© 2019 Lorenz Laplace
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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7504-6375-2
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
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Ich habe Mathematik studiert. Mathematik war eigentlich immer das Fach, für das ich mich am meisten interessiert habe. Im Jahr 1996 habe ich mein Studium der Mathematik dann erfolgreich abgeschlossen. Die Übertragung realer Prozesse aus der Umwelt hat mich dabei besonders begeistert.
So war es kein Zufall, dass meine Examensarbeit die Theorie der stochastischen Prozesse behandelte, einem Teilgebiet der Statistik.
Nach meinem Studium habe ich dann ca. sieben Jahre freiberuflich im Wirtschafts- und Börsenbereich meine Dienste angeboten, davon drei Jahre hauptberuflich. Ich habe für mehrere Broker, Wirtschaftsverlage und Banken gearbeitet und dabei die Bereiche Riskmanagement (z. B. bei Fonds), Kursanalysen und das Verlagswesen kennen gelernt. Und ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass bekannte Experten in diesem Bereich mathematisch eigentlich gar keine Vorbildung besitzen – wenn man einmal von einem bestandenen Abitur absieht, und selbst dies ist manchmal nicht vorhanden. Dennoch werden gerne Statistiken zu Börsenkursen medienwirksam in Interviews besprochen und dabei die Börsenkurse für die Zukunft abgeschätzt. Börsenkurse besitzen mit Sportwetten erstaunlicherweise zwei Gemeinsamkeiten: Zum einen sind sie mathematisch darstellbar. Entweder als Kurs oder bekannte Größen wie KGV o. ä., oder als Sportergebnis mit den Größen Tabellenplatz, Spielerstatistik o. ä. Und zweitens: Sie werden von Menschen, denen Außenstehende eine gewisse Sachkompetenz zumuten, für die Zukunft vorhergesagt – meist mit ziemlich kläglichem Erfolg. Nach dem Misserfolg wird dann nach Erklärungen gesucht, warum der Kurs bzw. das Ergebnis nicht der Vorhersage entspricht.
Im Jahr 1999 entschied ich mich, Lehrer zu werden und machte 2001 mein zweites Staatsexamen nach. Seitdem bin ich Studienrat, u. a. für das Fach Mathematik, an einer Schule im Großraum Köln. Ich unterrichte gerne die gymnasiale Oberstufe, d. h. die Schüler, die sich auf das Abitur vorbereiten.
Dieses Buch schreibe ich im Jahr 2019, drei Jahre nachdem ich meine erste Sportwette abgegeben habe.
Mein Bekanntenkreis umfasst auch Menschen, die der Mathematik nicht zugetan sind. Dabei denke ich an spontane Bekanntschaften mit anderen Gästen in der Gastwirtschaft, in der ich einige Sportereignisse live mitverfolge oder an die Mitglieder in der Alten-Herren-Gruppe, in der ich einmal in der Woche kicke. Viele dieser Bekanntschaften haben, ebenso wie ich, Sportwetten auf das aktuelle Ereignis abgegeben.
Wenn ich mich über meine Erfahrungen mit Sportwetten oute und dabei nebenläufig erwähne, dass ich mit Sportwetten etwa 20.000 € gewonnen habe, so ernte ich ausschließlich ungläubiges Staunen. Einige fragen mich nach meiner Strategie oder meinem Wettanbieter, bei dem ich meine Wetten abgebe. Ich habe mir bei Vielen redlich Mühe gegeben, die wichtigsten Dinge zu erläutern, aber ich bin jedes Mal daran gescheitert, dass ein einziger Abend nicht ausreicht, um auch nur die wichtigsten Dinge für ein erfolgreiches Sportwetten zu vermitteln.
Auch unter Lehrerkollegen, die das Fach Mathematik studiert haben, habe ich nie die Zeit gefunden, die notwendig gewesen wäre, meine Strategie vollständig zu erklären.
Es gibt zwar mittlerweile Bekannte, die meine Ratschläge 1:1 umsetzen, indem ich ihnen die Sportwetten regelrecht diktiere, die besonders attraktiv sind. Alle diese Bekannten haben Gewinne zu verzeichnen. Diejenigen, die seit mehreren Jahren dabei sind, im vierstelligen Bereich.
Aber es gibt niemanden, der versteht, warum genau ich mich für meine Tipps entschieden habe.
Genau dies soll sich nun mit diesem Buch ändern.
Ich schreibe also ein Buch für den Fan von Sportwetten, nicht für Mathematiker.
Aus meinen beruflichen Erfahrungen im Verlagswesen kenne ich noch gut die Faustformel für Verlage: Jede mathematische Formel reduziert die Leserschaft um 50 %. Ich habe mir also redlich Mühe gegeben, Formeln zu vermeiden, bzw. sie so einfach zu gestalten, dass Sie auch ein Sportwettenfan versteht, der nicht meinen Mathematik-Leistungskurs besucht.
Dies wirft jedoch ein Problem auf, welches dem ein oder anderen beim Lesen des Buches auffallen wird: Einige Dinge habe ich so stark vereinfacht, dass bereits ein guter Schüler Ungenauigkeiten bemerken kann.
Ich darf hier versichern, dass die Vereinfachung ausdrücklich deshalb geschieht, weil ich das Buch einer breiten Leserschaft zugänglich machen möchte, und nicht, weil ich mir dieser mathematischen Fehler nicht bewusst bin. Einige Dinge werde ich im Verlauf des Buches korrigieren, da das Buch bis zum Kapitel 9 eine zunehmende Komplexität besitzt und ich immer wieder auf die vorherigen Kapitel verweisen muss. Jedes weitere Kapitel wird mehr und mehr mit Überlegungen der Statistik befrachtet.
Ich kann meine Erfolge jedoch nicht vollständig ohne mathematische Grundkenntnisse erläutern. Insbesondere erwarte ich vom Leser, dass er das Prozentrechnen dahingehend beherrscht, dass er Aufgaben des Typs „Was sind 5 % von 270 €?“ zumindest nachschlagen und mit einem Taschenrechner korrekt ausrechnen kann. Ohne den Prozentbegriff werden Sie dieses Buch nicht verstehen können, das ist unabdingbare Voraussetzung. Mehr als dieses mathematische Wissen benötigen Sie allerdings auch nicht, das ist mein Ziel.
Sie werden merken, dass das Buch von einem Lehrer geschrieben ist. Denn bei den Stellen, an denen mathematische Probleme für den Leser auftauchen, die Sie für ein erfolgreiches Sportwetten benötigen, habe ich Ihnen Übungsaufgaben eingebaut – selbstverständlich mit Lösungen.
Ich habe die Hoffnung, dass damit das Buch an Popularität gewinnt.
Wenn Sie ein Sportwettenfreund sind, dann kann ich voraussetzen, dass Sie wissen, was eine Quote auf ein Sportereignis ist oder zumindest in der Lage sind, sich dies schnell zu erarbeiten. Das in Deutschland verbreitete Quotenformat ist die Dezimalschreibweise: Eine Quote von 1,5 bedeutet, dass Sie im Erfolgsfall den 1,5-fachen Einsatz erhalten. Da mein Buch zunächst in Deutsch erscheint, und auch mir die Dezimalschreibweise am geläufigsten ist, werde ich mich ausschließlich dieser bedienen. Die Leser, die in der amerikanischen und englischen Darstellung der Quote geübter sind, mögen mir dies verzeihen.
Mein Ziel ist es, dass der Leser nach vollständiger Lektüre dieses Buches in der Lage ist, für die zukünftigen Sportereignisse Wetten abzuschließen, mit denen er gute Chancen auf Gewinne besitzt.
Gewinne garantieren kann ich Ihnen leider nicht, das ist unmöglich!
Ich kann Ihnen insbesondere nicht ein Sportereignis vorhersagen, welches in naher Zukunft besonders aktuell ist.
Aber ich kann in diesem Buch einige mathematisch fundierte Verhaltensweisen vermitteln, mit deren Hilfe Sie bei Sportwetten eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, Geld zu gewinnen als zu verlieren.
Ich habe mir vorgenommen, keinen einzigen Wettanbieter zu nennen – weder positiv noch negativ. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Erstens habe ich in meinen drei Jahren als aktiver Sportwetter schon mehrere Wettanbieter kommen und gehen sehen – einige sind insolvent, andere haben fusioniert und tragen nun andere Namen. Wieder andere sind vollkommen neu gegründet worden. Die Empfehlung eines Anbieters könnte also zum Zeitpunkt des Lesens nicht mehr aktuell sein.
Zweitens möchte ich aus verständlichen Gründen Klagen einzelner Wettanbieter gegen meine Person vermeiden. Eine negative Nennung eines Wettanbieters könnte so etwas nach sich ziehen.
Drittens ändern Wettanbieter bisweilen ihre Geschäftsstrategien. Ich habe in den drei Jahren sowohl positive wie negative Erfahrungen dahingehend gemacht, dass sich einzelne Wettanbieter im Verlauf der Zeit zum Positiven oder Negativen entwickelt haben. Der Verweis einzelner Werbeaktionen würde das Buch schnell veralten lassen. Ich verweise lieber auf die (relativ) aktuellen Seiten des Internets, oder fordere Sie hiermit auf, die Seiten der Wettanbieter in dieser Hinsicht in eigener Regie zu durchstöbern.
Viertens will ich nicht in Verdacht geraten, dass ich irgendwelche Provisionen von Wettanbietern erhalten könnte, weil ich diese hier erwähne. Leider müssen Sie damit rechnen, dass die Internetseiten, die ich im Punkt 3 erwähnt habe, genau diese Provisionen durch Werbelinks erhalten. Eine Internetseite ist also nicht unbedingt objektiv. Dieses Buch ist für den Wettfreund geschrieben, nicht für Wettanbieter, die neue Kunden gewinnen wollen.
Wenn Sie dieses Buch studieren, werden Sie feststellen, dass ich es auch vermeide, einzelne Sportler oder Teams zu nennen. Dies hat ähnliche Gründe wie bei den Wettanbietern:
Erstens können Teams oder Sportler, die im Jahr 2019 aktuell sind, einige Jahre später in Vergessenheit geraten sein.
Zweitens bin ich gar nicht in der Lage, einzelne Sportereignisse sachkundig zu beurteilen. Ich habe die fehlende sachliche Kompetenz einiger Menschen genannt, die als Börsenexperten interviewt werden. Ich weiß, dass ich nicht mit Experten in Konkurrenz treten kann, die sich jahrelang mit einer bestimmten Sportart beschäftigt haben. Die Beurteilung einzelner Sportereignisse überlasse ich anderen Menschen. Ich bin Mathematiker, kein Sportexperte. Die einzige Sportart, die ich selbst betreibe, ist Fußball. Hier bin ich seit meinem 40sten Lebensjahr in einer Alte-Herren-Mannschaft aktiv. Also ist selbst im Fußball meine Sachkenntnis überschaubar, aber wenigstens hier kenne ich die Regeln vollständig. Die anderen Sportarten, auf die gerne gewettet wird, etwa Tennis, Basketball usw. beherrsche ich nur in den Grundzügen oder gar nicht, aktuelle Ereignisse aus diesen Sportarten erfahre ich fast ausschließlich über meine abgegebenen Wetten – und vergesse sie schnell wieder.
Drittens möchte ich den unterschiedlichen Neigungen der Wettfreunde nachkommen: Ein Tennisfan interessiert sich vielleicht wenig für Fußball und umgekehrt. Ein Sportereignis, welches einem Tennisfan noch lange in Erinnerung geblieben ist, hat in der Welt der Fußballfans vielleicht kaum Beachtung gefunden und umgekehrt.
Allen Sportfans sei versichert: Die Mathematik, mit der die Quoten der Sportereignisse behandelt wird, ist identisch. Es ist vollkommen unerheblich, ob Sie den Sportarten Tennis, Fußball, Basketball oder American Football zugeneigt sind. Dieses Buch ist für alle geschrieben. Lediglich das Kapitel 10 bildet hier eine Ausnahme.
Wenn Sie in diesem Buch weiterlesen, so werden Sie nicht nur aufgrund der mathematischen Überlegungen feststellen, dass ein Mathematiker dieses Buch geschrieben hat, sondern auch durch die Regeln, die ich formuliere, an Ihren ehemaligen Mathematikunterricht erinnert: Ich formuliere Regeln und gebe ihnen zur besseren Verweisbarkeit einen Namen, so wie Sie sicherlich noch die Regeln „Satz des Pythagoras“ oder „Thalessatz“ in Erinnerung haben werden.
Selbst wenn Sie solche Merksätze vergessen haben, so lassen diese sich leicht anhand der griffigen Namensgebung wieder finden.
Ich habe mir für dieses Buch ein Pseudonym zugelegt, denn ich gehe davon aus, dass kein Wettanbieter mich noch wetten lassen wird, wenn ihm der Autor dieses Buches bekannt ist.
Während der Sommerferien 2016 gab es mit der Europameisterschaft ein bedeutendes Fußballturnier, für das ich mich hinreichend interessierte. Im Internet las ich bisweilen die Kommentare auf den Sportseiten, die sich auf das kommende oder vergangene Spiel bezogen. Auf diesen Seiten flackern häufig die Anzeigen verschiedener Wettanbieter, die Neukunden mit sog. Willkommensangeboten locken, indem sie einen Bonus in Aussicht stellen, in der Regel 100 €.
Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nie für Wetten interessiert – es ist doch für einen Statistiker selbstverständlich, dass Wettanbieter IMMER gewinnen – und ich habe nie mir Mühe gemacht, diesen Anzeigen auch nur einen Augenblick Zeit zu schenken. Wettanbieter waren in meiner Vorstellung damals ohnehin Organisationen mit kriminellem Hintergrund.
Offenbar muss ich große Langeweile während dieser Ferien gehabt haben, denn ich klickte nun doch einmal auf ein Werbebanner eines bekannten Wettanbieters. Ich habe dieses Angebot eigentlich nur durchlesen wollen, um mir selbst meine überdurchschnittlichen Kenntnisse in Statistik noch einmal zu beweisen. Ich wollte nach genauem Durchlesen der Bonusbedingungen einen Beweis dafür haben, dass der Wettanbieter mir keine 100,- € schenkt, sondern einen Gewinn erwirtschaftet – wenn alles „normal“ verläuft, versteht sich!
Ich setzte mich also hin, studierte die recht versteckt angezeigten Teilnahmebedingungen und begann zu rechnen: Umsatzbedingungen, Margen, Erwartungswert, usw…
Nachdem ich mich ca. zwei Stunden mit den Bedingungen beschäftigt und mir ein paar Beispielrechnungen notiert hatte, stand fest: Der Wettanbieter schenkt einem Neukunden nicht 100 €, aber immerhin 40 €.
Ein Konkurrent dieses Wettanbieters wurde mit einem fast identischen Angebot ebenfalls auf Herz und Nieren von mir geprüft: Auch hier ergab sich ein sog. „Erwartungswert für den Spieler“ von 40 €.
Na, dachte ich, das kann doch nicht wahr sein, ich mache das jetzt einfach einmal. Bei beiden Anbietern registriert, 100 € eingezahlt und jeweils über das Wettkonto von „100 € Echtgeld“ plus „100 € Bonusgeld“ gefreut.
Ich platzierte meine Wetten – und verlor beim ersten Wettanbieter ziemlich schnell mein gesamtes Kapital! Beim anderen Wettanbieter erfreute ich mich jedoch nach dem Durchlauf von 600 € Wetteinsätzen über ein Kapital von über 350 € Echtgeld! Ich glaubte immer noch, dass Wettanbieter eigentlich Verbrecher seien und konnte mir kaum vorstellen, dass mir der Wettanbieter die 350 € ohne Probleme auszahlen würde.
Ich wurde wirklich positiv überrascht: Ohne irgendwelche Gebühren hatte ich zwei Tage später mein gesamtes Wettguthaben auf meinem Girokonto.
Ich freute mich an einem Gewinn von über 150 €, denn ich hatte zwei Mal 100 € eingezahlt, und besaß nun 350 €.
Dieses Spiel – einfach nur den Bonus spielen und dann auszahlen lassen, habe ich anschließend mit einem guten Duzend Wettanbietern durchgezogen – bei einigen verlor ich mein Kapital, aber die Gewinne bei den anderen Wettanbieter überstiegen die Verluste der anderen Konten. Ich habe bei diesem Spiel dann festgestellt, dass man bei jedem Wettanbieter akribisch die Bonusbedingungen durchlesen und verstehen muss. Denn diese unterscheiden sich voneinander, und es gibt Bonusbedingungen, die deutlich schlechter sind als die Bonusbedingungen, die ich als erstes durchgelesen hatte.
Außerdem erhielt ich bald nach meiner Kontoräumung neue Angebote – etwa Wettangebote, bei denen man Gratiswetten oder ähnliches erhalten würde.
Ich habe mich immer in die Bedingungen eingelesen, vor allem zu Beginn akribisch Buch geführt und bis etwa Oktober 2016 einen Gewinn von 800 € erwirtschaftet.
Ich habe mich dann entschlossen, ein Wettkonto aufzumachen, also ein Girokonto, auf dem ich einmalig Spielgeld einzahle und davon – und nur davon – meine Ein- und Auszahlungen an Wettanbieter tätige. Ich überwies auf mein Wettkonto 1.000 € „Spielgeld“, welches ich bereit war zu verlieren und interessierte mich von nun an verstärkt für Sportwetten, vor allem im Bereich Fußball.
Ich studierte die Promotionsseiten der Wettanbieter intensiv, führte mit den Hotlines längere Chats, wenn mir die Bedingungen nicht einleuchtend waren und begann ein echter Wettfreund zu werden. Über die Promotionen habe ich mich dann auch in Sportarten versucht, die ich gar nicht richtig beherrsche: Tennis, American Football, Basketball, usw...
Es war die bereits fortgeschrittene Fußballsaison 2016/17, in der ich erstmals auf eine Promotion gestoßen bin, die dann besonders interessant ist, wenn man auf Favoriten setzt. Die Berechnung des Wertes dieser Promotion war nicht so ganz einfach, ich bediente mich eines Tabellenkalkulationsprogramms und berechnete verschiedene Wettvarianten der Promotion. Ich habe mir dabei ausgerechnet, dass man bei dieser Promotion einen langfristigen Gewinn von ca. 10 %, im Idealfall sogar 15 %, seines Einsatzes zu erwarten hat.
Ich begann Wetten mit dieser Promotion zu platzieren und führte darüber Buch, sehr interessiert daran, ob mein Erwartungswert in der Realität tatsächlich die erwähnten 10 bis 15 % betragen würde. Ich wurde enttäuscht, denn die theoretische Berechnung meines Erwartungswertes lag kräftig neben den Ergebnissen meiner Wetten.
Nein, der durchschnittliche Gewinn betrug im langfristigen Durchschnitt nicht 10 bis 15 %, wie ich in der Theorie ausgerechnet hatte, sondern es war ein positiver Wert von durchschnittlich ca. 40 % der Wetteinsätze. Ja, Sie haben richtig gelesen: Pro 100 €, die ich Tag für Tag mit dieser Promotion auf meine Favoritenkombinationen gesetzt hatte, erzielte ich ca. 40 € Gewinn – im langfristigen Durchschnitt versteht sich.
Wie konnte ich mir das erklären? War es purer Zufall, dass ich so viel gewann- entgegen aller Theorie? Nein, dafür hatte ich zu viele Wetten platziert. Das konnte ich ausschließen.
Hatte mein Sachverstand bei der Vorhersage der Sportwetten eine Rolle gespielt? Nein, die Teams, die in meinen Wettscheinen auftauchten, waren zum Teil Klubs der italienischen und englischen Liga, die ich zuvor nur vom Namen her kannte.
Hatte ich mich bei meinen Berechnungen vertan? Ich kontrollierte noch einmal alle Überlegungen, die ich mit Hilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms erstellt hatte. Nein, auch hier war alles richtig, kein Fehler in meinen recht komplizierten Formeln, die ich programmiert hatte.
Und nun schloss ich im Stile Sherlock Holmes1: Wenn man alles ausgeschlossen hat, was unmöglich ist, so ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, auch wenn sie unwahrscheinlich ist.
Inspiriert durch die Promotion und meine zuvor angefertigten Berechnungen für Kombinationswetten habe ich auf nur Favoriten gesetzt und mehr gewonnen als eine Promotion theoretisch erwarteten ließ. Also werden von Seiten der Wettanbieter die Favoriten offenbar mit Quoten versehen, die einen positiven Erwartungswert für den Wettfreund ergeben, also „zu hoch bequotet sind“. Ich hatte eine echte Champagnerlaune bei dieser Erkenntnis und weitete meine Strategie unbarmherzig aus: Ich suchte noch mehr Wettanbieter, die diese Promotion anboten und hatte durchschlagenden Erfolg.
Bis Ostern 2017 wuchsen meine Konten wöchentlich ziemlich konstant um 300 bis 500 € pro Woche an. Ich hatte Ostern 2017 über 9.000 €, wenn ich die Konten der verschiedenen Wettanbieter, den Wert der Wetten, die noch nicht abgeschlossen waren und mein Spielgeld auf dem Girokonto zusammenzählte.
Und dann gab es ein regelrechtes Horrorwochenende!
Ich hatte – bei mir mittlerweile vollkommen üblich – mehr als 40 Wetten á ca. 50 € mit Favoritenkombinationen, die noch nicht abgelaufen waren. Ich verlor an einem Wochenende ALLE Wetten! Es waren mehr als 2.000 €, die ich an einem einzigen Wochenende verlor. Mein Kapital stürzte von über 9.000 € auf ca. 7.000 €.
Das musste ja so kommen, dachte ich mir, und verfiel wieder in meine altes Gedankengut: Diese Wettanbieter sind doch Verbrecher, das war mein Gedanke.
Aber nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte und am nächsten Morgen die Ergebnisse recherchierte, kam ich zu folgendem Ergebnis: Nein, es gab keinen einzigen Fehler von Seiten der Wettanbieter. Alle Wetten waren korrekt ausgewertet.
Der Verlust ging allein auf mich zurück.
Aber was hatte ich falsch gemacht? Gar nichts! Es war ein ganz normales „seltenes Ereignis“, welches nun einmal passieren kann! Es kann eben einfach einmal vollkommen dumm laufen, wenn man wettet. Ich hatte an diesem Wochenende einfach einmal „Pech“ gehabt, so etwas gibt es nun einmal bei Glücksspielen, trotz richtiger Strategie.