheitsgurte, schwang sich aus dem Sitz und stürmte aus dem Cockpit. Fusek folgte ihm. Yacoban lief zum Schott. Erleichtert atmete er auf, als es sich öffnen ließ. Nur die Rampe rührte sich nicht. Vermutlich hatte sie sich durch den Aufprall verklemmt. Die Männer sprangen hinaus, rollten sich ab und kamen wieder auf die Füße. So schnell wie möglich entfernten sie sich von der Fähre. Sie waren noch keine zwanzig Schritte gelaufen, als hinter ihnen eine gewaltige Explosion ertönte. Die Männer wurden von der Druckwelle erfasst und einige Meter durch die Luft geschleudert. Der weiche Boden dämpfte Yacobans Aufprall. Fusek hatte nicht so viel Glück. Er landete in einem Dornenbusch. Als Yacoban stöhnend auf die Füße kam, sah er, wie sich der Leutnant laut fluchend daraus befreite. Seine Uniform war an einigen Stellen eingerissen.

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Captain!“, rief der Ortungsoffizier. „Die Sensoren haben auf dem Planeten eine Explosion registriert.“

Hackett richtete seinen Blick auf den Panoramabildschirm. „Konnten Sie den Ursprung feststellen?“

„Nein, die Daten sind zu ungenau. Aber es war definitiv keine Atomexplosion.“

Hackett warf Overdic einen kurzen Blick zu. Der Commander nickte.

„Major Yacoban“, sagte er leise.

„Das vermute ich auch.“ Hackett wandte sich an den Kommunikationsoffizier. „Stellen Sie eine Verbindung zur Fähre her.“

„Sofort, Captain.“ Der Mann ließ seine Finger über die Tastatur gleiten. „STARFIRE ruft Major Yacoban! STARFIRE ruft Major Yacoban! Bitte melden!“

Er versuchte es auf allen Frequenzen, doch seine Bemühungen blieben erfolglos.

„Der Major meldet sich nicht“, sagte er schließlich.

„Versuchen Sie es weiter“, befahl Hackett.

„Ja, Captain.“

„Ich hoffe, ihm ist nichts zugestoßen“, meinte Overdic nachdenklich.

„Wir müssen sichergehen. Lassen Sie acht Fähren startklar machen.“

Overdic nickte und verließ die Kommandozentrale.

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Während sich Leutnant Fusek aus dem Dornenbusch befreite, richtete Major Yacoban seinen Blick nach oben. Der Gleiter flog eine enge Kurve und setzte zum Sturzflug an.

„Nicht liegenbleiben!“, rief Yacoban dem Leutnant zu. „Er greift wieder an.“

Fusek sprang auf und rannte los. Der Major folgte ihm. Während sie ohne jede Deckung eine Lichtung überquerten, rechneten sie unwillkürlich mit einem tödlichen Flammenstoß, doch sie erreichten unangefochten eine Baumgruppe. Durch die Zweige sahen sie, wie der Gleiter über ihnen hinwegflog. Nach einigen Sekunden verstummte das Geräusch.

„Und wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte Fusek.

„Wir werden die Bewohner dieses Planeten um Hilfe bitten. Das dürfte ja nicht so schwer sein. Irgendwo gibt es bestimmt eine Kommunikationsanlage.“

„Also ich weiß nicht“, entgegnete Fusek. „Die Häuser, die wir gesehen haben, machen nicht den Eindruck, als ob sie über moderne Technik verfügen würden.“

„Der äußere Eindruck kann täuschen“, meinte Yacoban. „Wenn es auf diesem Planeten keine fortschrittliche Technik gibt, wer hat dann unsere Fähre abgeschossen?“

Fusek schwieg. Er musste Yacoban recht geben. Diesen Aspekt hatte er nicht bedacht. Die Männer setzten sich in Bewegung. Der Boden war flach und ohne Unebenheiten. Schließlich bemerkte Fusek: „Vielleicht hat auf dem Planeten eine Invasion stattgefunden.“

„Eine Invasion?“

„Ja, das würde den Widerspruch zwischen den altertümlichen Gebäuden und dem modernen Schiff erklären, das uns verfolgt hat. Es entstammt keiner Baureihe, die ich kenne.“

„Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen“, gab Yacoban ihm recht. Noch nie hatte er den Leutnant so gesprächig erlebt, wie in den letzten Minuten. Im Allgemeinen war Fusek ein verschlossener Mann. Niemand wusste viel über seine Vergangenheit.

„Aber bis jetzt ist es nur eine Vermutung“, fuhr Yacoban fort. „Wir wissen nicht, was hier los ist. Es könnte genauso gut sein, dass es sich bei dem Schiff um ein Verteidigungssystem handelt.“

„Ja, stimmt“, sagte Fusek. „Auch das wäre eine Möglichkeit. Aber warum wurden wir nicht kontaktiert, bevor man auf uns geschossen hat?“

„Ich weiß es nicht“, gab Yacoban zurück. „Die ganze Angelegenheit ist ziemlich seltsam.“

„Ja, das finde ich auch.“

„Wie kommt es eigentlich, dass Sie so gesprächig sind?“

„Hm“, machte Fusek. Er schien einige Zeit angestrengt nachzudenken. „Manchmal hilft das Reden“, lautete die Antwort. „Da steckt einem die Angst wie ein Kloß in der Kehle fest, und man kann sie nur noch herausreden.“

Yacoban hätte nie gedacht, dass Fusek ein ängstlicher Mann war. „Wovor haben Sie Angst?“, fragte er.

Der Leutnant wandte ihm das Gesicht zu. Seine Wangenknochen schienen unnatürlich weit hervorzustehen. Die Haut glänzte. „Vor mir selbst“, erwiderte er ruhig. „Ich bin unbeherrscht. Wenn ich in einer gefährlichen Lage bin, handle ich oft, ohne überhaupt nachzudenken. Wie ein ... wie ein Tier!“ Das letzte Wort spie er förmlich heraus.

„Ist das so schlimm?“, fragte Yacoban. „Wahrscheinlich gibt es viele Menschen, denen es ähnlich ergeht.“

„Das Leben eines Mannes ist nicht zuletzt ein mehr oder weniger langer Prozess von Ursache und Wirkung“, erwiderte Fusek. „Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich weiß jetzt, dass es Menschen gibt, die intuitiv handeln. Andere denken nach, bevor sie irgendwann etwas tun. In den unmöglichsten Situationen können sie noch Überlegungen darüber anstellen, welche Handlung am besten für sie ist. Sie können die Wirkung ihrer Taten vorausberechnen. Ich kann das nicht. Instinktive Handlungen haben mich schon Freunde gekostet und oft genug fast mein Leben.“

„Aber mittlerweile haben Sie gelernt, sich zu beherrschen.“

„Nur nach außen hin“, gab Fusek zurück. „Ich bin nicht zuverlässig. Sie können nie sicher sein, was ich tue, wenn es einmal darauf ankommt.“

„Bisher hatte ich nie Grund, mich über Sie zu beklagen“, meinte Yacoban.

Unerwartet begann Fusek zu lachen. „Da marschieren wir nun über einen fremden Planeten und reden Unsinn, obwohl es viel wichtigere Dinge gibt.“

Wichtig?, dachte Yacoban. Was war denn schon wichtig, wenn man umherirrte, während überall unzählige Gefahren lauerten? Irgendwann wurde sogar ein Mann, der die unermessliche Kluft zwischen den Galaxien durchflogen hatte, wieder in den Mikrokosmos seines eigenen Egoismus zurückgestoßen. Natürlich würden sie alles versuchen, um wieder an Bord der STARFIRE zurückzukehren, aber Yacoban war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass ihn seine eigene Lage mindestens ebenso zu diesem Versuch antrieb wie der Gedanke an den Verfolger.

„Sobald wir auf eine Siedlung treffen, kümmern wir uns um diese wichtigen Dinge“, versprach er.

Plötzlich ertönte über ihnen ein scharfes Surren. Die Männer blickten nach oben. Ein Gleiter erschien über den Baumwipfeln und kam schnell näher. Am Bug blitzte es grell auf. Nur wenige Meter von Yacoban und Fusek entfernt wurde der Boden aufgerissen. Gras und Erde wirbelten empor.

„In Deckung!“, brüllte der Major.

Doch seine Warnung kam zu spät. Der nächste Energiestrahl durchbohrte Fuseks Oberkörper. Lautlos brach der Leutnant zusammen. Abermals blitzte es am Himmel auf. Yacoban zögerte nicht länger. Mit immer schneller werdenden Schritten rannte er über den weichen Boden. Der Energiestrahl verfehlte ihn und bohrte sich in einen Baumstamm. Holzsplitter wurden nach allen Seiten davongeschleudert. Mit lautem Krachen stürzte der Baum um. Yacoban steigerte sein Tempo. In der Ferne sah er mehrere Bäume. Dort hatte er größere Chancen, als im freien Gelände. Sofort steigerte er sein Tempo. Der Verfolger blieb hinter ihm. Das Feuer kam nur noch in unregelmäßigen Abständen. Yacoban schlug einige Haken, um seinem Gegner das Zielen zu erschweren.

Plötzlich spürte er unter dem Herzen einen feinen, stechenden Schmerz, der sich bis auf die Eingeweide ausdehnte. Dass du es nicht wagst, langsamer zu werden, ermahnte er sich. Das wäre dein sicheres Todesurteil. Der Schmerz wurde immer schlimmer und breitete sich im ganzen Körper aus. Die Bäume waren nur noch einige Hundert Meter entfernt. Diese Änderung täuschte Yacoban für ein paar Minuten eine Erleichterung vor. Das Gelände stieg etwas an. In der Luft hörte er das dumpfe Surren des Gleiters und seine eigenen keuchenden Atemzüge.

Yacoban wusste, dass er dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten konnte. Er musste den Verfolger abschütteln oder eine sichere Deckung finden. Die nächsten hundert Meter registrierte er nur noch unbewusst. Er war so in sich gekehrt und bändigte mit wütender Anspannung sämtliche Kräfte. Immer wieder durchfuhr ihn ein brennender Schmerz, als würde jemand seine Nerven punktieren. Schließlich erreichte er das kleine Wäldchen. So schnell wie möglich bahnte er sich einen Weg durch die wirre Masse aus Wurzeln, Ranken und Zweigen. Gleichzeitig musste er auf etwaige Fallen achten. Nach einigen Minuten bemerkte er, dass sein Gegner nicht mehr feuerte. Hatte er die Verfolgung aufgegeben? Yacoban blieb stehen.

Tiefe Stille herrschte im Wald, nur hin und wieder durchbrochen von einem schrillen Vogelschrei und vom verstohlenen Rascheln kleiner Tiere. Hie und da glitt ein Blatt aus den Wipfeln der Bäume. Insekten umschwärmten Yacoban, aber er konnte es sich nicht erlauben, sie zu verscheuchen und damit seine Konzentration zu stören. Yacoban aktivierte das Kommunikationsgerät an seinem Handgelenk und versuchte, Kontakt mit der STARFIRE aufzunehmen. Doch sämtliche Versuche scheiterten. Die Reichweite des kleinen Geräts war zu gering.

Eine gute Viertelstunde blieb Yacoban in dem kleinen Wald und lauschte auf verdächtige Geräusche. Erst als er sicher war, dass der Gegner die Verfolgung abgebrochen hatte, setzte er sich wieder in Bewegung. Yacoban verließ den Schutz der Bäume und marschierte über eine Lichtung. Immer wieder blickte er zum Himmel empor, doch den Gleiter konnte er nicht mehr entdecken. Yacoban ging an Brachfeldern und eingezäunten Wiesen vorbei, auf denen einige Tiere weideten. Die jüngst gepflügten Äcker glänzten braun. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Er blickte zwischen den Bäumen hindurch, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken.

„Wer ist da?“, fragte er halblaut. „Los, rauskommen!“

Ein großer, kräftiger Junge mit blonden Haaren kam hinter einem Gebüsch hervor. Er sah rußig aus. Ein Handbeil steckte in seinem Gürtelstrick. Um die Schulter hing ihm eine Tasche. In der Hand hielt er einen kleinen Speer. Er lächelte. Sein rundliches Gesicht, die mit Ruß beschmierte Nase, die blauen Augen, die abstehenden Ohren – alles schien mitzulachen. Yacoban fragte ihn, wer er sei und was er hier machen würde. Der Junge gab bereitwillig Auskunft. Er hieß Karag. Sein Vater Mecath stammte aus einem kleinen Ort am Waldrand und besaß dort eine Schmiede. Karag arbeitete als Schwertfeger. Sein Vater hielt sich mit anderen Schwertfegern in einem Köhlerlager auf und sei von ihnen zum Vorsteher erwählt worden. Karag war gegenwärtig Koch und auf der Suche nach Küchenkräutern.

„Zufrieden?“, beschloss er seine Antworten.

Yacoban nickte.

„Und wer seit Ihr?“, fragte der Junge.

Yacoban zögerte einen Moment, bevor er antwortete. „Ich bin auf der Durchreise. Ich komme aus dem Norden.“

„Durchreise? Wo habt Ihr euer Gepäck?“

„Das ... das wurde mir leider gestohlen“, behauptete der Major.

„Gestohlen? Dann solltet Ihr euch an die Behörden wenden. So etwas darf man sich nicht gefallen lassen.“

„Das werde ich auch tun. Aber ich fürchte, der Dieb ist bereits spurlos verschwunden.“

„Das ist schlecht“, meinte der Junge.

„Ob ich mich in eurem Köhlerlager wohl einige Zeit ausruhen dürfte?“

„Fragt meinen Vater. Glaub‘ schon, dass er euch Gastfreundschaft gewährt.“

Yacoban folgte dem Jungen. Nach einiger Zeit vernahm er die Geräusche von Äxten. Sie wurden lauter. Menschen riefen, Sägen knirschten. Es roch brandig. Kurze Zeit später erreichten sie eine Lichtung, an deren Rand Holzfäller arbeiteten. Als sie den Fremden sahen, hielten sie für einen Augenblick inne. Karag rief ihnen etwas zu. Sofort hämmerten die Äxte und knirschten die Sägen von Neuem. In der Mitte der Lichtung erhob sich eine Art Ringwall, aufgetürmt aus Stangenholz, Stempeln und Pfosten. Eine breite Einfahrt war freigelassen worden. Yacoban blieb stehen.

Karag verschwand im Inneren des Waldes und kam gleich darauf mit einem hochgewachsen, breitschultrigen Mann zurück. Das war offenbar Mecath. Er wirkte wie ein Riese. Seine eisernen Schürstangen überragten ihn um doppelte Haupteslänge. Er trug eine Lederschürze über dem nackten Oberkörper. Die Füße steckten in klobigen Holzschuhen. Unter der zerdrückten Lederkappe quoll blondes Haar hervor. Prüfend ruhten seine Augen auf Yacoban.

Karag wird sich um euch kümmern“, sagte er. „Wir Männer haben erst in einigen Stunden Zeit, wenn unser Tagewerk geschafft ist. Dann können wir weiterreden. Bis dahin ruht euch aus.“

Yacoban bedankte sich und machte einen kleinen Rundgang durch das Waldlager der Schmiede. Einige niedrige Häuser mit Flechtwerkwänden und Dächern aus Moos- und Rasenstücken dienten vermutlich als Schlafstätten. Neben ihnen befand sich eine Kochstelle: ein Herd aus Feldsteinen, zwei große Kessel, ein paar Holzpfähle mit aufgestülpten Eimern und Krügen, ein Küchentisch aus Baumstämmen und eine Vorratsgrube. Ein Dach aus Rutengeflecht schützte die Küche vor Unwetter.

Die Männer hatten sich nicht schlecht eingerichtet. Da entdeckte Yacoban die drei mächtigen Haufen im Ringwall. Dickbauchig waren sie, fast zwei Meter hoch und mit Rasenstücken und mit Sand bedeckt. Ein Mann mit eiserner Schürstange machte sich an ihnen zu schaffen. Bald stieß er seine Stange in einen der Haufen hinein, dass dicker weißgelber Rauch herausquoll, dann stopfte er an einem anderen Ende die Löcher zu. Bei den Haufen handelte es sich um Kohlemeiler.

In ihren Bäuchen schwelte das Holz zu Kohle für die Schmiedefeuer. Holzfeuer gab zu wenig Hitze. Es glühte das Eisen nicht richtig durch, um geschmiedet zu werden. Im Ringwall gab es noch einen vierten Meilerhaufen. An diesem wurde noch gebaut. Einige Männer schichteten lange Scheite auf. In der Mitte des Haufens ragten wie ein Turm kreuzweise übereinandergelegte Scheite empor. Um diesen Schacht herum wurde das Holz in mehreren Schichten gestapelt. Zum Schluss deckte man sie man sie mit Rasenstücken und Sand ab.

Yacoban blickte zu den Schmieden hinüber, die in der Nähe arbeiteten. Zwei von ihnen hatten eine Säge angesetzt. Knirschend fraß sie sich in den Baumstamm. Ein Mann mit einem schwarzen Vollbart führte das Wort. Die anderen nannten ihn Isted.

„Haltet ein!“, schrie er den Sägenden zu. „Setzt den Keil an!“

Metall klang gegen Metall. Isted trieb einen eisernen Keil mit der Rückseite seiner Axt in den Sägeschnitt. Der Baum ächzte und bebte. Aufmerksam beobachtete Isted den Wipfel. Noch einen Schlag. Es knisterte im Holz. Isted stieß einen Warnruf aus. Seine Gefährten sprangen zur Seite. Ein Bersten erklang. Der Baum neigte sich und stürzte krachend zu Boden.

Einige Männer machten sich über ihn her. Mit Handbeilen befreiten sie den Baum von Ästen und Zweigen und schlugen den Wipfel ab. Wieder knirschte die Säge. Der Stamm wurde in Stempel zerteilt, die Rinde abgeschält. Die Stammstücke kamen zum Ringwall, wo sie aufgestapelt wurden. Ein Pfiff schallte über die Lichtung. Die Köhler und Schmiede beendeten ihre Arbeit. Wenige Minuten später wurde im Ringwall ein Lagerfeuer angezündet, um die Insekten zu vertreiben. Die Schmiede wuschen sich im nahen Bach den Ruß und Schweiß vom Körper und zogen ihre Kleidung an. Anschließend setzten sie sich mit Yacoban ans Lagerfeuer. Zwei Jungen trugen einen Kochkessel heran. Ein Dritter folgte ihnen mit einer Kelle.

„He, Vodec, was gibt es Gutes?“, rief einer der Schmiede.

„Warum fragst du? Nach der Arbeit gibt es doch immer Hirse.“

Ein anderer schnupperte. „Riecht das nicht angebrannt?“

Vodec maß ihn mit einem verächtlichen Blick. „Wer keinen Hunger hat, braucht nichts zu essen, versteht ihr?“, sagte er gelassen und grinste.

Schweigend hielten die anderen ihre Schüsseln hin, als er den Hirsebrei austeilte. Auch Yacoban bekam etwas davon ab. Fleischhirse war es, duftete nicht übel und schmeckte noch besser. Nach der Hirse teilte der Junge gebratene Vögel aus. Sie wurden gerupft, ausgenommen, mit Kräutern gefüllt und auf geschälte Äste gespießt über das Feuer gehalten. Während die Vögel brutzelten, reichten die Männer eine dickbäuchige Kruke im Kreis herum, aus der es scharf nach Früchten roch.

„Sagt, woher kommt ihr, wenn man fragen darf?“, erkundigte sich Mecath.

Yacoban machte eine unbestimmte Handbewegung. „Aus dem Norden“, erklärte er.

„Sie sprechen unsere Sprache mit einem eigenartigen Akzent.“

„Finden Sie?“, erwiderte Yacoban kalt. „Ich wollte das Gleiche gerade von Ihnen behaupten.“

Mecath lachte und zeigte zwei Reihen weißer Zähne. „Und was führt Sie in diese Gegend?“

„Geschäfte.“

Nach einiger Zeit flossen die Gespräche am Lagerfeuer spärlicher. Die Vögel waren gar. Knochen krachten. Die Zähne kauten den Braten. Allmählich wurden die Männer heiterer. Kam das vom Spießbraten? Oder von der Kruke, die reihum ging?

Dann wurde es still am Feuer. Der Wind ließ die Flammen auflodern. Yacoban erhob sich.

„Vielen Dank für die Gastfreundschaft“, sagte er. „Aber ich muss mich jetzt wieder auf den Weg machen.“

„Wollt Ihr nicht bei uns übernachten?“, fragte Mecath.

„Nein, ich muss so schnell wie möglich den nächsten Ort erreichen. Man hat mir mein Gepäck gestohlen.“

„Oh, das ist eine üble Sache. Aber die Jäger werden den Dieb schon finden. Verlassen Sie sich darauf. Vermutlich waren es welche von den Unangepassten. Die klauen alles, was sie in die Finger kriegen können.“

Yacoban nickte. Er hütete sich jedoch, Mecath zu fragen, wen er als ‚Unangepasste‘ oder ‚Jäger‘ bezeichnete. Dadurch hätte er sich unweigerlich verraten. Er verabschiedete sich von den Männern, bedankte sich noch einmal für das hervorragende Essen und machte sich auf den Weg. Er schätzte, dass er ungefähr eine halbe Stunde marschiert war, als er endlich die Umrisse der ersten Gebäude entdeckte. Yacoban blieb stehen und betrachtete die Häuser und Straßen.

Die Gebäude waren einfache Holzhütten mit spitzen Dächern und angebauten Stegen. Weiter im Ortsinnern gab es größere Häuser, deren Dächer über die anderen hinausragten. Trotzdem erschien es ihm unglaublich, dass die Bewohner derart primitiver Bauwerke über die notwendige Technik verfügten, um eine Landefähre zu zerstören. Yacoban gestand sich jedoch ein, dass eine Ansiedlung axaraborianischer Schiffbrüchiger wahrscheinlich nicht viel besser aussehen würde. Der Ort wirkte verlassen. Die Häuser sahen düster aus. Langsam ging Yacoban weiter und zog unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern.

Die Hauptstraße schlängelte sich in engen Kurven zwischen den Häusern hindurch, führte mal in die Höhe, um dann wieder abzufallen. In seiner Verlassenheit erschien der Ort sinnlos, nicht einmal wie das Zeugnis einer Zivilisation. Kurz darauf erblickte Yacoban die Felder, die hinter dem Ort angelegt worden waren. Die Siedler hatten vor allem Gewächse angepflanzt, an denen rote Früchte wuchsen. Aber auch die Felder wirkten verlassen. Yacoban hatte plötzlich das Gefühl, in eine Falle geraten zu sein. Sein Blick wanderte wieder zu den Häusern. Kein Mensch war zu sehen.

Trotzdem hatte er den Eindruck, als würde er von allen Seiten beobachtet. Doch so sehr er die Gebäude auch anstarrte, er konnte kein Gesicht hinter den Fensterscheiben erkennen. Aus Neugier klopfte er an eine der Türen. Sie blieb geschlossen, obwohl er im Innern Geräusche hörte. Yacoban kannte das Misstrauen Fremden gegenüber, aber nirgendwo war es ihm in diesem Maße begegnet wie hier. Es kam ihm so vor, als ob die Leute Angst hätten. Ein unheimlicher Bann schien über diesem Ort zu liegen.

Plötzlich wurde ihm schwindelig und er begann zu taumeln. Es dauerte mehrere Sekunden, bis der Schwächeanfall vorüber war. Yacoban durchquerte eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden. Er fragte sich, ob er in eines der Häuser eindringen sollte. Vielleicht fand er im Innern Waren oder Nahrungsmittel. Doch er verwarf diesen Plan sofort wieder, weil er nicht wusste, ob sich jemand in den Gebäuden aufhielt. Yacoban war sich darüber im Klaren, dass seine momentane Unentschlossenheit vor allem darauf zurückzuführen war, dass ihm nicht einfiel, wie er seine Lage verbessern konnte. Die feuchtheiße Luft trug ebenfalls dazu bei, dass sich sein Zustand nicht verbesserte.

Als Yacoban in eine Seitenstraße einbog, sah er eine Frau mit braunen Haaren, die reglos auf dem Boden lag. Und er sah auch die dunkle Gestalt, die komplett in schwarzes Leder gekleidet war. Auf dem Kopf trug sie einen runden Helm. Das Visier war heruntergeklappt, sodass man das Gesicht nicht erkennen konnte. In der rechten Hand hielt sie eine Energiewaffe. Die Mündung war auf die Frau gerichtet. Yacoban wusste, dass er eingreifen musste, sonst war sie verloren. Mit einer schnellen Bewegung zog er den Strahler aus seinem Holster und richtete ihn auf die dunkle Gestalt.

„Waffe fallenlassen!“, befahl er.

Der andere reagierte ohne zu zögern. Er schwenkte den Arm mit dem Strahler herum und feuerte. Der grelle Energiestrahl jagte nur wenige Zentimeter an Yacobans Kopf vorbei. Instinktiv ließ sich der Major fallen und erwiderte das Feuer. Die Gestalt, die offenbar nicht mit einer Gegenwehr gerechnet hatte, wurde in die Brust getroffen, zurückgeschleudert und stürzte in die Flugbahn des Zweiten förmlich hinein. Sie fiel zu Boden, rollte sich herum und richtete die Waffe auf Yacoban. Der Major duckte sich unwillkürlich. Ein Blitz zuckte über ihn hinweg. Er verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Die ionisierte Luft knisterte.

Yacoban hob vorsichtig den Kopf. Er sah, wie sein Gegner die Waffe sinken ließ. Offenbar hatte sie nur eine begrenzte Ladekapazität. Er musste das Energiemagazin erst wieder ersetzen. Aber dafür griff er nach einem kleinen Gegenstand an seinem Gürtel, löste ihn und schleuderte ihn in Yacobans Richtung. Der Major erfasste, dass dieser Gegenstand gefährlicher war als alles andere, einer Bombe vergleichbar und vermutlich weitaus schlimmer in der Wirkung. Er schnellte hoch und feuerte dabei den nächsten Schuss ab.

Der andere war von der Reaktion überrascht worden. Bevor er ausweichen konnte, bohrte sich der Energiestrahl in die Brust. Die schwarze Gestalt kippte nach hinten und blieb regungslos liegen. Yacoban atmete auf. Er kannte die physische und psychische Stärke des Gegners nicht, aber er hoffte, dass er ihn diesmal eliminiert hatte. Yacoban näherte sich der Frau, die sich auf die Ellenbogen stützte und ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Furcht ansah.

„Es ist vorbei“, sagte Yacoban. „Der Kerl wird Ihnen nichts mehr tun.“

„Aber was ist mit den anderen? Er hat Ihr Gesicht bestimmt an die Zentrale übermittelt. Man kennt Sie jetzt und wird nach ihnen suchen. Man wird Sie finden. Wenn nicht jetzt, dann später. Sie haben einen Jäger getötet.“

Sie richtete sich auf. Ihre Kleidung war an mehreren Stellen zerfetzt, sodass die Haut darunter zum Vorschein kam.

„Keine Sorge“, erwiderte der Major, während er den Strahler in seinen Holster schob. „Ich werde schon mit denen fertig.“

„Sie sollten die Jäger nicht unterschätzen.“

„Warum war er hinter ihnen her?“

Die Frau schüttelte sich. „Ich habe einen Fehler gemacht“, antwortete sie. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ein Jäger hier herumstreift, als ich nach oben ging. Natürlich hat er mich sofort aufgespürt. Wir können froh sein, dass die Jäger meistens allein unterwegs sind. Nun, sie können es sich leisten. Ihren Waffen haben wir nichts entgegenzusetzen. Sie brauchen keine Verstärkung. Aus welchen Ort kommen Sie eigentlich?“

„Ort?“ Er schüttelte verwundert den Kopf. „Wenn Sie meinen, wo ich wohne – ich habe eine Kabine auf einem Raumschiff, das sich im Orbit dieses Planeten befindet. Es heißt STARFIRE. Und ich bin Major Miguel Yacoban. Ich gehöre zur Raumflotte von Axarabor.“

„Axarabor?“, wiederholte sie ungläubig. „Raumflotte?“

„Und wie heißen Sie?“

„Allyssa.“ Sie lachte leise. „Die Welt ist doch klein.“

„Nur Allyssa?“

Sie nickte. „Ja. Warum sollte ich noch mehr Namen haben?“

„Damit Sie sich von anderen Allyssa unterscheiden.“

„Ich heiße nur Allyssa. Das genügt.“

„Na gut, wenn Sie meinen.“

Allyssa deutete auf den Toten. „Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden. Bald werden andere kommen.“

„Was sind das für Leute?“

„Jäger. Das sagte ich doch schon. Sie sind keine Menschen. Woraus sie genau bestehen, wissen wir nicht. Wir schaffen es einfach nicht, in die Zentrale vorzudringen und Informationen zu sammeln. Niemand weiß, woher sie kommen. Sie sehen nur wie Menschen aus, aber sie sind künstlich. Schau.“

Sie packte den Kopf des Jägers, drehte ihn um hundertachtzig Grad und riss ihn mit einem heftigen Ruck vom Rumpf. Kabel kamen zum Vorschein, an deren Enden Funken sprühten. Yacoban presste die Lippen aufeinander. Demnach war dieser Jäger also ein Roboter. Diese Erkenntnis irritierte ihn. Roboter wurden als Dienstleistungsmaschinen konzipiert und programmiert, doch dieser Jäger hatte sich so verhalten, als ob er außerhalb seiner Programme selbstständig denken und handeln könne. Aber war das überhaupt möglich? Konnte ein Roboter Entschlüsse nach seinem eigenen Ermessen treffen? Ein Kybernetiker würde es verneinen. Ein Roboter folgte nur seiner Programmierung. Vielleicht hatte die Maschine einen Kurzschluss. Aber Allyssa hatte von mehreren Jägern gesprochen. Yacoban hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass alle Roboter einen Kurzschluss hatten. Aber wer programmierte Roboter darauf, Jagd auf Menschen zu machen?

„Und du weißt nichts über ihren Ursprung?“, forschte Yacoban weiter.