Titel
Zu diesem Buch
Widmung
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Was bisher geschah …
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23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
Epilog
Danksagung
Glossar & Personenverzeichnis
Die Autorinnen
Die Romane von Bianca Iosivoni und Laura Kneidl bei LYX
Impressum
MIDNIGHT
CHRONICLES
DUNKELSPLITTER
ROMAN
Roxy bleiben noch 93 Tage. 93 Tage, um die Seelen, die sie versehentlich aus der Unterwelt befreit hat, zu finden und zurückzuschicken. 93 Tage, bevor sie für ihren Fehler mit dem Leben bezahlen muss und jegliche Chance verliert, ihren verschollenen Zwillingsbruder Niall wiederzusehen. 93 Tage mit Shaw, zu dem sie sich mehr und mehr hingezogen fühlt. Doch egal wie stark die Anziehungskraft zwischen ihnen auch sein mag: Seit Roxy in einer Vision gesehen hat, dass sie in Shaws Armen sterben wird, hat sie sich geschworen, ihm dieses Leid zu ersparen und sich von ihm fernzuhalten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, schließlich verbringen die beiden jede freie Minute zusammen, während sie auf der Jagd nach den entflohenen Wesen durch Europa reisen. Deutschland, Österreich, Tschechien – je weiter sie sich vorarbeiten und je mehr Seelen sie finden, desto weniger Hoffnung hat Roxy, dass sie den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen kann. Ihr Schicksal scheint endgültig besiegelt, als Shaw unverhofft die Informationen über seine Vergangenheit erhält, nach denen er so lang gesucht hat. Doch dieses Wissen zwingt ihn zu einer folgenschweren Entscheidung …
Für Klaudia und Alex
X Ambassadors – Renegades
The Hit House feat. Ruby Friedman – Hunt You Down
JAXSON GAMBLE – Won’t Go Down Easy
Skrizzly Adams – Dance with Darkness
K. Flay – Giver
Imagine Dragons – Bad Liar
Royal Deluxe – Dangerous
The Pretty Reckless – Going to Hell
The Brothers Bright – Blood On My Name
J2 feat. Blu Holliday – Born to Be Wild
Hidden Citizens feat. Rånya – Let Me Out
Book feat. Ndidi O. – Hold On, I’m Coming
Imagine Dragons – Next to Me
RAIGN – Find My Own Way
Sam Tinnesz – Ready Set Let’s Go
Powerwolf – Armata Strigoi
Dead Posey – Don’t Stop the Devil
In this Moment feat. Rob Halford – Black Wedding
Bon Jovi – These Days
Rob Zombie – Dragula
Set It Off, William Beckett – Wolf in Sheep’s Clothing
Kate Pierson – Throw Down the Roses
Esterly feat. Austin Jenckes – Bad Man
Elle King – Where the Devil Don’t Go
Sin Shake Sin – Can’t Go to Hell
Bon Jovi – I’d Die For You
Paul Cardall – Life & Death
Die freie Huntress Roxy befreit in London mithilfe ihrer Amulettmagie einen jungen Mann von einem Geist, der seinen Körper eingenommen hatte. Sie nimmt ihn mit ins Londoner Quartier, wo sich herausstellt, dass er sämtliche Erinnerungen an sein bisheriges Leben verloren hat. Er wird Roxys Verantwortung unterstellt und gibt sich selbst den Namen Shaw.
Roxy ist nur mäßig begeistert von der neuen Aufgabe, denn sie hat bereits eine Mission: Auf Befehl des Todesboten Kevin muss sie innerhalb von 449 Tagen 449 aus der Unterwelt entflohene Seelen wieder einfangen. Dies ist die Strafe dafür, dass sie versehentlich ein Tor zur Unterwelt öffnete, als sie der letzten Bitte ihrer Mentorin Amelia nachkam und deren mächtiges Amulett nach ihrem Tod dort zerstörte. Während sich Shaw von den Huntern ausbilden lässt, gehen Roxy und ihr Kampfpartner Finn dieser Mission weiter nach.
Immer wieder gibt es Meldungen über verschwundene Hunter, nicht nur in London. Außerdem kommt Warden, ein berüchtigter Blood Hunter, in die Stadt. Er ist auf der Suche nach dem Vampirkönig Isaac. Aufgrund seiner zahlreichen Nahtoderfahrungen kann er Kevin, den Todesboten, ebenfalls sehen.
Während eines gemeinsamen Clubbesuchs kommen sich Roxy und Shaw näher, doch Roxy ist nicht bereit, sich auf ihn einzulassen – schließlich ist ihre Lebensspanne begrenzt.
Bei einer Patrouille stoßen Roxy, Finn, Warden und Shaw auf Amelia, die ebenfalls von Roxy aus der Unterwelt befreit wurde. Roxy erkennt, dass dies von Anfang an Amelias Plan war und dass diese längst nicht mehr für die Hunter kämpft, sondern nur ihre eigenen Ziele verfolgt. Ein heftiger Kampf entbrennt, bei dem beide Seiten Verletzungen einstecken müssen. Kurz darauf folgen sie Amelias Spur nach Paris. Dort treffen sie auf Giselle, die über den Todesblick verfügt. Mit einer einzigen Berührung zeigt sie Roxy, wie sie sterben wird, nämlich schon bald und in Shaws Armen. Daraufhin beschließt Roxy, sich erst recht emotional von Shaw zu distanzieren.
Als sie Amelia schließlich in Paris aufspüren, kommt es zu einem Kampf, bei dem Maxwell, der Leiter des Londoner Quartiers, getötet wird. Roxy gelingt es mithilfe seines Amuletts, Amelia zu besiegen und in die Unterwelt zurückzuschicken. Kurz zuvor gesteht Amelia, dass sie für die verschwundenen Hunter verantwortlich ist – und auch Roxys Zwillingsbruder Niall vor vielen Jahren entführt hat. Außerdem erwähnt sie eine Vision, die sie mit ihrem Schicksalsblick hatte: Der Hexenkönig Baldur wird durch die Hand des Vampirkönigs sterben. Wenig später begleiten Roxy, Shaw und Finn Warden nach Edinburgh.
Dort trifft Warden auf seine ehemalige Kampfpartnerin Cain, als die dabei ist, einen Vampir zu vernichten. Warden ist immer noch wütend auf Cain, denn nach dem Vampirangriff auf seine Eltern vor drei Jahren hatte Cain ihn verraten, als er allein auf die Jagd nach Isaac gehen wollte, was in Edinburgh strengstens verboten ist. Das Vertrauen zwischen ihnen ist seitdem zerstört, und Warden verpfeift Cain nun seinerseits bei Grant, dem Leiter des Quartiers.
Grant verdonnert jedoch nicht nur Cain, sondern auch Warden dazu, in der Waffenkammer auszuhelfen – gemeinsam. Währenddessen werden Jules, Cains Cousin und aktueller Kampfpartner, und sein Ersatzpartner Floyd von Vampiren angegriffen. Floyds Leiche wird gefunden, Jules bleibt jedoch verschwunden. Nach einer dreitägigen Suchaktion stellen die Hunter die Suche nach ihm ein und erklären ihn für tot. Cain ist jedoch nicht bereit, Jules aufzugeben, und bricht erneut die Regeln, um nach ihrem Kampfpartner zu suchen. Dafür bittet sie Warden um Hilfe.
Auf der Suche nach Hinweisen beobachten sie zwei Hexer, die ebenfalls auf der Jagd nach Vampiren sind, obwohl zwischen den Kreaturen der Nacht ein Waffenstillstand herrscht. Warden und Cain ziehen Harper zu Rate, eine Magic Huntress, um herauszufinden, was es mit den Hexen und Vampiren auf sich hat. Harper gibt ihnen einen Tipp, und wie erhofft treffen sie dort auf Tarquin, einen der beiden Hexer. Er verschwindet jedoch durch ein Portal, wie es nur von Hexenmeistern erschaffen werden kann. Ohne nachzudenken folgt Cain ihm und gerät in einen heftigen Kampf, als das Portal sie direkt in ein Vampirnest transportiert.
Warden macht sich große Sorgen um Cain, und nach ihrer Rückkehr kommt es zu einer Aussprache und einer ersten gemeinsamen Nacht zwischen den beiden.
Von einem Vampir namens Phineas erhalten Warden und Cain schließlich einen wertvollen Hinweis. Sie finden Jules, allerdings ist er kein Mensch mehr. Isaac hat ihn mithilfe eines Serums, das von Wardens tot geglaubtem Vater entwickelt wurde, in einen künstlichen Vampir verwandelt. Sie nehmen Jules gefangen und bringen ihn in das Quartier der Hunter in Edinburgh. Wardens Vater, der bereits vor drei Jahren in einen Vampir verwandelt wurde, entkommt jedoch.
Isaac überfällt mit seinen Vampiren das Quartier, um Jules, sein kostbares Testobjekt, zurückzuholen. Es kommt zu einer verlustreichen Schlacht zwischen Huntern und Vampiren. Cain gerät in einen Kampf mit Isaac, bei dem Jules ihr unerwartet zu Hilfe kommt. Er hat einen freien Willen entwickelt und kann sich – anders als natürlich erschaffene Vampire – Isaacs Befehlen widersetzen. Er schafft es, Isaac zu töten. Anschließend verschwindet er spurlos.
Zur selben Zeit dringt Wardens Vater in die Krankenstation ein, wo seine Frau seit dem Angriff im Koma liegt. Es kommt zu einem Kampf zwischen Vater und Sohn. Warden muss sich entscheiden und tötet seinen Vater, um seine Mutter zu retten.
Nur langsam erholt sich das Quartier von dem Angriff. Warden und Cain, die einander ihr Vertrauen bewiesen haben, werden wieder Kampfpartner, während sich Roxy, Shaw und die Soul Huntress Ella gemeinsam auf die Reise machen, um die von Roxy befreiten Seelen zu vernichten. Roxys Kampfpartner Finn bleibt verletzt in Edinburgh zurück.
»Sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte ich, als Shaw den Blinker setzte und wir gleich darauf von der Autobahn abfuhren.
»Viele Wege führen zum Ziel«, erwiderte er nur und sah kurz auf das Navigationssystem auf seinem Handy. Das führte ihn an diesem Morgen nicht zum nächsten Geist, den es in die Unterwelt zurückzuschicken galt, sondern zu einer Raststätte, die nur aus einem großen Gebäude, einer Tankstelle, einem riesigen Parkplatz und einigen verlassenen Bänken und Tischen bestand.
Ich drehte mich auf dem Beifahrersitz um und warf einen schnellen Blick auf die Rückbank. Ella saß schweigend da und starrte aus dem Fenster, schien in Gedanken aber ganz woanders zu sein. Aus ihren großen Kopfhörern schallte unverständliche Musik, wie schon die ganze Zeit während unseres kleinen Roadtrips. Nach unserem Abschied aus Edinburgh vor knapp zwei Wochen waren wir zunächst zurück nach London gefahren. Dann hatten uns die Koordinaten, die Wardens Ghostvision-Gerät ausspuckte, durch den Eurotunnel nach Frankreich geführt und von dort aus, mit einigen Zwischenstopps in Luxemburg und Belgien, durch die Schweiz bis nach Deutschland. Aber wo genau wir gerade waren, wusste ich immer noch nicht.
»Dein Ziel scheint essen zu sein«, kommentierte ich trocken und deutete auf die Werbung in den Fenstern.
»Deins nicht? Ich bin enttäuscht, Darling.« Er zwinkerte mir zu und schaltete den Motor aus.
Stille hüllte uns ein, denn auch Ella hatte ihre Musik ausgemacht und die Kopfhörer abgenommen. »Warum halten wir?«
»Shaw will etwas essen.«
»Frühstücken«, korrigierte er. »Und tanken. Wir waren fast die ganze Nacht unterwegs. Übrigens sind wir hier gerade am Rande des Mittleren Schwarzwalds«, fügte er hinzu, stieg aus und streckte sich ausgiebig.
»Das erklärt die ganzen Bäume«, murmelte ich und stieg ebenfalls aus. Von zu Hause in Irland war ich weite grüne Felder, steile Klippen und die immer gleichen niedrigen weißen Steinmauern gewöhnt. Wälder spielten eine untergeordnete Rolle in meinen Naturerfahrungen.
Der Himmel war bedeckt und ein kühler Wind wehte, aber es lag kein Schnee. Alles wirkte grau und diesig. Außer uns standen nur ein einziges anderes Auto und einige LKW auf dem Parkplatz. Wenn ich mich nicht irrte, war es wenige Tage vor Silvester, wahrscheinlich lieferten sie die letzten Waren vor dem Feiertag aus.
Shaw trat neben mich und lehnte sich gegen seinen leuchtend blauen 1969er Chevrolet Camaro. »Wie viele sind noch übrig?«
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich das kleine Gerät hervorgezogen hatte, das knapp in meine Handfläche passte und nur einen Tropfen Blut von mir brauchte, um den nächsten Spirit zu lokalisieren, den ich vernichten musste. Seit Warden den Ghostvision, wie er das Ding getauft hatte, zum Laufen gebracht hatte, war es mir innerhalb kürzester Zeit gelungen, mehr Seelen zurückzuschicken als in den ganzen Monaten zuvor. 449 Geister waren es zu Beginn gewesen, die ich wieder in die Unterwelt verbannen musste. Aber wie viele davon jetzt noch übrig waren …? »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Das war die Wahrheit, denn ich hatte sie nie gezählt. Wobei das nicht ganz stimmte. Am Anfang hatte ich noch eine Strichliste in meinem Kopf geführt, doch irgendwann hatte ich mich verzählt und ab da war es sowieso egal. Ich steckte das Gerät wieder ein und rieb mir über die Schulter, dort, wo sich unter der Kleidung die Narbe befand, die von dem Biss des Höllenhundes stammte. Seit ich London zusammen mit Finn, Shaw und Warden verlassen hatte und nach Edinburgh aufgebrochen war, waren einige Wochen vergangen und mittlerweile war sie merklich kleiner geworden. Aber nicht klein genug. Da draußen gab es auch jetzt noch zu viele Seelen, die ich ungewollt freigelassen hatte und wieder einfangen musste. Und zwar bevor meine Zeit ablief.
»Und wie viele Tage bleiben dir noch?«, fragte Ella leise und musterte mich aus diesen weißgrauen Augen, die so ungewöhnlich für normale Menschen und so typisch für die wenigen Soul Hunter auf der Welt waren.
Ella hatte sich uns nach dem Tag des Blutbades in Edinburgh angeschlossen, und während eines ruhigen Moments, gleich nachdem wir für gutes Geld einen Poltergeist aus einem Haus an der luxemburgischen Grenze vertrieben hatten, hatte ich ihr von meiner ganz persönlichen Mission erzählt. Angefangen damit, dass meine ehemalige Mentorin Amelia in meinen Armen gestorben war und mich mit ihrem letzten Atemzug angefleht hatte, ihr Amulett zu zerstören, damit es nicht in die falschen Hände geriet, und wie ich dadurch versehentlich ein Tor zur Hölle geöffnet und 449 Seelen freigelassen hatte, die Ulysses, dem König der Unterwelt, gehörten, bis hin dazu, wie mich sein Todesbote Kevin verflucht hatte. Ich hatte Ella auch davon berichtet, wie ich diese Wesen nach und nach vernichtet hatte, nur um einsehen zu müssen, was von Anfang an klar gewesen war: Es war eine unlösbare Aufgabe. Ein grausames Spiel des Todesboten.
Und genau hier kam Warden ins Spiel. Es hatte länger gedauert, als mir lieb gewesen war, doch schließlich hatte er das Gerät, das ursprünglich sein Vater entwickelt hatte, zum Laufen gebracht und mir mitgegeben. Mit dem Ghostvision war es leichter, genau die Seelen aufzuspüren, die ich zurück in die Unterwelt schicken musste. Dennoch lief meine Zeit vor meinen Augen ab und wurde mit jedem neuen Morgen, mit jedem Atemzug, noch kürzer. Und dank Giselles Todesvision, die sie in Paris mit mir geteilt hatte, wusste ich nun auch, wie ich sterben würde.
Während unseres Aufenthaltes in Edinburgh hatte ich zum ersten Mal Zeit gehabt, mich intensiv mit meinem bevorstehenden Tod auseinanderzusetzen, und dabei waren mir gleich mehrere Dinge klar geworden. Am Ende von Giselles Vision hatte ich das Heulen der Höllenhunde gehört, was nur bedeuten konnte, dass ich es höchstwahrscheinlich nicht schaffen würde, Kevins Mission zu erfüllen. Und da ich felsenfest davon überzeugt war, dass Kevin mich keine Sekunde früher von meiner Aufgabe erlösen oder zulassen würde, dass ich vorher starb, blieb nur eine Schlussfolgerung übrig: Der Tag, an dem ich sterben würde, war derselbe Tag, an dem sich Giselles Vision erfüllte. Damit kannte ich das exakte Wann und Wie meines Todes. Wenigstens wusste ich so auch, dass mir bis zum Ablauf des Countdowns nichts geschehen konnte. Ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost.
»Roxy?« Ellas Stimme holte mich aus meinen Gedanken.
Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden, und atmete tief die kalte Luft ein. Sie brannte in meinem Hals und meiner Brust, war aber ein willkommener Weckruf. »Noch 93 Tage.«
Betroffenes Schweigen hüllte mich ein. Ella bedachte mich mit einem mitfühlenden Lächeln. Shaws Miene hingegen blieb ausdruckslos, doch der Blick aus seinen braunen Augen drückte all das aus, was Worte nicht zu sagen vermochten. Sorge. Mitgefühl. Wut auf den Todesboten. Und mehr. Da war so viel mehr, dass ich mich abwenden musste, weil ich es nicht länger ertrug. Nicht, es bei ihm zu sehen, und erst recht nicht, was es in mir auslöste, wenn er mich so ansah.
Gefühle waren das Letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte. Ich würde sterben. Es war absehbar. Unvermeidlich. Wie grausam wäre ich, wenn ich zulassen würde, dass sich mehr zwischen Shaw und mir entwickelte, obwohl ich doch nur zu genau wusste, dass ich ausgerechnet in seinen Armen sterben würde? Nein. Das konnte ich ihm nicht antun. Das konnte ich uns beiden nicht antun.
Shaw räusperte sich. »Wir sollten etwas essen und uns Kaffee besorgen. Keine Ahnung, wann die nächste Raststätte auftaucht und wir wieder die Möglichkeit dazu haben werden.«
Er klang geradezu so, als wären wir mitten im Niemandsland gelandet … und wenn ich ehrlich war, hatte es sich zumindest streckenweise so angefühlt. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es in Deutschland so viel Natur gab. Was Shaw jedoch damit meinte, war –
»Es gibt Pancakes!«
Ich drehte mich um und schaute ihm blinzelnd nach, während er bereits mit schnellen Schritten auf das einstöckige Gebäude neben der Tankstelle zu stapfte.
Ella trat neben mich. Die Kopfhörer hingen um ihren Hals, als warteten sie nur auf den erneuten Einsatz. »Ich habe noch nie gesehen, dass sich jemand so sehr über Pancakes gefreut hat.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Sie sind ja auch lecker. Und seit er in diesem Café in Edinburgh welche zum Frühstück hatte, ist er ganz verrückt danach. Nicht mal die Belgischen Waffeln in Brüssel konnten dagegen ankommen.«
Ich konnte seine Leidenschaft für Süßspeisen absolut nachvollziehen. Da das Menü in der Kantine des Quartiers so eine Enttäuschung gewesen war, hatten wir öfter auswärts gegessen oder uns etwas von unterwegs mitgebracht. Etwas, das nicht so schrecklich gesund war wie die Gerichte im Quartier. Allein beim Gedanken an die Salate und das ganze gekochte Gemüse wie Brokkoli und Spinat schüttelte es mich.
Ich sah zur Seite. Ella hatte sich noch nicht gerührt. Ihr langes blondes Haar war ein wenig zerzaust, aber wenigstens hatte sie letzte Nacht ein bisschen schlafen können.
»Soll ich dir was mitbringen?«, fragte ich, als sie keine Anstalten machte, das Gebäude zu betreten.
Sie schüttelte den Kopf und setzte die Kopfhörer auf, um die Welt erneut auszuschließen.
Wahrscheinlich hätte ich es an ihrer Stelle nicht viel anders gemacht. Am Tag des Blutbades, wie dieses Ereignis in die Geschichtsbücher der Hunter eingehen würde, hatte Ella nicht nur ihren Kampfpartner Owen, sondern auch ihren Vater verloren. Zwei Menschen, die ihr die Welt bedeutet hatten, waren mit einem Mal fort.
Ich schluckte hart, als mich meine eigenen Erinnerungen zu überrollen drohten, und schob sie entschieden von mir. Ein letzter Blick auf Ella, dann ließ ich sie beim Wagen zurück und folgte Shaw. Da er bereits dabei war, für uns alle Kaffee und Frühstück zu besorgen, nutzte ich die Chance, die Toiletten aufzusuchen und mich etwas frisch zu machen.
Während ein großer Teil der Menschen sich auf Weihnachten vorbereitet und das Fest gefeiert hatte, hatten wir die letzten Tage und Nächte damit verbracht, Geister zu jagen. Was gut war, denn ich war definitiv nicht in Festtagsstimmung gewesen. Dafür konnte ich mich viel zu gut an die Feiertage daheim in Irland erinnern, damals, als mein Zwillingsbruder Niall noch bei uns gewesen war. Wir hatten nur Unfug im Kopf gehabt, hatten uns ständig viel zu oft nachts rausgeschlichen. Außer an Weihnachten, da waren wir freiwillig extra früh ins Bett gegangen, um am Weihnachtsmorgen in aller Frühe, lange bevor unsere Eltern aufstanden, auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer zu flitzen, um nach unseren Geschenken zu schauen.
Das letzte Weihnachten mit ihm hatte sich mir so fest ins Gedächtnis gebrannt, dass ich das Gefühl hatte, den Plätzchenduft riechen zu können, der daheim in der Luft hing, und den heißen Kakao schmecken zu können, den wir ständig getrunken hatten. Ich musste nur die Augen schließen, um das Rascheln von Geschenkpapier und Nialls begeisterte Stimme zu hören, als er das Computerspiel auspackte, das er sich gewünscht hatte. Seltsamerweise hatte ich meinen Bruder klar vor Augen, während die Gesichter meiner Eltern zunehmend verschwammen. Aber das taten sie schon, seit ich Irland nach Amelias Tod hinter mir gelassen hatte. Unfassbar, dass das inzwischen fast ein Jahr her war.
Ich schob diese bedrückenden Gedanken beiseite und drehte den Wasserhahn auf, um mir Hände und Gesicht zu waschen. Mit ein paar Papierhandtüchern trocknete ich mich ab und wagte einen Blick in den Spiegel. Mein langes blondes Haar könnte dringend mal wieder eine Bürste gebrauchen, und unter meinen Augen lagen Schatten, die definitiv nicht von zu vielen Partynächten stammten.
So langsam machte sich das Leben on the road bemerkbar. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte. Und das, obwohl wir auf dem Weg Halt in ein paar Hunterquartieren gemacht und uns dort mit neuer Munition ausgestattet hatten. Die Nacht, die wir in London verbracht hatten, war nur kurz gewesen – der nächste Spirit erwartete uns bereits in Frankreich. Aber es war schön, zumindest Nala, Linnea und Ingrid wiederzusehen, auch wenn wir Giselle, Weston und die anderen verpasst hatten. Nach all der Zeit blieben Ripley und Dinah leider noch immer verschwunden. Keiner rechnete noch damit, einen der beiden lebend wiederzusehen.
In Paris hatten uns Sebastién und seine Hunter herzlich aufgenommen, aber wir waren nur kurz dortgeblieben. Einen einzigen von meinen Geistern hatte ich in der Hauptstadt Frankreichs aufspüren können, dafür hatte Ella als Soul Huntress dort wesentlich mehr Arbeit gehabt. Trotzdem war sie mit uns weitergezogen. Anscheinend wollte sie so viel Abstand wie nur irgend möglich zwischen die Ereignisse in Edinburgh und sich selbst bringen. Ich hoffte nur, sie wusste, dass man nicht vor seiner Vergangenheit davonlaufen konnte. Früher oder später holte sie einen ein. Immer.
Ich seufzte tief, dann verließ ich die öffentlichen Toiletten und kehrte in den Hauptraum der Raststätte zurück. Als ich Shaw nicht sofort entdeckte, trat ich nach draußen.
»Roxy!« Ich folgte seiner Stimme zu einem der Holztische, die einsam am Rande des Parkplatzes standen. Vor Shaw und Ella, die sich trotz der Kälte daran niedergelassen hatten, standen drei Papiertüten und drei extragroße Kaffeebecher.
Ich ließ mich auf den Platz neben Ella fallen und schnappte mir die Tüte, die sie mir zuschob, während Shaw sich schon wieder über sein Reisetagebuch beugte und weiter darin schrieb. Er hatte das ledergebundene Buch in Edinburgh gekauft und notierte sich seither nicht nur, wo wir gerade waren, was wir erlebten und welche Wesen wir bekämpften, sondern vor allem auch, was wir aßen. Unser Fast-Food-Bewertungssystem hatte er ausgeweitet und nutzte nun jede Gelegenheit, um etwas Neues zu finden, das er probieren konnte.
Kurz beobachtete ich ihn dabei, wie er mit konzentriert gerunzelter Stirn die aktuelle Seite vollkritzelte, und unterdrückte den Impuls, ihn danach zu fragen. Seit ich durch Giselle meinen eigenen Tod vorhergesehen hatte, versuchte ich so viel Distanz wie nur möglich zwischen Shaw und mir aufzubauen. Zwar nicht räumlich, da das kaum möglich war, wenn man zusammen unterwegs war, aber zumindest emotional.
Also fragte ich nicht nach, was er gerade aufschrieb und welches Essen ihm zuletzt am besten geschmeckt hatte, sondern widmete mich der Papiertüte vor mir. Als ich sie öffnete, kam mir sofort der Geruch von frischen Pancakes entgegen und entlockte mir ein kleines Lächeln. Dazu hatte Shaw noch belegte Brötchen und Snacks für unterwegs gekauft. Mittlerweile merkte man ihm kaum noch an, dass er sich an sein Leben bis vor wenigen Monaten nicht mehr erinnern konnte. Er kam immer besser zurecht, auch wenn ihm manches Wissen schlicht fehlte, aber dafür war ihm eine fast schon kindliche Begeisterung für alles Neue geblieben. Insbesondere für alles, was mit Essen zu tun hatte. Eine Leidenschaft, die wir teilten.
»Die sind echt gut«, nuschelte er mit vollem Mund, nachdem er sein Reisetagebuch wieder eingepackt und sich in Lichtgeschwindigkeit auf das Frühstück gestürzt hatte.
Ich öffnete die kleine Packung Ahornsirup, die es zu den Pancakes gab, träufelte ihn darüber und nahm mit einer hölzernen Wegwerfgabel den ersten Bissen. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht mal richtig gemerkt, wie ausgehungert ich eigentlich war, doch jetzt machte sich mein Magen mit einem Grummeln bemerkbar. Ich nickte Shaw zu, nahm den nächsten Bissen und spülte mit etwas Kaffee nach.
Die Stille an unserem Tisch hätte andere vielleicht gestört, aber ich empfand sie als beruhigend, denn so konnte ich meinen Gedanken nachhängen, genau wie Ella, die auf irgendeinen Punkt in der Ferne starrte, während Shaw die Nase nun in einem Buch vergraben hatte, dessen Titel ich nicht entziffern konnte. Wenn er nicht gerade Auto fuhr, schlief oder trainierte, las er ständig irgendetwas – und das am liebsten ganz klassisch als gedrucktes Buch statt auf dem Handy. Bei der Vielzahl an Büchern, die wir mitschleppten, könnte man meinen, wir hätten eine Bibliothek ausgeraubt.
»Was liest du da?«, fragte ich schließlich und deutete mit der Gabel auf ihn. So viel zur Distanz.
»Eine Abhandlung der Archivare über Amulette.« Er schnitt eine Grimasse. »Aus irgendeinem Grund ist das wichtig für die Hunterprüfung.«
»Ja, weil du ohne Stufe-1-Amulett kein Hunter sein kannst«, erwiderte ich automatisch.
Unvermittelt schaltete sich Ella ein. Sie schien froh über die Ablenkung zu sein und richtete den Blick aus ihren weißgrauen Augen auf Shaw. »Und warum ist das so? Warum muss jeder Hunter und jede Huntress ein Amulett der Stufe 1 beherrschen?«
Shaw seufzte, legte das Buch jedoch zur Seite und antwortete brav: »Um mithilfe der Magie eine Illusion zu erschaffen, die bewirkt, dass uns niemand mehr sehen oder hören kann. Genauso wenig wie die Monster, die wir vernichten.«
»Und wie viele Amulettstufen gibt es?«, hakte Ella weiter nach. In Edinburgh hatte sie Cain gelegentlich beim Unterricht der dortigen Hunterkinder geholfen, was ihr deutlich anzumerken war, denn sie fragte Shaw nicht das erste Mal ab.
Sein Blick zuckte kurz zwischen meinem Kettenanhänger, der aus Maxwells Sammlung stammte, und Ellas Ring hin und her. »Sechs.«
»Richtig.« Seelenruhig nippte Ella an ihrem Kaffee. »Woraus werden Amulette gemacht? Und von wem?«
»Von den Archivaren, die sich darauf spezialisiert haben. Und die Amulette bestehen aus den Überresten vernichteter Kreaturen. Was übrigens echt eklig ist, wenn man genau darüber nachdenkt. Wir tragen die Überreste toter Wesen an uns.«
Ich zuckte nur mit den Schultern. »Das ist eigentlich alles, was du für die Prüfung wissen musst.«
»Nicht ganz«, widersprach Ella und warf mir einen bedeutsamen Blick zu. »Es ist wichtig zu wissen, dass man ein einmal angelegtes Amulett nicht mehr abnehmen kann, bis es verbraucht ist oder man stirbt. Daher sollte man Amulette der höheren Stufen auch nicht leichtfertig anlegen.«
Ich verdrehte die Augen. »Meinetwegen. Aber das ist dann alles, was du wissen musst, es sei denn, du willst dich auf Amulette spezialisieren.«
Shaws Gesicht hellte sich auf. »Wirklich?«
»Mehr oder weniger. Aber eine Frage hab ich noch«, sagte Ella. »Was ist ein Dunkelsplitter?«
Shaw setzte dazu an, auch diese Frage zu beantworten, aber aus seinem Mund kam kein Wort.
Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht zu offensichtlich zu schmunzeln. Das war eine gemeine Frage, denn nicht mal Shaw, der alles Wissen in sich aufsog wie ein Schwamm, konnte die Antwort darauf so einfach aus dem Ärmel schütteln. Mit Dunkelsplittern befassten sich nur Hunter, die höhere Amulettstufen anstrebten, und selbst dann erfuhr man erst davon, wenn man mindestens bei Stufe 3 angelangt war. Vorher war das Thema irrelevant.
»Ähm … Das ist …« Shaws Blick huschte erneut zwischen Ella und mir hin und her, genauer gesagt zwischen dem magentaroten Stein mit den goldenen Sprenkeln in ihrem Ring und meinem royalblauen Anhänger mit den kupferfarbenen Elementen darin, den Maxwell mir nach seinem Tod vermacht hatte. Die anderen Amulette von ihm, nämlich jene der Stufe 6, hatte ich in London gelassen, da ich noch nicht bereit war, damit zu kämpfen. »Also … ein Dunkelsplitter ist natürlich ein … ein besonders dunkles Amulett der höchsten Stufe?«
»Falsch.« Ella stellte ihren Becher ab. »Als Dunkelsplitter bezeichnen wir ein fehlerhaftes Amulett, bei dessen Herstellung etwas schiefgegangen ist.«
»Was zum Beispiel?«
»Stell es dir wie ein Produktionsfehler vor. Oder als hätte dir jemand zu viele oder zu wenig Pommes zu deinem Burger serviert.«
Ich öffnete schon den Mund, um vehement zu widersprechen, aber Shaw kam mir zuvor. »Man kann nie zu viele Pommes haben.«
Guter Mann. Ich verbarg mein Lächeln hinter meinem Becher und trank meinen Kaffee aus.
Shaw zeigte mit dem Finger auf Ella. »Das war eine fiese Frage.«
Ihre Mundwinkel zuckten, auch wenn es nicht zu einem vollen Lächeln reichte. Es war Ella anzumerken, dass sie ihr Bestes gab und versuchte, auch ohne Owen und ihren Dad ein normales Leben zu führen, doch der Schmerz, der sich in ihren Augen festgesetzt hatte, war nicht zu übersehen. Und ich verstand es. Jemanden zu verlieren, noch dazu jemanden, der einem so wichtig war, veränderte einen. Die Welt war danach nie mehr dieselbe, genauso wenig wie man selbst, weil ein wichtiger Teil von einem selbst ebenfalls fehlte. Etwas, das ich nur zu gut nachempfinden konnte. Ich war nur froh, dass niemand versucht hatte, Ella einzureden, dass es mit der Zeit leichter werden würde – denn das wurde es nicht. Der Schmerz würde für immer da sein, wie ein Loch im Herzen, das durch nichts und niemanden zu füllen war. Aber man lernte, damit zu leben. Irgendwie. Nur darauf kam es an.
»Wenn das Thema Amulette nun also erledigt ist«, ergriff Shaw wieder das Wort und legte das nächste Buch auf den Tisch, »dann kann ich mich ja wieder mit Geistern beschäftigen. Es gibt vier verschiedene Phasen«, fügte er mit Blick auf Ella hinzu. »Nur Soul Hunter können die ersten beiden sehen und bekämpfen. Und berührt ein Soul Hunter einen Geist, egal welcher Phase, materialisiert sich dieser und nimmt eine für alle sichtbare Gestalt an.«
Diesmal konnte ich mein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Eins mit Sternchen. Pass nur auf, wenn du so weitermachst, wollen dich die Archivare für sich rekrutieren, weil du ein wandelndes Lexikon bist.«
»Sehr witzig«, kommentierte er trocken, aber in seinen Augen funkelte es amüsiert. »Übrigens: Wohin geht es eigentlich als Nächstes?«
»Das werden wir gleich herausfinden.« Ich verzog ein bisschen das Gesicht, als ich neben meinem Handy und dem Ghostvision auch das Set aus Nadeln und Teststreifen hervorzog und vor mir auf dem Tisch ausbreitete.
Es war nur ein kurzes Piksen, diesmal in den linken Zeigefinger, trotzdem war es nicht sonderlich angenehm und ich beneidete niemanden darum, der das gesundheitsbedingt täglich oder sogar mehrmals am Tag machen musste. Der Schmerz verklang und ein roter Tropfen trat hervor. Ich führte den schmalen Teststreifen an den Finger, bis er das Blut aufgesogen hatte, dann schob ich ihn in den Ghostvision hinein.
Das Gerät war nicht besonders hübsch, aber dank der zusätzlichen Schutzabdeckung, die Warden kurz vor unserer Abreise angebracht hatte, war es wenigstens stabil und es ragten keine Drähte mehr heraus. Es summte in meiner Hand, während es anhand meines Blutes, oder genauer gesagt anhand von Kevins Magie in meinem Blut, ermittelte, wo sich die nächste Seele befand, die es in die Unterwelt zurückzuschicken galt. Wo ich vorher auf gut Glück nach den Wesen hatte suchen müssen, konnte ich dank Wardens Erfindung nun systematisch vorgehen, da es mir immer die Koordinaten des Spirits anzeigte, der gerade am nächsten war. In wenigen Wochen hatte ich damit mehr Spirits zurück in die Unterwelt geschickt als in all den Monaten zuvor, auch wenn die Narbe auf meiner Schulter deutlich zeigte, dass mir die Zeit davonlief, weil es noch immer mehr als genug zu tun gab. Aber aufgeben kam nicht infrage. Nicht nur wegen meines Bruders, nach dem ich erst wieder suchen konnte, sobald diese Sache abgeschlossen war, oder wegen all der Hunter und Huntresses, die ich seit meinem Aufbruch aus Irland kennengelernt und in mein Herz geschlossen hatte, sondern auch für mich. Ich würde nicht aufgeben, weil ich leben wollte. Ich hatte noch so viel vor und konnte so viel in der Welt bewirken, also würde ich Kevin diesen Sieg verdammt noch mal nicht überlassen.
Mein Handy vibrierte kurz und auf dem Display erschienen neue Koordinaten. Der Ghostvision hatte den nächsten Geist gefunden.
»Also?«, hakte Shaw nach. »Wohin geht es?«
Schnell tippte ich die Koordinaten in eine App ein, gleich darauf leuchtete ein Punkt auf der Karte auf. Ich hob den Kopf und sah in die erwartungsvollen Gesichter meiner Begleiter.
»Sieht so aus, als würden wir nach Prag fahren.«