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Band 6

 

Alexander Knörr

 

 

Geheimkommando Chepesch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Twilight-Line Medien GbR
Obertor 4
D-98634 Wasungen

www.twilightline.com

ISBN 978-3-944315-54-6
1. Auflage, Juli 2017
eBook-Edition

© 2017 Twilight-Line Medien GbR
Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder mit Begebenheiten in der Vergangenheit und Gegenwart sind rein zufällig.

 

 

Geheimkommando Chepesch

 

Athribis

 

„Und Ihr seid sicher, dass uns hier niemand sehen kann?“ Harald Pettenkofer wischte sich den Schweiß, der sich auf seiner Stirn in einem breiten Film gebildet hatte, mit dem Handrücken weg und schaute aufgeregt auf den riesigen Bildschirm vor sich.

„Ja, Harry, du kannst sicher sein, dass uns niemand entdeckt, wir sind weder für Augen noch Instrumente sichtbar“, beschwichtigte Bernfried, von seinen Kumpels gerne Bernd genannt, den Neuen in der kleinen Einsatzeinheit.

Die anderen vier Insassen des Antillarius schmunzelten vor sich hin. Es war immer ein Fest, mit anzusehen, wie Neulinge auf die technischen Errungenschaften ihrer Verbündeten im Erdwiderstand reagierten. Und der Antillarius machte auf jeden Neuling einen ganz besonderen Eindruck.

Harald oder Harry, wie ihn alle nannten, war erst seit vier Wochen beim Erdwiderstand und es war sein erster Einsatz, seit er der Einheit „Terra 12“ zugeteilt worden war. Die Terra-Einheiten waren kleine Trupps, zwischen fünf und sieben Mann stark, die koordinierte Einsätze gegen die Nukarib durchführten. Mittlerweile gab es vierundzwanzig solcher Terra-Einheiten. Und sie waren ständig in Bewegung, um Anschläge, bewaffnete Einsätze oder wie momentan Terra 12, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Die Terra-Einheiten waren überall auf der Erde verstreut stationiert. Sodass diese nie komplett auffliegen konnten. Und nur eine Handvoll Menschen wusste überhaupt, wo welche Terra-Einheit im Einsatz oder stationiert war. Der Erdwiderstand tat alles, um den Nukarib nicht aufzufallen und nicht von ihnen entdeckt zu werden. Und bis dato waren auch die meisten Einsätze der Nukarib gegen den Erdwiderstand erfolglos oder nur von mäßigem Erfolg gekrönt.

Harry war der Einheit 12 zugeteilt worden, deren Station im Berliner Umland beheimatet war. In einem dicht besiedelten Industriegebiet gab es einen Motorradhändler, dessen Werkstatt und Lager von der Widerstandsgruppe genutzt wurde. Peter Semmler, der Inhaber des Geschäftes, war nicht nur leidenschaftlicher Biker, sondern auch Mitglied der Widerstandseinheit und somit konnte er spielend leicht dafür sorgen, dass sie nicht auffliegen konnten. In seiner Lagerhalle stand normalerweise auch der Antillarius, mit dem sie nun getarnt über den Planeten flogen. Die Antillarius waren wahre Wunderwerke der Technik und stammten von den Pelasgern, die als Verbündete des Erdwiderstandes ebenfalls gegen die Nukarib kämpften. Diese kleinen, wendigen Geräte konnten sowohl fahren als auch fliegen, oder auch in Gewässern tauchen. Sie waren mit einer derart resistenten Panzerung ausgerüstet, dass sie theoretisch sogar in einen glühenden Lavastrom hineintauchen konnten, ohne dass die Insassen oder das Gefährt an sich gefährdet werden würden. Neben der Tarnung, die auch die Instrumente der gängigen Scantechnologie der Nukarib täuschte, waren die Antillarius auch sehr gut mit verschiedenen Waffensystemen ausgestattet und boten Platz für bis zu acht Besatzungsmitglieder, die dort, wenn es sein musste, einige Wochen aushalten konnten. Vorräte, Wasser und Waffen waren immer für diese mögliche Extremsituation vorgesehen und die Aggregate des Antillarius liefen, ohne eine Aufladung zu benötigen und Dank dem Erz Purit, 500 Erdenjahre!

Aber das eigentliche Wunder an dem Antillarius war, dass jedes dieser kleinen Panzerschiffe ausgerüstet war mit einem Portal, dass den Antillarius und seine Besatzung in Sekundenschnelle überall ins Universum bringen konnte. Eine Technik der Pelasger, die sonst noch von keiner Spezies im bekannten Weltraum verwendet wurde und die nur durch den Einsatz von Purit, einem unscheinbaren, blau-silbrig schimmernden Gestein, möglich gemacht wurde. Purit war höchst selten und der Abbau war nicht mit technischen Geräten, sondern nur in beschwerlicher Handarbeit möglich. Die Nukarib hatten zwar auf dem Exilplaneten Eureka Puritvorkommen gefunden und bauten diese auch mit ihren menschlichen Sklaven ab, aber sie konnten bisher glücklicherweise noch keine Techniken entwickeln, die das volle Potential des Purit als Waffe oder eben als Energiegeber für Portale nutzen konnten. Alle im Widerstand hofften, dass dies noch lange so bleiben würde. Denn wenn die Nukarib irgendwann mit ihrer Technik so weit wären, Purit in vollem Umfang nutzbar zu machen, dann wäre dies ein riesiger Rückschlag für etliche Systeme, die von den Nukarib unterdrückt werden.

Harry starrte weiter mit etwas wirrem Blick auf den großen Bildschirm, der die gesamte Frontpartie wie eine Windschutzscheibe an einem Auto einnahm. An den Seitenwänden waren vereinzelt noch kleinere Bildschirme. Alle zeigten die Umgebung direkt so, wie man sie aus einem dortigen Fenster sehen würde. Fenster waren jedoch, aus Stabilitätsgründen, nicht vorhanden.

Langsam flogen sie in 3000 Meter Höhe über die Landschaft, die sich tiefrot unter ihnen abbildete. Sie überquerten einige dichte Wälder, die in saftigem Grün standen und kleine Dörfer, deren Architektur mit Glas und Metall ihnen ins Bewusstsein rückte, dass sie auf einem fremden Planeten waren. Sie waren auf Chepesch, einem Planeten in einem fernen Sonnensystem. Hunderte Lichtjahre von der Erde entfernt. Schon die alten Ägypter auf der Erde kannten Chepesch als Sternbild. Dessen Hauptstern hieß wirklich so. Dies war kein Zufall, denn die alten „Götter“ überlieferten den frühen Menschen dieses Wissen. Laut den alten Überlieferungen gab es sogar den Gott Chepesch, der aus diesem Sternbild stammte und auf die Erde zu den Menschen kam.

„Fantastisch diese Umgebung! Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir hier sind“, stammelte Harry, während sich am Horizont Felder in verschiedenen Farben abzeichneten und von einer der beiden Sonnen, die am Firmament erkennbar waren, angeschienen wurden.

„Die beiden Sonnen sorgen dafür, dass es hier nie dunkel wird. Denn sie stehen ziemlich genau so, und der Planet dreht sich in einer Geschwindigkeit um seine eigene Achse und um eine der Sonnen, das immer, wenn die eine untergeht, die andere aufgeht“, erklärte Melanie, die als wissenschaftlicher Offizier dem Team angehörte.

„Und wie schlafen die dann hier?“, fragte Harry verdutzt nach.

„Keine Ahnung, aber die Pflanzen haben sich wohl dermaßen auf die Umgebung eingestellt, dass sie keine Dunkelheit benötigen, sondern immer nur der Sonne ausgesetzt sind und trotzdem prächtig wachsen. Die Farmer hier auf dem Planeten können damit bis zu vier Ernten in einem Planetenjahr einfahren. Und das ist mit 403 Erdentagen nur ein wenig länger als ein Jahr auf der Erde.“

„Woher wissen wir so viel von diesem Planeten? Ich denke, wir waren noch nicht hier?“

„Die Pelasger und die Leute vom Orden der Zwölf haben diese Informationen aus den atlantischen Schulen erhalten und waren so freundlich und haben uns ein paar Daten gesendet“, erklärte Peter.

„Dann haben die uns doch hoffentlich auch die Adresse von diesem Chepesch mitgeschickt, oder?“, witzelte Harry.

„Leider nicht. Den müssen wir schon selbst finden. Was wohl nicht so ganz einfach werden wird. Aber wir suchen erst einmal nach Anlagen, die für ein Genlabor infrage kommen könnten.“

„Wie sieht denn ein Genlabor aus? Das könnte jedes Haus sein.“

„Es muss schon etwas größer sein, wenn es als Ausbildungsstätte dieser geklonten Krieger dienen soll“, ergänzte Melanie mit einem Zwinkern Richtung Harry. Dabei lächelte sie sanftmütig und stellte den Kopf ein wenig schräg. Harry durchzuckte es auf einmal und ein wohliges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Gefolgt von einem leichten Kribbeln. Auch er lächelte und hielt den Blickkontakt. Bis Peter auf einmal ausrief: „Schaut mal dort!“

Peter zeigte mit dem Finger auf einen Teil des Bildschirmes, der eine kleine Ansammlung von Gebäuden zeigte. Mit zwei Handgriffen wurde der Teil des Bildschirmes, auf dem sich die Gebäude abzeichneten, „ausgeschnitten“ und auf einem weiteren Bildschirm stark vergrößert dargestellt. Alle versammelten sich nun um diesen und betrachteten die Szenerie.

Zwischen den Gebäuden waren größere Plätze, auf denen etwas wunderlich aussehende Geschöpfe in Reih und Glied standen und exerzierten, bzw. in Nahkampfübungen vertieft waren.

„Wow!“, rief Melanie erstaunt aus.

„Sind die Dinger so groß wie LKWs oder sind die Gebäude so klein?“

Sie waren so groß! Was die sechs Widerständler dort sahen, waren etwa drei Meter große Geschöpfe, die zwar mit zwei Beinen und Armen aussahen wie Humanoide, die aber eine anscheinend schuppige und augenscheinlich dicke Haut hatten. Auf dem muskulösen Körper und dem kurzen Hals ruhte ein länglicher, nach vorne gestülpter, reptilienartiger Kopf, der an den Kopf eines Krokodils erinnerte.

„Krokodilmenschen?“ Giorgio, der Italiener im Team, war fassungslos.

„Also gibt es sie doch!“ Andreas Staudi war überrascht, aber doch zum Erstaunen der anderen Teammitglieder sehr gefasst.

„Wie, es gibt sie doch? Wusstest du davon?“, fragte Peter nach.

„Nicht direkt. Nummer Eins vom Orden der Zwölf sagte mal so etwas. Dass es wohl einige Mischwesen gibt, die in unseren Mythen und Legenden verankert sind und die doch keine Fantasie unserer Vorfahren waren, sondern reale Wesen sind, die durch die Wissenschaftler der Nukarib erschaffen wurden, um ihnen zu dienen. Bei der Liste der Mischwesen, die wir besprachen, ging es auch um diese Krokodilmänner – die Chentechtai.“

„Wir kennen sogar den Namen dieser Biester?“, staunte Giorgio nicht schlecht.

„Es gibt noch vieles, das wir nicht wissen, und das die Nukarib in Zehntausenden von Jahren erschaffen haben“, ergänzte Peter.

„Die Menschheit kennt die Chentechtai aus der ägyptischen Mythologie. Dort war allerdings nur der Gott Chentechtai bekannt, der aus dem Ort Athribis stammte. Dass die Chentechtai eine ganze Rasse waren – egal ob diese von den Nukarib künstlich erschaffen wurde oder nicht – war nicht bekannt. Man munkelte im Orden der Zwölf davon, weil die Krokodilmänner auf verschiedenen Stelen an ganz unterschiedlichen Orten auftauchten, fand aber nirgendwo auf der Erde schlüssige Beweise dafür“, klärte Andreas weiter auf.

„So kann man sich irren – das sind Tausende dort unten“, platzte es aus Melanie heraus.

„Jetzt haben wir natürlich ein Problem“, gab Peter stirnrunzelnd zu. „Wie kommen wir dort hinein? Denn ich denke, das Genlabor, das wir suchen, ist direkt dort unten.“

„Müssen wir da überhaupt noch hin?“, fragte Bernd, „Denn die Gefahr geht ja eigentlich nicht mehr von dem Genlabor aus, denn die Experimente und damit die Bedrohung für uns läuft dort tausendfach herum.“

„Du hast schon Recht, die unmittelbare Gefahr ist nicht mehr die, der unser Auftrag zugrunde lag, das Experiment ist nicht erst in der Mache, es ist, wie es aussieht schon lange umgesetzt. Am besten wir kontaktieren die Zentrale und fragen nach Rat.“

Und während Peter den Satz noch zu Ende sprach, stellte Bernd schon die Verbindung zur Zentrale des Widerstandes auf der Erde her.