Hundeherzen machen glücklichEin neues Zuhause für Flocke

«Schwester…» Nur mühsam konnte ich unsere Patientin verstehen. Ganz brüchig klang ihre Stimme. Leise. Trotzdem aufgeregt. Sie atmete schwer.

Ich wandte meinen Blick weg von dem Nachttisch, wo ich gerade die Tabletten abgezählt und neben das Glas Wasser gelegt hatte und sah zu Frau Sengelmann hinüber. Sie machte einen müden, erschöpften Eindruck.


«Ja?», flüsterte ich, «haben Sie Schmerzen? Kann ich etwas für Sie tun? Hier sind Ihre Tabletten.»


Um sie zu beruhigen, berührte ich ihre kleine Hand und bemerkte dabei das Zittern. Hatte sie Angst?


Frau Sengelmann lächelte mich an. Es war ein freundliches, doch auch ein gequältes Lächeln. Wollte sie mir etwas Gutes sagen?


Ich sah sie aufmunternd an, nickte ihr zu, überließ es ihr das Herz zu öffnen.


Sie schwieg. Wahrscheinlich war der alten Dame alles zu viel, vermutete ich.


Kein Wunder. Sie hatte einen lebensgefährlichen Herzinfarkt erlitten, war mit dem Krankenwagen eingeliefert worden, Not-OP, Hektik, danach Intensiv.

Seit ein paar Tagen schien es ihr besser zu gehen, die Daten versprachen einen positiven Verlauf, sie war schon einige Stunden am Tag wach, bekam nicht mehr die stärksten Schmerz- und Schlafmittel.


Wir betreuten sie rund um die Uhr, hielten Wache, schauten alle halbe Stunde nach ihr.


«Mona, sieh regelmäßig nach Frau Sengelmann, falls irgendetwas nicht normal läuft, ruf sofort den Oberarzt», hatte mir unsere Oberschwester Maria jedes Mal vor Beginn meiner Nachtschicht eingeschärft, was mich stets ärgerte, denn längst hatte ich ausgelernt und wusste, was zu tun war.


Ich suchte Frau Sengelmann gerne in ihrem Einbettzimmer auf. Ich mochte sie und fühlte mich zu ihr hingezogen, weil sie mich an meine Omi erinnerte, die ich sehr lieb gehabt hatte. Deshalb streichelte ich sie gern und flüsterte ihr oft tröstende Worte zu, für die sie sich mit ihrem bezaubernden Lächeln bedankte.