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© 2020 Martin Schneider

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783752694925

Inhaltsverzeichnis

  1. Zur Einführung
  2. Online- und Präsenzunterricht
  3. Basics: Didaktik und Methoden
  4. Inhaltliche Vorbereitung
  5. Technische Vorbereitung
  6. Zum Marketing
  7. Kurz vor der Veranstaltung
  8. Durchführung der Veranstaltung
  9. Nach der Veranstaltung
  10. Troubleshooting
  11. Quellen
  12. Literaturverzeichnis

1 Zur Einführung

1.1 Die gestiegene Bedeutung von Online-Unterricht

Räumliche Distanzierung und Veranstaltungsverbote gehören zu den Maßnahmen, mit denen die Covid-19-Pandemie bekämpft wurde und wird. Sie führten in Deutschland und vielen anderen Ländern im Frühjahr 2020 zur massiven Einschränkung des öffentlichen Lebens. Auch Schulen, Universitäten und Einrichtungen der Erwachsenenbildung konnten von einem Tag auf den anderen ihren klassischen Präsenzunterricht nicht mehr durchführen. Denn bei diesem befinden sich Lehrkraft und Lernende zur Unterrichtszeit am gleichen Ort, etwa in einem Klassenzimmer oder Seminarraum. Die Pflicht zur Einhaltung eines Mindestabstandes von 1,5 Metern zwischen den Anwesenden oder zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung spielt dabei normalerweise keine Rolle. Doch aus Gründen des Infektionsschutzes war nun alles anders.

Schulen sowie Lehrkräfte standen nach Unterbrechung des Präsenzbetriebs vor der immensen Herausforderung, den Unterricht trotzdem weiterzuführen, um dem Bildungsauftrag nachzukommen. Dabei wurden Lernplattformen, Lernsoftware und Lernvideos eingesetzt. 1

Ebenso haben Videokonferenzsysteme stark an Bedeutung gewonnen. Durch sie sind die Lehrkraft und die Lernenden ausschließlich über das Internet miteinander verbunden und befinden sich in einem virtuellen Unterrichtsraum. Tatsächlich befinden sie sich zur Unterrichtszeit aber an völlig verschiedenen Orten (beispielsweise in der eigenen Wohnung). Kameras und Mikrofone ihrer Endgeräte wie Laptops, Tabletcomputer oder Smartphones senden Video- und Audiodaten, die über das System für alle sicht- und hörbar sind. Die Lehrkraft besitzt Moderatorenrechte, über die sie die Veranstaltung beginnen und beenden, Teilnehmende in den Unterrichtsraum eintreten lassen, die im Unterricht zum Einsatz kommende Medien bestimmen oder Rederechte zuweisen kann.

Doch der Umstieg auf Online-Unterricht verlief nicht immer erfolgreich, sondern zeigt großen Handlungsbedarf. Die Auswertung einer Befragung von 1.000 Eltern schulpflichtiger Kinder durch das Münchener Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung im Sommer 2020 besagt, dass Schulausfall und Homeschooling durch die Eltern die Bildungsungleichheit entlang der sozialen Herkunft, sowie der Leistungsstärke der Kinder verstärkt haben dürfte. 2 Eltern standen nicht selten unter einer Doppelbelastung, sofern sie in der Krise zugleich selber im Homeoffice gearbeitet haben.

Allerdings scheint die Situation auch ein Bewusstsein für neue Unterrichtsformate erzeugt zu haben. Denn eine Mehrheit von 79% sprach sich bei Schulschließungen für eine Pflicht zum Online-Unterricht aus. 3 Zur tatsächlichen Situation gaben immerhin 57% der Befragten an, dass die Schülerinnen und Schüler über Videoanruf oder Telefon seltener als einmal wöchentlich gemeinsamen Unterricht im Klassenverband gehabt hätten. Dass die Kinder niemals gemeinsamen Unterricht gehabt hätten, sagten sogar 45%. 4

Die Ursachen für Schwierigkeiten sind vielfältig. Auf einige weist der Erziehungswissenschaftler Aladin El-Mafaalani hin, wenn er zu bedenken gibt, dass die Umstellung leichter erfolgt wäre, wenn sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler schon vor der Pandemie digitale Medien in der Schule gemeinsam genutzt hätten. 5 Ebenso seien die heimischen Arbeitsbedingungen der Kinder für die Lehrkräfte unklar gewesen: zum Beispiel die Frage, ob überhaupt ein Laptop oder ein eigenes Zimmer als Lernort zur Verfügung steht. 6 Hinzu kommt die Frage nach der Datenschutzkonformität von Videokonferenzsystemen. 7

Zur Errichtung eines krisensicheren Bildungssystems wendet sich die Nationale Akademie der Naturforscher Leopoldina in einer Stellungnahme vom 5. August 2020 an die Verantwortlichen in Bund und Ländern: Sie empfiehlt, allen Lehrkräften den Zugang zu datenschutzrechtlich geprüften Lernplattformen und Videokonferenzsystemen zu ermöglichen. Ebenso sollen Schülerinnen und Schüler ein digitales Endgerät zur Verfügung gestellt bekommen sowie Weiterbildungen für die pädagogischen Fachkräfte durchgeführt werden. 8

Die bereits zitierte Befragung des Ifo-Instituts bezog sich auch auf Krisen-Maßnahmen in anderen Bildungsbereichen: So sprachen sich 77% der Befragten für Online-Angebote an den Universitäten aus. Die kostenlose Teilnahme an Online-Angeboten der Volkshochschulen befürworteten 75%. 9

Doch auch die angesprochenen Volkshochschulen und weitere Einrichtungen der Erwachsenenbildung waren massiv von der Covid-19-Krise betroffen. Denn ihre vor allem für den Präsenzbetrieb geplanten Kurse brachen ebenfalls weg, so dass neue Lösungen gesucht wurden. Neben der Fortführung des Bildungsauftrags ging es mitunter um die wirtschaftliche Existenz von Einrichtungen, ihrer Angestellten sowie freiberuflichen Lehrkräfte.

Volkshochschulen durchliefen geradezu einen „Crashkurs“ 10 bei der Umstellung auf digitale Angebote. Denn auch hier wurde der Unterricht mittels Videokonferenzen und Mischungen aus Online- und Selbstlernphasen als Lösung entdeckt, um die schwere Zeit zu überbrücken, sich gegenüber einer möglichen zweiten Pandemiewelle sowie insgesamt zukunftssicher und moderner aufzustellen: So schoss die Zahl der Kurse, die über die vhs.cloud als Lernplattform angeboten wurden, zwischen dem 6. Januar und dem 2. Juni 2020 um das Vierfache in die Höhe: Von 5.659 auf 22.766 Kurse. Die Zahl der Kursteilnehmenden verdreifachte sich im gleichen Zeitraum von 142.612 auf 424.361, die Zahl der Lehrkräfte stieg von 8.668 auf 39.262 um das 4,5fache. 11 Im vhs-Lernportal, das die speziellen Schwerpunkte Deutsch als Fremdsprache (DaF), Alphabetisierung und Grundbildung abdeckt, ein ähnliches Bild: Die Zahl der Lernenden stieg zwischen Januar und Mai von 167.308 auf 399.023 auf mehr als das Doppelte. Die Zahl der dort registrierten Lehrkräfte stieg von 4.955 auf 25.916 auf das Fünffache. 12

Die in kurzer Zeit enorm angestiegenen Zahlen weisen aber auch darauf hin, dass sich viele Institutionen, Lehrkräfte und Lernende – ursprünglich vom Präsenzunterricht kommend – sehr schnell auf ein neues Feld begeben mussten. Neben dem in der vhs.cloud integrierten Videokonferenzsystem Edudip kamen und kommen eine ganze Reihe weiterer Systeme für den Unterricht zum Einsatz: Zu nennen sind Zoom, Skype, Microsoft Teams, GoTo Meeting, Cisco Webex Meetings und andere. 13

Neben Videokonferenzen wurden zudem Live-Streamings durchgeführt. Dabei wird die Veranstaltung durch eine Kamera, die die Lehrkraft und den physischen Unterrichts- oder Übungsraum zeigt, live auf einen Videokanal im Internet (etwa YouTube) übertragen. Wer bei der Kursanmeldung dessen Zugangsdaten durch den Bildungsanbieter erhalten hat, kann die Veranstaltung mitverfolgen. Das Format bietet sich für Vorträge, Lesungen oder Fitnesskurse an.

Zwar kann und soll Online- den klassischen Präsenzunterricht in der Erwachsenenbildung nicht ersetzen. Doch er kann ihn sinnvoll ergänzen. 14 Allerdings dürfen die neuen Möglichkeiten nicht unkritisch gesehen werden, wie die Diskussion um den Datenschutz und die Datensicherheit bei Videokonferenzsystemen zeigt. 15

Auch gibt es bei Fortbildungen und bei der technischen Ausstattung Handlungsbedarf. Ähnlich wie bei Schülerinnen und Schülern gilt für die Lernenden der Erwachsenenbildung, dass diejenigen, die entweder keinen stabilen, leistungsfähigen Internetzugang und/ oder kein Endgerät besitzen, am Online-Unterricht gar nicht teilnehmen können. Darunter leiden Bildungs- und Chancengerechtigkeit.

Auf die Notwendigkeit finanzieller Ressourcen und Förderprogramme von Bund, Ländern und Europäischer Union wies der Deutsche Volkshochschul-Verband schon am 5. Dezember 2019 in seinem „Manifest zur digitalen Transformation von Volkshochschulen“ hin. 16

1.2 An wen richtet sich diese Anleitung?