Illustrationen:

© Julia Abdrazakova, 2019

© Michaela Talkenberger, 2020

© Pierre Alizé, 2019

HINAUSGEHEN

ÜBER DAS RÄUMLICHE SYSTEMDENKEN

KORREKTUR DER GRUNDLEGENDEN FEHLER

IN DER MODERNEN WISSENSCHAFT

Gemeinsame Redaktion:

Pierre Alizé und Rabea Tjaden

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7526-9762-9

© Pierre Alizé, 2020

© Gestaltung Pierre Alizé, 2019

Widmung

Jedem, der auf der Suche nach wahrem Wissen ist

Wenn der Mensch den einheitlichen Geist mit dem Begriff Gott verbindet, bedeutet das noch nicht, dass er an diesen Geist, an Gott glaubt, auch wenn er selbst sagt, dass er tatsächlich glaubt. Er glaubt, dass er an den einen und allmächtigen Gott glaubt. Aber in Wirklichkeit ist es nicht ein Glaube, sondern das Wissen darüber, was der Mensch wahrgenommen hat. Denn er hat diesen göttlichen Inhalt durch seine eigene Wahrnehmung empfangen und dies ist nicht ein Glaube, sondern ein Wissen.

Es ist schade, wenn jemand die Welt nur aus einem der zwölf möglichen Blickwinkel (siehe mein erstes Buch «Sind Sie der Paradoxien und der irrtümlichen Vorstellungen in der modernen Wissenschaft nicht müde? HINAUSGEHEN ÜBER DIE GRENZEN DES SYSTEMDENKENS. Ein ungewöhnlicher Blick auf vertraute Dinge») betrachtet. Er sieht nur etwas Bestimmtes und sieht nichts Anderes, oder er will nichts mehr sehen.

Es ist an der Zeit, die sogenannten Krücken loszuwerden. Sie einfach wegzuwerfen! Sonst verlernen wir vollständig das Denken und werden nie in der Lage sein, die Realität dieser Welt zu erkennen.

INHALT

Vorwort

Dies ist ein philosophisches Buch, das unaufhaltsam einen Mythos der Wissenschaft nach dem anderen zerstört, eine Fiktion nach der anderen, einen Irrtum nach dem anderen. Ein Buch, das Sie von den Ursprüngen weit verbreiteter herkömmlicher Irrtümer befreit (Sie werden sehr überrascht sein, wie viele davon in uns existieren und wie tief sie verborgen sind).

Die Philosophie ist bekanntermassen historisch und ursächlich die Wurzel aller Wissenschaften, allein die allem zugrundeliegende Logik ist und bleibt ein Teilgebiet von ihr. Jeder, der zur wahren Erkenntnis kommen möchte, kann dieses Buch als Anhaltspunkt und Hilfe nutzen und den Weg zur Wahrheit entdecken. Dieses Buch enthält Wissen, das so in keiner anderen Quelle zu finden ist, es wirkt völlig neu und völlig anders als das Meiste, das wir gewohnt sind, aber unter dem Gewohnten kann eine lange verschüttete Erinnerung darauf warten, wachgerufen zu werden.

Haben Sie sich jemals gefragt: Was ist Wissen? Verfügen wir überhaupt über wahres Wissen? Und eine weitere äusserst wichtige Frage: Wie kommen wir zu echtem wahren Wissen?

In diesem Buch werden wir versuchen, gemeinsam die Antworten auf diese und andere ebenso wichtige und interessante Fragen zu finden. Machen wir uns ans Werk!

Es ist logisch anzunehmen, dass wir mit bestimmten wissenschaftlichen Methoden zu Erkenntnissen gelangen. Nach aktuellem Stand können wir mit den heutigen Methoden jedoch lediglich räumliche Phänomene bis zu einem gewissen Grad durchschauen. Für alles, was darüber hinaus geht, werden Denkmodelle kreiert, wohl wissend, dass durch sie die realen Prozesse nicht beschrieben werden können, dass sie höchstens ein trübes Abbild von ihnen sind. Diese Modelle sind wie ein Tappen im Dunkeln, wie ein Erratenwollen des nicht Fassbaren, wie das Erfühlen einzelner Gliedmassen eines unsichtbaren Körpers, der in Wahrheit ein Elefant ist. Diese Vorgehensweise geschah in der zu Ende gehenden Entwicklungsepoche mit bestem Wissen und Gewissen, war unumgänglich und hatte daher seine volle Berechtigung. Die Wissenschaft hatte jedoch immer den Anspruch, sich selber in Frage zu stellen, um eben jeweils der bestmöglichen Vorgehensweise zur Erkenntnisgewinnung Platz einzuräumen, und deswegen möchte ich zeigen, dass es zu dieser bisherigen, anerkanntermassen unzulänglichen Methode eine Alternative gibt, dass nun wahre Erkenntnishaftigkeit den ihr gebührenden Platz einnehmen kann, um alles Trübe, Schemenhafte und Verzerrte zu klären.

Reine Beschreibung und Interpretation der räumlichen Realität und noch so komplexe Denkmodelle können niemals zum Ursprung wahren Wissens führen. Denn die Wahrheit geht über das Materielle hinaus und liegt im Geistigen begründet. Die Wissenschaft, deren Aufgabe es ist, Wissen zu schaffen, wie der Name schon sagt, soll sich nicht auf Dauer zufrieden geben müssen mit Theorien (sehr starke, mehrfach empirisch überprüfte Vermutungen), die oft für wahres Wissen gehalten werden. In vielen Fällen werden diese Theorien mit der Wahrheit an sich verwechselt, weil die Wissenschaftler diesen Umstand oft vergessen haben und alle anderen natürlich einfach daran glauben. Welcher Weg führt stattdessen zur Wahrheit?

Man spricht heute über Pluralismus von Methoden. Ja, es gibt tatsächlich sehr viele Methoden, die zum Wissen führen sollen, zu berücksichtigen ist jedoch, dass all diese Methoden auf die gleiche Grundmethode bzw. Basismethode zurückzuführen sind, ebenso wie ein Baum sehr viele Äste hat und all diese Äste aus der gleichen Wurzel stammen, der Wurzel dieses Baumes.

In diesem Buch möchte ich Ihnen vor Augen führen, dass die von der modernen Wissenschaft angewandte grundsätzliche Methode und die aus ihr entstandene Vielfalt von Methoden FEHLERHAFT sind und dass die daraus resultierenden Erkenntnisse nicht durchweg wahr sind. Darüber hinaus möchte ich Ihnen den «neuen Weg» aufzeigen oder genauer gesagt die neue wissenschaftliche Basismethode, die uns unfehlbar zum echten, wahren Wissen zu führen vermag. Hier mögen Sie vielleicht stocken: Die neue Methode an sich ist tatsächlich unfehlbar, Fehler können selbstverständlich weiterhin vom sie anwendenden Menschen ausgehen. Und sie kann auf absolut alle Wissensgebiete angewandt werden. Alle Erkenntnisse in allen Bereichen der Wissenschaft, die mit früheren wissenschaftlichen Methoden bzw. der Grundmethode gewonnen wurden, sollten in naher Zukunft dahingehend betrachtet und überprüft werden. Dabei muss alles neue Wissen auf der Grundlage der neuen wissenschaftlichen Basismethode geschaffen werden. Wissen schaffen bedeutet hier das Aufdecken der realen Prozesse durch Bewusstwerdung. Das wäre genau, was wir Menschen im Moment so dringend brauchen, denn wir sind wie in einem Spinnennetz unzähliger unterschiedlicher Fehler gefangen und dadurch verwirrt. Der «neue Weg» wird die Menschheit aus der Gefangenschaft der irrtümlichen Vorstellungen herausführen und infolgedessen viele Probleme bzw. Themen in den verschiedensten Lebensbereichen lösen. Ich denke, Sie werden selbst erkennen, dass die neue Basismethode der absolut richtige Weg zur Erlangung von wahrem Wissen ist, sobald Ihnen das Fehlerhafte bei der bisherigen Grundmethode bewusst wird.

Der bisherige Weg zum Wissen ist so beschaffen, dass an die erste Stelle der Versuch bzw. das Experiment gestellt wird, während dessen Beobachtungen gemacht, genaueste Messungen vorgenommen und dann die Ergebnisse der Messungen z.B. in einer Tabelle festgehalten werden. Daraufhin werden die Ergebnisse verglichen, mathematisch genau analysiert und ganz bestimmte Schlussfolgerungen aus den Verbindungen und Beziehungen, Mustern und Gesetzmässigkeiten gezogen. Anschliessend kann das gewonnene Wissen qualitativ durch Sprache oder quantitativ durch eine mathematische Formel ausgedrückt werden.

In diesem Buch nun werde ich Ihnen demonstrieren, dass dieser Weg nicht immer zu wahrhaftigem wahren Wissen führen kann, dass er darüber hinaus selber schwere Mängel mit sich bringt und in einigen Fällen schwerwiegende Verzerrungen des Wissens nach sich zieht. Ich behaupte, dass dieser gewohnte Weg lediglich zu einer gewissen VERMUTUNG zu führen bzw. eine bestimmte TENDENZ aufzuzeigen vermag. Um zu wahren Erkenntnissen gelangen zu können, muss ein anderer Weg gewählt, genauer gesagt eine andere wissenschaftliche Basismethode angewendet werden. Zu diesem Zweck werde ich Ihnen eine grundlegend neue wissenschaftliche BASISMETHODE vorstellen.

Ich plädiere u.a. dafür, dass der Versuch bzw. das Experiment nicht am Anfang des Weges zum wahren Wissen stehen sollte, weil uns dies, wie oben gesagt, nur zu Vermutungen verleiten kann, oder nur dann zu Beginn erfolgen, wenn nichts anderes als eine Tendenz das Ziel der Untersuchung ist. Der eigentliche Platz des Experiments ist am Ende des Erkenntnisprozesses und kann dort bestmöglich dazu verwendet werden, das zuvor gewonnene Wissen zu verifizieren. Und auch die Herangehensweise an die Wissensgewinnung, die auf etwas Modellhaftes aufbaut, kann letztendlich nicht zielführend sein und nur immer mehr in die Irre führen, je weiter sie fortschreitet, da ein Modell niemals aus dem Wahrhaften selbst hervorgeht. Man würde ja auch eine Krücke niemals für ein Bein halten, auch eine Prothese nicht, selbst wenn sie einem Bein immer ähnlicher wird. Das Beispiel des Atommodells veranschaulicht, wie ein Modell immer wieder verändert und an neu auftauchende wissenschaftliche Fakten angepasst wird und dass selbst mit all dem verfügbaren Wissen auf diesem Gebiet bis jetzt kein perfektes Modell geschaffen werden konnte.

Ich behaupte, dass als Ausgangspunkt der Betrachtung auf dem Weg zum wahren Wissen das echte, wahre PHÄNOMEN stehen sollte! Des Weiteren ist es zweifellos notwendig, dieses Phänomen zu beobachten, wobei der Wahrnehmung eine zentrale Rolle zukommt. Jede einzelne Wahrnehmung gebiert einen ganz bestimmten logischen Gedanken, der wiederum zu einem weiteren logischen Gedanken führt. Weiterhin behaupte ich, dass jede Wahrnehmung ein absolut wahres Wissen ist und jeder folgerichtige Gedanke, der aus dieser Wahrnehmung hervorgeht, ebenso ein absolut wahres Wissen ist.

Sicherlich fällt es Ihnen nicht schwer zu verstehen, dass dies der einzig richtige Weg wäre, zu wahrem Wissen zu gelangen, sofern die WAHRNEHMUNG und das DENKEN tatsächlich verlässliche Instrumente sind. Aus der Sicht des heutigen wissenschaftlichen Denkens bestehen bei beiden jedoch gewisse Unzulänglichkeiten, weswegen sie nicht als sichere Instrumente akzeptiert werden. Die erste vermeintliche Unzulänglichkeit liegt darin, dass angenommen wird, dass wir uns der Wahrnehmung nicht hundertprozentig sicher sein können, weil sie täuschen kann, und sie deswegen nur in einem ganz begrenzten Umfang eingesetzt wird, z.B. um die Ergebnisse von einem Gerät abzulesen oder Ähnliches. Als zweite Unzulänglichkeit wird das Denken selber angesehen, dessen wir uns auch nicht hundertprozentig sicher sein können, weil nicht jeder Denkansatz zur wahren Erkenntnis zu führen vermag und wir es deshalb ebenfalls nicht unbegrenzt nutzen können, um wahres Wissen zu gewinnen.

Ich behaupte, dass die Wahrnehmung uns nicht in die Irre führt und wir ihr absolut vertrauen können. Und ebenso kann das Denken als absolut zuverlässig betrachtet werden. Die Unzulänglichkeit liegt nicht im Instrument, sondern im Subjekt, d.h. im Menschen selbst als Wahrnehmender und Denkender. Genau so wie nur mit gestimmten Musikinstrumenten in einem Orchester gespielt wird, so kann auch im Denken und im Wahrnehmen nur mit ihren klaren, ausgereiften Formen bei der Erkenntnisgewinnung vorgegangen werden.

Alle diese Aussagen werde ich auf den Seiten dieses Buches belegen. Unter anderem möchte ich zeigen, dass beim bisherigen wissenschaftlichen Denken (wie auch bei der Meinungsbildung im Alltag1) gewisse logische Fehler gemacht werden, nicht anders als die Fehler in einem Computerprogramm oder Betriebssystem. Ich werde Ihnen am Beispiel des Magneten zeigen, welche logischen Fehler dabei gemacht werden können. Mit diesem Beispiel möchte ich eine der wichtigsten Aufgaben der Wissenschaft deutlich machen, nämlich auf die klare Grenze des im Räumlich-Materiellen Erkennbaren hinzuweisen und in einem zweiten Schritt, ab wann und wie diese Grenze ins Nichträumlich-Nichtmaterielle zum Geistigen hin überschritten wird. Ebenso möchte ich mittels aussagekräftiger Beispiele und dem Vergleich von alter und neuer Denkweise in diesem Buch beweisen, dass die bisherigen wissenschaftlichen Methoden bzw. die Grundmethode fehlerhaft sind und einen völlig neuen Erkenntnisweg aufzeigen. Um den konkreten Unterschied in der Vorgehensweise zu veranschaulichen, erkläre ich an dem transparenten Beispiel des Dreiecks, wie man auf nicht empirische Art zu dem Wissen gelangt, dass die Summe der inneren Winkel bei jedem Dreieck 180° beträgt.

Der nächste Schritt besteht darin, herauszufinden, ob und inwiefern es möglich ist, sich auf die Wahrnehmung zu verlassen, um wahres

Wissen zu erlangen. Ich werde die Aussagen des heutigen wissenschaftlichen Denkens anhand von Beispielen angeblicher optischer Täuschung widerlegen, indem ich ihnen genauer als bisher auf den Grund gehe. Auf die gleiche Weise werde ich mit der Wahrnehmung an sich verfahren. Und schliesslich werden wir uns mit der Eignung des Denkens selbst befassen. Zunächst werde ich Ihnen, wie angekündigt, den Fehler enthüllen, der gemacht wird, wenn bewiesen werden soll, dass es genauso unsicher ist, sich auf das Denken wie auf die Wahrnehmung zu verlassen. Sehr wahrscheinlich haben auch Sie sich in dem markanten Beispiel von Achilles und der Schildkröte verfangen... Weitere Beispiele zum Perspektivismus und Objektivismus des Denkens werden folgen. Die Erkenntnisse daraus gelten ausnahmslos für absolut alle Wissenschaftsbereiche auf der ganzen Welt. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass alle Denkmodelle, die es in der Wissenschaft gibt, bedeutungslos für das zukünftige NEUE DENKEN und dass sie sogar zu einem Hindernis für wahres Wissen oder zu einer Ablenkung vom richtigen Weg sein werden. Dies wird sich daraus folgerichtig und ganz natürlich ohne Einfluss jeglicher persönlichen Meinung ergeben.

Das augenscheinlich Subjektive des Wissenschaftlers selbst darf jedoch keinesfalls ausgegrenzt werden, sondern muss in zweierlei Hinsicht ernsthaft berücksichtigt werden. Jeder Wissenschaftler, durch den neue Entdeckungen und Erkenntnisse in die Welt gekommen sind, war und ist immer ein konkreter Mensch. Und die Welt wirkt auf den Menschen. Jeder Mensch nimmt auf verschiedene Weise diese Wirkungen der Welt auf und ist fähig, diese auf unterschiedliche Weise zurückzuspiegeln, den anderen Menschen seine Sichtweise zu vermitteln und zur Verfügung zu stellen, d.h. der Wissenschaftler darf sich selbst nie als Faktor seiner Betrachtung ausser Acht lassen oder vernachlässigen. Der Wissenschaftler selbst ist ein Instrument der Wissenschaft, das er sehr gut kennen und beherrschen muss, tatsächlich ganz im Sinne von «Erkenne dich selbst», wie es schon in der Antike proklamiert wurde. Jeder muss herausfinden, durch welches Fenster er in die Welt schaut - das jeweils einem der 12 verschiedenen Weltbildern entspricht -, und ebenso herausfinden, was diesseits des Fensters ist - also in welcher der 7 Seelenprägungen er sich befindet. Die jeweilige Seelenprägung bezieht sich dabei auf diesen bisher nicht genauer fassbaren subjektiven Zustand und Einfluss des Beobachters im Experiment, wie es auch in der Quantenmechanik zum Thema gemacht wurde.

Interessanterweise findet die Suche nach den Ursachen aller Wirkungen immer noch in der Materie statt, und das gilt sogar für das noch junge Gebiet der Quantenphysik, die von vielen als Rettung angesehen wird.

Damit kein neues Missverständnis entsteht: der Materialismus als eines von zwölf Weltbildern ist wie alle anderen in sich logisch, stimmig und schlüssig und hat seine volle Berechtigung. Das Irreführende, Verzerrende des heutigen Systemdenkens ist nicht das materialistische Weltbild an sich, sondern die Tatsache und Gewohnheit, es auch dort wie ein Krebsgeschwür wuchern zu lassen, wo es nicht anwendbar ist, in der Welt der Ideen, der Welt der Wesenheiten, der Welt der Kräfte…

Beim Abfassen dieses Buches habe ich verschiedene Wissensquellen sowie meine Essays, die ich etwa zehn Jahre lang geschrieben habe, verwendet. Da es in meinem Kreis keine Gleichgesinnten gab und ich keine Gelegenheit hatte, diese Fragen mit jemandem zu diskutieren, beschloss ich, meine Gedanken in Form von Essays niederzuschreiben. Bei der Entstehung dieses Buches stellte ich fest, dass die Essays viel mit diesem Thema zu tun haben, und deswegen nahm ich sie mit auf.

Angesichts dieser Ausführungen und bevor ich zum Hauptteil meiner Arbeit übergehe, möchte ich Sie zu einem sehr einfachen, aber tiefen Gedanken hinleiten: SO KANN ES NICHT WEITERGEHEN! Die Menschheit ist in ihren irrtümlichen Vorstellungen an einem toten Punkt angelangt. Das ist es, was mich dazu veranlasst hat, dieses Buch zu schreiben. Mir wurde auch klar, dass offenbar niemand ausser mir diese Arbeit tun würde, obwohl ich lange darauf gehofft habe (von 2004 bis 2012). Jahr für Jahr und Jahrzehnt für Jahrzehnt hat sich in unserer Welt bis jetzt nichts geändert. Ich habe mich wirklich nicht vorgedrängt und sogar aktiv nach einem Stellvertreter gesucht, bis mir diese Aufgabe mit Nachdruck von Kollegen angetragen wurde. Schliesslich hörte ich auf, auf das «Wunder» zu warten, und nahm mit einer grossen inneren Bereitschaft und Begeisterung die Herausforderung an, Mythen zu zerstreuen, Paradoxien des alten Denkens aufzulösen und die Wissenschaft von zahlreichen irrtümlichen und irreführenden Überzeugungen zu befreien. Lassen Sie uns aus dem Gefängnis des Systemdenkens hinausgehen wie Platon in seinem Gleichnis aus der Höhle! Ein System ist immer etwas vom Menschen Geschaffenes und Totes, sich selbst Überlebtes, weil es vom Natürlichen abweicht, wir werden nicht ein System durch ein anderes ersetzen, sondern ein lebendiger Organismus des wahren Wissens wird entstehen. Wagen Sie einen neuen Blick auf die altvertrauten Dinge!

Ich wünsche Ihnen viele neue Einsichten und Entdeckungsfreude beim Lesen dieses Buches.


1 In vielen Fällen, wenn es z.B. heisst: «Um es wissen zu können, müssen wir es zunächst ausprobieren.» oder «Probieren geht über Studieren»

Vergleich von zwei verschiedenen Denkweisen bei dem Experiment mit einem Magneten

Zunächst möchte ich zwei verschiedene Denkweisen vorstellen und zeigen, wie sie zu völlig unterschiedlichem Wissen führen. Folgendes Experiment wird von zwei Personen mit jeweils unterschiedlicher Denkweise beobachtet: Ein Magnet wird ferromagnetischen Objekten immer mehr genähert, bis eine Veränderung auftritt.

Der eine Beobachter beschreibt das, was er sieht, wie folgt: «Der Magnet wird näher an verschiedene ferromagnetische Stoffe gebracht. Ab einem bestimmten Abstand zieht der Magnet diese Stoffe zu sich heran. Diese Beobachtung gibt mir die Erkenntnis, dass alle ferromagnetischen Objekte von dem Magneten angezogen werden bzw. dass der Magnet in der Lage ist, alle ferromagnetischen Objekte anzuziehen».

Der andere Beobachter berichtet Folgendes: «Der Magnet wird immer näher an verschiedene ferromagnetische Stoffe herangebracht. Ab einer gewissen Entfernung kann man sehen, dass die ferromagnetischen Stoffe plötzlich anfangen sich zu bewegen, nämlich in Richtung des Magneten, und nach der Berührung mit dem Magneten halten sie an dessen Oberfläche inne».

Jetzt sehen wir also, dass beide Denkweisen uns zum Wissen, aber zu einem sehr UNTERSCHIEDLICHEN Wissen führen. Welches von diesem Wissen ist wahr und welches falsch? Wir stellen fest, dass der erste Beobachter von der Wahrnehmung innerhalb der Beobachtung unmittelbar zum Denken und Schlussfolgern übergeht. Der zweite Beobachter dagegen verweilt bei der reinen Beobachtung. Gehen wir als Beobachter der beiden Beobachter Schritt für Schritt vor. Wenn wir uns diesen Augenblick Zeit nehmen, bei der Wahrnehmung zu verweilen, werden wir bemerken, wie ganz natürlich in den Tiefen unserer Seele diese Frage geboren wird: «Warum setzen sich die Gegenstände plötzlich in Bewegung?» Und erst ab diesem Moment, ab dieser Frage beginnt das Denken. Versuchen wir rein logisch die Antwort auf diese Frage zu finden. Denken heisst in diesem Fall, wir greifen auf ein schon gemachtes Wissen und bereits erfolgte Erfahrung zurück. Was ist das Einzige, das etwas Anderes in Bewegung versetzen kann? Wir erinnern uns: Lediglich eine bestimmte Kraft ist in der Lage, etwas in Bewegung zu setzen! Und woran erkennt man, dass eine Kräftewirksamkeit vorhanden ist? Allgemeiner Lehrsatz: Kraft ist eine Einwirkung, die einen Körper verformen und/oder in eine Bewegung bringen oder in seiner Bewegung verändern (beschleunigen, verzögern, Richtung ändern) kann. Und genau dies haben beide Beobachter beobachtet. Das heisst, eine bestimmte Kraft muss die ferromagnetischen Objekte in Bewegung gesetzt haben, aber keineswegs der Magnet als Materie selbst, denn Materie kann nicht Materie bewegen.

Beide Denkweisen könnten fortgesetzt werden, und das würde uns zu den nächsten unterschiedlichen Erkenntnissen führen. Wie sollten die Überlegungen aufgebaut werden, worauf sollten wir achten, damit das weiter entstehende Wissen sich genauso richtig oder falsch aus dem bis zu diesem Punkt gewonnenen Wissen entwickelt? (siehe Kapitel «Fehlerhafte Vorgehensweise am Dreiecksbeispiel», «Eignung des Denkens für die Wissensgewinnung: Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit»)

Wie kann es Ihrer Meinung nach passieren, dass Menschen so anders beobachten? Was könnte der Grund für unterschiedliche Denkweisen sein? Was ist die Ursache für fehlerhaftes Denken? Die Antworten zu diesen Fragen finden Sie auf den nächsten Seiten.

Analyse im Hinblick auf Perspektivität und Objektivität.
Wir setzen die Betrachtung des Experiments mit dem
Magneten fort...

«Da ich die Möglichkeit in Betracht ziehen wollte, dass wir nicht immer genau dasselbe meinen, wenn wir von Wissen sprechen, konnte die übliche Vorgehensweise, die auf der Annahme basiert, dass eine einzige Definition alle Anwendungen bestimmt, nicht mehr als (einziges) Mittel der Analyse eingesetzt werden. Tatsächlich hat die Untersuchung unserer Interessen an Wissen gezeigt, dass wir zwei Varianten des Wissensbegriffs unterscheiden sollen. In der ersten, der objektiven Variante ist ‘Wissen’ als ‘richtige Überzeugung’ zu analysieren. (…) In der zweiten, der perspektivischen Variante dient uns der Wissensbegriff dazu, diejenigen Menschen zu kennzeichnen, von denen wir (prinzipiell) für uns relative Tatsachen erfahren können.» (Ernst 2002, S. 147–149)

Oft denken die Menschen, dass sie es mit objektivem Wissen zu tun haben, wo sich in Wahrheit auf dem Weg zu echtem objektiven Wissen perspektivistisches Wissen eingeschlichen hat. So ein Fall liegt beim Beispiel des Magneten vor.

Im ersten Fall kommt der Beobachter zu der Erkenntnis, dass der Magnet ferromagnetische Objekte anzieht. Wie wir gesehen haben, ist das ein voreiliger Schluss. Die Fortführung der zweiten Beobachtung hat gezeigt, welche notwendigen Schritte auf dem Weg zur Schlussfolgerung ausgelassen wurden. Bei diesem Überspringen handelt es sich um eine allgemeine Gewohnheit, ein Muster, das allerorten zu finden ist. Diese Verkürzung führt dazu, dass im Anschluss eine Erklärung nötig wird für die zur Wahrnehmung inkongruenten Folgerung. Die nachgeschobene Erklärung tritt dann in Form eines künstlich geschaffenen konzeptuellen Denkmodells auf. Beim Magneten besteht dieses Modell aus der Vorstellung vom Magnetfeld. Der Weg des Wissens, den der zweite Beobachter beschritten hat, ergibt die entsprechenden Erkenntnisse auf ganz natürliche Weise und erfordert keinerlei Modell. Der Grund, warum der Mensch zu diesem fehlerhaften Wissen kommt, ist, dass er sich nicht streng genug an den Rahmen der Objektivität hält. Selbstverständlich geschieht dies unbeabsichtigt, derjenige sieht einfach nicht, wie sich für ihn unbemerkt die verborgene Perspektive, d.h. die Subjektivität, in die vermeintlich objektive Argumentation einschleicht. Wo also liegt diese Schwachstelle? Wenn man genau hinsieht, liegt sie praktisch am Anfang der Überlegungen, da wo das verfrühte Denken einsetzt, wenn der Beobachter anfängt, darüber zu sprechen (bereits im zweiten Satz), was passiert, wenn man ferromagnetische Objekte an den Magneten heranbringt. Plötzlich sagt er, dass der Magnet ein ferromagnetisches Objekt angezogen hat. Diese Behauptung kommt strenggenommen aus dem Nichts. Sie entsteht, weil der Beobachter im Alltag daran gewöhnt ist zu sehen, dass sich etwas im Raum nur dann bewegt oder verformt, wenn etwas Sichtbares auf ein anderes Objekt einzuwirken beginnt und es dadurch antreibt. Nichts als die Trägheit des Denkens im physikalischen Sinn führt zu dieser Art Wissen. Aber wie allgemein bekannt ist, kann nur eine bestimmte Kraft ferromagnetische Objekte in Bewegung setzen. Um es noch einmal zu sagen, es ist nicht die Materie, die eine andere Materie in Bewegung setzt, sondern eine bestimmte Kraft! Nun könnte man annehmen, dass diese Kraft nur eine bestimmte Eigenschaft der Materie ist. Dies kann jedoch nicht sein, da auch hier bekanntermassen die Eigenschaft einer Sache sich lediglich auf die Beschreibung ihres Seinszustands bezieht, z.B. weich oder rau, rot oder grün usw.

Wenn wir grundsätzlich lernen, sei es im Alltag und in der Wissenschaft, das, was wir sehen, konsequent im Sinne der Objektivität zu behandeln, dann führt es uns auch zu wirklich objektivem Wissen! Und das ist ebenso unbestreitbar wie die Tatsache, dass die Sonne im Osten aufgeht...

Nun ein wenig über das Nicht-Raum-Phänomen

Werfen wir beispielhaft einen Blick auf eine Pumpe und den eigentlichen äusseren und inneren Vorgang während des Pumpens. Und gleich die Frage an Sie - was ist Ihrer Meinung nach gemeint, wenn man sagt, dass eine Pumpe einen flüssigen oder luftigen Stoff fördern kann? Sie haben natürlich völlig Recht, wenn Sie sagen, dass es NICHT DIE PUMPE ist, die z.B. eine Flüssigkeit fördert, sondern dass der Vorgang des Pumpens nur MIT HILFE der Pumpe geschieht! Schliesslich wissen wir bereits, dass die Ursache jeder Bewegung stets eine bestimmte KRAFT ist. Diese Tatsache ist in der Physik seit langem bekannt, die Wirkung von Kraft kann entweder durch Bewegungsänderung oder durch Änderung der Form erfahren werden. Wie Sie sehen, gibt es hier an sich nichts Neues, die Fehlleistung besteht zunächst in der Verkennung des Phänomens und im Anschluss in der falschen Anwendung in der Praxis.

Der gleiche Fehler wird gemacht, wenn gesagt wird, dass unser Herz eine Pumpe sei, die das Blut antreibt und es durch den Körper zirkulieren lässt, obwohl wir wissen, dass das Herz selbst nicht in der Lage ist, das Blut bewegen zu können, dies kann nur unter der Wirkung irgendeiner Kraft geschehen!

Es stellen sich in logischer Konsequenz folgenden Fragen: Was ist diese Kraft und wie entsteht sie, wer oder was schafft sie? Ist Kraft Materie?

Was wissen wir über Materie? Wir kennen drei Zustände der Materie: fest, flüssig und gasförmig. Kraft ist keines von allen drei. Wenn wir im Rahmen der Naturwissenschaft, des räumlichen Denkens, bleiben wollen, müssen wir also zugeben, dass Kraft keine Materie ist, d.h. sie ist kein räumliches Phänomen, sondern nur etwas, das sich im Raum offenbart, im Raum vorfindet, sich zeigt. Kraft ist nicht Raum und befindet sich nicht im Raum, sondern ist etwas, das sich in irgendeiner Weise im Raum manifestiert bzw. offenbart. Wenn wir auf diese Weise denken, stossen wir unweigerlich an die Grenze des naturwissenschaftlichen Denkens. Wenn wir jedoch verstehen wollen, was Kraft ist, ist es notwendig, dass wir die Grenzen des naturwissenschaftlichen, räumlichen Denkens verlassen müssen. So finden wir uns plötzlich im Nicht-Raum wieder. Natürlich können auch Nicht-Raum-Phänomene erforscht werden, erkannt werden, aber es sollte klar sein, dass dies nicht die Aufgabe der Naturwissenschaften ist, sondern einer anderen Wissenschaft, die es bis heute noch nicht gibt. Eine Wissenschaft, die nichträumliche Phänomene untersuchen wird. Und diese Wissenschaft wird demnächst geboren werden - so überraschend das für Sie auch sein mag.

Zur Bedeutung des realitätsbezogenen Denkens am Beispiel des Newtonschen Gravitationsgesetzes

Machen wir weiter mit dem realitätsbezogenen Denken. Aufgrund der Tatsache, dass heute in der Wissenschaft viele grundlegende Dinge nicht genügend ernst genommen und nicht ausreichend präzise genug betrachtet werden - obwohl es die ausdrückliche Intention ist -, gibt es auch recht fragwürdige Präferenzen, z.B. bei der mathematischen Darstellung der Realität, die zu einer Verzerrung der Vorstellung von Realität führen. Betrachten wir hierzu das Beispiel des Newtonschen Weltengravitationsgesetzes, das als mathematische Formel wie folgt bekannt ist: F = m·g

Was stellen Sie sich vor, wenn Sie m·g sehen? Die Masse m wird in Masseinheiten gemessen, z.B. in Kilogramm, und die Beschleunigung des freien Falls g in Metern pro Sekunde im Quadrat. Sind Sie in der Lage, sich etwas Reales vorzustellen, indem Sie ein Kilogramm mit einem Meter pro Sekunde im Quadrat multiplizieren? Ruft dies die Vorstellung von Kraft bei Ihnen hervor? Schüler, Studenten und sogar Wissenschaftler auf der ganzen Welt müssen sich das tagtäglich vorstellen können. Ich bin sicher, dass wir das alle nicht können, es ist einfach unmöglich, ebenso wie wenn wir Birnen mit Äpfeln multiplizieren würden. Die Wissenschaftler haben sich scheinbar daran gewöhnt, mit unvorstellbaren Variablen zu hantieren. Was wird Ihrer Meinung nach mit einem Menschen geschehen, der oft etwas tut, das keinen Bezug zur Realität hat? Sicherlich wird er die Aufgaben und Probleme des Lebens nicht besser bewältigen können, sondern im Gegenteil, er wird immer mehr den Bezug zur Wirklichkeit verlieren.

Alles sieht ganz anders aus, wenn man eine kleine, legitime, aber folgenschwere Veränderung vornimmt und sich dieses Gesetz auf Basis der folgenden umgestellten Gleichung vorstellt: m = F/g. Die Masse ist das Verhältnis von Kraft zu Beschleunigung eines Objektes im freien Fall. Der Bezug zur Realität ist hier sofort spürbar, denn die Masse des Objekts m ist nichts anderes als eine bestimmte Kraft, die notwendig ist, um das Objekt um g gleich 9,8 Meter pro Sekunde im Quadrat zu beschleunigen (was eine Änderung der Geschwindigkeit des Objekts um 9,8 Meter pro Sekunde in einer Sekunde bedeutet). Und dann sieht alles viel einleuchtender und lebendiger aus, und vor allem - klarer! Die Masse ist eine Kraft, die nötig ist, um ein Objekt auf 9,8 m/s2 zu beschleunigen. Es ist nicht möglich, eine klare Vorstellung der Masse zu gewinnen, wenn nicht zuvor eine klare Vorstellung der Kraft vorhanden ist. Und um dieses Beispiel selbst konkret auf die Realität zu beziehen: deswegen wäre es ein grober didaktischer Fehler, die Masse vor der Kraft in der Schule im Physikunterricht einzuführen.

Was halten Sie vom Paradoxon in diesem Kapitel, dass eine umgestellte Gleichung erst eine Vorstellbarkeit ermöglicht und damit auch der erwartbaren Logik zuwiderläuft, dass es egal sei, wie die Gleichung dargestellt wird, nur weil rechnerisch immer das gleiche Ergebnis herauskommt? Ein Grund für diese Art des Denkens auch im alltäglichen Leben ist, dass das Ergebnis lange Zeit immer wichtiger als der Prozess selber war, sei es ursprünglich in der Wissenschaft, sei es in der Folge in der Wirtschaft...

Es ist nicht egal, ob man 3 · 5 = 15 oder 5 · 3 = 15 schreibt, wie es uns bis auf wenige Ausnahmen gelehrt wird, denn die Realität dahinter ist eine andere. Im ersten Fall ist es das Dreifache von fünf oder die dreifache Wiederholung von fünf und im zweiten Fall das Fünffache von drei oder die fünffache Wiederholung von drei. Es ist offensichtlich, dass dies weder die gleichen Gedanken noch den gleichen jeweiligen Realitätsgehalt ausdrückt. Ausserdem fällt auf, dass jeweils die erste Zahl der Multiplikation eine abstrakte Grösse anzeigt, z.B. eine mehrfache Menge oder eine mehrfache Wiederholung (eine Vervielfältigung in Raum oder Zeit), und die zweite Zahl eine konkrete Grösse, auf die sich die erste bezieht.

Viele solcher Denkfehler müssen eines nicht allzu fernen Tages in allen Bereichen korrigiert werden, damit richtiges Denken immer zu einer richtigen Vorstellung führt und daraufhin zu richtigem realitätsbasiertem Handeln!

Schuljahre sind wunderbar: eine Aufgabe mit Käse

Hier ein weiteres dazu passendes Beispiel aus dem Schulbuch:

100 Gramm Käse kosten 2 Euro 30 Cent. Wie viel werden 3 Kilogramm Käse kosten?

In den meisten Fällen wird eine solche Aufgabe wie folgt gelöst: (2,30 €/100 g) · 3000 g = 69,00 €

Dies deutet darauf hin, dass man zunächst wissen will, wie viel 1 Gramm Käse wert ist. Dann wird das Ergebnis mit 3000 g multipliziert, wodurch man herausfindet, wie viel 3 kg Käse kosten.

Das Ergebnis ist richtig, die Aufgabe ist gelöst - aber bitte sagen Sie mir, wie kann ich Euro durch Gramm teilen? Wenn ich im Bereich der Realität bleiben will, dann werde ich diese Aufgabe anders lösen, nämlich: ich werde 3000 g durch 100 g dividieren und das Ergebnis mit 2,30 € multiplizieren.

Aufgrund der Tatsache, dass ich gleiche Masseinheiten durch einander teile, weiss ich im Vergleich, wie viel ein Mass im Verhältnis zu einem anderen kostet. In diesem speziellen Fall werde ich herausfinden, dass 3000 g dreissigmal mehr ist als 100 g. Das bedeutet konkret: Wenn ich also 30 mal mehr Käse kaufen will, muss ich 30 mal mehr bezahlen. Wenn ich also dieses Ergebnis mit 2,30 € multipliziere, werde ich herausfinden, dass ich 69 € bezahlen muss.

Eine solche Vorgehensweise, die völlig im Einklang mit der Realität steht, kann mich auf das Leben in der Realität vorbereiten. Wie fühlt sich das für Sie an? Eine andere Denkweise kann nur dazu führen, dass wir uns immer weiter von den Realitäten des Lebens entfernen.

Ein wenig über Methoden. Die herkömmliche Methode

Welche Methode ist heute in allen Wissenschaften üblich, wenn man zu Erkenntnissen gelangen will? Die Wissenschaft geht davon aus, dass es viele verschiedene Methoden gibt, aber im Wesentlichen sind sie absolut identisch, denn sie haben die gleiche Grundmethode als Ursprung. Sich streng an einen bestimmten Ablauf haltend, wird zunächst ein Experiment bzw. ein Versuch durchgeführt. Wenn dieses Experiment qualitativ, also nur sprachlich, analysiert wird, dann werden bei der Beobachtung nur qualitative Merkmale berücksichtigt. Wenn eine Quantifizierung erforderlich ist, werden während der Beobachtung Messungen vorgenommen, die danach einer sorgfältigen Analyse unterzogen werden. Diese Messungen werden verglichen, darin Muster erkannt, und im Nachhinein kann das Muster als mathematische Formel dargestellt werden. Dies ist der übliche Erkenntnisweg in der heutigen Wissenschaft.

IST WIRKLICH GUT, WAS ÜBLICH IST?

Woran es bei der qualitativen Variante der Versuchsauswertung mangelt, haben wir am Beispiel des Magneten herausgefunden. Bei der logischen Reihenfolge der Gedanken wurden Zwischenschritte ausgelassen; d.h. die Beobachtung wurde nicht voll ausgeschöpft, so dass nicht die korrekte Schlussfolgerung aus dem Beobachteten gezogen werden konnte. Wahrnehmung und Denken wurden nicht sauber getrennt.

Bei der quantitativen Vorgehensweise nun behaupte ich, dass die übliche Methode nicht immer zu hundertprozentig korrektem Wissen zu führen vermag, da dieses Wissen lediglich auf Messungen beruht. Auf diese Weise kann man nicht absolut sicher sein, dass die Messungen, zu denen im nächsten Kapitel ein ausführliches Beispiel erfolgen wird, jeweils immer zum gleichen Ergebnis führen werden. Oder vielleicht doch? Eines kann ich darüber jedoch mit Sicherheit sagen, dass eine solche Methode zu einer Annahme (Vermutung) oder einer mehrfach empirisch überprüften Annahme (Theorie) führen kann, die wiederum selbst bewiesen werden muss. Ein Experiment würde nur dann Sinn machen, wenn es immer zu absolut richtigen Erkenntnissen führen würde. Dies führt uns zu folgenden sehr wichtigen Fragen: Was sollte am Anfang des Erkenntnisweges stehen, wenn wir stets das richtige Wissen erhalten wollen? Wenn dies nicht zuverlässig mit einem Experiment gelingen kann, was dann?

Fehlerhafte Vorgehensweise am Dreiecksbeispiel

Bevor Sie eine Antwort auf diese sehr interessante Frage erhalten, möchte ich Ihnen das folgende Beispiel vorstellen. Dieser Fall ereignete sich im wirklichen Leben während meines Referendariats in München. Der Seminarleiter erklärte, wie man im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern zu der Erkenntnis kommen kann, dass die Summe der Innenwinkel jedes Dreiecks 180° beträgt. Am Anfang erschien mir die Vorgehensweise sehr interessant und spannend, bis ich merkte, dass da etwas nicht stimmt!

Die Unterrichtsstunde ist wie folgt strukturiert: Zu Beginn der Lektion gibt der Lehrer den SchülerInnen die Aufgabe, ein beliebiges Dreieck zu zeichnen. Alle sind beschäftigt, jeder zeichnet sein eigenes Dreieck, alles läuft gut.

Und wieder sehen wir, dass am Anfang das Experiment steht, das Zeichnen war zunächst der erste Schritt dieses Experimentes.

Nachdem alle mit ihrem Dreieck fertig sind, muss jeder von ihnen alle Innenwinkel des jeweils gezeichneten Dreiecks so genau wie möglich messen und diese Messungen in sein Heft eintragen. Beim nächsten Schritt müssen alle SchülerInnen die Summe aller drei Ecken ihres Dreiecks berechnen. Wenn die Messungen genau waren und die Summe korrekt berechnet wurde, sollten alle ein Ergebnis von 180° erhalten.

Und nun bitte ich Sie um Ihre grösste Aufmerksamkeit: Selbst wenn alle Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt zum gleichen Ergebnis gekommen wären, können wir daraus nicht schlussfolgern, dass die Summe aller Innenwinkel JEGLICHEN Dreiecks gleich 180° sein wird! Dieses Wissen lässt sich nur auf eine ganz bestimmte Anzahl von Dreiecken anwenden, und zwar jene, die untersucht werden. Wie können wir bei aller vorgeblicher Logik sicher sein, dass beim nächsten Dreieck die Summe der Innenwinkel wieder 180° betragen wird? Die wahre Logik ist, dass wir eben nicht sicher sein können! Mit dieser Methode können wir lediglich einen einzelnen Fall bzw. einzelne Fälle untersuchen und zu der Annahme bzw. einer mehrfach empirisch überprüften, sehr starken Vermutung, also Theorie, gelangen, dass jedes nächste ähnliche Experiment ebenfalls zu einer Summe der inneren Winkeln des Dreiecks von 180° führen könnte. Wenn wir jedoch zu allgemeinen wahrheitsgemässen Erkenntnissen vordringen wollen, dann müssen wir einen anderen Weg begehen, eine andere wissenschaftliche Methode anwenden. Sie werden im folgenden Kapitel und darüber hinaus mehr über diese neue wissenschaftliche Methode erfahren - das verspreche ich Ihnen.

Richtige Vorgehensweise am Dreiecksbeispiel

Anstatt des Versuchs steht am Anfang des Erkenntnisweges, der uns zum wahren Wissen führen wird, schlicht und ergreifend das PHÄNOMEN! Das Phänomen in diesem Fall ist ein Dreieck, nur EIN Dreieck, ein Dreieck genügt, ein völlig willkürliches Dreieck. Es reicht völlig aus, ein Dreieck herzunehmen und es phänomenologisch zu betrachten. Ich beobachte das Dreieck anhand der genauen Wahrnehmung dieses Phänomens. Alles, was ich im Zusammenhang mit dem Dreieck wahrnehme, ist Wissen, ein absolut wahres Wissen, eingedenk des heute noch verbreiteten Glaubens, dass die Wahrnehmung täuschen kann, womit selbstverständlich nicht eine Trübung des Sehsinns aufgrund äusserer oder innerer Umstände gemeint ist (dies nur für die nicht-wissenschaftlichen Leser). Der Glaube an die optische Täuschung wird direkt im anschliessenden Kapitel zerstreut. Der Mythos der Wahrnehmung als unzuverlässiges Instrument wird im Weiteren aufgelöst werden.

Die Wahrnehmung ist also die Grundlage des neuen Ansatzes, der neuen wissenschaftlichen Basismethode, die ich vorschlage und der mich von der Wahrnehmung durch streng logisches Denken zu weiterem Wissen führt. Jeder Gedanke, der streng logisch aus der Wahrnehmung folgt, wird so wahr sein wie die Wahrnehmung selbst. Allein dieser Zusammenhang beruht auf absolut vernünftiger und objektiver Logik. Jeder aus einem wahren Gedanken streng logisch folgende Gedanke ist wiederum genauso wahr wie der ihm vorangegangene Gedanke. Jeder einzelne Schritt auf dem Erkenntnisweg, jedes einzelne Glied in der Kette der Logik ist wahr, so dass nur wahres Wissen am Ende stehen kann. Wir werden sehen, dass Wahrnehmung und Denken als absolut zuverlässige Werkzeuge für den Erwerb von neuem Wissen dienen können.

Lassen Sie uns diese Vorgehensweise nun auf das Dreieck anwenden.

Ich betrachte das Dreieck unvoreingenommen als ein Phänomen und arbeite mit diesem Phänomen: Ich sehe die drei verschiedenen Innenwinkel des Dreiecks α, β, γ. Was ist allgemein α + β + γ? Nicht als spezielle Summe dieses Dreiecks (denn ich weiss ja noch nicht, dass es immer 180° sind), sondern ganz allgemein. Um das herauszufinden, halte ich nach gleich grossen Winkeln ausserhalb des Dreiecks Ausschau, denn zum Phänomen als Ganzes gehört ja nicht nur das Dreiecksinnere. Zu diesem Zweck verlängere ich die Seiten des Dreiecks. Ich stelle fest, dass jeder der drei Winkel auch ausserhalb des Dreiecks jeweils gegenüberliegt. Wo kann ich vielleicht noch gleiche Winkel finden? Ich lasse die Seite AB immer dicker werden, bis sie die obere Spitze des Dreiecks erreicht, was nichts anderes ergibt als eine hinaufgewanderte parallele Gerade zur Grundseite AB.

Infolgedessen bilden sich über dieser Geraden bei Spitze C zusätzlich zum Gammawinkel zwei weitere Winkel, von denen der eine gleich dem Winkel bei Spitze B und der zweite gleich dem Winkel bei Spitze A ist, da diese entsprechenden Winkel Stufenwinkel (in Bezug auf α und β im Dreiecksinneren) sind. Diese beiden Nebenwinkel in Bezug auf γ an der Spitze C bilden zusammen mit diesem einen gestreckten Winkel, der bekanntermassen immer 180° beträgt, weil es sich um die Hälfte des Mittelpunktwinkels im Kreis handelt. Da die Summe dieser Winkel gleich der Summe der inneren Winkel des Dreiecks ist (α + β + γ), beträgt die Summe der Innenwinkel des Dreiecks 180°. Dies gilt gemäss der Logik für jedes Dreieck, unabhängig von der Grösse der Ausgangswinkel, und ist somit ein wahres objektives Wissen.

Eignung der Wahrnehmung für den Wissenserwerb:
Objektivität und Validität

Wie bereits wiederholt erwähnt, herrscht heute weitestgehend die Meinung vor, dass man der Wahrnehmung nicht hundertprozentig trauen könne und dass sie auch täuschen könne, so dass man sich nicht vollständig auf sie verlassen kann, wenn man zu wahrem Wissen gelangen will. Aus diesem Grund wird nur ein ganz bestimmter, begrenzter Wahrnehmungsbereich für das Schaffen von Wissen verwendet. Als Beispiel für Wahrnehmungstäuschung werden die weithin bekannten optischen Täuschungen angeführt. In wissenschaftlichen Kreisen und darüber hinaus hat man den Glauben, dass solche Täuschungen tatsächlich vorkommen. Aber das ist ein weiterer Mythos!