Editeur : BoD – Books on Demand GmbH

12-14 rond-point des Champs Elysées – 75008 Paris

Impression : BoD-Books on Demand GmbH, Norderstedt, Allemagne

Name des Autors/Rechteinhabers : Evelyne DA SILVA

Illustration : Pierre CABOURET

Übersetzung : Peer JANSSEN

ISBN : 978-2-322-00281-8

Pflichtabgabe: Januar 2016

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

An alle, von hier oder von woanders, die uns geholfen haben, einen Schritt hin zum Verständnis zu gehen.

INDEX

VORWORT

Sind wir wirklich allein, wenn wir Einsamkeit erleiden? Sind wir wirklich von unseren Verstorbenen getrennt und sind sie überhaupt wirklich verschwunden? Was kreist um uns, ohne dass wir uns dessen bewusst sind? Was hat eine Bedeutung, und welche Bedeutung geben wir den Dingen, um uns zu beruhigen? Warum gehen wir durch oft unerklärte Lebensetappen? Welcher Zufall bewirkt die Begegnungen und Ereignisse?

Von wem erhalten wir die Hilfe, wenn wir unsere Bitten oder unsere Notfallmeldungen ins Universum senden? Von unserer geliebten Großmutter, von unserer zu früh gegangenen Schwester, von unserem verstorbenen Ehemann? Von den Engeln, aber gibt es sie wirklich? Von einem Seelenführer vielleicht? Aber wer ist er eigentlich?

Welten zu entdecken, deren Existenz wir uns nicht (klar) vorstellen können, Dimensionen der feinstofflichen Sphären und ihre zeitlichen und räumlichen Einflüsse kennen zu lernen, kann uns schwindelig machen oder – umgekehrt – uns berauschen, während es uns gleichzeitig beruhigt und uns ermöglicht, uns selbst in Bezug auf die Anderen, die Dinge und das Leben einzuordnen, indem dem Leben Sinn gegeben wird. Und wenn wir versuchen, mit Ihnen die Erfahrungen zu teilen, die wir seit etwa 15 Jahren in der Therapie, aber auch entlang unseres Lebenswegs erlebt haben, so sind wir uns dennoch bewusst, dass wir nur an den Böschungen einer Welt anlegen, die unendlich groß ist.

Die Ebene der Materie, die der Emotionen, aber auch die feinstoffliche Ebene – mit anderen Worten: das Greifbare und das nicht Greifbare – sind untrennbar und unentwirrbar miteinander verwoben. Sie beeinflussen sich gegenseitig innerhalb eines Individuums, interagieren zwischen den Menschen, aber auch im ganzen Universum. Und dieses wirkt in ungeahntem Ausmaße sowohl innerhalb der Welten, aus denen es zusammengesetzt ist, als auch auf die Wesen, die es bewohnen. Die Kenntnis über das „Kollektive Unbewusste“, das seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist, hat uns ebenfalls andere Türen geöffnet. Dahinter steckt die Theorie, dass eine Gesellschaft, eine Nation oder eine Gruppe eine Entität bildet, die sich wie ein globales Individuum verhält, wie ein homogenes Ganzes. Man redet dabei sogar von Gruppenseele.

Die Quantenphysik, die im 20. Jahrhundert ergründet wurde, und noch mehr die Theorie der morphischen Felder, entwickelt von Rupert Sheldrake, Doktor der Biologie und Forscher am Institut für noetische Wissenschaften Kaliforniens, bringt uns dazu zu hinterfragen, was den Menschen, die Natur und alle Phänomene verbindet, die die heutige Wissenschaft entweder noch schwer erklären kann oder einfach nicht akzeptieren will.

Alle Handlungen, Gedanken, Worte, Gefühle, Erinnerungen – selbst diejenigen, auf die wir nicht geachtet hatten – sind in unserem Körpergedächtnis und unserem Unterbewusstsein gespeichert. Unser Körper besteht aus zahlreichen Energieparzellen, in denen alle Daten beieinander wohnen, die unmittelbar, inhärent zu uns selbst gehören, aber auch diejenigen, die wir von unseren nahen oder fernen, identifizierten oder unbekannten Ahnen geerbt haben. Diese generationen-übergreifenden Informationen jedoch, deren Auswirkungen wir nur selten erahnen und die wir demzufolge nicht beherrschen, spielen ziemlich oft eine parasitäre Rolle, die den Verlauf unserer Existenz heimtückisch und in schwer messbarem Ausmaß durcheinanderbringen kann.

Zu diesen Speichern kommt der Einfluss unserer zahlreichen früheren Leben hinzu, von denen wir (glücklicherweise?) nur selten eine Erinnerung behalten. Alle unsere persönlichen Daten werden in einer „universellen Datenbank“ gespeichert.

Schon beim Aufsagen all dieser Komponenten könnten wir Lust haben, uns den Schweiß von der Stirn zu wischen, und dennoch darf man nicht die Bedeutung der feinstofflichen Welt vergessen, die sehr oft mit Recht als Parallelwelt bezeichnet wird. Auf welche Weise, zu welchem Grad beeinflusst sie unsere Verhaltensweisen oder unser Leben? Mit welchem Ziel und zu welchem Zweck?

Als Menschen sind wir alle unbewusst durch unser Verständnis, unsere Glaubensvorstellungen und unsere Wahrnehmung der Zeit und des Raums begrenzt. Wir bleiben überzeugt, dass wir uns, am Tag an dem wir da oben ankommen und wir vorsichtig mit dem Zeigefinger die Tür aufdrücken, die sich zur anderen Welt hin öffnet – totlachen. Denn wir werden die Verflechtungen des Universums und die Verbindungen entdecken, die die Wesen miteinander in den unvermuteten Dimensionen verbinden, um anschließend davon ergriffen zu sein.

Dieses Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste und zweite erklären anhand erlebter Anekdoten, wie Einträge in unserem Körpergedächtnis, die energetisch an unserem physischen Körper abtastbar sind, unser Handeln beeinflussen. Um die Anonymität der Personen zu wahren, deren Geschichten hier in dem Buch vorkommen, haben wir bewusst die Vornamen geändert. Der dritte Teil gibt den Dialog zwischen meiner Tochter Annabel und ihrem Seelenführer wieder, der uns die Tür zu einem Universum eröffnet, das viel weiträumiger und komplexer ist, als wir es uns vorstellen können. Das, was er uns enthüllt, beantwortet zahlreiche Fragen, die wir uns über unser Leben stellen.

Evelyne und Annabel DA SILVA

ERSTER TEIL - EINFÜHRUNG

WAS IST HELLEMPFINDEN?

Ausgehend vom Prinzip „Wir haben nichts erfunden, wir erinnern uns bloß“ bleiben wir überzeugt, dass die Methode Resonance, die mehr ein Werkzeug als eine Methode ist, die wir verwenden und lehren, an sich nichts Außergewöhnliches ist. Die Menschen verwenden ihren Instinkt seit Anbeginn der Zeit. Wir alle sind – in unterschiedlichem Grad – fähig, Zugang zu den Erinnerungen zu erhalten, die wir als Menschen verursacht und gespeichert haben.

Jedes lebendige Wesen ist definitionsgemäß die Summe seiner Vergangenheit und seiner Individualität: dimensional, temporal und existenziell. Aufgrund unseres Status als sich entwickelnde Wesen sind wir auf die eine oder andere Weise mehr oder weniger verlangsamt oder blockiert in unserer Entwicklung.

Wenn wir uns wirklich aller Elemente bewusst werden, die uns auf unserem eigenen Weg aufgebaut und motiviert haben, richten wir einen anderen Blick auf die Anderen. Wir können uns vorstellen, dass die Begegnungen niemals einfach so geschehen, dass wir immer „eine Geschichte angesichts einer anderen Geschichte“ sind und dass die Begegnung der beiden niemals zufällig erfolgt. Wir haben es mit einem Menschen zu tun der genau wie wir eine Geschichte trägt, sich in einem Prozess einer dynamischen und permanenten Entwicklung befindet. Wir sind beide von unserer Vergangenheit, unserer ererbten Koffer und der feinstofflichen Welt die uns umgibt, beeinflusst. Außerhalb der Grenzen unserer Zeit haben wir schon gelebt, in anderen Ebenen verkehrt, andere Lebensformen gekannt und die Beeinflussungen und die Erinnerungen haben in uns Spuren hinterlassen.

Das Hellempfinden, ein Schlüsselbegriff in der Résonance, ist eine Fähigkeit, die jeder Mensch natürlicherweise und instinktiv besitzt, mit dem einzigen Unterschied, dass nicht alle auf dieselbe Weise diese entwickelt haben. Als die Sprache noch nicht strukturiert war, war es nötig als Überlebensinstinkt, die Umgebung und den anderen mehrsinnig wahrzunehmen und seine Absichten zu erspüren. Das Hellempfinden geht aus diesem Instinkt hervor, weil das Konzept auf eine Gesamtheit von Erspürtem verweist, das – gleichzeitig, abwechselnd oder einzeln – die visuelle, auditive, olfaktorische und kinesthetische Fähigkeiten vereint. Dies bedeutet, dass wir Bilder (reale oder symbolische) empfangen, Szenen des Lebens erahnen, Gerüche riechen, Namen oder Informationen hören, die der fernen oder nahen Vergangenheit des Individuums oder seiner Abstammungslinien angehören, wenn wir uns in die Situation des Hellempfindens versetzen. Diese Wahrnehmungen setzen voraus, dass wir uns den subtilen Ebenen öffnen und dass wir vertrauen.

Und was hat es mit dem Heilungsprozess auf sich?

In der populären Wahrnehmung wird Heilung als Fehlen, Verschwinden oder Rückzug der Krankheit verstanden. Dies ist eine Sichtweise, die eine Trennung zwischen Körper, Seele und Geist impliziert. Das Wichtigste ist jedoch nicht die Pathologie selbst, sondern eher ihre Ätiologie, das heißt, ihre tiefen Ursachen. Die Krankheit, leicht oder schwer ausgeprägt, ist die Botschaft, die vom Unbewussten ausgesendet wird.

In einem ersten Schritt erleichtert der Aufbau eines Dialogs mit dem Körper und/oder dem Unbewussten das Verstehen und die Deutung der Signale die er sendet. Warum hindert die Halswirbelarthrose diese Dame am Aufrichten ihres Kopfes und zwingt sie seit Jahren sich zu beugen? Warum hindert ein Hexenschuss diesen Bauern am Gehen, während er viel Arbeit hat und sich nicht gestatten kann, die Tagesleistung zu verringern? Warum entwickelt diese ältere Dame bei der Geburt ihrer Enkelin urplötzlich einen Augentumor? Warum leidet dieser Mann – dessen Großvater taub war – an ernsten Hörproblemen, und warum ist sein jüngster Sohn auch taub? Genetische Vererbung oder Weitergabe transgenerationeller Erinnerungen? Unausweichlichkeit oder zu versteckte Familiengeheimnis?

In einem zweiten Schritt ist es sinnvoll, die feinstofflichen Einflüsse oder die Erinnerungen eines früheren Lebens zu erkunden, denn schließlich erfolgt die wirkliche Heilung, wenn die Person die in ihr Unbewusstes eingeprägten traumatisierenden Erinnerungen entknotet hat. Es kann vorkommen, dass der körperliche Tod dennoch das Ende einer Krankheit ist, aber die Seele wird verwandelt von uns gehen, um besser wiedergeboren werden zu können. Vielleicht ist es das, was wir alle verwirklichen können? Vielleicht haben wir uns sogar inkarniert, um dieses Ziel anzupeilen?

Die Botschaft der Seelenführer geht klar in die Richtung, dass der Körper nur ein Mittel ist, den unsere Seele benutzt, um durch Erfahrung wachsen zu können. Die Krankheit ist nur ein Seinszustand, der die Erfahrung in einem präzisen Inkarnationsprogramm ermöglicht, und unsere Lebensbedingungen sind nur ein Gebiet für Erfahrungen. Alle diese Elemente sind letztlich nur unserer inkarnierten Seele zur Verfügung stehende Mittel.

UNSER EXISTENZIELLES PROGRAMM

Wenn wir durch ein schwieriges Ereignis oder ein Drama getroffen werden, das unser Leben zu zerreißen droht, schreien wir unseren Schmerz oder unsere Hoffnungslosigkeit den anderen, dem Leben oder Gott entgegen, der so viel Leid und Ungerechtigkeit erlaubt. Wenn wir - nachdem die Schmerzen geringer geworden sind - die Kraft und die Möglichkeit zur Beobachtung finden können, was diese schmerzhaften Erlebnisse darstellen; wenn wir den erforderlichen Abstand einnehmen können, um zu versuchen, die Bedeutung aller Elemente zu erfassen, die eingetreten sind, um diesen ungerechten Unfall, die Krankheit, oder diesen plötzlichen Tod zu verstehen, so können wir verstehen, dass nichts zufällig geschieht, selbst wenn uns viele Informationen entgehen. Natürlich ist es leichter, dies für die Anderen zu tun, als für sich selbst, denn die erforderliche Beteiligung und der erforderliche Einsatz sind nicht gleich.

So viele Leute um uns herum leiden, und es reicht, an einem beliebigen Ort der Welt die Seiten einer Tageszeitung zu öffnen, um dies festzustellen. Und dort könnten wir uns die Frage stellen: Warum ist dieser Mann bei diesem Unfall nur knapp dem Tod entkommen? Warum hat diese Frau eine Fehlgeburt nach der anderen? Warum wird dieses Kind von seinem Vater geschlagen? Warum hat dieses Neugeborene nicht überlebt? Bei diesen unangenehmen Fragen kann sich eine weitere Frage anschließen: Welchen Anteil der Verantwortlichkeit hat jeder Beteiligte, bewusst oder unbewusst, in jeder dieser beängstigenden, schrecklichen, schmerzlichen Situationen übernommen? Hat sich dieser Mensch vielleicht dieses Unfalls „bedient“, um mit dem Tod zu spielen? Hat diese junge Mutter diese neue Fehlgeburt „provoziert“? Hat dieses Kind „absichtlich“ eine Situation erschaffen, die es den wiederholten Schlägen eines gewalttätigen Vaters aussetzt? Hat dieses Baby „gewählt“ in seinen ersten Stunden zu sterben?

Wir reagieren als Menschen die begrenzt sind durch uralte, zähe, heimtückische und oft irreführende Ängste und Glaubensvorstellungen. Wir funktionieren vor allem wie Menschen, die seit Jahrtausenden durch eine extreme existentielle Angst terrorisiert werden: den Tod. Denn viele verbinden den Tod mit Leere, Verlassenwerden, Trennung, Jenseits. Das sind abstrakte Begriffe, die der Mensch seit Anbeginn der Zeiten unaufhörlich mystifiziert und verteufelt hat, und die ihn in eine tiefe Angst versetzen. Die Verknüpfung dieser Ängste und Beklemmungen des Lebens bewirkt, dass wir mit allen unseren Kräften, von der Wiege bis ins Grab, gegen den Tod und die Krankheit, gegen den Verfall, die Alterung und die Zeit, gegen die anderen ebenso wie gegen uns selbst – gegen alles, was uns schaden könnte und was wir nicht selbst steuern, kämpfen. Wir funktionieren als ob wir durch einen schlechten Steuermann angeführt würden, weil wir ganz einfach vergessen, dass wir unser existentielles Inkarnationsprogramm selbst gewählt haben.

AM ANFANG - UNSERE MOTIVATION, UNS ZU INKARNIEREN

Die ersten Male, in denen ich mit der feinstofflichen Welt konfrontiert war, musste ich meine Empfindungen und die wahrgenommenen Informationen dekodieren, indem ich eine Logik hinzuzog, die mehr mit dem Subtilen und dem Emotionalen zu tun hatte als mit dem Intellektuellen. Mit der Zeit und mit der Wiederholung der Situationen haben sich die Antworten von selbst aufgedrängt, und diese haben sich Fall für Fall bestätigt.

Aber was versteht man eigentlich unter „feinstoffliche Welt“?

Jede Manifestierung und jedes Element, die dem Materiellen, dem Greifbaren, dem Sichtbaren gegenüberstehen, und im weiteren Sinne dem, was wir objektiv und rational erklären können, kann als feinstofflich qualifiziert werden. Das Energiefeld, als eine Ausstrahlung, die von jeder tierischen, pflanzlichen oder mineralischen Lebensform abgegeben wird, ist schon Teil der feinstofflichen Ebene. Es ist nicht für alle wahrnehmbar, und dennoch existiert es sehr wohl. Ebenso ist es mit unserer Seele, die nach unserem Tod ihre Schwingung behält.

Was nehmen wir beim Hellempfinden wirklich wahr? Die Seele der Person? Die Schwingungen von ihr? Ein Echo? Das spielt keine Rolle. In diesem Buch verwenden wir durchgehend das Wort „Seele“, um kohärent zu bleiben. Jeder Leser ist frei, dem Begriff die Bedeutung zu geben, die ihm angemessen erscheint, oder ihm eine Übersetzung beizuordnen, die sich für ihn stimmig anfühlt.

Unsere Seele hat sich aufgrund einer absichtlichen und freiwilligen Entscheidung in unseren physischen Körper integriert. Sie hat dies nicht zufällig getan, sondern in Bezug auf ein bestimmtes Lebensziel. Sie hat sich das Zeitalter, den Ort, das Umfeld und die Bedingungen ausgewählt, aber auch eine Familie, in der jeder seinen Platz hat, seine persönliche Geschichte und seine eigene n Integrationsmotivationen. Alle diese geeigneten Elemente sind ihr für die Umsetzung ihres Lebensziels unerlässlich gewesen. Bei der überwiegenden Mehrzahl von uns wurde dieses fundamentale Lebensziel jedoch vergessen, ganz einfach aus unserem Bewusstsein und unserem Gedächtnis gelöscht. Entweder im Moment unserer Inkarnation oder während des intrauterinen Lebens, oder auch ganz kurz nach der Geburt. Diese Amnesie beeinflusst mehr oder weniger stark die psychische und emotionale Entwicklung des Fötus, des Kindes und/oder später das Leben des Erwachsenen. Jedoch hat diese Amnesie einen Sinn im Zyklus der von den höheren Ebenen für die Seele vorgesehenen Reinkarnationen.

Seit dem Beginn meiner Aktivität wurde ich – bei den Sitzungen – dahin geführt, mit dem Hellempfinden Seelen von Kindern wahrzunehmen, die bereit waren, sich zu integrieren, deren kondensierte Schwingungen über dem Bauch einer Frau mit bewusstem oder unbewusstem Kinderwunsch schwebten. Die Ereignisse haben es oft ermöglicht, dass ich den Lebensweg dieser Frauen etwas später erneut kreuzte, nachdem sie schwanger geworden waren. Meistens haben die Dialoge mit der inkarnierten Seele auf ganz natürliche Weise begonnen, und ich habe dann mein Gespräch mit dem – jetzt deutlich anwesenden – Fötus fortgesetzt, der in einigen Fällen derjenige war, der im Energiefeld seiner zukünftigen Mutter vor der Zeugung war. Einige dieser schwebenden Seelen bleiben nämlich manchmal einige Tage, einige Wochen oder länger in der Aura der hypothetischen Mutter, während sie darauf warten, dass die potentiellen Eltern sich entscheiden und die Begegnung der Körper stattfindet. Wenn der Kinderwunsch nur vorübergehend ist oder aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden kann, verschwinden sie wieder in die Unissenz, und eine andere Seele übernimmt den Platz bei der „nächsten eventuellen Bestellung“. In der Folge konnte ich die Unterstützung durch die Hellsichtigkeit meiner Tochter nutzen, welche die auf die Integration wartenden Seelen deutlich sieht. Sie materialisieren sich im Allgemeinen in Form von sich bewegenden ätherischen Blasen die in verschiedenen Farben strahlen können.

Wir waren oft überrascht festzustellen, dass diese frisch inkarnierten Seelen sehr häufig schon emotionale Verletzungen gespeichert hatten und sich schon von den ersten Sekunden der Schwangerschaft an als Opfer verhielten, obwohl sie ihre Inkarnation ganz bewusst und freiwillig gewählt haben. Neun Monate Schwangerschaft stellen neunmal dreißig Tage dar, eine Anzahl entscheidender Stunden, Minuten und Sekunden, in denen dem werdenden Kind ein echtes Kaleidoskop von Emotionen und Empfindungen begegnet: seine eigenen, die der Mutter und manchmal die seiner Umgebung. Ein beachtliches, affektives Gepäck für ein kleines Wesen, das noch nicht über die Fähigkeit zur Analyse verfügt, auch nicht über die Mittel, sich auszudrücken und in eigener Sache einzugreifen. Dieses Gefühl des Schuldigseins und/ oder des Opferseins, das sich aus dieser emotionalen Konditionierung ergeben kann, erklärt zu einem großen Teil die Pathologien des Fötus, sowie mögliche Komplikationen der Schwangerschaft oder der Geburt, wie z.b. fötale Hypotrophie, intrauteriner Fruchttod, Frühgeburt, Beckenendlage, Asynklitismus, usw.

Zur Verdeutlichung, hier ein Fall aus meiner Praxis: Rebecca ist schwanger und sorgt sich um ihr Baby, das sich wenige Tage vor dem Geburtstermin trotz mehrerer Akupunktursitzungen immer noch in Steißlage befindet. Die junge Frau fürchtete einen Kaiserschnitt, denn sie wollte gern auf natürlichem Wege gebären und so die Geburt ihres ersten Kindes ganz genießen können. Ihr Großvater war einige Monate vor der Konzeption des Kindes verstorben, und Rebecca hatte sich sehr gewünscht, dass das von ihr getragene Kind dem Verstorbenen ähneln würde. Sicher, ihr Glück, schwanger zu sein, hat das Leid der Trauer etwas abgemildert. Sie hätte dennoch gerne die Freude erlebt, es dem alten Mann noch vor seinem Tod zu präsentieren. Daher hegt sie einen gewissen Groll gegen ihr Baby, das es nicht eher gekommen ist. So viele widersprüchliche Emotionen und Gefühle, die sie im Verlauf der Sitzung ausdrückt. Durch das Hellempfinden fange ich auf, dass der Fötus verdrossen ist, unter diesen Bedingungen geboren zu werden, denn er weiß, dass er seine Mutter niemals wird befriedigen können; er fühlt sich nicht um seiner selbst willen erwartet und weigert sich daher, das Leben auf diese Weise anzugehen. Ich spiegelte der Mutter die Gedanken ihres Babys. Nachdem ihr die Umstände bewusst wurden, lud sie es ehrlich mit lauter Stimme ein: Zu sein, was es Lust hat zu sein, wie er ist, was er ist und bestätigte ihm, dies wird sie glücklich machen. Auf dem Rückweg nach Hause hat sich das Baby in ihrem Bauch gedreht.

Erika ist eine andere Mutter, die sich bewusst für eine vierte Schwangerschaft entschieden hat. Sie ist überzeugt, dass dieses neue Kind der Kitt für ihre sich in Auflösung befindende Ehe sein wird. Ihr Mann hat den Haushalt verlassen, weil er es nicht mehr ertrug, in einer nicht gewünschten Rolle als Vater einer kinderreichen Familie eingesperrt zu sein. Bei der Ankündigung der neuen Schwangerschaft zog ihr ältester Sohn zu seiner Großmutter. Die Vorstellung, eine weitere kleine Schwester zu haben, die ihn in seinem Raum noch mehr eingeengt, war ihm unerträglich. Erika war um die Gesundheit des von ihr ausgetragenen Kindes besorgt, denn die im 6. Monat durchgeführte Ultraschalluntersuchung hatte eine Zyste beunruhigender Größe an der linken Niere des Fötus aufgedeckt. Es war auch schon ein Eingriff nach der Geburt geplant. In dem telepathischen Austausch, den wir gemeinsam hatten, hat das Kind verstehen können, dass es seine Aufgabe ist, seinen Platz einzunehmen und den Mitgliedern seiner Familie zu vertrauen, ihre Probleme selbst zu lösen. Er hat es geschafft, sich von seinen Ängsten und vom Gefühl abgelehnt zu werden zu befreien. Als ich Erika sechs Wochen später wiedersah, verkündete sie mir mit einem Lächeln auf den Lippen, dass die Zyste an der Niere ihres Babys komplett verschwunden und auch im Ultraschall nicht mehr nachweisbar war. Vielleicht lag dies an meinem Eingriff? Vielleicht wäre sie in jedem Fall verschwunden? Vielleicht lag ihre Resorption an einem anderen Einflussfaktor? In jedem Fall hat sich der große Bruder total in diese kleine „zusätzliche“ Schwester verliebt. Der Vater ist seinen eigenen Weg weiter gegangen.

Zahlreiche Föten, mit denen wir über das Hellempfinden kommunizierten, haben die Erinnerung an ihr anfängliches Ziel bewahrt, jedoch nach der Geburt haben dies fast alle vergessen. Einige Dialoge in unterschiedlichen Schwangerschaftsstadien sind ziemlich erstaunlich. Trotz unserer Routine an diesen Konversationen sind wir manchmal immer noch erstaunt über die Fähigkeit der Föten zu verstehen, zu erklären, und über ihre Kenntnisse des Lebens hier wie dort. Einige haben sogar schon, bevor sie kamen, ihre zukünftigen Großeltern kennen gelernt, die diese Erde verlassen hatten.

Maryline, die das Ende ihrer Schwangerschaft erreichte, hat über ihre kleine Tochter, die friedlich in ihrem Bauch heranwuchs, Informationen über die unerklärten Bedingungen des Todes ihres Vaters empfangen können, der zehn Jahre vorher verstorben war. Um sie zu beruhigen bat er sie, ihrer Mutter mitzuteilen, dass es ihm dort, wo er sich befand, gut ging. Die Mutter und die Tochter sprachen beide miteinander, und ich kam mir wie eine Telefonvermittlerin in den 30er Jahren vor, die die Verbindung ermöglicht!

Manchmal richtete sich die Botschaft direkt an die Eltern, um sie in Bezug auf ihre eigene Geschichte reagieren zu lassen.

Ich werde mich immer an die Sitzung erinnern, in der ein Ehemann, mit dem Einverständnis seiner schwangeren Frau teilnahm. Das Paar ging damals durch eine schwierige, konfliktreiche Zeit. Verheddert in Paarproblemen, hatten sie seit langem keine affektiven Annäherungen mehr. Die Eltern hatten sich an einem Abend schwer gestritten und den Streit auf dem Kopfkissen „geregelt…“. Die zukünftige Mutter lag ausgestreckt auf dem Behandlungstisch und drückte sich kaum aus. Darum besorgt, das nicht vorgesehene Kind bestmöglich aufzunehmen, informierte sich der zukünftige Vater über die Befindlichkeit des Babys. Ich legte meine Hand in das feinstoffliche Feld des Fötus und war sehr erstaunt über seine Antwort. Das Kind stellte sich nicht als Opfer dar, sondern drückte tiefgehende Überlegungen aus, was das von ihm für sich gewählte Lebensziel und die Schwierigkeit angeht, die es hatte, um es zu verfolgen. Es war tief bedrückt und ratlos durch das, was es würde überwinden müssen, und bereit definitiv die Arme sinken zu lassen und sagte ihnen in einem Wortschwall: „Ich bin umsonst gekommen. Ihr habt nicht begriffen, dass das Wesentliche woanders ist. Ihr liebt euch und ich bin gekommen, damit ihr euch dessen bewusst werdet, aber es ist zu hart für mich. Hört auf, hört auf mit euren Dummheiten.“ In diesem Moment hat die zukünftige Mutter, ohne ein Wort, sanft eine Hand auf die ihres Ehegatten gelegt und ein Lächeln skizziert; die Magie des Moments wurde wirksam. Camille ist gewachsen. Das Kind ist ein sehr besonderes Wesen, ein Wesen der Weisheit, sehr verbunden mit seinen Eltern und gesegnet mit einer außergewöhnlichen Sensibilität, die ihm einen besonders hohen Wahrnehmungsgrad gibt. Es steht über den Dingen, über den Ereignissen und letztere erreichen ihn nicht so, wie sie viele andere Kinder oder andere Erwachsene berühren oder verletzen würden. Camille ist das Geschenk des Lebens an seine Eltern gewesen; ein Geschenk, das sicher nicht zufällig geschah.

Es ist nicht leicht, die Eltern von Kindern zu sein, die, wie Camille, dieses Bewusstsein des „Vor-dem-Leben“ behalten haben, denn sie müssen akzeptieren, von ihren Sprösslingen neue Lebenslektionen und eine gewisse Form der Spiritualität zu lernen. Sie können sich nicht mehr als alleinige Inhaber der Wahrheit und der Erziehungsregeln hinstellen, wie es die klassischen Schemata uns glaubhaft machen. Vielleicht haben Sie in Ihrer familiären Umgebung Umgang mit einem dieser Kinder. Vielleicht ist sogar Ihres eines dieser „andersartigen“ Kinder!

Der Austausch mit Camille und sehr vielen anderen Kindern, mit denen wir kommuniziert haben, lange bevor wir ihre Nasenspitze sehen konnten, haben uns bestätigt, dass ein Kind schon in utero entscheiden kann zu bleiben oder zu gehen. Zu jedem Zeitpunkt behält es seinen freien Willen, nach vorn oder hinten zu kippen, am Leben zu bleiben oder nicht - je nach den verschiedenen Wendungen, die die Ereignisse nehmen: Veränderungen des Verhaltens oder der Gefühle der Mutter, Reaktionen der Umgebung, Fehlen persönlicher Motivation usw. Es ist uns nicht möglich, alles zu erfassen und die Wirren des Lebens zu verstehen, denn die Gründe befinden sich außerhalb der Zeit und der menschlichen Logik. Annabels Seelenführer hat uns in Einzelheiten erklärt in welchem Ausmaße die Föten während der Schwangerschaft ihren freien Entscheidungswillen beibehalten und welche Auswirkungen dies auf ihren Entwicklungspfad nimmt. Wir werden im zweiten Teil dieses Buches in mehreren Kapiteln darauf zurückkommen.

ALLES HAT EINE BEDEUTUNG

Auch wenn wir alle unser Inkarnationsprogramm selbst zusammengestellt haben, haben wir dafür jedoch nicht alle Modalitäten definiert oder die Unwägbarkeiten vorhergesehen. Das ist als ob wir ein Flugzeugticket für eine Trekking-Tour in Thailand kaufen, ohne unsere einzelnen Übernachtungsstellen festgelegt zu haben. Eines ist sicher: Wir brechen auf nach Thailand! Indem wir das Ticket für unser Leben auf der Erde kaufen, haben wir die emotionalen Etappen ausgewählt, die wir auszuprobieren und möglicherweise zu lösen haben. Zum Beispiel: das Bedürfnis nach Anerkennung, fehlendes Selbstvertrauen, die Schwierigkeit, seinen Platz zu finden, seinen Wert zu erkennen usw. Die Programme des Universums werden uns auf unseren Weg anschließend Möglichkeiten, Begegnungen, Ereignissen und Synchronisationen geben, die für uns die entsprechenden Mittel zum Erreichen unseres Ziels sein werden. Wobei das Wesentliche nicht ist, es um jeden Preis zu erreichen, sondern auf dem Weg zu ihm zu sein. Denn sein Ziel erreichen zu wollen, ist schon ein Ziel für sich.

Selbst wenn wir es vielleicht im Moment nicht verstehen, erleben wir nichts aus Zufall. Jede Etappe, jede Prüfung, jede Freude oder auch jedes Leid, haben eine Bedeutung. Selbst wenn der Schmerz uns hindert, die Bedeutung und Reichweite dessen zu erfassen, sind diese Wechselfälle des Lebens notwendig und führen uns zu der Erfahrung, die wir für die Kenntnis und die Realisierung unseres existenziellen Programms benötigen. Dies ermöglicht wiederum die Entwicklung unserer Seele. Das Leben hat nichts Nutzloses im Universum erschaffen. Alle Pflanzen, alle Insekten, alle Tiere, ob Parasiten oder Räuber, spielen eine Rolle. Einige Arten töten, um sich zu ernähren und zu überleben, andere sind unerlässliche Glieder in der großen Kette des Lebens. Auf ihre Weise „nähren“ sich auch die Menschen von denjenigen, die sie umgeben, um sich zu entwickeln.

Die fundamentalen menschlichen Bedürfnisse sind universeller Art. Dennoch bleiben die Modalitäten der Erfahrung individuell, und unsere Geschichte gleicht keiner anderen; weil sie unsere Essenz ist, die Quintessenz von uns selbst – unsere Seele. Wir haben die Entscheidung getroffen, uns zu inkarnieren – und daran werden uns die Seelenführer oftmals erinnern. Und wenn wir wieder Kontakt mit dieser ursprünglichen Absicht unserer Seele aufnehmen, so verbinden wir uns wieder mit diesem souveränen Lebensimpuls, finden unsere Freiheit wieder; die Freiheit, für uns selbst zu entscheiden.

DER ERSTE SCHREI IM FÖTALEN LEBEN

Nachdem sich der Fötus gut im Bauch der Mutter eingenistet hat, beginnt er mit – aus kaum ein paar Zellen bestehend – Emotionen zu spüren und anzusammeln. Einige werden angenehm oder fröhlich sein, andere aber negativer. Diese werden subtile oder auch tief einprägende Spuren hinterlassen. Diese bezeichnen wir als „erste Schreie“, die dem allerersten Auftreten, dem allerersten Erscheinen einer präzisen, negativen Emotion in unserem aktuellen Leben entsprechen. Die Idee impliziert, dass wir in unseren Gedächtnissen mehrere erste Schreie und die aufeinander-folgenden „Echos“ speichern, die aus diesen hervorkommen. Als Spuren unserer ersten Leiden werden unsere ersten Schreie meistens während des fötalen Lebens oder ganz am Anfang unseres Lebens in unserem Unbewussten archiviert. Jedoch können wir – wenn wir uns in einer Problematik wiederfinden, die uns am Vorankommen hindert – keinen Zugang zu den ersten Schreien und deren Echos haben, die durch die erlebte Situation aufgeweckt werden.

Die während des fötalen Lebens aufgezeichneten ersten Schreie entsprechen meistens den Erlebnissen der Mutter, und der – oft fehlerhaften – Übersetzung der mütterlichen Gedanken, Reaktionen oder Verhaltensweisen durch das Kind. Obwohl es nicht immer so ist, stehen die emotionalen Blockaden des intrauterinen Lebens sehr oft in Verbindung mit den Emotionen, die die Mutter während der Schwangerschaft – von der Konzeption bis zur Entbindung – erlebt hat. Je nach Intensität oder Schwere haben sie Auswirkungen auf das werdende Wesen. Diese Formatierung erklärt teilweise die Unterschiede von Verhaltensweisen und Charakter zwischen den aus einer Schwangerschaft geborenen Kindern, selbst im Fall eineiiger Zwillinge.

Nehmen wir Doris als Beispiel: Nach zahlreichen Versuchen, schwanger zu werden und zwei spontanen Fehlgeburten, wird sie mit 42 Jahren schwanger. Diese nicht geplante Schwangerschaft ist für sie eine derartige Überraschung, dass sie nicht gleich ihren Zustand begreift, denn in gewisser Weise hatte sie ihren Kinderwunsch aufgegeben. Sie brauchte mehrere Tage, um sich an diese glückliche Neuigkeit zu gewöhnen. Immer noch in ihrem Körper und in ihrer Seele gezeichnet durch den vorzeitigen Verlust der von ihr getragenen Kinder, zieht sie es vor, sich nicht zu früh zu freuen, sich nicht zu schnell an das Kind zu binden, dessen Bewegungen sie noch nicht spürt, aus Angst, dass es ihr ein weiteres Mal genommen würde. Durch dieses legitime Verhalten versucht die Frau sicher nur, sich vor dem Leid eines eventuellen Misserfolgs zu schützen, aber die Übersetzung des Embryos davon ist leider eine ganz andere: Das werdende Baby interpretiert dieses Getrenntbleiben nämlich wie ein Nichtlieben oder eine Verleugnung und verankert die Vorstellung, dass es nicht erwünscht sei. Da die Mutter nicht ausdrücklich Freude bekundet, folgert das Kind daraus, dass es ihm niemals gelingen wird, sie zufrieden zu stellen (und indirekt übrigens auch keine andere Frau). Für dieses Kind werden Fatalismus, Miesmacherei, Freudlosigkeit, Selbstabwertung wahrscheinlich die wichtigsten emotionalen Blockaden sein, die in seinem zukünftigen Leben als Erwachsener zum Tragen kommen werden.

Es kommt vor, dass die negativen Emotionen der Mutter nicht unbedingt mit der Schwangerschaft selbst in Verbindung stehen. Denn während dieser für die Entwicklung des Babys entscheidenden Periode kann die direkte familiäre oder soziale Umgebung einen prägenden oder sogar traumatisierenden Einfluss auf das unbewusste Gedächtnis des Kindes ausüben, wie es dieses zweite Beispiel zeigt.

Isabel ist eine Frau von 45 Jahren, die seit ihrer Heirat im Schatten ihres Ehemanns lebt und sich ganz der Erziehung ihrer 15-jährigen Tochter hingibt. Für sie gab es nie eine nutzlose Ausgabe, keine Verrücktheiten, keine unüberlegten Wünsche. Sie lebt den Dienstag, weil er auf den Montag folgt. Sie erklärt, alles zu haben, was sie braucht, aber fühlt sich oft überwältigt von Traurigkeit, ohne die Ursache davon bestimmen oder definieren zu können, was ihr fehlt. Während sie sich sehr darüber freute, endlich Großmutter geworden zu sein und ihre freien Momente zusammen mit ihrem Enkel genießen zu können, bitten ihre alternden Eltern sie, sich um sie zu kümmern, und entscheiden sich, zu ihr zu ziehen. Noch einmal muss sie abwarten und das Recht, das Leben zu genießen, auf morgen verschieben. Als Isabels Mutter mit ihr in den 60er Jahren schwanger wurde, lebte sie in Spanien auf dem Land. Gerade mal drei Monate verheiratet, entdeckt die junge Frau ihre Schwangerschaft und braucht eine Weile, um sich bewusst zu werden, dass sie ein Kind in ihrem Schoß trägt. Ihr Mann – als legitimer Inhaber des Familiennamens – kündigt ihr mit Worten, die keine andere Deutung zulassen, an, dass er von ihr erwartet, ihm einen Sohn zu schenken. Der Fötus – bewusst, dass er weiblichen Geschlechts ist – deutet den fehlenden Kontakt seitens seiner Mutter als Gleichgültigkeit und glaubt, dass er in den Augen des Vaters keinen Wert habe. Zu diesem Minderwertigkeitsgefühl kommt während der Pubertät das Gefühl der Ungerechtigkeit hinzu, nicht das Recht gehabt zu haben zu studieren, da sie die Älteste von acht Kindern und die einzige Tochter war. Ihr ganzes Leben hat Isabel ihre Fähigkeiten unterschätzt und sich zurückgezogen. Sie wird sich darüber klar, dass sie sich schon immer auf die Meinung der anderen stützt, um eine Entscheidung zu fällen. Seit ihrem fötalen Leben wartet „die kleine Isabel“ nämlich darauf, dass ihr Vater oder ihre Mutter ihr sagt: „Wir freuen uns, dich zu haben. Komm und nimm deinen Platz ein, denn wir haben dir das Recht gegeben zu existieren.“ Anders als die Kleine, die von den anderen abhing, hat die Große, die Frau von heute, verstehen können, dass sie sich selbst dieses Recht zu leben geben kann, oder besser: das Recht nehmen kann, das ihr gegeben wurde.

Das mütterliche Erleben ist eine Sache, die Folgerungen, die das Kind aus diesem Erleben zieht, eine andere, und die Diskrepanz – von einer Wahrnehmung zur anderen – ist gigantisch; ein solcher Graben, dass sich viele von uns verirren, wenn sie sich im Ringen mit ihrem Unwohlsein anschicken, eine wahrscheinliche Ursache zu suchen. Wenn die Eltern ihren Kinder versichern, dass sie während der Zeit der Schwangerschaft nichts „Besonderes“ erlebt haben, wenden sich die Kinder dem Unausgesprochenen, den Familiengeheimnissen, den Krypten und ihren Phantomen usw. zu, um eine hypothetische Erklärung aufzustöbern, während der Ursprung ihres Unwohlseins letztlich viel einfacher ist, als sie denken.

Jede Schwangerschaft, jede Geburt ist eine eigenständige, in sich vollständige Geschichte, die mit mehr oder weniger Geschmeidigkeit, Glück und Zufälligkeiten abläuft. In bestimmten Fällen scheinen alle idealen Bedingungen vorzuliegen und dennoch hakt es, wie es und das folgende Beispiel der Sitzung mit einem kleinen Jungen zeigen wird: Die Mutter arbeitet nicht und genießt ihre Schwangerschaft. Um sie herum wechseln sich die zukünftigen Großmütter, sprudelnd vor Ungeduld, ab, um den Haushalt und die Einkäufe zu erledigen. Der Vater bereitet das Kinderzimmer vor, das er eigenhändig baut. Die Großeltern entwerfen begeistert einen Plan nach dem anderem: Wenn es ein Junge ist, wird er Angeln gehen, wenn es ein Mädchen ist, wird sie das Klavierspiel lernen. Man hat schon einen Sparplan für sein Studium vorgesehen usw. Kurzum, alle miteinander warten fieberhaft auf diesen teuren Schatz. Dem Anschein nach scheinen die Bedingungen zum Empfang des Kindes ideal… aber die Illusion ist trügerisch. Bewusst oder unbewusst konzentrieren sich auf diesem ersten Enkel der Abstammungslinie die unzähligen Wünsche seiner Familie – und gerade da liegt in diesem konkreten Fall das Problem. Sein Kommen ist derart affektiv und emotional beladen, dass diese Last einen für ihn existenziellen Druck aufbaut, der zu schwer zu tragen ist. Diese Programmierung der familiären Erwartungen wird das Sandkorn darstellen, das das Räderwerk der empfindlichen Maschinerie des sich entwickelnden Lebens stören wird. Genau das hat dieser kleine dreijährige Junge mit gebrechlichem, ausdruckslosem und immer zurückgezogenem Ausdruck gespürt, den seine Mutter und seine Großmutter mir zur Behandlung gebracht hatten. Kein Lebensschwung, keine Existenzfreude; eher ein Gefühl der Resignation, im Warten darauf, dass etwas passiert, aber ohne selbst seine Bedürfnisse bestimmen zu können. Ich hatte den Eindruck, einen Gefangenen wahrzunehmen, der zu 70 Jahren Haft verurteilt wurde und seine Strafe mit Resignation absitzt. Von dem Moment an, als er im Ultraschall entdeckt wurde, bis zu seiner Geburt, hatte dieser kleine Knirps gefühlt, dass er nicht wegen seiner selbst auf die Welt kam, sondern um die Gelüste und jeweiligen Erwartungen seiner ganzen Familie zu befriedigen; um die egozentrischen Bedürfnisse der einen und der anderen zu erfüllen. Durch instinktives Ablösen der unbewussten emotionalen Blockaden, die in utero, aufgebaut wurden, konnte das Kind wieder Kontakt mit sich selbst aufnehmen. Der Umschwung erfolgte ein paar Stunden nach der Sitzung, und die Metamorphose war radikal. Die Eltern haben einen ganz anderen kleinen Jungen entdeckt, neugierig, das Leben zu genießen.

Einige Umstände (Alter, intellektuelles Niveau, mentale Fähigkeit, Grad des Bewusstseins usw.) erlauben dem Kind oder sogar dem Erwachsenen nicht immer, die unbewussten verkrusteten Mechanismen intellektuell zu verstehen. Was aber auch nicht unbedingt erforderlich ist, weil in diesem Fall der Dialog mit seinem Unbewussten in Gang kommt oder, vielleicht genauer, mit seiner Seele. Wenn die Verbindung aufgebaut ist, verlieren die Wörter etwas von ihrer Konsistenz, von ihrer Legitimität, denn Intervenierende(r) und Betroffene(r) befinden sich auf derselben Bewusstseinsebene, die die Tür zu einem non-verbalen und impliziten Dialog öffnet.

Ich möchte die Eltern beruhigen, die beim Lesen dieser Zeilen gestresst sein könnten. Ich höre schon die Reaktionen: „mein Gott, auch ich habe die ersten beiden Monate gezweifelt, ob ich mein Kind behalte“, „am Anfang meiner Schwangerschaft hatte ich viele Konflikte mit meinen Schwiegereltern und ich bin sicher, dass mein Kind sie gespürt hat“, oder auch „mir wurde erst bewusst, dass ich das Leben in mir trage, als mein Kind anfing, sich in meinem Bauch zu bewegen“, „Während meiner zweiten Schwangerschaft habe ich viel mit meinem ersten Sohn gestritten und geschrien.“, und Hunderte anderer Besorgnisse, die während der Sitzungen formuliert