Verrückt und genial: der Dichter Torquato Tasso (1544−1595)
Amalfitanische Inselgeheimnisse: der Archipel Li Galli
Papier – made in Amalfi
Il Tedesco: Richard Dölker und die vietresische Keramik
Heilkunst im Mittelalter: die Medizinschule von Salerno
Eine real existierende Utopie: Seidenstoffe aus Caserta
Janare − Die Hexen von Benevento
Schönheit im Eigenheim: die vier Pompejanischen Stile
Muse der Grand Tour: die faszinierende Vita der Lady Hamilton
Reisen anno dazumal: Promis hatten es nicht immer leicht
Mondäne Luxushotels mit Tradition am Golf von Neapel
Lukullisches
Kartenverzeichnis
Neapel – Großraum
Neapel – Rundgang
Neapel
Procida und die Phlegräischen Felder
Procida
Ischia
Ischia Porto
Forio
Capri
Capri-Stadt
Vesuv, Pompeji und Herculaneum
Halbinsel von Sorrent
Sorrent
Amalfiküste
Positano
Amalfi
Ravello
Salerno
Ausflüge ins kampanische Hinterland
Benevento
Übersicht der Wanderungen
Wanderung 1: Ischia – Auf dem Gipfel des Monte Epomeo (GPS)
Wanderung 2: Ischia – Von Barano nach Campagnano (GPS)
Wanderung 3: Capri – Villa Malaparte und Punta Tragara (GPS)
Wanderung 4: Capri – Vom Monte Solaro zur Blauen Grotte (GPS)
Wanderung 5: Rundwanderung um Sorrent (GPS)
Wanderung 6: Halbinsel von Sorrent – Monte di San Costanzo (GPS)
Wanderung 7: Halbinsel von Sorrent – Rund um Sant’Agata sui due Golfi (GPS)
Wanderung 8: Amalfiküste – Rund um Positano (GPS)
Wanderung 9: Amalfiküste – Auf dem Weg der Götter (GPS)
Wanderung 10: Amalfiküste – Im Tal der Mühlen (GPS)
Wanderung 11: Von Amalfi nach Maiori (GPS)
Wanderung 12: Amalfiküste – Von Corpo di Cava nach Maiori (GPS)
Neapel – Metroplan
Herculaneum
Pompeji
Paestum
Zeichenerklärung
Golf von Neapel Übersicht
Unterwegs mit
Andreas Haller
Die Neugier auf fremde, unbekannte Welten war der Grund, warum es Andreas Haller seit früher Jugend immer wieder in andere Länder zog. Heute gibt er seine gesammelten Erfahrungen an andere Reiselustige weiter - in Büchern sowie als Wander- und Studienreiseleiter. Sein Motto lautet: Wer zu Fuß geht, erfährt mehr über Land und Leute!
Meine erste Reise nach Neapel? Als Oberstufenschüler mit dem Zug an den Golf und zu Fuß, den Rucksack auf dem Buckel, auf den Vesuv (damals durfte man das noch). Abstieg durch die Wildnis auf die andere Seite nach San Giuseppe (eine Camorra-Hochburg, wie ich später erfuhr). Dort auf der Piazza ein panino imbottito (belegtes Brötchen) und mit der Dorfjugend ein paar Worte Pidgin-Italienisch. Anschließend wieder los und außerhalb in einer Olivenbaumplantage die Hängematte gespannt. Ruhiger Schlaf? Mitnichten? Denn nur kurze Zeit später kamen besagte Jugendliche aus San Giuseppe mit Taschenlampen und klaubten meine Habseligkeiten auf (der kleine Michelangelo trug meine Kamera vosichtig wie eine chinesische Porzellantasse). Dann ging’s im Auto in die Bar. Kaffee, Vino, Tischfußball. Dann die nächste Bar. Irgendwann, lange nach Mitternacht, nächtigte ich auf dem Fußboden einer Backstube. Allerdings nur für wenige Stunden, denn früh am Morgen weckte mich der nichtsahnende Geselle.
Wegen solcher Erlebnisse, dachte ich damals, müsste ich irgendwann ein Buch über diese Region und ihre schlichtweg fantastischen Menschen schreiben.
Orientiert am Golf von Neapel
Die Region im Profil
Der Golf von Neapel ist ...
Die berühmten antiken Stätten unterhalb des Vesuvs, der brodelnde Hexenkessel Neapel, die Thermen und Strände auf Ischia, die Villen auf Capri oder die spektakuläre Küstenlandschaft rund um Amalfi und Positano - viele gute Gründe für einen Besuch.
Hauptstadt der Region Kampanien: Neapel, mit ca. 1 Mio. Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens.
Metropolencharakter besitzt auch die Provinzhauptstadt Salerno. Sonst überwiegen Dörfer und Kleinstädte mit beschaulichen Zentren.
... ein Teil der Region Kampanien
Klangvolle Namen wie Capri, Pompeji, Amalfi oder Sorrent erwecken in uns Sehnsüchte nach betörender Schönheit, lebendiger Geschichte, majestätischer Natur, schmackhafter Küche und unverbauter Strände. Kein Wunder, dass bereits die Römer die Golfküste zu ihrer bevorzugten Ferienregion kürten. Sie feierten den vom Klima verwöhnten Landstrich euphorisch als campania felix, als „glückliches Kampanien“. Nur wenige europäische Destinationen bieten auf engstem Raum eine solche Dichte an Attraktionen wie der Golf von Neapel.
... ein Urlaubsparadies mit vielen Gesichtern
Der Golf von Neapel erweist sich als unerschöpfliches Reservoir für Erholungsbedürftige, die buchstäblich reif für die Insel sind; für Kulturreisende, die auf den Spuren der Griechen und Römer wandeln; für klassische Kurgäste, die es sich in den Thermen auf Ischia wohlergehen lassen; und für Genießer, die von der ausgezeichneten Küche Kampaniens nicht genug bekommen können.
... ein grandioses Amphitheater der Natur
Unübersehbar im Zentrum der Golfküste wacht die beherrschende Silhouette eines Vulkans. Obwohl der Vesuv momentan keine nennenswerten Aktivitäten verzeichnet, zählt er zu den gefährlichsten Vulkanen der Erde. Natur zum Staunen bieten auch Capri, die Halbinsel von Sorrent und die Costiera Amalfitana, die welterfahrene Reisende zu Recht als spektakulärste Steilküste des Mittelmeerraums bezeichnen.
... das Ziel schlechthin der klassischen Italienreise
Der europäische Kulturadel der Neuzeit bereiste im Zuge der „Grand Tour“ die Apenninenhalbinsel, machte Station in Rom und strandete schließlich am Golf von Neapel. Die Reisenden bestaunten die dorischen Tempel von Paestum, wagten sich in die Blaue Grotte von Capri oder besuchten das Grab des Dichters Vergil. Die meisten kehrten danach wieder um, die wenigsten fuhren mit dem Schiff weiter nach Sizilien.
... ein dicht besiedelter Landstrich
Schon der Landeanflug auf Neapel enthüllt ein riesiges Häusermeer, das an die Berge am Horizont wie Wellen brandet. Wer die Stille sucht, sollte zu Fuß gehen - auf dem „Weg der Götter“ hoch über der Küste von Amalfi oder auf entrückten Felspfaden jenseits der belebten Plätze Capris. Auch das Hinterland ist stellenweise nur gering besiedelt. Übrigens vermerkten bereits antike Reisende in ihren Berichten, dass die Region um den Vesuv ungewöhnlich dicht besiedelt sei ...
... eine Mezzogiorno-Region
Gemeinsam mit den anderen süditalienischen Regionen wie Apulien oder Kalabrien zählt Kampanien zum Mezzogiorno („der Mittag“). Kennzeichen des Südens sind die chronische Wirtschaftsschwäche, das Fehlen größerer Industriebetriebe in arbeitsintensiven Branchen und eine lückenhafte Infrastruktur in vielen Bereichen. Eine Folge mangelnder Präsenz staatlicher Institutionen im Süden ist die Schattenwirtschaft. Die in Kampanien operierenden Mafia-Clans werden unter dem Begriff „Camorra“ zusammengefasst. Urlauber und Reisende bekommen aber in der Regel davon nichts mit.
... eine Ganzjahresdestination
Städte wie Neapel, Sorrent und Salerno haben ganzjährig Konjunktur. Gleiches gilt für die archäologischen Ausgrabungsstätten Pompeji, Herculaneum und Paestum. In der Krippengasse im Herzen der Altstadt von Neapel herrscht in der Vorweihnachtszeit sogar mehr Betrieb als in der eigentlichen Feriensaison, die sich von Ostern bis Oktober erstreckt. Auf Ischia hingegen liegen in der kühlen Jahreszeit Thermen, Restaurants und die meisten Unterkünfte im Winterschlaf. Auf Capri sieht die Sachlage etwas anders aus: Die Insel ist im Sommer heillos überfüllt und im Winter ein Ziel für Individualisten, die sich über niedrige Preise und zugewandte Einheimische freuen ...
Kirchen, Klöster und Museen
Erlebnis Kultur
Neapel war ein Brennpunkt der europäischen Geschichte. Beleg hierfür sind die zahlreichen kulturellen Relikte aus sämtlichen Epochen. Aber auch Salerno, Ravello und die Provinzhauptstädte im Hinterland bieten kulturinteressierten Reisenden zahlreiche Kunstschätze von Rang.
Kulturinteressierte Reisende, die in kurzer Zeit viele eintrittspflichtige Attraktionen besuchen, sparen beim Kauf einer Campania Artecard (→ Link) eventuell viel Geld.
Archäologische Museen
Archäologisches Museum Benevento: Hochrangige Objekte von der Antike bis zum Mittelalter. → Link
Archäologisches Museum Campi Flegrei: Die besten Funde von der Küste westlich von Neapel. → Link
Archäologisches Provinzialmuseum Capua: Attraktive Exponate aus der Antike. → Link
Archäologisches Nationalmuseum Neapel: Für Liebhaber der Antike ein Muss. → Link
Bildende Kunst
Museo Capodimonte in Neapel: Die wichtigste Pinakothek Süditaliens. → Link
Museo Correale in Sorrent: Gemälde aus dem Zeitalter des Barock. → Link
Museo d’Arte Contemponarea in Neapel: Kunsttempel der Moderne und Avantgarde. → Link
Museo Diocesano in Salerno: Die wichtigste Gemäldesammlung der Provinz Salerno. → Link
Gärten und Parks
Giardini la Mortella auf Ischia: Mekka für Liebhaber der mediterranen Flora. → Link
Giardini Ravino auf Ischia: Gepflegter Sukkulenten-Garten bei Forio. → Link
Giardino della Minerva in Salerno: Zauberhafter Kräutergarten mit Teestube über der Altstadt. → Link
Villa Rufolo und Villa Cimbrone in Ravello: Der Blick von den Gärten auf die Küste ist legendär. → Link
Villa San Michele auf Capri: Der Garten ist eine Oase der Erholung. → Link
Kirchen und Klöster
Abtei Sant’Angelo in Formis: Aufgrund der romanischen Fresken einer der schönsten Kirchen Kampaniens. → Link
Chiesa di Santa Sofia in Benevento: Der Sakralbau aus langobardischer Zeit ist UNESCO-Welterbe. → Link
Dom San Gennaro in Neapel: Die Bischofskirche steht jährlich beim Blutwunder des hl. Gennaro im Mittelpunkt. → Link
Dom San Matteo in Salerno: Highlight normannischer Baukunst mit prachtvoller Krypta. → Link
Dom San Michele Archangelo in Casertavecchia: Fast noch ein Geheimtipp im Hinterland. → Link
Dom Sant’Andrea in Amalfi: Faszinierende Mischung aus romanischen und orientalischen Stilen, mit sehenswertem Kreuzgang. → Link
Dom Santa Maria Assunta in Ravello: Der romanische Sakralbau birgt wertvolle Schätze. → Link
Kartause San Martino in Neapel: Sehenswerter Sakralkomplex in luftiger Höhe über dem Zentrum. → Link
Kloster Corpo di Cava: Zentrum der Benediktiner in Süditalien in abgeschiedener Lage. → Link
Kloster Santa Chiara in Neapel: Der weitläufige Majolika-Kreuzgang ist ein Highlight. → Link
Kunsthandwerk
Holzintarsien aus Sorrent: Wunderschöne Arbeiten in zahlreichen Werkstätten (botteghe) in der Altstadt. → Link
Keramikkunst aus Vietri sul Mare: Tonware aus Vietri ist berühmt, ein Museum gibt tiefere Einblicke. → Link
Krippengasse in Neapel: Nicht nur zur Vorweihnachtszeit ein obligatorisches Ziel für Besucher. → Link
Papiermuseum in Amalfi: Im Mittelalter machte das Papier die Seerepublik Amalfi reich. → Link
Schlösser und Burgen
Castel dell’Ovo in Neapel: Der Legende nach liegt hinter seinen starken Mauern das „Ei des Vergil“ verborgen. → Link
Castello Aragonese auf Ischia: Die uneinnehmbar erscheinende Festungsstadt ist ein Wahrzeichen der Insel. → Link
Castello Aragonese in Baia: Die traumhaft gelegene Anlage am Golf von Pozzuoli birgt ein sehenswertes Museum. → Link
Castello di Arechi in Salerno: Von der einstigen Langobardenfestung fällt der Blick auf den Golf von Salerno. → Link
Königsschloss in Caserta: Die Bourbonenresidenz im Hinterland sollte einst mit Versailles konkurrieren. → Link
Maschio Angioino in Neapel: Von der trutzigen Festung am Hafen regierten in der frühen Neuzeit u. a. die französischen Anjou. → Link
Geschichte erleben
Schaufenster der Antike
Reisende am Golf stolpern jeden Fußbreit über Antike. Etrusker, Griechen und Römer gaben sich hier die Klinke in die Hand. Beste Gelegenheiten, die Überreste aus dem Altertum kennenzulernen, bieten Museen und archäologische Ausgrabungsstätten, allen voran Pompeji und Herculaneum.
Eine kurze Zeittafel
1738: Ausgrabungen von Herculaneum
1748: Ausgrabungen von Pompeji
1752: Wiederentdeckung von Paestum
1787: Gründung des Nationalmuseums von Neapel
Im Schatten des Vulkans
Der Vesuvausbruch 79 n. Chr. war Katastrophe und Glücksfall zugleich: Er zerstörte die berühmten Städte Pompeji und Herculaneum, sorgte jedoch auch dafür, dass wir heute auf den Ausgrabungsstätten in der Antike lesen können wie in einem dreidimensionalen Buch. Vieles, was wir heute über das Altertum wissen, schlossen Archäologen aus Material, das sie im Schatten des Vulkans zutage brachten. Besonders unser Wissen über den Alltag in römischer Zeit verdanken wir Funden aus Herculaneum und Pompeji.
Griechen und Etrusker
Die griechischen Kolonien wie Neapolis, Kyme oder Paestum lagen fast ausnahmslos an der Küste. Die erste Siedlung auf italienischem Boden befand sich auf der Insel Ischia. Nicht wenige Griechenstädte gingen später im wachsenden römischen Reich auf und wurden romanisiert. Im Unterschied zu den Griechen siedelten die Etrusker weiter im Hinterland. Deren Herrschaftszentrum lag eigentlich in Mittelitalien, etruskische Spuren finden sich jedoch auch im Großraum Salerno.
Die Tempel von Paestum: Die dorischen Tempel am Golf von Salerno sind die prominentesten Reste aus griechischer Zeit und unbedingt den Besuch wert. Wertvolle Objekte aus griechischer Zeit zeigt das archäologische Museum neben der Ausgrabungsstätte. → Link
Villa Arbusto: Das Museum in einer ischitanischen Villa präsentiert Fundstücke von Ausgrabungen bei Lacco Ameno. Ein Prunkstück ist der Becher des Nestor. → Link
Kyme (Cuma): Die erste griechische Siedlung auf dem Festland Italiens. Auch wenn die Ausgrabungszone nicht einfach zu erreichen ist, lohnt der Besuch. In einer Grotte residierte eine berühmte Priesterin - die Sibylle von Kyme. → Link
San Lorenzo Maggiore in Neapel: Vielerorts in der Altstadt führen Treppen in den Untergrund. Unter dem Komplex San Lorenzo Maggiore mit Kirche, Kreuzgang und Kloster kann man die Reste der griechischen Neapolis begutachten - ein Pompeji unter Tage. → Link
Museo Archeologico Nazionale Pontecagnano: Das Museum zur Kulturgeschichte der Etrusker Süditaliens liegt in wenig anheimelnder Umgebung in einem Vorort von Salerno. Objektpräsentation und Themeninszenierungen sind vom Feinsten. → Link
Reste aus römischer Zeit
Pompeji und Herculaneum sind zwar die berühmtesten, aber nicht die einzigen Überbleibsel aus der römischen Epoche. Eine weitere wichtige römische Stadt war Pozzuoli in der gleichnamigen Bucht bei Neapel. Durch das Hinterland Kampaniens verlief die Via Appia, die Rom mit den Häfen der Adria verband. Hier waren Capua und Benevento wichtige Etappenstationen. Beide Städte bergen noch heute bedeutende Relikte aus römischer Zeit.
Pompeji: In der vielleicht berühmtesten Ausgrabungsstätte der Welt vergeht der Tag wie im Flug. Denn Pompeji ist nicht nur spannend, sondern auch überraschend groß. Highlights sind das Forum, die Thermen, das Amphitheater und die außerhalb gelegene Villa dei Misteri. → Link
Herculaneum: Im Vergleich zu Pompeji präsentiert sich die Stadt des Hercules weitaus überschaubarer. Nach dem Besuch der Ausgrabungsstätte lockt ein sehenswertes Museum ohne Exponate. → Link
Villa Jovis: Die einzige Ausgrabungsstätte von Rang auf Capri liegt direkt am Rand der Kalkklippen. Es handelt sich um den Palast des römischen Kaisers Tiberius. → Link
Archäologisches Nationalmuseum Neapel: Die großartige Antikensammlung präsentiert eindrückliche Exponate aus der römischen Zeit, u. a. Skulpturen der berühmten Sammlung Farnese. Ein weiteres Highlight sind Mosaike mit erotischen Szenen aus Pompeji. → Link
Pozzuoli: Römischen Ursprungs in der Hafenstadt westlich von Neapel sind das Amphitheater und die Ruinen unter der Altstadt. Letztere können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. → Link
Trajansbogen in Benevento: Das marmorne Triumphportal für den römischen Kaiser Trajan gehört zu den gewaltigsten Überbleibseln aus römischer Zeit in Süditalien. → Link
Anfiteatro Campano in Santa Maria Capua Vetere: Das Amphitheater war eines der eindrucksvollsten im römischen Weltreich. Hier begann im 1. Jh. v. Chr. der Sklavenaufstand des Spartacus. → Link
Thermen, Strände, Pfade
Baden und Wandern
Die Insel Ischia entpuppt sich als ressourcenreiches Mekka für Strandurlauber. Die Golfküste und die Halbinsel von Sorrent sind indes zum Baden weniger geeignet. Kilometerlange Sandstrände gibt es erst wieder im Süden in Paestum ...
Bereits die Römer nutzten die vulkanisch-thermischen Aktivitäten am Golf für ihre Kuraufenthalte. Heute befinden sich die großen Thermenparks allesamt auf Ischia; sie zählen zum Pflichtprogramm eines Inselaufenthalts.
Pack die Badehose ein!
Die Badesaison erstreckt sich von Mai bis Oktober, wobei die Wassertemperaturen im Spätsommer und Frühherbst am angenehmsten sind. Vielerorts eröffnen im Sommer Strandbäder(bagni) mit Umkleidekabinen, Bar und einfachem Restaurant. Gegen eine Gebühr von, je nach Jahreszeit, 10−20 € pro Tag können die Gäste Strandliege und Sonnenschirm nutzen. Empfehlenswerte Adressen finden Sie im Reiseteil bei den einzelnen Orten.
Die schönsten Strände
Ganz klar, diese befinden sich auf Ischia und in der Nähe von Paestum. Auch auf Capri, bei Sorrent und rund um Amalfi existieren kleinere (Kies-)Strände. Sie sind jedoch häufig abgelegen und aufgrund der Topografie am besten per Boot erreichbar.
Baia di Cartaromana (Ischia): Die romantische Felsbucht mit Kastellblick ist am besten mit dem Boot zu erreichen. → Link
Baia di San Montano (Ischia): Die landschaftlich hübsche Sandbucht belegt zur Hälfte ein Thermalgarten. → Link
Capaccio Laura (Paestum): In Tuchfühlung zu den griechischen Tempeln liegt ein kilometerlanger Sandstrand. → Link
Erchie (Amalfiküste): Außerhalb der Hauptsaison hat man den Kiesstrand weitgehend für sich. → Link
Marina del Cantone (Halbinsel von Sorrent): An Wochenenden kann sich der Badeort mit Kiesstrand über mangelnde Besucher kaum beklagen. → Link
Punta Carena (Capri): Das Baden an den Felsen unterhalb des Leuchtturms ist ein Erlebnis. → Link
Spiaggia del Ciracciello e Ciraccio (Procida): In trauter Nachbarschaft liegen die beiden Strände auf der kleinsten Insel im Golf. → Link
Spiaggia di Citara (Ischia): Am landschaftlich reizvoll gelegenen Sandstrand liegt Ischias größter Thermalgarten. → Link
Spiaggia dei Maronti (Ischia): Der längste Sandstrand der Insel ist bekannt für seine heißen Unterwasser-Fumarolen. → Link
Spiaggia Miliscola (Capo Miseno): Das einzige Bademekka westlich von Neapel ist an Wochenenden und in den Ferien beliebt. → Link
Thermalbäder auf Ischia
Die Thermen auf Ischia sind ungemein weitläufig, sodass ein Entspannungstag wie im Flug vergeht. Bis auf wenige Ausnahmen liegen sie in Küstennähe und verfügen über einen privaten Strandabschnitt. Einige Quellen nutzten die Menschen in der Antike für Anwendungen, beispielsweise die Cavascura-Therme (→ Link) am Maronti-Strand. Der Gegensatz zu den mondänen Poseidongärten (→ Link), dem größten Thermalpark auf Ischia, könnte kaum größer sein. Ein besonders schöner Thermalgarten ist die Negombo-Therme (→ Link) in Lacco Ameno.
Auf Schusters Rappen
Der Golf von Neapel ist ein tolles Wanderrevier, besonders die Insel Capri, die Amalfiküste und die Halbinsel von Sorrent. Wanderer wählen zwischen schmalen Gebirgspfaden, bequemen Asphaltwegen und schweißtreibenden Treppenwegen. Im Kleinen Wanderführer hinten im Buch (→ Link) werden zwölf der schönsten Touren amGolf ausführlich und mit Karte beschrieben.
Ein Höhepunkt ist sicherlich der vielbegangene „Pfad der Götter“ von Bomerano nach Positano (→ Link). Andere Wege an der Amalfiküste werden seltener begangen und eignen sich perfekt für Ruhesuchende. Auch Capri ist bestens für Fußgänger geeignet − die Bandbreite hier reicht von steinigen Gebirgspfaden bis zu bequemen Treppenwegen. Ein Highlight ist der Weg vom Monte Solaro zur Punta Carena (→ Link).
Aussichtsberge
Viele zu Fuß oder mit der Bergbahn zugängliche Gipfel erlauben fantastische Ausblicke auf den Golf von Neapel. Einfach ist der Weg auf den Vesuv (→ Link), den Monte Solaro auf Capri (→ Link) und auf den Monte Faito in den Monti Lattari (→ Link). Schweißtreibender sind die Aufstiege zum Monte Epomeo auf Ischia (→ Link) und zum Monte di San Costanzo bei Sorrent (→ Link). Der höchste Berg der Region ist der Monte di San Michele (1444 m).
Nicht nur Strandurlaub
Der Golf von Neapel mit Kindern
Ischia ist die günstigste Wahl für einen entspannten Familienurlaub. Die Strände liegen gleich vor der Haustüre, und auch sonst bietet die Ferieninsel mehr als genügend Freizeitoptionen für Groß und Klein.
Advent am Golf
Die Lichtinstallationen Luci d’Artista in Salerno und die Krippengasse in Neapel sind auch für Kinder ein Spektakel sondergleichen und ein guter Grund für einen Besuch der Region in der Vorweihnachtszeit.
Familienurlaub auf Ischia
Mit Ausnahme des stets betriebsamen Fährhafens von Ischia Porto herrscht auf der Kur- und Ferieninsel eine eher gemächliche Schlagzahl. Ein verhältnismäßig moderates Preisniveau und familientaugliche Unterkünfte sorgen für ein stressfreies Urlaubsklima. Außerdem sind die Wege zu den Sandstränden in der Regel kurz - beste Voraussetzungen also, dass sich die Bambini nicht langweilen. Auch Inselrundfahrten, kurze Spaziergänge, Bootstouren und selbst die Besichtigung des Kastells von Ischia Ponte sind mit Anhang gut zu bewältigen.
Neapel mit Kindern
Laut und gefährlich - so lautet gemeinhin das Urteil über die pulsierende Metropole am Golf. Das Image ist zwar nicht gänzlich falsch, jedoch einseitig. Am besten eignet sich der Stadtbesuch mit Kids sonn- und feiertags: Dann herrscht spürbar weniger Verkehr und zentrale Straßenachsen werden zu Fußgängerzonen. Bereits etwas älterer Nachwuchs begeistert sich bestimmt für den - zuweilen schaurigen und beklemmenden - Untergrund der Stadt (→ Napoli sotterranea, Link). Ein schöner Abschluss des Tagesausflugs führt eventuell zum Lungomare Caracciolo (→ Link), der sich jeden Sonntag in eine Vergnügungsmeile verwandelt.
Antike, kindgerecht
Ob sich Kinder für antike Ausgrabungsstätten begeistern lassen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Ein Besuch des virtuellen Museums in Herculaneum (→ Link) dürfte wohl kaum jemanden - ob groß oder klein - unbeeindruckt lassen. Hochwertige Digitalanimationen lassen die Stadt am Vesuv, wie sie in der römischen Epoche ausgesehen haben dürfte, wieder auferstehen und lebendig werden. Im Anschluss daran betrachten die Heranwachsenden die Überbleibsel aus dem Altertum sicher mit gänzlich anderen Augen ...
Brodelnde Hexenküche
Vulkane faszinieren. Sie erinnern uns an die Vergänglichkeit und die Brüchigkeit der menschlichen Zivilisation. Auch Heranwachsende berauschen sich nicht selten an den schaurigen Abgründen der Zerstörung, der vielleicht am besten im Solfatara-Krater bei Pozzuoli nachzuspüren ist (→ Link). Fumarolen und blubbernde Schlammlöcher verbreiten schwefelhaltige Dämpfe und entpuppen sich als großer Abenteuerspielplatz für neugierige Kids - und natürlich auch für ihre erwachsenen Begleiter. Selbst der Kraterrand des Vesuvs kann trotz faszinierenden Rundblicks mit diesem Thrill nicht ganz mithalten.
Ausflugstipps
Spaziergang zur Recommone-Bucht: Ein attraktiver und nicht zu anspruchsvoller Spaziergang verbindet das Bademekka Marina del Cantone auf der Halbinsel von Sorrent mit der von wilden Felsen eingerahmten Nachbarbucht. Auf dem Weg liegt ein halb verfallener Küstenwachturm. → Link
Città della Scienza: Das Science-Center an der Peripherie von Neapel ist ein Experimentierlabor für aufgeweckte und neugierige Kids. Zahlreiche Stationen laden zum Herumprobieren ein. → Link
Michaelskirche von Anacapri: Die Fantasie der Schöpfer des grandiosen Fußbodens in der Kirche kannte fast keine Grenzen. Mystische Wesen und Tiergestalten beflügeln die Fantasie von Jung und Alt. → Link
Besuch auf einer Büffelmozzarellafarm: In unmittelbarer Nähe der dorischen Tempel von Paestum laden Bauernhöfe zur Mittagsrast mit frisch gezupften Büffelmozzarellakugeln ein. Mit etwas Glück grasen auf der Weide gleich nebenan die Büffelkühe ... → Link
Museo Virtuale Scuola Medica Salernitana: Das virtuelle Museum zur Entwicklung der abendländischen Medizin in Salerno ist für Familien mit aufgeweckten Kindern eine Option. Die Einrichtung verbindet perfekt Unterhaltung und Wissen. → Link
Auf dem Eselsweg zum Monte Epomeo: Nur etwa eine Stunde dauert der Aufstieg von Fontana zum höchsten Gipfel der Thermeninsel Ischia. Einst konnte man die Distanz auf dem Rücken eines Esels zurücklegen. Diese Zeiten sind vorbei, dafür lockt unterhalb der Aussichtspunkte ein einladendes Gipfelrestaurant zur Mittagsrast. Für die längeren Aufstiegsrouten zum Monte Epomeo sollte man hingegen genügend Kondition mitbringen. → Link
Unterwegs am Golf von Neapel
Neapel (Napoli)
Die Stadt am Golf ist ein Füllhorn bekannter Klischees − viele faszinierend, einige widersprüchlich, manche verstörend. Dabei steht außer Frage, dass Neapel zu den attraktivsten Metropolen Europas zählt. Man muss die Stadt einfach gesehen haben!
Neapel ist mit ca. 972.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens. Einzig Rom und Mailand zählen mehr Bewohner. In der Metropolregion leben ca. 4 Mio. Menschen − zwei Drittel der Bevölkerung Kampaniens.
Ein Tag reicht definitiv nicht aus, um sämtliche Attraktionen aufzusuchen. Selbst eine Woche genügt hier kaum. Tagesbesucher entscheiden sich am besten zwischen der Altstadt, dem repräsentativen Zentrum am Meer oder der Stadt auf den Hügeln. Ganz andere Eindrücke enthüllt der Abstieg in die Unterwelt. Einen ersten Eindruck von der Stadt gewinnt man bereits beim Landeanflug auf den Flughafen: Aus der Vogelperspektive präsentiert sich Neapel als gigantischer Zivilisationsteppich, der krakenartig in die Schwemmlandebene ausgreift. Der urbane Wildwuchs macht selbst vor den Berghängen des Vesuvs nicht halt. Die Frage drängt sich förmlich auf, was passiert, sollte der Vesuv tatsächlich wieder einmal ausbrechen ...
Neapel ist ein brodelnder Hexenkessel: betörend schön, fremdartig exotisch und zuweilen auch abstoßend hässlich. Die Bevölkerungsdichte − in der Stadt am Golf drängen sich 8239 Menschen auf einem Quadratkilometer − ist eine der höchsten ganz Europas. Noch im 19. Jh. war Neapel selbst das Traumziel der klassischen Italienreise. 1787 notierte Goethe in sein Tagebuch: „Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch.“ Obwohl sich die Stadt seitdem veränderte, teilen nicht wenige Reisende noch heute die widersprüchlichen Empfindungen des Dichters. Auf der einen Seite stehen der grassierende Verfall vieler Kulturgüter, Müllkrise, Camorra und staatlich-bürokratische Korruption. Auf der anderen Seite vermag kaum eine andere europäische Großstadt Reisende derart zu inspirieren wie Neapel.
Was anschauen?
Kirchen, Kirchen, Kirchen: Zahllos wie Sand am Meer erscheinen die Sakralbauten der Stadt, wobei der Barock den Ton angibt. Ganz ohne Kirchenbesuche wird ein Besichtigungstag daher kaum auskommen. Das wichtigste Gotteshaus ist der Dom mit der Kapelle für den Stadtpatron. Hier schlägt das spirituelle Herz der Stadt. → Link
Nationalmuseum: Angesichts der Fülle und Qualität der Exponate werden hier auch überzeugte Museumsmuffel begeistert sein. Neben antiken Skulpturen stehen die Funde aus Pompeji und Herculaneum im Zentrum der Ausstellung. → Link
Cappella Sansevero: Unter den zahllosen Kunstschätzen genießt die barocke Marmorskulptur des „verhüllten Christus“ einen Sonderstatus. Kaum zu glauben, dass Tuch und Corpus aus einem Stück gefertigt sind! → Link
Maschio Angioino: Das Kastell am Fährhafen schützte die Stadt vor Angriffen vom Meer. Sehenswert sind das Triumphportal aus Marmor und der Saal der Barone mit dem gotischen Deckengewölbe. → Link
Was unternehmen?
Neapolitanischer Alltag: Die Metropole am Golf besticht nicht nur durch Kunst und Architektur, sondern bietet auch bemerkenswert ungeschützte Einblicke ins Seelenleben der Stadt. Streifzüge durch Straßen und Gassen sind der beste Weg, um Farben und Formen, Gerüche und Flair aufzusaugen. Der Fischmarkt an der Porta Nolana ist die perfekte Einstimmung in Sachen neapolitanischer Alltag. → Link
Teatro San Carlo: Eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt liegt mitten im Zentrum und kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Ein Highlight! → Link
Wo essen?
Wie in jeder Metropole gibt es auch in Neapel noble Gourmettempel. Es überwiegen jedoch einfache Lokale, in denen man preiswert und landestypisch essen kann. Restaurants in großer Zahl befinden sich rund um den FS-Bahnhof, im Spanischen Viertel und in der Altstadt um Via Tribunali und Spaccanapoli. Teurer wird das lukullische Vergnügen in Santa Lucia am Meer oder am Jachthafen von Mergellina.
Wo relaxen?
In einer Stadt, die nur selten zur Ruhe kommt, sind Orte der Besinnung ein knappes Gut. Es gibt sie jedoch, z. B. den Kreuzgang von Santa Chiara (→ Link), den Garten der Certosa di San Martino (→ Link) mit Blick auf Stadt und Vesuv oder den Jachthafen von Mergellina vor der Kulisse des Castel dell’Ovo (→ Link).
Gesichter einer Stadt
Neapel sehen und sterben − keine noch so lange Abhandlung bringt die Magie der Stadt besser zum Ausdruck als dieses häufig zitierte geflügelte Wort. Wer die Schönheit und Anmut der Metropole am Golf in all ihren Facetten erleben will, sollte einige Tage oder besser eine ganze Woche in der Stadt verbringen. Hat man sich einmal mit den wichtigen Straßenzügen und Gebäudekomplexen vertraut gemacht, fällt die Orientierung leicht. Das Meer liegt stets in Reichweite, auch wenn man es merkwürdig selten zu Gesicht bekommt. Landeinwärts befinden sich die Hügel der Stadt, allen voran der Vomero mit dem Castel Sant’Almo auf der Spitze. Der Stadthügel ist bereits bei der Anfahrt mit dem Schiff gut zu erkennen und rückt nicht selten auch in den schnurgeraden Gassen der Altstadt ins Blickfeld. Dennoch präsentiert sich Neapel gerade Erstbesuchern alles andere als übersichtlich: Fassaden mit Patina, der Lärm der Straßenverkäufer, zum Trocknen aufgehängte Wäsche in den Gassen, Street-Art und knatternde Vespas sorgen für eine ständige Überforderung der Sinne − faszinierend und verstörend zugleich. Antike Artefakte sind ganz selbstverständlich ins Straßenbild integriert, als gehörten sie, wie der lautstark für seine Waren werbende Fischhändler, schon immer hierher. Und schließlich sind da noch die Baustellen, die seit gefühlten Ewigkeiten Straßen und Plätze blockieren. Zumindest dies hat Neapel mit den anderen Metropolen Europas gemein. Zahlreiche Reisegruppen besuchen die Stadt bevorzugt sonntags. Verständlich, weil es an diesen Tagen wesentlich ruhiger ist. Andererseits entfalten die Stadtbezirke gerade werktags ihr Flair am besten.
Die Altstadt ist ein unversiegbarer Born interessanter Dinge, von denen offizielle „Sehenswürdigkeiten“ nur einen geringen Teil ausmachen. Verschiedene Orte auf dem Boden der antiken Neapolis erlauben den Abstieg in die Unterwelt, den Bauch der Stadt. Ein Rundgang durch die Katakomben oder die urbanen Fundamente aus griechisch-römischer Zeit zählt zum Spannendsten, was man in der Mezzogiorno-Metropole unternehmen kann. Überdies bietet die Altstadt fantasievoll eingerichtete Ladengeschäfte, verführerisch duftende Restaurants, Bars und Konditoreien, romantische Hinterhöfe mit reichlich Kolorit und immer wieder Einblicke in den italienischen Alltag und in die neapolitanische Volksfrömmigkeit. Diese kreist um Blutwunder (→ Kasten) und um Aberglauben. Das in Läden und an Souvenirständen omnipräsente rote Hörnchen, cornogenannt, ist ein Talisman, der vor dem bösen Blick schützt. Seine Wirkung entfaltet sich nicht, wenn man ihn für sich kauft - man muss ihn geschenkt bekommen!
Paradeblick am Abend vom Posillipo-Hügel
Nicht weniger attraktiv als die Altstadt ist die repräsentative Neustadt. Deren Herz ist die ein wenig an den Petersplatz in Rom erinnernde Piazza del Plebiscito mit dem Stadtpalais der Könige von Neapel und dem grandiosen Teatro San Carlo. Von hier führen innerstädtische Boulevards in zahlreiche Richtungen: Die Via Toledo streift das Spanische Viertel und nimmt Kurs auf das Nationalmuseum, während in der Gegenrichtung die von prächtigen Gründerzeitfassaden flankierte Uferpromenade, die Via Nazario Sauro, insbesondere sonn- und feiertags zum Flanieren einlädt. Außerdem verbindet eine Standseilbahn die Via Toledo mit dem Vomero-Hügel, von dem man einen hinreißenden Ausblick über die Stadt genießt. Ein weiterer Besichtigungshöhepunkt ist für Kunstliebhaber die Gemäldesammlung im Schloss Capodimonte. Sonst präsentiert sich Neapel landeinwärts nicht unbedingt von seiner Schokoladenseite: Beiderseits der Autobahn in Richtung Pozzuoli überwiegen gesichtslose Wohnsilos und freudlos vor sich hindümpelnde Industrieanlagen. Ein Lichtblick an der westlichen Peripherie ist das Science Centre im Industrievorort Bagnoli, das ein Stahlwerk an gleicher Stelle ersetzt. Zwischen Stadtzentrum und Bagnoli erstreckt sich der Posillipo mit dem mutmaßlichen Grab des römischen Dichters Vergil. Heute ist der Hügel eine bürgerliche Wohngegend mit stattlichen Villen und Gärten, in denen auf fruchtbarer Vulkanerde Zitrusfrüchte und Blattgemüse kultiviert werden.
Anime pezzentelle - Totenkult in Neapel
Die Untergründe der Millionenstadt bergen manch abgründiges Geheimnis. Eines davon ist der neapolitanische Totenkult, der bis in die 1970er-Jahre v. a. von Frauen praktiziert wurde. Bedeutende Stätten dieser „matrilokalen Kulte“ sind die Altstadtkirche Santa Maria delle Anime del Purgatorio oder auch der Cimitero delle Fontanelle im Stadtteil Sanità. Letzterer ist für den Totenkult von besonderer Bedeutung, weil das heutige Armenviertel just dort liegt, wo sich einst vor den Toren der antiken Neapolis die griechisch-römischen Katakomben befanden.
Die Sanità wurde erst im Verlauf des 16. Jh. besiedelt (der Name Fontanelle verweist auf den ehemaligen Quellenreichtum). Die turmhoch in den Berg getriebenen Tuffsteingrotten des Gottesackers entpuppen sich als titanisches Beinhaus mit regal-hoch gestapelten Knochen und Schädeln. Zur Blütezeit des Totenkults besuchten Frauen das unterirdische Beinhaus, wuschen die Schädel und beteten für ein günstiges Schicksal der Toten im Fegefeuer. Ein Akt mit doppeltem Nutzen, denn umgekehrt glaubten Praktizierende daran, dass sich die Seelen revanchierten: indem sie Kinder- oder Heiratswünsche erfüllen oder zur Krankheitsgenesung beitragen. Zumeist handelt es sich bei den Knochen um anonyme Tote, die während der verschiedenen Pest- und Choleraepidemien 1656 und 1836/37 hier eingelagert wurden. Andere fanden nach Auflösung innerstädtischer Friedhöfe den Weg hierher. Anime pezzentelle, „verlassene Seelen“ werden die namenlosen Toten genannt, die sich die Frauen im Zuge der Kulte aneigneten; sie gaben ihnen eine „Familie“ und enthoben sie somit ihrer Verlorenheit im Fegefeuer. Der Totenkult ist seit dem barocken Zeitalter der Gegenreformation belegt. Ein bischöfliches Dekret setzte der „heidnischen“ Volksfrömmigkeit 1969 ein Ende.
Weiterführende Literatur:
Ulrich van Loyen: Neapels Unterwelt. Über die Möglichkeit einer Stadt, Berlin 2018.
Totenköpfe als Kultobjekt auf dem Fontanelle-Friedhof
Geschichte Neapels
Antike Forumsreste im Untergrund
Die frühesten Siedlungsspuren befinden sich überraschenderweise nicht auf dem Boden der Altstadt, sondern auf dem Monte Ecchia (Pizzofalcone). Heute ist der Hügel hinter dem Castel dell’Ovo vollständig überbaut, weshalb man ihn gerne übersieht. In der Antike ragte er wie ein Sporn ins Meer, während das Kastell auf einer vorgelagerten Insel stand. Der Name der ersten griechischen Siedlung aus dem 7./6. Jh. v. Chr. lautete Parthenope − eine der drei Sirenen vor der italienischen Küste, an denen Odysseus im Verlauf seiner Irrfahrt vorbeisegelte. Der Sage nach sollen sich die sangesfreudigen Schönheiten ins Meer gestürzt haben. Die sterblichen Reste der Parthenope wurden auf der Insel Megaris (Megaride), Sitz der oben erwähnten Seefestung, angeschwemmt. Noch heute gilt die Sirene − neben Vergil und San Gennaro − als Schutzpatronin der Stadt. Die ersten Bewohner waren Griechen aus der nahe gelegenen Siedlung Cumae (→ Link); diese gründeten um 500 v. Chr. östlich der „alten Stadt“ (Palaepolis) eine neue Siedlung und nannten sie Neapolis. Die „Neustadt“ der Griechen lag exakt auf dem Boden der heutigen Altstadt; wer im Komplex San Lorenzo Maggiore die Treppen hinuntersteigt, kann noch die Ruinen aus griechischer und römischer Zeit besichtigen. Wie die meisten anderen griechischen Kolonien in Unteritalien, blieb Neapel auch während der römischen Herrschaft unabhängig. Als man sich aber in den römischen Bürgerkriegen im 1. Jh. v. Chr. auf die falsche Seite schlug, folgte die Strafe auf den Fuß: Nach dem Sieg Roms verleibte Sulla die Stadt am Golf dem wachsenden Imperium ein.
Im Mittelalter und in der Neuzeit verlief die Entwicklung Neapels im Rahmen der politischen Ereignisgeschichte Unteritaliens (→ Geschichte). Bis 1139 war Neapel Hauptstadt eines unabhängigen, mit Byzanz verbündeten Herzogtums. Eine neue Epoche begann danach mit den Normannen, welche die Stadt am Golf in ihr Königreich Sizilien integrierten. War in der normannischen Epoche die Hauptstadt noch Palermo, verschoben sich in der Folge die Gewichte nach Norden: Eine Zäsur bedeutete die Gründung der Universität 1224 durch Kaiser Friedrich II. − die erste nichtkirchliche Hochschule Europas! Nach der öffentlichkeitswirksamen Hinrichtung des blutjungen Staufersprosses Konradin auf der Piazza del Mercato verlegte Karl I. von AnjouQuartieri Spagnoli