ORIGINALAUSGABE
Ungekürzt
©Copyright/Originalausgabe 2019:Mala Niem - Autorin
Herausgeber:Marlies Dockenwadel Consult-Project
Herstellung und Verlag:©2019
BoD – Books on Demand GmbH,
Norderstedt
ISBN-Nr.:9783749427277
©Copyright Coverpicture 2019
Marlies Dockenwadel
Consult-Project, Deutschland
Gestaltung und Design:Mala Niem
Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors/Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umwelthinweis:
Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
Ein jeder Klang aus voller
Seele ist eine wirkungsvolle
Tat.
Lorenz Kellner
(1811 - 1892), deutscher katholischer Pädagoge
Quelle: »Pädagogik der Volksschule in Aphorismen«, 1854
„Malcom Bloons, Du solltest Dich in Grund und Boden schämen. Schau Dich an! Schau Dich um! Pfui Teufel, es stinkt bestialisch hier! Was ist nur aus Dir geworden?“
Lena war entsetzt, sie stand vor ihm im Wohnzimmer, ihren beigefarbenen Sommermantel hatte sie erst gar nicht ausgezogen.
Malcom saß, nein besser gesagt, er lag ausgestreckt in einem verdreckten Sessel vor einem verdreckten Couchtisch in einer verdreckten Wohnung. Der Aschenbecher war längst übergequollen, Asche und Zigarettenstummel lagen verstreut auf dem Tisch. Einige Zigaretten hatten deutliche Brandlöcher auf dem einst so teuren Teppich hinterlassen.
Auf dem Tisch stapelten sich die Bierdosen, deren Inhalt hässliche braune Flecken auf dem Tisch und auf Malcoms Hemd hinterlassen hatte.
Der Rest der Wohnung war vollkommen verwahrlost und Müllberge undefinierbaren Morasts stapelten sich, wohin das Auge blickte. Aus dem einst so schönen Haus war ein einziges Dreckloch geworden.
Malcoms Haare waren fettig, die braunen Haarsträhnen hingen kraftlos an seinem Kopf herab und waren mit seinem Schweiß verklebt.
Sein Hemd hing aus der Hose, schief zugeknöpft und stand vor Dreck. Die Jeans sah nicht besser aus. Er war barfuß. Malcom bot ein bemitleidenswertes Bild, aber Lena fühlte kein Mitleid, sondern nur noch Abscheu vor dem Mann, den sie noch immer ihren Freund nannte.
Anstatt zu antworten, hob Malcom eine halb ausgetrunkene Whiskyflasche hoch und prostete ihr mit einem seltsamen und unheimlichen Lächeln zu. Seine Gesichtszüge entglitten ihm.
Tränen traten in ihre Augen. Lena ging zum Fenster, starrte eine Weile wortlos hinaus auf die Straße, dann öffnete sie es, um den Gestank dieser Wohnung wenigstens für einen Augenblick zu verbannen.
„Ich bin eigentlich nur gekommen, um Dich daran zu erinnern, dass Lari morgen ihren ersten Schultag hat. Du hattest ihr fest versprochen, sie und mich zu begleiten. Sie schämt sich, weil sie keinen Papa hat und Du weißt, wie sehr sie an Dir hängt. Aber es ist zwecklos, saufe einfach weiter. Ich frage Jeremy, ob er Lari begleitet. Sie wird enttäuscht sein, so furchtbar enttäuscht! Ich weiß auch noch nicht, welche Geschichte ich ihr verkaufen kann, weshalb Du nicht dabei bist, aber so…“, sie sah ihn wieder an.
Malcom hatte für einen Moment das Lächeln abgelegt und starrte Lena schweigend an. Seine Augen waren ausdruckslos und seine Gesichtszüge entglitten ihm erneut. Er versuchte aufzustehen, überlegte es sich dann aber anders und rutschte in seinem Sessel etwas tiefer. Sein wirrer Gesichtsausdruck blieb.
„Vergiss es! Vergiss einfach, dass ich hier war, streiche Larissa und mich einfach aus Deinem Leben. Es hat uns nie gegeben.“
Noch immer sagte Malcom kein Wort und starrte sie nur weiterhin an. Dann nickte er fast unmerklich.
Lena wandte sich zum Gehen, ließ das Fenster aber geöffnet.
„Lena….!“
Sie blickte ihn direkt an. „Was? Malcom, was?“
„Ich wäre bestimmt gekommen.“
Kopfschüttelnd ging Lena hinaus in die Diele, bevor sie die Tür öffnete, sagte sie zu ihm: „Wenn Du endlich bereit bist, Dein Leben wieder in den Griff zu bekommen und mit dieser elenden Sauferei aufhörst, dann weißt Du ja, wo Du mich findest.“
Dann ging sie hinaus und ließ ihn zurück. Malcom starrte seine Whiskyflasche an. Bevor er nochmals einen kräftigen Schluck nahm, sagte er: „Prost, Lari. Ich wäre doch gekommen. Und morgen höre ich auf zu trinken, spätestens übermorgen, aber ganz sicher nächste Woche.“
Es dauerte noch weitere drei Monate, bis Malcom beschloss, sich sein altes Leben zurückzuholen.
Malcom wachte mit fürchterlichen Kopfschmerzen auf. Das Sonnenlicht dieses Oktobermorgens brannte in seinen Augen. Er blinzelte. Noch bevor er richtig wach war, nahm er den Gestank von Urin und Schweiß wahr. Als er die Augen öffnete, wusste er zunächst nicht, wo er sich befand und wie um alles in der Welt er dort hingekommen war.
Das Sonnenlicht schien durch Gitterstäbe, direkt auf die dreckige Pritsche, auf der er lag. In dieser Zelle waren fünf weitere Männer untergebracht, zwei Mexikaner und drei Farbige. Die Zelle war durch weitere Gitterstäbe vom Police-Office getrennt, vor der Tür saßen zwei Beamte.
Erschrocken richtete Malcom sich auf. Sofort durchzuckte ein stechender Schmerz seinen Kopf.
„Wo bin ich?“
Einer der Mexikaner grinste ihn an. Seine verfaulten Zähne kamen zum Vorschein und Malcom hatte eher den Eindruck, mit einem bissigen Hund eingeschlossen zu sein. Er ging schleppend auf die Gitterstäbe zu und rief einen Beamten.
„Wo bin ich, Sir? Wieso bin ich hier? Was ist geschehen?“
Der Beamte, der sich als Sheriff Saulter vorstellte, erklärte ihm, Malcom würde sich im Gefängnis der Stadt Killeen befinden, denn er habe tatkräftig bei einer Massenschlägerei mitgemischt, weshalb er dann auch unter seinem lauten und unflätigen Protest verhaftet wurde.
„Killeen? Massenschlägerei? Aber… wie bin ich denn nach Killeen…?“ Malcom wusste wie sinnlos es war, den Beamten danach zu fragen.
Er musste nachdenken, an irgendetwas würde er sich sicher gleich erinnern, wenn diese dämlichen Kopfschmerzen endlich aufhörten.
„Sir, ich würde gerne auf die Toilette und mich etwas frisch machen.“
Der Beamte wies mit dem Kopf in die Ecke der Zelle. „Dort haben Sie alles, was Sie brauchen, Mister.“
Völlig niedergeschlagen ging Malcom zu der Toilette und entleerte sich, aber nur, weil er es wirklich nicht mehr aushielt und der Druck seiner Blase ihn daran hinderte, klare Gedanken zu fassen. Dann wusch er sich Gesicht und Hände und spülte seinen Mund aus. Über dem Waschbecken hing kein Spiegel. Vielleicht auch gut so, so blieb ihm wenigstens für den Augenblick sein desolater Zustand verborgen.
Es vergingen zwei Stunden, bis er einen heißen Kaffee und einen Bagel bekam. Ohne Appetit verschlang er ihn, aber der Kaffee weckte in ihm neue Lebensgeister.
Malcom fragte sich, ob er bereits seinen Verstand versoffen habe. War er wirklich an dem Punkt angelangt, wo es kein Zurück mehr gab?
Wenn ihm früher seine Mandanten erklärten, sie könnten sich an den Tathergang nicht mehr erinnern, hatte er sie innerlich ausgelacht und ihnen keinen Glauben geschenkt. Und jetzt? Jetzt saß er in einer stinkenden Zelle mit ebenso stinkenden Mitgefangenen und fühlte sich, als hätte ihn ein Panzer überrollt.
Er wusste nur zu gut, was nun geschah. Die Beamten würden seine Personalien feststellen, Fingerabdrücke nehmen, ihn erkennungsdienstlich behandeln und seine Fotos mit in die Verbrecherkartei aufnehmen. Und je nachdem, was er angestellt hatte, würde er gleich dem Haftrichter überführt, bestenfalls würde ein Verwandter ihn gegen Kaution auslösen können.
Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Zellentür geöffnet und die Männer wurden einer nach dem anderen herausgeführt, selbstverständlich nicht ohne ihnen Handschellen anzulegen. Malcom kam als letzter an die Reihe.
Der Raum, in dem ihm ein Stuhl angeboten wurde, war hell erleuchtet und nur mit zwei weiteren Stühlen und einem Tisch ausgestattet.
Ein korpulenter Beamter nahm seitlich von ihm Platz. Wenigstens hatte dieser ihm die Handschellen abgenommen, allerdings unter der Androhung, diese sofort wieder anzubringen, sollte Malcom auch nur zucken.
Ein weiterer Beamter mit zu viel Gel im Haar und einem gestylten Schnurrbart betrat den Raum und setzte sich Malcom gegenüber.
„Mein Name ist Jonathan Moore. Ich bin der zuständige Sheriff in Killeen. Ich werde Ihnen zunächst einige Fragen zu Ihrer Person stellen. Ich weise Sie darauf hin, alle Fragen zur Person müssen Sie beantworten. Ferner weise ich Sie auf Ihre Rechte hin. Sie haben das Recht zu schweigen, sollten Sie sich durch Ihre Aussage selbst belasten. Wenn Sie aber reden, muss dies der Wahrheit entsprechen. Falschaussagen werden entsprechend geahndet. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sollten Sie sich keinen leisten können, kann Ihnen ein Pflichtverteidiger zu Seite gestellt werden. Haben Sie das verstanden?“
„Ja, Sir, ich habe es verstanden und ich benötige keinen Rechtsanwalt.“
„Nun gut, dann bitte Name, Geburtsdatum und Geburtsort, Adresse, Beruf und eventuelle Vorstrafen.“
Malcom atmete tief durch und schloss die Augen. „Mein Name ist Malcom Arthur Bloons, geboren am 05. Mai 1982 in Houston/Texas. Ich wohne in Corpus Christi, 135, Beach Avenue. Ich bin Jurist und ich habe keinerlei Vorstrafen.“
Erstaunt blickte Jonathan Moore auf. „Sie sind Jurist?
Dann sollten Sie ja wissen, was Ihnen blüht!“
„Ja Sir, aber wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, dass ich mich an nichts erinnern kann, nicht einmal daran, wie ich überhaupt von Corpus Christi hierhergekommen bin, würden Sie es mir sicherlich nicht glauben.“
„Oh doch, Mr. Bloons, das würde ich Ihnen ausnahmsweise sogar glauben.“
Nun staunte Malcom.
„Wissen Sie, wir haben hier in der Gegend seit geraumer Zeit ein erhebliches Problem mit sogenannten K.O.-Tropfen, insbesondere in der Gegend, wo wir Sie aufgefunden haben. Selbstverständlich haben wir Ihnen gestern noch Blut abgenommen und konnten eine erhebliche Menge dieser Substanz in Ihrem Blut nachweisen.“
Malcom zog seinen rechten Hemdsärmel hoch und entdeckte in der Tat einen von einem Pflaster überdeckten Einstich.
„Ich kann Sie beruhigen, einige Bruchteile des gestrigen Tages werden nach und nach wieder in Ihr Gedächtnis kommen, aber ob Sie sich über die Erinnerungen freuen werden, kann ich Ihnen nicht garantieren.“
„Können Sie mir sagen, wo Sie mich verhaftet haben? Ihr Kollege sagte etwas von einer Massenschlägerei.“
Jonathan grinste breit und musterte Malcom. „Die Streife wurde zum „Crazy Coyot“ gerufen, einer zwielichtigen Spelunke, die mehr als einmal in der Woche durch Drogen und Schlägereinen auffällt. Dort war in der Tat eine Schlägerei zwischen einigen Gästen und einer Motorradclique im Gange. Als die Beamten erschienen, flüchteten die Motorradfahrer auf ihren Bikes. Die Streifenbeamten konnten dann die restlichen Krawallbrüder einsammeln.
Sie selbst lagen hinter den Mülltonnen am Eingang der Kneipe. Die Kollegen wussten nicht, ob Sie zusammengeschlagen worden sind oder inwiefern Sie an dem Tanz beteiligt waren. Jedenfalls konnten Sie sich nicht auf den Beinen halten und haben unzusammenhängendes Zeug gebrabbelt. Darüber hinaus waren Sie überaus unflätig den Beamten gegenüber. Deshalb nahmen Sie die Kollegen erst mit zu der Blutprobe, bevor Sie in der Zelle übernachten durften.“
Malcom schüttelte ungläubig den Kopf.
„Dennoch kommen wir nicht umhin, Sie erkennungsdienstlich zu erfassen. Wenn Sie keine Probleme machen, können Sie danach gehen. Leider haben wir keinerlei Papiere oder gar eine Geldbörse bei Ihnen gefunden, was uns aber nicht weiter verwundert hat.“
Erleichtert stimmte Malcom dem Procedere zu. Nach einer weiteren Stunde stand er vor dem Polizeirevier auf der Straße.
Da vorbeigehende Passanten ihn angewidert anstarrten, befürchtete er, sein äußerlicher Zustand sei desolater und furchterregender, als er annahm. Er suchte eine öffentliche Toilette auf und erschrak vor seinem eigenen Spiegelbild.
Eine ganze Weile starrte er fassungslos in sein Gesicht, dann erinnerte er sich an Lenas Worte.
„Ja, Malcom Bloons, ich sollte mich in Grund und Boden schämen. Ich schau mich an und bin entsetzt. Pfui Teufel, ich stinke bestialisch! Was ist nur aus mir geworden!“
Mit zittrigen Händen entkleidete er sich völlig und begann, sich so gründlich, wie es diese Örtlichkeit eben zuließ, zu waschen, auch sein Haar.
Seine Kleidung war zwar schmutzig und roch unangenehm, aber er selbst fühlte sich nun wesentlich besser. Er sehnte sich eine Rasur herbei.
„So geht das nicht weiter, Malcom. Du musst etwas ändern, und zwar schnell, sehr schnell“, sagte er zu sich.
Jetzt wurde er sich wieder seiner Lage bewusst! Er hatte weder Geld noch Papiere bei sich und zwischen Killeen und Corpus Christi lagen einige hundert Meilen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als bis zum nächsten Truck-Stopp zu laufen.
Doch er hatte an diesem Tag Glück. Ein LKW-Fahrer, der nicht besser aussah und besser roch als er selbst, nahm ihn mit bis an die Küste. Malcom dankte ihm und schlich in seine Wohnung.
Als würde er dieses Chaos zum ersten Mal in seiner Wohnung sehen, blieb er angewidert stehen. „Wie kann ein Mensch nur so leben?“
Bis zum späten Abend war die Wohnung wieder in einem relativ sauberen Zustand, der Müll war entsorgt, die Flaschen im Container.
Malcom stand unter der heißen Dusche und wusch sich den Dreck und seine Schande ab. Nach der Rasur getraute er sich wieder, in den Spiegel zu schauen. Noch immer war ihm der Anblick seines Ichs fremd, jedoch war er fest entschlossen, sich sein Leben zurückzuerobern.
Er ging zum Telefon und wählte eine Nummer. Nach einigem Klingeln meldete sich Jeremy.
„Hi Jeremy, hier ist Mal. Ist Deine Schwester zu Hause? Kann ich sie bitte sprechen?“
Ohne eine Antwort wurde der Hörer am anderen Ende der Leitung beiseitegelegt und Malcom hörte, wie Jeremy nach Lena rief.
Ein zögerliches „Hallo Mal“ drang an sein Ohr.
„Hallo Lena, ich hoffe es geht Dir und Larissa gut und natürlich auch Jeremy. Ich mache keine großen Worte, Lena.“ Malcom schluckte. „Ich brauche Deine Hilfe! Ich möchte Dich bitten, mich zum Retirement Mirador zu begleiten. Ich möchte einen Entzug machen und mein Leben neu ordnen. Wirst Du das für mich tun?“
Lena blies die Luft durch ihre Wangen. „In Ordnung Mal. Ich bin in einer Stunde bei Dir. Packe inzwischen Deine Koffer. Du wirst für eine lange Zeit nicht mehr zurückkehren.“
Schweigend waren sie über weite Strecken der Fahrt in Lenas Fahrzeug nebeneinander gesessen, die Begrüßung war ebenfalls kühl und wenig persönlich ausgefallen. Lena sah erschöpft aus. Es war ihr anzumerken, wie schwer sie sich und ihre kleine Tochter durchs Leben kämpfen musste. Jeremy war sicherlich keine große Stütze, aber immerhin ging er arbeiten und trug einen Teil zum Lebensunterhalt bei.
Die Einfahrt zum Mirador war durch Palmen links und rechts gesäumt und endete vor einer parkähnlichen Grünanlage. Der Rasen war dicht und gut gepflegt.
Das Gebäude hatte vom äußeren Schein her so gar nichts mit einem Krankenhaus oder einer Entzugsklinik zu tun, vielmehr mit einem großzügig angelegten Wohnhaus mit mehreren aneinandergereihten Gebäudeteilen. Fast gar wie eine moderne Ranch eines reichen Großgrundbesitzers.
Der graubraune Steinbau war mit einem grauen Dach ausgestattet, der Eingangsbereich war vorgebaut und einladend. Sechs mit Efeu berankte Arkadenbögen mussten passiert werden, erst dahinter verbarg sich die eigentliche Eingangstür. Ein überaus gepflegtes Anwesen, wenn auch sehr abgelegen, weit weg von der Großstadt.
Malcom schnappte sich seine Koffer und eilte zielstrebig auf die Arkaden zu, so, als hätte er Angst, irgendjemand würde ihn am Eintreten ansonsten im allerletzten Moment noch hindern. Er wartete auf die Hand auf seiner Schulter, die ihn zurückzog. Aber es gab keine Hand, also trat er ein.
Lena folgte ihm. Sie würde bei ihm bleiben, bis der Check-in erfolgt war und das Personal sie über die Gepflogenheiten dieser Klinik in Kenntnis setzen würde.
Immerhin war es inzwischen ein Uhr nachts. Institutionen wie das Mirador jedoch, kennen keine Öffnungszeiten. Hier sind Tag und Nacht und Nacht und Tag immer gleich. Vierundzwanzig Stunden täglich an sieben Tagen in der Woche. Jederzeit bereit, die alkohol-und drogenkranken Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
„Hast Du Dich angemeldet, Mal?“
„Nein, das habe ich nicht, ich dachte, sie werden mich nicht wegschicken.“
„Mal, das glaube ich jetzt nicht! Weißt Du nicht, dass diese Einrichtungen ewig lange Wartezeiten haben? Was, wenn sie Dich doch wegschicken?“
Aber Malcom wurde nicht weggeschickt, die Institution fand einen Platz für ihn, zumal Malcom die ersten drei Monate der Behandlung cash im Voraus bezahlte.
Malcom und Lena standen an der Rezeption. Schon beim Eintritt in diesen Bereich hatte der Anblick Lena sprachlos gemacht. Sie hatte sich solche Kliniken ganz anders vorgestellt. Dunkler, unfreundlicher, unpersönlicher. Hier im Wartebereich jedoch fand sie helle Einrichtungen, große Fensterfronten und nett arrangierte Sitzgruppen vor.
Lena und Malcom wurden gebeten, einige Formulare auszufüllen, eine nette Krankenschwester brachte trotz der vorgerückten Stunde Tee und Gebäck.
„Der Doktor kommt gleich zu Ihnen und wird Ihnen alles erklären“, mit einem freundlichen Lächeln zog sie sich wieder zurück und ließ Malcom und Lena mit den Formularen allein.
Bewundernd sah sich Lena um. „Das alles hier wirkt auf mich wie eine Schönheitsfarm, keinesfalls würde ich hier eine Drogenklinik vermuten“, stellte Lena fest.
„Das ist ein durchaus zutreffender Vergleich, Ma`m“, unbemerkt war der Doktor zu ihnen getreten, „denn wenn die Patienten uns verlassen, sind sie nicht nur äußerlich kaum wiederzuerkennen, strahlen nicht nur äußerlich Gesundheit und Vitalität aus, sondern strahlen auch aus dem Inneren heraus. Man sagt nicht zu Unrecht, wahre Schönheit kommt von innen.“
Malcom und Lena erhoben sich, begrüßten den Doktor und stellten sich vor.
„Mein Name ist Professor Lykerman, ich bin Ihr zuständiger, behandelnder Arzt und gleichzeitig der Klinikleiter. Sie werden im Laufe der Woche weitere Kollegen von mir kennenlernen und zusammen mit diesen und den Therapeuten an Ihre innere und äußere Schönheit arbeiten. Bitte nehmen Sie doch wieder Platz!“
Der Professor war eine große und sehr kräftige Erscheinung, sein Haar war bereits ergraut, seine Augen wachsam und flink. Er hatte große kräftige Hände und manikürte Fingernägel. Insgesamt machte er einen sympathischen Eindruck.
Professor Lykerman setzte sich ebenfalls, blätterte in der noch recht dünnen Akte Malcom Bloons und verglich mit Malcom seine persönlichen Daten sowie die Anschrift, fragte seinen Beruf ab und sah Malcom dann streng an.
„Jeder Patient, der in dieser Klinik aufgenommen wird, hat die gleichen Rechte und Pflichten. Es gibt keine Privilegien, keinerlei Ausnahmen.
Wir haben auf den Stationen alle Altersgruppen, alle Berufsgruppen, reiche Menschen, studierte Menschen, arme Menschen. Die Krankheit macht vor keinem materiellen und gesellschaftlichen Status Halt.
Ich warne Sie, die Dämonen zu bekämpfen, wird kein Zuckerschlecken! Und ganz offen gesprochen, viele Patienten sind dem hohen Druck nicht gewachsen, dieser Schwerstarbeit nicht gewachsen, dieser körperlichen und vor allem auch psychischen Belastung nicht gewachsen.
Auch Sie kommen mit der hohen Erwartung, damit wir Ihr Leben wieder in Ordnung bringen, nicht wahr, Mister Bloons?“
Automatisch nickte Malcom.
„Von diesem Gedanken müssen Sie sich sofort verabschieden. Nicht wir werden Ihr Leben wieder ordnen, das nämlich müssen Sie ganz alleine machen, vorausgesetzt, Sie wollen es überhaupt wieder in Ordnung bringen. Sie wollen es aus tiefstem und ganzem Herzen und vor allem aus freien Stücken.
Nicht Ihre Frau, Ihre Kinder, Ihre Eltern und Familie, Ihre Freunde müssen das wollen, ganz alleine Ihr freier Wille ohne Einschränkung, ist der Schlüssel zum Erfolg. Wer sich helfen lassen will, dem wird geholfen. Dieser Jemand bekommt unsere ganze uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Unterstützung.“
Der Professor machte eine bedeutsame Pause.
„Wer aber im Hinterkopf hat, es für die genannten Personen tun zu müssen, ohne die eigene Überzeugung zu haben, der wird scheitern! Wer meint, der Onkel Doktor biegt mich schon wieder hin, ohne dafür etwas tun zu müssen, der scheitert ebenfalls!“
Malcom räusperte sich. „Ich bin freiwillig hier, niemand hat mich dazu gezwungen. Ich stehe am Abgrund und…“
Professor Lykerman hob die Hand und deute Malcom an, zu schweigen. „Haben Sie schon einmal einen Entzug hinter sich? Oder haben Sie es vielleicht bereits auf eigene Faust versucht, trocken zu werden?“
„Weder das eine, noch das andere.“
„Sehr gut. Oder vielleicht auch nicht, denn dann wissen Sie noch nicht, welche Höllenqualen Sie durchleben werden.“
Lykerman nahm kein Blatt vor den Mund und Malcom ahnte bereits, wie stark ihn die volle Breitseite dieses Entzugs treffen würde.
Lena saß aufrecht da, sie spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie schluckte schwer und atmete tief durch. Es half ihr.
„Wie lange trinken Sie schon?“
„Es begann vor fünf Jahren, ganz langsam und schleppend, aber in den letzten eineinhalb Jahren war ich jeden Tag ziemlich betrunken. Ich bin mittlerweile auf die harten Sachen umgestiegen.“
Lena nickte zustimmend mit zusammengekniffenem Mund.
„Wann haben Sie das letzte Mal Alkohol zu sich genommen, Mister Bloons?“
„Gestern. Seither habe ich nichts mehr getrunken.“
Professor Lykerman schmunzelte.
„Wann haben Sie den Entschluss gefasst, hierher zu kommen?“
Malcom presste die Lippen aufeinander. „Ich wusste es schon eine ganze Weile, ich kann so nicht weitermachen, aber den endgültigen finalen Beschluss habe ich heute Vormittag gefasst.“
„Sie oder Ihre Partnerin?“
„Nein, die Entscheidung habe ich ganz alleine für mich getroffen. Ich habe Miss Lena Ashborn gebeten, mich abzuholen und hierherzufahren.“
„Interessant, heute beschlossen und heute schon hier. Wenigstens waren Sie nicht volltrunken, als Sie sich entschieden, Ihre Schönheit zurückzugewinnen.“
Malcom fuhr sich nervös durch sein Haar, erst jetzt bemerkte er seine zittrigen Hände. Er versuchte seine Hände zu verbergen und Professor Lykerman tat, als hätte er es nicht bemerkt.
„Jetzt glauben Sie, stark zu sein, ein Herakles. Bereit für die zwölf Heldentaten. Fest entschlossen, sich dem Kampf gnadenlos zu stellen und zu siegen!
Ich kann Ihnen aber versichern, aus dem Herakles wird in ein bis zwei Tagen ein Eurystheus, nur werden Sie keine Tonne finden, in der Sie sich verkriechen können. Sie werden öffentlich leiden! Ich versichere Ihnen, Sie werden von uns kein Mitleid bekommen.
Natürlich werden Sie medizinisch und psychologisch betreut, wenn die körperlichen Qualen zu stark werden, werden wir Sie mit entsprechenden Medikamenten unterstützen.
In den ersten zwei Wochen werden Sie in der geschlossenen Abteilung untergebracht. Dort werden wir zunächst Ihren Körper entgiften. Kein Besuch, keine Telefonate, kein Internet, kein Ausgang.
Je nach Verfassung werden wir Ihnen danach gestatten, auf eine offene stationäre Abteilung zu wechseln. Sie bekommen dort ein Einzelzimmer und werden sich den Gepflogenheiten, Regeln und Therapiemaßnahmen unterwerfen. Dort entgiften wir dann Ihre Psyche.
Nach und nach werden wir einige Be- und Einschränkungen lockern und Ihnen auch gestatten, zu telefonieren oder Besuch zu empfangen.
Auf der offenen Station können Sie sich frei bewegen. Sie dürfen auch in den Garten oder ins hauseigene Schwimmbad.
Das Gelände allerdings dürfen Sie in den ersten drei bis vier Monaten nicht verlassen.
Wir werden Sie ganz langsam wieder ins Leben da draußen hinausführen. Sie werden in Begleitung mit unseren Therapeuten in die Stadt fahren, mal zum Einkaufen, mal, um eine Pizza zu essen oder nur einfach um spazieren zu gehen. Manchmal machen Sie das mit dem Therapeuten alleine, manchmal in der Gruppe, damit wir sehen, wie Ihnen die Freiheit gefällt und was Sie daraus machen.
Jeder Regelverstoß zieht Sanktionen nach sich, bis hin zur Beendigung der Therapie, sollten wir Sie mit Drogen oder Alkohol erwischen. Sollten Sie auch nur eine einzige Schnapspraline vertilgen, werden Sie sofort und ohne jede weitere Begründung aufgefordert, diese therapeutische Anlage zu verlassen. Ist Ihnen das wirklich klar?“
Malcom sah Lykerman direkt in die Augen. Malcoms Angst wuchs und der Arzt bemerkte es.
„Sie sollten sich nicht fürchten. Sie sollten sich auf Ihre neue, vielleicht letzte Chance freuen.“
Malcom kniff die Lippen zusammen und sackte ein wenig tiefer in die Sitzgruppe.
„Ich lasse Sie gleich von einem Pfleger abholen, der Sie auf die geschlossene Station bringt und Ihnen die ersten Ein- und Anweisungen gibt. Er wird Ihre Koffer durchsuchen und alles entfernen, was in diese Klinik nicht hingehört, vor allem auch Dinge, mit denen ein Suizid erfolgen könnte.“
„Ja, natürlich“, mehr brachte Malcom nicht heraus. Er blickte zu Lena, die ihn angstvoll anschaute.
„Haben Sie schon einmal daran gedacht, sich umzubringen?“
Malcom war entsetzt und bestritt dies vehement. Auch Lena war aufgeschreckt. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
Der Professor machte fortwährend Notizen in der Akte Malcom Arthur Bloons.
„Noch ein paar kleine Dinge, dann sind wir für heute fertig“, versprach Lykerman.
„Zweimal im Monat gibt es für Angehörige eine Gesprächsrunde, ein Austausch und auch psychologische Hilfestellungen. Dieses Treffen findet ohne die Patienten statt. Auch Angehörige brauchen Hilfe, denn diese sind und waren mit der Situation überfordert. Ein Trinker in der Familie oder im Freundeskreis bedeutete für sie in erster Linie, in permanenter Angst zu leben, dass das Umfeld etwas von dem Desaster bemerkt. Sie sind weite Teile ihres Lebens damit beschäftigt, alles zu vertuschen, zu verheimlichen, aus wohl falsch verstandenem Schamgefühl. Alkohol- und Drogenmissbrauch sind heute noch immer gesellschaftliche Tabuthemen. Leider.
Nicht selten sind die Angehörigen durch die Drogen- oder Alkoholexzesse des Partners finanziell am Ende, haben keine sozialen Kontakte mehr oder sind selbst depressiv.
Ihr Umfeld hat zunächst sicherlich unbewusst, später ganz bewusst die Trinkerei gedeckt und bis zu einem Maße auch unterstützt. Ihr Umfeld hat sich genau wie Sie verändert und lange alles ertragen, bis irgendwann der Familie oder den Freunden die eigene Kraft ausging.
Erst wenn der Abhängige keine Unterstützung und Toleranz mehr erfährt, stellt sich bei ihm eine Bewusstseinsänderung ein. Erst wenn der abhängige Mensch merkt, alles um ihn herum ist zerstört, nicht nur die Familie, auch der Beruf, vielleicht ist sogar der Führerschein weg. Die Liste wäre ellenlang! Erst dann, wenn er keine Deckung mehr zu erwarten hat, jeder sich von ihm abwendet, beginnt seine Chance! Nämlich zu erkennen, wie krank er in Wahrheit ist!
Alkoholabhängigkeit ist genau wie Drogenabhängigkeit eine anerkannte Krankheit in der Medizin und Psychologie, nicht aber in der Spießbürgergesellschaft um uns herum.
Wenn Familie und Freunde Trinkerei oder Drogenkonsum nicht mehr tolerieren, nicht mehr unterstützen, sich vielmehr öffentlich zu dem Problem bekennen, kann sich die Situation ändern. Erkennen und Bekennen, das sind die Zauberworte. Für den Kranken gleichwohl, als für alle anderen Beteiligten in seinem Umkreis.
`Ich bin Alkoholiker´ oder ich bin ein Junkie´, dies muss dem Kranken bewusst sein und dazu muss er stehen.
Natürlich ist der Erfahrungsaustausch für die Angehörigen freiwillig, aber für die Genesung unserer Patienten ist es sehr wichtig, auch diese Personen mit in den Therapieplan aufzunehmen, nicht zuletzt, um auch diese Personengruppe wieder zu stärken und zu unterstützen, zu Kräften kommen zu lassen.
Ich versichere Ihnen, das Leben wird nie wieder so werden, wie es vor dem Alkoholmissbrauch oder der Abhängigkeit war. Patient und Familie werden sich verändern, entweder sie finden wieder zusammen oder nie mehr! Beides ist gut, wie es kommt. Was auch immer der künftige Weg sein wird, wir werden ihn begleiten.“
„Ich würde gerne zu den Sitzungen der Angehörigen kommen, wenn Malcom es erlaubt.“ Erstmals meldete sich nun Lena zu Wort.
Dankbar lächelnd nahm Malcom ihre Hand und nickte. Professor Lykerman schrieb Lenas Daten in die Akte Bloons.
„Egal welcher Schicksalsschlag Sie ereilt hat, gebe ich Ihnen ein Letztes mit auf den Weg: Niemand trinkt ohne Grund, aber Sie allein sind für Ihren Zustand verantwortlich. Sie allein haben sich in diese Situation hineinmanipuliert. Sie allein sind verantwortlich, auch – oder ganz besonders – für sich selbst. Sie hatten immer die Wahl, einen anderen, vielleicht konfliktreicheren Weg zu gehen, aber Sie haben den Weg der Flasche gewählt. Niemand hat Sie zu einem Alkoholiker gemacht, das haben Sie ganz alleine geschafft!“
Malcom war schockiert. Diesen Punkt zu verinnerlichen würde die größte Herausforderung in der Therapie werden.
Professor Lykerman erhob sich freundlich lächelnd. „Haben Sie für diesen Moment noch Fragen, bevor ich den Pfleger anweise, Sie abzuholen?“
Zögernd wandte sich Lena an ihn. „Wie sind die reellen Chancen, ich meine, auf Heilung, statistisch gesehen, meine ich natürlich.“
„Es gibt keine Heilung für einen alkoholkranken Menschen! Das ist eine Tatsache, die Sie verstehen und annehmen müssen, denn das ist überaus wichtig.
Ein alkoholkranker Mensch wird zeitlebens immer alkoholabhängig bleiben. Er darf nie mehr auch nur einen Schluck Alkohol zu sich nehmen. Die geringste Menge würde ihn wieder in die Abhängigkeit führen. Das Rückfallrisiko bleibt ein Leben lang bestehen. Selbst die alkoholfreien Biere, Sekte und andere Push-Ups sind und bleiben lebenslang Risikofaktoren.
Stabile, alkoholabhängige Menschen können sich diese Getränke hin und wieder gönnen, obwohl wir Ärzte dringend von dem Konsum abraten, denn auch in diesen Getränken ist eine kleine Menge Alkohol. Allein schon der Geruch oder der Geschmack, ja selbst ein Stück Rum-Torte, kann einen Rückfall hervorrufen.
Sie fragen mich nach Statistiken? Zwei von zwölf Alkoholkranken haben eine gute Chance auf eine lebenslange Abstinenz.
Jeder Mensch, jedes Schicksal ist individuell. Erfolg oder Misserfolg sind immer abhängig vom körperlichen Verfall, nämlich von dem Fortschritt der durch den Alkohol hervorgerufenen Organschädigung, wie Leber und Bauchspeicheldrüse, und vor allem von der positiven oder negativen Perspektive, die das Leben bereithält.
Zwei gerettete Leben! Zehn Leben, die von Alkohol oder auch Drogen zerstören werden, kurz oder mittelfristig! Verstehen Sie mich nicht falsch, wir versuchen jeden einzelnen zu retten, aber der Patient muss sich auch retten lassen wollen. Wie gesagt, jeder ist für sich selbst verantwortlich.“
Mit diesen niederschmetternden Worten verließ er Malcom und Lena.
„Malcom, bitte verspreche mir, Einer dieser beiden zu sein. Nicht für mich, Malcom, aber für Larissa und vor allem für Dich.“
Die erste Woche war die Hölle für Malcom.
Andere Menschen regelten jetzt seinen Tagesablauf, es gab Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Abendbrot, Ruhezeiten, Sport und Stuhlkreise, immer zu festgelegten Zeiten, unveränderbar.
Gleich am ersten Morgen mussten die Ärzte ihn mit einer hohen Dosis Campral versorgen, um ihm den sogenannten Saufdruck zu mildern. Tatsächlich verringerte sich das Verlangen nach Alkohol. Trotz der prognostizierten Nebenwirkungen vertrug er dieses Medikament.
Zwei Wochen lang nahm er Medikamente, deren Dosis nach und nach verringert wurde.
Brav ließ Malcom alles über sich ergehen, machte bei jeder Therapiemaßnahme mit und nachdem er sich im geschlossenen Vollzug, wie die Patienten diese Station nannten, bewährt hatte, wurde er auf die offene Station verlegt.
Dort fühlte er sich gleich wohler, die geschlossene Station hatte aber seinen Schrecken beibehalten.
In der geschlossenen Abteilung waren die schlimmen Alkoholiker, die Spinner, die Verrückten, so redeten die Patienten untereinander, um sich hier an diesem Ort, außerhalb der verschlossenen Tür, mit ihrer teilweise zurückeroberten Freiheit bereits deutlich von dieser Gruppe zu distanzieren. Sie nämlich hätten es ja fast geschafft, während die da drinnen noch alles vor sich hätten. Es hörte sich wie eine Zweiklassengesellschaft an, aber es half dem Ego und somit dem Therapiefortschritt.
Allerdings konnte von „fast geschafft“ keine Rede sein.
Bei den ersten Gruppensitzungen hatte sich Malcom einige Male dabei erwischt, wie er einzelne Personen in der Gruppe dafür verachtete, wenn sie ihre Geschichte erzählten und darin der Grund verborgen lag, weshalb dieser Mensch einfach trinken musste. Anfänglich empfand er diese Menschen als primitiv, einfältig und niveaulos, bis er schließlich merkte, dass er genauso primitiv, niveaulos und einfältig war.
Malcom erzählte der Gruppe von seinem früheren Leben als Strafverteidiger in seiner eigenen gutgehenden Kanzlei. Er sprach von Lena und Larissa, wandte sich aber wie eine Schlange um das eigentliche Thema, welche Situation in seinem Leben ihn veranlasste, ein Trinker zu werden.
Er behauptete, er begann, schlampig zu arbeiten, wie er Gerichts- und Mandantentermine versäumte und sich auch sonst große Mühe gab, den Laden gegen die Wand zu fahren. Das war nicht gelogen, aber nicht der Grund. Er wollte nichts anderes zulassen, er wollte leiden, er hatte versagt, kläglich versagt, so sein Blickwinkel.
Jetzt saß Malcom im Garten des Klinikums und las in der Tageszeitung. Lena besuchte ihn regelmäßig, aber an diesem Sonntag würde sie wohl eher nicht kommen. Larissa hatte sich gewünscht, in den Zirkus zu gehen. Das kleine Mädchen war in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen. Deshalb ermutigte Malcom Lena, Larissa diesen Wunsch zu erfüllen.
Unwillkürlich musste er an ihre erste gemeinsame Begegnung denken. Lena war damals im fünften Monat schwanger und grün und blau geschlagen in seiner Kanzlei erschienen. Trotz ihrer Blessuren im Gesicht konnte Malcom Lenas atemberaubende Schönheit erkennen und die gewisse Aura, die von ihr ausging, ließ ihn tagelang nicht mehr los.
Lena war an einen nazistischen Typen geraten, ein Mann aus besseren Kreisen, mit dickem Bankkonto und ebenso dickem Auto. Sie ließ sich von ihm einwickeln, manipulieren und kontrollieren. Sein Charme beeindruckte sie mehr als sein Geld.
Er verstand es, ihr den Hof zu machen, führte sie aus, machte sie mit Menschen bekannt, denen sie ansonsten nie im Leben vorgestellt worden wäre.
Rod überschüttete sie mit edlen Kleidern und edlem Schmuck. Er wollte mit ihr zusammenleben, sie sollte zu ihm in die Penthouse-Wohnung ziehen, was Lena aber nicht wollte. Denn da war noch Jeremy, Lenas Zwillingsbruder, den sie seit dem frühen Unfalltod ihrer Eltern mitversorgte.
Rod und Jeremy waren sich spinnefeind. Lena saß zwischen den Stühlen.
Ihr Freund Rod setzte sie immer mehr unter Druck. Er verfolgte und kontrollierte sie, sorgte dafür, dass Lena ihre Freundinnen nicht mehr traf und schaffte es sogar zeitweise, einen Keil zwischen das Zwillingspaar zu treiben.
Irgendwann verlangte er von Lena, sie solle ihre Arbeitsstelle kündigen und nur noch für ihn da sein. Er erhöhte erneut den Druck und begann, sie zu schlagen. Bei einer dieser Attacken kam Jeremy dazu und schritt ein. Rod fiel mit dem Kopf an eine Tischkante und blieb regungslos liegen.
Er sollte nie wieder zu sich kommen, nach monatelangem Koma verstarb er.
Jeremy und Lena wurden angeklagt, Malcom übernahm mit einem weiteren befreundeten Anwalt die Verteidigung und die Mandanten wurden in allen Punkten freigesprochen.
Schon damals begannen sich Malcom und Lena anzufreunden und auch Jeremy wurde zu Malcoms Freund. Zusammen verbrachten sie die Wochenenden, mal mit Jeremy und seiner Freundin Maggy, mal nur zu zweit, das Baby kam und Malcom wurde Pate. Die kleine Larissa war ihm ans Herz gewachsen und nicht nur einmal war er eher Vater als Pate.
Malcom seufzte tief bei den Gedanken an Lena und Larissa. Er hoffte sehr, es war nicht zu spät für einen neuen Anfang zusammen. Ihm kamen die Worte von Dr.
Lykerman in den Sinn: „Ich versichere Ihnen, das Leben wird nie wieder so werden, wie es vor dem Alkoholmissbrauch oder der Abhängigkeit war. Patient und Familie werden sich verändern, entweder sie finden wieder zusammen oder nie mehr. Beides ist gut, wie es kommt. Was auch immer der richtige Weg sein wird, wir werden ihn begleiten.“
Que sera, sera!
Mittlerweile hatte er zu den Gruppensitzungen auch Einzelgespräche mit Dr. Lykerman. Langsam begann er sich zu öffnen, langsam überkam ihn der Mut, sich seines Versagens zu stellen.
Malcom hatte innerhalb der Einrichtung nicht viel Kontakt zu seinen Mitstreitern gesucht, weshalb er sich in den freien Stunden des Tages oft sehr einsam fühlte. Andere Mitpatienten saßen oft stundenlang in Gruppen zusammen, spielten Karten oder „Mensch ärgere Dich nicht“. Malcom hatte ein oder zwei Versuche gemacht, sich dort zu integrieren, fühlte sich aber in der Gemeinschaft nicht sonderlich wohl. Es lag an ihm, nicht an den anderen, das wusste er.
In den sogenannten Stuhlkreisen fanden sich regelmäßig zwölf Personen ein. „Zwei von zwölf“, schoss es ihm dann jedes Mal durch den Kopf. „Wer von denen wird es neben mir noch schaffen?“ Für ihn stand es außer Frage, er würde trocken bleiben, aber wer noch? Er betrachtete jeden Mitpatienten und kam zu keinem Ergebnis. Was Malcom nicht wusste, die meisten seiner Stuhlkreispartner dachten ebenso.
Auslöser seiner Offenheit war die ergreifende Darstellung eines kaputten Lebens seines Zimmernachbars Theo. Ein junger Mann, Ende zwanzig, erzählte von seiner Kindheit in Armut, den Schlägen des Vaters, den Drogenexzessen seiner Mutter und dem Selbstmord seiner Schwester. „Ich habe einen Freund gefunden, der immer und überall für mich da war, mit dem ich über alles reden konnte und der mir half, wann immer ich nach ihm rief. Er tröstete mich und machte mich stark. Ein guter Freund..., ein ständiger Begleiter, ich wollte diesen Freund nicht verlieren, wer verstößt schon seinen besten Freund!“
Niemand sagte etwas, der Therapeut ließ ihn reden.
„Viel zu spät habe ich erkannt, dass der Alkohol gar nicht mein Freund war, sondern mich nur benutzte, mich ruinierte, mir alles nahm, selbst meine Selbstachtung, meine Gesundheit und all das, was mir je in meinem Leben etwas bedeutet hat. Mein Freund ist in Wirklichkeit mein Feind, mein Freund ist in Wirklichkeit der Teufel.“
Malcom lief es heiß und kalt den Rücken runter. Theo hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, selbst der Therapeut nickte nur stumm, ebenfalls betroffen von der so reellen Darstellung.
Malcom bewunderte Theos Mut, so offen über sein Leben, seinen Absturz und seine Träume und Wünsche sprechen zu können, und das vor einer Gruppe Menschen, die ihm völlig fremd waren.
Der Therapeut versicherte Theo, er sei auf dem richtigen Weg. Damit stand auch für Malcom der Kandidat Nummer zwei fest.
Der Feierabendverkehr war verhältnismäßig dicht, trotzdem gelang es ihm, zügig voranzukommen. Gegen sechzehn Uhr war er aufgebrochen und hatte die Strecke von seinem Arbeitsplatz bis zu ihr in knapp vierzig Minuten in seinem Sportwagen zurückgelegt.
Im Radio erklang Neil Diamonds „Sweet Caroline“. Er grinste vor sich hin. „My sweet Caroline, gleich wird es wieder richtig sweet!“
Er parkte sein Auto auf dem Parkplatz vor dem hohen Gebäude. Er griff in seine Jackentasche und stellte verärgert fest, seinen Schlüssel vergessen zu haben. Normalerweise war der Schlüssel an seinem Schlüsselbund, aber vor einigen Tagen war ihm der Schlüsselbund auseinandergefallen und er trug die Schlüssel einzeln in seinen Taschen. Zeit, sich um einen neuen Schlüsselhalter zu kümmern. Doch es machte jetzt nichts zur Sache, beim ersten Klingeln öffnete sich die Haustür bereits. Der Unmut über seine Vergesslichkeit war verflogen.
Mit dem Aufzug fuhr er in den vierten Stock, die Eingangstür zu dem Appartement 4-4-5 war angelehnt. Er trat ein und ging schnurstracks ins Bad.
Caroline war bereits in der Badewanne und winkte ihn mit dem Zeigefinger zu sich heran.
Sie war wunderschön, ihre knallrot angemalten Lippen hielten sich ihm entgegen und er beeilte sich, zu ihr in die Badewanne zu kommen.
Gegen neunzehn Uhr machte er sich auf den Heimweg. In weniger als einer Stunde wäre er zuhause. Niemand würde Fragen stellen.
Caroline brachte ihn zur Tür. Sie trug einen weißen hauchdünnen Bademantel. Er hätte gute Lust gehabt, die Nacht bei ihr zu verbringen, aber was nicht ging, das ging nicht.
Lena hatte gerade das Geschirr abgewaschen, als das Telefon läutete. Sie ärgerte sich etwas, eigentlich hatte sie jetzt dringend etwas Zeit für sich gebraucht.
Jeremy und Maggy planten ihre Hochzeit und waren auf der Suche nach einem geeigneten Wohnsitz. Lari schlief bereits. Lena sehnte sich danach, einen gemütlichen Fernsehabend auf ihrer bequemen Couch zu verbringen.
Der Anrufer blieb hartnäckig, schließlich entschied sich Lena dafür, das Gespräch anzunehmen.
„Hallo Miss Ashborn. Hier ist Will Louis. Wissen Sie, wer ich bin?”
„Ja natürlich, Mister Louis. Was kann ich denn für Sie tun?“
„Ich hörte, Sie sind mit Malcom Bloons befreundet. Ich war heute in der Stadt in seiner Kanzlei und habe das Schild gesehen: Vorübergehend geschlossen. Auch ans Telefon habe ich ihn nicht bekommen! Ich mache mir Sorgen, ist etwas passiert?“
„Oh nein, Mr. Louis. Es ist alles in Ordnung. Malcom wird in Kürze seine Arbeit wieder aufnehmen, kann er Sie telefonisch erreichen?“
Will gab ihr seine Telefonnummer. „Erwähnen Sie ihm gegenüber aber unbedingt, es ist eine äußerst wichtige Angelegenheit. Sehr
sehr wichtig.“
Die Gesprächspartner verabschiedeten sich. Lena war es flau im Magen. Was wollte Richter Will Louis von Malcom. Nach all den Jahren, nach diesem verheerenden Schuldspruch, nach Malcoms verlorenem Kampf gegen das himmelschreiende Unrecht! Nach dem fast erreichten Sieg des Alkohols über Malcom!
Sie würde Malcom nichts sagen, noch nicht. Erst wenn er wieder den Schlüssel in das Schlüsselloch seiner Kanzlei stecken würde, könnte sie ihn mit dem Anruf konfrontieren. Wer weiß, welche Wunden Richter Louis sonst wieder aufreißen würde.
Lena nahm ihren Tee, schaltete den Fernseher ein, aber drehte den Ton ab. Sie kuschelte sich in eine Decke auf der Couch und nahm ihr aufgeschlagenes Buch zu Hand und begann zu lesen. Eine gute Stunde später schellte das Telefon erneut.
„Sorry Miss Ashborn, ich muss Sie nochmals stören. Warum haben Sie mir nicht gesagt, wie es wirklich um Malcom steht?“
„Oh Mister Louis, damit geht man doch nicht gerne hausieren. Ich…, ich werde ihm bei meinem nächsten Besuch von Ihrem Anruf erzählen, ich denke, er wird sich dann bei Ihnen umgehend melden. Mehr kann ich leider nicht für Sie tun.“
Lena war verärgert, fühlte sich ertappt. Was geht es denn Richter Louis an, sie versuchte, das Gespräch schnell zu beenden, aber Will ließ nicht locker.
„Miss Ashborn, ich muss mit Malcom sprechen. Sehr schnell. Ich habe inzwischen herausgefunden, wo er sich in den letzten sechs Monaten aufgehalten hat. Denken Sie, er ist stabil genug, um mich zu empfangen?“
Lena hielt für einen Moment den Atem an. „Sie wollen ihn dort besuchen? Das halte ich für keine gute Idee. Ich möchte nicht, dass all die Qualen, Demütigungen und Schmerzen, die er durchlitten hat oder noch immer durchleidet, umsonst waren. Gerade hat er sich stabilisiert, sieht zuversichtlich in die Zukunft und in seinen neuen Start, da darf nichts, aber auch gar nichts passieren, was ihn erneut aus der Bahn wirft. Können Sie das denn nicht verstehen?“
„Es fing alles an, nach dem Prozess, nachdem Henry McGyer weggeschlossen wurde, nicht wahr, Miss Lena?“
Lena schloss die Augen, ein fast nicht hörbares „Ja“ kam über ihre Lippen.
„Er hat es nicht verkraftet, diesen jungen Menschen ein Leben lang hinter Gittern zu sehen, felsenfest von dessen Unschuld überzeugt, hat er sich die Schuld an diesem Urteil gegeben, habe ich Recht?“
Lena nickte nur, unfähig etwas zu antworten.
„Miss Lena, auch ich war von der Unschuld dieses jungen Mannes überzeugt. Mir waren damals vor mehr als fünf Jahren, genau wie Malcom auch, die Hände gebunden. Das Urteil der Geschworenen war eindeutig. Ich musste ihn verurteilen. Ich habe die Geschworenen angehalten, von der Verurteilung zum Tode abzusehen, weil ich die Hoffnung hatte, irgendwann kann die Unschuld dieses unglückseligen Mannes bewiesen werden.“
„Nein, es war ein mieser Deal auf den Malcom reingefallen ist. Angeklagter, bekenne Dich schuldig und Du entgehst der Todesspritze.
Die Staatsanwaltschaft steht gut da, der Anwalt kann behaupten, ein Menschenleben gerettet zu haben, der Mandant überlebt und der Richter kann die Akte schließen.
Aber etwas sehr Gravierendes haben wir alle dabei vergessen. Henry sitzt unschuldig im Gefängnis, ohne die leiseste Hoffnung, dieses jemals wieder lebend zu verlassen, sein Leben, seine Familienplanung, seine berufliche Zuversicht, all das ist zerstört, kaputt, seine besten Jahre, einfach kaputt, seine Freunde, alle weg!
Und Malcom ist mit ihm untergegangen, er hat es nicht verkraftet, ihn haben die Ohnmacht und die Ungerechtigkeit krank gemacht. Es nahm ihn gefangen und ließ ihn nie wieder los. Wie eine Anakonda hat sich diese Ohnmacht um ihn geschlungen, ihm ist es nicht gelungen, sich aus diesem Würgegriff zu befreien.
Seinen Kummer hat er in Alkohol getränkt, so lange, bis auch Malcom nun alles verloren hat. Er wollte sein wie Henry, sich mit ihm auf eine Stufe stellen. Er sah sich genau wie Henry als unschuldiges Opfer der Justiz. Und jetzt, jetzt hat die Anakonda den Griff gelockert und Malcom könnte sich befreien!“
Unter Tränen schrie Lena in den Telefonhörer.
„Miss Lena, beruhigen Sie sich. Malcom ist ein Opfer, genau wie auch Henry ein Bauernopfer ist. Ich verspreche Ihnen, Sie kriegen Ihren Malcom zurück. Deshalb bin ich in der Stadt.“
„Malcom, fühlen Sie sich jetzt besser, nachdem sie sich alles von der Seele geredet haben?“
Malcom nickte. Als er erst einmal die richtigen Worte gefunden hatte, war alles ganz wie von alleine aus ihm herausgesprudelt, mit allen Emotionen, die damit verbunden waren, es ging wie von selbst. Jetzt war er erschöpft, aber irgendwie befreit.
„Wissen Sie, ich verstehe nicht wirklich viel von diesen juristischen Spitzfindigkeiten. Ich will auch an dieser Stelle nicht beurteilen, ob Ihr Henry schuldig ist oder nicht. Darum geht es nicht. Es geht hier um Sie. Nicht um Schuld oder Unschuld, nicht um richtig oder falsch. Einzig und allein um Sie!
Es geht um die Rolle, die Sie dabei spielen. Es lag nicht in Ihrer Verantwortung, als der junge Mann angeklagt wurde, es war nicht Ihre Verantwortung, wenn alle Indizien gegen ihn sprachen, nicht Ihre Verantwortung, wenn alle am Prozess Beteiligten ihn für schuldig hielten und verurteilten.
Ihre Verantwortung lag und liegt darin, das Beste aus den Begebenheiten zu machen, jede Situation neu einzuschätzen und zu bewerten, mit voller Überzeugung und aus ganzem Herzen ihrem Mandanten beiseite zu stehen.
Niemand weiß vormittags, wie ein Tag endet, niemand weiß wie ein Prozess endet.
Was ich damit sagen will ist, das Leben birgt Überraschungen, auf die wir uns einstellen müssen, die wir annehmen müssen.
Nicht jede Entscheidung ist in unserem Sinne, andere Menschen haben andere Meinungen, andere Sichtweisen, andere Charaktere. Manche sind hart, manche labil, manche sensibel. Verschiedenheit ist lebensnotwendig, bunt wie das Leben.
Sie können andere Menschen nicht ändern, Malcom. Das wird Ihnen nicht gelingen! Egal was auch immer Sie versuchen werden! Also versuchen Sie es erst gar nicht! Wenn Sie etwas ändern wollen, dann verändern Sie sich oder die Dinge, die Sie aktiv beeinflussen können. Fangen Sie bei sich an!
Sie müssen lernen, die Entscheidungen der anderen und deren Sichtweisen zu akzeptieren, was nicht heißt, Sie müssen sich ebenfalls diese zu Eigen machen. Das heißt es sicher nicht. Lösen Sie sich von dem Gedanken der Schuld. Richtig und falsch gibt es in Ihrem Falle nicht. Sie haben für das Recht Ihres Mandanten gekämpft und verloren. Aber sie haben gekämpft.