Meine Geschichte begann 2011:

  1. Wie kam es zu einer Landschildkröte
  2. Einzug mit Hindernissen
  3. Langsam wurden wir warm
  4. Der erste gemeinsame Winter
  5. Das Frühjahr und der Bau des ersten Außengeheges
  6. Der Bau unseres zweiten Geheges
  7. Wieder ein Winter ohne Starre
  8. Josy, Paula und Finja
  9. Darf ich vorstellen
  10. Der Herbst und die nächste Winterstarre
  11. Die ersten Eier
  12. Urlaubsvertretung
  13. Der Umzug
  14. Nachwort, sowie

Bilder und Tipps zum Freigehege und der Winterstarre

Zuerst einmal muss ich sagen, weiß ich gerade gar nicht weiß wie ich anfangen soll meine Erfahrungen mit Landschildkröten nieder zu schreiben, aber ich denke, das einfachste ist, es so schreiben, wie es sich entwickelt hat, nämlich mit lustigen, interessanten und manchmal auch echt verblüffenden Beobachtungen, die einem schon mal zum Schmunzeln bringen konnten.

Vorab möchte ich aber erwähnen, dass es sich bei diesem Buch um kein „Ratgeberbuch“ handelt, da es über die richtige Schildi-Haltung schon viele und auch wirklich viele gute Bücher gibt.

Ganz am Ende des Buches habe ich nur ein paar vielleicht hilfreiche Tipps zum Bau eines Freigeheges und der Winterstarre zugefügt.

Dieses Buch handelt um eine wahre Geschichte und alle beteiligten Schildis leben gesund bei mir zuhause. Mit den geschriebenen Zeilen möchte ich Schildkrötenfreunden und all denen, die es mal werden möchten, zeigen, wie man diese kleinen liebevollen Sturköpfe unterschätzt und wie ein kleines Männchen lernt, das Leben einer Schildkröte zu genießen.

Kapitel 1

Wie kam es zu einer Landschildkröte

Meinem Mann gegenüber erwähnte ich öfters, dass ich Schildkröten so niedlich fand und sie einfach mochte. Ich fand sie schön, putzig, sie strahlten eine Ruhe aus, waren pflegeleicht, stellten keine Ansprüche, konnten gut alleine leben, ... perfekte Haustiere für berufstätige Menschen.

Hier höre ich erstmal mit der Aufzählung auf, denn wie meistens im Leben kommt es immer anders und zweitens als man denkt.

Also wenn man es jetzt genau nimmt, möchte ich meinen Mann zwar nicht die direkte Schuld an unseren Lebenswandel geben, aber eine Gewisse Portion Teilschuld ist da schon vorhanden. Diese Teilschuld bezieht sich auf einen morgendlichen Heimbesuch seiner Mutter und hier kommt die zweite Hälfte der Teilschuld ins Spiel, nämlich der Pfleger. Dieser wusste, genau wie mein Mann, dass ich Landschildkröten mochte und da er welche besaß, unterhielten wir uns schon mal locker über das Thema. Gut, ich habe auch schon mal Scherzhalber erwähnt, dass er bloß an mich denken soll, wenn er mal ein Krötchen abgeben möchte, aber dass dieser Tag tatsächlich kommen würde, ahnte ich bis dato noch nicht.

Der Tag, beziehungsweise der Morgen, kam. Mein Mann kam von einem Heimbesuch nachhause und richtete mir nebenbei viele Grüße von seiner Mutter, aber auch vom Pfleger Rüdiger aus. So weit, so gut, doch dann folgte der alles entscheidende Nachsatz: >> Ach und dann soll ich dir von Rüdiger ausrichten, dass er eine seiner Landschildkröten abgibt. Ein Männchen, ca. 2 Jahre alt und ein Terrarium hätte er auch noch dazu – ist wohl eine Vierzehen-Landschildkröte, oder so ähnlich! <<

Man(n) sollte vielleicht nie einfach mal so nebenbei was in den Raum werfen, was Frauen Interessiert – denn auch das Nebenbei wird sofort registriert und verarbeitet.

Ich horchte auf, speicherte die Info erstmal im Hinterkopf, um doch 10 Minuten später den Laptop zur Hand zu nehmen. Dank der heutigen Technik konnte man ja sämtliche Fragen an Herrn Google stellen und somit machte ich es mir auf der Terrasse bequem und googelte sämtliche Kopf- Fragezeichen ab: Wie sieht so eine Vierzehen-Landschildkröte aus, was hat sie für Eigenschaften, was frisst sie, wie groß wird sie, macht sie eine Winterstarre, wie alt kann sie werden, … und ich wurde fündig und erfuhr, dass die Schildkröten-Rasse auch Testudo Horsfildii genannt wurde, zu den Steppenschildkröten gehörte und im Kasastanischen Bereich eigentliche Zuhause war. Diese Tierart fällt gerne in eine Sommerstarre und diese zieht sich manchmal auch bis zum Winter durch. Alle weiteren Beschreibungen, ob Ernährung, Bodensubstrate, Winterstarre, Kräutersorten, … ähnelten eben einer ganz normalen Landschildkröte, wie zum Beispiel der Testudo Hermanni.

Abends sprach ich mit meinem Mann noch mal über das kleine Krötentierchen, welches ein neues Zuhause suchte und er bedachte:

Kein Problem – ich frage mal meine Mutter oder auch meine Schwester, dann kaufe ich noch ein kleines Terrarium, quasi als Urlaubsdomizil

Ja – wenn es mal Krank wird, fährt man zum Tierarzt, wie mit jedem anderen Haustier auch

Natürlich im Wohnzimmer, da sehe ich doch das Tierchen am meisten

Wir haben doch vor der Tür genug Büsche und Feld – da wächst doch alles

Er gab sich geschlagen, merkte, dass seine Argumentationen nicht wirklich meine Ohren überzeugten und gab sich mit den Worten überlege es Dir gut geschlagen.

Direkt am nächsten Tag fuhr ich mit meiner Mutter im Gepäck zu Rüdiger, denn beide waren ehemalige Kollegen und tauschten sich gerne mal aus.

Wir erwischten ihn draußen beim Blumengießen und hielten einen kleinen Smalltalk mit ihm, dann führte er uns in sein übersichtliches Wohnzimmer wo 3 Schildkröten in je einem Terrarium hockten, uns 2 Bartagamen beobachteten, ein Hund anbellte und zwei Katzen auf der Couch lauerten – ach herrje, es war wie ein kleiner Tierpark.

Rüdiger ging zu einem sehr kleinen Glas-Terrarium. >> Das ist das kleine Männchen was ich abgeben möchte. Er ist ganz lieb, nur Menschen gegenüber sehr ängstlich. Um sein Fressen brauchst du dir keine Gedanken zu machen, einfach ein Blatt Eisbergsalat ins Terrarium legen und fertig. Salat hinhalten brauchst du ihm nicht, er frisst nichts aus Händen - ist eben sehr scheu. <<

Mit diesen Worten setzte er mir den kleinen Kerl in die Hände und ich glaube, hier bekam der Spruch ´Liebe auf den ersten Blick` für mich jedenfalls eine Bedeutung, denn ich beobachtete die kleine Schildkröte von allen Seiten, die ganz lieb und brav in meinen Händen saß. Nach knapp 10 Minuten setzte ich das Tier wieder zurück in den Glaskasten, fuhr nachhause und berichtete meinem Mann von dem Tier.

Mehr als überleg es Dir gut kam wieder nicht über seine Lippen.

Am Wochenende fuhr ich mit meiner Mutter nach Mainz und als wir so am Rhein standen, gab ich zu, dass mir das Tierchen nicht aus den Kopf ging und ich schon über Namen nachgedacht hatte. Meine Mutter konnte mich gut verstehen – sie war ja bei Rüdiger dabei und hatte mich wohl mit der kleinen Kröte in der Hand beobachtet.

Gerade wieder zuhause angekommen wiederholte ich diese Worte meinem Mann gegenüber, denn für mich stand fest, ich wollte der kleinen Schildkröte gerne ein neues Zuhause geben.

Kapitel 2

Einzug mit Hindernissen

Direkt am nächsten Abend fuhren wir bepackt mit einer Klapp-Box zu Rüdiger, wollten zuerst das 1,20m Glas-Terrarium in unserem Golf packen, klappten dazu die Rücksitzbank um und schleppten den Glaskasten zum Auto. ´War ganz schön schwer, aber jetzt ja keine Schwäche zeigen`, dachte ich, denn schließlich wartete ja ein kleines Schildkrötchen auf mich und dann folgte das Dilemma. Als das Terrarium fast mit meiner letzten Kraft im Kofferraum verstaut war, entdeckte mein Mann einen Riss im Bodenglas! Prima, das fing ja gut an!

Kurzerhand schleppten wir das Terrarium wieder zurück zum Kellerraum, ganz easy - wog ja schließlich nichts - und zeigten dem überraschten Besitzer das Malheur, denn wir hatten keine Lust beim ersten Schlagloch im Scheibenmeer zu sitzen.

Ich überlegte kurz nach einer Lösung, denn ich wollte doch das Tier so gerne mitnehmen und beschloss kurzerhand: >> Wir nehmen nur die Schildkröte mit, sie kann eine Nacht in der Klapp-Box verbringen und morgen kaufen wir ihr ein neues Terrarium. <<

Sagte es und befreite stolz das Tierchen aus dem kleinen Glaskasten und setzte es vorsichtig in die mitgebrachte Klapp-Box. Ich war in dem Moment mindestens genauso aufgeregt wie die kleine Kröte.

Zuhause angekommen, stellten wir die Box ins Wohnzimmer und mussten überrascht feststellen, dass die kleine, recht agile Schildkröte, aus der Box flüchten wollte. Sie zog sich kraftvoll am Handtuch entlang nach oben und hätte es bestimmt auch geschafft, wenn wir nicht aufgepasst hätten.

Also das Schildkröten gute Kletterer waren, wusste ich bis dato noch nicht, aber ich war ja bereit zu lernen (und da kamen noch so einige überraschende Neugebiete auf mich und uns zu), jetzt musste erst einmal eine Lösung her und die einzige, die mir spontan einfiel, war unsere Holztruhe und so kam es, dass das Tier die erste Nacht und den ersten Tag auf einem Handtuch in einer offenen Holztruhe verbringen musste.

Selbstverständlich stellten wir eine Schale mit Salat und Wasser dazu, doch Leid tat uns das Tier trotzdem und uns war klar, dass wir direkt am nächsten Tag ein Terrarium besorgen mussten.

Am nächsten Tag, kaum als mein Mann von der Arbeit zu Hause war, drängelte ich zum Aufbruch, schließlich mussten wir eine Obhut für das Tierchen kaufen. Wir fuhren erst zu einem Zoogeschäft und begutachteten die verschiedenen Terrarien. Es gab welche mit Holzumrandung, aus Ganzglas, große, kleine, eckige mit Öffnung nach oben und welche mit Schiebetür. Hier half nur logisches Denken und Personalruf.