Böse Wörter

Böse Wörter

 

Die schockierendsten und gemeinsten
Wörter der deutschen Sprache

 

Lenny Löwenstern

 

 

Ein Vokabular des Schreckens

 

 

Hier ist das A-Z der finstersten, garstigen, boshaftesten, blutrünstigsten und höllischsten Wörter unserer Sprache.

Allergrausamste Dinge, gar Schreckliches ist in Geschichten aller Art für ein gepflegtes Gruseln zwingend nötig. Dafür – und nicht nur zu Halloween – braucht es die passenden Gruselwörter. Hier ist eine gute Portion origineller, schöpferischer Begriffe nebst einiger Bekannter aus der Welt des Grauens. Vor dem Weiterlesen an dieser Stelle sei ausdrücklich gewarnt. Es wird gemein.

Mit Schaudergrauen wendet sich die zarte Seele ab, denn abgrundtiefer Horror kann durch bloße Worte heraufbeschworen werden. Oder Schreckliches als schrecklich beschrieben werden. Hieronymus Bosch einmal nicht in Bildern, sondern in Wörtern.

Auch zahlreiche alte Begriffe habe ich zusammengetragen. Sie spiegeln die raue Wirklichkeit einer untergegangenen Epoche wider. Diese Wörter eignen sich perfekt, um Stimmung in Romane und Geschichten zu bringen. Wenn es blutig und gemein werden soll. Dabei geht es nie um erfundene Ausdrücke, alles ist echt und wurde in Sachbüchern und Romanen tatsächlich eingesetzt. Manchmal häufig, ein andermal eher selten.

Der Titel übertreibt geflissentlich. Nicht alle Wörter sind für sich genommen furchtbar, mitunter kommt es auf dem Kontext an. Schimpfwörter sind übrigens nicht gemeint, die kommen hier nur in Ausnahmen vor.

Wörter sind in sich nicht hässlich, vielleicht sind sie auf ihre Art sogar schön. Das alles ist sozusagen Gegenpol und Kontrastprogramm zu meinen 2019 und 2020 erschienen Büchern mit »Schönen Wörtern«.

Und wer braucht das? Warum geht man in die Geisterbahn, liest einen Thriller oder guckt sich einen Horrorfilm an? Sich gruseln macht Spaß. Der Körper reagiert mit Hormonausschüttungen. Man fühlt etwas, und zwar durchaus realistisch und intensiv. Davon angesehen ist dieses Werk eine Materialsammlung für Texter und Autoren.

Also, Schrecken, Grauen und Horror voraus, hier sind die dunklen Wörter der deutschen Sprache.

 

Lenny Löwenstern

 

 

PS

Die Zitate übrigens sind keineswegs harmlos, auch wenn sie ältere Literatur zitieren.

 

PPS
Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und strebt diese auch nicht an.

 

 

A

 

 

AASGERUCH, AASGESTANK (Geruch von toten Tieren)

 

ABHACKEN

 

ABHÄUTEN (sämtliche Haut entfernen, Fell über die Ohren ziehen)

 

ABSCHLACHTEN

 

»Die Bauern machen Aufstand, und du stehst da und siehst sie an und weißt dir keinen Gehorsam zu verschaffen! Du bist ein Verräter! Ich kenne euch alle und werde euch alle abschlachten lassen!« Leo Tolstoi: Krieg und Frieden, 1868

 

ABSCHLACHTUNG (Massaker, Massentötung)

 

ABSCHNEIDEN

 

ABSTECHEN

 

ABSTERBEN

 

ABZIEHEN (Haut, Fingernägel …)

 

ABSCHEU (Ekel, Widerwille)

 

ABSCHEULICHKEIT (Gräuel, Schlechtigkeit)

 

ANGSTBEBEN (das Zittern vor Angst)

 

ANGSTBEBEND (adj.)

 

ANGSTBEKLOMMEN (adj.)

 

ANGSTBESESSEN (adj.)

 

ANGSTBÖSEWICHT

 

ANGSTERFÜLLT (adj.)

 

ANGSTERSTARRT (adj.)

 

ANGSTGEBRÜLL (Gebrüll aus Angst)

 

»Körper krachten zu Boden. Gläser, Flaschen splitterten … Angstgebrüll derer, die nun von den Getreuen dieses Meuterkapitäns nach oben geschleift wurden und in die See flogen … Der Mann fackelte nicht lange. So weit ich aus Zurufen und einzelnen Worten entnahm, hatte er vier erschossen und drei Ozeanwasser schlucken lassen.« Walther August Gottfried Kabel (1878-1935): Am Ende der Welt

 

ANGSTGEDRÄNGE (wenn sich Menschen vor Angst zusammendrängen)

 

ANGSTGEHEUL

 

»Wenige Augenblicke stand sie bewegungslos auf der Türschwelle. Dann hörte sie einen leichten Fußtritt auf der Treppe und gab Feuer. Ein Angstgeheul, und hastige Füße polterten die Treppe hinunter. Nur einen Augenblick zögerte sie, dann flog sie selbst hinterher. Sie hörte das Poltern auf den unteren Treppenabsätzen, dann das Öffnen der Tür. Als sie atemlos unten ankam, fand sie die Tür offen. Niemand war zu sehen.« Edgar Wallace: Die toten Augen von London, 1929

 

ANGSTGEPEINIGT (adj.)

 

ANGSTGEPLAGT (adj.)

 

ANGSTGEQUÄLT (adj.)

 

ANGSTGESCHÜTTELT (adj.)

 

ANGSTGETRIEBEN (adj.)

 

ANGSTGEWIMMER

 

ANGSTGEWINSEL

 

ANGSTARSCH (ähnlich wie Angsthase, aber derber)

 

ANGSTHAUS (die Welt als Haus gedacht, in dem man sich fürchtet)

 

ÄNGSTIG (adj.) (ängstlich)

 

ÄNGSTIGEN (jemandem Angst machen)

 

ÄNGSTIGER (jemand, der Angst macht)

 

ÄNGSTIGUNG (von Angst erfüllt)

 

ANGSTKIND (ein Kind, um das die Eltern viel Angst und Sorge hatten)

 

ANGSTLAST

 

ANGSTLAUT

 

ÄNGSTLICHKEIT

 

ANGSTMANN (Henker, Scharfrichter)

 

»In der Morgenfrühe war der Angstmann auf das Feld gegangen und hatte es den Raben angesagt, daß Armesünderfleisch zu haben wäre vor Sonnenuntergang. So saßen des Henkers Tauben auf allen Dächern und warteten.« Paul Busson: Die Wiedergeburt des Melchior Dronte, 1921 

 

ANGSTMENSCH (ein Mensch, der sich viele Sorgen macht)

 

ANGSTNACHT

 

ANGSTPETER (ein ängstlicher Junge)

 

ANGSTQUAL

 

ANGSTRAD (täglich im Angstrad laufen, stets auf der Folterbank gespannt sein …)

 

ANGSTSCHEIẞIG (adj.) (sich in die Hose … vor Angst)

 

ANGSTSCHLOTTERND (adj.)

 

ANGSTSCHREI

 

ANGSTSTUNDE

 

ANGSTVERWIRRT (adj.)

 

ANGSTVERZERRT (adj.)

 

ANGSTVERZWEIFELT (adj.)

 

ANGSTVOLL (adj.)

 

ANGSTZWEIFELND (adj.)

 

AUFHÄNGEN

 

AUFSCHLITZEN

 

»Der Keiler hatte sich mit seinen Hauern in ihrem Kleide verfangen, und stieß und wühlte mit dem unförmlichen Kopfe in einer Weise, dass jeden Augenblick zu befürchten stand, er werde dem armen Mädchen den Leib aufschlitzen.« Friedrich Wilhelm Mader: Nach den Mondbergen, 1911

 

AUSBEINEN (Knochen aus dem Fleisch nehmen)

 

AUSBLUTEN (bluten, bis sämtliches Blut verloren ist)

 

AUSDÄRMEN (das Ausnehmen eines geschlachteten Tieres)

 

AUSROTTEN

 

AUSROTTUNG (vollständige Tötung einer zusammengehörigen Gruppe)

 

AUSSCHLACHTEN

 

»Es wird mir schwer ums Herz, als ich die lange Reihe mit dem letzten Gepäck dort über den Gletscher herankommen sehe. Doch es muss sein. Als letztes erschießt Jon mit tränendem Auge seinen Liebling Grauni, von dem er mit einem Kuß und einer Umarmung Abschied nimmt. Das Ausschlachten und Enthäuten muss bei der Kälte – wir haben -11 Grad – sehr schnell gehen, da die Pferde sonst zu steif werden, und alle verfügbaren Kräfte sind herangerückt.« Alfred Wegeners letzte Grönlandfahrt, 1932

 

AUSWEIDEN (einem Körper die Eingeweide entnehmen)

 

AUSWEIDUNG (die Entnahme der Eingeweide)

B

 

 

BAUCHSCHNITT (Schnitt in den Bauch)

 

»Der Sternbrustknochen war ganz durchschnitten, so daß die innern Teile der Brust offen dalagen. Ebenso war der ganze Oberleib bis zu den Schamteilen geöffnet. Dieser Bauchschnitt war bis in die Leber eingedrungen. Ein Teil der Gedärme lag außer dem Bauch, und ein davon losgerissener Darm, ungefähr 4 Ellen lang, war mit dem einen Ende vereint um den Hals des Toten gewunden, mit dem andern an einen jungen Fichtenaufwuchs festgebunden.« Willibald Alexis: Der neue Pitaval - Band 15, 1860

 

BEGRABEN

 

BEINGERIPPE (Knochengerüst)

 

BEINHAUS (Raum zur Aufbewahrung von menschlichen Knochen; Ossuarium)

 

BEINSÄGE (Knochensäge)

 

BEINSCHWARZ (aus Knochen gewonnene Farbe)

 

BESTIALISCH (adj.) (grausam)

 

BESTIE (Unmensch, Ungeheuer, Raubtier)

 

BESUDELN (beschmutzen)

 

»Die Spieße pressen seinen Körper an den ihren, zehnmal, zwölfmal, zwanzigmal. Welche Wollust, ihn jetzt zu schänden! Die Leiche der Hure, die Leiche ihres Kindes im Kot umherzuwälzen, ihnen den Mund damit vollzustopfen, sie damit zu besudeln, bis sie keine menschliche Farbe mehr haben. Ihm einen scharfen Haken in den Magen schlagen?« Louis Couperus: Heliogabal, 1917

 

BLUTACKER (antiker Friedhof bei Jerusalem)

 

BLUTALTAR (Altar, auf dem blutige Opfer gebracht werden)

 

BLUTBAD (Blutvergießen)

 

BLUTBANNER, BLUTFAHNE (Fahne auf dem Schlachtfeld)

 

BLUTBEDECKT (adj.)

 

»Wie erstaunt, wie erschrocken war sie, als sie in dem engen, finsteren Behältnis, welches nur durch eine Spalte in seiner Decke Luft und Licht empfing, einen Mann von riesiger Größe sah, der blutbedeckt, den Mund verstopft, an Händen und Füßen hart gebunden und geknebelt, zusammengekrümmt in der gezwängtesten und peinlichsten Lage saß. Sein Gesicht war, so viel man davon sehen konnte, leichenblass und er schien mit dem Tode zu ringen.« George Sand: Consuelo, 1843

 

BLUTBEFEHL (Befehl zur Hinrichtung)

 

BLUTBEFLECKT (adj.)

 

BLUTBEGIERDE (Blutdurst)

 

BLUTBENETZT (adj.)

 

BLUTBESPRENGT (adj.)

 

BLUTBESUDELT (adj.)

 

»Jünglinge und Greise, Jungfrauen und Kinder kamen, auch viele Helden mit klaffenden Wunden und in blutbesudelten Rüstungen; scharenweise, mit hohlem, grausenvollen Stöhnen umflatterten sie, nach Art der Schatten, die Opfergrube, so dass mich ein Entsetzen ankam.« Gustav Schwab: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums, 1840

 

BLUTBESPRITZT (adj.)

 

BLUTBUCH (Buch mit Urteilen über Kapitalverbrechen)

 

BLUTBÜHNE (Schafott; Blutgerüst, Hinrichtungsstätte)

 

BLUTDURST (Mordlust; Lust, andere Menschen zu verletzten oder zu töten)

 

BLUTDÜRSTIG, BLUTDURSTIG (adj.)

 

BLUTEITER (mit Blut vermischter Eiter)

 

BLUTEITERND, BLUTEITRIG (adj.)

 

»Hoch am Himmel steht der Komet bluteiternd und rot,
Ein Schwert, das die Leiber verzehrt,
Ein Drache der Wut.
Blut bedeutet das träumende Licht in den Straßen,
Vernichtung und Blut.«
Karthago: Jakob van Hoddis (1887-1942)

 

BLUTFARBEN (adj.) (blutfarbig)

 

BLUTFARBIG (adj.) (blutrot)

 

BLUTFEST (Bluthochzeit – Bartholomäusnacht von 1572)

 

BLUTFLIEẞEND (adj.)

 

BLUTFLUẞ

 

BLUTGEFÄRBT (adj.) (mit Blut rotgefärbt – von Gegenständen, Waffen, Kleidung o.ä.)

 

BLUTGERÜST (Schafott)

 

BLUTERFÜLLT (adj.)

 

BLUTFEST (Bluthochzeit, Bartholomäusnacht)