Bisher erschienen:

Band 1 „Die Bestie von Mykonos“

Band 2 „Rache“

Band 3 „Tattoo“

Band 4 „Inzest“

Band 5„Der Drei-Sterne-Mord“

Impressum

Titelbild: Shutterstock

Copyright Paul Katsitis 2019

ISBN 9783749457922

Druck Books on Demand GmbH

Jeder Band behandelt einen abgeschlossenen Fall, sodass die Bände nicht in der Reihenfolge gelesen werden müssen.

Alle Bücher der Serie wurden in Griechenland gesetzt.

Da griechische Setzer keine deutschen Fehler erkennen können, finden sich in dem Buch sicher mehr Fehler als in einem normalen Buch. Aber so bleiben wenigstens ein paar Euro in Griechenland.

Alexandros Nikakis (früher Galis), 35, war leitender Kommissar auf Mykonos.

Angelos Nikakis, 29, war Hauptkommissar in Thessaloniki.

Nach ihrem Kennenlernen beschlossen beide, den Dienst zu quittieren und auf Mykonos eine Bar zu eröffnen. Zugleich sind sie als Privatdetektive tätig.

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Inhaltsverzeichnis

PROLOG CRIME 6

Irini wachte auf. Sehen konnte sie noch nicht klar. Alles war verschwommen und ihr Kopf dröhnte. Sie fühlte sich elend.

Als die Bilder klarer wurden, erkannte sie, dass sie sich wohl in einem Krankenhaus befinden musste. Es standen zahlreiche Geräte im Raum. An der Wand hingen Kästen mit Medikamenten.

Komisch. Sie konnte sich an keinen Unfall erinnern. Und auch sonst an nichts.

Über ihr hingen riesige Lampen, die ausgeschaltet waren. Sie sahen aus wie … sie überlegte … OP-Lampen. Ja. Richtig.

Aber wieso lag sie in einem OP-Saal?

Ihr war doch nichts passiert.

Irini versuchte, sich zu erinnern.

Sie hatte sich abends umgezogen, um in den Beachclub zu gehen. Nach Panormos. Aber dort war vor 1.00 Uhr nie etwas los, also ging sie zunächst ins Bonbonniere in der Altstadt.

Dort traf sie zwei Freundinnen. Und sie verplapperten sich. Es muss weit nach 1.00 Uhr gewesen sein, bis sie in Panormos angekommen waren.

Nach dem ersten Cocktail musste sie auf die Toilette. Ihr war ein wenig schlecht. Vielleicht war etwas in dem Cocktail.

Langsam wurde alles klarer.

Sie beunruhigte, dass sie sich nicht bewegen konnte.

Hände und Beine waren gefesselt. Aber das konnte sie nicht sehen, denn ihr Kopf war fixiert.

Nun bekam sie Panik. Aber alles Ziehen und Rütteln half nichts. Sie schrie um Hilfe. Aber es kam niemand.

Sie versuchte sich zu beruhigen. In einer Klinik hilft man den Menschen. Vielleicht hatte sie eine akute Krankheit, aber ihr fiel keine ein. Sie war bis dato kerngesund. Sie war ja auch erst 19.

Hilfe! Wenn nur Papa da wäre. Oder Angelos und Alex. Mitunter arbeitete sie in deren Bar.

Irini mochte ihren Job dort. Viele junge Menschen, die meisten gay, aber das war in Ordnung. Wenigstens keine blöde Anmache.

Und sie verdiente gutes Geld, von dem sie sich immer die angesagteste Kleidung kaufen konnte. Sie mochte Alex und Angelos, ihre Chefs. Cool, lässig und unsterblich ineinander verliebt.

Erneut versuchte sie, sich zu befreien.

Sie zog an ihren Armen. Aber nichts. Den Kopf konnte sie keinen Millimeter bewegen.

Dann ging die Türe auf.

Drei Personen in grüner Kleidung betraten den Raum.

Oh Gott. Sie muss operiert werden.

„Wo bin ich? Warum bin ich gefesselt?“, schrie sie in Panik.

Doch die Gestalten antworteten ihr nicht.

Dann wurde ihr Mund aufgerissen und ein Schlauch eingeführt.

1

„Ich könnte Irini umbringen“, sagte Ex-Kommissar Alexandros Nikakis. Er meinte die Tochter des Bürgermeisters, die eigentlich heute Abend in der Bar hätte arbeiten sollen.

Alex und sein Ehemann Angelos hatten beide den Dienst bei der Polizei quittiert und beschlossen, auf Mykonos eine Bar zu eröffnen. Nebenbei lösten sie im Auftrag der Gemeinde die schweren Kriminalfälle auf der Insel. Anstelle der Polizei, die jeder für unfähig hielt.

Dieses spezielle Arrangement war zu beider Nutzen und erfolgreich. Die beiden Kommissare hatten vom Dreifachmord bis hin zur Kindesentführung alle Fälle gelöst.

Aber die Fälle waren immer mit Gefahr verbunden, etwas, was die beiden zukünftig vermeiden hatten wollen. Ein bisschen Privatdetektive, ein wenig Barbesitzer und ansonsten viel Zeit füreinander – so war der Plan.

Wie immer kam es anders. Mehrmals befanden sich die zwei in Lebensgefahr und im Zuge eines Falls wurde auch ihre Bar abgefackelt. Letzte Woche war die Renovierung endlich abgeschlossen worden.

Und so hatte das „Golden Eye“ wieder geöffnet. Doch statt dem richtigen Namen hieß die Bar bei den Einheimischen „Kommissar-Bar“, denn wo sonst auf der Welt waren die Barkeeper waschechte Kriminalkommissare, der eine, Alex, auf Mykonos, der andere, Angelos, in Thessaloniki.

Der Frust über die miserable Bezahlung, die Korruption und zu allererst der Liebe wegen ließen Angelos und Alex ihr bisheriges Leben hinter sich. Sie heirateten und zogen in ein Häuschen in Ornos, im Westen der Insel.

Und sie waren glücklich.

Auch wenn Alex gerade richtig sauer war.

„Sie hätte wenigstens Bescheid geben können!“

„Jetzt beruhige dich mal. Man könnte glauben, es wäre eine Zumutung, wenn du mit deinem Mann zusammen arbeiten musst.

Wärst du lieber zuhause auf der Couch statt bei mir?“

Vorsicht, Falle, Alex!

„Natürlich nicht, Großer! Und das weißt du auch. Es ist nur …“

Angelos grinste.

„Du magst es nicht, wenn die Leute mich anstarren!“

„Anstarren? Als ob es nur das wäre. Den meisten läuft der Speichel aus dem Mund und mindestens fünf haben eine Erektion!“

Angelos lachte laut.

„Das hättest du dir vorher überlegen müssen, bevor du den schönsten und klügsten Mann der Insel heiratest!“

Nun musste Alex lachen. Die schlechte Laune war verflogen. Etwas, was Alex an Angelos liebte. Seine Fähigkeit, ihn zum Lachen zu bringen und in Krisensituationen durch einen Scherz alles zu beruhigen.

„Du bist gar nicht von der Insel“, bemerkte Alex.

„Und der Rest?“, fragte Angelos und verschränkte demonstrativ die Arme.

Der Rest stimmt, dachte Alex.

„Äh, hm,…“

„Du stammelst genauso wie bei unserem Kennenlernen“, sagte Angelos.

Damals war Alex tatsächlich das Sprachzentrum ausgefallen. Er hatte sich im Bruchteil einer Sekunde verliebt und kein Wort hervorgebracht. Gott sei Dank hatte Angelos die Initiative ergriffen …

„Und? Kommt jetzt noch was?“

Angelos war unerbittlich.

„Natürlich bist du der schönste und klügste Mann der Insel. Und der liebevollste!“

„Geht doch“, sagte Angelos und küsste Alex auf die Backe. Als er begann, an Alex´ Ohr zu knabbern, bekam Herr Nikakis senior eine Gänsehaut, wobei „senior“ 35 hieß, das „junior“ bei Angelos 29.

„Nach fast einem Jahr funktioniert es immer noch!“

Es war auch ein deutliches Zeichen an die ganzen Bewunderer vom „Angelos-Fan-Club“, die sich in der Bar versammelt hatten.

Er war vergeben.

Und er ist meiner, dachte Alex nicht ohne Stolz.

Kurz vor Mitternacht brummte Alex´ Handy.

Der Bürgermeister.

„Ist Irini aufgetaucht?“

„Nein. Aber kurzfristige Änderungen sind bei Mädels in dem Alter nicht ungewöhnlich.“

Dass dahinter meist ein Mann steckt, wollte Angelos nicht sagen, das wusste – und fürchtete – der Bürgermeister selbst. Wie jeder Vater war Irini seine kleine Tochter. Dass sie 19 war und – für eine Frau – ziemlich hübsch, verdrängte Bürgermeister Christeas nach Kräften.

Insofern war ihre Nebentätigkeit in der Bar eine willkommene Flucht vor den Flügeln ihres Vaters, die sie zu ersticken drohten.

„Ich könnte sie umbringen“, sagte nun ihr Vater. „Frauen machen nur Ärger!“

„Da werde ich Ihnen bestimmt nicht widersprechen“, antwortete Alex.

„Ach, komm doch bitte morgen Vormittag in meinem Büro vorbei. Mit Angelos!“

„Warum?“

Es herrschte momentan Ruhe auf der Insel.

Keine Morde. Keine Entführungen.

„Morgen Vormittag!“

2

Am nächsten Morgen kam Tomas wie immer um 6.00 Uhr zum Schuppen am großen Parkplatz in Ornos. Die Innenbucht war wegen seiner starken und böigen Winde der Hotspot der Kitesurfer. Mittlerweile gab es den unvermeidlichen Shop und ein kleines Café.

Aber um die Zeit lagen die Kitesurfer noch im Bett oder sie waren noch unterwegs, denn in manchen Clubs war auch um sechs Uhr noch nicht Feierabend.

Aber der Kitesurfer-Strand war nicht das Aufgabengebiet von Tomas. Also fuhr er mit seinem Traktor und der Egge zum Außenstrand, dem eigentlichen Strand von Ornos. Diesen musste er jeden Morgen glätten. Hauptsächlich wegen der Sandburgen, die die Kinder am Tag zuvor gebaut hatten. Ornos galt als DER Familienstrand von Mykonos. Die Burgen waren ein Ärgernis, denn meist baute Papa mit, denn die Burg musste natürlich höher sein als die des Nachbars. Ein Wettbewerb, der zu immer größeren Löchern im Strand führte. Mitunter blieb Tomas mit seinem Traktor darin hängen oder die Egge verkantete sich.

Auch gestern hatte wieder jemand versucht, die Akropolis nachzubauen. Da das Wasser selbst bei Flut nicht bis zu dieser Stelle vordringen konnte, blieb Tomas nichts anderes übrig, als abzusteigen und mit dem Eimer Wasser zu holen, um die tiefsten Löcher abzuflachen.

Er ging in Richtung Meer, als er rechts ein ziemlich großes Ding liegen sah. Für einen Fisch zu groß.

Wahrscheinlich ein Betrunkener, obwohl es in Ornos keine Clubs gab. Aber betrinken kann man sich ja überall. Touristen.

Nach fünf Metern war klar: es ist ein Mensch.

Nach acht Metern war klar: es ist ein toter Mensch.

Nach zwölf Metern war klar: es ist die Tochter des Bürgermeisters.

Tomas rannte kopflos Richtung Uferpromenade. Aber natürlich war alles noch geschlossen. Sein Handy hatte er im Traktor.

Also rannte er zurück. Erst dort übergab er sich.

3

Die Tochter des Bürgermeisters.

Es war doch nicht zu fassen. Wie konnte man nur so dumm sein?

Touristen. Es sollten nur Touristen ausgewählt werden. Und dann die Entsorgung der Leiche.

Das kommt davon, wenn Flachländer verstehen wollen, wie das Meer funktioniert.

Reinwerfen und weg. Von wegen. Es kommt alles wieder zum Vorschein. Pech, dass es gerade in Ornos geschah.

Ihm wäre ein solcher Fehler nicht passiert.

Schließlich lebte er seit zwanzig Jahren auf dieser Insel.

Aber ganz frei von Schuld war auch er selber nicht. Ihm hätte der Name in der Datei auffallen müssen. Ein Fehler, dass sie keine Fotos machen. Dann wäre ihm Irini nicht durchgerutscht.

Ihr alter Herr würde Terror machen. Und die zwei Kommissare könnten gefährlich werden.

Nicht die normale Polizei.

Erneut kocht die Wut hoch.

Sein Bruder. Sein bescheuerter Bruder.

4

Die Nachricht hatte das Rathaus noch nicht erreicht. Im Grunde genommen ein Wunder, denn Neuigkeiten verbreiteten sich auf Mykonos üblicherweise mit Lichtgeschwindigkeit. Es war heikel. Zwar war die Polizei schon vor Ort, aber deren Polizeichef Jonas hatte nur ein Zelt über dem Leichnam errichten lassen. Bei einer Wasserleiche überflüssig, denn die Spusi würde nichts finden können, außer vielleicht am Körper selber. Es ging um die Person.

Das sollten die beiden Schlaumeier machen, dachte Jonas. Er hasste die Herren Nikakis, denn sie hatten ihm „seinen“ Job weggenommen.

Nichtsahnend betraten Alex und Angelos das Amtszimmer des Bürgermeisters.

„Morgen, Alex, Morgen, Angelos“, brummte Bürgermeister Christeas.

„Irini wieder da?“, fragte Alex.

„Nein. Langsam glaube ich, sie ist mit einem Mann durchgebrannt. Seid froh, dass ihr keine Kinder habt.“ Er stöhnte.

„Aber das ist nicht der Grund unseres Treffens. Und der wird euch nicht gefallen.

Unser Arrangement, die ‚Kripo‘ outsourcen und die Schwerverbrechen privat durch euch untersuchen zu lassen, hat ja wunderbar funktioniert. Leider zu gut. Eure Erfolge haben sich herumgesprochen. Und so manche Stadt will es übernehmen!“

„Als ob man das übertragen könnte. Wo gibt es schon zwei Kommissare, die sich ergänzen!“, sagte Angelos.

„Zuhören, Angelos. Nun hat sich die Gewerkschaft der Kriminalbeamten eingeschaltet und beim Innenminister protestiert. Den Rest könnt ihr euch denken.

Jedenfalls sollen wir wieder einen festen Kommissar einstellen.“

Alex und Angelos schauten betreten.

Der Preis des Erfolgs. Neider. Und die Politik.

„Und jetzt muss ich etwas sagen, was mir unheimlich schwerfällt. Der Gemeinderat hat beschlossen, dich, Angelos, zu berufen.“

Alex lief vor Wut knallrot an. ER war Kommissar von Mykonos gewesen, bevor … Angelos blieb zunächst stumm und Alex befürchtete, er würde zusagen.