EINLEITUNG

   Wer in den letzten Monaten und Jahren die Bilder jener übervollen Boote gesehen hat, die im Mittelmeer aus Afrika das Ziel Europa in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ansteuern, kann sich des Gefühls des Mitleids und des Bedauerns nicht erwehren über die leidvollen Umstände, die wohl die Ursache dieser Flüchtlingsbewegung sind: Armut, Hunger, Kriege, Korruption. Und viele Beobachter*innen wissen im Hintergrund auch um die historischen Fakten der Kolonisation und Ausbeutung vieler afrikanischer Regionen und Länder.


   Aber das ist nicht die ganze Wahrheit über das „Elend in Afrika“. Es gibt einen Faktor, der nichts mit Kolonisation, Ausbeutung und Naturkatastrophen zu tun hat – und der die Wurzel von Gesellschaften sein dürfte, in denen Kriege und Korruption so häufig auftreten: das ist die Gewalt, die bereits ganz kleinen Kindern angetan wird. In Afrika tritt sie laut internationalen Statistiken in dramatischem Ausmaß häufiger auf als im Rest der Welt.


   Diesen Umstand nenne ich das „afrikanische Trauma“.


  Die Beseitigung dieses Traumas müssen die Afrikaner*innen selbst in Angriff nehmen – und vielleicht müssen auch internationale Akteure im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Friedenspolitik ein stärkeres Augenmerk auf diese skandalösen Zustände richten, die die Entwicklung hin zu friedlichen und demokratischen Gesellschaften bereits an der Wurzel behindern, wenn nicht gar verhindern.

KINDERERZIEHUNG UND POLITISCHE SITUATION