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Der Weihnachtswunsch

Frau Harmelau schaut jeden Tag aus ihrem Fenster im Pflegeheim. „Ach, wenn doch nur einmal meine Enkelkinder vorbeikommen würden. Ich habe sie doch so gerne.“, seufzt die Kapitänswitwe. Frau Lise Harmelau wird bald 90 Jahre. Ihre Enkelkinder hat Frau Harmelau schon viele Jahre nicht gesehen. Britta und Torben waren 3 und 5 Jahre alt. Dann starben bei einem Autounfall Mami und Papi. Da war Frau Harmelau bereits 82 Jahre und lebte bereits im Pflegeheim. Das ist jetzt 8 Jahre her und die Enkelkinder sind nun 11 und 13 Jahre. Sie verloren sich alle aus den Augen. Fitus, unser Sylter Strandkobold, besucht regelmäßig die älteren Herrschaften im Pflegeheim. Leider konnte er Britta und Torben nie ausfindig machen. Sie kamen damals zu Pflegeeltern. Vielleicht leben sie heute auf dem Festland. Eigentlich besucht Fitus alle Tiere der Bewohner im Pflegeheim, aber Frau Harmelau kann Fitus auch sehen. Das liegt daran, dass damals Kapitän Fritz Harmelau vor Sylt mit seinem Schiff in einen Sturm geriet. Fitus übernahm das Steuerruder und brachte das Schiff sicher in den Hafen. Da Kapitän Hamelaus Frau schwanger war, wollte er schnell nach Hause. Die Mannschaft reparierte das Schiff. Aber der Kapitän hatte eine Kopfverletzung und sah nur auf einem Auge etwas. Fitus nahm ihn an die Hand und führte ihn nach Keitum zu seiner Frau. „Schau Lise, dieser Seemann hat mich geführt und auch das Schiff gerettet.“, sagte erschöpft der Kapitän. Lise schaute, aber sah nur ihren verletzten Ehemann. Als der Kapitän wieder gesund war, erzählte er seiner Frau Lise alles ganz genau. „Dann will ich auch mal an den Seemann glauben, aber damals war da niemand.“, sagte Lise Harmelau. Die Zeit verging und immer wieder sprach Lise mit dem Seemann Fitus, auch wenn sie ihn nicht sah. „Ach, lieber Seemann Fitus, nun ist mein Mann lange tot, nur meine Enkel leben noch irgendwo. Kannst du mir helfen?“

In Bremen begannen die Weihnachtsferien. Familie Krüger fuhr mit den Kindern auf die Insel Sylt und besucht immer gern die kleinen, aber feinen, Weihnachtsmärkte in Tinnum und Hörnum. Auch das Pflegeheim macht mit den Bewohnern einen Ausflug dorthin. Die Insel ist in der Weihnachtszeit herrlich geschmückt. Fitus erfreut dies in jedem Jahr. Er schaut sich gerade den riesigen Weihnachtsbaum vor dem Bahnhof an, als seine Ohren ganz hellhörig wurden.

„Britta! Torben! Beeilt euch, wir müssen den Bus nach Tinnum bekommen.“, rief Frau Krüger. Das waren doch die Namen, die Frau Harmelau immer erwähnte. Das Alter könnte stimmen. „Du, Torben. Unsere Oma lebt hier auf der Insel. Ob sie noch lebt?“, fragte Britta. Nun war sich Fitus sicher, das sind die Enkel von Frau Harmelau. Schnell lief Fitus zum Pflegeheim. Er öffnete die Tür zu Frau Harmelaus Zimmer und nahm sie an die Hand. „Nanu, wer zieht mich denn so?“, fragte Frau Harmelau. Da sie gerade gebetet hat und an ihren Ehemann dachte, vermutete sie, dass Seemann Fitus nun bei ihr sei. Schnell stieg sie mit zu den anderen Mitbewohnern in den Bus, der nach Tinnum fährt. Nun stand sie auf dem Weihnachtsmarkt und schaute sich die herrlichen Strickmützen an. Plötzlich rief ein Junge: „Britta, schau‘ dir diese Bommelmützen an. Sind die lustig.“ „Warte Torben, ich komme!“, rief das Mädchen. Frau Harmelau hörte wohl nicht richtig. Ganz zittrig holte sie ein Kinderbild aus ihrer Tasche, natürlich von ihren Enkeln Britta und Torben. Sie waren es wirklich. Frau Harmelau war überglücklich, auch Britta und Torben. Von nun an werden sie sich nie wieder aus den Augen verlieren. Frohe Weihnachten!

Spuren im Sand