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Fußball: Das komplette Training für Torhüter

Für Birgit, Noemi und Emilia
und alle Fußballkinder,
auch jene, die schon erwachsen geworden sind.

Leonhard Zeilinger

Ich widme dieses Buch allen Torhüter/innen und allen Torhütertrainer/innen, dass Sie sich aus diesem wertvolle Tipps zur Umsetzung von koordinativen und technischen Hilfestellungen für Ihr Spiel holen, um dieses zu verbessern und um Freude und Spaß im Training durch das Erlernte zu erzielen!

Franz Gruber

Allgemeiner Hinweis:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche sowie andere Geschlechtsformen mit einschließt.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

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Leonhard Zeilinger | Franz Gruber

FUSSBALL

das komplette TRAINING für TORHÜTER

Motorik Technik Taktik Psyche

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Fußball: Das komplette Training für Torhüter

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2021 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

image Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

Print ISBN 978-3-8403-7766-2

eISBN 978-3-8403-3776-5

E-Mail: verlag@m-m-sports.com

www.dersportverlag.de

Inhalt

Vorwort von Peter Stöger

Vorwort von Irene Fuhrmann

Vorwort von Thorsten Fink

1Einleitung

2Analyse der zeitgemäßen Anforderungen des Torhüterspiels

2.1Technisch-taktische Analysen und Studien

2.2Studie zur Psyche von Torhütern

2.2.1Psychisches Training für den Torhüter

2.3Zusammenfassung der Studien

2.4Auswirkungen auf das Torhütertraining

3Unser Anforderungsprofil
(das erste komplette Anforderungsprofil für Torhüter)

3.1Motorik

3.1.1Kondition

3.1.1.1Schnelligkeit

3.1.1.2Kraft

3.1.1.3Ausdauer

3.1.1.4Beweglichkeit

3.1.2Koordination

3.2Technik

3.2.1Defensivtechniken

3.2.2Offensivtechniken

3.3Taktik

3.3.1Torhüterspezifische Taktik

3.3.1.1Ballangriff

3.3.1.2Stellungsspiel

3.3.2Mannschaftstaktik

3.3.2.1Schnelle Spieleröffnung

3.3.2.2Liberospiel des Torhüters

3.3.2.3Coaching der Mitspieler

3.4Psyche

4Unser modernes Torhütertraining
(den kompletten modernen Torhüter ausbilden)

4.1Motorik

4.1.1Schnelligkeit

4.1.2Kraft

4.1.2.1Stabilität – von der Statik zur Dynamik

4.1.2.2Schnell-/Explosivkraft, torhüterspezifisch

4.1.3Ausdauer

4.1.4Beweglichkeit

4.1.5Koordination – variable Bewegungsabläufe

4.2Techniktraining – unser Trainingsprinzip

4.2.1Defensivspiel und Defensivtechniken

4.2.1.1Grundstellung

4.2.1.2Laufformen

4.2.1.3Grundstellung und optimales Stellungsspiel

4.2.1.4Grundstellung und Fangen im Umarmungsgriff

4.2.1.5Grundstellung und Fangen im Korbgriff

4.2.1.6Grundstellung und Fangen im Fächergriff

4.2.1.7Tauchen und Fangen im Fächergriff

4.2.1.8Fallen und Fangen im Korbgriff

4.2.1.9Hechten und Fangen im Korbgriff

4.2.1.10Grundstellung und Blocken/Ablenken

4.2.1.11Grundstellung und Fußabwehr

4.2.1.12Fallen und Ablenken

4.2.1.13Hechten und Ablenken

4.2.1.14Hechten und Übergreifen

4.2.1.15Springen und Fangen im Korbgriff

4.2.1.16Springen und Fausten

4.2.1.17Springen und Ablenken

4.2.2Offensivspiel und Offensivtechniken

4.2.2.1Grundstellung offensiv (situativ)

4.2.2.2Allgemeine Fußtechnik

4.2.2.3Ausrollen

4.2.2.4Handballwurf (Schlagwurf)

4.2.2.5Abwurf über Kopf (Schleuderwurf)

4.2.2.6Abschlag aus der Hand, seitvolley

4.2.2.7Abschlag aus der Hand, Dropkick

4.2.2.8Kopfball

4.3Psychisches Training

4.4Anwendungsbeispiele für das Torhütertraining

4.4.1Adaption von Übungen

5Leitsätze für unser Torhüterspiel

Anhang

1 Danksagung

2 Steckbriefe der Torhüter

3 Literaturliste und Empfehlungen für weiterführende Literatur zum Thema Torhüter

4 Die Autoren

5 Bildnachweis

VORWORT VON PETER STÖGER

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Die Anforderungen an den modernen Torhüter haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert und seine Fähigkeiten haben großen Einfluss auf den Erfolg, aber auch auf die Spielphilosophie einer Mannschaft. Daher ist eine umfassende und spezialisierte Ausbildung auf dieser Position von größter Wichtigkeit.

Das gelingt nur mit gut ausgebildeten Torhütertrainern!

Dieses Buch kann Torhütertrainern und Torhütern, unabhängig vom Geschlecht, auf ihrem Weg zur Bestleistung helfen und im Trainingsprozess für neue Impulse und Anregungen sorgen – in allen vier Aspekten des Spiels: Motorik, Technik, Psyche und Taktik.

Denn ein guter Torhüter muss ganzheitlich alle Bereiche entwickeln, um sein Leistungsmaximum zu erreichen.

Viel Spaß beim Lesen und Erfolg in der Umsetzung.

Steckbrief

PETER STÖGER

Größte Erfolge als Spieler:

Mehrfacher österreichischer Nationalteamspieler

WM-Teilnahme 1998

4x Meister in der österreichischen Bundesliga

3x österreichischer Cupsieger

Größte Erfolge als Sportdirektor:

1x österreichischer Meister und einmal Cupsieger mit FK Austria Wien

Größte Erfolge als Trainer:

1x österreichischer Meister und einmal Cupsieger mit FK Austria Wien

Meister Regionalliga Ost mit First Vienna FC

Meister in Deutschland 2. Liga mit 1. FC Köln und Aufstieg in die Bundesliga, Qualifikation für Euro-League

Qualifikation für die Champions League mit Borussia Dortmund

VORWORT VON IRENE FUHRMANN

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Mehr noch als ihre männlichen Kollegen stehen Torhüterinnen seit jeher im Fokus. An keiner anderen Spielposition lässt sich die Weiterentwicklung der immer noch sehr jungen Sportart Frauenfußball derart gut ablesen, wie an jener der Torfrau.

Lange Zeit aufgrund offensichtlicher athletischer und anthropometrischer Defizite von der Öffentlichkeit belächelt oder sogar verschmäht, zählen Torfrauen wie US-Ikone Hope Solo oder Welttorhüterin Sarah Bouhaddi heute nicht nur zu Identifikationsfiguren einer ganzen Frauenfußball-Generation, sondern vor allem zu unumstrittenen Leistungsträgerinnen in ihren Teams.

Auch im österreichischen Frauen-Nationalteam steht mit Manuela Zinsberger die derzeit populärste Kickerin und amtierende „APA Fußballerin des Jahres“ zwischen den Pfosten. Die erstmalige Vergabe der prestigeträchtigsten Individualauszeichnung im heimischen Fußball an eine Torfrau ist ein starkes Signal und zeigt, dass sich die Position in den vergangenen Jahren extrem weiterentwickelt hat – und das ist kein Zufall.

Gerade Torhüterinnen profitieren in besonderem Maße von der Professionalisierung des Frauenfußballs, die neben einer gesteigerten Aufmerksamkeit und potenteren Sponsoren vor allem eines bringt: immer größere Personalressourcen. Während Spartentrainerinnen und -trainer noch bis vor einigen Jahren nur in den besten Frauenfußball-Teams zu finden waren, sind ExpertInnen für einzelne Bereiche wie eben auch jenen der Torfrauen mittlerweile sogar in Akademien und anderen Talentförderungseinrichtungen üblich.

Auch Zinsberger trainierte bereits ab dem Alter von 15 Jahren mehrmals pro Woche mit einem hoch qualifizierten Torfrautrainer der ÖFB Frauen-Akademie und entwickelte ihre athletischen sowie technisch-taktischen Fähigkeiten. Jenes Komplettpaket, das sie zu einer der besten Torhüterinnen Europas hat werden lassen, ist für eine erfolgreiche Karriere mittlerweile zur Grundvoraussetzung geworden.

Die besten Torhüterinnen zählen in ihren Teams immer auch zu den komplettesten Fußballerinnen. Als wichtiger Puzzlestein in der Spielphase des Spielaufbaus müssen sie zusätzlich zu ihren positionsspezifischen Fangtechniken gleichzeitig auch alle grundlegenden Pass- und Schusstechniken einer Feldspielerin beherrschen. Deshalb müssen Torhüterinnen schon in jungen Jahren speziell gefördert und gefordert werden. Umso wichtiger ist es, neben der Anzahl der fußballspielenden Mädchen – und demnach der Torhüterinnen – auch die Anzahl der ausgebildeten TorfrautrainerInnen zu erhöhen. So oder so, der Schlüssel zum Erfolg liegt wie so oft in der Ausbildung …

Steckbrief

IRENE FUHRMANN

Größte Erfolge als Spielerin:

Mehrfache österreichische Nationalteamspielerin

2x Meisterin in der österreichischen Bundesliga

3x ÖFB-Cup-Siegerin

1x ÖFB-Supercup-Siegerin

Größte Erfolge als Trainerin:

Erreichen der Endrunde der Europameisterschaft 2016 mit dem U19-Frauen-Nationalteam

Erreichen des dritten Platzes bei der Europameisterschaft 2017 als Assistenztrainerin mit dem Frauen-Nationalteam

Abschluss der UEFA-Pro-Lizenz als erste Frau in Österreich (2017)

Debüt als Teamchefin des Frauen-Nationalteams am 22. September 2020 mit einem 5:0-Sieg gegen Kasachstan

VORWORT VON THORSTEN FINK

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Die unterschiedliche Kultur in Deutschland, der Schweiz, Zypern, Österreich und Japan spiegelt sich in gewisser Weise auch auf dem Fußballplatz wider.

Ich hatte das Vergnügen, sowohl in meiner Zeit als Spieler als auch als Trainer mit einigen außergewöhnlichen Spielern und Torhütern zusammenzuarbeiten. Unabhängig von ihrer Herkunft und dem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben die erfolgreichsten Spieler zwei Sachen gemeinsam: ihre Liebe zum Spiel und den Willen, sich ständig weiterzuentwickeln.

Ich mag eine offensive Spielanlage. Bei meiner letzten Trainerstation Vissel Kōbe denkt man dabei natürlich gleich an Andrés Iniesta, David Villa und und Lukas Podolski, für mich beginnt Ballbesitz und Offensivspiel aber bereits beim Torhüter. Daher verlange ich von meinen Torhütern immer, dass sie als elfter Feldspieler auftreten. Das können sie nur, wenn sie auch entsprechend ausgebildet wurden.

In der Ausbildung sind aus meiner Sicht auch noch die größten Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern, in denen ich als Trainer tätig war. Auch die Körpergröße war vor allem zwischen Deutschland und Japan ein Faktor – dadurch muss auch das Torhüterspiel ein wenig angepasst werden.

Steckbrief

THORSTEN FINK

Größte Erfolge als Spieler:

Deutscher Meister 1999, 2000, 2001, 2003

DFB-Pokal-Sieger 1998, 2000, 2003

Champions-League-Sieger 2001

Weltpokal-Sieger 2001

Deutscher B-Juniorenmeister 1984

Größte Erfolge als Trainer:

Meister der Regionalliga West 2007 (FC Red Bull Juniors)

Aufstieg in die 2. Bundesliga 2008 (FC Ingolstadt 04)

Schweizer Meister 2010, 2011 (FC Basel)

Schweizer Pokalsieger 2010 (FC Basel)

Mit dem HSV wurde er 2013 Siebter

Tabellenerster mit APOEL Nikosia 2015

Tabellendritter und Vizemeister 2016, 2017, zweimalige Teilnahme an der Euro-League-Gruppenphase (Austria Wien)

Japanischer Pokalsieger 2019 und Superpokalsieger 2020 (Vissel Kobe)

1EINLEITUNG

„Im Hockey macht der Torhüter 75 % des Spiels aus. Es sei denn, es ist ein schlechter Torhüter – dann sind es 100 %.“

Dieses Zitat von Gene Ubriaco stammt zwar aus dem Eishockey und kann vielleicht nicht eins zu eins auf Fußball übertragen werden, allerdings hat auch im Fußball der Torhüter eine außergewöhnliche Rolle.

Außergewöhnlich vor allem deshalb, weil er durch die Spielregeln eine Sonderrolle einnimmt. Er ist der einzige Spieler, der den Ball im Strafraum mit den Händen berühren darf. Er kann durch tolle Paraden zum Helden werden oder durch einen Fehlgriff das Spiel zum Kippen bringen und der Buhmann sein.

Zu Beginn der 1990er-Jahre musste das Torhüterspiel durch die Rückpass-Regeländerung entscheidend verändert werden. Durch die Entwicklung des Fußballs in den letzten Jahren muss der moderne Torhüter zusätzlich zum klassischen Torhüterspiel fußballerische Fertigkeiten in der Defensive und Offensive beherrschen.

Die taktische Weiterentwicklung des Fußballs zur Raumdeckung mit meistens Viererkette und vor allem die massive Entwicklung des Pressings hat dazu geführt, dass viel mehr Rückpässe zum eigenen Torhüter gespielt werden. Somit agiert er sowohl bei eigenem wie gegnerischem Ballbesitz auch als „Ersatzlibero“.

Als erster Angreifer und letzter Verteidiger benötigt er mittlerweile ein herausragendes spielerisches Potenzial. Perfekte Beispiele dafür sind auf Weltklasseniveau unter anderem Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen, Alisson Becker oder Manuela Zinsberger.

Deshalb ist es unbedingt notwendig, ungefähr ab dem zehnten Lebensjahr ein zielgerichtetes Positionstraining mit systematischem Aufbau nach altersgemäßen Erfordernissen durchzuführen.

In diesem Buch beschreiben wir die aus unserer Sicht optimale Torhüterausbildung. Dazu geben wir am Beginn einen kurzen Überblick der bestehenden Literatur, um dann im zweiten Schritt das Anforderungsprofil eines modernen Torhüters darzustellen.

Anschließend zeigen wir die nötigen Techniken und die Möglichkeiten zur Entwicklung dieser Techniken (methodischer Aufbau) und geben zum Ende Anleitungen für ein gutes Torhütertraining auf allen Leistungs- und Entwicklungsstufen.

Dieses Ausbildungsmodell wird und wurde von uns beiden in der Torhüterausbildung der Fußballakademien der Bundesligisten SV Ried und FK Austria Wien so durchgeführt und hat daher einen engen praktischen Bezug.

Da wir beide auch Erfahrung im Training mit Torhüterinnen haben, wissen wir, dass Trainingsaufbau und die Inhalte nicht vom Geschlecht abhängen, sondern einzig und allein vom Niveau.

Wir möchten mit diesem Buch allen interessierten Trainern und Spielern ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie sich selbst und ihre Trainingsqualität stetig verbessern können.

Viel Spaß beim Trainieren und dem Torhüterspiel!

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PS: In dieser Arbeit wird hauptsächlich die international gebräuchliche Bezeichnung „Torhüter“ verwendet. Diese steht stellvertretend für alle anderen bekannten Bezeichnungen, wie zum Beispiel „Torfrau“, „Torwart“, „Torspieler“ und vieles mehr. Ähnlich verfahren wir mit dem Begriff Trainer/Trainerin und Torhütertrainer/Torhütertrainerin.

Den Leser sprechen wir sehr persönlich mit „du“ an, da wir dies im Fußball so gewöhnt sind. Wir hoffen, das ist auch für jene in Ordnung, die wir normalerweise nicht duzen.

2ANALYSE DER ZEITGEMÄSSEN ANFORDERUNGEN DES TORHÜTERSPIELS