Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2016 Heinz J. Moll
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7412-3360-9
Allen Personen und Institutionen, die diese Publikation unterstützt haben, spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus, insbesondere:
Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle meiner Ehepartnerin Esther, die mich bei den unzähligen Wochenendausflügen hin zu den Standorten aller in diesem Werk aufgeführten Grabstätten begleitet und mich dabei ‚logistisch‘ unterstützt hat.
Ittigen b. Bern, im September 2016
Dr. Heinz J. Moll
ADB | Archäologischer Dienst des Kantons Bern |
AKBE | Archäologie im Kanton Bern |
AS | Archäologie Schweiz |
[Alt. uns. heidn. Vorz.] | „Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit“ (Lindenschmit, Ludwig; Mainz, Band 1: 1858, Verlag: von Zabern ) |
BHM | Bernisches Historisches Museum |
JbBHM | Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums |
JbSGUF | Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte |
Jh. | Jahrhundert |
JRGZ | Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz |
LK | Landeskarte |
MAGZ | Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich |
Pl. /pl. | Planche (fr.) |
SGFU | Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte |
URL | Uniform Resource Locator (identifiziert und lokalisiert eine Ressource) |
Der besseren Les- und Auffindbarkeit halber werden die Literaturquellen zusätzlich zum Gesamtverzeichnis am Schluss immer gleich anschliessend an die jeweiligen Original-Zitate (diese jeweils in „Anführungs- und Schlusszeichen” gesetzt) oder anderen Wiedergaben von Informationen in eckigen Klammern [ ] aufgeführt.
Sämtliche Karten-Reproduktionen sind reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA160202)
Die Region Bern war in der Eisenzeit offensichtlich eines der bevorzugten Siedlungsgebiete der Kelten und von deren Vorfahren: Die vielen Fundstellen von Gräbern aus der Hallstatt- und der La Tène-Periode lassen darauf schliessen, dass keltisch-stämmige Menschen in der Landschaft rund um die heutige Bundeshauptstadt gelebt und in ihrem Lebensraum auch ihre Verstorbenen begraben haben.
Verschiedene Autoren haben die Funde, die zu einem guten Teil schon vor mehr als 100 (teilweise sogar 150) Jahren gemacht wurden, in der damaligen Fachliteratur beschrieben. Das vorliegende Werk zitiert die ersten Fundberichte, die heute noch zu finden sind.
Leider sind die zahlreichen Fundstätten grösstenteils in Vergessenheit geraten und sind bei der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der in ihrer Gesamtheit als sehr eindrücklich, ja sogar faszinierend und archäologisch äusserst wertvoll zu bezeichnenden Fundstätten und –objekte wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diesen zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten. So habe ich es mir nicht nehmen lassen, alle in diesem Buch erwähnten Fundstellen persönlich zu besichtigen und mir so einen Eindruck vor Ort zu verschaffen.
Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Ur- und Frühgeschichte im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Grabstätten unserer Vorfahren kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden.
Die Aufzählung der Grabstätten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie einerseits geografisch nicht exakt begrenzt ist („nördlicher Teil“ des Kantons Bern) und der Autor andererseits überzeugt ist, dass noch eine ganze Reihe von eisenzeitlichen Grabstätten ihrer Entdeckung harren.
Die Fundorte (Namen der jeweiligen politischen Gemeinde) werden in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Für die Flur- und Siedlungsbezeichnungen werden die heute gebräuchlichen Ortsnamen verwendet, wie sie auch von der swisstopo in den Landeskarten der Schweiz aufgeführt werden.
Bei der Umschreibung der einzelnen Fundstellen werden zu einem grossen Teil Ausschnitte aus Publikationen zitiert, die älter als 100 Jahre alt und deswegen nicht ohne weiteres zugänglich sind.
Ausgewählte Stellen aus Publikationen über die Funde bei den Ausgrabungen der jeweiligen Tumuli weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind.
Um der/dem Lesenden eine Vorstellung darüber zu geben, aus welchem Zeitalter die im Folgenden präsentierten Grabstätten stammen, seien an dieser Stelle kurz die entsprechenden Zeiträume mit deren Bezeichnungen in Erinnerung gerufen:
Die Mitteleuropäischen Eisenzeit ist von den Forschenden für Ur- und Frühgeschichte in folgende Abschnitte eingeteilt worden (*):
Hallstattzeit | HaC | 800-620 v. Chr. |
Ha D1-D3 | 620-450 v. Chr. | |
Latènezeit | LTA | 450-380 v. Chr. |
LTB | 380-250 v. Chr. | |
LTC | 250-150 v. Chr. | |
LTD | 150-15 v. Chr. |
(*) Daten aus der Zeittafel in „Die Welt der Kelten. Zentren der Macht. Kostbarkeiten der Kunst.“ Verlag Thorbecke; S. 524f (2012)
So eröffnet sich der/dem Lesenden in diesem Buch eine Welt, die mindestens 2000, zu einem guten Teil sogar gegen 2800 Jahre alt ist.
Ich hoffe, mit diesem Beitrag zur Urgeschichte der Region Bern eine Art „Renaissance“ der Interessen für die eindrücklichen Grabstätten in die Wege leiten zu können, die unsere Vorfahren errichtet haben.
Der Autor
„Auf der sanften Anhöhe, welche sich im Westen von Aarwangen, gleich hinter der so genannten Oberstadt, erhebt und sich bis nach Berken und Wangen parallel mit der Aare hinzieht (eine der schönst ausgeprägten Längsmoränen des alten Rhonegletschers), liegt der prächtige Tannenhochwald der Burgergemeinde Aarwangen, nach dem am Fuss gelegenen Hof Moosberg der Moosbergwald benannt. Auf einer vor zwei Jahren geschlagenen Parzelle an der Kante des sanften Abfalls des Moränenhügels gegen das flache, an die Aare stossende Feld, jetzt auf nicht bewaldetem Bergrücken stehend, weithin sichtbar, einige Meter westlich des Leutzegrabens, stand ein trefflich erhaltener Grabhügel, der noch von Grabungen unberührt schien. Früher mit mächtigem Hochwald bestanden, war derselbe ausgestockt worden. Es liess sich jedoch trotzdem eine schöne Ausbeute in der Tiefe erwarten und mit grossen Hoffnungen ging ich mit derselben Mannschaft unter der Leitung des Oberbannwartes J. Marti an die vom Burgerrat von Aarwangen in entgegenkommendster Weise gestattete Ausgrabung und Abtragung des von zweijährigem Aufwuchs, welcher versetzt worden war, entblössten Hügels. Derselbe mass von Nord nach Süd: 16 m, von Ost nach West: 18 - 18½ Meter, war also auch, wie der grosse Brandhügel im Zöpfen von elliptischer Form. Auch er schien gegen Osten, mehr aber noch gegen Norden, wo er dicht am Abhang liegt, sehr abgeschwemmt zu sein. Die Höhe betrug 1,60 bis 1,90 m, war aber schwer zu bestimmen, da der Tumulus zum Teil noch auf dem Abhang selbst lag und daher der Naturboden selbst von Norden nach Süden sanft ansteigt.
Montag, den 17. September 1900 fingen wir die Arbeit an der nördlichen und westlichen Peripherie des Tumulus an, in gleicher Weise wie bei den Hügeln im Zöpfen, dem Naturboden eben vorgehend, auf die ganze Höhe abstechend und die Erde rückwärts werfend. Mit Spannung erwarteten wir den Fund eines Steinkranzes, aber bald müssten wir uns überzeugen, dass wir es hier abermals mit einem Brandhügel vom Typus derer im Zöpfen zu tun hatten. Sehr bald zeigte sich dieselbe feine, gelbbraune, sandige Erde ohne alle Steine und die graue Aschenerde (der Zieger) mit Kohlenpartikeln durchsetzt. Der erste Tag brachte im NNW vom Zentrum im Nordwestquadrant, 7,20 m vom Zentrum, in kaum 70 cm Tiefe die schmale Klinge eines eisernen Messers zum Vorschein. Griffzunge abgebrochen. Länge 11 cm, Breite der Klinge 12 mm. Merkwürdigerweise brachte derselbe Graben in genau entgegengesetzter Richtung im NNO, also im Nordostquadrant, 8,50 m vom Zentrum, und in ungefähr gleicher Tiefe liegend, ein zweites kleines eisernes Messer zum Vorschein. Es ist stark ausgeschweift, mit kurzer, dreieckiger Griffzunge, Spitze abgebrochen. Länge 9 cm, Breite der Klinge 15—18 mm. Beide lagen in Aschenerde mit spärlichen Kohlenschmitzen.
Die Aschenerde nahm zu. Stellenweise kamen lagenförmige, grössere Rostpartien zum Vorschein, aber das Eisen war zergangen. Auch konnte ich hier keine rote Brandschicht (gebrannten Lehm) über dem allmählich ansteigenden Naturboden konstatieren. Auch Scherben von Gefässen waren äusserst spärlich; nichts als grauer sandiger Zieger. Endlich fand sich im NN-Westen vom Zentrum (zirka 7 m) und im Norden (6,20 m), Nordwestquadrant und Nord-Südlinie: je ein feingearbeiteter aber zerbrochener Silexspan, und endlich kam genau im Westen und 6,40 m vom Zentrum, auf der Ost-Westlinie: ein prächtig blau patiniertes Ringlein aus doppeltem Bronzedraht (Fingerring von 18 mm hohler Weite) zum Vorschein, Tiefe 60 cm. In dem Südwestquadranten fand sich in 3,50 m vom Zentrum, in 80 cm Tiefe, ein roh zugeschlagener, plattenförmiger Granitstein, kreisrund, eine Seite leicht ausgehöhlt (wahrscheinlich ein Untersatz für ein Tongefäss [zum Wärmen?]), Durchmesser 10 cm; Dicke 25-30 mm. Endlich, nachdem wir von allen Seiten gegen das Zentrum vorgerückt waren, wo die reine Aschenerde einen Meter hoch lag, fanden wir am Montag, den 23. vormittags, 1 m im NNO vom Zentrum (Nordostquadrant), in 1 m Tiefe, die vollständig erhaltenen zusammen liegenden Stücke einer flachen Schale aus feinem, graubraunem Ton (Speiseopferschale), Durchmesser am oberen Rand 20 cm, des flachen Bodens 5 cm, Höhe 55 mm.
An demselben Nachmittage fanden wir in der Nähe der Schale (gegen NNO) einen Feuersteinsplitter und, genau im Zentrum (unter unserm Zentralpflock), genau in gleicher Tiefe wie die offene Schale (1 m), mitten im Zieger: ein wohlerhaltenes, kleines, schön ausgeschweiftes, eisernes Messer. Der Rücken ist geschweift, die Schneide stark ausgeschweift, Spitze abgerundet, Griffzunge dreieckig. Es hat dieses Stück noch ganz die Form der Bronzemesser der späten Bronzezeit. Länge der Klinge 82 mm, Breite derselben über der abgebrochenen Griffzunge 3 cm, in der Mitte derselben 2 cm. Und nun kam zu guter Letzt auch die zentrale Aschenurne zum Vorschein, 60 cm südöstlich von unserm angenommenen Mittelpunkt, in 1,20 m Tiefe, mitten in reinster Aschenerde. Die Bruchstücke lagen alle aufeinander gedrückt und erst beim Zusammensetzen und Ergänzen ergab sich die schöne Form derselben.
Sie hat die typische birnförmige Gestalt mit kleinem flachem Boden, nach oben sich erweiterndem Bauche. Zwischen Bauch und Hals geht eine starke, schnurförmige Leiste zur Verstärkung um das Gefäss herum (auf der so genannten Schulter). Die Dimensionen dieser Prachtsurne sind: Höhe 38 cm; oberer Umfang des Bauches 127 cm; Durchmesser der Halsöffnung 18 cm; Höhe des abstehenden, ausgeschweiften Mundrandes 38 mm; Abstand der Verstärkungsleiste vom Mundrand 10 cm; Durchmesser des flachen Bodens 15 cm.
Diese Urne ist aus feinerem geglättetem Ton gearbeitet, als die im Zöpfen Nr. IV und von schokoladebrauner Farbe.
[1] Drack Walter, Ältere Eisenzeit der Schweiz, Kanton Bern, III. Teil, S. 5 und Tafel 4 (1960)
Rekapitulation: Auch der Moosberg-Tumulus gehört, wie Zöpfen Nr. II und IV zu den Brandhügeln ohne Steinkranz und Steinsetzung. Er besteht aus Aschenerde (Zieger) mit zentraler Urne, begleitet von der flachen (Speise-) Schale, einigen Beigaben (hier eisernes Messer) und den nirgends fehlenden Silexmessern oder -Sägen (Schabern). Ausserdem finden sich einige Beigaben zerstreut (hier zwei Messer und ein Bronzedraht-Fingerring), lauter Beweise eines einheitlichen Verfahrens in den Bestattungsgebräuchen einer einzelnen Gegend und während einer bestimmten Zeitepoche, immerhin jedoch modifiziert durch Varianten und charakterisiert durch Beigaben von einem bestimmten chronologisch sicher festzustellenden Typus.“ [2]
[2] Wiedmer-Stern Jakob, Archäologisches aus dem Oberaargau, im Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Band 1, Heft 2, S. 389ff (1903-1904)
„Aus dem Gebiete der eigentlichen Ortschaft (Aarwangen; Anm. des Autors) ist nichts von archäologischen Fundstücken bekannt geworden; desto reicher sind die Ergebnisse aus einigen in dem zwischen Aarwangen und Bützberg sich hinziehenden Walde gelegenen Grabhügeln. Eine Gruppe derselben liegt im Oberhard, im sogenannten Zöpfen, ein einzelner mächtiger Tumulus im Moosberg. Schon Jahn erwähnt jene Gruppe im Abschnitt Langenthal-Oberhard und berichtet von einigen Funden, die von Schatzgräbern bereits hier gemacht worden, meldet aber, dass seine Nachforschungen bei zwei Hügeln im Oberhard (i. e. Zöpfen) resultatlos verliefen.
Im Jahre 1899 nahm Dr. E. von Fellenberg auch diese Gräber systematisch in Angriff. Er schreibt darüber in den Jahresberichten des bernischen historischen Museums von 1899 und 1900 wie folgt:
„ …Von einer Abtragung der Grabhügel im Burgerwalde „Zöpfen" bei Aarwangen musste bis zum Frühjahr 1899 abgesehen werden, da ein prächtiger, hochstämmiger Tannenwald darauf stand. Im Herbst 1898 und Winter 1898/1899 wurde dieser Hochwald gefällt und sogleich dem Museum mitgeteilt, es liesse sich jetzt am besten eine Ausgrabung der Hügel vornehmen. Glücklicherweise lösten sich, sowohl bezüglich der Hügel im Weissenried, als auch der im Burgerwald bei Aarwangen stehenden, im Frühjahr 1899 alle Schwierigkeiten, und konnte die wichtige Vervollständigung der systematischen Untersuchung in der dortigen Gegend an die Hand genommen und sogleich durchgeführt werden, worüber hier nur in kurzer, summarischer Bericht folgen möge.
Zöpfen Nr. 1, ebenfalls hervorragend durch gute Erhaltung und namhafte Höhe und anscheinend intakt, war schon seit langem bekannt durch eine auf demselben wachsende Baumgruppe, nämlich durch vier auf ein- und demselben Riesenstock wachsende Tannen. Jede dieser aus demselben Stocke, hoch und schlank, emporragenden Rottannen war von Mannesdicke und noch alle vier kerngesund. Da der Wald, aus lauter solchen Prachtstannen bestehend, schlagreif war, wurden dieselben im Jahre 1898 gefällt, hingegen der merkwürdige Wurzelstock, aus welchem die vier Tannen emporgewachsen, wurde im Interesse der Wissenschaft und als Kuriosität von der Burgergemeinde Aarwangen geschont und, weil auf dem Grabhügel stehend, doppelt interessant, dem historischen Museum in Bern geschenkt mit dem Wunsche, es möchte der Stock in den Anlagen des botanischen Gartens oder des historischen Museums als Sehenswürdigkeit und Merkwürdigkeit aufgestellt werden. Wir übernahmen gerne das Geschenk, da durch Herausnahme des Riesenstocks das Innere des Grabhügels sogleich blossgelegt wurde und unter dem Stock Fundstücke erwartet werden durften. Es erforderte allerdings drei volle Tage Arbeit mit je 6 Mann, um den Riesenstock auszugraben und aus der Grube zu wälzen. Der Transport direkt aus dem Wald per Landstrasse nach dem historischen Museum war auch keine kleine Sache. Es gelang jedoch, ohne Unfall, das 75 Zentner schwere Ungetüm in sehr günstiger Weise und von allen Seiten sichtbar, in der südlichen Anlage des Museums aufzustellen.
Erst jetzt sieht man deutlich, dass es ursprünglich vier dicht aneinander stehende Tannen waren, deren Wurzeln sich so gegenseitig umschlangen, dass sie zuletzt zusammenwuchsen und ein einziger, mächtiger Stock daraus wurde. Unsere Hoffnung, unter dem Wurzelstock in der Tiefe eine Steinsetzung oder Urne oder noch mehr zu finden, wurde einigermassen getäuscht, wie denn das Resultat der ganzen Ausgrabung des Hügels quantitativ ein geringes, allerdings qualitativ ein überraschendes war. Schon beim Umgraben und Abhauen der Wurzeln fanden sich auf der Süd- und Westseite unter und in dieselben eingewachsen, zahlreiche grössere Urnenbruchstücke, anscheinend von einer grossem Urne aus sehr rohem Material und mit viel Quarzsand gemischt. Ich dachte an nichts anderes, als dass wir hier die zentrale Aschenurne gefunden hätten. Allerdings kamen auch Bruchstücke kleinerer Schalen vor, von weit feinerer Arbeit. Jedoch auch nach Herausnahme des ganzen Stocks, wodurch ein Loch von 3 Meter Durchmesser und 1 ½ Meter Tiefe im Hügel entstand, zeigte sich am Boden und an den Wänden lauter feine, mit Asche und Kohle untermengte sandige Erde, jedoch keine Spur einer Steinsetzung. Aber auch, nachdem wir den zentralen Schacht bis zur äussersten Peripherie des Hügels erweitert hatten, fand sich nichts vor als feine Erde, noch hie und da von Kohlen-partikeln durchsetzt, welch letztere allmählich nach der Peripherie zu ganz aufhörten, jedoch keine Spur einer Steinsetzung oder eines Steinkranzes oder einzeln stehender „Merksteine". Erst nachdem der Riesenstock entfernt war, wurde es möglich, die Dimensionen des Grabhügels genau zu bestimmen: Durchmesser von Nord nach Süden: 15 m; von Ost nach West: 14 m und die Höhe 1,70 m. Dann wurde auch der Mittelpunkt des Hügels bestimmt und es fand sich, dass die Riesentanne nordöstlich vom Mittelpunkt gewachsen war. Die Dimensionen wurden nun vom abgesteckten Mittelpunkt aus gemessen. Ausser den oben erwähnten Urnenscherben fand sich unter und neben dem Stock nichts vor, wohl aber stiessen wir noch 50 cm tiefer als der Stock auf einen uralten mit faulem Laub und Gras sauber ausgepolsterten Dachsenkessel, dessen Röhre weit ausserhalb des Grabhügels zutage getreten sein muss, aber offenbar längst verschüttet war.
[3] Drack Walter, Die Gürtelhacken und Gürtelbleche der Hallstattzeit aus dem schweizerischen Mittelland und Jura, im Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Band 54, S. 26 und 48 (1968-69)
Überraschend, wie oben gesagt, waren nun endlich die wenigen Funde, die gemacht wurden. Nur 70 cm südlich vom Rande des Stockes und 75 cm vom Mittelpunkt entfernt, fand sich eine 10 ½ cm lange, prächtig gearbeitete Feuersteinsäge. Die innere Seite der Schneide ist fein gezähnelt, leicht geschweift, während die Rück-seite als vierkantige Leiste zugeschlagen ist und sehr bequem in die Hand passt. Der Stoff ist mattgrauer, feiner Feuerstein und die Arbeit eine äusserst sorgfältige. Näher am Mittelpunkt (zirka 50 cm) fand sich ein grösseres Stück des Randes einer grossen Urne aus grobem kieseligem Ton. Der Urnenrand ist breit, stark ausladend; um den obern Teil des Bauches läuft eine schnurförmige, rohe Verstärkungsleiste.
Dieses Urnenbruchstück weist ganz sicher auf eine spätere Epoche, als die der Steinzeit, aus welcher die übrigen Funde stammen, hin. Die übrigen Urnenbruchstücke lagen näher an oder teilweise unter dem Stock. Noch auffallender war der Fund eines Steinkeiles aus Serpentin, von dreieckiger Form, um und um geschliffen, die Schneide schartig, ziemlich verwittert. Derselbe lag in der puren Aschenerde (Zieger) über dem Naturboden, in 7,80 m Entfernung nach Süden, vom Mittelpunkt aus gemessen, in 1,20 m Tiefe. Endlich fand sich in 3 m Abstand vom Mittelpunkt, in südsüdwestlicher Richtung und in der feinen Aschenerde, in ungefähr einem Meter Tiefe, eine sehr fein gearbeitete Pfeilspitze aus weissem, milchquarzähnlichem Feuerstein. Weiter fanden sich durchaus keine andern Artefakte vor und doch wurde der ganze Hügel ausgegraben bis zur äussersten Peripherie, wo jede Spur von Asche und Kohle aufhörte.
Wir haben also hier das höchst wichtige Resultat, ein Brandgrab (denn ein solches war der Tumulus) aus der Steinzeit konstatiert zu haben, denn keine Spur von Metall fand sich vor, dagegen drei Steinartefakte. Es bildet dieser Hügel somit ein Analogon zu dem in den 70er Jahren von Herrn Custos E. von Jenner ausgegrabenen Brandgrab bei Niederried unweit Aarberg, in welchem schon früher die merkwürdigen Steinwerkzeuge ganz eigener Form, namentlich das wundervolle Chloromelanit-Prunkbeil, herrlich geschliffen und nie gebraucht (eine Zierde unserer Sammlung) gefunden worden waren. Ganz ähnlich wie Herr E. von Jenner im Niederried haben auch wir im Hügel I im Zöpfen keine Steinsetzung, keinen Steinkranz oder Steinkern finden können, wohl aber über dem Naturboden eine mächtige Schicht von Asche und Kohlen durchmengter Erde (sogenannter Zieger), die sich in der Mitte des Hügels bis zur Höhe von 70 — 80 cm erhob.“ [4]
Wiedmer-Stern beschreibt dann in seiner Publikation auch die übrigen vier Ausgrabungen bei den fünf Tumuli im „Zopfe“ ausführlich.
[4] Wiedmer-Stern Jakob, Archäologisches aus dem Oberaargau, im Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Band 1, Heft 2, S. 364ff (1903-1904)
„Grabhügel im Zopfen-Wald, 1899. Kleine, runde Zierscheibe aus massiver Bronze, nabenähnlich geformt, mit verdickter Mittelpartie, und von 9 Löchern durchbrochen. Abseits von den übrigen Funden nahe der Grabhügelperipherie entdeckt.
[5] Drack Walter, Anhängeschmuck der Hallstattzeit aus dem schweizerischen Mittelland und Jura, im Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Band 53, S. 33 und 54 (1966-67)
Kleines Fragment mit grossem Waldrebenstück, auf der Aussenseite grosses Augenmuster eingraviert.
Grabhügel III im Zopfen(wald), 1899. - Mitfunde nicht mehr ganz genau auszumachen, dabei aber Certosafibeln.
Museum: BHM Bern. - Literatur: W. Drack 1960, 2ff. und Taf. 2, 33.“ [6]
[6] Drack Walter, Zum bronzenen Ringschmuck der Hallstattzeit aus dem schweizerischen Mittelland und Jura, im Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Band 55, S. 72 und 83 (1970)
„Anlässlich einer Geländebegehung im Frühsommer 1961 konnte bei LK 1126, 600‘175/222‘475 ein neuer Grabhügel festgestellt werden. Der Hügel hat einen mittleren Durchmesser von etwa 25 m und eine Höhe von annähernd 2m. JbBHM 41/42, 1961/62, S. 436 (Hans Grütter).“ [7]
[7] Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte, Band 51, S. 103 (1964)
Im Jahresbericht der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte von 1908 wird Folgendes berichtet:
„Von Sädelbach wurde dann eine Gruppe Grabhügel im Burgerwalde von Bäriswil, im sogen. „Kriegholz" in Angriff genommen. Während die Hügel 1 und 2 (s. Plan Fig. 9) keine nennenswerten Beigaben enthielten und eigentlich nur starke Steinsetzungen konstatiert werden konnten, ergaben Nr. 3 und 4, nahezu ein Zwillings-hügel, interessante Resultate. Vor allem ist zu erwähnen, dass vor Nr. 3 ein Doppelgraben sich hinzieht, der mindestens gleichaltrig mit dem Hügel sein muss, da dessen Mantel deutlich in das Erdwerk hineinreichte. Hügel Nr. 3 und 4 waren förmlich aus Findlingsblöcken aufgeschichtet, zwischen welchen die Beigaben oft tatsächlich eingekeilt lagen. Asche und Kohle durchsetzten die Aufschüttung bis fast an die Oberfläche; bei beiden fanden sich ziemlich im Zentrum und nur 20-30 cm über dem Naturboden über einen kleinen Raum hin zerstreut kalzinierte Splitter von menschlichen Knochen. An Beigaben fanden sich in Hügel Nr. 3, Gruppe a: Ein kleines rohes Töpfchen und zwei offene, schmale Armringe, flach, deren Aussenseite durch zwei Parallelreihen eingepunzter runder Punkte verziert ist. Gruppe b: Zwei eiserne Lanzenspitzen, ein grosser bronzener Gurthaft ohne Verzierungen, eine hübsche Bronzenadel mit Scheibe, eine unverzierte Urne mit kleinem Schälchen im Innern, ein Näpfchen und ein glatter Teller, auf dem ein eisernes Messer querüber lag. Die beiden Depots waren deutlich gesondert und es ist wohl kaum gewagt, anzunehmen, die Gruppe a begreife die Beigaben für ein Kind, die Gruppe b diejenigen für einen Mann in sich.
Reicher noch war das Ergebnis aus Hügel Nr. 4: Zwei ziemlich gut erhaltene sogenannte Tonnenarmwulste, zwei Armgarnituren, bestehend aus je über 50 einzelnen offenen Ringen aus dünnem Bronzedraht; alle sind nach den Enden hin verjüngt, die meisten auf der Aussenseite schraffiert; ein glatter, offener Halsring, drei Paukenfibeln, drei menschliche Zahnkronen, durch Oxyd grün verfärbt (s. darüber den vorstehenden Bericht über die Ausgrabung im Forst 1905), ein unverzierter Gürtelhaft aus Bronze, zwei grosse Ohrringe mit profilierter Aussen-seite, drei flache schmale Armringe und ein Gürtelblech aus Bronze mit gepunzten Ornamenten. Wie üblich ist das für die Ornamente bestimmte Rechteck in horizon- tale Zonen geteilt, die abwechselnd mit Streifen von Svastika, gekreuzten Linien und Punkten besetzt sind. - Die Beigaben weisen die Errichtung der Hügel in die spätere Hallstattzeit; festgestellt sei auch hier, dass in den Tonnenarmwulsten noch die (unverbrannten) Vorderarmknochen stacken. Leider hatte der Hügel Nr. 4 durch frühere Reutarbeiten etwas gelitten; das nahe der Oberfläche eingebettete Gürtelblech besonders war dabei mitgenommen worden. Doch liess sich auch die Unterlage gut erkennen und zum Teil ebenfalls erhalten. Das Blech lag auf dünnem Leder und dieses hinwiederum auf einem mit ganz feinen, in Reihen sitzenden
Bronzeknöpfchen durchwirkten Gewebe. Zuunterst lag ein Holzbrettchen. Der früheren Beschädigung ist wohl auch das Fehlen der Keramik in Hügel Nr. 4 zuzuschreiben*).
*) Gefl. Bericht unseres Präsidenten, Direktor Wiedmer in Bern.“ [8]
[8] Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte, Band 1, S. 45ff (1908)
„Ausgrabungen bei Bäriswil: Im Walde zwischen Bäriswil und Hindelbank wurde im April durch den Direktor des historischen Museums, J. Wiedmer-Stern, eine Gruppe von Grabhügeln untersucht. Zwei Hügel mussten mit Rücksicht auf den Waldbestand geschont werden; ein dritter war schon in früherer Zeit durch Graben nach Füchsen beschädigt worden. Ein vierter Hügel zeigte eine außerordentlich starke Steinsetzung, es kamen dort aber keine Funde zu tage. Der fünfte Hügel endlich lieferte zahlreiche Fundstücke. Auch in diesem war die Steinsetzung des Grabes außerordentlich stark, unter diesen Steinen fanden sich die Spuren des Leichenbrandes. Es handelt sich bei all diesen Funden um Brandgräber aus der späteren Hallstattzeit. Im erwähnten Grabe fand man zwei schmale Bronze-Armbänder mit eingepunzten Kreisen, zwei eiserne Lanzenspitzen und ein bronzenes Gürtelblech. Dann eine Gruppe von Gefäßen: eine große rote Urne, die fast unversehrt der Erde enthoben werden konnte, eine hübsche kleine Schale, die in der Urne lag, ein Näpfchen und ein Teller. Auf dem letzteren lag ein eisernes Messer und am Südrande des Grabes fand sich eine Anhäufung von Tierknochen. Die interessantesten Funde kamen in dem anstoßenden, um etwa ein Drittel kleineren Hügel zum Vorschein. Man fand dort drei charakteristische Heftnadeln aus Bronze und ein paar Armbänder aus Bronzedraht. Sie bestehen aus mehr als dreißig Spiralringen, bedeckten also den ganzen Unterarm. Zu diesen Funden kam noch ein einfacher Halsring aus Bronze und endlich ein großes bronzenes Gürtelblech mit getriebenen Ornamenten; besonders interessant ist die vielfache Wiederholung des Hakenkreuzes. Außer diesen Schmuckstücken fand man noch im gleichen Grabe drei Paar bronzene Armringe, verschieden verziert, und zwei sehr interessante tonnenförmige Armspangen, man könnte eher sagen Armwulste, von bedeutender Größe. Sie sind aus Bronzeblech hergestellt und zeigen horizontale Verzierungen. (Nach „Bund", 16. April 1908.)“ [9]
[9] Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, herausgegeben vom Schweizerischen Landesmuseum; Band 10, Heft 1, S. 82ff (1908)
Über das auch im Artikel des Bundes erwähnte Bronzeblech hat J. Wiedmer-Stern 1909 einen separaten Artikel in den Blättern für bernische Geschichte publiziert. [10]
[10] Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde; Band 5, Heft 1, S. 26ff (1909)
Im Weiteren findet sich ein Beitrag zum Thema „Tonnenarmbänder“ mit schönem Farbfoto in der Serie der „Glanzlichter aus dem Historischen Museum des Kantons Bern“. [11]
[11] Müller, Felix; Das keltische Schatzkästlein, BHM, Chronos Verlag, S. 22f (1999)
[12] Wiedmer-Stern J., Das Gürtelblech von Bäriswil, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Band 5, S. 26 (1909)
„Grabhügel IV im Kriegsholz, 1908. Zwei verschiedene Tonnenarmbänder als Paar getragen.
Mitfunde: 1 Halsring, 4 Blechbandohrringe, 2 Garnituren à 50 Drahtarmringe, 1 kleines Bronzeblech, Gürtelhaken, 1 Gürtelblech, 1 Bronzeagraffenbesatz. - Museum : BHM Bern.
[13] Drack Walter, Die hallstattzeitlichen Bronzeblech-Armbänder aus der Schweiz, in: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte, Band 52, S. 9 und 33 (1965)
In den Fundberichten des Jahres 1994 der Archäologie des Kantons Bern wird von der Entdeckung und Vermessung eines bisher unbekannten hallstattzeitlichen (?) Grabhügels auf dem Mittelberg berichtet [22].
[14] Gutscher, Daniel; Suter, Peter J.; In: AKBE 3A, S. 67 (1994) Fundberichte und Aufsätze, Eisenzeit
„Über die Untersuchungen Fellenbergs heisst es kurz im Jahresbericht des bernischen historischen Museums pro 1895:
«In den Monaten April und Mai wurden von Dr. Edmund von Fellenberg und Burgerschreiber Ryf in der Umgebung von Bannwyl (Rüttihof, Dörrisrain und Rüchihölzli) einige teilweise leider schon früher durchsuchte Grabhügel geöffnet und denselben Scherben von Aschenurnen entnommen.»
Die Grabhügel Nr. 21 und 14-16 bilden gewissermassen Vorläufer der ausgedehnten Tumuligruppen von Bannwyl. Den ersten bedeutenden, aber auch nicht ganz genauen Bericht darüber gab Jahn, doch betreffen die kleinen Missverständnisse mehr nur die Lage derjenigen Tumuli, die er nicht selbst gesehen hat. Anderseits muss gesagt sein, dass Jahn ein sehr zuverlässiger Beobachter und Berichterstatter ist, da, wo er selbst die Objekte gesehen hat, ein Umstand, der gerade in Bezug auf Bannwyl sehr wichtig ist. Ich glaube auch, dass man Jahns Verdienst als archäologischer Bahnbrecher im Kanton Bern seiner unglücklichen skiagraphischen Marotte wegen nicht nach Gebühr würdigt. Die meisten Irrtümer in seinem „Kanton Bern" sind darauf zurückzuführen, dass der vielbeschäftigte Mann nicht immer Gelegenheit hatte, die ihm zugekommenen Berichte an Ort und Stelle zu kontrollieren; die vielen veralteten Bezeichnungen und Erklärungen sind begreiflich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass seit jener Niederschrift bald 60 Jahre vergangen sind, ein Zeitraum, in welchem erst eigentlich die präzise Archäologie sich entwickelt hat.
[15] Drack Walter, Ältere Eisenzeit der Schweiz, Kanton Bern, III. Teil S. 7 (1960)
In Jahns Bericht über die Bannwyler-Gräber lässt sich leicht nachweisen, welche derselben er selbst gesehen hat, und für diese sind seine Angaben zuverlässig; unsicher sind nur jene über die erste Gruppe, für welche er sich auf die Berichte anderer verliess; immerhin lasse ich den betreffenden Abschnitt aus seinem „Kanton Bern" unverkürzt hier folgen, besondere Bemerkungen dazu auf die Beschreibung der einzelnen Gräber versparend. Er lautet:
«Vormittelalterliche Denkmale weist die Umgegend des Ortes in ihren Grabhügeln auf. Diese liegen im sogenannten Längwald, welcher sich in der Länge von Bannwyl bis Wiedlisbach, in der Breite von Niederbipp bis Unter-Walliswyl erstreckt. Es bilden aber die Bannwyler-Grabhügel drei Gruppen.
Die erste liegt südöstlich von Bannwyl, ungefähr auf der Marche der Ämter Wangen und Aarwangen; sie besteht dermalen noch aus drei Hügeln; ein vierter ist abgetragen worden. In diesem fand man in blosser Erde Spuren eines Gerippes, von welchem nur die Kinnlade erhalten war. In einem der andern welche von Schatzgräbern durchwühlt sind, fand sich neben einem Gerippe ein eisernes Schwert vor. Dasselbe war zweischneidig, 2' lang und hatte einen langen, fast zweihändigen Griff; es wich also von der gewöhnlichen Form unserer Grabhügel-Schwerter bedeutend ab. Nach demjenigen zu urteilen, was sich in jenen zwei Grabhügeln vorgefunden hat, scheinen auch die zwei übrigen Hügel dieser Gruppe Beerdigungshügel zu sein, und der Umstand, dass die einzige gefundene Beigabe aus Eisen bestand, weist diese Gruppe der späten römisch-helvetischen Zeit zu.»“ [16]
[16] Wiedmer-Stern Jakob, Archäologisches aus dem Oberaargau, im Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Band 1, Heft 2, S. 344ff (1903-1904)
„Im Archiv des bernischen historischen Vereins von 1848 beschreibt Jahn eingehend die in seinem „Kanton Bern", laut vorstehendem Abschnitt, summarisch behandelten Bannwylertumuli, sowie die Fundstücke, die ihm bekannt wurden oder die er selbst ausgrub. Seine Gruppenbezeichnungen sind folgendermassen zu verstehen:
Gruppe I: Die Hügel Nr. 10, 14, 15, 16.
„ II: Die Hügel Nr. 13, 18.
„ III: Die Hügel Nr. 1, 2.
„ IV: Die Hügel Nr. 3, 4.
Eine ganze Anzahl der existierenden Tumuli kannte Jahn also überhaupt nicht (5-9, 11, 12, 19-21.) Das Gräberfeld scheint seit Jahns Schürfungen Ruhe gehabt zu haben, bis anfangs der verflossenen 90er Jahre Burgerschreiber Ryf in Bannwyl auf indirekte Veranlassung von Pfarrer Flückiger in Niederbipp dasselbe neuerdings in Angriff nahm.“ [17]
[17] Wiedmer-Stern Jakob, Archäologisches aus dem Oberaargau, im Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Band 1, Heft 2, S. 349 (1903-1904)
„Die zweite Gruppe der Bannwyler-Grabhügel lag in demjenigen südlichen Ausläufer des Längwaldes, welcher als Eichwald die Ebene zwischen Bannwyl und dem Aareufer, Berken gegenüber, bedeckt und vom Waldwege nach Walliswyl begrenzt wird; er trägt den Namen Bännli. Die dortige Gruppe bestand aus zwei Hügeln, welche so ziemlich in der Mitte des Gehölzes nahe beieinander lagen. Beide hatten einen Durchmesser von acht Schritten bei einer Höhe von 3-4 und stellten so ein mas-siges Kugelsegment dar. Sie waren lediglich aus Kieseln und Bruchstücken errati-scher Blöcke aufgeführt und eine dünne Rasendecke bekleidete dieselben. Wegen ihres Steininhaltes wurden sie 1845 von den Landleuten geöffnet und zerstört. Hiebei kam im Zentrum des einen Hügels eine Aschenurne zum Vorschein, die aber leider zertrümmert wurde. Aus den gesammelten Bruchstücken ergibt es sich jedoch, dass dieselbe in Stoff, Form und Grösse den im Niederhard bei Langenthal erhobenen Aschenurnen gleich gewesen ist; nur fehlte dieser ein äusserer Anstrich der schwärzlichen Tonmasse. Von weiteren erhobenen Grabfundstücken wollte nichts verlauten, ebenso wenig davon, dass der Nachbarhügel eine Aschenurne enthalten habe. Dessen ungeachtet ist wohl auch dieser, wie jener, ein Brandhügel gewesen. Mag auch die Errichtung dieser Grabhügel kaum in die keltisch-helvetische Zeit hinaufreichen, so stunden doch ihre Erbauer unter keltischem Kultureinflusse.
Dies beweist der Umstand, dass zum Aufbauen der Hügel ausschliesslich Kieselsteine und Bruchstücke erratischer Blöcke verwendet worden sind.“ [18]
[18] Wiedmer-Stern Jakob, Archäologisches aus dem Oberaargau, im Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Band 1, Heft 2, S. 346f (1903-1904)
„Die dritte und vierte Gruppe, jede aus zwei Hügeln bestehend, liegt nordöstlich von Bannwyl im Hölzli, einem Ausläufer des Längwaldes, der, an den Waldbezirk Römiswyl stossend, ein von Süden nach Norden ansteigendes, langgestrecktes Landvorgebirge bedeckt. Dieses, im Norden mit einem erhöhten Terrain zusammenhängend, fällt sowohl auf beiden Seiten, westlich und östlich, als auch in seiner südlichen Verendung so sanft und regelmässig ab, dass der Landmann sich zu der Annahme berechtigt glaubt, es sei die Höhe, auf welcher die Grabhügel stehen, einst Ackerland gewesen. War aber bei deren Erbauung hier kein Wald, so genoss man von der Anhöhe eine prächtige Fernsicht, die, nebst der Nähe einer unten zu berührenden Strasse, bei der Wahl des Ortes zu einer Begräbnisstätte wesentlich in Betracht kommen mochte, da Grabhügel vorzugsweise an schön gelegenen Punkten und an Strassen errichtet wurden. Mitten auf dem obern oder nördlichen Teile dieses Landvorgebirges und nahe beieinander liegen die zwei Hügel der einen Gruppe. Sie sind in Form, Grösse und Konstruktion den zwei Hügeln im Bännli auffallend ähnlich. Der eine derselben wurde 1846 sondiert und zeigte eine erstaunliche Masse von Kieselsteinen und Bruchstücken erratischer Blöcke. Wahrscheinlich haben wir also auch hier, wenn nicht keltische, doch römisch-keltische Brandhügel mit Aschenurnen.
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