Auf den Spuren des Blutes
Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.
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Auf den Spuren des Blutes – Glaube, Intrige, Verrat, Rache
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Centurio Marcus – Roms jüngster Offizier Band 1: Von Verrätern umgeben! | von Tomos Forrest | Impressum
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Bolthar, der Wikingerfürst Band 1: Blutspur der Nordmänner | von Tomos Forrest
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Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 1: Blut ist eine seltsame Farbe | von Tomos Forrest | Der Kreuzfahrer-Zyklus Teil 1
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Klaus Störtebeker – Der Schrecken der Weltmeere Band 1: Zum Freibeuter geboren | nacherzählt von Tomos Forrest
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Al Capones Vermächtnis – Teil 1 – Der Mann aus Alkatraz | von Hans-Jürgen Raben
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Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
Spione sterben lautlos | von Hans-Jürgen Raben
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Operation Apokalypse – Ein Fall für die Nuclear Task Force | von Hans-Jürgen Raben
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Das überlebst du nicht! | Horst Bosetzky schrieb als -KY
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Sein Vater war ein verdammter Rebell | Pat Urban
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Kid und die Girls für Camp Hills | Pat Urban
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Sterben für ein Ehrenwort | Larry Lash
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Ritt durch die Hölle | Larry Lash
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Further Reading: 10 Mörder im August - Zehn Krimis auf 1200 Seiten
Also By Horst Bosetzky
Also By Hans-Jürgen Raben
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Also By Larry Lash
About the Publisher
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Sammelband mit 12 Romanen
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IMPRESSUM
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© Roman by Author
© Cover: Cover nach Motiven von Pixabay mit Steve Mayer, 2018
Korrektorat/Lektorat: Kerstin Peschel
© dieser Ausgabe 2018 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
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Die Gier nach Anerkennung, Reichtum und Macht zeigt den wahren Charakter eines Menschen. Seine Handlungen rechtfertigt er mit der Liebe und dem Glauben an etwas sowie dem daraus resultierenden Recht auf seine Tat. Intrige, Verrat und Rache sind seine treusten Weggefährten. Doch zu jedem Pol gibt es auch einen Gegenpol und beide bekämpfen sich – haben es zu allen Zeiten getan und werden es bis in alle Ewigkeit tun!
In 12 Romanen, die zum Teil nicht unterschiedlicher sein können und zu den verschiedensten Zeiten unserer Geschichte spielen, wird darüber berichtet. Doch sie alle haben etwas gemeinsam: Am Ende wartet immer der Tod, der eine klebrige Blutspur hinter sich herzieht ...
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EIN CASSIOPEIAPRESS Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© bei den verschiedenen Autoren des Bandes/ Cover: Nach Motiven von Pixabay mit Steve Mayer, 2018
Lektorat: Kerstin Peschel
Created by Thomas Ostwald & Jörg Martin Munsonius, 2018
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
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Germanicus wird er allgemein genannt, der jüngste Centurio Roms. Einst als Kind aus Germanien verschleppt, lebt er in der Familie des Feldherrn Nero Claudius Germanicus und erhielt von seinem Adoptivvater den Namen Marcus Quintus, kurz Marc gerufen.
Wie sein Ziehvater, so zeichnet sich auch Marcus bei Feldzügen gegen die Germanen aus, bis ihm bewusst wird, gegen wen er da eigentlich kämpft – sein ursprüngliches Volk.
Trotzdem will Marcus nicht zu den Germanen zurück, die er für schreckliche Barbaren hält. Er liebt das Leben, das er führt, und er genießt die Privilegien, die man seiner Familie gewährt.
Bis er eines Tages auf einen Zug gefangener Germanen trifft und dort auf die wunderschöne Anselma (Selma), die sein Leben gründlich durcheinanderbringen wird ...
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Die Männer schwitzten an diesem Frühlingstag unter den bereits seit dem Morgengrauen ungewöhnlichen Temperaturen. Natürlich waren die Legionäre ganz andere Sonnenbestrahlung gewöhnt, aber in den letzten Monaten war der Dienst in Germanien eher von Frost, Schnee und einem kalten Wind bestimmt. Jetzt erfolgte ein rascher Wechsel mit einem schon sehr warmen Morgen, und wenn die aus acht Mann bestehende Contubernium, die Zeltgemeinschaft, aufstand und das Feuer neu anfachte, dann klagten sie spätestens nach dem Frühstück über die für Germanien ungewöhnliche Wärme.
„Sei froh, dass du nicht noch mehr aufgebürdet bekommst“, lachte Marcus Quintus über seinen Nachbarn, dem der Schweiß in Strömen von der Stirn lief und dessen ohnehin schon gebräuntes Gesicht seit ein paar Tagen eine rot-braune Farbe angenommen hatte.
„Dann soll ich mich vielleicht noch beim Centurio dafür bedanken, dass wir nur kleine Essensrationen erhalten haben, was?“, knurrte sein Nachbar Pluvius.
„Dir kann es auch keiner recht machen!“, lachte Marcus und passte seinen Schritt erneut dem langsamer werdenden Schritt des Freundes an. „Was ist nun los mit dir, Pluvius? Hast du wieder zu viel Wein getrunken oder ist dir die Hure nicht bekommen, die du dir gestern für die ganze Nacht gekauft hast? Ich habe dir gleich gesagt, dass sie dich ... verflucht, passt auf da vorne!“
Die Warnung kam jedoch zu spät.
Unvermittelt prasselte aus dem Gebüsch am Rheinufer ein Pfeilregen auf die marschierenden Legionäre hernieder. Sofort hielten sie ihre großen Scutum, die Schilde, zur Abwehr über die Köpfe, aber die ersten Toten waren bereits rechts und links von den Freunden zusammengebrochen, andere schrien erbärmlich aufgrund der erhaltenen Verletzungen.
Unmittelbar neben Marcus war ein Legionär lautlos zusammengebrochen, nachdem ihm ein Pfeil durch den Hals ging, dessen Spitze aus dem Nacken wieder ausgetreten war und den tödlich Getroffenen dazu brachte, mit den Armen wild in der Luft zu rudern, bevor er der Länge nach nach vorn stürzte und hart aufschlug. Doch das bekamen weder Marcus noch Pluvius mit, denn jetzt brach der Feind aus seiner Deckung hervor.
Wie eine Schar losgelassener Waldgeister stürzten sich die Germanen auf die römischen Legionäre. Wilde Gestalten waren es, die da in großen Sprüngen heran jagten, und obwohl Marcus seinen Kameraden sofort zurief, sie mögen sich formieren und die Schilde aufstellen sowie die kurzen Wurfspeere, die Pilum, darüber bereitzuhalten, ließen sich die Angreifer davon nicht beeindrucken. Sie trugen lange Speere in den Fäusten, Äxte, Schwerter, und ein paar von ihnen hatten in der linken Hand einfach einen dicken Holzknüppel zu der Waffe, die sie in der rechten Faust hielten.
Er kannte diese Art der Angriffe zur Genüge, wusste im Grunde genau, wie der germanische Krieger dachte und handelte und stellte sich darauf ein. Das war auch der Grund für sein bisheriges Leben, obwohl Marcus Quintus in seinem noch jungen Leben innerhalb weniger Monate schon mehr Schlachten geschlagen hatte, als er aufzählen konnte. So war auch dieses Zusammentreffen für ihn nichts weiter als der normale Alltag, seit er auf Wunsch seines Vaters den Dienst in Germanien angetreten hatte.
Sein Vater!
Kurz flogen die Gedanken zu dem mächtigen Mann, den er, solange er denken konnte, Vater nennen durfte. Nero Claudius Germanicus, der mächtige Feldherr, hatte den Jungen adoptiert. Wann genau das war, darüber erhielt Marcus nur spärliche Antworten. Er wusste, dass er von einem Beutezug nach Germanien mitgebracht wurde, aber er wusste nichts mehr über seine Familie.
Nebulös war die Erinnerung an eine große, stattliche Frau und ihre langen, zu einem Zopf gedrehten blonden Haare. Wenn er darüber nachdachte, formte sich ein besonderes Bild vor seinem geistigen Auge, und er war sich sicher, dass so seine Mutter ausgesehen haben musste.
Immerhin verstand er die Sprache dieser Menschen und hatte deshalb auch den Dienst im Lande der Barbaren angetreten. Jedermann in der Legion wusste von seiner Geschichte, und obwohl Marcus nichts anderes war als ein einfacher Legionär, schätzte man seinen Mut, seine Kraft und seine Kameradschaft.
Gaius Iulius Caesar Germanicus hatte einen leiblichen Sohn, Gaius Caesar Augustus, den man allgemein nur Caligula nannte, und einen weiteren Adoptivsohn, Tiberius.
Doch der Augenblick verlangte die Konzentration des Legionärs, und Marcus Quintus bemühte sich, die Gedanken wieder zu verbannen, die unwillkürlich in ihm aufgestiegen waren, als er fast unbewusst die Schar der Reiter wahrgenommen hatte, die hinter den angreifenden Germanen am Rheinufer entlangpreschte. Er glaubte für einen flüchtigen Moment, den golden glänzenden Brustpanzer seines Vaters erkannt zu haben – aber dann war ein rothaariger Barbar direkt vor ihm aufgetaucht und fletschte wild die Zähne, als er mit einer großen Axt ausholte, um sie auf den Schädel des Römers zu schmettern, der ihm jedoch mit einem raschen Ausweichmanöver entging.
Dann hatte Marcus den Pilum hochgerissen und dem Angreifer zwischen Achselhöhle und Brustkorb seitlich in den Körper gestoßen und sofort wieder herausgerissen. Der Mann starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, sterbend, ohne zu wissen, was ihn da wie ein Blitz getroffen und diesen unsäglich heißen Strahl ausgelöst hatte, der ihn bis ins tiefste Rückenmark traf. Der Rothaarige kippte nach vorn und machte zwei weiteren Angreifern Platz, die ungestüm auf den Legionär eindrangen.
Marcus parierte geschickt, riss seinen Schild hoch und rammte ihm den Ersten, einem blonden, bärtigen Hünen, direkt unter das Kinn, sodass er das Knacken eines brechenden Kiefers deutlich vernahm. Dann stieß er dem Mann den kurzen Spieß durch den Hals, riss an dem Eschenholzgriff die Waffe zurück und setzte sie in einem raschen Wirbel, bei dem er auch seinen Schild wieder einsetzte, dem zweiten Mann auf die Brust. Erstaunt blickte der Mann auf die Waffe, deren scharfe Spitze ihn blitzschnell durchdrang und im Rücken wieder austrat.
Diesmal vermochte Marcus nicht mehr, die Waffe herauszureißen, weil der Germane zurücktaumelte und damit auf den nächsten Mann fiel, ihn mit sich riss und dem Legionär für einen Moment etwas Raum gab. Ein rascher Blick des kräftigen, jungen Mannes zu seinen Kameraden, und er nickte Pluvius zu, der eben sein Gladius-Schwert aus der Brust eines Toten zog und es gleich darauf dem Nachfolgenden quer über den Kopf schlug.
„Legionäre!“, erklang in diesem Moment der Ruf dicht neben ihnen, und als sich Marcus in die Richtung drehte, erkannte er seinen Centurio in arger Bedrängnis.
Mindestens zwanzig Angreifer hatten sich auf ihn gestürzt und bedrängten ihn von allen Seiten. Der quer gedrehte Helmbusch auf dem Cassis hatte ihnen den Anführer der Hundertschaft verraten.
Noch bevor Marcus, gefolgt von Pluvius, mit ein paar kräftigen Sprüngen an der Seite des großen Römers stand, hatte der bereits fünf der Angreifer getötet.
Der Centurio trug einen Schienenpanzer auf dem Oberkörper, der jedoch schon einige starke Dellen von den kräftigen Schwertschlägen der Germanen aufwies. Außerdem blutete er im Gesicht von einer frisch geschlagenen Schnittwunde, aber wer ihm in das von der Sonne gebräunte Gesicht sah, erkannte die Kampfeslust, die dem Centurio die Schwerthand führte. Eben streckte er mit zwei raschen Hieben den nächsten Gegner nieder, als Marcus an seiner Seite erschien und im letzten Augenblick verhinderte, dass einer der Angreifer einen Speer auf ihren Anführer schleudern konnte.
Als der Mann mit dem brustlangen, dunkelbraunen Bart die Wurfhand hob, stand Marcus neben ihm und schlug mit dem Kurzschwert zu. Sein Hieb traf das Handgelenk und trennte in dem Augenblick, als der Krieger den Speer schleudern wollte, die Hand sauber vom Arm.
Mit einem Aufschrei drehte sich der Mann zu seinem neuen Feind um, aus dem Armstumpf sprudelte das Blut heraus, und nun war Pluvius neben dem Freund und rammte dem Verletzten seinen Speer in die Brust.
Jeder der Legionäre besaß zwei Speere, einen längeren und einen kurzen, und jetzt wurde der Nahkampf so heftig, dass nicht daran zu denken war, den gerade verwendeten Speer aus dem zusammenbrechenden Körper zu ziehen. Fünf Mann stürzten sich gleichzeitig auf Pluvius, doch der gut zwanzig Jahre zählende Legionär hatte in den drei Jahren seiner Dienstzeit genügend Kampferfahrung gesammelt, um sich gegen diese wilden und ungestüm angreifenden Krieger zu wehren. Hier galten keine Regeln mehr, wie sie während der viermonatigen Ausbildungszeit den Rekruten in der römischen Armee beigebracht wurden. Das war kein Training mehr, hier konnte ein einziger Augenblick der Unaufmerksamkeit ein tödliches Ende bringen.
Pluvius und Marcus standen jetzt auf beiden Seiten ihres Centurios, der bereits aus mehreren Wunden blutete, aber noch immer wie ein Felsen in der Brandung stand, nach beiden Seiten mit dem Gladius austeilte und einen nach dem anderen von den Feinden tötete oder schwer verwundete.
Die Freunde bemerkten, dass auch die anderen Legionäre ihrer Zeltgemeinschaft die Feinde besiegt hatten und ihnen jetzt zur Hilfe eilten. Um den Centurio hatten sich acht kampferprobte Legionäre versammelt, und mit jedem Hieb sank einer ihrer Feinde auf die Körper, die bereits vor ihnen lagen.
Gerade wollte Pluvius aufjubeln, als die ersten Germanen zurückwichen und sie ihnen ein paar Schritte folgten, um ihre mögliche Flucht zu verhindern, da wendete sich das Kriegsglück für sie.
Aus dem schmalen Waldrand kamen weitere Feinde herangestürmt, und diese Männer trugen alle Wurfspieße, die sie aus kurzer Entfernung einsetzten und auf die verhassten Legionäre warfen.
Marcus wehrte einen gefährlich nahe kommenden Speer mit seinem Schild ab, musste aber erleben, dass die Waffe mit solcher Wucht einschlug, dass er das Gleichgewicht verlor, einen Schritt rückwärts machte und dabei über die Körper fiel, die ringsum die Kämpfer bereits im Staub lagen.
Hart schlug er auf dem Rücken auf, seinen Schild noch immer dicht an sich gepresst, in dem der Speer steckte und jetzt senkrecht nach oben ragte. Für einen kurzen Moment verlor er sogar das Bewusstsein, stürzte in ein dunkles Loch, aber das dauerte nur einen Wimpernschlag, dann blinzelte er kurz und bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen.
Ein lang gezogener Schrei drang in seine Ohren, aber er hatte keine Zeit, sich um die Ursache zu kümmern. Noch standen die Feinde, und mit einem lauten Brüllen stürzte sich der Legionär auf die Angreifer, tötete zwei mit dem Kurzschwert und sah sich nach den Nächsten um.
Doch da war niemand mehr, der ihn bedrohte. So weit sein Auge schweifte, traf es nur auf tote oder sterbende Gegner, die sich in ihrem Blut wälzten oder ihren Schmerz laut herausschrien. Es war ein grässlicher Anblick, und der süßlich-metallische Geruch des Blutes stieg ihm in die Nase und verursachte ein ekelhaftes Gefühl im Rachen.
„Centurio!“, rief eine Stimme, sich fast überschlagend, und in dem Augenblick war Marcus nicht bewusst, dass er selbst es war, der diesen Schrei ausgestoßen hatte. Entsetzt eilte er auf ihren Anführer zu, der von drei Speeren durchbohrt über mehreren getöteten Feinden lag, in der blutigen Hand noch immer das Schwert, den Blick in den Himmel gerichtet, den Körper auf seltsame Weise verkrümmt.
Behutsam hob er den Kopf des Gefallenen auf und starrte in das leblose Gesicht. Dann drückte er ihm die Augen zu, ließ den Toten behutsam zurücksinken und richtete sich schwerfällig auf.
Eine unglaubliche Mattigkeit hatte ihn erfasst und drückte ihn herunter, als wäre er ein alter Mann und nicht ein Jüngling von knapp siebzehn Jahren. Da spürte er eine Hand auf seinem Rücken und drehte sich danach um.
„Marc, bist du in Ordnung?“
„Ja, wenn du damit meinst, ob ich unverletzt bin, Pluvius. Aber der Centurio ist tot, und ich konnte es nicht verhindern.“
„Das ist bitter, denn er war ein guter Mann, Marc. Aber außer ein paar Schrammen ist unsere Contubernium unverletzt, und wir haben es den Barbaren gezeigt, was es heißt, eine Legion unter dem Befehl des Gaius Iulius Caesar Germanicus anzugreifen. Sie mussten heute lernen, dass sie für die Schmach, die sie uns unter der glücklosen Heerführung von Publius Quinctilius Varus beigebracht haben, nun den Preis zahlen müssen!“
Marcus ließ sich erschöpft zwischen den gefallenen Kriegern auf den Boden sinken, die Männer der Zeltgemeinschaft gesellten sich nach und nach dazu und warfen ein paar Beutestücke auf den Boden.
„Woher hast du das?“, erkundigte sich Pluvius interessiert, als einer der Legionäre einen abgeschnittenen Finger mit einem silbernen Ring daran auf den Boden warf.
„Ein Häuptling“, antwortete er lapidar. „Er hat mich ein wenig unterschätzt, als er mit seinem großen Schwert auf mich einstürmte. Der Ring konnte nicht vom Finger gezogen werden, deshalb musste ich ihn abschneiden“, erklärte der Legionär mitleidlos. Er nahm den Finger erneut auf und zerschnitt ihn mit der Spitze seines Schwertes, um den Ring endlich in die Hand nehmen zu können. Dann präsentierte er ihn auf der flachen Hand den Kameraden.
„Eine doppelte Schlange!“, sagte Marcus nach einem raschen Blick. „So etwas habe ich schon einmal gesehen. Er wird dir Glück bringen, die Barbaren lieben solchen Schmuck!“
„Immerhin scheint er aus Silber zu sein und nicht etwa nur aus Bronze. Mal sehen, was ich dafür bekomme!“, antwortete der Mann, der den Ring jetzt von den Resten des Fingers gereinigt hatte, ihn noch einmal kurz am Stoff seiner Tunica abwischte und dann gegen das Sonnenlicht hielt, wo er aufblitzte.
„Wenn du willst, kannst du ja morgen in Mogontiacum (Mainz) einen Händler befragen!“, antwortete Marcus und sah sich nach seinen Speeren um.“
„Mogontiacum? Bist du sicher, dass wir da morgen endlich eintreffen?“
„Bin ich. Ich denke, mehr als einen Tagesmarsch sind wir von dem befestigten Lager nicht mehr entfernt!“
„Gebe Abundantia, dass du recht hast, Marc!“, antwortete der Legionär.
„Du rufst Abundantia, die Göttin des Überflusses, zum Schutz an? Na, du machst mir Spaß! Für dich wäre es wohl sinnvoller, Laverna anzurufen!“, antwortete Marcus.
„Die Göttin der Diebe und Betrüger? Marcus Quintus, ich sehe schon, die Sonne bekommt dir nicht, sonst würdest du nach einem solchen Kampf nicht auch noch mich beleidigen!“, kam die kämpferische Antwort.
„Friede, Freunde!“, warf Pluvius ein und legte beiden Kameraden einen Arm um die Schulter. „Ich schlage vor, wir suchen in Mogonaticum einen Händler für Schmuck auf, lassen den Ring schätzen, und versaufen den erzielten Preis gemeinsam!“
„Nicht ohne die nötigen Huren, mein Freund! So ein Kampf regt mich immer wieder stark an, und ich weiß nicht, wie ich sonst die Zeit in einem befestigten Lager überstehen soll!“, antwortete lachend der Mann.
„Oh, da kann ich euch nur Gutes berichten!“, antwortete lachend Pluvius. „Ich war schon vor einem Jahr in der Festung und kann euch schwören – dort gibt es die schönsten Huren, die man sich nur wünschen kann! Es gibt sogar ein Haus, das von einer rothaarigen Frau aus Germanien geführt wird – und die versteht ihr Handwerk!“
„Wenn du das sagst, Pluvius, vertraue ich dir – aber noch besser natürlich, wir überzeugen uns morgen selbst davon!“
Alle Schmerzen schienen damit abgeschüttelt zu sein. Die acht Mann der Zeltgemeinschaft hatten zwar keine schweren Verwundungen erlitten, aber doch so manchen harten Schlag parieren müssen, der auch nicht ohne Schnittwunden abgegangen war. Doch bei dem Gedanken, morgen in das stark befestigte Lager einzuziehen, in dem es alle Genüsse einer richtigen Stadt geben würde, beflügelte die Männer. Rasch hatten sie ihre Waffen eingesammelt und liefen zum Sammelplatz, auf dem die Legionäre sich einstellten und von ihren Centuren neu geordnet wurden. Wo ein solcher Führer einer Hundertschaft gefallen war, wurden die Männer zunächst einer anderen Einheit unterstellt, und kaum eine Stunde war nach dem Gefecht vergangen, als die Legion wieder auf dem Marsch war.
Die Sonne hatte den Zenit überschritten, brannte aber weiterhin unbarmherzig auf die Marschierenden herunter und ließ sie bald wieder unter ihren Lasten stöhnen. Neben der schweren Ausrüstung trug ein Legionär im Normalfall auch einen großen Lebensmittelvorrat mit sich, der aber auf Befehl des Feldherrn verringert wurde. Das Gesamtgewicht ihrer Ausrüstung betrug sonst an die siebzig Kilo.
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Mogontiacum lag auf einer Anhöhe am Rhein, direkt gegenüber der Main-Mündung, und bot den Legionären einen hervorragenden Blick über die gesamte Umgebung. Ursprünglich als Legionärslager vor gut dreißig Jahren unter Nero Claudius Drusus, dem Stiefsohn Kaiser Augustus, angelegt, wurde es rasch stark befestigt und ständig vergrößert.
Heute, beim Einzug der neuen Legion, bot sich den Männern ein imposantes Bild. Das Militärlager hatte sich weit an den Ufern ausgebreitet, besaß auch neben den reinen Zeltgassen bereits mehrere Gebäude aus Stein sowie eine große Anzahl von Holzhäusern, in denen die Offiziere untergebracht waren.
„Ich staune, Pluvius“, bemerkte Marcus im Marschieren und wandte den Kopf zum Rheinufer. „Wenn ich mich nicht sehr täusche, steht dort am Ufer des Rhenus sogar ein Theater! Es wird also nicht langweilig für uns werden!“
„Hm“, brummte der Freund, „das ist mir nicht so wichtig wie ein vernünftiges Badehaus. Glaubst du, hier gibt es schon eine Therme?“
Marcus lachte fröhlich auf.
„Deine Sorgen möchte ich haben, Pluvius! Mir würde auch ein sauberes Bad genügen, um endlich diesen Dreck vom Kampf und Marsch abspülen zu können. Heute werden wir wohl Ruhe haben und unsere Ausrüstung in Ordnung bringen können. Mal sehen, was es dann für uns gibt!“
„Schau mal da drüben rüber, Marc. Das ganze Lager scheint nur aus Auxilartruppen zu bestehen! Naja, dann dürfte der Feldzug deines Vaters ja auch ziemlich deutlich auf Vernichtung der Germanen abzielen.“
Marcus runzelte die Stirn.
„Willst du meinem Vater Rachegefühle unterstellen?“
Der neben ihm marschierende Legionär wischte sich mit einer raschen Handbewegung den Schweiß von der Stirn und antwortete dann auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage: „Natürlich, und ich möchte wissen, wer von uns die nicht hegt? Sie sind stark, diese Barbaren, und sie sind mutig. Aber jetzt kommen wir, und sie werden uns kennenlernen!“
Der junge, kräftige Soldat richtete sich auf, warf mit einem Schulterschwung seine Ausrüstung, die in diesem Moment besonders schwer zu drücken schien, wieder zurecht. Es mochte noch eine gute Stunde bis zur Mittagszeit sein, und der Tribunus militaris, der Militärtribun des stark befestigten Lagers, hatte die anwesenden Legionäre in den Lagerstraßen Aufstellung nehmen lassen.
An den ovalen Schilden und ihrer Ausrüstung waren die Soldaten gleich als Hilfstruppen erkennbar. Im Gegensatz zu den Legionären besaßen sie auch keine Bürgerrechte und erhielten weniger Sold. Nach ihrer Dienstzeit von fünfundzwanzig Jahren erhielten sie zum Abschied die Bürgerrechte verliehen. Unter diesen Hilfstruppen befanden sich häufig auch Angehörige anderer Volksstämme, und in den letzten Jahren gab es immer größere Einheiten germanischer Stämme, die gegen ihre eigenen Verwandten kämpften.
Viele Offiziere trauten diesen Auxiliarsoldaten nicht recht, aber da beherrschten sie alte Vorurteile, denn es gab kaum einmal ernsthafte Probleme mit den Soldaten. Sie wurden nicht in Kohorten zusammengefasst, sondern als Einheit von einem Präfekten oder auch einem Tribun geführt.
„Ah, wie ich sehe, gibt es hier auch eine Menge Reiterei!“, merkte Pluvius an, als die ersten Gebäude mit Ställen in Sichtweite kamen.
„Offenbar ist das hier eine Cohors equitata, gemischt aus Kavallerie und Infanterie“, ergänzte Marcus die Beobachtungen. „Na, es wird jedenfalls interessant, da bin ich nun ganz sicher.“
„Ist der Tribun auch ein Verwandter von dir?“, wollte nun sein Freund wissen.
„Aurelius Quintus?“, erkundigte sich Marcus erstaunt. „Nein, wie kommst du denn auf diesen Gedanken?“
„Nun, man weiß ja bei euch Burschen nie“, antwortete lachend Pluvius. „Da wird untereinander geheiratet, die Söhne der Brüder adoptiert, und irgendwann taucht eine entfernte Verwandte des Kaisers auf, die nun auch mit allen verwandt ist!“
„Lass das bloß nicht den Legatus hören, der ist imstande, und lässt dich mit deinem Gepäck dreimal um das ganze Lager laufen!“, antwortete Marcus und sah sich rasch um, als fürchte er, dass der Kommandant der Legion gleich neben ihrer Zeltgemeinschaft marschieren würde.
Lachend erreichten die Freunde den ihrer Centurie zugewiesenen Platz und begannen sofort damit, ihren Eselskarren mit dem Zelt und den Gerätschaften abzuladen.
Innerhalb kürzester Zeit stand ihr Zelt ausgerichtet an der markierten Linie, die Feuerstelle wurde ausgehoben, und einer der acht Soldaten begann, die kleine Getreidemühle in Gang zu setzen, um Mehl für das Essen herzustellen.
Nach dem Essen lagerten die Männer entspannt neben der erloschenen Glut, auf der sie ihre Mahlzeit zubereitet hatten und säuberten ihre Ausrüstung.
Pluvius hatte eine Sandale auf einen Stein gelegt und schlug mit dem Knauf seines Schwertes einen Nagel in die Sohle, der sich gelockert hatte.
Als ein hoch gewachsener Mann in voller Rüstung, begleitet von vier Legionären, die ihre kurzen Wurfspieße in den Händen trugen, vor der Zeltgemeinschaft stehen blieb, hob Marcus rasch den Kopf.
„Der Legatus persönlich, Leute, steht auf!“, raunte er den anderen zu und sprang selbst eilfertig hoch.
Die Gruppe blieb vor der Zeltgemeinschaft stehen, die vier Legionäre rammten ihre Schilde hörbar auf den Boden und hielten ihre Pilum senkrecht. Der Legatus machte eine herrische Handbewegung und rief mit schnarrender Stimme:
„Marcus Quintus?“
Der Gerufene trat vor und grüßte militärisch.
„Gaius Iulius Caesar Germanicus wünscht dich zu sehen, Sofort!“, schnarrte der Legatus kurz und machte auf dem Absatz kehrt, um wieder zurückzugehen. Die vier Begleiter warteten, bis sich Marcus zu ihnen gesellt hatte, und umgaben ihn dann mit finsteren Mienen, als würden sie einen Verbrecher abführen.
Mit großen Schritten eilte der Offizier ihnen voraus, bis sie auf einen geräumigen Platz traten, auf dem sich ein Zelt befand, das von zahlreichen Legionären mit Pilum und Schild bewacht wurde. Die Feldzeichen am Eingang und an den Seitenwänden zeigten Marcus Quintus deutlich, dass er gleich seinem Vater gegenüberstehen würde.
„Ave Cäsar!“, grüßten die beiden Eintretenden sofort, und von einem bequemen Stuhl in der Mitte gab der mächtige Feldherr seinem Sohn ein Zeichen, näherzutreten. Er gehorchte sofort, blieb jedoch im vorgesehen Abstand stehen und legte die rechte Hand auf sein Herz, als er sich erneut leicht verneigte.
„Marcus, ich freue mich, dich bei guter Gesundheit zu sehen!“, empfing ihn sein Adoptivvater freundlich. Der ranghöchste Offizier der römischen Legionen in Germanien hatte bereits lichtes, graues Haar, das von einem Lorbeerkranz umrahmt wurde. Er trug über seiner roten Toga einen Umhang in gleicher Farbe, der seitlich auf der rechten Schulter von einer Fibel gehalten wurde.
Mit finsteren Mienen umstanden den Stuhl des Feldherrn verschiedene Offiziere und Ratgeber, zu seinen Füßen hockte offensichtlich ein Gefangener, den Marcus rasch musterte. Vermutlich handelte es sich um einen germanischen Krieger oder sogar Anführer, denn der Mann hatte zwar einen entblößten Oberkörper, der unter denn straff sitzenden Fesseln blutige Rinnsale zeigte, wo er entweder misshandelt wurde oder aber die Stricke tief in die Haut schnitten. Doch auf dem Kopf trug der Gefangene noch seinen goldglänzenden Helm. Trotz seiner demütigenden Haltung bäumte er sich auf und musste von einem der Offiziere mit einer eisernen Stange zurückgehalten werden.
Marcus nahm das Bild sofort auf und überlegte, ob man den Gefangenen mit dieser Stange geschlagen hatte. Aber schon sprach ihn sein Vater wieder an und nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch.
„Nimm an meiner Seite Platz, Marcus, und erfrisch dich an diesem Wein. Nein, komm weiter herüber, du bist mein Sohn und sollst hier nicht auf der Höhe dieses Verräters sitzen, sondern neben mir!“, gab Germanicus mit kräftiger Stimme von sich. Gleich darauf hatte man Platz neben ihm geschaffen und einen Stuhl für den jungen Legionär aufgestellt.
Noch immer wagte Marcus es nicht, das Wort zu ergreifen, und er tat gut daran.
„Wie ich höre und mich inzwischen selbst davon überzeugen konnte, war es offenbar eine gute Idee, dich als einfachen Legionär in die Armee zu stecken, damit du lernst, wie ein Legionär zu denken, zu kämpfen und zu handeln. Das verstehst du offenbar inzwischen sehr gut.“
Der Feldherr machte eine kurze Pause, in der er ebenfalls einen Schluck aus einem Pokal nahm und dabei seinen Adoptivsohn, über den Rand beobachtete. Dann stellte er den Wein zurück auf ein kleines, rundes Tischchen, das mit orientalischen Holzschnitzereien verziert war. Marcus wusste, dass sein Vater lange Jahre Dienst in Ägypten geleistet hatte.
„Ich brauche dich jetzt dringend, Marcus, und dabei kommt mir der Umstand sehr gelegen, dass dich deine Kameraden zu ihrem neuen Centurio gewählt haben!“
Bei diesen Worten sah Marcus erstaunt auf und die Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf. Er sollte Centurio werden? Er war doch noch nicht einmal ein ganzes Jahr Legionär, oder doch? Und sein Freund Pluvius diente doch im Gegensatz zu ihm schon drei ganze Jahre!
Germanicus beobachtete ihn scharf mit seinen dunklen, unruhig hin und her huschenden Augen, bevor er schließlich fortfuhr:
„Ich habe das alte Recht für die Legionäre wieder in Kraft gesetzt. Danach dürfen sie aus ihren Reihen nach dem Tod eines Centurios einen geeigneten Nachfolger wählen und ihrem Legatus vorschlagen. Das ist jetzt geschehen.“
In die erneute Pause sprach Marcus nun doch, und überrascht stellte er dabei fest, dass seine Stimme belegt war.
„Aber – da hat man ausgerechnet mich ausgesucht? Ich bin nur ein einfacher Legionär, und dazu noch nicht einmal sehr lange in der Armee!“, presste Marcus hervor. Der Gedanke, dass er diese frühe Beförderung vielleicht der hohen Stellung seines Vaters verdankte, gefiel ihm nicht.
„Du bist noch sehr jung, Marcus, und offen gesagt“, damit wandte er sich an seine Offiziere, „weiß ich noch nicht einmal dein richtiges Alter!“
Die Männer lachten pflichtschuldig, bevor der Feldherr weitersprach.
„Uns allen ist bekannt, dass man erst im Alter von siebzehn Jahren Legionär werden kann. Die Herkunft meines Adoptivsohnes, den ich liebe wie einen leiblichen Sohn, liegt in grauer Vergangenheit. Als er in mein Haus kam, wusste niemand sein wahres Alter. Als er eines Tages den Wunsch äußerte, in die römische Armee als Legionär einzutreten, habe ich ihn nur gefragt, ob er sich dafür alt genug fühlen würde. ‚Als Soldat ja, Vater, als Offizier nicht‘, war damals seine Antwort, die mir sehr gut gefallen hat. Nun höre, Marcus, ich habe große Pläne mit dir vor. Ich weiß, dass du ein hervorragender Kämpfer bist, dabei aber nicht vorschnell und leichtsinnig. Deine Kameraden können sich auf dich verlassen, und du kennst deine Contubernium so gut wie sie dich. Darum steht mein Entschluss fest. Ab dem heutigen Tag bist du Centurio, auch wenn du diesen Helm bei deinem ersten Auftrag nicht tragen wirst.“ Damit drehte er sich halb um und gab ein Zeichen nach hinten. Ein Offizier trat nach vorn, einen Helm in der Hand. Als Marcus die quer gestellten, rot gefärbten Rosshaare erblickten, die zeigten, dass der Träger ein Centurio war, errötete er unwillkürlich.
„Hier ist dein neues Zeichen, dein Crista transversa, der quer gestellte Rossschweif. Du wirst eine Hundertschaft mit besonderer Aufgabe übernehmen und in einer Stunde deine Einweisungen in diesem Zelt erhalten. Zuvor aber müssen wir diesen Verräter bestrafen.“
Auf das Zeichen seines Vaters kniete Marcus Quintus, während ihm der Offizier den Helm aufstülpte und auf das nächste Zeichen des Feldherrn von einem anderen Tisch ein neues Gladius in seine Hände legte. Er zögerte einen kurzen Moment, dann nahm er einen weiteren Gegenstand von dem Tisch und legte ihn neben das Schwert. Es war der hölzerne Stab, der Vitus, gefertigt aus einer Weinrebe, und Zeichen des Centurius, mit dem er auch bei Strafen seine Soldaten schlug.
Marcus sah verwirrt auf und fing einen warmherzigen Blick aus den Augen seines Vaters auf.
„Das ist mein Geschenk für dich, eine hervorragend geschmiedete Arbeit, die auf meinen Wunsch entstanden ist.“
„Erhebe dich, Centurio!“, raunte der Offizier ihm ins Ohr, und Marcus folgte sofort, legte noch einmal die rechte Hand auf seine Brust und verbeugte sich erneut, wobei ihm um ein Haar der Helm auf die Nasenwurzel geschlagen wäre.
„Heil dir, Centurio Marcus Quintus Germanicus, mein Sohn, mein Stolz!“, rief sein Adoptivvater voller Überschwang laut heraus. Ein Blick zu seinen Offizieren und Ratgebern, und gleich darauf wurde der Ruf donnernd von ihnen wiederholt:
„Ave, Centurio Marcus Quintus Germanicus!“
„Ich wünsche dir Glück und Geschick auf deinem Weg, mein Sohn“, sagte der Feldherr nicht ohne Rührung und trank ihm noch einmal zu. Dann aber reichte er den Pokal mit dem Wein erneut nach hinten, und seine Miene versteinerte sich, als er zu dem Gefangenen sprach.
„Und jetzt zur dir, Germane!“, donnerte der Feldherr, sodass unwillkürlich alle ob des eingetretenen Stimmungswandels zusammenzuckten.
Der Germane schaute furchtlos zu dem Mächtigen auf, aber die eiserne Stange lag jetzt auf seiner Schulter, und sein Wächter schien nur darauf zu warten, sie ihm in den Nacken zu schlagen.
„Eberwin, du bist von deinem Stamm verstoßen worden und zu den Legionären gekommen. Du hast einen Eid auf den Kaiser geleistet und trotzdem deine Kohorte verraten. Du bist schuld am Tod vieler Männer, denn du hast sie deinen Leuten zugeführt, die im Hinterhalt bereitlagen. Dafür hast du den Tod verdient, und das Urteil wird jetzt vollzogen werden!“
„Ich bin zum Sterben bereit!“, antwortete der germanische Gefangene mit erstaunlich fester und gut zu hörender Stimme. „Aber ich habe am Tod meiner Soldaten keine schuld! Es war ein Zufall, dass ich zusammen mit einer Handvoll Männer entkommen konnte. Niemand von uns wusste oder ahnte etwas von dem Hinterhalt!“
Der Feldherr beugte sich leicht vor und funkelte den Germanen wütend an.
„Hast du keine Kundschafter vorausgeschickt? Waren es nicht Marsi, Männer deines Stammes, die im Hinterhalt lagen? Und bist du nicht der einzige Offizier, der den Kampf überlebt hat?“
„Das trifft alles zu, oh Cäsar, aber dennoch bin ich nicht schuld am Tod meiner Legionäre! Kundschafter waren unterwegs, aber niemand berichtete uns von der feindlichen Übermacht, die uns durch einen Pfeilhagel begrüßte, kaum, dass wir einen Fuß in den Wald gesetzt hatten!“
„Es wäre deine Pflicht gewesen, den Wald vorher durch Streifen absuchen zu lassen. Schweig jetzt, Eberwin, du bist zum Tode durch das Schwert verurteilt – bringt ihn weg und steckt seinen Kopf auf eine Lanze im Lager, damit jeder weiß, was mit einem Verräter geschieht!“
Wortlos wurde der Germane von zwei Offizieren an den Armen hochgerissen und aus dem Zelt geführt.
„Und jetzt zu deiner Aufgabe, Marcus. Aber vorher trinken wir einen Schluck auf deinen Erfolg. Denn du wirst Erfolg haben, davon bin ich fest überzeugt!“ Damit beugte er sich weit vor und berührte mit seinen Lippen fast das Ohr seines Adoptivsohnes. Wie ein Hauch kam seine Stimme herüber: „Finde mir diesen germanischen Feldherrn Ariovist, bevor er sein Ziel erreicht hat!“
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Die Krieger hatten sich auf beiden Seiten und oberhalb des Hohlweges verborgen. Es war ein sehr günstig gelegener Platz für den Hinterhalt, denn der Weg war wie durch die Felsen geschnitten und wies auf beiden Seiten unüberwindliche, steinerne Wände auf, an denen man vergeblich nach einem Halt suchte. Die Schlucht, die vor Jahrtausenden durch einen längst ausgetrockneten Nebenarm des Rheins gebildet wurde, war lang und voller Geröll, war aber Teil des römischen Weges vom Militärlager hinunter zum Main.
Mogontiacum lag etwa zwei Stunden zurück, und diese Gegend wurde häufig von germanischen Spähern erkundet, denn der Verkehr zwischen dem befestigten Lager der Legionäre und den nächsten Dörfern war lebhaft, galt es doch für viele Menschen, hier regelmäßig die Verpflegung zu transportieren. Diesen Umstand machte sich nun die Gruppe zunutze, die sich links und rechts des Weges auf den Felsen verborgen hielt, während eine weitere Abteilung den Felsenrand besetzt hatte und die Reserve am Ausgang der Schlucht bereitstand.
Ihre Geduld wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt. Sie waren schon mit dem Morgengrauen auf die Felswände geeilt und hatten ihre Position eingenommen. Doch erst, als die Sonne im Zenit stand, ließ sich der erste Reiter sehen. Vorsichtig lenkte er sein Pferd um ein paar größere Felsbrocken, die vor unendlich langer Zeit einmal von den Wänden losgebrochen und zu Tale gerollt waren.
Die Krieger, die sich hier im Hinterhalt verborgen hielten, machten alle einen finsteren und entschlossenen Eindruck. Wer sie aus größerer Entfernung beobachtet hätte, würde ihr Aussehen als eher ärmlich bezeichnen. Die Männer trugen einfache Hemden oder Kittel über schlichten Wollhosen. Bewaffnet waren sie mit Speeren, Schwertern und Messern, einige von ihnen verfügten über Bogen, die sie jetzt schon fast gespannt bereithielten. Vor diesen Bogenschützen lagen ihre Pfeile griffbereit und nebeneinander für einen schnellen Zugriff.
Die Schwerter waren die typischen Spatha von etwa neunzig Zentimeter Länge und mit einer beidseitig scharf geschliffenen Klinge. Damit konnte ein Germane durchaus einem Legionär mit seinem Gladius-Schwert Paroli bieten. Die Waffen waren in etwa gleichwertig und so ausgewogen, dass sie mit einer Hand geführt wurden.
Dann erhob der Anführer seinen rechten Arm und ließ ihn rasch wieder sinken. Man konnte jetzt deutlich das Schnauben von Pferden, das Knarren von Leder und das gelegentliche, gedämpfte Klirren von Metall gegeneinander vernehmen. Niemand sprach ein Wort, die Gruppe in dem Hohlweg vermied jedes überflüssige Geräusch.
Die sich nähernde Kriegergruppe sah sich immer wieder aufmerksam um und musterte die Steilwände. Plötzlich zügelte der Anführer sein Pferd. Etwas musste ihn misstrauisch gemacht haben, vielleicht war ein Sonnenstrahl von einer Klinge reflektiert worden.
„Jetzt!“, kommandierte daher der Anführer auf der Höhe, und die Bogenschützen erhoben sich, ließen ihre Pfeile in den Hohlweg sirren und duckten sich wieder hinter die Felsen, während eine andere Gruppe die Vorrichtung auslöste, die sie vorbereitet hatten. Dafür genügte nur ein gleichmäßiger Zug an der Hebelstange, die Felsbrocken lösten sich und krachten donnernd in einer großen Staubwolke in den Hohlweg und versperrten wirkungsvoll den Durchgang. Aber die Feinde waren nicht so schnell aus der Fassung zu bringen. Sofort wurden die Pferde gewendet, und die Überlebenden versuchten, das andere Ende des Weges zu erreichen.
Fast schien das zu gelingen, die nunmehr vordersten Reiter sahen schon die zurückweichenden Felswände, als auch hier der Feind aus der Deckung sprang, Bogenschützen ihre todbringenden Geschosse abfeuerten und die ersten Reiter mit Lanzen angegriffen wurden.
„Vorwärts, Männer, treibt sie aus dem Eingang – wir sitzen in der Falle!“, rief ein hünenhafter Reiter, dessen langes, rotes Kopfhaar ihm um die Schultern flatterte, als er sein Pferd antrieb und auf die Männer zuhielt, die jetzt knieten und ihre Lanzen in den Boden gerammt hielten, um die Reiter damit zu empfangen.
Der Rothaarige schwang einen Wurfspieß und schleuderte ihn mit einer solchen Wucht dicht vor den Angreifern, dass er den Schild seines Gegners glatt durchschlug und den Mann noch an der Brust verwundete. Er hatte sein Pferd rechtzeitig vor den Lanzen zurückgerissen und schlug eine Volte, um dann erneut anzugreifen.
Die Männer am Ausgang des Hohlweges zögerten einen Moment.
Als der Rothaarige erneut heranpreschte und ihm diesmal fünf weitere Reiter folgten, die ihre Lanzen warfen, warteten die Bogenschützen auf den Moment, in dem sie ihre Pferde erneut herumrissen. Dann flogen die Pfeile von den Sehnen, und die Pferde brachen zusammen.
Mit lauten Schreien stürzten sich die Angreifer auf die abgeworfenen Reiter, von denen der Rothaarige als Erster wieder auf den Beinen stand. Jetzt hatte er ein Schwert in der Hand, mit dem er so wuchtige Hiebe nach allen Seiten austeilte, dass seine Gegner trotz ihrer Überzahl langsam zurückwichen.
Da erklang ein lauter Ruf hinter den Kämpfenden, und ein neuer Gegner tauchte bei dem Rothaarigen auf, der ihn in so rascher Folge mit Schwertschlägen eindeckte, dass es nun an dem Hünen war, Schritt für Schritt zurückzuweichen.
Als der Mann über einen Felsbrocken rückwärts stolperte, war sein Gegner heran, schlug ihm mit der flachen Klinge auf den Unterarm der Schwerthand und überraschte damit den Mann. Gleich darauf spürte er die Spitze eines Schwertes an seiner Kehle.
„Gib auf!“, rief ihm sein blonder Gegner zu, aber die Rothaarige rollte nur die Augen und riss sein Schwert wieder hoch. Doch mit einem langen Streich schnitt der andere ihm über die Brust, schlitzte den Stoff auf und zog eine blutige Spur über die Brust des Hünen. Mit einem Schmerzenslaut taumelte der zurück und ließ sein Schwert fallen, um zu der blutenden Wunde zu fassen. Sein Gegner setzte sofort nach und hielt ihm erneut die Schwertspitze an den heftig auf- und absteigenden Adamsapfel.
„Ergib dich, oder ich töte dich!“, sagte der Blonde mit einem seltsamen Akzent.
„Wer bist du?“, keuchte der Rothaarige, und die Antwort lautete:
„Der Mann, der dich gleich töten wird, Marser!“
Der Blonde spie die Worte mit so viel Verachtung aus, dass sich das vor Zorn und Kampfeslust ohnehin gerötete Gesicht seines Gegners noch um eine Nuance dunkler färbte.
„Dann töte mich!“
Offenbar hatte der Blonde nicht mit dieser Antwort gerechnet, denn er zögerte kurz. Doch dann lächelte er, nickte leicht und vollführte plötzlich eine so rasche Drehung, dass der andere ihr nicht folgen konnte. Er sah das Schwert in der Hand des Blonden wirbeln und erhielt gleich darauf einen so heftigen Schlag mit dem Schwertgriff gegen die Schläfe, dass er ohnmächtig zusammenbrach. Wie ein gefällter Baum krachte der Mann auf die Steine, und sein Gegner drehte sich lächelnd zu den anderen herum.
„Der wird uns eine wertvolle Geisel werden. Wie steht es nun mit den Marsen?“
So weit sein Blick in den Hohlweg reichte, standen entwaffnete Krieger ihren Gegnern gegenüber, den Blick zu Boden gesenkt, während sie alle einzeln gefesselt wurden.
„Sehr gut, Marc. Wir haben mindestens drei Überlebende gefangen genommen. Ist damit dein Ziel erreicht?“
Marcus Quintus steckte das Schwert wieder in die Scheide, die an einem einfachen Waffengut über dem Hemd hing. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, das von der heftig geführten Auseinandersetzung glühte.
„Fesselt den Rothaarigen und passt auf ihn besonders auf. Und wenn wir zusammen sind, keinen Laut mehr und vor allem – keine römischen Namen! Wir haben es mit einem gefährlichen Gegner zu tun, der Rückschlüsse ziehen könnte, die unsere Pläne durchkreuzen würden!“
„Wir werden schweigen, dafür habe ich unsere Männer noch einmal vor dem Kampf eingewiesen. Aber es wird sich auf Dauer kaum verheimlichen lassen, dass wir keine Germanen sind – selbst bei den Legionären, die diese Sprache beherrschen.“
„Das wird auch nicht erforderlich sein. Wichtig sind mir die Anführer der Marsen. Sie sollen getrennt von den anderen gehalten werden und von uns auf keinen Fall etwas anderes als die germanische Sprache hören. Sorge du dafür, dass du für uns die richtigen Wachen aussuchst und lass uns jetzt aufbrechen. Wir haben noch eine erhebliche Wegstrecke vor uns.“
Der andere nickte und eilte davon, während Marcus Quintus den rothaarigen Hünen jetzt selbst fesselte. Dabei achtete er darauf, dass die Lederriemen so fest gezogen wurden, dass es unmöglich wurde, sie ohne ein Messer zu lösen.
Als er die Hände des Ohnmächtigen band, fiel sein Blick auf den silbernen Ring an seinem rechten Mittelfinger.
Marcus blickte erstaunt auf eine doppelte Schlange, die sich um den Finger des Germanen wickelte.
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Der Schmied hatte für einen Augenblick seine Arbeit unterbrochen, den Hammer auf den Amboss gelegt und war von seinen Blasebälgen, die er mit den Füßen trat, heruntergestiegen, um seinen Besuchern an der Tür zu seiner Schmiede den Weg zu zeigen.
„Seht Ihr diesen Pfad hinauf zu dem Wäldchen? Von hier aus vielleicht eine Stunde zu Fuß und nur in südwestlicher Richtung. Dann kommt eine Weggabelung, aber Ihr bleibt südwestlich. Etwa eine halbe Wegstunde und ihr steht vor der Herberge.“
Der Blonde musterte den großen, fast kahlköpfigen Schmied aufmerksam.
„Und dort treffen wir einen der Führer? Wirklich einen Marsen?“
Der Schmied sah sich bei der Nennung dieses Volksstammes rasch nach links und rechts um. Aber auf der Dorfstraße war niemand unterwegs. Die Sonne meinte es heute wieder besonders gut, die staubige, ausgetretene Straße durch den kleinen Ort lag schattenlos unter ihren Strahlen. In der Ferne krähte ein Hahn, und ein Hund schlug an.
„Ihr solltet doch eigentlich wissen, dass man die Marsen in unserer Gegend nicht sonderlich liebt!“, antwortete der Schmied dann und zog ein mürrisches Gesicht. „Ich hätte Euch gar nicht antworten sollen, als Ihr mich ausgerechnet nach diesen Leuten befragt habt!“
Der Blonde langte in den Gürtel und zog eine Münze heraus, die er dem Schmied in die Hand drückte.
„Schon gut, Schmied. Unser Gewährsmann hat uns versichert, dass wir dir trauen dürfen. Wenn wir die römischen Besatzer endlich aus dem Land jagen wollen, müssen wir zusammenhalten, alle!“
„Aber die Marser ... Ihr wisst es, Herr, sie gehören zu den Sugambren und wurden nach Drusus umgesiedelt ... seit dieser Zeit herrscht Unruhe im Land, die Stämme befehden sich alle, und die Häuptlinge wollen nur noch mehr Macht und Gebiete der anderen dazugewinnen. Das geht nicht gut, ständig wird einer der Häuptlinge von einem anderen umgebracht, anstatt dass man sich einmal zusammenschließt und ... Ihr wisst es schon, Herr, was ich meine ... einmal geschlossen gegen die Römer, und Germanien ist wieder frei!“
Der Blonde nickte schweigend, während sein Begleiter jetzt Zeichen der Unruhe zeigte. Er hatte sich mehrfach umgesehen und trat nun zu den ebenfalls unruhig wartenden Pferden. Die Tiere scharrten mit den Hufen, und der Fuchs, den der Blonde ritt, hatte bereits zweimal gewiehert, als rufe er ungeduldig nach seinem Herrn. Doch dieser dunkelhaarige Begleiter des Sprechers schwieg die ganze Zeit, und zuerst hatte der bärbeißige Schmied angenommen, dass der Mann stumm sei. Doch dann hatte er zweimal zu seinen Erklärungen genickt, und schließlich ein zustimmendes „So ist es!“ gebrummt.
„Die Kriege unter Drusus sind doch schon lange Vergangenheit und wurden von unseren Vätern geführt. Warum sammelt jetzt dieser ... wie nennt er sich noch gleich ... Ariovist die besten Krieger aller Stämme um sich? Woher kommt der Mann überhaupt?“
Jetzt war es an der Haltung des Schmiedes zu erkennen, dass sein blonder Gast etwas zu weit gegangen war. Er zog sich zurück, zeigte plötzlich eine abweisende Miene, stieg wieder auf die Blasebälge und begann, sie mit großem Körpereinsatz kräftig zu treten. Die Bälge fuhren auf und ab und entfachten das Feuer der Schmiede erneut mit einem lauten Fauchen.
Der Schmied beobachtete, wie ein Stück Eisen die rotglühende Farbe annahm, bevor er es mit einer Zange griff, auf den Amboss legte und mit wuchtigen Hammerschlägen bearbeitete. Dabei zeigte seine ganze, ablehnende Körperhaltung, dass für ihn das Gespräch beendet war. Nicht so jedoch für den blonden Besucher.
„Du könntest mir doch wenigstens noch etwas über diesen Ariovist erzählen, Schmied!“
„Wer – ich?“, sagte der Glatzköpfige zwischen zwei mächtigen Hammerschlägen.