cover

Mein Dank geht an Rolf Lemke, der alle in diesem Buch zitierten handgeschriebenen Dokumente aus dem Stadtarchiv Wernigerode aus der Sütterlin-Schrift übersetzt hat.

Ein herzliches Dankeschön für die Hilfe geht an Angelika Rochlitzer aus Heudeber für die Infos zum „alten“ Karl Auerswald, Ilse Heise für die Infos über und das Bild von Willy Steigerwald, Kurt Stephan für die Infos über und das Bild von August Mayhack, Erwin Lüderitz aus Benzingerode für die Fotos von Fritz Reuleke und Wilhelm Link, Frau Bode aus Benzingerode für die Infos zu Wilhelm Möhrling, Ilse Gottschling aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von Karl Bäneke, Edgar Kanschat aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von Fritz Reuter, Ilse Reuter aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von Wilhelm Reuter, Christa Schwarze und Dieter Försterling aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von Wilhelm Försterling, Jürgen Lüderitz für die Infos über und das Bild von Erich Lüderitz, Erich Mooshake aus Benzingerode für die Infos zu Fritz Mooshake, Gerda und Eckhard Wermuth aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von August Wermuth, Werner Oberbeck für die Infos über und das Bild von Edmund Oberbeck, Hella Hartung aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von Walter Wohlan, Dr. Anna-Luise Wesirow für die Infos über und das Bild von Adam Krauß, Klaus Buchmann für die Infos über und das Bild von Karl Jonas, Käte Bollmann für die Infos über und das Bild von Otto Reinhardt, Elisabeth Wurbs für die Infos über und das Bild von Alfred Wurbs, Hannelore Mangold aus Fürth für die Infos über Otto Finger, Oskar Winkler aus Schierke für die Infos über und das Bild von Carl Winkler, Otto Kabelitz jr. für die Infos über und das Bild von Otto Kabelitz, Grethe Richter für die Infos über und das Bild von Wilhelm Niewerth, Helmut Kuring für die Infos über und das Bild von Friedrich Kuring, Hilde Voigt für die Infos über und das Bild von Paul Menger, Lisa Schrader für das Bild von August Schrader, Elfriede Kreisz für das Bild von Heinrich Schrader, Karl-Heinz Haupt für die Infos über und das Bild von Heinrich Ruhberg genannt Haupt, Arnold Goedecke für die Infos über und das Bild von Ernst-Jürgen Keil, Hedwig Rutschke für die Infos über und das Bild von Paul Rutschke, Hans-Dieter Keffel für die Infos über und das Bild von Heinrich Keffel, Rosemarie Clausen aus Schierke für die Infos über und das Bild von Heinrich Clausen, Martha Bartsch und Brigitte Wilke für die Infos über und das Bild von Pauline Wüke, Dr. Käthe Streber aus Berlin für die Infos über und das Bild von Kurt Meyer, Waltraud Böttcher aus Silstedt für die Infos über und das Bild von Friedrich Schulze, Joachim Riemenschneider aus Schierke für die Infos zu Franz Feder, Dieter Kabelitz für die Infos über und das Bild von Richard Kabelitz, Michaela Rosenthal für das Bild von Wilhelm Kunze, Günter Zimmermann aus Silstedt für die Infos über Heinrich Koch, Erika Kniep für die Infos über Otto Krieger, Klaus Schultz für die Infos über und das Bild von Hinrich Schultz, Annelis Hornborg für das Bild von Friedrich Müller sen., Christel Schröder aus Wernigerode und Paul Sonnert aus Berlin für die Infos über und das Bild von Erich Sonnert, Dieter Lück aus Hoyerswerda für die Infos über und das Bild von Wilhelm Obendiek, Thomas Matscheroth aus Berlin und Monika Matscheroth für die Infos über und das Bild von Heinrich Matscheroth, Inga Klaus aus Schierke für die Infos über und das Bild von Emil Wenzel, Horst Deistung aus Braunlage für die Infos über und das Bild von Louis Wenzel, Friedel Klemczak aus Gerdshagen für die Infos über und das Bild von Heinz Klemczak, Ludwig Hoffmann für die Infos über und das Bild von Fritz Beyer, Christa Pfeiffer für die Infos über und das Bild von Heinrich und Minna Bopp, Karin Pech aus Silstedt und Gisela Kusch für die Infos über und das Bild von Friedrich und Ernst Newie, Günter Foltis für die Infos über und das Bild von Ernst Foltis, Klaus-Dieter Streve und Helma Langer für die Infos über und das Bild von Wilhelm Droste, Richard Moser aus Rülzheim für die Infos über Richard Moser, Brigitte Schönfelder für die Infos über und das Bild von Wilhelm Veckenstedt, Günter Boehm aus Westerhof und Christine Gassner für die Infos über und das Bild von Karl Boehm, Hella Kleemann aus Benzingerode für die Infos über und das Bild von Ernst Steuerwald, Jürgen Rossow aus Elend für die Infos über Gustav Wenzel, Rechtsanwalt Christian Held aus Berlin für die Überlassung der Festrede zum Abschied von Wenzislaw Stoikow aus den Stadtwerken Wernigerode, Jürgen Kohlrausch aus Benneckenstein für die Infos zu Albert Eix, Marco Piorun für die Infos zu Paul Menger, „Marliese“ Knoche für den Kontakt zu Brigitte Mertins, Jürgen Strahl aus Berlin für die Infos zu Gustav Strahl, Hans-Günther Bormann und Hans-Jürgen Schatz aus Ilsenburg für die Infos über und das Bild von Gustav Bormann, Dieter Görs aus Osterwieck für die Infos zu Fritz Gille und natürlich danke ich auch denjenigen, die an dieser Stelle nicht genannt werden wollten.

Für die Mithilfe beim Aufstöbern von in der Chronik genannten Persönlichkeiten und deren Nachfahren bedanke ich mich herzlich bei Lothar Götting und Siegfried K. Müller aus Benzingerode, Ludwig Hoffmann, Annemarie Oberbeck, Peter Lehmann, Kurt Brauns, Rainer Löhr aus Magdeburg, Barbara Fricke, Horst Hoppstock und Siegfried Siegel.

Frank Drechsler und Uwe Bade („Generalanzeiger“), der Redaktion „Harzer Volksstimme“ (insbesondere Ingmar Mehlhose und Regina Urbat) und den Redakteuren des (früheren) „Schaufenster Sachsen-Anhalt“ danke ich für die Veröffentlichung der Such- und Hilfeaufrufe.

Ein Dankeschön geht an Dr. Uwe Lagatz (für seine anregenden Tipps), Horst Foerster aus Darlingerode (für die kostenlosen Fotos), Rotraud Urbaneck, Klaus-Peter von Norosinski und Matthias Meißner (alle Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode), Steffi Hoyer, Birgit Korsch (beide Harzbücherei Wernigerode), Hans-Peter Mahrenholz und Kerstin Diedrich (Stadtarchiv Wernigerode), Rolf Harder und Jens Paulat (für die technische Hilfe), Michael Lichtblau und Karina Wagenführ von der Verwaltung des Landkreises Wernigerode bzw. Harz, Claudia Grahmann (Stiftung Dome und Schlösser des Landes Sachsen-Anhalt), Dr. Jörg Brückner (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Wernigerode), Familie Oemler (für die Fotos und die Recherchetipps), Ralph Schrader (Stadtarchiv Goslar), Frau Buse, Frau Dombrowski, Frau Müller und Frau Bürger (alle Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg), Frau Höldt und Frau Kirchner (beide Uni- und Landesbibliothek Halle/Saale), Frau Roth (Friedrich-Ebert-Stiftung), Monika Liebscher vom Archiv der Gedenkstätte KZ Sachsenhausen, Sabine Stein vom Archiv der Gedenkstätte KZ Buchenwald, Frau Spannhuth (Stadtbibliothek Wernigerode), Peter Sollich und Hartwig Wiegand (beide Statistisches Landesamt), Dr. Norman-Mathias Pingel (Staatsarchiv Wolfenbüttel), Kathrin Haase (Stadtarchiv Braunschweig), Knut Kamann und Ina Burkhardt (beide Stadtarchiv Stadt Oberharz am Brocken), Doreen Foth-Müller (Deutsche Dienststelle WASt), Thomas Brünnler (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Außenstelle Dessau), Hartmut Wegner (Stadtarchiv Blankenburg), Dr. Alexander J. Schwitanski (Archiv der Arbeiterjugendbewegung Oer-Erkenschwick), Anette Bartl (Stadtarchiv Halberstadt), Rolf Oppermann für Infos zu stalinistisch Verfolgten, Bettina Drube (Wernigeröder Friedhofsverwaltung), Fritz Schlimmer (früherer Ortschronist von Benzingerode), Johanna-Elisabeth Palm (Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt Dortmund), Helgo Siegert aus Wernigerode für seine Ausführungen zum Wernigeröder Schützenwesen, Wulf Otte (Kustos des Braunschweigischen Landesmuseums), sowie an Horst-Peter Schulz und Hubert Woltering (Historisches Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung).

Ein großes Dankeschön für das Zur Verfügung stellen von Informationen speziell zu Themen über den Kreis Wernigerode und für viele Recherchetipps und Hilfen geht an den ehemaligen Kreis-Chronisten Kurt Dieter Mose.

Ohne die uneigennützige Hilfe von Michael Boos (Ortschronist von Silstedt), Ingrid Hintze (Ortschronistin von Schierke), Horst Schädel (Ortschronist von Reddeber) und Ottmar Wolff (Ortschronist von Benzingerode) wäre die Suche nach Nachfahren von in der Chronik genannten Persönlichkeiten aus den jeweiligen Ortschaften nicht möglich gewesen. Dafür vielen Dank!

Horst Schädel danke ich darüber hinaus besonders für die Übereignung seiner Forschungen zu Reddebers (politischer) Geschichte.

Ein großes Dankeschön für die vielmaligen Recherchetipps, für die oftmalige Hilfe und das Zur Verfügung stellen von Informationen geht an Prof. Dr. Konrad Breitenborn.

Und ganz besonders danke ich meiner Frau Melanie für das Cover-Layout und ihr Verständnis für meine jahrelange Arbeit an dieser Chronik.

Redaktionsschluss: 30. September 2013

Der Erlös dieses Buches wird gespendet.

IMPRESSUM

© Ralf Mattern, Wernigerode, 2013

Layout: Melanie Mattern

Herstellung: winterwork, Borsdorf

INTERNET: aufbruch@web.de

ISBN: 9783739286464

Books on Demand GmbH

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 2. Auflage

In dieser Auflage werden bisherige Erkenntnisse - zum Teil auch bildlich – ergänzt. Beispiele hierfür sind der Aufruf führender Wernigeröder USPD-Mitglieder zum Übertritt zurück zur SPD oder eine Rückschau auf die Gründungszeit des „Volksgartens“ anlässlich des Kaufs des Gewerkschaftshauses „Monopol“. Die Historie eines Seitenarms der Sozialdemokratie, nämlich der Vereinstag Deutscher Arbeitervereine (VDAV) wird nun dokumentiert – anhand des 1863 in Halberstadt gegründeten Arbeiterbildungsvereins, der im Vorharz die erste bedeutende vorsozialdemokratische Vereinigung der Arbeiterbewegung war. Die Geschichte der Arbeitergesangsvereine fand jetzt Eingang in die Chronik. Die Ergebnisse der Konferenz der Zentralvorstände der Gewerkschaftsverbände 1891 in Halberstadt und die des (ersten) Kongresses der deutschen Gewerkschaften 1892 (ebenfalls in Halberstadt) wurden hier nun auch dokumentiert. Aus dem Jahr 1921 und 1922 wurden die hiesigen Demonstrationen anlässlich der Morde an Matthias Erzberger und Walther Rathenau durch Rechtsextremisten, sowie die dritte Tagung des Verbandes der deutschen Arbeiterjugend in Wernigerode 1922 in die Chronik aufgenommen. Der Streit in der damaligen Stadtverordnetenversammlung um die Errichtung eines Denkmals für Ebert, Rathenau und Erzberger im Jahr 1926 mit Auswirkungen auf das 1953 errichtete Karl-Marx-Denkmal an der Flutrenne fand nun Berücksichtigung. Neue Erkenntnisse ergaben sich speziell auch für die Zeit zwischen 1931 und 1945, hier besonders zur Verfolgung von Sozialdemokraten und deren Widerstand gegen die Nazi-Diktatur. Erheblich finden nun Ereignisse nach der (Zwangs)Vereinigung von KPD und SPD zur SED 1946 Berücksichtigung, insbesondere Verfahren gegen frühere Sozialdemokraten. Gleichzeitig werden auch die drei ersten Kommunalwahlen in der DDR 1946, 1950 und 1957 beleuchtet und damit die Beteiligung ehemaliger Sozialdemokraten am Aufbau der DDR thematisiert. Zur friedlichen Revolution 1989 konnten nun auch Polizei-Akten Berücksichtigung finden und die Bilder veröffentlicht werden, die anlässlich der Wiedergründung des SPD-Ortsvereins Wernigerode gemacht worden sind. Thematisiert werden der Tod von Julius Bredenbeck 1990 im Wahlkampf und der „Aufstand gegen die Stromverträge“ durch die ostdeutschen Stadtwerke im selben Jahr, der ausging von Geschäftsführer der Wernigeröder Stadtwerke und Sozialdemokraten Wenzislaw Stoikow. Natürlich wird auch die Chronik insgesamt fortgeführt – die erste Auflage endete im Sommer 2005.

Mit der Eingemeindung von Reddeber und Schierke sind nun auch Erkenntnisse aus diesen beiden Ortsteilen – neben weiteren neuen Erkenntnissen aus Silstedt, Minsleben und Benzingerode – in diese Auflage eingeflossen.

Hinzu kommen jetzt auch eine Betrachtung der Kreistagswahlen und der Wahlen zum Provinziallandtag der preußischen Provinz Sachsen und die besondere Berücksichtigung der Wernigeröder Mitglieder dieser Körperschaften in der Statistik.

Letztlich konnten auch neue Daten und Fakten zum Leben etlicher Personen ermittelt werden, die in der Statistik genannt werden. Einige wenige, zuvor von Nachkommen genannte Geburts- und Sterbedaten von in der Chronik aufgeführten Persönlichkeiten wurden den jetzt bekannten Daten aus dem nun zugänglichen Geburts- und Sterberegister der Stadt Wernigerode angepasst. Hier gilt Folgendes zu beachten: Bei den lediglich im Text (und nicht in den statistischen Anhängen) Genannten wurden, soweit es überhaupt möglich war, die Lebensdaten als Fußnote hinzugefügt - bei Sozialdemokraten und ihnen Nahestehenden mit Geburts- und Todestag, bei ausgewiesenen politischen Gegnern nur Geburts- und Todesjahr. Wertvolle Hilfen leisteten hierbei die Adressbücher von Wernigerode, in denen auch die Berufsbezeichnungen der dort Verzeichneten aufgeführt sind. Mit diesen Angaben (Beruf, Berücksichtigung der Personen in den Adressbüchern von / bis, Adressen) konnten dann die Angaben in den Geburts-, Hochzeits- und Sterbeurkunden, die sich im Stadtarchiv befinden, verglichen werden. Jedoch sind aus Datenschutzgründen noch nicht sämtliche Register freigegeben, sodass es noch immer „weiße Flecken“ in den hier berücksichtigten Lebensdaten gibt. Dort, wo z. B. „Todesdatum unbekannt“ vermerkt wurde, könnten dann später noch Ergänzungen einfließen. Erschwerend kam hinzu, dass viele der in dieser Chronik genannten Personen weder in Wernigerode geboren worden sind, noch heirateten oder starben. In diesen Fällen war eine Ermittlung der Lebensdaten unmöglich. Verzichtet wurde zudem darauf, nach 1989 die Lebensdaten von in der Chronik genannten Personen aufzuführen – es sei denn, es handelt sich um diejenigen Sozialdemokraten, die in ein Amt gewählt wurden oder um die Vorsitzenden der SPD-Ortsvereine.

In dieser Auflage wurden einige wenige Rechtschreibfehler im Text korrigiert. Die Rechtschreibung und Grammatik in den zitierten Quellen wurde nach wie vor nicht verändert. Zitiertes wurde in Kursiv-Schrift – bei Kurzzitaten in Anführungsstriche – gesetzt.

Insbesondere für die Zeit vor 1989 wurde im Text (jedoch nicht in den jeweils voran gestellten Jahresereignissen und auch nicht in der die Chronik abschließenden Statistik) zum besseren Verständnis intensiv mit Fußnoten gearbeitet, um vor allem bei erstmaliger Nennung heute un- oder nur wenig bekannte Personen von mindestens regionaler Bedeutung, Parteien, Organisationen, Ereignisse und Geschehnisse zu erklären und darzustellen – soweit sich hierzu Informationen finden ließen.

Korrigiert wurden folgende Sachverhalte:

  1. Auf Seite 15 der Erstauflage irrte die Quelle zum Vornamen des damaligen Bürgermeisters Hertzer. Er hieß Wilhelm Julius (und nicht Heinrich).
  2. Auf Seite 241 der Erstauflage irrte die Quelle zur Angabe des USPD-Wahlresultats in Stapelburg.
  3. Seite 380 der Erstauflage: Die Reichstagswahlen fanden nicht am 31. Juni, sondern am 31. Juli 1932 statt.
  4. Seite 382 der Erstauflage: Der „Schandmarsch“ fand nicht am 21. Juni 1933, sondern am 24. Juni 1933 statt – siehe Fußnoten hierzu in dieser Ausgabe.
  5. Seite 385 der Erstauflage: Friedrich Kuring wurde zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt (die Zeitangabe fehlte).
  6. Seite 391 der Erstauflage: Der Erste Bürgermeister von Fresenius verbrachte „ohne Urteil“ fünf Jahre in sowjetischen Speziallagern.
  7. Auf Seite 399 der Erstauflage irrte die Quelle zur Angabe der Zahl der Mitglieder der KPD nach 1945 in Wernigerode.
  8. Seite 568ff. der Erstauflage: Die bislang durch den damaligen Ortschronisten Fritz Schlimmer benannten Ergebnisse der Reichstags- und Landtagswahlen in Benzingerode stimmten nicht in jedem Fall und wurden korrigiert.

Erneut wurde auf ein Personenregister im Anhang verzichtet. Am Beispiel des Namens „Bartels“, der in der Chronik über 330 Mal vorkommt, wird deutlich, dass eine Auflistung, auf weichen Seiten dieser Name erscheint, nicht zielführend ist (auch wenn es eine Aufteilung in Albert und Richard Bartels gäbe und auf einigen Seiten Mehrfachnennungen erfolgen). Aus diesem Grund liegt der gedruckten Chronik eine CD mit der Datei dieser Chronik bei. Die Suche nach Namen, Ereignissen, Orten, Organisationen und Daten gestaltet sich auf diese Weise dann sehr einfach.

Zur Quellendiskussion: Alle Wahlergebnisse sind - wenn nicht anders gekennzeichnet – den jeweiligen im Quellenverzeichnis genannten Tageszeitungen entnommen. Im Chroniktext selbst sind die verwendeten Artikel aus den Tageszeitungen jeweils mit der Quelle versehen. Weitere verwendete Archivalien wurden lediglich beim ersten Zitieren benannt – um dann auf eine folgende erneute Berücksichtigung hinzuweisen. Beispiele sind hier Aussagen zum Grafen-/Fürstenhaus (mit der Quellenangabe Prof. Dr. Konrad Breitenborn), Aussagen zur frühen Wernigeröder Sozialdemokratie und deren Zeitungen (mit der Quellenangabe Reichardt, H. P.: 25 Jahre Ortsverein Wernigerode der Sozialdemokratischen Partei, Wernigerode 1925), Zitate aus dem „Protokollbuch der Nöschenröder SPD“ (das sich in der Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode befindet), Angaben (mit kritischen Anmerkungen) zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (mit der Quellenangabe „Als die Einheit geschmiedet wurde“ von Manfred Oelsner) oder Geschichtliches zu Wernigerode (mit der Quellenangabe Dr. Georg von Gynz-Rekowski). Während der Erstellung der ersten Auflage der Chronik hat der Autor bei weiteren genutzten Quellen lediglich auf das Quellenverzeichnis verwiesen. Dies betrifft z. B. die Polizeiberichte zu den sozialdemokratischen Versammlungen während der Kaiserzeit, die sich im Stadtarchiv Wernigerode befinden. Diese letztlich kritisch zu hinterfragende Quellenarbeit begründete sich in der stets steigenden Fülle des gefundenen Materials und der knappen Zeit zur Erstellung des dann über 630 Seiten starken Buches (Ende Februar 2005-August 2005). Gleichwohl wurden alle Quellen zumindest aufgezählt. Bei der nun überarbeiteten und erweiterten Auflage wurden Quellen zu den neu genutzten Archivalien korrekt mit Fußnoten bereits im Text angegeben. Auf das Quellenarchiv der Erstauflage wird weiterhin als Anhang verwiesen.

Hervorgehoben werden muss, dass alle in den Archiven der Mahn- und Gedenkstätte, der Stadt, des Kreises, des Landes, (ebenso für Benzingerode im Stadtarchiv Blankenburg, dem Staatsarchiv Wolfenbüttel und dem Landeshauptarchiv Dessau) der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Stiftung Arbeiterparteien und Massenorganisationen (SAPMO) zurzeit auffindbaren Quellen zum Forschungsgegenstand ausgewertet wurden. Aus Platzgründen konnten nicht alle Berichte zur Sozialdemokratie, die in den im Stadtarchiv Wernigerode befindlichen Tageszeitungen veröffentlicht wurden, hier Berücksichtigung finden. Dies gilt insbesondere für die Zeit, in der das „Wernigeröder Tageblatt“ offizielles Organ der Wernigeröder Sozialdemokratie war. Für die Zeit nach 1998 findet sich die komplette Pressesammlung im Archiv des Bürgerbüros der SPD. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich noch Unterlagen im Privatbesitz befinden. Zur bisher bekannten Literatur, die sich in der Harzbücherei befindet, muss festgestellt werden, dass lediglich die Berichte von Max Otto und Hermann Reichardt mit wenigen Ausnahmen historisch richtige und belegbare Aussagen enthalten. Das trifft auch auf Teile der Arbeit von Gerhard Reiche zu. Alle weiteren Veröffentlichungen sind nur unter Beachtung der ideologisierten Geschichtsaufarbeitung in der DDR-Zeit zu verwenden. So wurde Anfang der 1960-er Jahre eine „Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der Kreisleitung Wernigerode der SED“ eingesetzt1. Mitglieder waren u. a. der „Sekretär Leiter Bildungsstätte Kreisleitung der SED“ Manfred Oelsner, die „Parteiveteranen“ Hans Lawarenz und Ernst Loops, der „Vorsitzende Stadtarchivar Wernigerodes“ Walter Flohr und der Leiter des Heimatmuseums Karl Üblacker. Aus der später umgesetzten Beschlussvorlage der Kreisleitung der SED vom 17. September 1962, Abteilung Agitation/Propaganda, wird die Zielrichtung der „Forschung“ deutlich: An Beispielen der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung hat die Kommission nachzuweisen den jahrzehntelangen Kampf der deutschen Arbeiterklasse im Interesse der gesamten deutschen Nation, die neue Rolle der Arbeiterklasse als Schöpfer und Organisator der neuen Gesellschaft... Wie das dann aussah, beschreibt ein Gutachten zu einem im Sachsenverlag erschienenen Bildband über Wernigerode: Es gibt in seinem Textteil einen in kurzer und prägnanter Form gehaltenen Überblick über die ökonomische und historische Bedeutung der Stadt und ihre Rolle als Kurort. Die bisherigen Darstellungen – vorwiegend bürgerlicher Historiker – waren unzulänglich, weil sie die gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse nicht in den Mittelpunkt stellten, sondern sich nur auf historische Fakten ... ohne klassenmäßige Interpretation beschränkten.

Doch nicht nur die „Interpretation“ der Geschichte und deren Anpassung an die herrschende Ideologie lassen an den Veröffentlichungen in der DDR-Zeit zur Geschichte der Arbeiterbewegung zweifeln. Speziell die Ausführungen des Diplom-Historikers Oelsner - auch in touristischen Büchern über Wernigerode – leiden mindestens an Faktenungenauigkeiten. Ein Beispiel: Oelsner schrieb, dass am 22. Februar 1868 auf Initiative von Carl Auerswald der ADAV von Hasserode gegründet wurde. Im Februar 1869 fand dann die erste Versammlung des ADAV von Wernigerode statt. Diese soll, so Oelsner, im Saal des heutigen Kinos „Volkslichtspiele“ stattgefunden haben. An diesen Aussagen stimmt fast garnichts. Für die Existenz eines “ADAV Hasserode“ gibt es keinerlei Belege. Weder wurde eine Veranstaltung zur Werbung und Beitritt zum ADAV in der Zeitung per Anzeige angekündigt (dies wäre erforderlich gewesen), noch gibt es hierzu einen Polizeibericht. Unterschriftenlisten von den dem ADAV Beigetretenen liegen nicht vor. Das Vereinsregister von Hasserode weist den ADAV nicht aus. Andere Quellen - so Reichardt in der Festschrift „25 Jahre SPD Ortsverein Wernigerode“ - sprechen vom 22. Februar 1869 (was auch nicht korrekt ist), an dem der ADAV in Wernigerode erstmals auftrat (das war der 18. Februar 1869). Vielleicht verwechselte Oelsner 1869 mit 1868, wie auch bei der Einweihung des „Volksgartens“, den er auf den 20. August 1894 (richtig: 1893) datierte. Auch Karl Auerswald spielte beim ADAV in Wernigerode keine Rolle – auf den vorliegenden Beitrittslisten ist er nicht verzeichnet. Dass der ADAV 1869 im späteren Kinosaal getagt haben soll, ist völlig ausgeschlossen: Dieses Gebäude wurde erst nach dem Brand des Schützenhauses gebaut und am 05. Dezember 1884 eingeweiht2. Die „Kleinigkeit“, dass der Diplom-Historiker Manfred Oelsner stets fälschlich von einer „Gründung“ des ADAV (in Hasserode und Wernigerode) schreibt, obwohl es wegen der zentralisierten Ausrichtung des ADAV keine Ortsgruppen gab und man deshalb dem zentralen ADAV nur „beitreten“ konnte, sei hier nicht weiter kommentiert.

Während der Arbeit an dieser Auflage feierte die deutsche Sozialdemokratie ihren 150. Geburtstag. Aus diesem Anlass hielt Dr. Rüdiger Fikentscher, vormaliger langjähriger Vorsitzender der SPD Sachsen-Anhalts und (aktuell) der Historischen Kommission, sowie früherer Vorsitzender des SPD-Bundesparteirats, eine Rede in Blankenburg am 03.05.2013. Er sagte hier unter anderem: Es bleibt zunächst festzuhalten, dass die Sozialdemokratie nie untergegangen ist, weil die Ideale der Sozialdemokratie, ausgedrückt in unseren drei Grundwerten, den Zusammenklang von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einer tiefen Sehnsucht der Menschen entsprechen. Freiheit für alle, nicht nur für die Besitzenden und Bevorrechteten, niemand sollte eines anderen Menschen Knecht sein. Doch auch die Freiheit muss Grenzen haben. Grenzenlose Freiheit würde bald zu grenzenloser Unfreiheit führen, weil sich die Stärksten gegen die Schwächeren durchsetzen und diese beherrschen. Schließlich sind alle Menschen verschieden, und es darf nicht zugelassen werden, dass der Schwache ohne Rechte bleibt, weil sich das Recht des Stärkeren durchsetzt. Vielmehr geht es um die Stärke des Rechts. Und damit sind wir bei der Gerechtigkeit. Die Masse der Schwächeren setzte durch, dass grundsätzlich gleiches Recht für alle gilt, und die Stärkeren sich diesem Recht beugen müssen. Doch Gerechtigkeit wiederum ist mehr als Gleichheit vor dem Gesetz. Denken wir nur daran, dass Kinder nicht wie Erwachsene behandelt werden können und Behinderte und Kranke größerer Aufwendungen bedürfen als Gesunde. Um eine solche Gerechtigkeit in der Gesellschaft herzustellen bedarf es der Solidarität: Gesunde für Kranke, Starke für Schwache, Junge und Alte füreinander usw., und natürlich auch Reichere für Ärmere. Früher … galt zunächst die Solidarität unter den Schwachen. „Gemeinsam sind wir stark“ war ihre Losung, und damit erreichten sie Erstaunliches. Allmählich mussten auch die Starken einsehen, dass es wichtig ist, mit den Schwachen solidarisch zu sein. Und so wurden schrittweise die größten Klüfte in der Gesellschaft überwunden. Es bedurfte nicht mehr einer Gnade des Reichen oder Starken oder Gesunden, dass der Arme etwas erhält und der Kranke gepflegt wird, sondern schrittweise erwarb er das Recht darauf. Anspruch statt Mildtätigkeit und Almosen. Es entstand die Solidarität als Pflicht möglichst aller mit allen, auch wenn das mancher gelegentlich nicht so rasch einsehen wollte. Doch die kleinen Leute und Schwachen gingen in dieser Entwicklung voran. Die Gesellschaft rückte zusammen. Das ist der große zivilisatorische Beitrag der europäischen Kultur in der Geschichte der Menschheit, und die Sozialdemokratie hat daran einen gewaltigen, wenn nicht entscheidenden Anteil.

Dieser griffigen Beschreibung der historischen Bedeutung der SPD ist nichts hinzuzufügen. Für die Zukunft gilt: Selbst wenn sich andere politische Parteien von den Ideen der Sozialdemokraten aus taktischen Gründen oder aus Einsicht unter Aufgabe der eigenen Positionen bedient haben und weiterhin bedienen und nun orakeln, dass sich die SPD deshalb „zu Tode siegen“ wird, weil ein Großteil der Forderungen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, die im Laufe der letzten 150 Jahre erhoben und für die gekämpft wurde, längst umgesetztes und praktiziertes Allgemeingut in den meisten (europäischen) Ländern ist, bleibt festzustellen, dass Demokratie, Freiheit, Chancengerechtigkeit und Solidarität stets und täglich aufs Neue bewahrt, verbessert und erkämpft werden müssen, weil sie – leider – nach wie vor keine Selbstverständlichkeit im Zusammenleben der Menschen und Völker sind. Hier bleibt der Sozialdemokratie weiterhin ein großes Betätigungsfeld sowie die Aufgabe, gesellschaftliche Probleme zu analysieren, Lösungsmöglichkeiten zu unterbreiten und – am besten in Regierungsverantwortung – für deren Umsetzung zu sorgen.


1 Stadtarchiv Wernigerode: WR III, 547.

2 Helgo Siegert, Kenner des Wernigeröder Schützenwesens, verweist auf die umfangreiche Literatur, so u. a Dr. v. Gynz-Rekowski: „Der Schützenkrug auf dem Lindenplan; Das alte Wernigeröder Schützenhaus An der Flutrenne 6“; Maschinenschrift, Wernigerode 1993 oder Dr. Eduard Jacobs: „Geschichte der Schützengesellschaft Wernigerode 1451 – 1901“, Wernigerode 1901.

Vorwort zur Erstauflage

Der Monat November gilt als „Schicksalsmonat“ der Deutschen. Speziell im letzten Jahrhundert steht der 09. November beispielhaft für die wechselvolle Geschichte Deutschlands. 1918 wurde die Republik ausgerufen und Kaiser Wilhelm IL dankte ab, 1923 putschte Hitler in München – noch erfolglos, 1937 fand der Terror der Nazis gegen die Deutschen jüdischen Glaubens in der Progromnacht einen vorläufigen Höhepunkt, 1989 fiel in Berlin die „Mauer“.

Im Landkreis Wernigerode wurde hingegen der erste Grenzübergang am 11. November 1989 eröffnet – zwischen Stapelburg und Eckertal. Und ebenfalls an einem 11. November - nämlich 1900 - wurde von Wernigeröder Sozialdemokraten beschlossen, den „sozialdemokratischen Wahlverein des Kreises Oschersleben-Halberstadt-Wernigerode in der Stadt Wernigerode“ mit einer „selbstständigen Filiale“ zu gründen – die offizielle Geburtsstunde des Ortsvereins der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Wernigerode. 37 Jahre nach der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), der von Ferdinand Lassalle am 23. Mai 1863 in Leipzig ins Leben gerufen wurde, trug die Bildung des Ortsvereins Wernigerode damit der Tatsache Rechnung, dass der Vorharz stets eine Hochburg sozialdemokratischer Ideen und ihrer Anhänger war. So trat 1868 - übrigens an einem 09. November3 - zum ersten Mal der ADAV öffentlich im Halberstädter Ratskeller in Erscheinung. Bereits im Februar 1869 wurden die ADAV-Aktivisten auch in Wernigerode aktiv.

Dieses Buch verfolgt das Ziel, die Chronik - und damit eine weitgehend wertungsfreie Geschichte - der ältesten deutschen demokratischen Partei, ihre Kämpfe, Anhänger und Protagonisten und die Auswirkungen praktischer sozialdemokratischer Politik auf die kommunale Arbeit in der Bunten Stadt zu dokumentieren. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Geschichte der SPD mit der Ge schichte Deutschlands eng verwoben ist. So musste in den Besatzungszonen die SPD 1945 - z. T. aus dem Exil kommend - und im Osten Deutschlands nochmals 1989/90 neu organisiert werden. Wie zu Beginn der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert waren es stets freiheitsliebende, für das Allgemeinwohl engagierte, mutige, sozial denkende Bürger, die die SPD landesweit und vor Ort nach den Phasen der Unterdrückung und Verfolgung zu neuem Leben erweckten – und damit auch das politische Leben in Städten wie Wernigerode bereicherten.

Trotzdem kann die Geschichte des SPD-Ortsvereins auch kein Heldenepos sein. Dort, wo Menschen handeln, gibt es natürlich ebenso Irrtümer und Fehler – bedingt auch durch die politischen Ausnahmesituationen im 20. Jahrhundert. Aus heutiger Sicht muten manche damalige politische Einschätzungen zweifelhaft an - allerdings hat jede nachfolgende Generation das Glück, aus dem Verlauf der Geschichte neue Schlüsse zu ziehen - und den Nachteil, selbst in der eigenen Gegenwart Fehler begehen zu müssen. Auch deshalb bemüht sich das Buch - im Gegensatz zu bisher erschienenen Arbeiten zur Arbeiterbewegung in der Stadt Wernigerode - um eine möglichst wertneutrale und ideologiefreie Chronik der Geschichte. Trotzdem werden Fakten, Zeitungsartikel und Dokumente in einen zeitlichen Kontext gestellt, der damalige Entscheidungen nachvollziehbar machen soll.

Beispielhaft kommen im Folgenden auch Artikel aus den damaligen Wernigeröder Zeitungen zu Wort, in denen die Presse der Stadt die großen und kleinen geschichtlichen Ereignisse – in der damaligen Diktion und Rechtschreibung (mit allen Fehlern) - beleuchtet.

Einen gewissen Raum nimmt auch das Grafen- (später Fürstenhaus) derer zu Stolberg-Wernigerode ein. Speziell Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode hatte als örtlicher Vorreiter der später durch Bismarck im ganzen Deutschen Reich verfügten Sozialgesetzgebung, aber auch in seiner kompromisslosen Bekämpfung der Sozialdemokratie Bedeutung für die hiesige Arbeiterbewegung und Einfluss auf deren Entwicklung. So galt die Grafschaft Wernigerode lange Zeit als „schwarz“. Erst mit den Ergebnissen der Reichstagswahl 1912 meldete - Gerüchten zu Folge - der Wernigeröder Wahlleiter: „Die schwarze Grafschaft ist rot.“ Die Stadt Wernigerode hingegen war schon länger sozialdemokratische Hochburg.

Im Wemigeröder Bereich sind die geschichtlichen Ereignisse recht gut dokumentiert. Die in der Harzbücherei gesammelten Wemigeröder Zeitungen sind bis Mitte der 1920er Jahre komplett vorrätig, die folgenden Jahrgänge allerdings leider nicht mehr. Erst ab 1933 liegt die „Wemigeröder Zeitung“ wieder vor. Die dünne Akten- und Dokumentenlage jener Zeit setzt sich übrigens im Landeshauptarchiv und im Archiv der „Volksstimme“ in Magdeburg, aber auch in der Landesund Universitätsbibliothek der „Martin-Luther-Universität“ in Halle fort. Für den Zeitraum Mitte der 1920-er Jahre bis 1933 wurde deshalb das in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn auf Mikrofilm archivierte SPD-Regionalorgan „Halberstädter Tageblatt“ zur Hauptquelle.

Unbeleuchtet bleibt im Großen und Ganzen auch der SPD-Kreisverband. Es wäre ein für dieses Buch nicht zu leistender Aufwand, die Geschichte des Kreisverbandes (genauer gesagt: Der Kreisverbände, denn zur Vollständigkeit würde es auch gehören, den Braunschweigischen Kreis Blankenburg in die Arbeit einzubeziehen) zu dokumentieren – es würde den Umfang dieses Buches sprengen.

„Weiße Flecken“ finden sich leider dort, wo die Bilder von Ortsvereinsvorsitzenden und Stadtverordneten / Gemeinderäten sein sollten. Hier fand der Autor trotz intensiver Recherche keine Nachfahren, die mit Daten und Bildern helfen konnten. Auch das Stadtarchiv hatte diesbezüglich keine Unterlagen.

Diese Chronik hatte von vornherein nicht den Anspruch, jeden Beschluss, jede Versammlung, jede Stadtratsinitiative der SPD zu rekapitulieren. Es gab allerdings immer wieder Geschehnisse, die aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung Heraushebung verdienen, oder die beispielhaft zeigen, wie die SPD und ihre Mitglieder gekämpft haben, oder auch der politische Gegner reagiert oder agiert hat. Als politische Kulminations- und Fixpunkte werden Ereignisse wie der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Revolution 1918, die ersten freien Wahlen im Januar 1919, die Spaltung der Arbeiterbewegung und der Partei, der reaktionäre Kapp-Putsch, der kurze, mit der Bildung der SED endende Neuaufbau der Partei nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone oder die Neugründung im „Wendeherbst“ 1989/90, und deren Bewältigung in der politischen Arbeit durch die Sozialdemokratie vor Ort besonders beleuchtet.

Die Geschichte der Wemigeröder SPD ist mit zwei Personen besonders eng verbunden. Auch wenn der Ortsverein mit einer Vielzahl von Mandats- und Amtsträgern auf allen politischen Ebenen bedeutende und anerkannte Persönlichkeiten präsentieren konnte und kann und trotz der vielen engagierten Mitglieder in der Geschichte des SPD-Ortsvereins prägten zwei Personen das Gesicht der Wemigeröder SPD – und damit des traditionell größten Ortsvereins im (Alt)Kreis Wernigerode: Albert Bartels und Siegfried Siegel. Auf erstaunliche Weise korrespondiert ihre Geschichte: Albert Bartels war bis zur Gründung des Ortsvereins 1900 der Sozialdemokrat, bei dem „die Fäden zusammenliefen“. Er kümmerte sich um die verschiedenen sozialdemokratisch beeinflussten Vereine, erledigte den größten Teil des auch damals schon erforderlichen Schriftverkehrs mit den (Polizei)Behörden und war schließlich im November 1900 der erste Vorsitzende des entstandenen Ortsvereins. Er war erster sozialdemokratischer Stadtverordneter 1897 und kandidierte zweimal für den Reichstag, wobei er bei den Wahlen (es waren Personenwahlen im Wahlkreis Oschersleben-Halberstadt-Wernigerode, bei denen derjenige gewählt wurde, der - notfalls im zweiten Wahlgang - mehr als 50% der Stimmen erhielt) jeweils nur äußerst knapp unterlag. Obwohl Bartels nicht lange Ortsvereinsvorsitzender blieb - es aber später nochmals wurde - prägte er die SPD politisch bis zu seinem Tod 1916.

Siegfried Siegel nahm schon im Oktober / November 1989 Kontakt zu den Gründern der DDR-SDP auf und versuchte noch 1989 einen Wernigeröder SDP-Ortsverein ins Leben zu rufen, was allerdings zunächst scheiterte. Anfang Januar 1990 war es dann soweit: Nach fast 44 Jahren gab es wieder eine organisierte Sozialdemokratie in Wernigerode, deren erster „Geschäftsführer“ genannter Vorsitzender Siegfried Siegel war. Die Akten dokumentieren, dass es vor allem Siegfried Siegel war, der - den Vorsitz zwar an Georg Czychon abgebend - den Schriftverkehr der Wernigeröder SPD bis Mitte der 1990-er Jahre erledigte. Er war erster Fraktionsvorsitzender der 1990 gewählten SPD-Stadtratsfraktion und kandidierte 1994 - nunmehr (wie seinerzeit Bartels) erneut Vorsitzender des SPD-Ortsvereins - für den Bundestag. Er unterlag im selben Wahlkreis wie zu Zeiten Albert Bartels’ knapp, weil sich auf der „linken“ Seite des Parteienspektrums mehrere Kandidaten die Stimmen gegenseitig streitig machten, das Wahlsystem (im Gegensatz zu Zeiten von Albert Bartels) keine Stichwahl vorsah und somit der Kandidat gewählt war, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhielt. Wie Bartels konnte er auch bei einer zweiten Wahl – die Landtagswahl 2011 – nicht die Mehrheit der Erststimmen auf sich vereinigen – aus demselben Grund wie 1994. Dem Ansehen Siegfried Siegels, der noch immer (als einziger der Fraktion von 1990) als Stadtrat in der Kommunalpolitik engagiert tätig ist, schadete dies nicht.

Natürlich gab es für die Sozialdemokratie auch immer wieder Schwerpunkte der politischen Arbeit: War dies in der Zeit vor dem „Sozialistengesetz“ zunächst das Wiederbeleben der Ideale der Revolution 1848, die Gewinnung von Mitstreitern, die Verbreitung theoretischer Grundlagen der Sozialdemokratie und die Vereinigung Gleichgesinnter, so stand während des „Sozialistengesetzes“ die illegale Arbeit und das Gründen getarnter (sozialdemokratischer) Ersatz-Vereine im Mittelpunkt der Arbeit. Nach 1890 (dem Ende des „Sozialistengesetzes“) war es die Wieder- oder Neubelebung der Parteistrukturen und in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts standen generell das ungerechte Dreiklassenwahlrecht und das (nicht vorhandene) Frauenwahlrecht auf der Agenda der politischen Arbeit. Nach dem Ersten Weltkrieg führte die Partei Richtungskämpfe mit sich und anderen, sich zumindest „links“ bezeichnenden Parteien und bekämpfte den erstarkenden Faschismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg thematisierten zunächst die Sozialdemokraten nach den Erfahrungen in den 1920-er und 1930-er Jahren eine allerdings auch innerparteilich umstrittene Einheit der Arbeiterparteien, die nach der Wahlniederlage der österreichischen Kommunisten nun durch die KPD in deren Interesse und oft unredlich (Ulbricht: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen die Macht haben.“) vorangetrieben wurde. Beginnend 1990 konnte der Osten Deutschlands wieder frei wählen. So musste die erst im Herbst 1989 neu gegründete sozialdemokratische Partei im Osten Deutschlands ohne die Infrastruktur der damaligen DDR-Block-Parteien zu besitzen, in den Wahlkampf 1990 ziehen. Wurden diese ersten Wahlen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene größtenteils nicht gewonnen, so standen diese Abstimmungen doch am Beginn eines Jahrzehnts, in dem die deutsche Sozialdemokratie erfolgreich dafür kämpfte, wieder die Regierungsverantwortung für Deutschland zu übernehmen.

Wie so oft in der Geschichte musste die SPD in schwierigen, krisenhaften Zeiten in die Regierungsverantwortung: 1998 wurde der Nachkriegshöchststand der Arbeitslosenzahlen verzeichnet, 1969 (bei der Regierung Brandt / Scheel) waren es die Studentenunruhen, der beginnende Terror und die erste Ölkrise in den frühen siebziger Jahren, 1918 (unter Friedrich Ebert) ging es in den Revolutionswirren darum, einen Staat nach Vorbild der bolschewistischen Revolution in Russland oder einen Rückfall in die kaiserlich-militaristischen Zeiten zu verhindern.

Und natürlich fanden sich bei den jeweils anstehenden Problemlösungen stets die eifrigsten Kritiker in den eigenen Reihen, weil die „reine Lehre“ in Krisenzeiten nur sehr selten umsetzbar ist. Lange Zeit war es die in der Revolution von 1848 fußende durchaus revolutionär-martialische Attitüde, die sich jedoch im „Alltagsgeschäft“ der politischen Arbeit nicht umsetzen ließ. Einer der Gründerväter der Wernigeröder Sozialdemokratie, Albert Bartels, verlangte von zukünftigen SPD-Stadtverordneten schon 1903, dass als Kandidaten für die Stadtverordnetenwahlen seitens der Arbeiter und der Partei nur Männer in Frage kommen könnten, die im Stande sind, nüchtern, kühl und sachlich alle Dinge zu betrachten; sich nur von sachlichsten Gesichtspunkten leiten zu lassen, weil es sich bei der Behandlung aller Fragen in der Gemeinde nicht um solche für eine bestimmte Klasse oder Interessengruppe, sondern um das allgemeine Wohl aller Bürger der Stadt und ihrer Fortentwicklung handelt.

Erhard Eppler sagte einmal: Ich glaube, bei der SPD, mindestens bis Godesberg, also beinahe 100 Jahre lang, gab es eine eigentümliche Spaltung zwischen Rhetorik, ideologischer Rhetorik, und praktischem Handeln. Die Rhetorik war immer revolutionär, auch in der Weimarer Republik, die Praxis war bestenfalls reformistisch, sie war bürgernah, sie war realitätsnah, und so hat die SPD mit ihrer Rhetorik auch gerade in der Weimarer Republik das bürgerliche Lager abgestoßen und mit ihrer Praxis häufig die Arbeiterschaft, die dann zur kommunistischen Partei gelaufen ist.

Doch, wenn man die Ziele der Gründer des Vorharzer ADAV 1868/69 oder des sozialdemokratischen Ortsvereins 1900 mit der Realität von heute vergleicht muss man feststellen, dass das, was man seinerzeit „sozialistische Ideen“ nannte - und was durch die reaktionäre Obrigkeit verfolgt wurde - heute deutschlandweit Grundlage unserer Verfassung wurde: Einhaltung der Menschenwürde und der Menschenrechte, Freiheit, Demokratie und Chancengleichheit. Auch wegen der Stärke der deutschen Sozialdemokratie, von der der Ortsverein Wernigerode ein über einhundertjähriger Teil ist, sind diese Ideen und Errungenschaften europaweit Konsens geworden.

Die Partei begriff, dass sich die im 18. und 19. Jahrhundert idealisierten Begriffe „Freiheit“ und „Gleichheit“ ausschließen, nicht zuletzt bewiesen dies die gescheiterten Experimente im Osten Europas, und dass es neben einer „Brüderlichkeit“ auch eine „Schwesterlichkeit“ geben muss – nämlich die Gleichberechtigung auch für Frauen. Doch mit der Entscheidung für die „Freiheit“, die stets nur dann eine solche ist, wenn sie mit sozialen gesellschaftlichen Grundlagen, mit solidarischen Elementen und der Gleichheit der Chancen für Alle einhergeht, hat die Partei im Innersten die Ideale der Revolution von 1848 bewahrt. Aus dem Selbstverständnis, eine Klientelpartei zu sein (für die Arbeiter) ist im Laufe der Geschichte die linke Volkspartei geworden, die mitten in der Gesellschaft angekommen ist und die Menschen verschiedener Denk- und Glaubensrichtungen, die sich zu den Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität bekennen, vereinigt. Dies gilt auch für die derzeit 82 Mitglieder des Ortsvereins Wernigerode4. Sicherlich ist seit Eintritt der Sozialdemokratie in die Menschheitsgeschichte nicht das Paradies geschaffen worden – besser, freier, friedlicher und gerechter hingegen wurde die Welt allemal!


3 In den bisherigen, dem Autor vorliegenden Unterlagen und Arbeiten wird stets der 11. November als Gründungstermin genannt. Die in Rede stehende Versammlung wurde jedoch am 09. November 1868 für den gleichen Tag einberufen.

4 Stand: 19. Juli 2005; Stand: 30. September 2013: 69 Mitglieder.

1. Von der Revolution 1848 bis zum „Sozialistengesetz“ 1878

Deutschland 18485:

27. Februar: Die Badische Volksversammlung formuliert die Märzforderungen: Konstitutionelle Verfassung, Aufhebung von feudalen Beschränkungen, Abgaben und der Pressezensur, Volksbewaffnung, Redefreiheit, politische Gleichstellung aller, Amnestie für politische Straftäter.

18. März/19. März: Es kommt zu Straßen- und Barrikadenkämpfen in Berlin, als Truppen in eine Demonstration vor dem dortigen königlichen Schloss scharf und gezielt schießen.

01. Mai: Wahlen zur preußischen konstituierenden Versammlung und zur deutschen Nationalversammlung. Die Regierung Camphausen hatte sich für das allgemeine Wahlrecht entschieden, mit der Einschränkung, dass nur Männer wahlberechtigt seien, die zudem nicht aus öffentlichen Mitteln Armen-Unterstützung bezögen.

18. Mai: Die Deutsche Nationalversammlung wird in der Frankfurter Paulskirche von Heinrich von Gagern eröffnet. Es ist das erste direkt gewählte Parlament der Deutschen.

Nach den revolutionären Ereignissen in Berlin kam es wie überall in Deutschland auch in der Grafschaft Wernigerode zu heftigen Bevölkerungsunruhen. Nahezu alle Gemeinden wandten sich mit „März-Petitionen“ an die gräfliche Regierung. Vor allem forderte man die Abschaffung noch vorhandener feudaler Lasten und die Beseitigung der Vorrechte des Grafen in der Gemeindeverwaltung, im Gerichtswesen, bei der Besetzung der Pfarrer-, Lehrer- und Schulzenstellen, in der Jagdausübung usw. Am 31. März 1848 nahm Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode6 mit einer Bekanntmachung zu den Petitionen Stellung. Er gestand lediglich zu, bei der Besetzung der Pfarrerstellen und der Ortsvorstände die Wünsche der Gemeinden zu berücksichtigen. Er galt als geschickter Taktierer, denn bereits am 24. März 1848 hatte der Graf auf die Anfrage des Bürgermeisters von Wernigerode, Wilhelm Julius Hertzer7, ob auf dem Rathaus die Schwarz-Rot-Goldene Fahne gehisst werden dürfe, mit der Bemerkung geantwortet: Er fände es „nur angemessen“, wenn „diese Fahne aufgesetzt werde“.8

Umstritten war zu jener Zeit der Erwerb von Holz durch die einheimische Bevölkerung. Trotz der Revolution sollte der Umgang mit im gräflichen Besitz befindlichen Wäldern noch jahrelang ein Streitpunkt zwischen dem Grafen und besonders den Nichtprivilegierten sein. Das „Wernigeröder Intelligenzblatt“ sah sich trotzdem am 27. März 1848 als Sprachrohr des Grafen zu einer Bekanntmachung genötigt, den „Holz-Verkauf aus freier Hand betreffend“, die Erleichterungen für die Einheimischen beim Erwerb von Holz in Aussicht stellte: