Abbildungsverzeichnis

Foto Marburg, G. Freihalter, Grabar: Romanesque Painting (1958, S. 91), Anne Marshall (2x), Böker: Idensen (1995, S. 152), Camus: Notre-Dame-la-Grande de Poitiers (2002, S. 208, 203) (2x), U. Atlmann (2x), Ev.-luth. Stiftskirchengemeinde Königslutter, Ali Hamadache, Daniel Police, Archivio dell'Arte Luciano Pedicini (Neapel), Konstantin Mitroshen, Foto Marburg, Birgitte Sværke Pedersen, Beate Reinhard, Anne Marshall, Elizabeth Pardon, KHI FU-Berlin, Domprovsti Haderslev, Inger Gadd, Groenling, Allie Caulfield, François Darbois (3x), Hideko Bondesen, Anne Marshall, Foto Marburg, Anne Marshall, Rolin, Andreas Sassen, Staffan Svensson, Lennart Karlsson, Nils Krüger, Sven-Eric Morhed, Lennart Karlsson, Olivier Petit, Jos Lacroix, Foto Marburg, Pinacoteca Nazionale (Ferrara), Eremitage (St. Petersburg), Hideko Bondesen, Gerd R. Koch, Beat Brechbühl (2x), Wolfgang Sauber, Wikimedia, Claus Bernet, Wolfgang Ackva, Detlev Möller, Joachim Döring, Anne Stempel de Fallois, Clemens Hillebrand, Rupert Metzger, Edvard Jensen, Giuseppe Diamantini.

Cover: In der Dorfkirche zu Schwarzrheindorf bei Bonn wird die Tempelvision des Propheten Ezechiel auf vielen Bildern ausführlich wiedergegeben. Dieser Tempel aus dem Alten Testament ist ein wichtiger Vorläufer für die himmlische Gottesstadt im Neuen Testament. Insofern ist es nur konsequent, auch in diesem alttestamentlichen Zyklus in einigen der Bilder Vorstellungen des Himmlischen Jerusalem mit einfließen zu lassen.

Die originalen Malereien der Unterkirche entstanden zwischen 1151 und 1165. Warum bei der Ausmalung der Kirche so explizit auf die Vision des Ezechiel Bezug genommen wurde, die ja ansonsten auf Wandmalereien des 12. Jahrhunderts kaum einmal vorkommen, ist ein Rätsel. Ebenfalls ist ungeklärt, was auf den Temperamalereien ursprünglich überhaupt zu sehen war. Seit spätestens 1625 müssen sie übertüncht gewesen sein, bis sie 1848 bei einer Inspektion anlässlich der Wiedereinweihung von Andreas Simon entdeckt wurden. Anschließend begann der Maler Christian Hohe (1798–1868) mit der Aufdeckung und Ergänzung, was schwierig war, da sich die Farben mit der Übertünchung verbunden hatten. Insofern sah er sich gezwungen, die Malereien in großen Teilen frei zu ergänzen. Weitere Veränderungen wurden dann 1910/11 und erneut 1935 durch den Maler Anton Bardenhewer (1857–1939) vorgenommen.

Die Deutung der Malereien als Zyklus nach dem Ezechielbuch geht auf einen Zeitungsartikel des Pfarrers Pfeifer aus dem Jahre 1863 zurück und wurde von dem Theologen Christoph Dohmen popularisiert. Präfiguriert ist die Gottesstadt in dem quadratischen Altar und in der Stadtdarstellung, die den Zyklus nach Westen abschließt und die die erste Szene abbildet, wenn man die Kirche betritt. Die westliche Kappe der zentralen Vierung zeigt dann eine polygonale Stadt mit offenen Toren und Türmen. Vor ihr berechnet links ein Engel die Maße, während rechts Johannes die Stadt betrachtet. Deutlich wird der neutestamentliche Bezug letztlich auch in der Stadtdarstellung mit Christus, der von Adoranten umgeben ist. Beiden Abbildungen finden sich nicht zufällig im Zentrum des Zyklus, denn sie deuten auf die zukünftige Vollendung der Tempelvision des Ezechiel. © Kirchengemeinde St. Maria und St. Clemens in Schwarzrheindorf.

Lämmerfries: Sant’Elia (um 1020)

Die Hauptattraktion der Basilika Sant’Elia in dem Ort Castel Sant’Elia (2.000 Einwohner) sind ihre exzellent erhaltenen frühromanischen Fresken in der Apsis und an den Seitenwänden des Querhauses. Sie wurden den Brüdern Giovanni und Stefano Niccolò sowie ihrem gemeinsamen Neffen Giovanni Niccolò, die Anfang des 11. Jahrhunderts in Rom und Umgebung tätig waren, zugeschrieben. Dargestellt ist an der Apsiswand der auferstandene Christus zwischen Petrus, Paulus und weiteren, nicht eindeutig identifizierten biblischen Gestalten, möglicherweise Elias und Moses. In der Reihe darunter symbolisieren zwölf Lämmer die zwölf Apostel auf dem Weg zum Lamm Gottes.

Bezüglich des Himmlischen Jerusalem orientiert sich das Fresko der Kirche Sant’Elia weitaus mehr am oströmischen Stil als an Vorbilder des Motivs Lämmerfries in der Stadt Rom, von der Sant’Elia gerade einmal 45 Kilometer entfernt liegt. Auch hier handelt es sich um einen Lämmerfries, wenngleich die drei Tiere viel mehr Pferden ähneln als Schafen. Die sich links hoch erhebende Stadt besteht aus einem Tor, zwei flankierenden Seitentürmen und einem pentagonalen Abschluss, der keinen Blick in das Innere der Stadt gewährt. Im Torbogen findet sich die Beschriftung „IERVSA/LEM“, und die Mauern sind mit Perlenaufsätzen und Edelsteinen belegt. Farblich dominiert jedoch nicht der rote Bau, sondern der tiefgelbe Hintergrund mit seiner blaugrünen Rahmung, was aus byzantinischen Kirchen übernommen wurde. Auch die Gestaltung der Palmen im Hintergrund unterstreicht diesen Einfluss.

Die Fresken auf der linken Querhauswand wurden fast vollständig 1607 durch einen Steinschlag, der die Basilika schwer traf, vernichtet. Reste der Schäden sind noch neben dem Jerusalem, ganz links, zu erkennen.

Giuseppe Gherardi: Breve guida alla visita della basilica di S. Elia (Roma), o.O., 1905 (2).

Guglielmo Matthiae: Gli affreschi di Castel Sant’Elia, in: Rivista dell’Istituto Nazionale d’Archeologia e Storia dell’Arte, N. S., 10, 1961, S. 181–223.

Vincenzo Girolami: Basilica romanica di S. Elia a Castel Sant’Elia, Castel Sant’Elio 1996.

Delia Kottmann: Die Datierung der romanischen Wandmalereien von Castel Sant’Elia, in: Nicola Hille, Monika E. Müller (Hrsg.): Zeiten – Sprünge, Regensburg 2007, S. 11–27.

Santa Maria Donna Regina, Neapel (1307–1320)

Das Chorgemälde von Santa Maria Donna Regina, einer imposanten Franziskanerkirche in Neapel, wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts von der Schule des Pietro Cavallini ausgeführt. Pietro Cavallini war ein italienischer Maler, der um 1250 in Rom geboren wurde und in seiner Geburtsstadt und in Neapel tätig war. Er führte Mosaiken im Stil der Kosmaten aus, einer Gruppe von Marmordekorateuren, und hielt sich bei seinen Fresken an die durch ein intensives Naturgefühl belebte byzantinische Manier. Ab 1308 war Cavallini im Dienste des Königs in Neapel tätig, bis er um 1330 im Rom verstarb.

Die Weltgerichtsdarstellung stammt mit Sicherheit von seiner Hand. Auf der linken, unteren Seite des Freskos endet ein langer Zug von Frommen beiderlei Geschlechts im Himmlischen Jerusalem, während rechts die Hölle dargestellt ist. Christus und Maria geleiten alle Lebensalter – Kinder, Erwachsene, Greise – zusammen zu einem Torbogen mit zinnenbekrönter Mauer. Auf der Schwelle des Tores thronen die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob, die jeweils drei gerettete Seelen auf ihrem Schoß halten. Hinter ihnen steht der Baum des Lebens, auf den bereits zwei Seelen hinaufgeklettert sind, und undeutlich kann man auch Zweige von Palmen in Hintergrund erkennen.

In Santa Maria Donna Regina befindet sich ein zweites Himmlisches Jerusalem. Es wurde etwa zwischen 1320 und 1330 angefertigt, also unmittelbar nach dem ersten. Über viele Jahre lag es unter Putz verborgen und wurde erst 1864 wiederentdeckt und 1878 von dem Maler Francesco Autoriello freigelegt. Er behandelte die Fresken mit einer obskuren Wachslegierung und hat damit die Farben sowie Konturen unwieder-bringlich ruiniert. Das Fresko wurde endgültig zum Fragment, nachdem „Restaurierungen“ 1928 und bereits erneut 1934 den Zustand nur noch verschlimmbesserten.

Vermutlich schufen diese Fresken Schüler von Pietro Cavallini. Das Himmlische Jerusalem ist recht klein, nicht gut erhalten und findet sich über dem Eingangsbereich der Loffredokapelle. In der Szene, die zu einem größeren Apokalypsezyklus gehört, zeigt der Engel Johannes, in roter Tunika, das Tor zum Himmlischen Jerusalem. Auch hier befinden sich Personen unmittelbar im Eingangsbereich des Tores und versperren eigentlich den Weg. Dieser Apokalypsezyklus wurde, wenn auch nicht für die Repräsentation des Himmlischen Jerusalem, in seiner Gesamtheit zum Vorbild für die Erbach’schen Tafeln, die nur zwanzig Jahre später angefertigt wurden.

Gino Chierici: Il restauro della chiesa di S. Maria Donnaregina a Napoli, Napoli 1934.

Ferdinando Bologna: I pittori alla corte angioina di Napoli (1266–1414), Roma 1969.

Ersilia Carelli, Stella Casiello: Santa Maria di Donnaregina a Napoli, Napoli 1975.

Rupert Schreiner: Das Weltgerichtsfresko in Santa Maria Donnaregina zu Neapel. Materialien zur Weltgerichtsikonographie, München 1983.

Cathleen A. Fleck: ‚Blessed the eyes that see those things you see’. The trecento choir frescoes at Santa Maria Donnaregina in Naples, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 67, 2004, S. 201–224.

Stefania Paone: Gli affreschi di Santa Maria Donnaregina Vecchia. Percorsi stilistici nella Napoli angioina, in: Arte medievale, 3, 2004, S. 87–118.

Janis Elliott, Cordelia Warr (Hrsg.): The church of Santa Maria Donna Regina: Art, iconography, and patronage in fourteenth century Naples, Aldershot 2004.

Riede (1350–1370)

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