Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Andreas Haller
Die Neugier auf fremde, un­be­kannte Welten war der Grund, warum es Andreas Haller seit früher Jugend immer wieder in andere Länder zog. Heute gibt er seine gesammelten Er­fah­rungen an andere Reiselustige weiter - in Büchern sowie als Wander- und Studienreiseleiter. Sein Motto lautet: Wer zu Fuß geht, erfährt mehr über Land und Leute!
Meine erste Reise nach Neapel? Als Ober­stufenschüler mit dem Zug an den Golf und zu Fuß, den Rucksack auf dem Buckel, auf den Vesuv (damals durfte man das noch). Abstieg durch die Wildnis auf die andere Seite nach San Giuseppe (eine Camorra-Hoch­burg, wie ich später erfuhr). Dort auf der Piazza ein panino imbottito (be­leg­tes Brötchen) und mit der Dorfjugend ein paar Worte Pidgin-Italienisch. An­schlie­ßend wieder los und außerhalb in einer Olivenbaumplantage die Hänge­matte gespannt. Ruhiger Schlaf? Mit­nichten? Denn nur kurze Zeit später ka­men besagte Jugendliche aus San Giu­seppe mit Taschenlampen und klaub­ten meine Habseligkeiten auf (der kleine Michelangelo trug meine Ka­mera vosichtig wie eine chinesische Por­zel­lantasse). Dann ging’s im Auto in die Bar. Kaffee, Vino, Tischfußball. Dann die nächste Bar. Irgendwann, lange nach Mitternacht, nächtigte ich auf dem Fußboden einer Backstube. Aller­dings nur für wenige Stunden, denn früh am Morgen weckte mich der nichts­ahnende Geselle.
Wegen solcher Erlebnisse, dachte ich da­mals, müsste ich irgendwann ein Buch über diese Region und ihre schlicht­weg fantas­tischen Menschen schreiben.
Orientiert am Golf von Neapel
Die Region im Profil
Der Golf von Neapel ist ...
Die berühmten antiken Stätten unterhalb des Vesuvs, der bro­deln­de Hexenkessel Neapel, die Thermen und Strände auf Ischia, die Villen auf Capri oder die spektakuläre Küstenlandschaft rund um Amalfi und Positano - viele gute Gründe für einen Besuch.
Hauptstadt der Region Kampanien: Neapel, mit ca. 1 Mio. Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens.
Metropolencharakter besitzt auch die Provinzhauptstadt Salerno. Sonst überwiegen Dörfer und Kleinstädte mit beschaulichen Zentren.
... ein Teil der Region Kampanien
Klangvolle Namen wie Capri, Pompeji, Amalfi oder Sorrent erwecken in uns Sehnsüchte nach betö­ren­der Schönheit, lebendiger Ge­schich­te, majestätischer Natur, schmack­haf­ter Küche und un­ver­bauter Strände. Kein Wunder, dass bereits die Römer die Golfküste zu ihrer bevorzugten Fe­ri­enregion kürten. Sie feierten den vom Klima verwöhnten Landstrich eu­pho­risch als campania felix, als „glück­liches Kampanien“. Nur wenige europäische Desti­na­tionen bie­ten auf eng­stem Raum eine solche Dich­te an Attrak­tionen wie der Golf von Neapel.
... ein Urlaubsparadies mit vielen Gesichtern
Der Golf von Neapel erweist sich als un­er­schöpfliches Reservoir für Erho­lungs­bedürftige, die buchstäblich reif für die Insel sind; für Kulturreisende, die auf den Spuren der Griechen und Rö­mer wandeln; für klassische Kur­gäs­te, die es sich in den Thermen auf Is­chia wohlergehen lassen; und für Ge­nießer, die von der ausgezeichneten Kü­che Kam­pa­ni­ens nicht genug be­kom­men können.
... ein grandioses Amphi­theater der Natur
Unübersehbar im Zentrum der Golf­küs­te wacht die beherrschende Silhou­ette eines Vulkans. Obwohl der Vesuv mo­mentan keine nennenswerten Ak­ti­vi­täten verzeichnet, zählt er zu den ge­fähr­lichsten Vulkanen der Erde. Natur zum Staunen bieten auch Capri, die Halbinsel von Sorrent und die Costiera Amalfitana, die welt­er­fa­h­re­ne Reisende zu Recht als spek­ta­kulärste Steilküste des Mittelmeerraums be­zeich­nen.
... das Ziel schlechthin der klassischen Italienreise
Der europäische Kul­tur­adel der Neuzeit be­reis­te im Zuge der „Grand Tour“ die Apen­ninen­halbinsel, machte Station in Rom und strandete schließ­lich am Golf von Neapel. Die Rei­sen­den bestaunten die do­ri­schen Tem­pel von Paes­tum, wagten sich in die Blaue Grotte von Capri oder besuchten das Grab des Dichters Vergil. Die meisten kehrten danach wieder um, die wenigsten fuh­ren mit dem Schiff weiter nach Sizilien.
... ein dicht besiedelter Landstrich
Schon der Landeanflug auf Neapel ent­hüllt ein riesiges Häusermeer, das an die Berge am Horizont wie Wellen bran­det. Wer die Stille sucht, sollte zu Fuß gehen - auf dem „Weg der Götter“ hoch über der Küste von Amalfi oder auf entrückten Felspfaden jenseits der belebten Plätze Capris. Auch das Hin­ter­land ist stellenweise nur gering besiedelt. Übrigens ver­merk­ten bereits antike Reisende in ihren Berichten, dass die Region um den Vesuv unge­wöhn­lich dicht besiedelt sei ...
... eine Mezzogiorno-Region
Gemeinsam mit den anderen süd­ita­lie­ni­schen Regionen wie Apulien oder Ka­la­brien zählt Kampanien zum Mezzo­giorno („der Mittag“). Kenn­zeichen des Südens sind die chronische Wirt­schafts­schwäche, das Fehlen größerer Indus­trie­betriebe in arbeitsintensiven Bran­chen und eine lückenhafte Infra­struktur in vielen Be­reichen. Eine Folge mangelnder Prä­senz staat­licher Insti­tu­tio­nen im Süden ist die Schatten­wirtschaft. Die in Kam­pa­nien ope­rie­ren­den Mafia-Clans wer­den unter dem Begriff „Camorra“ zu­sam­mengefasst. Urlauber und Rei­sende bekommen aber in der Regel davon nichts mit.
... eine Ganzjahresdestination
Städte wie Neapel, Sorrent und Salerno haben ganzjährig Kon­junktur. Gleiches gilt für die archäologischen Aus­gr­a­bungs­stätten Pompeji, Herculaneum und Paestum. In der Krippengasse im Her­zen der Altstadt von Neapel herrscht in der Vorweihnachtszeit so­gar mehr Betrieb als in der eigentlichen Fe­riensaison, die sich von Ostern bis Ok­tober erstreckt. Auf Ischia hingegen liegen in der kühlen Jahreszeit Ther­men, Restaurants und die meisten Un­ter­künfte im Winterschlaf. Auf Capri sieht die Sachlage et­was anders aus: Die Insel ist im Sommer heillos überfüllt und im Win­ter ein Ziel für Individualisten, die sich über niedrige Preise und zuge­wandte Einheimische freuen ...
Kirchen, Klöster und Museen
Erlebnis Kultur
Neapel war ein Brennpunkt der europäischen Geschichte. Beleg hierfür sind die zahlreichen kulturellen Relikte aus sämtli­chen Epochen. Aber auch Sa­ler­no, Ravello und die Provinz­haupt­städte im Hinterland bieten kulturinteressierten Reisenden zahlreiche Kunst­schätze von Rang.
Kulturinteressierte Reisende, die in kurzer Zeit viele eintrittspflichtige Attraktionen besuchen, sparen beim Kauf einer Campania Artecard (→ Link) eventuell viel Geld.
Archäologische Museen
Archäologisches Museum Benevento: Hochrangige Objekte von der An­tike bis zum Mittelalter. Link
Archäologisches Museum Campi Fleg­rei: Die besten Funde von der Küs­te west­lich von Neapel. Link
Archäologisches Provinzialmuseum Ca­pua: Attraktive Exponate aus der Antike. Link
Archäologisches Nationalmuseum Nea­pel: Für Liebhaber der Antike ein Muss. Link
Bildende Kunst
Museo Capodimonte in Neapel: Die wich­tigste Pinakothek Süditaliens. Link
Museo Correale in Sorrent: Ge­mäl­de aus dem Zeitalter des Barock. Link
Museo d’Arte Contemponarea in Nea­pel: Kunsttempel der Mo­der­ne und Avant­garde. Link
Museo Diocesano in Salerno: Die wich­tig­ste Gemäldesammlung der Pro­vinz Salerno. Link
Gärten und Parks
Giardini la Mortella auf Ischia: Mekka für Lieb­ha­ber der mediterranen Flora. Link
Giardini Ravino auf Ischia: Ge­pflegter Sukkulenten-Garten bei Forio. Link
Giardino della Minerva in Salerno: Zau­berhafter Kräutergarten mit Tee­stube über der Altstadt. Link
Villa Rufolo und Villa Cimbrone in Ra­vel­lo: Der Blick von den Gär­ten­ auf die Küste ist le­gen­där. Link
Villa San Michele auf Capri: Der Gar­ten ist eine Oase der Er­holung. Link
Kirchen und Klöster
Abtei Sant’Angelo in For­mis: Aufgrund der ro­manischen Fres­ken einer der schön­s­ten Kir­chen Ka­m­pa­niens. Link
Chiesa di Santa Sofia in Benevento: Der Sa­kral­bau aus langobardi­scher Zeit ist UNESCO-Welt­erbe. Link
Dom San Gennaro in Neapel: Die Bi­schofs­kir­che steht jährlich beim Blut­wun­der des hl. Gen­naro im Mittel­punkt. Link
Dom San Matteo in Salerno: Highlight nor­man­ni­scher Baukunst mit pracht­vol­ler Krypta. Link
Dom San Michele Archangelo in Caser­ta­vecchia: Fast noch ein Geheim­tipp im Hinterland. Link
Dom Sant’Andrea in Amalfi: Fas­zi­nie­ren­de Mischung aus romanischen und orientalischen Stilen, mit se­hens­wer­tem Kreuzgang. Link
Dom Santa Maria Assunta in Ravello: Der ro­manische Sakralbau birgt wert­volle Schät­ze. Link
Kartause San Martino in Neapel: Seh­ens­werter Sakralkomplex in luf­ti­ger Höhe über dem Zentrum. Link
Kloster Corpo di Cava: Zentrum der Be­ne­dik­tiner in Süditalien in ab­ge­schie­dener Lage. Link
Kloster Santa Chiara in Neapel: Der weit­läufige Majolika-Kreuzgang ist ein Highlight. Link
Kunsthandwerk
Holzintarsien aus Sorrent: Wun­der­schö­ne Arbeiten in zahlreichen Werk­stät­ten (botteghe) in der Altstadt. Link
Keramikkunst aus Vietri sul Mare: Tonwa­re aus Vietri ist berühmt, ein Mu­se­um gibt tiefere Einblicke. Link
Krippengasse in Neapel: Nicht nur zur Vorweihnachtszeit ein obligatorisches Ziel für Besucher. Link
Papiermuseum in Amalfi: Im Mittel­al­ter machte das Papier die Seerepublik Amalfi reich. Link
Schlösser und Burgen
Castel dell’Ovo in Neapel: Der Legende nach liegt hinter seinen starken Mau­ern das „Ei des Vergil“ verborgen. Link
Castello Aragonese auf Ischia: Die un­ein­nehmbar erscheinende Festungs­stadt ist ein Wahrzeichen der Insel. Link
Castello Aragonese in Baia: Die traum­haft gelegene Anlage am Golf von Poz­zuoli birgt ein sehenswertes Museum. Link
Castello di Arechi in Salerno: Von der ein­stigen Langobardenfestung fällt der Blick auf den Golf von Salerno. Link
Königsschloss in Caserta: Die Bour­bo­nen­residenz im Hinterland sollte einst mit Versailles konkurrieren. Link
Maschio Angioino in Neapel: Von der trutzigen Festung am Hafen regierten in der frühen Neuzeit u. a. die fran­zö­si­schen Anjou. Link
Geschichte erleben
Schaufenster der Antike
Reisende am Golf stolpern jeden Fußbreit über Antike. Etrusker, Griechen und Römer gaben sich hier die Klinke in die Hand. Beste Gelegenheiten, die Überreste aus dem Altertum kennenzulernen, bieten Museen und archäologische Ausgra­bungs­stätten, allen voran Pompeji und Herculaneum.
Eine kurze Zeittafel
1738: Ausgrabungen von Herculaneum
1748: Ausgrabungen von Pompeji
1752: Wiederentdeckung von Paestum
1787: Gründung des Nationalmuseums von Neapel
Im Schatten des Vulkans
Der Vesuvausbruch 79 n. Chr. war Katastrophe und Glücksfall zugleich: Er zerstörte die berühmten Städte Pompeji und Herculaneum, sorgte jedoch auch dafür, dass wir heute auf den Aus­gra­bungs­stätten in der Antike lesen kön­nen wie in einem drei­di­men­sio­na­len Buch. Vieles, was wir heute über das Altertum wissen, schlossen Archäolo­gen aus Material, das sie im Schatten des Vulkans zutage brachten. Be­son­ders unser Wissen über den Alltag in rö­mi­scher Zeit verdanken wir Funden aus Herculaneum und Pompeji.
Griechen und Etrusker
Die griechischen Kolonien wie Nea­po­lis, Kyme oder Paestum lagen fast aus­nahmslos an der Küste. Die erste Sied­lung auf italienischem Boden befand sich auf der Insel Ischia. Nicht wenige Grie­chenstädte gingen später im wach­sen­den römischen Reich auf und wur­den romanisiert. Im Unterschied zu den Griechen siedelten die Etrusker weiter im Hinterland. Deren Herrschafts­zen­trum lag eigentlich in Mittelitalien, etrus­kische Spuren finden sich jedoch auch im Großraum Salerno.
Die Tempel von Paestum: Die dori­schen Tempel am Golf von Salerno sind die prominentesten Reste aus grie­chi­scher Zeit und unbedingt den Besuch wert. Wertvolle Objekte aus griechi­scher Zeit zeigt das archäologische Mu­se­um neben der Ausgrabungsstätte. Link
Villa Arbusto: Das Mu­se­um in einer ischitanischen Villa prä­sen­tiert Fund­stücke von Ausgrabungen bei Lacco Ameno. Ein Prunkstück ist der Becher des Nestor. Link
Kyme (Cuma): Die erste griechische Sied­lung auf dem Festland Italiens. Auch wenn die Aus­grabungszone nicht einfach zu er­reichen ist, lohnt der Be­such. In einer Grotte residierte eine be­rühm­te Priesterin - die Sibylle von Kyme. Link
San Lorenzo Mag­gi­ore in Neapel: Vie­ler­orts in der Alt­stadt führen Trep­pen in den Unter­grund. Un­ter dem Kom­plex San Lo­ren­zo Maggiore mit Kir­che, Kreuzgang und Klos­ter kann man die Res­te der grie­chi­schen Nea­polis be­gut­achten - ein Pompeji un­ter Tage. Link
Museo Archeologico Nazionale Ponte­cagnano: Das Museum zur Kultur­ge­schichte der Etrusker Süditaliens liegt in wenig anheimelnder Umgebung in einem Vorort von Salerno. Objekt­prä­sen­tation und Themeninsze­nie­run­gen sind vom Feinsten. Link
Reste aus römischer Zeit
Pompeji und Herculaneum sind zwar die berühmtesten, aber nicht die einzi­gen Überbleibsel aus der römischen Epo­che. Eine weitere wichtige römische Stadt war Pozzuoli in der gleich­na­mi­gen Bucht bei Neapel. Durch das Hin­ter­land Kampaniens verlief die Via Appia, die Rom mit den Häfen der Adria verband. Hier waren Capua und Benevento wichtige Etappenstationen. Beide Städte bergen noch heute be­deu­ten­de Relikte aus römischer Zeit.
Pompeji: In der vielleicht berühmtesten Ausgrabungsstätte der Welt vergeht der Tag wie im Flug. Denn Pom­peji ist nicht nur spannend, son­dern auch über­raschend groß. High­lights sind das Forum, die Thermen, das Amphitheater und die au­ßer­halb gelegene Villa dei Misteri. Link
Herculaneum: Im Vergleich zu Pompeji präsentiert sich die Stadt des Hercules weit­aus überschaubarer. Nach dem Be­such der Aus­gra­bungsstätte lockt ein se­h­en­s­wertes Museum ohne Ex­ponate. Link
Villa Jovis: Die einzige Aus­gra­bungs­stätte von Rang auf Capri liegt di­rekt am Rand der Kalkklippen. Es handelt sich um den Palast des römischen Kai­sers Tiberius. Link
Archäologisches Nationalmuseum Ne­a­pel: Die großartige Antikensamm­lung prä­sentiert eindrückliche Expo­nate aus der römischen Zeit, u. a. Skulp­tu­ren der berühmten Sammlung Far­ne­se. Ein wei­teres Highlight sind Mo­sai­ke mit ero­tischen Sze­nen aus Pompeji. Link
Pozzuoli: Römischen Ursprungs in der Hafenstadt westlich von Neapel sind das Amphitheater und die Ruinen un­ter der Altstadt. Letz­te­re können nur im Rahmen einer Füh­rung besichtigt wer­den. Link
Trajansbogen in Benevento: Das mar­mor­ne Triumphportal für den römi­schen Kaiser Trajan gehört zu den ge­wal­tigsten Überbleibseln aus römischer Zeit in Süditalien. Link
Anfiteatro Campano in Santa Maria Capua Vetere: Das Amphitheater war eines der eindrucks­voll­sten im römi­schen Weltreich. Hier begann im 1. Jh. v. Chr. der Skla­ven­aufstand des Spar­ta­cus. Link
Thermen, Strände, Pfade
Baden und Wandern
Die Insel Ischia entpuppt sich als ressourcenreiches Mekka für Strandurlauber. Die Golfküste und die Halbinsel von Sorrent sind indes zum Baden weniger geeignet. Kilometerlange Sandstrände gibt es erst wieder im Süden in Paestum ...
Bereits die Römer nutzten die vulkanisch-thermischen Aktivitäten am Golf für ihre Kuraufenthalte. Heute befinden sich die großen Thermenparks allesamt auf Ischia; sie zählen zum Pflichtprogramm eines Inselaufenthalts.
Pack die Badehose ein!
Die Badesaison erstreckt sich von Mai bis Oktober, wobei die Wasser­tem­pe­ra­tu­ren im Spätsommer und Frühherbst am an­ge­nehm­sten sind. Vielerorts er­öff­nen im Sommer Strand­bä­der (bagni) mit Um­klei­dekabinen, Bar und ein­fachem Restaurant. Ge­gen eine Gebühr von, je nach Jah­res­zeit, 10−20 € pro Tag können die Gäste Strand­liege und Son­nen­schirm nut­zen. Emp­fehlenswerte Adressen finden Sie im Reiseteil bei den ein­zel­nen Orten.
Die schönsten Strände
Ganz klar, diese befinden sich auf Ischia und in der Nähe von Paestum. Auch auf Capri, bei Sorrent und rund um Amalfi existieren klei­nere (Kies-)Strände. Sie sind jedoch häu­fig ab­ge­legen und auf­grund der To­pografie am besten per Boot er­reichbar.
Baia di Cartaromana (Ischia): Die ro­man­tische Felsbucht mit Kastellblick ist am besten mit dem Boot zu er­rei­chen. Link
Baia di San Montano (Ischia): Die land­schaft­lich hübsche Sandbucht belegt zur Hälfte ein Thermal­gar­ten. Link
Capaccio Laura (Paestum): In Tuch­füh­lung zu den griechischen Tempeln liegt ein kilometerlanger Sandstrand. Link
Erchie (Amalfiküste): Außerhalb der Haupt­saison hat man den Kies­strand weitgehend für sich. Link
Marina del Cantone (Halbinsel von Sorrent): An Wochenenden kann sich der Badeort mit Kiesstrand über mangelnde Besucher kaum beklagen. Link
Punta Carena (Capri): Das Baden an den Felsen unte­r­halb des Leucht­turms ist ein Erlebnis. Link
Spiaggia del Ciracci­ello e Ciraccio (Pro­cida): In trauter Nachbarschaft liegen die beiden Strände auf der klein­sten In­sel im Golf. Link
Spiaggia di Cita­ra (Is­chia): Am land­schaft­lich reiz­voll ge­le­ge­nen Sand­strand liegt Ischias größ­ter Ther­mal­gar­ten. Link
Spiaggia dei Maronti (Ischia): Der läng­ste Sandstrand der Insel ist bekannt für seine hei­ßen Unterwasser-Fumarolen. Link
Spiaggia Miliscola (Capo Mise­no): Das einzige Bade­mekka westlich von Nea­pel ist an Wo­chen­enden und in den Ferien be­liebt. Link
Thermalbäder auf Ischia
Die Thermen auf Ischia sind ungemein weitläufig, sodass ein Ent­spannungs­tag wie im Flug vergeht. Bis auf wenige Ausnahmen liegen sie in Küstennähe und verfügen über einen privaten Strand­abschnitt. Einige Quel­len nutz­ten die Menschen in der Antike für An­wen­dungen, beispielsweise die Cavas­cura-Ther­me (→ Link) am Ma­ronti-Strand. Der Gegen­satz zu den mon­dä­nen Poseidongärten (→ Link), dem größ­ten Thermalpark auf Ischia, könnte kaum größer sein. Ein be­son­ders schö­ner Thermalgarten ist die Negombo-Therme (→ Link) in Lacco Ameno.
Auf Schusters Rappen
Der Golf von Neapel ist ein tolles Wan­der­revier, besonders die Insel Capri, die Amalfiküste und die Halbinsel von Sorrent. Wanderer wählen zwischen schma­len Ge­birgs­pfaden, bequemen As­phaltwegen und schweißtreibenden Trep­pen­wegen. Im Kleinen Wan­der­führer hinten im Buch (→ Link­) wer­den zwölf der schönsten Touren amGolf ausführlich und mit Karte be­schrie­ben.
Ein Höhepunkt ist sicher­lich der viel­be­gangene „Pfad der Götter“ von Bo­me­rano nach Positano (→ Link). An­dere Wege an der Amal­fiküste werden seltener be­gan­gen und eignen sich perfekt für Ruhesuchende. Auch Capri ist bestens für Fußgänger geeignet − die Bandbreite hier reicht von steinigen Gebirgspfaden bis zu bequemen Trep­pen­wegen. Ein High­light ist der Weg vom Monte Solaro zur Punta Carena (→ Link).
Aussichtsberge
Viele zu Fuß oder mit der Berg­bahn zu­gängliche Gipfel erlauben fan­tas­tische Ausblicke auf den Golf von Neapel. Einfach ist der Weg auf den Vesuv (→ Link), den Monte Solaro auf Capri (→ Link) und auf den Monte Faito in den Monti Lattari (→ Link). Schweißtreibender sind die Aufstiege zum Monte Epomeo auf Ischia (→ Link) und zum Monte di San Costanzo bei Sorrent (→ Link). Der höchste Berg der Re­gion ist der Monte di San Michele (1444 m).
Nicht nur Strandurlaub
Der Golf von Neapel mit Kindern
Ischia ist die günstigste Wahl für einen entspannten Familien­ur­laub. Die Strände liegen gleich vor der Haustüre, und auch sonst bietet die Ferieninsel mehr als genügend Freizeit­optio­nen für Groß und Klein.
Advent am Golf
Die Lichtinstallationen Luci d’Artista in Salerno und die Krippengasse in Neapel sind auch für Kinder ein Spektakel sondergleichen und ein guter Grund für einen Besuch der Region in der Vorweihnachtszeit.
Familienurlaub auf Ischia
Mit Ausnahme des stets betriebsamen Fährhafens von Ischia Porto herrscht auf der Kur- und Ferieninsel eine eher ge­mächliche Schlagzahl. Ein ver­hält­nis­mäßig moderates Preisniveau und familientaugliche Unterkünfte sorgen für ein stressfreies Urlaubsklima. Au­ßer­dem sind die Wege zu den Sand­stränden in der Regel kurz - beste Voraus­setzungen also, dass sich die Bambini nicht langweilen. Auch Insel­rund­fahrten, kurze Spaziergänge, Boots­touren und selbst die Besichti­gung des Kastells von Ischia Ponte sind mit Anhang gut zu bewältigen.
Neapel mit Kindern
Laut und gefährlich - so lautet ge­mein­hin das Urteil über die pulsierende Metro­pole am Golf. Das Image ist zwar nicht gänzlich falsch, jedoch einseitig. Am besten eignet sich der Stadtbesuch mit Kids sonn- und feiertags: Dann herrscht spürbar weniger Verkehr und zen­trale Straßenachsen werden zu Fuß­gängerzonen. Bereits etwas älterer Nachwuchs begeistert sich bestimmt für den - zuweilen schaurigen und be­klem­menden - Untergrund der Stadt (→ Napoli sotterranea, Link). Ein schöner Abschluss des Tagesausflugs führt eventuell zum Lungomare Carac­ci­olo (→ Link), der sich jeden Sonn­tag in eine Vergnügungsmeile ver­wandelt.
Antike, kindgerecht
Ob sich Kinder für antike Ausgra­bungs­stätten begeistern lassen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Ein Be­such des virtuellen Museums in Hercu­laneum (→ Link) dürfte wohl kaum jemanden - ob groß oder klein - unbeeindruckt lassen. Hochwertige Digitalanimationen lassen die Stadt am Vesuv, wie sie in der römischen Epoche ausgesehen ha­ben dürf­te, wie­der auf­er­steh­en und le­ben­dig wer­den. Im An­schluss daran be­trach­ten die Heran­wach­sen­den die Über­bleib­sel aus dem Al­tertum si­cher mit gän­zlich ande­ren Augen ...
Brodelnde Hexenküche
Vulkane faszinieren. Sie erin­nern uns an die Ver­gäng­lich­keit und die Brü­chig­keit der men­schli­chen Zivi­lisation. Auch Heran­wach­sen­de berau­schen sich nicht selten an den schau­rigen Ab­gründen der Zerstörung, der viel­leicht am bes­ten im Solfatara-Krater bei Poz­zuo­li nach­zuspüren ist (→ Link). Fuma­ro­len und blub­ber­n­de Schlamm­lö­cher ver­breiten schwefel­haltige Dämpfe und ent­puppen sich als großer Aben­teuer­spielplatz für neu­gie­rige Kids - und na­tür­lich auch für ihre erwach­senen Be­gleiter. Selbst der Kra­ter­rand des Ve­suvs kann trotz fas­zi­nie­ren­den Rund­blicks mit diesem Thrill nicht ganz mithalten.
Ausflugstipps
Spaziergang zur Recommone-Bucht: Ein attraktiver und nicht zu an­spruchs­voller Spaziergang verbindet das Bade­mekka Marina del Cantone auf der Halb­insel von Sorrent mit der von wil­den Felsen eingerahmten Nach­bar­bucht. Auf dem Weg liegt ein halb ver­fallener Küstenwachturm. Link
Città della Scienza: Das Science-Center an der Peripherie von Neapel ist ein Ex­pe­ri­mentierlabor für auf­ge­weckte und neu­gierige Kids. Zahl­reiche Stationen laden zum Herum­probieren ein. Link
Michaelskirche von Anacapri: Die Fantasie der Schöpfer des grandiosen Fußbodens in der Kirche kannte fast keine Grenzen. Mystische Wesen und Tiergestalten beflügeln die Fantasie von Jung und Alt. Link
Besuch auf einer Büffelmozzarella­farm: In unmittelbarer Nähe der dorischen Tempel von Paestum laden Bauernhöfe zur Mittagsrast mit frisch gezupften Büffelmozzarellakugeln ein. Mit etwas Glück grasen auf der Weide gleich nebenan die Büffelkühe ... Link
Museo Virtuale Scuola Medica Salerni­tana: Das virtuelle Museum zur Ent­wick­lung der abendländischen Medizin in Salerno ist für Familien mit auf­ge­weckten Kindern eine Option. Die Ein­ric­h­tung verbindet perfekt Unter­hal­tung und Wissen. Link
Auf dem Eselsweg zum Monte Epomeo: Nur etwa eine Stunde dauert der Auf­stieg von Fontana zum höchsten Gipfel der Thermeninsel Ischia. Einst konnte man die Distanz auf dem Rücken eines Esels zurücklegen. Diese Zeiten sind vor­bei, dafür lockt unterhalb der Aus­sichts­punkte ein einladendes Gipfel­restaurant zur Mittagsrast. Für die län­ge­ren Aufstiegsrouten zum Monte Epo­meo sollte man hingegen genügend Kon­di­tion mitbringen. Link
Unterwegs am Golf von Neapel
Neapel (Napoli)
Die Stadt am Golf ist ein Füllhorn bekannter Klischees − viele faszinierend, einige widersprüchlich, manche verstörend. Dabei steht außer Frage, dass Neapel zu den attraktivsten Metropolen Europas zählt. Man muss die Stadt einfach gesehen haben!
Neapel ist mit ca. 972.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens. Einzig Rom und Mailand zählen mehr Bewohner. In der Metropolregion leben ca. 4 Mio. Menschen − zwei Drittel der Bevölkerung Kampaniens.
Ein Tag reicht definitiv nicht aus, um sämtliche Attraktionen aufzusuchen. Selbst eine Woche genügt hier kaum. Ta­gesbesucher entscheiden sich am bes­ten zwi­schen der Altstadt, dem re­präsentativen Zentrum am Meer oder der Stadt auf den Hügeln. Ganz andere Eindrücke enthüllt der Abstieg in die Unterwelt. Einen ersten Ein­druck von der Stadt gewinnt man be­reits beim Landeanflug auf den Flug­hafen: Aus der Vogelperspektive prä­sen­tiert sich Neapel als gigantischer Zi­vi­lisa­tions­teppich, der kraken­artig in die Schwemm­landebene aus­greift. Der ur­bane Wildwuchs macht selbst vor den Berghängen des Vesuvs nicht halt. Die Frage drängt sich förmlich auf, was passiert, sollte der Vesuv tat­säch­lich wieder einmal aus­brechen ...
Neapel ist ein brodelnder Hexen­kes­sel: betörend schön, fremdartig exo­tisch und zuweilen auch abstoßend hässlich. Die Bevölkerungsdichte − in der Stadt am Golf drängen sich 8239 Menschen auf einem Quadratkilometer − ist eine der höchsten ganz Europas. Noch im 19. Jh. war Neapel selbst das Traumziel der klassischen Italienreise. 1787 no­tierte Goethe in sein Tagebuch: „Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art trunkner Selbst­ver­ges­sen­heit. Mir geht es eben­so, ich er­kenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch.“ Obwohl sich die Stadt seit­dem veränderte, teilen nicht wenige Rei­sende noch heute die wider­sprüch­lichen Empfindungen des Dichters. Auf der einen Seite stehen der grassierende Verfall vieler Kul­tur­gü­ter, Müllkrise, Camorra und staatlich-bürokratische Kor­rup­tion. Auf der an­deren Seite ver­mag kaum eine an­dere europäische Groß­stadt Reisende der­art zu inspi­rie­ren wie Nea­pel.
Was anschauen?
Kirchen, Kirchen, Kir­chen: Zahllos wie Sand am Meer er­schei­nen die Sa­kral­bau­ten der Stadt, wobei der Ba­rock den Ton an­gibt. Ganz ohne Kir­chen­besuche wird ein Besich­ti­gungs­tag daher kaum auskommen. Das wichtigste Got­tes­haus ist der Dom mit der Kapelle für den Stadtpatron. Hier schlägt das spi­ri­tuelle Herz der Stadt. Link
Nationalmuseum: Angesichts der Fülle und Qualität der Exponate werden hier auch überzeugte Museumsmuffel be­geistert sein. Neben antiken Skulpturen stehen die Fund­e aus Pompeji und Her­culaneum im Zentrum der Ausstellung. Link
Cappella Sansevero: Unter den zahl­lo­sen Kunstschätzen genießt die barocke Marmorskulptur des „verhüllten Chris­tus“ einen Sonderstatus. Kaum zu glau­ben, dass Tuch und Cor­pus aus einem Stück gefertigt sind! Link
Maschio Angioino: Das Kas­tell am Fähr­hafen schützte die Stadt vor An­grif­fen vom Meer. Sehens­wert sind das Triumphportal aus Mar­mor und der Saal der Barone mit dem gotischen De­ckengewölbe. Link
Was unternehmen?
Neapolitanischer Alltag: Die Metropole am Golf besticht nicht nur durch Kunst und Architektur, sondern bietet auch bemerkenswert ungeschützte Einblicke ins Seelenleben der Stadt. Streifzüge durch Straßen und Gassen sind der bes­te Weg, um Farben und For­men, Ge­rüche und Flair aufzu­sau­gen. Der Fisch­markt an der Porta Nolana ist die perfekte Einstim­mung in Sachen nea­po­litanischer All­tag. Link
Teatro San Carlo: Eines der be­rühm­tes­ten Opernhäuser der Welt liegt mitten im Zentrum und kann im Rahmen einer Führung be­sich­tigt werden. Ein Highlight! Link
Wo essen?
Wie in jeder Metropole gibt es auch in Neapel noble Gourmettempel. Es über­wiegen jedoch einfache Lokale, in de­nen man preiswert und landes­ty­pisch essen kann. Restau­rants in gro­ßer Zahl befinden sich rund um den FS-Bahn­hof, im Spanischen Vier­tel und in der Altstadt um Via Tribunali und Spac­canapoli. Teurer wird das lukul­li­sche Vergnügen in Santa Lucia am Meer oder am Jacht­hafen von Mergellina.
Wo relaxen?
In einer Stadt, die nur selten zur Ruhe kommt, sind Orte der Besinnung ein knappes Gut. Es gibt sie je­doch, z. B. den Kreuz­gang von Santa Chiara (→ Link), den Garten der Certosa di San Martino (→ Link) mit Blick auf Stadt und Vesuv oder den Jachthafen von Mer­gellina vor der Kulisse des Castel dell’Ovo (→ Link).
Gesichter einer Stadt
Neapel sehen und sterben − keine noch so lange Abhandlung bringt die Magie der Stadt besser zum Ausdruck als dieses häufig zitierte geflügelte Wort. Wer die Schönheit und Anmut der Metropole am Golf in all ihren Facetten erleben will, sollte einige Tage oder besser eine ganze Woche in der Stadt verbringen. Hat man sich einmal mit den wichtigen Straßenzügen und Gebäudekomplexen vertraut gemacht, fällt die Orientierung leicht. Das Meer liegt stets in Reichweite, auch wenn man es merkwürdig sel­ten zu Gesicht bekommt. Landeinwärts befinden sich die Hügel der Stadt, allen voran der Vomero mit dem Castel Sant’Almo auf der Spitze. Der Stadthügel ist bereits bei der Anfahrt mit dem Schiff gut zu erkennen und rückt nicht selten auch in den schnurgeraden Gassen der Alt­stadt ins Blickfeld. Dennoch präsentiert sich Neapel gerade Erstbesuchern alles andere als übersichtlich: Fassaden mit Patina, der Lärm der Straßenverkäufer, zum Trocknen aufge­hängte Wäsche in den Gassen, Street-Art und knatternde Vespas sorgen für eine ständige Über­forderung der Sinne − faszinierend und verstörend zugleich. Antike Artefakte sind ganz selbstverständlich ins Stra­ßen­bild integriert, als gehörten sie, wie der laut­stark für seine Waren werbende Fisch­händler, schon immer hierher. Und schließlich sind da noch die Bau­stellen, die seit gefühlten Ewigkeiten Straßen und Plätze blockieren. Zumin­dest dies hat Neapel mit den anderen Metropolen Europas gemein. Zahl­rei­che Reisegruppen be­suchen die Stadt bevorzugt sonntags. Ver­ständlich, weil es an diesen Tagen wesentlich ruhiger ist. Anderer­seits entfalten die Stadt­be­zir­ke gerade werktags ihr Flair am besten.
Die Altstadt ist ein unversiegbarer Born interessanter Dinge, von denen offi­zielle „Sehens­würdigkeiten“ nur ei­nen ge­ringen Teil ausmachen. Ver­schie­de­ne Orte auf dem Boden der anti­ken Nea­polis erlauben den Abstieg in die Un­terwelt, den Bauch der Stadt. Ein Rundgang durch die Katakomben oder die ur­banen Funda­mente aus grie­chisch-römischer Zeit zählt zum Span­nend­sten, was man in der Mezzo­gior­no-Metropole unternehmen kann. Über­dies bietet die Altstadt fantasievoll ein­ge­richtete Ladengeschäfte, ver­füh­re­risch duftende Re­staurants, Bars und Kon­di­to­reien, romantische Hinter­höfe mit reich­lich Kolorit und immer wieder Ein­bli­cke in den italienischen Alltag und in die neapolitanische Volks­fröm­mig­keit. Die­se kreist um Blut­wun­der (→ Kasten) und um Aber­glau­ben. Das in Läden und an Sou­venir­stän­den omni­prä­sente rote Hörn­chen, corno genannt, ist ein Talisman, der vor dem bösen Blick schützt. Seine Wirkung ent­faltet sich nicht, wenn man ihn für sich kauft - man muss ihn ge­schenkt bekommen!

Paradeblick am Abend vom Posillipo-Hügel

Nicht weniger attraktiv als die Alt­stadt ist die re­präsentative Neustadt. Deren Herz ist die ein wenig an den Peters­platz in Rom erinnernde Piazza del Plebiscito mit dem Stadtpalais der Kö­nige von Neapel und dem gran­dio­sen Teatro San Carlo. Von hier führen inner­städtische Boulevards in zahl­reiche Rich­tungen: Die Via Toledo streift das Spanische Viertel und nimmt Kurs auf das National­museum, wäh­rend in der Gegenrichtung die von präch­tigen Gründerzeitfassaden flan­kierte Uferpromenade, die Via Nazario Sauro, insbesondere sonn- und feier­tags zum Fla­nieren einlädt. Außerdem verbindet eine Standseilbahn die Via Toledo mit dem Vo­mero-Hügel, von dem man einen hinreißenden Ausblick über die Stadt genießt. Ein weiterer Be­sichtigungs­höhepunkt ist für Kunst­lieb­haber die Ge­mälde­sammlung im Schloss Capo­dimonte. Sonst prä­sen­tiert sich Neapel land­einwärts nicht un­be­dingt von sei­ner Schoko­la­den­seite: Bei­der­seits der Au­tobahn in Rich­tung Poz­zuo­li überwiegen gesichtslose Wohn­silos und freudlos vor sich hin­düm­pelnde In­dustrieanlagen. Ein Licht­blick an der westlichen Pe­ri­phe­rie ist das Science Centre im Industrie­vor­ort Bag­no­li, das ein Stahlwerk an glei­cher Stel­le ersetzt. Zwi­schen Stadt­zen­trum und Bagnoli er­streckt sich der Posillipo mit dem mutmaßlichen Grab des römischen Dichters Ver­gil. Heute ist der Hügel eine bürgerliche Wohn­ge­gend mit stattlichen Villen und Gärten, in de­nen auf frucht­barer Vulkan­er­de Zi­trus­früchte und Blattgemüse kulti­viert werden.
Anime pezzentelle - Totenkult in Neapel
Die Untergründe der Millionenstadt bergen manch abgründiges Geheimnis. Eines davon ist der neapolitanische Totenkult, der bis in die 1970er-Jah­re v. a. von Frauen praktiziert wurde. Bedeutende Stätten dieser „matri­lokalen Kulte“ sind die Altstadtkirche Santa Maria delle Anime del Purgatorio oder auch der Cimitero delle Fontanelle im Stadtteil Sanità. Letzterer ist für den Totenkult von be­sonderer Bedeutung, weil das heutige Armenviertel just dort liegt, wo sich einst vor den Toren der antiken Neapolis die grie­chisch-römischen Katakomben befanden.
Die Sanità wurde erst im Verlauf des 16. Jh. besiedelt (der Name Fonta­nelle verweist auf den ehemaligen Quellenreichtum). Die turm­hoch in den Berg getriebenen Tuffsteingrotten des Gottes­ackers entpuppen sich als titanisches Beinhaus mit regal-hoch ge­sta­pelten Knochen und Schädeln. Zur Blü­tezeit des Totenkults be­such­ten Frauen das unterirdische Beinhaus, wuschen die Schädel und beteten für ein günstiges Schicksal der Toten im Fegefeuer. Ein Akt mit doppeltem Nutzen, denn umgekehrt glaubten Prak­ti­zie­rende daran, dass sich die Seelen revanchierten: indem sie Kin­der- oder Heiratswünsche erfüllen oder zur Krank­heits­ge­ne­sung bei­tra­gen. Zu­meist handelt es sich bei den Knochen um anonyme To­te, die wäh­rend der verschiedenen Pest- und Choleraepidemien 1656 und 1836/37 hier ein­gelagert wurden. Andere fanden nach Auf­lösung innerstädti­scher Fried­höfe den Weg hierher. Anime pezzentelle, „verlassene Seelen“ werden die namenlosen Toten ge­nannt, die sich die Frauen im Zuge der Kulte an­eig­neten; sie ga­ben ihnen eine „Familie“ und enthoben sie somit ihrer Ver­lo­ren­heit im Fege­feuer. Der Totenkult ist seit dem barocken Zeit­alter der Ge­gen­reformation belegt. Ein bischöfliches Dekret setzte der „heid­nischen“ Volksfrömmigkeit 1969 ein Ende.
Weiterführende Literatur:
Ulrich van Loyen: Neapels Unterwelt. Über die Möglichkeit einer Stadt, Berlin 2018.

Totenköpfe als Kultobjekt auf dem Fontanelle-Friedhof

Geschichte Neapels

Antike Forumsreste im Untergrund

Die frühesten Siedlungsspuren be­fin­den sich überraschenderweise nicht auf dem Bo­den der Altstadt, sondern auf dem Monte Ecchia (Pizzofalcone). Heu­te ist der Hügel hinter dem Castel dell’Ovo voll­ständig überbaut, weshalb man ihn gerne übersieht. In der Antike ragte er wie ein Sporn ins Meer, wäh­rend das Kastell auf einer vorgelagerten Insel stand. Der Name der ersten griechi­schen Sied­lung aus dem 7./6. Jh. v. Chr. lautete Parthenope − eine der drei Sirenen vor der italie­nischen Küs­te, an denen Odysseus im Verlauf sei­ner Irrfahrt vorbeisegelte. Der Sage nach sollen sich die sanges­freudigen Schön­heiten ins Meer ge­stürzt haben. Die sterblichen Reste der Parthenope wur­den auf der Insel Megaris (Mega­ride), Sitz der oben er­wähnten See­fes­tung, angeschwemmt. Noch heute gilt die Sire­ne − neben Vergil und San Gennaro − als Schutz­patronin der Stadt. Die ersten Be­woh­ner waren Grie­chen aus der nahe gelegenen Siedlung Cumae (→ Link); die­se gründeten um 500 v. Chr. östlich der „alten Stadt“ (Palaepolis) eine neue Sied­lung und nannten sie Neapolis. Die „Neustadt“ der Griechen lag exakt auf dem Boden der heutigen Altstadt; wer im Komplex San Lorenzo Maggiore die Trep­pen hi­nun­ter­steigt, kann noch die Ruinen aus grie­chischer und römischer Zeit be­sich­tigen. Wie die meisten anderen grie­chi­schen Kolonien in Unteritalien, blieb Nea­pel auch während der römischen Herr­schaft unabhängig. Als man sich aber in den römischen Bürger­kriegen im 1. Jh. v. Chr. auf die falsche Seite schlug, folgte die Stra­fe auf den Fuß: Nach dem Sieg Roms verleibte Sulla die Stadt am Golf dem wach­senden Im­perium ein.
Im Mittelalter und in der Neuzeit ver­lief die Entwicklung Neapels im Rah­men der po­litischen Ereignis­ge­schichte Unteritaliens (→ Ge­schichte). Bis 1139 war Nea­pel Haupt­stadt eines unabhängigen, mit Byzanz ver­bündeten Herzogtums. Eine neue Epoche begann danach mit den Nor­man­nen, welche die Stadt am Golf in ihr Kö­nigreich Sizilien integrierten. War in der normannischen Epoche die Haupt­stadt noch Palermo, verschoben sich in der Folge die Gewichte nach Norden: Ei­ne Zäsur bedeutete die Grün­dung der Universität 1224 durch Kaiser Fried­rich II. − die erste nichtkirchliche Hoch­schu­le Europas! Nach der öffent­lich­keits­wirksamen Hin­richtung des blut­jun­gen Staufersprosses Konradin auf der Piazza del Mercato ver­legte Karl I. von AnjouQuar­tieri Spagnoli
KastenMa­sa­niello-Auf­standKas­tenFer­di­nand IV.unitàAltstadtsa­nie­rung:Centro direzionale
Lazzaroni
Napoli Sotteranea,Linkla­ceríalazzari,Geschichte
Cuccagna,(albero della cuccagna)Re Lazzarone.

Phrygische Mütze:Ölgemälde im Palazzo Reale

MüllkriseLinkAntonio Bassolino