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IMPRESSUM

Auf einer Yacht im Mittelmeer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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© 2005 by Elizabeth Power
Originaltitel: „Tamed By Her Husband“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe
Band 1652 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban

Umschlagsmotive: LiliGraphie / GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733779719

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Er konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren. Die schwüle Nachmittagshitze war drückend, und obwohl er einen leichten Sommeranzug trug, fühlte Kane Falconer sich denkbar unwohl.

Normalerweise war Barcelona ein Ort, an dem er sich gern länger aufhielt, doch während er jetzt durch die baumbestandene Fußgängerzone schlenderte, vorbei an Kiosken mit Souvenirs, farbenfrohen Blumenständen und Freiluftcafés, war er froh, das Geschäftliche hinter sich zu haben.

Der Studentenprotestmarsch, der ihn wenig interessierte, hatte den Verkehr zum Erliegen gebracht. Ein ohrenbetäubendes Hupkonzert, untermalt von Motorengedröhn, erfüllte die Straßen der Umgebung, und die spanischen Fluchtiraden aus staubigen Taxis trugen ihren Teil dazu bei, den wachsenden Höllenlärm unerträglich zu machen. Gekreisch an einem Stand zog Kanes Aufmerksamkeit auf Käfige mit bunten Vögeln, die sich flatternd vergeblich gegen ihr Gefängnisdasein zu wehren versuchten.

Angewidert wandte er sich ab. Auch er sehnte sich nach Freiraum, doch er konnte wenigstens davongehen. Ich sitze in diesem Inferno aus Lärm, Hitze und Staub glücklicherweise nicht fest, sagte er sich dankbar, obwohl ihm zunehmend unbehaglicher wurde. Sein Blick fiel auf einen Korb mit farbenprächtigen Pflanzen, vor dem eine junge Frau sich auf Zehenspitzen stellte und den Kopf leicht zurückbog, um den Duft einer herabhängenden Blüte einzuatmen.

Beim Anblick ihres langen, biegsamen Halses, des hellblonden Haares, das ihr in seidigen Wellen über den Rücken fiel, blieb Kane wie versteinert stehen.

Shannon Bouvier! Ausgerechnet sie hier zu treffen hätte er am allerwenigsten erwartet. Als er sich vor über einem halben Jahr in Mailand nach ihr erkundigen wollte, hatte der Vermieter ihm herablassend erklärt, sie sei zu ihrem Freund gezogen und mit ihm ins Ausland gegangen, wohin, wisse niemand.

Shannon Bouvier … Partygirl, reiches Biest, wie weniger freundlich Gesinnte sie nannten, Erbin eines großen englischen Baukonzerns, der sie nicht im Geringsten interessierte.

Schmal war sie geworden, wie Kane auffiel, während er ihr nabelfreies rotes Oberteil und die tief auf den Hüften sitzende, billig wirkende Cargohose betrachtete, sehr viel dünner als damals, als er Shannon zuletzt gesehen hatte. Damals war sie ein vor Energie strotzender Teenager gewesen, der unter den erbarmungslosen Angriffen der englischen Presse um seine Würde und seinen Ruf hatte kämpfen müssen. Doch kein Zweifel, es war Shannon.

Er wappnete sich und ging aufgewühlter, als er sich eingestehen wollte, auf sie zu.

Wie so oft, wenn die zerbrechlich wirkende Señorita vorbeikam, schenkte die Besitzerin des Standes ihr eine Orchidee.

Jetzt zuckte die Frau nur die Schultern und breitete hilflos die Arme aus, als könnte sie sich so vor dem Geschrei und Gehupe schützen, das die Demonstration verursachte. Es hatte ein friedlicher Aufmarsch werden sollen, doch Aufsässige hatten gedroht, ihn zu stören. Verunsichert drehte Shannon sich um. Beim Anblick jedoch des Mannes, der ihr die Sicht auf die demonstrierenden Studenten versperrte, stockte ihr unwillkürlich der Atem.

„Hallo, Shannon.“

Etwas geschah mit ihr, eine vertraute Erregung erfasste sie, wie stets in seiner Nähe, und noch etwas anderes, das sie sofort vorsichtig machte. Kane Falconer war der Letzte, den sie zu treffen erwartet hatte. Doch hier stand er vor ihr – in ganzer Lebensgröße.

Nein, größer, dachte sie nervös. Seine imposante Erscheinung schien alles andere auszublenden, als wäre er die einzig wichtige Person auf der Las Ramblas. Die Demonstration auf der Durchgangsstraße, die außer Kontrolle zu geraten begann, mutete sie auf einmal wie der Hintergrund eines Films an – unwirklich, nur nebensächlich gegenüber dem, was zwischen ihr und Kane geschah.

„Kane!“ Es gelang ihr nicht, sich gleichmütig zu geben. Viel zu lange betrachtete sie seine markanten Züge, versuchte, sich wieder mit jeder Einzelheit vertraut zu machen: dem sorgfältig frisierten dichten braunen Haar, der hohen Stirn, dem energischen Kinn mit dem auffallenden Grübchen. „Was tust du denn hier?“

Dem eleganten hellen Anzug nach zu schließen, der seine sportliche Gestalt unterstrich, war er offenbar geschäftlich unterwegs, obwohl er keine Krawatte und das elegante Hemd am Hals offen trug, sodass seine gebräunte Haut zu sehen war.

„Das Gleiche wollte ich dich auch fragen.“ Trotz des Gehupes und wütenden Geschreis um sie her klang Kanes dunkle Stimme sanft und gelöst. Er wirkte keineswegs angespannt oder durcheinander, wie sie sich fühlte, und Shannon wusste nicht, was sie sagen sollte. „Ich hatte dich weit weg vermutet.“ Forschend betrachtete er ihre feinen Züge und die zarte Orchidee in ihrer Hand. „Jemand hat mir erzählt, du seist in Rio.“

So? Sie musste sich der hypnotisierenden Wirkung dieser graugrünen Augen entziehen. Hatte er sich nach ihr erkundigt? Oder hatte jemand nur beiläufig über das Mädchen gesprochen, das Leben zerstört hatte und vor drei Jahren tagelang Schlagzeilen gemacht und die Neugier der sensationslüsternen Öffentlichkeit gestillt hatte?

„Tja … wie du siehst, ist das nicht der Fall.“ Schulterzuckend hob sie die Arme, sodass Kanes Blick auf ihre kleinen, festen Brüste unter dem leuchtend roten Oberteil mit dem Slogan „Emanzipation für Bullen“ gelenkt wurde.

Er presste die Lippen zusammen und sah sie spöttisch an, wie auch früher so oft. „Kämpfst du immer noch für die Benachteiligten, Shannon?“

Sie blickte ihn nicht einmal an. „Jemand muss es tun.“

„Ich bin eher der Ansicht, dass man als Gast die Sitten eines fremden Landes respektieren sollte“, bemerkte er ironisch.

Würdevoll warf sie den Kopf zurück. „Du hast das Recht, eine eigene Meinung zu haben.“

Er nickte. „Und was tust du hier in Spanien?“

Shannon blickte zu einem jungen Paar, das am Nachbarstand handgearbeiteten Schmuck begutachtete. Ja, was tat sie hier? Am liebsten hätte sie sich Kane anvertraut, doch sie besann sich eines Besseren und erwiderte nur schulterzuckend: „Ich schlage die Zeit tot.“ Na ja, irgendwie stimmte das sogar.

Seine Miene wurde ernst, und um seinen Mund erschien ein grimmiger Zug. „Was soll das heißen?“, fragte er gefährlich leise.

Unwillkürlich verkrampfte sie sich. Kane hatte alles missbilligt, was sie tat. Wie alle anderen hatte er eine vorgefasste Meinung von ihr, so auch beim letzten Mal, als er sie ein verzogenes, reiches Ding genannt hatte. Komisch, aber es tat selbst jetzt noch weh.

„Ich wollte damit sagen, dass man hier ebenso gut wie anderswo dem Nichtstun frönen kann.“ Um darüber hinwegzukommen. Die Batterien neu aufzuladen. Seelisch zu gesunden.

„Und das tust du jetzt?“ Er schob eine Hand in die Hosentasche, sodass der Stoff sich über seinen schmalen Hüften spannte. Sein verächtlicher Ton verriet, dass ihre Antwort ihn nicht weiter beeindruckte.

Wieder zuckte sie nur die Schultern, was alles und nichts bedeuten konnte. Mir würde er alles zutrauen, dachte sie verbittert. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass die Frau vom Stand sie beide beobachtete und einzuordnen versuchte. Offenbar hielt die Spanierin sie für ein Paar: den großen, kraftvollen Mann und das blonde Mädchen. Ob sie spürte, dass es zwischen ihnen gefährlich knisterte? So war es immer gewesen, obwohl sie beide sich dessen nicht wirklich bewusst gewesen waren, nicht einmal, bevor Kane für immer aus dem Büro ihres Vaters gestürmt war, weil er im Gegensatz zu den anderen Vorstandsvorsitzenden nicht bereit gewesen war, sich dem Willen Ranulph Bouviers zu beugen.

„Und wo wohnst du?“, fragte er ruhig, doch nun spürte sie, dass auch er angespannt war.

Die Adresse, die sie ihm nannte, befand sich in einer Nobelgegend, doch etwas anderes hätte er auch nicht erwartet.

„Machst du hier Urlaub?“

Sie schien zu zögern, dann schüttelte sie den Kopf.

„Bist du allein hier?“ Prüfend musterte er ihre schmalen, wunderschönen Züge.

„Ja.“

Den Freund gab es also nicht mehr. „Das überrascht mich nicht.“

„Wieso nicht?“

Meine Güte! An Selbstbewusstsein fehlte es ihr nicht! Wie alt war sie jetzt? Einundzwanzig? Aber was erwartete er denn? Selbst als schlaksiger Teenager war sie entschieden selbstsicherer gewesen als viele erwachsene Frauen!

„Wohnst du in einem Apartment?“

„In einem Haus“, verriet sie. „Es gehört einem Freund von mir.“

„Ich verstehe.“

Sie hasste diesen abschätzigen Ton. „Nein, das tust du nicht.“

Da hatte sie recht. Er fragte sich, warum sie so schäbig gekleidet war. Was war mit ihr geschehen? Doch er wollte sie nicht danach fragen, schon gar nicht hören, dass es da doch einen Freund gab.

„Und was hast du vor, wenn du das Nichtstun hier leid bist?“, fuhr er schneidend fort. „Oder ist das ziemlich unwahrscheinlich?“

„Möglich ist es.“ Sie gab sich bewusst unbeteiligt.

„Wann?“, fragte er grob. „Wenn etwas – oder jemand Aufregenderes daherkommt?“

Ihre Brüste hoben und senkten sich unter dem dünnen Stoff. Sie kämpfte gegen den Drang an, diesem arroganten Mann eine sarkastische Antwort zu geben. Irgendwie spürte sie, dass er trotz seiner kühlen, unbeeindruckten Art wütend war. Aber warum? Sie hatte sich idiotisch benommen und teuer dafür bezahlt. Doch alles das gehörte der Vergangenheit an. Warum war Kane so versessen darauf, sie immer wieder daran zu erinnern?

Um sich nicht aus der Reserve locken zu lassen, erwiderte sie nur: „Irgendetwas kommt meist daher.“

„Und die ganze Zeit über scheinst du nicht den geringsten Gedanken an deinen Vater verschwendet zu haben, der sich sorgt, wo seine einzige Tochter sein könnte“, versuchte Kane, den bedenklich anschwellenden Lärm um sie her zu übertönen. „Hast du überhaupt schon mal daran gedacht, nach Hause zurückzukehren?“

Seine zornige Reaktion verletzte sie, und sie kämpfte gegen die Gefühle an, die sie zu überwältigen drohten. Natürlich hatte sie daran gedacht, träumte von nichts anderem. Doch Ranulph Bouvier hatte seiner einzigen Tochter nach dem Skandal, in den sie verwickelt gewesen war, unmissverständlich klar gemacht, was er von ihr erwartete, und das kam für sie nicht infrage. Das verbot ihr die Selbstachtung. Deshalb hatte sie sich dem Druck ihres Vaters mit seinen Millionen entzogen und seit zweieinhalb Jahren ein Leben geführt, von dem Leute wie Kane Falconer nichts ahnten.

„Nein, Kane. Auch das geht dich nichts an“, antwortete sie betont gelassen.

„Du erkundigst dich nicht einmal, wie es ihm geht? Wie die Dinge in England stehen?“

In Shannons hellblauen Augen erschien ein schmerzlicher Ausdruck. Anfangs hatte sie über die Zeitungen verfolgt, was sich zu Hause tat, sich Auskünfte von allen möglichen Leuten besorgt, die etwas mit der Firma oder ihrem Vater zu tun haben konnten. Doch das lag einige Zeit zurück, und in den letzten Monaten war es ihr unmöglich gewesen, Informationen nachzujagen …

Vorsichtig fragte sie: „Hattest du in letzter Zeit Kontakt mit ihm?“ Das hätte sie überrascht. Nachdem Kane seinen Posten wütend hingeworfen und die Firma verlassen hatte, dürfte zwischen Ranulph Bouvier und ihm Funkstille herrschen. Für ihn gab es sicher keinen Weg zurück.

„Vergiss es“, wehrte er rau ab. „Du hast recht. Es geht mich nichts an.“ Er schob die andere Hand in die Hosentasche und drehte sich zu der von Demonstranten verstopften Durchgangsstraße um.

Inzwischen hatte der Aufmarsch das obere Ende der Las Ramblas erreicht. Sprechchöre und Hetzparolen erfüllten die Luft, und Kane musste nun selbst fast schreien, um gehört zu werden.

„Was soll das Ganze?“ Es war eine rhetorische Frage, die er auch vorhin in der Besprechung gestellt hatte, in der ihm nach harten Verhandlungen der Bau neuer Luxusapartments entlang der Côte d’Azur übertragen worden war.

„Sie fordern Gerechtigkeit. Verständnis“, erklärte Shannon.

Suchte sie das auch? Betrachtete sie ihn als unverbesserlichen Tyrannen, weil sie sich von ihm zu Unrecht verurteilt fühlte? Weil er sie nicht verstand? Ihre sinnliche Stimme, ihre zerbrechliche Schönheit berührten ihn als Mann und machten ihm unbehaglich bewusst, dass sie diese Wirkung auch auf andere Männer gehabt haben musste. Aber das verstand er nur zu gut! Und er wusste, warum Ranulph Bouvier sich über den Verlust seines einzigen Kindes grämte, während seine vergnügungssüchtige Tochter um die Welt jettete und sich amüsierte, ständig auf der Jagd nach Neuem, Aufregendem, wie sie gerade selbst zugegeben hatte. Dennoch hätte er fast schwören können, in ihren unschuldig blickenden blauen Augen nicht nur Aufsässigkeit, sondern auch einen schmerzlichen Ausdruck entdeckt zu haben …

„Vielleicht gehen die Studenten es falsch an.“ Er sprach jetzt sehr laut, um den Lärm zu übertönen. „Wenn sie müde Menschen auf dem Heimweg von der Arbeit aufhalten, werden sie kaum Sympathien ernten.“

Ihre Wangen röteten sich leicht. „Aber erst recht nicht, wenn sie den Mund halten und sich alles gefallen lassen, was die Gesellschaft ihnen zumutet.“

Wie sie es auch nicht getan hatte? fragte er sich unwillkürlich. Wie immer sie sich aufgeführt hatte, Ranulph Bouvier hatte sie mit eisernem Willen beherrscht, wie auch seine Angestellten. Schweigend betrachtete Kane ihre zarte Gestalt, die so gar nicht zu ihrem rebellischen Wesen passte, und irgendwie verstand er, dass sie sich von ihrem Vater erdrückt gefühlt haben musste.

Kane deutete mit dem Kopf zu den Demonstranten. „Es wundert mich, dass du dort nicht mitmarschierst.“

„Das hätte ich getan, wenn …“ Ihre Aufmerksamkeit wurde von etwas weiter unten an der Straße abgelenkt.

Kane folgte ihrem Blick. Vor einem Café schrien und schlugen mehrere junge Männer aufeinander ein.

„Wenn was?“, fragte er und setzte abschätzig hinzu: „Wenn du nicht etwas Aufregenderes vorgehabt hättest?“

Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, und sekundenlang blickte sie Kane mit ihren blauen Augen eindringlich an. „Ja, so ungefähr“, erwiderte sie gezwungen lächelnd und warf den Kopf zurück.

„Höchste Zeit, dass wir hier wegkommen“, entschied Kane.

Erstaunlich sanft schüttelte sie seine Hand von ihrem Arm ab. „Das finde ich nicht …“, begann sie und stieß dann einen Schrei aus, als ein spitzes Holzstück ihre Schläfe traf. „Oh!“

Doch ehe sie in sich zusammensinken konnte, bekam Kane sie bei der nackten Taille zu fassen und hielt sie fest. „Alles in Ordnung, Shannon?“ Er stieß eine Verwünschung aus.

Sekundenlang nahm sie alles nur verschwommen wahr.

„Shannon!“ Aus weiter Ferne, wie durch einen langen Tunnel, drang Kanes besorgte Stimme zu ihr durch. Sie nickte nur und hörte ihn erleichtert aufatmen.

„Jetzt wirst du auf mich hören!“, befahl er ihr aufgebracht.

„Wieso bist du wütend? Immer bist du böse auf mich“, brachte sie schleppend, wie betrunken, hervor.

„Sei still und komm mit. Du kannst doch gehen, oder?“

„Natürlich kann ich das.“ Allmählich gelang es ihr, wieder klarer zu denken. Zu schaffen machte ihr nur die erregende Wärme, die sich durch Kanes dünnes Jackett auf ihre nackte Haut übertrug. Am liebsten hätte Shannon sich an ihn geschmiegt und sich ihm willig überlassen. „Mir geht’s gut“, flüsterte sie und versuchte, gegen ihre Empfindungen anzukämpfen.

„Dann komm“, beharrte er rau und nahm ihren Arm. Rasch hob er ihre schäbige Umhängetasche auf und führte Shannon aus der unmittelbaren Gefahrenzone.

„Meine Orchidee!“

Verstört drehte sie sich um, sah die Blüte zertreten auf dem Pflaster liegen, und dann kamen ihr die Tränen.

„Lass sie!“, drängte Kane und zog sie fort.

Am Ende der Fußgängerzone schob Kane sie in ein Taxi.

„Wieso fahren wir zum Hafen?“, fragte Shannon, nachdem er sich zu ihr gesetzt und dem Fahrer das Ziel genannt hatte.

„Weil ich mit dem Boot gekommen bin.“ Entschlossen zog er die Wagentür zu. „Du kannst an Bord bleiben, bis der Tumult sich gelegt hat.“

„Boot?“ Shannons Schläfe begann zu pochen. Was für ein Boot?

Er bemerkte ihre Reaktion und lächelte. „Ich bin nicht nur geschäftlich hier“, erklärte er, während das Taxi sich durch die verstopfte Straße in Richtung Hafen durchzuarbeiten begann. „Glücklicherweise habe ich das Geschäftliche heute fast hinter mir.“

Das würde sie nicht schaffen … mit Kane Falconer auf einem Boot auf engstem Raum zusammen zu sein! Nicht, dass sie befürchtete, er könnte sie bedrängen. Er würde sie mit der gewohnten kühlen Höflichkeit behandeln. Es machte ihr nur Angst, dass sie ihm an Bord nirgends aus dem Weg gehen konnte.

„Ich möchte lieber versuchen, nach Hause zu kommen“, betonte sie und blickte furchtsam zurück.

„Und wie willst du das schaffen? Mit dem Bus? Oder hoffst du, dass ein geflügeltes Taxi dich durch die Stadt trägt?“

Also nahm er an, dass sie kein eigenes Auto besaß, was leider stimmte. Wie die meisten ihrer Besitztümer hatte sie ihren Porsche auf der Flucht vor ihrem verpfuschten Leben in England zurückgelassen.

Doch Kane hat recht, dachte sie beim Anblick des stehenden Verkehrs. Hinter ihnen spielten sich beängstigende Szenen ab. Oberhalb des Hafens rührte sich kein Fahrzeug mehr vom Fleck. Busse, Straßenbahnen, Taxis und Pkws saßen in einem einzigen hoffnungslosen Stau fest.

„Ich kann laufen“, erklärte Shannon.

„Mit der Beule am Kopf?“, spottete Kane. „Das traust du dir zu?“

Sie wünschte, sie könnte es bestätigen, aber das wagte sie nicht.

„Warum die Eile?“, fuhr er etwas freundlicher fort. „Erwartet dich zu Hause ein Tier, das gefüttert werden will?“

„Nein.“

Er lachte leise, schien zu spüren, dass sie sich gegen ihn sperrte. „Falls du für heute Abend verabredet bist, bringe ich dich zu ihm.“

„Danke“, erwiderte sie nur und wandte sich ab, sodass die heiße Julisonne, die durchs offene Fenster flutete, ihr hellblondes Haar golden schimmern ließ und die Schönheit ihres ernsten Profils untermalte.

„Bist du es?“, hakte Kane nach.

„Was?“

„Verabredet?“

Ihr war schleierhaft, warum er das fragte. Ruhig sagte sie: „Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht.“

Sie fuhren über eine Brücke, und einen Moment lang zog das imposante Kolumbusdenkmal am Horizont ihre Aufmerksamkeit auf sich.

„Da hast du recht“, gab er zu. „Es geht mich nichts an.“

„Warum hast du dann gefragt?“, wollte Shannon wissen und setzte herausfordernd hinzu: „Oder war das ein Versuchsballon … um dich mit mir zu verabreden?“

Nun lachte Kane. Es war ein hartes, zynisches Lachen, das ihr verriet, was er davon hielt. Er brauchte nichts zu sagen. Schließlich hatte er früher genug Gelegenheit gehabt, sich mit ihr zu verabreden. Doch er hatte es nie getan.

Und plötzlich war es ihr wichtig, dass er eine gute Meinung von ihr hatte. „Ob du es glaubst oder nicht, Kane, sogar ich bleibe gelegentlich zu Hause, um mir die Haare zu waschen.“

„Was soll das nun wieder heißen?“

„Ich habe nichts Besonderes vor.“

Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu, der ihr verriet, dass er seine Meinung von ihr nicht ändern würde.

„Ein hartes Los, Tag und Nacht nichts zu tun“, meinte er zynisch und betrachtete sie. „Ich hätte dich für intelligenter gehalten, als sinn- und ziellos durch die Welt zu zigeunern und die Zeit totzuschlagen, wie du es nennst.“

„Wer sagt denn, dass ich durch die Welt zigeunere?“

„Du selbst“, erinnerte er sie grimmig. „Aber das Leben ist keine einzige große Party, Shannon. Ich hatte gehofft, das hättest du inzwischen auch gemerkt.“

Sie blickte aus dem Fenster und musste sich auf die Zunge beißen, um ihm nicht entgegenzuschleudern, wie toll ihr Leben gewesen sei. Im Hafenbecken vor ihnen ragten zahllose Schiffsmasten in den Himmel – von dümpelnden Sportseglern bis zu kleineren Segelbooten, die sich neben den glänzenden Rümpfen mächtigerer Motorschiffe zu behaupten versuchten.

„So?“ Ihr Haar wehte im Fahrtwind, als sie sich Kane wieder zuwandte. „Wir wissen beide, dass ich zu den wenigen Privilegierten dieser Welt gehöre. Ich musste nie arbeiten. Daddy bezahlt alle meine Rechnungen, und ich bin es gewöhnt, bis in die Puppen zu schlafen, damit ich mich die Nächte hindurch amüsieren kann.“

Etwas an ihrem Ausbruch veranlasste ihn, sie anzusehen.

Er war unverschämt groß und breitschultrig, viel zu dominant und sexy! Ihre Kehle fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt an.

Leise, sodass der Fahrer es nicht hören konnte, fragte er: „Sollte ich jetzt beeindruckt sein?“

Es hatte keinen Sinn, wie ihr bewusst wurde. Sein abfälliger Blick verletzte sie. Natürlich wollte sie Kane nicht beeindrucken, und was sie gesagt hatte, stimmte auch nicht. Doch sie erwiderte nichts, da er sowieso bereit war, von ihr das Schlimmste anzunehmen.

„Scher dich zum Teufel!“, flüsterte sie und wandte sich ab.

Nachdem Kane das Taxi bezahlt hatte, ging Shannon schweigend neben ihm den Kai entlang.

„Welches ist deins?“, fragte sie ironisch und betrachtete provozierend eine Reihe primitiver Fischerboote inmitten von Kleinmastseglern und kompakten Kabinenkreuzern, die zwar schnell waren, doch wenig Luxus boten.

Inzwischen war sie hinter Kane zurückgeblieben, weil es ihr zunehmend schwerer fiel, mit ihm Schritt zu halten.

Vor einem kleineren Kreuzer blieb er stehen, um auf sie zu warten. Etwas dahinter erhob sich eine schnittige, mindestens siebzehn Meter lange Hochseejacht, die vom Reichtum ihres Besitzers sprach und Shannons Blick auf sich zog.

Die würde besser zu dir passen, mein lieber Kane, dachte sie. So etwas wäre eher dein Stil: Schnell. Stark. Teuer.

„Geht es dir gut?“

Forschend betrachtete er sie, während sie näher kam, und ihr war bewusst, dass er die Schweißperlchen auf ihrer Stirn bemerken musste … und wie mühsam und flach sie atmete.

„Bestens.“ Das war glatt gelogen. Sie fühlte sich erschöpft.

„Schmerzt die Beule noch?“

„Nein. Es ist nichts weiter.“ Shannon ging an ihm vorbei, um sich seinem Blick zu entziehen.

„Mir machst du nichts vor!“, widersprach er rau, hob sie mühelos hoch und trug sie auf die glänzende Jacht.

2. KAPITEL

„Du hättest mich nicht zu tragen brauchen“, brachte Shannon matt hervor, nachdem Kane sie kurzerhand über die eingelegten Teakstufen zum überdachten Achterdeck gebracht und vor einer gläsernen Doppeltür abgesetzt hatte. „Ich hätte selbst gehen können.“

„So?“ Auf Knopfdruck glitten die Türen zu einem Innenraum auf, der jeden Luxus bot: cremefarbene Sitzgelegenheiten, poliertes Ahornholz, flauschiger Teppichboden, geschmackvoll darauf abgestimmte Wildlederdecke. „Du bist benommen gewesen und hast ausgesehen, als würdest du jeden Moment in Ohnmacht fallen, Shannon.“ Kane führte sie wenige Stufen hinunter in den tiefer liegenden Salon, der vom Kai her nicht einsehbar war. „Und du hast Ringe unter den Augen, bist außerdem erschreckend blass und viel zu dünn. Richtig krank siehst du aus.“

Shannon schnitt ein Gesicht. „Danke für das Kompliment.“

Über weitere teppichbelegte Stufen nach oben betraten sie eine supermoderne Küche.

Draußen erfüllte Sirenengeheul die Stadt, heranbrausende Polizeifahrzeuge versuchten offenbar, des Tumults Herr zu werden.

„Setz dich, Shannon“, wies Kane sie ruhig an.

Dankbar ließ sie sich auf die cremefarbene halbrunde Polsterbank sinken und legte die Arme auf den ovalen Tisch.

„Ich meine es ernst, Shannon. Du siehst schrecklich aus“, wiederholte er und warf ihre Umhängetasche auf den Tisch. „Was hast du in letzter Zeit gemacht? Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Zweieinhalb Jahre?“ Vorwurfsvoll betrachtete er sie. „Hast du das süße Leben wieder mal bis zur bitteren Neige ausgekostet, wie so oft?“

Sie verfolgte, wie Kane an der Marmoranrichte hantierte, etwas aus dem Küchenschrank nahm und einen blitzenden Chromhahn über der Spüle aufdrehte.

„Warum fragst du, wenn du es sowieso weißt?“, erwiderte sie forsch. „Ich glaube, man nennt es ‚die Kerze an beiden Enden anzünden‘, Kane, aber das tust du ja nie. Oder bist du so groß und stark, dass das süße Leben dir nichts anhaben kann?“ Sie betrachtete seine durchtrainierten breiten Schultern, und das Pochen in ihrer Schläfe wurde stärker.

Er kam zu ihr zurück. „Sehen wir uns die Verletzung mal an“, sagte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen.

Erstaunlich sanft hob er ihr Kinn an und begutachtete die Verletzung.

„Ein blauer Fleck wird dir wohl kaum erspart bleiben.“ Unwillkürlich atmete Shannon tief ein, als er geschickt eine kühle Kompresse auf die wunde Stelle legte.

„Tut’s weh?“

„Nein“, log sie. Er sollte sie nicht für wehleidig halten. Doch es war nicht nur das. Seine Nähe, die beunruhigende Intimität seiner Berührungen ließ ihr Herz rasen. Starr blickte sie auf Kanes dünnes Hemd unter dem offenen Jackett und das dunkle Brusthaar, das sich darunter abzeichnete.

„Gehört das Ding hier wirklich dir?“, fragte sie unsicher, als er die Beule behutsam betupfte. Dann musste er sich enorm verbessert haben, nachdem er Bouvier verlassen hatte.

„Wäre ich für dich interessanter, wenn es so wäre?“

Hitze durchflutete sie. Sie konnte kaum atmen, obwohl sie spürte, dass er sich über sie lustig machte. Er hatte die Achtung vor ihr verloren, sie längst verurteilt, wie alle anderen.

„Du könntest mich nicht reizen, Kane, und wenn du mit zwanzig Jachten aufwarten würdest“, erwiderte sie kalt lächelnd, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Ach ja, gibt’s hier in den Kabinen nicht irgendwo eine Ehefrau?“ Sie deutete auf die Stufen, die offensichtlich zu den Schlafräumen hinunterführten, und versuchte, sich zu erinnern, ob er irgendwann eine ernsthafte Beziehung gehabt hatte.

„Keine Ehefrau“, sagte er nur.

Shannon fühlte sich schwach vor Erleichterung. „Und warum nicht?“, fragte sie kühn. „Du wirst schließlich nicht jünger.“ Wie alt mochte er jetzt sein? Dreiunddreißig? Vierunddreißig?

„Halt still“, murmelte er, ohne auf die Herausforderung einzugehen, und Shannon kam sich kindisch vor. Es hatte ihr immer besonders imponiert, dass Kane so reif und überlegen war.

Also schwieg sie und ließ den Blick über seine schmale Taille schweifen … und tiefer. Meine Güte! Lieber nicht hinsehen! Sie schloss die Augen und bemerkte nun, wie schwer und flach Kane atmete, als wäre es ihm doch nicht so leicht gefallen, sie zu tragen.

„Hier. Halt das mal.“ Unvermittelt drückte er ihr die kalte Kompresse in die Hand und ging zur Anrichte.

Kane war froh, mit Tassen und dem Wasserkessel hantieren zu können. Shannon Bouvier zu berühren war etwas, das ihm – wie wohl jedem Mann – zu schaffen machte. Auch jetzt hatte sie eine verheerende Wirkung auf ihn, brachte seine Sinne in Aufruhr. Gegen seinen Willen reagierte sein Körper stark auf sie. Hoffentlich löste die Demonstration in der Stadt sich bald auf, sodass er Shannon nach Hause bringen konnte. Nervös schlug er die Schranktür zu und gab Tee in die Kanne.

Wieso widerstrebte es ihm, Shannon gehen zu lassen? Schlecht sah sie aus, so zerbrechlich, dennoch konnte er sich ihrer erotischen Ausstrahlung selbst jetzt nicht entziehen. Was er für sie empfand, war sehr viel mehr als männlicher Beschützerinstinkt. Er begehrte diese gefährlich schöne Frau, wollte sie besitzen. Aber es wäre katastrophal, ihr zu verfallen. Jetzt war sie kein täuschend unschuldiges Mädchen mehr, sondern eine voll erblühte, sinnliche Frau. Doch sie war krank, das war nicht zu übersehen, und er sorgte sich um sie, weil sie in der Fremde allein war. Falls sie allein lebte.

Verflixt! Warum hatte er sich überhaupt mit ihr eingelassen? Grimmig presste Kane die Lippen zusammen und schaltete den Kessel aus, um den Tee aufzubrühen. So viel schuldete er Ranulph Bouvier auch wieder nicht. Er war nicht für sie verantwortlich. Am besten, er setzte sie einfach in ein Taxi, das sie nach Hause brachte. Schließlich war sie volljährig und konnte selbst über ihr Leben bestimmen. Es ging ihn nichts an, wenn sie es verpfuschte. Wieso verspürte er dennoch diesen idiotischen Drang, sie zu beschützen?

„Gibt’s hier auch eine Waschgelegenheit?“

„Sicher.“ Er hörte, dass sie aufstand, und drehte sich um. Wie schwach und erschöpft sie aussah … wie in Trance, am Ende ihrer Kräfte.

„Geht’s dir auch gut?“ Besorgt kam Kane um die Anrichte herum und bemerkte sofort die Schweißtröpfchen auf Shannons Stirn.

„Ja“, versicherte sie matt, seltsam schleppend.

Und plötzlich packte ihn die Angst. Wie sie aussah, so abgemagert … Meine Güte, warum hatte er an diese Möglichkeit nicht gedacht?

Er wollte nach der schäbigen Leinentasche greifen, aber Shannon kam ihm zuvor. „Nein!“

Blitzschnell packte er ihre Handgelenke und drehte ihre Arme so, dass er sie auf Einstichstellen überprüfen konnte.

„Was suchst du?“ Schockiert sah Shannon ihn an und riss sich los. „Rauschgift?“

Kurzerhand öffnete er ihre Umhängetasche und schüttete den Inhalt auf die polierte Tischplatte.

„Was fällt dir ein?“, rief Shannon empört.

Zielstrebig begutachtete Kane ihre Sachen und hasste sich dafür, doch er musste es tun. Aus Sorge um sie. Für ihren Vater. Für sich …

Lippenstift. Kamm, Geldbörse. Ausweispapiere, eine Packung Aspirin … eine Flasche mit Tabletten …

Kane nahm sie in die Hand, um das Etikett zu studieren, doch Shannon entriss sie ihm.

„Verdauungsprobleme. Klar? Deshalb bin ich hier und nicht in Peru!“

Erstaunt kniff er die Augen zusammen. Das Mädchen war eine richtige Weltenbummlerin! „Peru?“

Sie zuckte die Schultern. „Rio. Peru. Was interessiert es dich? Dir kann es egal sein, wo ich war oder was ich vorhabe. Du sorgst dich doch nur, was ich auf dein kostbares Boot einschleppen könnte.“

So war es nicht, aber das konnte er ihr nicht sagen.

„Na gut, ich habe mich geirrt.“ Er wollte die Sachen wieder in die Tasche packen, doch Shannon entriss sie ihm.

„Du hast dich gewaltig geirrt und könntest dich wenigstens entschuldigen!“ Zornig begann sie, ihre Sachen zu verstauen. „Du und viele andere, ihr mögt nicht viel von mir halten, aber das ist mir egal!“ Sie atmete viel zu schnell. „Bei verheirateten Männern und Drogen hört es bei mir auf! Ich will meinen Körper nicht zerstören.“

Unwillkürlich ließ Kane den Blick über ihre schlanke Gestalt schweifen: über die schmale Taille, den flachen Bauch, die sanft gerundeten Hüften. Er sehnte sich danach, Shannon in die Arme zu nehmen, wie auf der Las Ramblas, doch diesmal nicht, um sie zu beschützen, sondern um ihre Wärme zu spüren, ihre samtig zarte Haut …

Zum Teufel mit ihr! Er reagierte wie ein verknallter Teenager. Entschlossen unterdrückte er die Empfindungen, nahm den Pass auf, der immer noch auf dem Tisch lag, und reichte ihn ihr.

„Schleppst du den ständig mit dir herum?“

Shannon riss den Ausweis an sich und schob ihn ebenfalls in die Leinentasche. „Bei mir wurde zweimal eingebrochen, während ich …“ Sie verstummte und sah Kane unschlüssig an. „Jedenfalls trage ich ihn seitdem stets bei mir. Wer ihn haben will, muss es mit mir aufnehmen“, setzte sie bedeutsam hinzu.

Kane musterte sie. „Klar. Du bist ja auch stark genug, um mit jedem fertig zu werden“, bemerkte er trocken.

Ihr Lächeln hätte jeden Mann verzaubert, doch er ließ sich nicht täuschen. „Es wird dir guttun, wenn du dich eine Weile hinlegst“, schlug er vor und führte sie nach unten in eine luxuriös eingerichtete Kabine im Bug mit hellen Möbeln und einem großen Bett. „Du siehst aus, als könnte etwas Ruhe dir nicht schaden. Dort drüben ist die Dusche.“ Er deutete auf eine Glastür. „Wenn du dich frisch gemacht hast, bringe ich dir Tee.“

„Danke.“

In der abgewetzten Cargohose und dem nabelfreien Oberteil mit dem idiotischen Slogan sieht sie wie eine Obdachlose aus, dachte Kane grimmig, und so ganz und gar nicht wie die Erbin eines Multimillionenpfund-Konzerns.

Und plötzlich übermannte ihn die Neugier. „Bei verheirateten Männern hört es bei dir auf, hast du gesagt?“

Argwöhnisch sah sie ihn an, und er bereute es, sie daran erinnert zu haben. Warum hatte er es getan? Um nicht zu vergessen, wie gefährlich sie war?

Sie zuckte die Schultern. „Ein gebranntes Kind …“

Nun ritt ihn der Teufel. „Hast du mich deshalb gefragt, ob ich verheiratet bin?“

Rasch zog Kane die Kabinentür hinter sich zu, und Shannon hätte ihm am liebsten etwas nachgeworfen. Sie hatte ihn also falsch eingeschätzt.

Für ihn war sie auch jetzt noch die „superreiche Göre“, wie die englische Boulevardpresse sie getauft hatte. Der Gedanke an ihren Ruf, vor dem sie aus England geflohen war, tat immer noch weh. Am meisten schmerzte sie, dass Kane so eine schlechte Meinung von ihr hatte.

Shannon warf die Umhängetasche auf die helle Bettdecke und schob die Badezimmertür auf. Hier war alles in einem zarten Austernton gehalten: Duschkabine, Waschbecken, die glänzenden Marmorablagen. Sie lächelte anerkennend. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie solchen Luxus genossen hatte. Auf der Flucht in die Freiheit hatte sie all das hinter sich gelassen.

Nichts deutete darauf hin, dass Kane das Bad auch benutzte. Dankbar, seiner beunruhigenden Nähe für einige Augenblicke entronnen zu sein, wusch Shannon sich das Gesicht und sah zu, wie das Wasser ablief. Könnte sie ihre Erinnerungen doch auch so leicht fortschwemmen!

Neun Jahre war sie gewesen, als ihre Mutter bei einem Reitunfall ums Leben kam. Seitdem hatte Ranulph Bouvier nicht gewusst, wie er seine rasch heranwachsende, abenteuerlustige Tochter bändigen sollte. Sie hatte ein teures Internat nach dem anderen besucht, die Ferien im Ausland mit bezahlten Angestellten verbracht, während sie sich nach der Liebe und Zuwendung ihres Vaters sehnte. Doch er war stets beschäftigt gewesen, hatte keine Zeit für sie gehabt. Dafür hatte er sie maßlos verwöhnt mit schnellen Wagen, Schmuck, Kleidern, Reisen, obwohl sie sich nur eins gewünscht hatte: eine liebevolle, innige Beziehung zu ihrem Vater. Sie hatte von ihm ernst genommen werden, über ihre Träume und Ziele sprechen wollen, aber Ranulph Bouvier war kein Mann, der jemandem zuhörte.

Er hatte nicht begriffen, dass sie etwas Sinnvolleres tun wollte, als, wie ihre Mutter, einen in der Gesellschaft angesehenen Mann zu heiraten. Vielleicht hatte sie deshalb so hartnäckig rebelliert: sich nächtelang auf Partys herumgetrieben in fragwürdiger Gesellschaft. All das hatte ihr die Liebe, die Aufmerksamkeit ersetzen sollen, nach der sie hungerte. Doch die Erfüllung war stets nur kurzlebig gewesen, wie auch ihre Beziehungen zu Männern. Und je öfter sie enttäuscht worden war, umso heftiger hatte ihr Vater ihr vorgeworfen, flatterhaft und zügellos zu sein. „Merkst du nicht, dass du dich schauderhaft danebenbenimmst?“, hatte er ihr wiederholt vorgehalten. Aber was konnte sie dafür, wenn die Männer, die sie interessierten, nur hinter ihrem Geld her waren? Alle außer Kane Falconer.

Shannon hängte das Handtuch wieder auf den blitzenden Halter und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Das große Bett mit den dicken Kissen lockte, die Sichtblende am Bullauge war zum Schutz gegen die heiße Sonne heruntergezogen.

Vielleicht sollte sie Kanes Rat befolgen und sich eine Weile hinlegen. Es würde länger dauern, bis der Aufruhr in der Stadt sich legte, und es wäre unsinnig, nach Hause zu wollen, ehe die Lage sich beruhigt hatte.

Erschöpft streckte Shannon sich auf dem luxuriösen Bett aus und versuchte, sich nicht damit zu beschäftigen, wo Kane schlafen würde. Dennoch drängte er sich unwillkürlich in ihre Gedanken, wie stets, seit sie siebzehn war.

Schon bei der ersten Begegnung hatte sie sich auf Anhieb in ihn verliebt. Sie war in das moderne Bouvier-Gebäude gekommen, und Kane hatte am Schreibtisch ihres Vaters gesessen, als gehörte er dorthin. Nie würde sie diesen Augenblick vergessen …

Ein Weilchen blickte Kane nicht auf, und Shannon blieb Zeit, seine blendende Erscheinung zu betrachten, die markanten Züge, das gepflegte dunkle Haar, die breiten Schultern, den eleganten Anzug. Schließlich bewegte Shannon sich gereizt. Warum nahm er keine Notiz von ihr? Allen fiel sie auf. Sie trug einen schwarzen Seidenhosenanzug, ihr Haar war raffiniert hochgesteckt, und natürlich wusste sie, wie sexy sie in der tief ausgeschnittenen Jacke und der engen Hose wirkte.

Endlich blickte Kane sie an, als hätte er ihre Anwesenheit eben erst bemerkt. Doch diesem Mann entging nichts, das wusste Shannon, schon gar nicht sie, die mit ihrer Größe und den zehn Zentimeter hohen Absätzen kaum zu übersehen war.

Höflich erhob er sich und reichte ihr die Hand. „Kane Falconer.“ Seine Stimme klang dunkel und sinnlich. Shannons Gereiztheit war wie weggeblasen, und als er sie anlächelte, schmolz sie förmlich dahin. „Ich bin das neue Vorstandsmitglied von Bouvier.“ Er drückte ihr die Hand. Seine Finger fühlten sich warm und fest an. Die Berührung verwirrte sie so, dass sie vergaß, sich vorzustellen. Unsicher fragte sie: „W-o ist mein Vater?“

„Ihr …“ Erst jetzt schien ihm aufzugehen, wer sie war, und er betrachtete sie genauer. Seine Augen, umrahmt von dichten, langen Wimpern, erinnerten sie an einen kühlen Bergsee. „Sie sind also Jezabel“, benutzte er amüsiert den Spitznamen, den die Medien ihr gegeben hatten.

Wenn sie nicht so durcheinander gewesen wäre, hätte sie gelacht, doch sie war diesem Mann bereits verfallen und ertrug die unerwartete Kritik nicht.

Gespielt gleichmütig erwiderte sie: „Die Prinzessin, die sich schamlos über alle Regeln hinwegsetzte, indem sie auf dem Ball in Rot erschien, als alle anderen Damen Weiß trugen.“ Das hatte sie einmal in einem alten Hollywoodfilm gesehen. Als der Mann am Schreibtisch nur nickte, fuhr sie gezwungen lachend fort: „Vielleicht hätten sie mich Danielle taufen sollen, weil ich es gewagt habe, mich gegen alle zu stellen.“

„Daniel war ein Mann“, berichtigte Kane Falconer sie und gab ihre Hand endlich frei. „Und er hat sich den Löwen gestellt, was einer klatschgierigen Reportermeute sicher vorzuziehen war. Aber Sie sind noch ein Mädchen.“ Das mochte er glauben, doch als er den Blick kühl über ihren Hals, den tiefen Ausschnitt ihrer Jacke schweifen ließ, wurde sie erwachsen, wusste, dass sie ihren Meister, den Mann ihres Lebens, gefunden hatte. „Tut es weh?“, fragte er. „Stört es Sie, was über Sie gedruckt wird?“

Natürlich störte es sie, aber wenn das bekannt wurde, hatten die Presseleute gewonnen und sie wirklich vernichtet. Gleichgültig zuckte Shannon die Schultern und gewährte Kane Falconer dabei mehr Einblick in ihren Ausschnitt, als sie beabsichtigt hatte. „Was? Dass ich auf keiner wilden Party fehle und meine Freunde öfter wechsle als die Unterwäsche?“ Wieso zitierte sie diese üblen Verleumdungen, obwohl sie völlig aus der Luft gegriffen waren? Noch nie war ihr ein Mann begegnet, auf den sie sofort einen guten Eindruck machen wollte. Gelassen setzte sie hinzu: „Warum sollte mich das stören?“

„Es tut Ihrem Vater weh.“ Kane wippte auf den Absätzen und musterte Shannon erneut. „Aber vielleicht beabsichtigen Sie ja genau das.“

Das saß. Für wen hielt dieser Mann sich eigentlich? Was fiel ihm ein, so mit ihr zu reden, obwohl er sie gar nicht kannte und von ihrer unglücklichen Beziehung zu ihrem Vater nichts wissen konnte?

„Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind oder was Sie hier tun, Mr. Falconer, aber mein Privatleben und unsere Familienangelegenheiten gehen Sie nichts an. Falls Sie es für Ihre Pflicht halten, mich an die Hand zu nehmen und auf den Pfad der Tugend zurückzuführen, kann ich Sie nur warnen: Sie würden glatt Ihre Zeit verschwenden!“

Er hantierte mit Unterlagen auf dem Schreibtisch herum und blickte auf. Ihr Ausbruch schien ihn nicht zu berühren.

„Ich habe nicht die Absicht, Sie irgendwohin zu führen, Shannon.“ Zum ersten Mal nannte er sie beim Namen, und die Art, wie er ihn aussprach, jagte ihr Schauer über den Rücken. „Die Herausforderung würde mich zwar reizen, aber es wäre nicht nach meinem Geschmack, meinen Namen in der Regenbogenpresse wiederzufinden.“

Hoch erhobenen Hauptes, ohne ihn eines weiteren Wortes zu würdigen, verließ Shannon daraufhin das Büro. Sie war den Tränen nah und hatte vergessen, warum sie in die Firma gekommen war.

Danach versuchte sie, Kane Falconer aus dem Weg zu gehen, doch das erwies sich als unmöglich. Ranulph Bouvier war begeistert von ihm und lud ihn oft zum Abendessen nach Hause ein. Gelegentlich kam Shannon nicht darum herum, mit ihm zu reden, wenn er ihren Vater zu Hause anrief, und jedes Mal fieberte sie vor Aufregung, wenn sie nur seine Stimme hörte. Natürlich erschien Kane Falconer auch bei allen Firmenveranstaltungen, an denen sie auf Drängen ihres Vaters teilnahm.

„Wie alt sind Sie, Kane?“, fragte sie ihn eines Abends mutig, nachdem er sie zum Tanzen aufgefordert hatte.

„Zu alt für Sie“, erwiderte er trocken.

Inzwischen war sie neunzehn und zu einer atemberaubenden Schönheit erblüht. Sie studierte an der Universität, hatte den Flugschein gemacht, engagierte sich bei Hilfsaktionen und war sehr viel selbstbewusster geworden. Lachend blickte sie ihm ins Gesicht und versprühte ihren weiblichen Charme. „Und wieso glauben Sie, dieser einfachen Frage entnehmen zu können, dass ich Sie begehre?“, erwiderte sie übertrieben liebenswürdig.

Ihre Kühnheit überraschte ihn, doch er lachte nur leise und zog sie schockierend eng an sich. „Weil ich vermutlich der einzige Mann in London bin, der nicht die Absicht hat, mit Ihnen ins Bett zu gehen.“ Er strahlte sie an, doch in seinen Augen lag ein ironischer Ausdruck. „Und ich vermute, am meisten reizt Sie, was Sie nicht haben können.“

Obwohl sie schallend lachte, war sie niedergeschlagen. Es wäre also Zeitverschwendung, sich ins Zeug zu legen, um Kane Falconer dazu zu bringen, sie zu mögen … zu begehren. Er war zu erfahren, zu geschickt. Mit ihrem Teenagercharme würde sie bei ihm nur eine traurige Niederlage nach der anderen einstecken.

Als sie mit Jason Markham auszugehen begann und er sie für den Sommer auf seine Berghütte in Schottland einlud, nahm sie die Einladung an, um ihrem despotischen Vater und ihren starken Gefühlen für Kane zu entfliehen.

Ihre Beziehung zu Jason verlief wenig dramatisch. Was sie für ihn empfand, war lediglich Freundschaft, etwas, das ihr bisher gefehlt hatte. Die meisten Mädchen sahen in ihr höchstens eine Rivalin, während die Männer sich gern mit ihr schmückten.

Jason jedoch interessierte sich für sie als Mensch, er hörte ihr zu, schien ähnliche Träume wie sie zu haben. Und obwohl die Beziehung sehr viel weniger leidenschaftlich verlief, als er sich wohl erhofft hatte, bedrängte er sie nicht, zeigte sich geduldig, war bereit zu warten. Bei ihm fühlte sie sich einfach nur wohl, und das war gut so. Jason Markham, aufsteigender Rennfahrer und Sohn eines prominenten Kabinettmitglieds, war greifbar, er war da. Seiner konnte sie sich sicher sein.

Der Selbstmordversuch seiner Frau war ein gefundenes Fressen für die Sensationspresse, die Shannon in den Schlagzeilen als Ehebrecherin anprangerte, während Markham als armes Opfer dastand.

Verstört und entsetzt, weil Jason ihr verschwiegen hatte, dass er verheiratet war, kehrte Shannon nach London zurück, wo sie mit Fragen überschüttet wurde, die zu beantworten sie sich weigerte. Hinzu kamen die Wutausbrüche ihres Vaters, der sich mit Kane Falconer zerstritten hatte, worauf dieser seinen Posten hinwarf und die Firma verließ.

Shannon wusste, dass Konkurrenzfirmen mehr als einmal versucht hatten, Kane abzuwerben, und dass es schwierig war, für Ranulph Bouvier zu arbeiten. Doch nachdem sie sich von dem Mann verraten fühlte, den sie zu lieben geglaubt hatte, traf Kanes Ausscheiden sie umso tiefer.

Sie war allein zu Haus, als er an einem Wochenende vorbeikam, um persönliche Unterlagen abzuholen.

Nachdem sie sich darüber beschwert hatte, durch den Skandal in jedermanns Schusslinie geraten zu sein, und ihm dann vorhielt, die Firma Bouvier verlassen zu haben, fuhr Kane sie an: „Du wagst es, mich zu kritisieren, Shannon?“, ging er sofort zum Du über. „Ausgerechnet du, ein sensationslüsternes Partymädchen, das für einen Nervenkitzel vor nichts Halt macht?“ Damals hatte sie noch nicht gewusst, dass Kane mit Jennifer Markhams Familie befreundet und deshalb so außer sich war. „Ich kann nur hoffen, du findest, was du suchst“, setzte er schneidend hinzu und ging zur Tür.

Betroffen und unglücklich über seine schlechte Meinung von ihr, rief sie ihm nach: „Bei unserer ersten Begegnung hast du mich Jezabel genannt! Na gut, ich bin Jezabel. Und du bist ein Judas, der zur Gegenseite übergelaufen ist!“

Aus Wut und Enttäuschung war ihr das herausgerutscht. Wie sie ihn beneidete! Kane konnte sich gegen ihren Vater durchsetzen und einfach davongehen. Er war kein Jasager und ließ sich von niemandem herumkommandieren.

Ohne zu antworten, schlug er die Tür hinter sich zu und verließ das Haus …

Seitdem hatte Shannon ihn nicht wiedergesehen. Bis heute. Gerüchteweise hatte sie erfahren, er wäre sofort in eine andere Firma eingetreten. Ihr Vater hatte getobt und geschworen, dafür zu sorgen, dass Kane diesen Schritt bitter bereue. Seiner Jacht nach zu schließen, war dies jedoch nicht der Fall. Offenbar hatte er einen anderen einträglichen Posten übernommen und sich auch dort an die Spitze emporgearbeitet.

Das Dümpeln des Schiffs entspannte Shannon, und sie begann zu gähnen …

Die goldenen Strahlen der Abendsonne fielen schräg aufs Wasser und das Achterdeck. Kane atmete tief ein und genoss die kühle Meeresbrise.

Der Verkehr am Hafen kam wieder in Gang. Motoren dröhnten, die ersten Lichter in Bars und Cafés flammten auf. Kane dachte an jenen Tag vor fast einem Jahr, als er Ranulph Bouviers Hilferuf erhalten hatte.

Der Skandal hatte Shannons Vater schwer mitgenommen. Er war ein gebrochener Mann. Dabei ist er mit schuld, dass alles so gekommen ist, dachte Kane. Doch er hatte es nicht über sich gebracht, dem Schwerkranken Vorhaltungen zu machen, der Hilfe und Rat brauchte. Seine einstige Firma lag Kane zu sehr am Herzen, um sich Ranulph Bouviers Hilferuf zu verweigern.

Der Mann arbeitete zu viel. Die Ärzte hatten ihm dringend geraten, die Dinge leichter angehen zu lassen. Doch nicht nur die Sorge um die Firma zermürbte ihn. Er sehnte sich verzweifelt nach seiner Tochter.

Selbst jetzt noch meinte Kane ihn flehen zu hören: „Finden Sie meine Tochter. Ich bitte Sie, finden Sie sie, und …“