Das Lied von der Glocke

Vivos voco.

Mortuos plango.

Fulgura frango.

Fest gemauert in der Erden

Steht die Form, aus Lehm gebrannt.

Heute muss die Glocke werden,

Frisch, Gesellen! Seid zur Hand.

Von der Stirne heiß

Rinnen muss der Schweiß,

Soll das Werk den Meister loben,

Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,

Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;

Wenn gute Reden sie begleiten,

Dann fließt die Arbeit munter fort.

So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,

Was durch die schwache Kraft entspringt,

Den schlechten Mann muss man verachten,

Der nie bedacht, was er vollbringt.

Das ist's ja, was den Menschen zieret

Und dazu ward ihm der Verstand,

Dass er im innern Herzen spüret,

Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,

Doch recht trocken lasst es sein,

Dass die eingepresste Flamme

Schlage zu dem Schwalch hinein.

Kocht des Kupfers Brei,

Schnell das Zinn herbei,

Dass die zähe Glockenspeise

Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Dammes tiefer Grube

Die Hand mit Feuers Hilfe baut,

Hoch auf des Turmes Glockenstube

Da wird es von uns zeugen laut.

Noch dauern wird's in späten Tagen

Und rühren vieler Menschen Ohr,

Und wird mit dem Betrübten klagen,

Und stimmen zu der Andacht Chor.

Was unten tief dem Erdensohne

Das wechselnde Verhängnis bringt,