Am 20. Oktober erscheint Deinoid XT Band 5, »Hinter dem Schein«.
Drei Jahre sind seit dem „Großen Deinoiden-Aufstand“ vergangen, der unzähligen Menschen das Leben gekostet hat. Die großen Konzerne konnten den kompletten wirtschaftlichen Einbruch durch das Fehlen der genveränderten Klone nur verhindern, indem sie ihre Machtposition ausnutzten und das Rechtssystem dahingehend zu ihren Gunsten manipulierten, dass nahezu sämtliche Strafgefangenen in ihren Minen als Arbeitssklaven eingesetzt werden.
Auch der zu Unrecht verurteilte Dylan Breen gehört dazu. Doch statt dem erwarteten Tod findet er unerwartet Freunde – und Hoffnung.
Am 17. November erscheint Deinoid Band 6, »Silla«.
Weil die ›Shadow Dancer‹ sich um Dinge kümmert, die sie nichts angehen, ruft Chimairis ihre Agentin Shenmi auf den Plan. Die smarte Halb-Deinoidin soll in einem Trappist-System verhindern, dass Ty Hawkins sich zu weit in den Bereich der Geheimorganisation der Deinoiden hineinwagt.
Ein Auftrag, den sie nur zu gerne annimmt – fragt sie sich doch bereits seit Wochen, wo das Schiff und sein unkonventioneller Captain geblieben sind. Doch als Shenmi auf dem Planeten Silla ankommt, scheint es bereits zu spät zu sein: Ty ist verschwunden und hat offenbar unabsichtlich Mächte heraufbeschworen, mit denen auch Chimairis nicht gerechnet hat.
Deinoid Band 5
Impressum
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Epilog
Erstveröffentlichung September 2017
Copyright © 2017 Deinoid by Ben Ryker
Copyright © 2017 der eBook-Ausgabe by Verlag Peter Hopf, Petershagen
Cover und Umschlaggestaltung: Arndt Drechsler
Redaktionelle Betreuung: Thomas Knip
E-Book-Konvertierung: Die Autoren-Manufaktur
Alle Rechte vorbehalten
ISBN ePub 978-3-86305-208-9
www.verlag-peter-hopf.de
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Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.
Der Zustand des Bauwerks überraschte La’sahl genauso wie Wakiza. Die Yugashon und der Deinoid vergaßen darüber eine Weile sogar ihre Feindschaft.
Zusammen mit den Wissenschaftlern nahmen sie die Anlage im Bergmassiv auf Scandus in Betrieb. Schon beim Anflug zeigte sich, dass die Systeme der Baumeister auch nach der langen Zeit im Ruhemodus immer noch einwandfrei funktionierten. Wakiza konnte sich an kein anderes Bauwerk erinnern, welches auch nur annähernd so gut erhalten gewesen wäre.
Es wunderte ihn daher wenig, als La’sahl ihm mitteilte, dass die Yugashi es als Basis für ihre weiteren Operationen im Sonnensystem nutzen wollten. Wakiza informierte Eyota über diese Entscheidung. Beide sahen keinen Weg, wie sie es den Yugashi verwehren konnten. Sie ahnten aber auch, dass es die Lage im Sonnensystem weiter verkomplizieren würde.
Vorerst wollte Eyota auf Zeit spielen und es als das ansehen, was es in ihren Augen auch war. Lediglich eine Bitte oder Vorschlag der Yugashi, der nicht zwangsläufig umgesetzt werden musste.
Erde, Hauptquartier der NEO-Hanse, Brügge 6. Oktober 2615
Obwohl Dana Fedorova gegenüber Shenmi rundweg eine Änderung der bisherigen Vorgehensweise abgelehnt hatte, quälten die Leiterin der Hanse Security zunehmend Zweifel. Die Entdeckung der Energiesignatur in der nördlichen Region von Scandus war alarmierend. Doch die weitergehenden Beobachtungen des Jägers von Syberia hielt Fedorova für die Hirngespinste eines überforderten Mannes mit begrenzten intellektuellen Fähigkeiten. Daher hatte sie Shenmi zwar soweit zugestimmt, dass dem Vorhandensein der Signatur auf den Grund gegangen werden musste, aber eine Benachrichtigung des Vorstandes lehnte Fedorova rundweg ab. Die zurückliegenden Wochen schienen sie darin bestätigt zu haben, denn die Mannschaft der Shadow Dancer konnte bislang keine neuen Informationen liefern. Die Leiterin der HS studierte mit gefurchter Stirn die Meldung vom Kommandanten der Argos. Die Inspektion des Raumschiffes auf der Mondwerft war erfolgreich abgeschlossen worden und nun mussten neue Einsatzorders ergehen.
»Die Übereinstimmung der Energiesignatur im Asteroidengürtel mit der auf Scandus bleibt verdächtig«, murmelte Fedorova und nippte am aromatischen Cognac.
Die Flüssigkeit des hochprozentigen Getränks rann warm ihre Kehle hinunter und löste eine angenehme Explosion im Magen aus. Nachdenklich betrachtete Dana Fedorova ihr eigenes Spiegelbild im Display, während sie um eine Entscheidung rang. Natürlich hatte sie eine Meldung über die Informationen von Shenmi verfasst und sorgsam im System versteckt. Schließlich wusste man nie, wann Bao Shu durch andere Quellen davon erfuhr und dann musste Fedorova dem Vorstandsvorsitzenden der NEO-Hanse etwas präsentieren können. Dass die Leiterin der HS die Meldung als wenig wahrscheinlich qualifiziert hatte, erklärte die fehlende Übermittlung an Shu. Mit der Entsendung des Forschungsraumschiffes nach Scandus konnte Fedorova ihre Position weiter stärken. Zum einen musste sie sich nicht mehr ausschließlich auf die Erkenntnisse von Hawkins verlassen und zum anderen bewies sie damit, dass sie trotz großer Skepsis ihren Aufgaben mit der nötigen Sorgfalt nachging. Zufrieden mit dieser Einschätzung verfasste Dana Fedorova die Einsatzorder, die sie anschließend mit einem Dringlichkeitsvermerk an den Kommandanten der Argos versah. So war gewährleistet, dass Han Song sie unmittelbar nach ihrem Erscheinen auch lesen und bestätigen würde. Nachdem Fedorova diese Entscheidung gefällt hatte, konnte sie sich anderen Dingen aus ihrem Aufgabenbereich widmen. Unter anderem ging es um die leidige Angelegenheit des Piratenanführers, der als ›Korsar‹ bezeichnet wurde. Der dreiste Überfall auf Katorga11 hatte wie erwartet mächtige Wellen geschlagen und wurde besonders von Igor Granat gegen seine Widersacherin im Vorstand verwendet. Er hatte in allen Sitzungen immer wieder den Finger in diese Wunde gelegt und so Fedorovas Position untergraben. Es wurde Zeit, dem etwas entgegenzusetzen. Seit zwei Wochen arbeitete Dana Fedorova an einem Plan, wie man den ›Korsaren‹ in eine Falle locken und ergreifen konnte. Damit würde sie wieder ihr Punktekonto bei Bao Shu ins Plus drehen.
*
Scandus, nördliche Region, 6. Oktober
Die Aufgabe würde schwerer als erwartet werden. Ty Hawkins lehnte an einen Baumstamm und schaute hinüber zur Lichtung. Dort stand Rinat Arsal mit drei der Jäger zusammen, in dessen Gemeinschaft er sich hatte erholen können. Als er leise Schritte hinter sich vernahm, drehte Ty leicht den Kopf. Lydia nickte in Richtung Rinats.
»Läuft nicht so wie geplant, oder?«, fragte sie.
»Nein. Die Siedler wollen keinen Ärger mit dem Clan bekommen und unsere Anwesenheit ist daher wohl unerwünscht«, erwiderte Ty.
Sie hatten einfach nicht erwartet, dass die Suche nach dem Raumschiff oder dessen Energiesignatur so lange dauern würde. Immer wieder stieg das Shuttle auf und flog in festgelegten Sektoren Kontrollflüge. Doch nie entdeckten Che und Torak einen Hinweis auf das getarnte Raumschiff. Ihre Versuche, mittels Scanner den gut verborgenen Zugang zur Anlage im Bergmassiv zu finden, schlugen ebenfalls kläglich fehl. Als einer der Jäger urplötzlich einen wilden Satz nach hinten vollführte, sich in der Luft einmal um die eigene Achse drehte und dann in ein Gebüsch stürzte, flog Tys Hand zur Pistole im Halfter.
»Die Späher des Clans haben uns gefunden!«, stieß Lydia keuchend hervor.
Während Rinat sich einfach zu Boden fallen ließ, trafen die Geschosse aus einer Bündelladung den Oberkörper eines der Dorfbewohner. Die Angreifer töteten gnadenlos. Ty feuerte auf eine Gestalt, die er für den Bruchteil einer Sekunde hinter einem Felsbrocken ausmachen konnte. Steinsplitter flogen davon, doch der Angreifer bewegte sich weiter. Lydia hatte ein weiteres Clanmitglied entdeckt und schoss auf den Späher. Ihr Feuer verschaffte Rinat sowie dem dritten Jäger die nötige Zeit, um aus der Gefahrenzone zu gelangen. Ty suchte nach dem Angreifer, der sich anscheinend in östlicher Richtung nahe der Lichtung durchs Unterholz schlug. Er spürte tiefe Verbitterung in sich aufsteigen. Die Dorfgemeinschaft war nicht sehr groß und die wenigen Jäger sorgten für das Überleben in dieser harten Umgebung. Einer hatte mit seinem Leben dafür büßen müssen, dass Ty und seine Crew ihre Gastfreundschaft über Gebühr strapaziert hatten. Ein zweiter war verletzt worden. Da er sich aber aus eigener Kraft hatte in Deckung bringen können, bestand noch Hoffnung. Aus dem Augenwinkel registrierte Ty eine Bewegung seitlich hinter Lydia.
»Vorsicht! Sie haben uns umgangen«, rief er warnend und wirbelte bereits mit der Mara45 im Anschlag herum.
Noch bevor seine Bündelladung durchs Geäst des Strauches krachte, hinter den sich einer der Angreifer geschlichen hatte, bäumte der sich auf und stürzte in einer Korkenzieherbewegung zu Boden. Rinat kam mit grimmiger Miene hinter einem Felsen zum Vorschein. Der Jäger von Syberia hatte die List der Angreifer vorher durchschaut und konnte daher schneller reagieren.
»Das war knapp. Wir müssen weg von hier. Ich habe mehr als fünf Angreifer gezählt«, stellte Rinat fest.
Obwohl es Ty wurmte, stimmte er zu. Sie mussten wohl oder übel die Männer aus der Siedlung sich selbst überlassen. Vermutlich würden die Angreifer des Beringson-Clans aber eher der Besatzung der Shadow Dancer folgen, wodurch die Chancen der Jäger aus dem Dorf sich erheblich verbesserten.
»Ich habe das Notsignal abgesetzt«, sagte Lydia.
Damit alarmierte sie Che, mit dem Shuttle zum Ausweichpunkt zwei zu kommen und sie dort an Bord zu nehmen. Bis zu dem kleinen Felsplateau mussten Ty und seine beiden Begleiter allerdings noch gute vier Kilometer heil überstehen. Rinat übernahm wie selbstverständlich die Führung der Gruppe. Während seiner Rekonvaleszenz hatte er reichlich Gelegenheit gehabt, sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Lydia folgte dem drahtigen Mann, während Ty den Schluss bildete. Sie schafften zwei Kilometer, ohne erneut in einen Kampf verwickelt zu werden. Dann hob Rinat warnend die Hand, sodass Lydia und Ty sich duckten. Keine Sekunde zu früh, Dort wo sich gerade noch der Kopf von Lydia befunden hatte, rissen die Geschosse ganze Stücke aus einem Baumstamm. Ty drehte sich im Uhrzeigersinn um sich selbst und dann brachte er blitzschnell die Mara45 in Anschlag. Instinktiv wählte er Einzelfeuer und jagte drei Kugeln in Richtung des Mannes, den er auf einer Anhöhe rechts von sich bemerkt hatte. Der gellende Schrei des Getroffenen führte zu einer langen Serie von Schüssen aus verschiedenen Richtungen.
»Sie haben uns den Weg versperrt«, rief Rinat.
Alle drei erwiderten das Feuer, während sie sich rückwärts bewegten.
»Hast du eine alternative Route für uns?«, fragte Ty.
Der drahtige Jäger nickte knapp und machte ihnen mit einer Geste klar, dass sie ihm folgen sollten. Dicht an dicht jagten sie durchs Unterholz. Immer wieder rissen Geschosse kleine Äste oder Rindenstücke aus den Bäumen. Ty fuhr sich automatisch mit der Linken über die Wange, als einige Aststücke die Haut ritzten. Dann stoppte Lydia vor ihm abrupt, sodass er sie um ein Haar über den Haufen gerannt hätte. Als Ty über ihre Schulter schaute, entfuhr ihm ein ungläubiger Ruf. Sein Blick erfasste den schnell fließenden Fluss, der sich unterhalb eines steilen Abhanges durch eine Schlucht schlängelte.
»Kommt es dir auch irgendwie bekannt vor?«, fragte Lydia anzüglich.
Gleich darauf sprangen sie schnell hintereinander in die Tiefe, da ihre Häscher zügig näherkamen.
*
Torus, Zentrale, 6. Oktober
Für Eyota und die anderen Deinoiden war es mittlerweile fast normal, sich auf dem Torus zu bewegen. Angesichts der stabilen Umweltsysteme beriet sie sich mit Wakiza, ob es nicht an der Zeit wäre, den größten Teil der Wissenschaftler permanent auf der Raumstation zu belassen.
»Das wäre vermutlich wirklich sehr sinnvoll«, räumte Wakiza ein.
Tief in seinem Inneren behagte ihm dieser Gedanke dennoch wenig. Wakiza führte es auf den Umstand zurück, dass es zu seinem Wesen als Krieger gehörte, immer auf der Hut zu sein.
»Es würde nicht nur ihre Arbeit erheblich erleichtern, sondern auch die Einsatzfähigkeit der Krähenwind verbessern«, ergänzte Eyota, die offenbar die Skepsis ihres Mentors spürte.
Mit einem knappen Nicken gab Wakiza endgültig nach.
»Ja, ich werde einen Sicherheitschef bestimmen und dafür sorgen, dass ihm ständig eine Mannschaft auf dem Torus zur Verfügung steht«, erwiderte er.
Als Wakiza sich bereits abwenden wollte, hielt Eyota ihn am Arm zurück. Verblüfft wandte er sich zu ihr um.
»Da wäre noch etwas«, sagte sie.
Es fiel Eyota nicht leicht, aber sie hatte sich bereits mit dem Ratsführer auf der Hauptwelt besprochen und seine Genehmigung eingeholt.
»Ich bleibe ebenfalls ab sofort permanent auf dem Torus«, sagte sie.
Der blaue Kreis um Wakizas Iris glühte förmlich auf. Es war ein deutliches Zeichen, wie sehr ihn diese Eröffnung traf.
»Das halte ich für keine gute Idee. Früher oder später muss der Rat entscheiden, ob wir den Torus mit einer permanenten Mannschaft ausstatten oder nicht. Wenn ja, wird natürlich auch ein Leiter der Station ernannt werden«, gab er seinen Bedenken laut Ausdruck.
Wakiza wollte weitere Argumente vorbringen, doch da veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Offenbar spürte er, dass diese Entscheidungen längst gefällt worden waren und zwar ohne Rücksprache mit ihm. Das Pulsieren des blauen Ringes ließ nach und gleichzeitig wechselte die Farbe in ein dunkles Türkis. Eyota senkte beschämt den Kopf.
»Du hast es bewusst hinter meinem Rücken gemacht«, stellte Wakiza fest.
Um sie herum eilten Techniker herum. Sie überwachten die Funktionen des Lebenserhaltungssystems des Torus, behielten die Langstreckensensoren im Blick oder kommunizierten mit der Besatzung der Krähenwind. Alles wirkte schon sehr eingespielt und verströmte den Anschein von Normalität. Wakiza verdrängte seine Verärgerung sowie die Enttäuschung über Eyotas Verhalten. Nüchtern betrachtet konnte er die Entscheidung des Rates sogar nachvollziehen. Unglücklicherweise sah er in Eyota so etwas wie eine Adoptivtochter und erkannte, dass sein Bedürfnis sie zu beschützen, ihrer persönlichen Entwicklung im Weg stand. Er räusperte sich. Dann legte Wakiza seine Rechte auf die Schulter Eyotas und veranlasste sie, den Kopf zu heben und seinen Blick zu erwidern.
»Du bist soweit. Ich akzeptiere deine Entscheidung und werde dich weiterhin nach Kräften unterstützen. Vermutlich wird es schon bald einen regen Schiffsverkehr in diesem Sektor geben. Da kommt jede Menge Arbeit auf dich zu, damit die Menschen nichts davon mitbekommen«, sagte er.
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf Eyotas Gesicht aus und Wakiza spürte den Anprall warmer Gedanken in seinem Kopf. Diese Expedition verlief völlig anders als erwartet. Damit musste man zwar immer rechnen, doch dieses Mal schien es großen Einfluss auf das gesamte Schicksal der Deinoiden zu nehmen. Wakiza hatte für den Bruchteil einer Sekunde das Bild eines schnell eskalierenden Konflikts vor Augen. Seine Vision war offenbar so stark, dass sogar Eyota sie registrierte. Ihr besorgter Blick forschte in Wakizas Gesicht.
»Vergiss es, Eyota. Das sind die üblichen, trüben Gedanken eines alten Kriegers. Wir können nicht anders«, wehrte er schnell ab.
Wakiza war froh, dass Eyota ihm diese Beschwichtigung abkaufte. Kurz darauf verließ er den Torus und kehrte zurück zur Krähenwind. Als Wakiza vom Landedeck mit dem Lift hinauf zur Brücke schwebte, sprang ihn diese Vision nochmals an. Dieses Mal jedoch klarer und zugleich verstörender. Wakiza spürte den dunklen Eingebungen nach und war sich ziemlich sicher, dass sie aus den Gedankenströmen der Yugashi kamen. Konnte es wirklich sein, dass dieses aggressive Volk auf eine kriegerische Auseinandersetzung hinarbeitete? Wakiza hielt es nicht für undenkbar. Die Anzahl der Bauwerke deuteten darauf hin, dass die Baumeister in diesem Sektor der Galaxis besonders aktiv gewesen waren. Eventuell gab es sowohl im Bauwerk auf Scandus als auch in dem auf der Erde endlich Informationen über die Herkunft sowie Ziele dieses hoch entwickelten Volkes. Wer über diese Informationen verfügte, konnte sich einen entscheidenden Vorteil bei der weiteren Auswertung der Archive in allen anderen Bauwerken verschaffen. Mit diesen düsteren Gedanken betrat Wakiza zwei Minuten später die Brücke der Krähenwind. Ab sofort würde er seine Sinne noch mehr öffnen, um mögliche Strömungen zu erfassen.
*
Scandus, nördliche Region, 6. Oktober
Das Wasser war eiskalt und die Strömung machte es Ty fast unmöglich, sich kontrolliert zu bewegen. Mit aller Macht kämpfte er sich an die Oberfläche, die allerdings wie ein kochender Wasserkessel brodelte. Immer wieder schluckte Ty Teile der bitter schmeckenden Flüssigkeit und musste die Lider wegen der Gischt zusammenkneifen. Trotzdem gelang es ihm, sowohl die schwimmende Lydia als auch den Jäger von Syberia auszumachen. Sie kämpften genauso gegen die verrückte Strömung an, die aber auch ihr Gutes hatte. Ty und seine beiden Begleiter entfernten sich rasend schnell von der Stelle, an der sie ins Wasser gesprungen waren. Ihre Verfolger konnten zu Fuß keinesfalls mithalten und falls sie irgendwo ein Flugboot hatten, verloren sie dennoch jede Menge Zeit, um dorthin zurückzulaufen. Ty schluckte Wasser, spuckte es wütend aus und kniff dann die Lider gegen die tief stehenden Sonne zusammen. Täuschten ihn seine Sinne?
»Schnell geschaltet, mein Freund«, murmelte er Sekunden später.