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© Dr. Dietrich Volkmer

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Dr. Dietrich Volkmer

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Herstellung und Verlag

Books on Demand GmbH Norderstedt

ISBN 978-3-7386-9542-7

Inhaltsverzeichnis

Wo immer ein Mensch aufhört zu denken: „Was meinen Vorvätern genügte, ist auch für mich gut genug“, wo immer in ihm neue Ideale und neue Wünsche lebendig werden nach Dingen, die er gern hätte – dort ist die Geburtsstätte des Fortschritts.

K.O. Schmidt

Echnaton - so könnte er ausgesehen haben
Unbekannter Maler
Gefunden in einem Antiquariat

Vorwort

Dieses Buch ist eine Art Folge des Buches „Tagebücher vom Nil“, das sich mit dem Leben von Nofretete, Echnaton und seiner Mutter Teje befasste. Ein Art Fortsetzung, aber unter anderen Voraussetzungen und aus einem anderen Betrachtungswinkel.

Waren es in den Tagebüchern Betrachtungen dreier Lebensläufe in einer Ich-Form, von den jeweiligen Hauptpersonen erzählt bzw. fiktiv niedergeschrieben, so ist es diesmal eine Auseinandersetzung mit der neuen Religion, ihren Auswirkungen, ihrem Inhalt und ihrer Botschaft. Im Mittelpunkt steht er, der Pharao Echnaton, der diese Ideen in die Welt getragen und umzusetzen versucht hat.

Der Untertitel mag dem Leser erst einmal befremdlich klingen. „Ein zu früh Geborener“ hat nichts mit einer Frühgeburt zu tun. Sondern es ist ein Mensch, den das Schicksal oder was auch immer in eine Zeit hineingestellt hat, die für ihn mit seinen Gedanken und Ideen noch zu früh war.

Es gibt nicht übermässig viele konkrete Anhaltspunkte aus seinem Leben und Wirken, denn vieles war den Nachfolgern im äussersten Sinn suspekt und gefährlich. Es galt daher, das Andenken an diesen kühnen und anders denkenden Pharao so schnell wie möglich zu vergessen und alles Habbare zu vernichten. Ja, es galt weiterhin, seinen Namen aus der Geschichte auszulöschen, so als habe er nie gelebt. Denn ohne Namen versinkt ein Mensch nach seinem Tod im Nichts.

Die Rächer haben in ihrem Zorn ganze Arbeit geleistet. Es blieb nicht viel aus jener Zeit übrig. Und was von zürnender Menschenhand nicht vernichtet wurde, haben Sonne, Sand und Wind im Lauf der Jahrhunderte vollendet. Zum Glück blieb uns sein Hymnus an die Sonne als einziges Werk erhalten. Ob es weitere religiös-poetische Gedichte gab, entzieht sich bislang unserer Kenntnis.

Das absolute Novum in der bis dahin abgelaufenen Geschichte AltÄgyptens, wahrscheinlich wohl der ganzen damaligen Welt, der Bau einer völlig neuen Hauptstadt für den einen, zwar nicht ganz neuen, aber nunmehr zum einzigen deklarierten Gott war eine planerische und logistische Meisterleistung, bewirkt und gefördert durch einen unglaublichen Enthusiasmus.

Es ist das Verdienst der Alten Griechen, uns dieses wundervolle Wort Enthusiasmus geschenkt zu haben. Denn darin steckt in der zweiten Silbe das Wort „thu“ als Abkürzung von „theo“ gleich Gott. Es war nämlich die Begeisterung für diesen Gott, für Aton, für das Neue, für die Abkehr von alten, teilweise erstarrten Traditionen, die den damaligen Herrscher samt seinen ihm ergebenen Mitarbeitern zu diesem gewaltigen Werk beflügelten. Einschränkend muss wohl hinzugefügt werden, dass diese Art von Begeisterung der Untergebenen sicher nicht immer echt und ehrlich war, sondern von oben herab befohlen war und der sich der Einzelne nur schwer entziehen konnte, ohne für die Folgen gerade stehen zu müssen. Es gab also auch damals schon Trittbrettfahrer, die ihr Mäntelchen immer nach dem Wind ausrichteten, in diesem Fall kann man sie getrost als religiöse Opportunisten bezeichnen.

Sie haben, von wenigen Ausnahmen wohl abgesehen, seine neue Lehre auch nicht in vollem Umfang verstanden, sondern schwammen einfach mit, um dann, als das neue Fanal erlosch, eine Kehrtwende zum alten Denken zu vollziehen.

Echnaton selbst musste seiner Zeit ein Fremder bleiben, weil er wie viele andere Grosse ein Zu-Früh-Gekommener war, ein Mensch von Übermorgen, eine Frühgeburt kommender Jahrhunderte.

Zeit ist ein Einfallstor der Ewigkeit. Wenn sich eine Tür nicht richtig öffnen lässt oder aus Unkenntnis zugeschlagen wird, so wird sich, wenn für die Entwicklung der Menschheit notwendig, diese Idee wieder als erneuter Versuch Einlass verschaffen wollen.

Bad Soden, im Februar 2015

(Vorwort zur überarbeiteten Neu-Auflage)

Im Pantheismus zum Polytheismus

Wenn wir das Wort Bewusstsein erwähnen, so glaubt jeder, zu wissen, um was es sich sich handelt. Hakt man jedoch nach, dann merkt man, wie schwammig und unpräzise die Antworten werden.

Am besten wird es an zwei Wörtern deutlich.

Die beiden Wörter „gewusst“ und „bewusst“ unterscheiden sich nur durch einen Konsonanten, aber vom Inhalt her trennen sie Welten.

Gewusst, das ist Logik und Verständnis, heutzutage durch Internetplattformen schnell abrufbar.

Im Wort „bewusst“ steckt mehr drin – es enthält eine gewisse Unschärfe.

Geht man noch einen Schritt weiter und fragt nach dem Sitz des Bewusstseins, dann antwortet die Mehrzahl der Befragten: „Es sitzt im Gehirn!“

Das mag stimmen oder stimmt sogar, aber die exakte Lage ist noch immer ungeklärt.

Selbst wenn wir ungefähr bestimmen könnten, in welcher Region sich das Bewusstsein befindet, ergibt sich eine zweite, nicht minder schwierige Frage: Ab wann besitzen Lebewesen so etwas wie Bewusstsein? Ist der Homo sapiens das einzige Wesen, das dieses eigenartige Phänomen aufweist? Wenn ja, ab wann kann man ihm dieses Attribut zusprechen? Weist ein neugeborenes Kind es bereits auf? Oder in der Gesamtgeschichte gesehen: Beginnt es erst mit dem Neandertaler? Oder war es schon früher vorhanden.

Irgendwann einmal muss es jenen schwer fassbaren, aber denkwürdigen Augenblick gegeben haben, in dem ein hominides Wesen aus der Dumpfheit der Tierseele heraustrat in das klare Licht des Verstandes.

In diesem Zusammenhang sei ein Wort des heute kaum noch gelesenen und nicht mehr so bekannten Essayisten Peter Bamm zitiert. In seinem Buch „Adam und der Affe“ beschreibt er es so: Es ist der Moment, in dem aus dem Menschenaffen ein Affenmensch wurde. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist nicht so, dass ein Menschenaffe ein Wesen zur Welt brachte, das jetzt ein Affenmensch war. Dieser Prozess dürfte schon einige tausend Jahre, wenn nicht mehr gedauert haben.

Um dieses nicht eben leichte Thema noch weiter auszubauen, sei die obige Frage erneut aufgegriffen: Ist Bewusstsein ausschliesslich dem Menschen vorbehalten oder beginnt es schon viel früher in der Geschichte dieser Welt? Um diese Frage noch mehr auf die Spitze zu treiben: Hat ein Atom bereits Bewusstsein? Sind die chemischen Prozesse, in denen sich Atome miteinander zu komplexeren Formen verbinden, nicht bereits derartige bewusste Reaktionen oder gehorchen sie nur einem blinden physikalischen Zufall, bedingt durch entsprechende positive und negative Ladungen? Wie schaut es mit unserer Heimat im All aus – unserem Planeten Erde? Bestimmt sie selbst ihre Rotation und ihren Abstand von der Sonne oder ist sie nur rein zufällig in dieser Position, um Leben in ihrem Sinn hervorzubringen und zu unterhalten? Wir wissen es nicht. Daher überlassen wir diese Spekulationen einem Symposium aus Physikern und Philosophen.

Es liegt in der Natur der Dinge, dass wir Menschen alles durch unsere menschliche Brille sehen – wie könnten wir auch anders?

Die Tiere und Pflanzen scheinen so etwas wie eine Gruppenseele zu haben, über die sie in ständigem Kontakt miteinander stehen. Auf modern ausgedrückt: Eine Art Netzwerk. Besonders gut kann man es beim Vogelflug beobachten. Es ist immer wieder frappierend zu sehen, wie ein ganzer Schwarm von Vögeln abrupte Kurven und Wendungen vollzieht, aufeinander abgestimmt wie eine Kompanie Soldaten.

So ähnlich muss es wohl in der Zeit der Prähominiden gewesen sein.

Doch irgendwann trat der Mensch im Zuge der Evolution aus dieser Phase heraus, er erkannte sich als Individuum, er erlebte sich als „Ich“. Ein völlig neues Phänomen in der Phylo- und Ontogenese. Zugleich mit dem „Ich“ trat zwingend eine weitere Institution in die Welt, das „Du“.

In der biblischen Schöpfungsgeschichte im 1. Buch Mose ist diese Entwicklung in einfachen Worten beschrieben:

„Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heissen.

Und der Mensch gab jedem Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen.“

Was hier so einfach klingt, ist in symbolischer Sprache das Heraustreten des Menschen aus der Einheit mit allen Tieren. Denn das allegorische Benennen ist das Erkennen im Aussen als Nicht-Ich und damit als Abgetrenntes.

Weiter erleben wir es in der Aufspaltung in Mann und Frau, in Adam und Eva, in den Beginn der heraufziehenden Polarität, der weiteren Trennung in die Gegensätze, die schlussendlich den Beginn der menschlichen Entwicklung bedeuteten.

Nun tritt der Mensch in eine neue Phase der Erkenntnis.

Er beginnt mir der sich entwickelnden Ratio Zusammenhänge zwischen Ereignissen im Aussen und sich selbst herzustellen.