AUSSERDEM BEI PANINI ERHÄLTLICH
Star Wars: Journey to Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – Der Sammler
Kevin Shinick – ISBN 978-3-8332-3831-4
Star Wars: Bürde der Königin
E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3941-0
Star Wars: Schatten der Königin
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Star Wars: Ahsoka
E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3450-7
Star Wars: Meistgesucht
Rae Carson – ISBN 978-3-8332-3637-2
Star Wars: Galaxy’s Edge – Schicksalsschlag
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Star Wars: Leia, Prinzessin von Alderaan
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Star Wars: Blutlinie
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Star Wars: THE OLD REPUBLIC – Eine unheilvolle Allianz
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Star Wars: THE OLD REPUBLIC – Betrogen
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Star Wars: THE OLD REPUBLIC – Revan
Drew Karpyshyn – ISBN 978-3-8332-2373-0
Star Wars: THE OLD REPUBLIC – Vernichtung
Drew Karpyshyn – ISBN 978-3-8332-2608-3
Star Wars: CORUSCANT NIGHTS Band 1 – Im Zwielicht
Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2906-0
Star Wars: CORUSCANT NIGHTS Band 2 – Straße der Schatten
Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2983-1
Star Wars: CORUSCANT NIGHTS Band 3 – Schablonen der Macht
Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2984-8
Star Wars: Shadow Games – Im Schatten
Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-3158-2
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POE DAMERON
FREIER FALL
ROMAN
VON ALEX SEGURA
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Poe Dameron – Free Fall“ by Alex Segura, published by Disney, Lucasfilm Press, an imprint of Disney Book Group, August 2020.
© & TM 2020 LUCASFILM LTD.
Design by Leigh Zieske
Cover Illustration von Phil Noto
Deutsche Ausgabe 2020 by Panini Verlags GmbH, Schloßstr. 76,
70176 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.
Geschäftsführer: Hermann Paul
Head of Editorial: Jo Löffler
Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: marketing@panini.de)
Presse & PR: Steffen Volkmer
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Lektorat: Thomas Giessl
Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart
Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln
YDSWYA006E
ISBN 978-3-7367-9904-2
Gedruckte Ausgabe:
1. Auflage, September 2020,
ISBN 978-3-8332-3942-7
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Für meine Familie. Wie immer.
Ein herzliches Dankeschön an die gesamte Star-Wars-Familie, vor allem Michael Siglain und meine fantastische Lektorin Jen Heddle; an meinen Agenten Josh Getzler; an meinen guten Freund Bryan Young; und an die vielen Leute, die dabei geholfen haben, dieses Buch Realität werden zu lassen. Ich stehe für immer in eurer Schuld.
1. TEIL:
AM BODEN
1. KAPITEL
„Wahooo!“
Der Ausruf kam über Poe Damerons Lippen, als sich der A-Flügler mit einem lang gezogenen, heftigen Zittern nach oben neigte. Der alte Sternjäger entging dabei nur knapp den drei Schiffen der Zivilen Schutzkräfte, die ihm entgegenkamen.
„Nicht gut, Poe, nicht gut“, murmelte er sich selbst zu, während er die Anzeigen seines Schiffes überprüfte. Insgesamt waren es vier Schiffe, alle bewaffnet, alle wütend und alle in besserem Zustand als der alte Vogel seiner Mutter. Die Chancen standen nicht gut.
„Aber wann tun sie das schon?“, fragte er, und ein Lächeln formte sich auf seinem Gesicht.
Eigentlich hatte er sich nur ein wenig amüsieren wollen – ein kurzer Ausflug, um etwas Dampf abzulassen. Aber er war weiter – und höher – geflogen, als er eigentlich vorgehabt hatte, und als es ihm schließlich aufgefallen war, hatten die Schutzkräfte ihn bereits ins Visier genommen.
Ein knackendes Geräusch zeigte an, dass seine Verfolger ihn kontaktierten. Poe ignorierte es, aber die barsche Stimme des Mannes meldete sich trotzdem.
„Poe, das ist deine letzte Warnung, Junge“, sagte Griffus Pinter, einer der engsten Freunde seines Vaters und eine der tragenden Säulen der Verteidigungstruppen im Yavin-System. Poe konnte sich den Gesichtsausdruck des älteren Mannes nur zu gut vorstellen; sicher bebte sein Bart bei jedem zornerfüllten Wort. „Ich will dich nicht abschießen müssen.“
Poe zögerte eine Sekunde, seine Hand über den Schiffskontrollen. Er mochte erst sechzehn sein, aber er war reif genug, um zu erkennen, dass er einen Wendepunkt erreicht hatte. Er könnte aufgeben, sich geschlagen geben – und vielleicht würde man ihn mit einem blauen Auge davonkommen lassen. Natürlich würde er sich dem Zorn seines Vaters stellen müssen, aber darin hatte er inzwischen Erfahrung. Es wäre nur ein weiterer Vorfall in der langen Liste von rebellischen Vorfällen, die vor acht Jahren begonnen hatte.
Am dunkelsten Tag seines jungen Lebens.
Der A-Flügler neigte sich nach unten, als würde er auf den Mond zuhalten, und die plötzliche Bewegung trieb das alte Schiff an seine Belastungsgrenzen – deutlich zu erkennen an Geräuschen, die es von sich gab. Solche Geräusche hatte Poe noch nie gehört. Und Griffus klang ebenso empört. Die Verwünschungen, die aus dem Komm dröhnten, hatten beinahe etwas Musikalisches an sich; eine Aneinanderreihung von Worten, die Poe sich selbst in seinen kreativsten Momenten nicht hätte vorstellen können.
Es hatte als Streich begonnen. Ein Streich, der aus Wut geboren war, wenn er ehrlich sein sollte. Der Streit mit seinem Vater war demselben Verlauf gefolgt wie all die vorigen. Er musste nur andeuten, dass er ein Pilot werden wollte – dass er Yavin 4 verlassen, in die Fußstapfen seiner Mutter Shara Bey treten würde –, und schon wies sein Vater ihn energisch zurück. Dieses Auflodern von Emotionen sah Poe nur in solchen Augenblicken; den Rest der Zeit war Kes Dameron mürrisch, in sich gekehrt und abwesend.
Der A-Flügler war die nächstgelegene Zuflucht gewesen. Hier konnte Poe sich verstecken und nachdenken. Das Schiff seiner Mutter – wie es roch, wie es sich anfühlte – war der letzte Ort, an dem die Erinnerung an sie noch lebendig war. Der letzte Ort, an dem Poe eine Verbindung mit der Frau fühlte, die eigentlich noch hier sein sollte. Sie sollte auf ihn warten, wenn er hereinstürmte, mit einer Tasse heißem Tarine-Tee in ihren schwieligen Händen und einem aufmunternden Lächeln auf dem Gesicht.
„Wir müssen uns unterhalten, Poe“, sagte sie in diesen imaginären Momenten, in diesen Szenen, die sich schrecklich real anfühlten – und schrecklich schmerzhaft waren.
Doch diesmal hatte er plötzlich angefangen, Schalter umzulegen und das Schiff zu starten. Poes Gedanken waren zu einem Moment zurückgewandert, hier in diesem Cockpit, in diesem A-Flügler, nur acht Jahre zuvor. Zu seiner Mutter, ihre Hand auf der seinen, während sie ihm zeigte, wie alles funktionierte. Damals hatten sie von Zeit zu Zeit kleine Spazierflüge gemacht. Sein Vater Kes hatte dagegen protestiert, aber sie hatte erklärt, dass Poe das Fliegen lernen sollte. Und wer könnte es ihm besser beibringen als sie? An jenem Tag war das Schiff in eine Fassrolle übergegangen, und seine Mutter hatte gelacht, während sie mit den Köpfen zusammengestoßen waren – dieses klare, kräftige Lachen, so selbstsicher und herzlich. Wie alles an seiner Mutter. Selbst damals schon hatte Poe gewusst, dass Shara Bey eine Heldin war. Vielleicht war ihm nicht klar gewesen, dass sie eine Heldin der Rebellion war, eine Heldin der Leute, die sich zusammengetan hatten, um die Neue Republik zu erschaffen. Aber sie war seine Heldin. Ein Licht, zu dem er sich immerzu hingezogen fühlte, eine Quelle, aus der er Kraft schöpfte.
Und dann war sie fort.
Seine Gedanken kehrten schlagartig in die Gegenwart zurück, als Griffus’ von Statik überlagertes Brüllen einer anderen, klareren Stimme wich. Sie klang bedrohlich. Fremd.
Was sie sagte, war nicht viel, aber die Botschaft war unmissverständlich.
„Eröffnet das Feuer!“
Die ersten beiden waren Warnschüsse. Poe hatte keinerlei Erfahrung mit Raumschlachten, aber zumindest so viel wusste er. „Sag ihnen, was du tust, jeden einzelnen Schritt“, hatte seine Mutter ihm einmal erklärt. „Wenn du verhindern willst, dass ein Konflikt eskaliert, musst du ihnen einen Grund geben, ebenfalls ruhig zu bleiben.“
Aber der dritte Schuss folgte blitzschnell, und er warf den A-Flügler aus seiner Flugbahn. Das Schiff begann zu trudeln, und die Kontrollen flackerten.
„Äh, ich glaube, wir haben ihn getroffen …“
„Nein, verdammt“, sagte eine andere Stimme. „Sofort Kurs ändern. Wir müssen …“
Dann verstummte das Komm. Nach dem Stimmengeplapper erfüllte nun eine unheimliche Stille das beengte Cockpit des A-Flüglers. Poes Haut wurde kalt, während er versuchte, das Schiff wiederaufzurichten.
Der Offizier der Schutzkräfte hatte nervös geklungen. Offensichtlich hatte jemand vorschnell gehandelt und mit der falschen Absicht gefeuert. Der Treffer musste das Cockpit leckgeschlagen haben, denn das Zischen von Luft füllte Poes Ohren, während er dem Boden entgegenstürzte. Sein Kopf knallte nach hinten, erst einmal, dann noch einmal, jeweils begleitet von einem dumpfen Aufschlag. Er konnte nicht mehr zählen, wie oft sich das Schiff schon überschlagen hatte – es drehte sich und drehte sich. Die Kontrollen waren zu einem dumpfen Grau verblasst.
Poe versuchte, die Augen offen zu halten und sich auf das zu konzentrieren, was er noch tun konnte. Die Systeme waren nicht ausgefallen – das konnte nicht sein. Das hier war schließlich das Schiff seiner Mutter. Es hatte sie während der Rebellion durch mehr Missionen getragen, als er sich auch nur vorstellen konnte. Shara Bey von der Allianz. Heldin der Schlacht von Endor. Freundin von Prinzessin Leia Organa und Jedi-Ritter Luke Skywalker.
Mutter.
Während der Druck immer weiter zunahm und das Schiff um ihn herum auseinanderzubrechen begann, schweiften Poes Gedanken zur Farm ab. Seine Augen rollten in ihren Höhlen nach hinten, das Schwindelgefühl machte es unmöglich, klar zu denken. Und der bebende A-Flügler wurde immer schneller, raste immer steiler durch die Atmosphäre des Yavin-Mondes. Seiner Heimat.
„Es tut mir leid, Papa“, sagte Poe. Seine Stimme war ein Wispern. „Es tut mir leid, Mama.“
2. KAPITEL
Kes Dameron öffnete die Vordertür des kleinen Häuschens, das er selbst gebaut hatte. Er blickte in die Nacht von Yavin 4 hinaus, über mehrere Hektar Farmland hinweg, um die er sich täglich kümmerte, und versuchte, etwas zu erkennen. Irgendetwas. Das Flackern von Licht, eine schattenhafte Gestalt. Ein Zeichen, dass er nicht wieder einen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
Er hatte die Antriebe des A-Flüglers gehört. Es hatte ihn nicht überrascht; während der acht Jahre seit Sharas Tod hatten sie immer wieder unterschiedliche Versionen derselben Diskussion gehabt. Poe sagte, dass er gerne fliegen, dem Beispiel seiner Mutter folgen, sich der Neuen Republik anschließen und die Sterne sehen wolle. Manchmal begann es mit einer beifälligen Bemerkung über Shara; manchmal war es eine unschuldige Frage über die Vergangenheit.
„Was für ein Mensch war Han Solo, Papa?“
„Können wir über die Schlacht von Endor sprechen?“
„Hat Mama wirklich geholfen, einen Todesstern zu zerstören?“
Und jedes Mal, auf die ein oder andere Weise, wies Kes seinen Sohn zurück. Selbst nach acht Jahren war er noch nicht bereit, über Shara zu reden. Alle Andenken an sie waren fort, verpackt in Kisten und verstaut in einer Hütte, weit draußen am Rand des Farmlandes, das sie einst gemeinsam gekauft hatten. Kes versuchte, einen großen Bogen darum zu machen. Und er versuchte auch, nicht an ihr Lächeln zu denken, das selbst die dunkelsten Momente erhellt hatte, oder an ihre Hand, die über seine Wange strich, um ihn zu beruhigen. Es war einfach zu schmerzhaft. Es war schmerzhaft, sie zu sehen oder die Aspekte von ihr, die in Poe lebten und atmeten. Die Abenteuerlust. Der Charme. Er war Sharas Junge. Aber Shara war tot. Sosehr er seinen Sohn auch liebte, es schmerzte Kes jedes Mal aufs Neue, wenn er seine Frau in den Augen des Jungen sah.
Er wusste, dass er sich zu sehr isoliert hatte. Von dem Jungen, von seinen alten Freunden, von den Leuten, die sie als Kes und Shara kannten. Er ignorierte Nachrichten, blieb wochenlang auf der Farm, ohne in die Stadt oder zu den Dockbuchten zu gehen. Das tropische Klima von Yavin 4 war einer der Gründe gewesen, warum sie dieses Land gekauft und hier als Familie eine Farm gegründet hatten. Jetzt hingegen gefiel Kes vor allem, wie klein die Siedlung war. Er kannte fast jeden auf dem Mond, und er kannte ihre Routinen – was es einfacher machte, ihnen aus dem Weg zu gehen und sich allein um seine Angelegenheiten zu kümmern.
Die meisten seiner Freunde akzeptierten seine Distanziertheit; nach ein paar Jahren hatten sie aufgehört, vorbeizukommen und nach ihm zu sehen, und wenn er ihnen in der Siedlung begegnete, wechselten sie nur ein paar Worte – freundschaftlich zwar, aber knapp und oberflächlich. Kes zog es vor, ganz allein zu sein; er hatte auch so genug Dinge, die ihm im Kopf herumgingen. Aber eine Person hatte er nicht loswerden können: L’ulo L’ampar.
Der Duros-Pilot war ein Freund, dessen grüne Haut und gewinnendes Lächeln jede Situation aufheitern konnten. Er war loyal und ehrlich, und wenn Kes ehrlich mit sich sein sollte, wollte er ihn nicht wirklich aus seinem Leben verbannen. Und schon gar nicht aus Poes. L’ulo war vor und nach der Schlacht von Endor mit Shara für die Rebellion geflogen. Und nach der epischen Niederlage des Imperiums hatte er sie überredet, ihren Pilotenhelm an den Nagel zu hängen. Er hatte sich sogar mit ihr auf Yavin 4 niedergelassen und sich den Zivilen Schutzkräften angeschlossen – auch wenn er den Mond oft verließ. Er war mehr ein Familienmitglied als ein Freund, und wenn er zu Besuch kam, tat Kes sein Bestes, diese Augenblicke nicht zu ruinieren. Poe mochte inzwischen ein aufsässiger Jugendlicher sein, aber er bewunderte L’ulo noch immer; er war für ihn wie ein verlorener Talisman, eine Verbindung zu der Mutter, die er im Lauf der Jahre immer mehr vergaß. Für Kes hingegen war L’ulo eine Verbindung zu einem Leben, an dem er keinerlei Interesse mehr hatte. Einem Leben voller Gefahr und Aufregung – und, wenn sie mal Zeit zum Durchatmen gehabt hatten, auch ein Leben voller Liebe. Aber diese Liebe hatte vor acht Jahren einen schmerzhaften Preis von ihm gefordert. Er würde nie wieder bereit sein, sich so vollkommen auf eine andere Person einzulassen. Natürlich feierten sie trotzdem, wenn L’ulo vorbeikam. Und Kes ging auch nicht dazwischen, wenn der Duros Poe von seinen Schlachten gegen das Imperium erzählte oder ihm Tipps fürs Fliegen gab oder die Abenteuer von Shara wiederaufleben ließ.
Poe.
Kes wusste, dass er Fehler gemacht hatte. Er war von seiner eigenen Trauer verzehrt worden, war so damit beschäftigt gewesen, Mauern um sich aufzubauen und die Vergangenheit zu vergessen, dass er Poe mit seiner eigenen Trauer allein gelassen hatte. Der Junge brauchte jemanden, mit dem er reden konnte. Jemanden, mit dem er lachen, trauern, seiner Mutter gedenken konnte. Doch obwohl Kes das wusste, war er nicht in der Lage, sein Verhalten zu ändern. Poe vereinte in sich das Beste von ihnen beiden, aber wenn er den Jungen – oder inzwischen eher den jungen Mann – anblickte, sah er nur das Beste von Shara. Er sah die Neugier und die Abenteuerlust in seinen Augen. Er sah, wie eingeengt Poe sich auf Yavin 4 fühlte. Und er wusste, dass sein Sohn früher oder später von hier fortgehen würde, ob nun mit Kes’ Segen oder ohne.
Er trat auf die Veranda hinaus und stieß einen Erdklumpen von dem langen Fußweg, der zu seinem kleinen Haus führte. Er hätte nachsichtiger mit Poe sein sollen. Er hätte ihn unterstützen und darauf vertrauen sollen, dass er sich an den Werten orientierte, die Kes und Shara ihm vermittelt hatten: Vorsicht, Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten, der Glaube an die Macht. Aber Kes war nicht der Typ für so etwas. Nicht mehr. Nicht, nachdem er so viel verloren hatte. Er konnte Poe nicht auch noch verlieren. Und falls das bedeutete, dass er eine Mauer zwischen sich und den Erinnerungen an Shara auftürmen musste, falls es bedeutete, dass er Poe verbieten musste, ins All zu fliegen, bis er erwachsen war … dann war es eben so.
Kes schüttelte leicht den Kopf. Er hörte das Geräusch, aber es dauerte einen Moment, ehe er es identifizierte.
Schritte.
Er drehte sich zum Rand seines Grundstücks hinüber. Zwei Gestalten kamen von dort auf ihn zu. Bewaffnet. Kes griff nach seiner Seite, aber er trug schon seit Jahren keine Pistole mehr – nicht mehr seit seiner Zeit als Pfadfinder für die Rebellion. Kurz überlegte er, ob er zum Haus zurückrennen und sein Blastergewehr aus der verschlossenen Kiste hinter seinem Bett hervorkramen sollte, aber er wusste, dafür war nicht genug Zeit. Pfadfinder hin oder her, er war nicht mehr so schnell wie früher, und die Männer kamen mit zackigen Schritten näher. Er wäre tot, bevor er die Tür erreicht hätte.
Der Mann auf der linken Seite hob den Arm und winkte. Die Geste schien auszudrücken, dass sie nichts Böses wollten, aber es wäre nicht das erste Mal, dass jemand versuchte, Kes zu täuschen. Er wartete. Seine Hand fühlte sich an, als würde sie gleich verkrampfen, während seine Finger zuckend nach der Waffe suchten, die nicht an seiner Seite hing. Was wollen diese Kerle?
Als sie näher heran waren, rief der Mann auf der linken Seite mit tiefer, lauter Stimme:
„Kes Dameron?“
Im Licht, das von Yavin reflektiert wurde, konnte Kes inzwischen ihre Gesichter ausmachen. Sie gehörten zu den Schutzkräften. Den Mann links kannte er sogar. Sein Name war Robhar Dern; er hatte mit Shara zusammengearbeitet. Den anderen Kerl hatte er noch nie gesehen. Aber wer immer er war, es war offensichtlich, dass die beiden keine guten Neuigkeiten hatten. Die Schutzkräfte machten keine Hausbesuche, nur um Hallo zu sagen oder sich nach den Kindern zu erkundigen.
Poe.
Kes’ Haut fühlte sich mit einem Mal eiskalt an.
„Kes, wir stören nur ungern“, sagte Dern, während er Kes’ Hand kräftig schüttelte. Er sah aus, als wäre er ganz außer Atem. Die beiden mussten in großer Eile hergekommen sein. Das war kein gutes Zeichen.
„Schon gut“, erwiderte Kes. „Was führt euch so spät noch in diese Gegend?“
„Guz Austin, Sir“, stellte sich der andere Mann vor. Er war jung und hatte hungrige Augen. „Wir hoffen, Sie …“
„Weswegen seid ihr hier?“, fragte Kes, diesmal mit mehr Nachdruck, den Blick weiter auf Dern gerichtet.
Der Mann verlagerte nervös das Gewicht, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer unbehaglichen Grimasse.
„Kes, wir müssen dich bitten, mit uns zur Station zu kommen“, erklärte Dern.
Mehr musste Kes gar nicht hören. Sein Herz schlug schwerer, und ein Gefühl der Leere schien ihn von innen heraus aufzufressen.
3. KAPITEL
„Aufwachen“, sagte jemand. „Hoch mit dir, Junge. Es ist Zeit.“
Bei jedem zweiten Wort spürte Poe einen Stich in seiner Seite. Nicht zu schmerzhaft, aber schmerzhaft genug. Er wusste, was es war; er war nicht zum ersten Mal hier. Aber es war das erste Mal, dass er sich so elend fühlte – und dass er so überrascht war, noch am Leben zu sein. Ich habe überlebt, dachte er. Eigentlich sollte er vor Freude auf und ab springen. Aber alles, was er spürte, waren Schmerz und … Scham? Er wollte nicht mal die Augen öffnen. Jede Faser seines Körpers tat weh, sein Mund war trocken, sein Gesicht war kalt und feucht von seinen eigenen Tränen. Ein Teil von ihm wünschte fast, dass er gestorben wäre. Die panischen Sekunden in der oberen Atmosphäre, im Sternjäger seiner Mutter, waren wie ausgelöscht, und er konnte sich nur vage an seine Landung erinnern – verschwommene Ausschnitte davon, wie der A-Flügler auf dem Wasser aufklatschte, wie die Piloten der Schutzkräfte um ihn herumgeflogen waren, als wollten sie ihm helfen … Aber es reichte, um zu wissen, dass das Schiff seiner Mutter zerstört war. Eigentlich sollten ihm jetzt andere Gedanken durch den Kopf gehen. Er sollte sich freuen, dass er die Bruchlandung überstanden und noch beide Arme, beide Beine und den Kopf auf seinen Schultern hatte. Doch der Schmerz, den er verspürte, war nicht körperlicher Natur; es war die Trauer um das Schiff seiner Mutter, das Schiff, in dem sie ihm das Fliegen beigebracht hatte. Wie Shara Bey war es nun ebenfalls fort. Wie Shara Bey war es vom Himmel geschossen worden, direkt über seiner Heimat.
Poe spürte eine Hand, die an seinem Kragen zerrte. Er ließ sich aus Instinkt in eine aufrechte Position hochziehen, nicht, weil er es wollte. Seine Beine waren wackelig, sein Rücken brannte, und als er sich kurz mit der Hand über das Gesicht fuhr, ertastete er mehr Kratzer und geschwollene Stellen, als ihm lieb waren. Ein kurzes Umhertasten mit seiner Zunge in seinem Mund verriet, dass er zumindest noch alle Zähne hatte. Es gab eben doch immer etwas Positives, fuhr es ihm durch den Kopf.
Poe öffnete die Augen. Die Offizierin der Zivilen Schutzkräfte schien erleichtert, dass er einen halbwegs ansprechbaren Eindruck machte.
„Wie geht es dir, Dameron?“, fragte sie mit strenger, aber besorgter Miene. „Die Medidroiden meinten, du wärst in Ordnung. Nur ein paar Kratzer und Beulen, nichts Ernstes – was ein Wunder ist, wenn ich ehrlich sein soll.“
„Das … das Schiff“, sagte er. Seine Stimme klang wie Metall, das über Felsen kratzte. „Wo ist es …? Wer sind Sie?“
„Elia Litte von den Zivilen Schutzkräften. Nur dass ich das richtig verstehe … Fragst du ernsthaft nach deinem Schiff?“, wunderte sich die Offizierin. „Du musst dir ja wirklich übel den Kopf gestoßen haben. Das Schiff ist hinüber, Junge. Nur noch Schrottteile und Schlacke. Sei lieber froh, dass du noch in einem Stück bist! Wen interessiert das Schiff?“
„Mich interessiert es, in Ordnung?“, entgegnete Poe. Seine Stimme wurde lauter, und seine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich will es zurück. Es gehört mir.“
Litte machte einen Schritt nach hinten und schüttelte den Kopf.
„Du solltest mal über deine Prioritäten nachdenken“, sagte sie, dann drückte sie einen Knopf, und die Zellentür glitt mit einem Zischen auf. „Du kannst gehen. Es wird keine Anklage erhoben. Muss schön sein, Beziehungen zu haben.“
Sie bedeutete Poe, ihr zu folgen. Er zögerte einen Moment, aber sein angeborener Trotz sagte ihm, dass er nicht noch mal so eine Gelegenheit bekommen würde. Also ließ er sich durch einen langen Korridor führen, dessen Wände mit weiteren Zellen gesäumt waren, angefüllt mit der nächtlichen Ansammlung von Trunkenbolden, Taschendieben und anderen verdächtig aussehenden Gestalten. Yavin 4 war keine große Kolonie. Es gab ein spärliches Netz von Siedlungen, die meisten von ihnen rings um die Raumhäfen und Tempel des Mondes angeordnet – ein Ort, an dem die meisten Leute nur einen kurzen Zwischenstopp einlegten. Bevor die Rebellen hier ihre Basis errichtet hatten, hatte es überhaupt kein intelligentes Leben auf Yavin 4 gegeben; die Zivilisation, die die Tempel erbaut hatte, war schon vor vielen Jahrhunderten verschwunden. Nach der Zerstörung des ersten Todessterns hatten die Rebellen ihren Stützpunkt aufgegeben, anschließend hatte eine Zeit lang das Imperium den Planeten besetzt. Und dann, nach dem Untergang des zweiten Todessterns, waren die ersten Siedler nach Yavin 4 gekommen, viele von ihnen ehemalige Rebellenkämpfer, die sich im Anschluss an den Krieg nach Ruhe und Frieden sehnten. Zu diesen dauerhaften Bewohnern gesellte sich eine Mischung aus Händlern, geschickten Arbeitern, Schürfern, die in der Atmosphäre des Gasriesen Edelsteine sammelten, und Leuten, die einfach nur ihre Schiffe auftanken wollten, bevor sie zu ihrem eigentlichen Ziel weiterflogen. Die Schürfer kamen meistens nach Yavin, um sich zu amüsieren und ihre Gewinne zu verprassen. Und wenn sie fertig waren, stiegen sie wieder in ihre Schiffe und flogen davon. Aber Poe steckte hier fest, auf diesem langweiligen, trostlosen Mond, wo nie wirklich etwas passierte.
„Nun mach schon, dass du hier rauskommst, Dameron“, riss ihn Litte aus seinen Gedanken.
Poe brauchte einen Moment, um zu begreifen. Sie waren in einen überfüllten Vorraum getreten, wo ihn nur noch eine lang gezogene Theke von dem trennte, was andere Leute – die Leute in den Zellen hinter ihm zum Beispiel – als Freiheit betrachten würden. Aber in dem Moment, als Poe ihn sah, wusste er, was geschehen war. Deswegen ließ man ihn also einfach so davonkommen.
„Natürlich“, murmelte er.
Litte packte seinen Arm und schubste ihn nach vorne.
„Junge, du solltest dich auf deinen Knien bei diesem Mann bedanken“, brummte sie. „Ich wünschte, mein Vater wäre auch nur halb so loyal wie deiner. Laut deiner Akte hatten wir dich hier schon sieben- oder achtmal zu Besuch. Würde ich ständig solchen Unsinn machen, hätte mein alter Herr mich spätestens nach dem dritten Mal verstoßen.“
Poe schüttelte die Hand der Offizierin ab und humpelte um die Theke herum, dann weiter, an Kes Dameron vorbei und in die Nacht von Yavin 4 hinaus.
„Du hättest sterben können, Poe“, sagte Kes, als er Poe schließlich außerhalb der Station eingeholt hatte.
Sein Vater wirkte eher gekränkt als wütend. Verwirrung und Schmerz lagen auf seinen Zügen; das war mehr Emotion, als er während der vergangenen paar Monate gezeigt hatte.
„Es geht mir gut“, sagte Poe, ohne seinem Blick zu begegnen. Aber er verlangsamte seine Schritte ein wenig, damit Kes neben ihn treten konnte. Natürlich ging es ihm nicht wirklich gut – zumindest nicht körperlich. Es war wirklich ein Wunder, dass er den Absturz überlebt hatte, und er hatte noch immer Mühe, das Orchester von pochenden, stechenden und schneidenden Schmerzen den jeweiligen Körperteilen zuzuordnen. Er fühlte sich vollkommen zerschlagen.
Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Es geht dir nicht gut“, sagte Kes mit einem Kopfschütteln. „Es war reines Glück, dass du nicht gestorben bist. Aber du wirst nicht immer Glück haben, hörst du? Das ist genau …“
„Genau was?“, schnappte Poe. „Genau das, wovor du mich eine Million Mal gewarnt hast, bevor ich überhaupt groß genug war, um im Cockpit zu sitzen? Bevor ich auch nur wusste, was du meinst? Das, wovor du mich gewarnt hast, weil du den Gedanken nicht ertragen kannst, dass ich irgendetwas anderes tue, als auf diesem toten Mond herumzusitzen und unserem Gras beim Wachsen zuzusehen?“
Kes verzerrte das Gesicht, als würde er Worte hinunterschlucken, die er später vielleicht bereuen könnte.
„Poe, hast du irgendeine Vorstellung, wie schwer es für mich war? Dich schon wieder aus der Arrestzelle holen zu müssen?“ Kes’ Augen weiteten sich. „Glaubst du, ich habe Lust, Leute anzubetteln? Leute um Gefallen zu bitten? Das war nicht das erste Mal, und sie hätten dich liebend gerne ein paar Tage dabehalten. Wäre da nicht …“
„Meine Mutter?“ Poes Wut ließ seine Stimme anschwellen. „Na los, sag es, Vater! Sag ihren Namen! Oder willst du wieder so tun, als hätte es sie nie gegeben, genau wie beim letzten Mal?“
Kes machte einen Schritt nach hinten, und Poe konnte sehen, wie er die Kiefer zusammenpresste. Sofort überkam ihn Bedauern. Was er gesagt hatte, mochte wahr sein – zumindest von seinem Standpunkt aus –, aber die Worte waren voller Zorn gewesen. Und er wusste, dass sein Vater diesen Zorn nicht verdient hatte. Nicht jetzt. Und auch sonst nicht. Poes Wut machte Scham Platz.
„Es tut mir leid, Papa.“ Er drehte sich herum. „Ich … Ich kann jetzt einfach nicht.“
„Was kannst du nicht, Poe?“, fragte Kes. Er trat wieder auf seinen Sohn zu, aber bevor er reagieren konnte, war Poe auch schon losgerannt. Er sprintete davon, so schnell ihn seine Beine trugen, und als er über die Schulter blickte, sah er seinen Vater verwirrt dastehen. Kurz glaubte er, Kes würde ihm nachsetzen, aber blieb er stehen, wo er war. Schon bald war er zu einem kleinen Punkt in der Ferne zusammengeschmolzen, während Poe weiter und tiefer in die Nacht von Yavin hinausrannte.
4. KAPITEL
Wie erwartet entdeckte L’ulo L’ampar Poe Dameron auf dem Weg zu den Dockbuchten – seine übliche Fluchtroute.
L’ulo brachte seinen Landspeeder rechts neben Poe zum Stillstand, als der junge Mann zu ihm herumwirbelte. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Zorn wider, vermischt mit Furcht und Scham, und seine Haltung wirkte steif, als würde ihm jede Bewegung Schmerzen bereiten. Er kam nicht auf den Speeder zu. L’ulo erwartete halb, dass er einfach weiterrennen würde.
Aber das Band zwischen ihnen war stark, sagte er sich. Der Junge würde auf ihn hören.
Er hatte nicht mit Kes gesprochen, trotzdem wusste er, was geschehen war; seine Kollegen aus der Wachstation von Yavin 4 hatten ihn über Poes kleinen Ausflug und die darauf folgende Bruchlandung informiert. L’ulo gestattete sich einen Moment der Trauer um Sharas alternden A-Flügler, aber dieses Gefühl wich schon bald der Erleichterung, dass Poe unverletzt war. Sicherlich hatte Kes seinen Sohn darauf aufmerksam gemacht, wie knapp er dem Tod von der Schippe gesprungen war, aber L’ulo wusste auch, dass Kes’ Stimme für den Jungen zu einer Art statischem Rauschen geworden war. Nun, vielleicht konnte man ja auf einem anderen Kanal zu ihm durchdringen.
„Poe“, rief L’ulo mit klarer, fester Stimme. „Was ist los?“
Poe schüttelte den Kopf, als wüsste er bereits, auf welcher Seite L’ulo stand.
„Nicht du auch noch“, sagte er. Die Worte klangen mehr wie eine Frage als eine Aussage. „Ich hatte genug Vorhaltungen für einen Tag.“
„So ist es nicht, Kleiner. Du kennst mich doch.“ L’ulo bemühte sich, seinen Tonfall ruhig zu halten. „Lass uns reden.“
„Ich will nicht reden. In Ordnung, L’ulo? Ich will es nicht wieder in Ordnung bringen“, entgegnete Poe.
Er wirkte schrecklich aufgewühlt. Seine Augen waren weit, das Hemd klebte ihm verschwitzt an der Brust. Der Junge hatte eine Nahtoderfahrung und vermutlich auch einen epischen Streit mit seinem Vater hinter sich – L’ulo wusste, dass Poe Kes im gleichen Maße liebte und hasste. Er war innerlich zerrissen, eine gequälte Seele, und L’ulo war sich nicht sicher, ob er ihm helfen konnte.
„Red mit mir, Kleiner“, sagte er, wobei er Poe mit einer Geste bedeutete, zu seinem Speeder herüberzukommen. Zögerlich folgte der Junge der Aufforderung, und L’ulo verpasste ihm einen leichten Klaps auf die Wange – ein Zeichen der Freundschaft. „Ich bin nicht irgendein Bauer, weißt du? Ich habe da draußen einiges erlebt.“ Er deutete mit dem Kinn zum nächtlichen Himmel hoch. „Mit deiner Mutter. Mit der Rebellion. Dieser Mond ist dir zu langweilig? Na, dann frag mich mal. Aber …“
Poe wich zurück.
„Nein, kein aber“, blaffte er. „Ich habe die Nase voll davon, mit dir zu diskutieren. Oder mit meinem Vater. Dieser Ort …“
Er breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis, wie um zu sagen: Sieh dich doch nur um.
„Hier gibt es nichts für mich, verstehst du? Ich will kein Bauer sein. Ich will nicht wie Papa leben oder die Felder bestellen oder meine Tage mit stiller Introspektion verbringen.“ Poes Finger schlossen sich so fest um die Seitenwand des Speeders, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Ich will sehen, was da draußen ist. Ich will etwas tun. Etwas Bedeutsames. Ich will fliegen, andere Welten sehen, so wie …“
„So wie Shara“, nickte L’ulo. „Ich weiß, Kleiner. Ich weiß.“
Poe blickte auf seine Füße hinab, dann wandte er sich ab und trat nach der Erde. Es war offensichtlich, dass er nicht wusste, was er sonst machen sollte.
„Warum versteht er es nicht, L’ulo?“, fragte er. „Warum lässt er mich nicht einfach gehen?“
„Kannst du es ihm verübeln? Du bist alles, was er hat.“
„Und er ist alles, was ich habe“, seufzte Poe, wobei er sich wieder zu seinem Freund herumdrehte. „Aber was erwartet Papa? Dass ich ewig hierbleiben und mit ihm auf der Veranda herumsitzen werde?“
„Ich bezweifle, dass er so weit vorausgedacht hat“, erwiderte L’ulo. „Aber er will dich beschützen.“
„Er will nicht, dass ich so sterbe wie Mama“, entgegnete Poe. „Im All. Allein.“
„Richtig.“
„Aber das werde ich nicht“, sagte Poe. Seine Stimme zitterte, als wäre er sich da selbst nicht so sicher. „Ich kann fliegen. Sie hat es mir beigebracht. Und du hast auch geholfen. Du weißt, dass ich es kann. Ich bin gut.“
L’ulo nickte. Es stimmte. Der Junge hatte Talent. Natürlich brauchte er noch jede Menge Feinschliff, aber er hatte alles, was einen großartigen Piloten auszeichnete. Alle Elemente waren vorhanden: das Selbstvertrauen, der Wille, die Furchtlosigkeit, die Fähigkeit, komplexe technische Konzepte blitzschnell in die Tat umzusetzen. Alles, was er jetzt noch brauchte, war eine Chance.
Hätte Shara Bey ihm diese Chance gegeben?
L’ulo schaltete die Antriebe des Landspeeders ab und stieg aus.
Die Antwort auf die Frage hallte in seinem Kopf wider, aber er wollte sie nicht hören. Sein Instinkt sagte ihm, dass Poes Sicherheit vorging. Dass er hier auf Yavin 4 bleiben sollte – schließlich war es das, was Kes wollte.
Die echte Antwort war komplizierter, wie ihm klar wurde, während er auf den Jungen zuging, den er liebte wie seinen eigenen Sohn.
„Hat deine Mutter dir je von Endor erzählt, Poe?“, fragte L’ulo. Er setzte sich auf den Boden und bedeutete dem Jungen, ebenfalls Platz zu nehmen. „Über die letzte Raumschlacht?“
„Beim Todesstern?“ Poe kniete sich neben ihn. „Nein, nicht wirklich. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.“
L’ulo erinnerte sich noch gut an ihren Angriff auf den zweiten Todesstern, an die Freunde, die sie dabei verloren hatten. Daran, wie sie erst alle Hoffnung verloren hatten, nur um dann plötzlich den Sieg davonzutragen. An die euphorische Siegesfeier auf dem Waldmond. All das fühlte sich an, als wäre es erst gestern passiert, gleichzeitig aber auch, als wäre es schon Jahrhunderte her. Sie hatten einen scheinbar unbesiegbaren Riesen in die Knie gezwungen. L’ulo hatte das Gefühl gehabt, als gäbe es nichts, was sie nicht erreichen könnten.
„Nach der Schlacht, nachdem wir gewonnen hatten“, sagte er, wobei er seine Worte vorsichtig abwog; er wusste, welche Wirkung sie haben könnten. „Da hat deine Mutter regelrecht gestrahlt. Sie war … so lebendig. Und dein Vater auch. Er war müde, aber er war auch erleichtert und froh und gespannt auf die Zukunft. Wir wussten, dass es noch viel Arbeit für uns gab. Das Imperium war noch nicht gänzlich besiegt. Aber wir hatten dem Monster den Schädel abgeschlagen, und jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Körper zu zucken aufhörte.
Ich wusste – das heißt, wir alle wussten –, dass sich deine Mutter und dein Vater früher oder später zur Ruhe setzen würden“, fuhr L’ulo fort. „Wir wussten, dass sie dich an einem sicheren Ort großziehen wollten. Sie wollten dich nicht nur zwischen ihren Missionen sehen oder, schlimmer noch, … überhaupt nicht.“
Poe wirkte wie hypnotisiert. Er hing L’ulo förmlich an den Lippen.
„Unsere Arbeit war unglaublich riskant, Poe“, erklärte der Duros. „Es bestand immer die Möglichkeit, dass wir nicht von einer Operation zurückkehrten. Dass dort, wo gerade noch unser Schiff war, plötzlich nur noch Staub durchs All wehen würde. Deine Eltern wussten das.“
„Also wollten sie nicht länger mit der Gefahr leben?“, fragte Poe in beinahe flehentlichem Tonfall. „Willst du mir das damit sagen?“
L’ulo hob die Hand. Lass mich ausreden, sagte die Geste.
„Sie wollten für dich da sein. Das war wichtiger als alles andere – ihre Abenteuerlust, ihr Pflichtgefühl, ihr eigenes Leben“, erklärte er. „Aber als ich deine Mutter in einem ruhigen Moment zwischen all dem Chaos und den Feierlichkeiten fragte: ‚Wie wird es sich wohl anfühlen, nicht mehr da draußen zu sein, Shara? Nicht mehr zwischen den Sternen zu fliegen und jeden Tag ein neues Abenteuer zu erleben?‘, da drehte sie sich herum und starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.“
„W-was hat sie gesagt?“
„Sie sagte: ‚Ich werde immer da draußen sein, L’ulo. Ich werde immer zwischen den Sternen sein – und fliegen.‘“ L’ulo ließ die Worte genau abgemessen über seine Zunge rollen. Er wusste, dass Poe im Moment besonders verletzlich war, und alles, was er gerade sagte, könnte mehr schaden als nützen, sollte der Junge es falsch verstehen. Aber er hatte das Gefühl, dass er es Shara schuldig war und dass sie dasselbe getan hätte, wäre sie jetzt hier. „Sie kannte das Risiko, und sie wusste, welchen Preis sie womöglich zahlen würde, wenn sie ignorierte, was sie durch harte Arbeit aufgebaut hatte – ihre Familie, ihr Leben –, nur um Abenteuern und Nervenkitzel hinterherzujagen.“
„Versuch nicht, diplomatisch zu sein, L’ulo“, forderte Poe mit einem Kopfschütteln. „Das ist nicht dein Stil. Abgesehen von meinem Vater gibt es niemanden, der meine Mutter besser kannte als du. Hör auf, um den heißen Brei herumzureden. Ich will die Wahrheit wissen.“
„Ich weiß nicht, was …“
„Doch, das weißt du“, entgegnete Poe. Er starrte L’ulo an, ohne zu blinzeln. Es war offensichtlich, dass er nicht nachgeben würde. „Du weißt genau, was meine Mutter tun würde, und Kes weiß es auch. Sie wollte Abenteuer. Sie wollte den Nervenkitzel. Sie war eine Heldin, die keinem Risiko und keinem Kampf aus dem Weg gegangen ist. Das weißt du, L’ulo. Und es macht dir Angst, richtig?“
L’ulos Nicken war fast schon reflexartig – eine Bewegung, so schnell, dass er sie nicht mal hätte unterdrücken können, wenn er es gewollt hätte. Die Geste schien Poe zu genügen.
Der Junge stand ruckartig auf. Seine Hände zitterten, und er stolperte fast über seine eigenen Beine, als er von L’ulo zurücktrat.
„Poe?“
„Ich … ich muss gehen“, murmelte Poe Dameron vor sich hin. „Ich muss gehen.“
Dann drehte er sich um und rannte davon.
L’ulo wartete noch ein paar Sekunden, bevor er aufstand, sich den Staub von der Uniform klopfte und wieder in seinen Landspeeder kletterte. Er blickte auf seine Hände hinab, auf die Narben und Schwielen eines Duros, der zahllose Schlachten und Abenteuer hinter sich hatte. Ihm war nie langweilig geworden, er verspürte weder Bedauern noch Wehmut, wenn er auf sein Leben zurückblickte. Und Poe sollte diese Dinge auch nicht spüren müssen. Er wusste, dass das egoistisch war. Hatte er den Jungen gerade wegen seiner eigenen Ansichten auf einen Pfad geführt, der in einem frühen Grab enden würde? Die Worte kamen aus seinem Mund, bevor er sie wirklich denken konnte; es war, als würde er eine fremde Unterhaltung belauschen. Aber das änderte nichts an der Wahrheit dieser Worte, und L’ulo wusste, dass sie ihn noch lange, lange verfolgen würden.
„Was habe ich getan?“
5. KAPITEL
Die Hauptsiedlung von Yavin 4 wurde oft als Wetyins Kolonie bezeichnet. Die meisten ihrer Bewohner stammten von dem Planeten Sector und waren nach Yavin 4 gekommen, um Bauern zu werden. Doch so spärlich und landwirtschaftlich ausgerichtet die Bevölkerung des Mondes auch sein mochte, war Yavin 4 doch auch ein beliebter Umschlagplatz, ein Knotenpunkt für Handel und Verkehr. Auf jeden Farmer und jede Familie kamen Dutzende Geschäftsleute, die sich im geschäftigen Raumhafenbezirk des Mondes tummelten. Dieser Raumhafen bestand aus langen Reihen von Dockbuchten und einer noch längeren Reihe voller Restaurants, Cantinas und anrüchigeren Unterhaltungsmöglichkeiten. Soweit es jüngere Leute wie Poe Dameron anging, war dies der einzige aufregende Ort in der gesamten Stadt. Für die raumfahrenden Händler und Geschäftsleute war es einfach nur ein weiterer Zwischenstopp auf dem langen Weg zu ihrem Endziel.
Das Gullys war eine der Cantinas in der Unterhaltungsstraße – laut, ungezügelt und immer gut besucht, aber im Vergleich zu einigen der anderen Etablissements weniger bunt und auffällig. Die Kapok-Bar teilte den Schankraum von einer Wand bis zur anderen. Auf einer Seite stand ein rothäutiger Devaronianer namens Fontis; auf der anderen standen mehrere Tische verteilt, umringt von nicht zusammenpassenden Stühlen – mal mehr, mal weniger – und bevölkert von allerlei Wesen, die mit ihren letzten Geschäften oder Gaunereien prahlten, Kriegsgeschichten und Beschwerden austauschten oder betrunken und nostalgisch von besseren Zeiten schwärmten. Yavin 4 mochte ursprünglich eine Rebellenbasis gewesen sein, ja, kurzzeitig sogar ein zentraler Schauplatz im epischen Kampf zwischen der Rebellenallianz und dem Imperium … aber kaum einer der Gäste im Gullys scherte sich darum. Und auch nicht darum, wer hier das Sagen hatte. Für diese Kaufleute vom Äußeren Rand zählte nur ihr eigener Schutz und ihr eigener Profit. Galaktische oder planetare Politik war zweitrangig.
Aber in dieser Nacht war etwas anders als sonst, das konnte Fontis spüren. Wie üblich war viel los. Nach langen Tagen zwischen den Sternen brauchten die Leute einfach einen Ort, wo sie etwas Dampf ablassen konnten. Genau deswegen war Fontis auch überzeugt, dass er niemals bankrottgehen würde; es gab immer Nachfrage nach dem, was er hier anbot. Die Kehrseite der Medaille war, dass er es im Lauf der Jahre mit zahlreichen streitlustigen Gästen zu tun bekommen hatte. Er wusste, wie er mit solchen Leuten umspringen musste, und falls es hart auf hart kam, hatte er auch kein Problem damit, einem besonders begriffsstutzigen Besucher ein Messer in den Bauch zu rammen. Doch was heute in der Luft lag, war anders. Mehr wie ein elektrisches Knistern. Und es fühlte sich gefährlicher an als die Spannungen, die manchmal zwischen ungepflegten Raumfahrern und Einwohnern aufflackerten.
Den Ursprung dieses Knisterns hatte Fontis bereits ausfindig gemacht.
Sein Blick wanderte über die Menge, von dem stämmigen Duwotin, der sein Türsteher war, zu dem Nimbanel – seine schuppige Haut schimmerte im dumpfen Licht des Schankraums –, der das Gullys zu seiner zweiten Heimat erkoren hatte, dann weiter zu dem untersetzten, delphidianischen Waffenhändler, der drauf und dran war, über seinem Bierglas einzunicken (eine offene Einladung an die Taschendiebe unter den Gästen). Und dann richtete Fontis seinen Blick auf das andere Ende des Raumes, zu dem klapprigen Tisch, um den herum vier Personen saßen, die er noch nie gesehen hatte und die er nach dieser Nacht sicher auch nie wiedersehen würde.
Fontis hatte einen guten Riecher für solche Sachen. Seine Cantina war ganz auf Durchreisende und die flüchtige Natur ihres Aufenthalts ausgelegt, und wenn man jahrelang ein Etablissement wie dieses führte, dann eignete man sich einen sechsten Sinn für Schwierigkeiten an. Oft konnte er es schon Stunden vorher spüren, wenn sich Ärger anbahnte. Nicht, dass er bei diesen vier Gestalten seinen sechsten Sinn bemühen musste; ein Blick in ihre Richtung reichte schon, um zu wissen: Diese Kerle solltest du besser im Auge behalten.
Das fing schon bei ihrem Anführer an, einem verwegen dreinblickenden Klatooinianer mit einer Augenklappe, dem die nötigen Gesichtsmuskeln für ein Lächeln zu fehlen schienen. Seine hohe Stirn und seine herabhängenden Wangenlappen trugen ebenfalls zu seiner mürrischen Miene bei. Fontis hatte den Eindruck, als würden sich die anderen in der Gruppe dem Klatooinianer mit einer gewissen Resignation unterordnen. Rechts von ihm saß ein junges Menschenmädchen, unmöglich älter als sechzehn. Sie war hochgewachsen, mit ausdruckslosem Gesicht, dunklem, lockigem Haar und sumpfgrünen Augen, die viel älter als der Rest von ihr wirkten. Im Gegensatz zu ihren Kameraden machte sie einen ruhigen, beherrschten Eindruck. Ihre kühle Miene ließ es sogar fast so aussehen, als hätte sie das Kommando, aber das konnte nicht sein. Und ganz abgesehen davon, das Kommando worüber? Sie waren keine Händler, das hatte Fontis schon auf den ersten Blick erkannt. Nein, sie waren aus einem anderen Grund hier – einem Grund, den sie womöglich mit den unheilvolleren Elementen teilten, die auf Yavin 4 einen Zwischenstopp einlegten. Nicht, dass Fontis ein Problem damit hatte … solange sie keinen Ärger in seiner Bar machen. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er sich da falsche Hoffnungen machte.
„Ich stehe zu meiner Entscheidung“, sagte Vigilch, der Klatooinianer, wobei er mit der flachen Hand auf den wackeligen Tisch schlug. „Er hat uns bestohlen. Dieser verkommene kleine Ishi Tib …“
„Dieser verkommene kleine Ishi Tib war unser Pilot“, unterbrach die Twi’lek, die Vigilch gegenübersaß. Ihre roten Lekku-Kopfschwänze, die sie um ihr Gesicht drapiert hatte, zuckten leicht, als sie sprach. Sie hieß Marinda Gan, und sie war alles andere als glücklich, hier auf Yavin 4 festzusitzen. Vigilch hatte sie angeheuert, um bei ihrer Operation für die nötige Feuerkraft zu sorgen, nicht, um hier in einer Cantina herumzusitzen und sich zu fragen, wie es nun weitergehen sollte. Sie konnte sich eine Million Orte in der Galaxis vorstellen, an denen sie jetzt lieber wäre, allesamt aufregender und angenehmer und angemessener für eine Kopfgeldjägerin ihres Kalibers. „Anstatt uns immer wieder daran zu erinnern, dass du der Boss bist, solltest du uns vielleicht lieber verraten, wie wir ohne Pilot von Yavin 4 verschwinden sollen, bevor sie uns finden.“
„Je länger unser Schiff in der Dockbucht steht, desto größer ist das Risiko, dass jemand es erkennt“, pflichtete ihr der ausgezehrt wirkende Pau’aner Gen Tri bei. Seine Stimme war ein leises Zischen, sein Ton flach. Während er weitersprach, klopfte er mit seinen langen Fingern auf den Tisch. „Unsere Freunde daheim werden nicht erfreut sein, wenn unsere Fracht verloren geht.“
„Wir werden die … was wir ihnen besorgen sollten, nicht verlieren“, grollte Vigilch, nachdem er seinen Oberkörper zu Gen Tri herumgewälzt hatte. Es war kein Geheimnis, dass die beiden einander nicht leiden konnten, aber Vigilch ließ es sich viel deutlicher anmerken als der ernste Pau’aner. „Wir brauchen nur einen Piloten, um von diesem trostlosen Mond fortzukommen. Falls jemand einen Vorschlag hat, wo wir so jemanden finden, bin ich ganz Ohr.“
Die junge Frau rechts von Vigilch setzte sich auf und richtete den Blick ihrer grünen Augen auf den Eingang der Cantina, als wäre ihr dort etwas aufgefallen. Ihr Name war Zorii Wynn. Wie Fontis ganz richtig geschätzt hatte, war sie noch nicht volljährig. Aber sie hatte in ihrem kurzen Leben schon vieles erlebt, und ihre Kameraden wussten, dass auf Zoriis Instinkte Verlass war.
Gen Tri, Marinda und Vigilch folgten ihrem Blick mit den Augen. Was sie entdeckten, wirkte im ersten Moment enttäuschend – bis sie Fontis’ tiefe Stimme hörten. Denn als der Wirt ebenfalls den jungen Mann erblickte, der durch die Tür des Gullys hereingestolpert war, rief er laut aus:
„Na, wenn das mal nicht der beste Pilot von ganz Yavin 4 ist – Meister Poe Dameron persönlich!“
6. KAPITEL
Offizierin Sela Trune vom Sicherheitsbüro der Neuen Republik marschierte schnellen Schrittes auf das Hauptquartier der Zivilen Schutzkräfte von Yavin 4 zu. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Trune war sich nicht sicher, ob die Nachricht von ihrer Ankunft bereits zu den Einheimischen durchgesickert war, aber ehrlich gesagt interessierte es sie auch nicht. Dies war nicht der Augenblick für Lokalpolitik – jetzt war Handeln gefragt.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Offizierin an der Empfangstheke mit offensichtlicher Neugier. Trune war an diese Reaktion gewöhnt; sie war gerade erst zweiundzwanzig geworden und so schnell durch die Ränge des NRSB aufgestiegen, dass sie regelmäßig Leuten Befehle gab, die zehn oder mehr Jahre älter als sie waren. Da lernte man schnell, sich an die Blicke zu gewöhnen.
„Agent Trune vom NRSB“, sagte sie abgehackt. Sie genoss, wie die Miene der Offizierin innerhalb einer Sekunde von neugierig zu alarmiert wechselte. „Ich bin hier, um mich über Ihre Probleme mit Gewürzschmugglern zu informieren.“
„Gewürzschmuggler … Probleme?“