In der ganzen Welt gilt es als ausgemachte Wahrheit, dass ein begüterter Junggeselle unbedingt nach einer Frau Ausschau halten muss …
Welcher Art die Gefühle und Wünsche eines solchen Mannes im übrigen auch immer sein mögen, diese Wahrheit hat eine so unumstößliche Geltung, dass er schon bei seinem ersten Auftauchen von sämtlichen umwohnenden Familien als rechtmäßiger Besitz der einen oder anderen ihrer Töchter angesehen wird.
»Mein lieber Bennet«, sprach eines Tages Mrs. Bennet zu ihm, »hast du schon gehört, dass Netherfield Park endlich einen Mieter gefunden hat?«
Mr. Bennet erwiderte, er habe es noch nicht gehört.
»Trotzdem ist es so, wie ich sage«, beharrte Mrs. Bennet. »Mrs. Long war gerade hier und hat es mir erzählt — Willst du denn nicht wissen, wer der neue Mieter ist?« fuhr sie mit ungeduldiger Stimme fort.
»Du willst es mir doch gerade erzählen, und ich habe nichts dagegen.«
Einer deutlicheren Aufforderung bedurfte es nicht.
»Also, Mrs. Long erzählte, dass Netherfield von einem sehr wohlhabenden jungen Mann aus Nordengland gepachtet wurde. Er kam letzten Montag im Vierspänner an, um das Haus zu besichtigen, und er war so entzückt davon, dass er sogleich mit Mr. Morris abschloss. Noch vor Michaelis will er einziehen, und seine Dienerschaft soll zum Teil schon Ende dieser Woche herkommen.«
»Wie heisst er denn?«
»Bingley.«
»Verheiratet?«
»Aber nein! Unverheiratet! Natürlich unverheiratet! Ein steinreicher Junggeselle, mit vier-oder fünftausend Pfund im Jahr! Welch ein Glück für unsere Kinder!«
»Wieso? Wieso für unsere Kinder?«
»Du bist aber auch zu langweilig, mein Lieber. Verstehst du denn nicht, dass er vielleicht eine unserer Töchter heiraten wird?«
»Kommt er deshalb hierher?«
»Deshalb? Was redest du da? Unsinn! Aber es ist doch sehr gut möglich, dass er sich in eine von ihnen verliebt; und daher musst du ihm einen Besuch machen, sobald er eingezogen ist.«
»Weshalb denn? Du kannst ja mit den Mädchen hinübergehen. Oder besser noch, du schickst sie allein; denn da du noch ebenso gut aussiehst wie jede von deinen Töchtern, würde sich Mr. Bingley vielleicht gar dich aus dem Schwarm aussuchen.«
»Ach, du Schmeichler. Gewiss, ich bin einmal recht schön gewesen, aber jetzt bilde ich mir nicht mehr ein, irgend etwas Besonderes vorzustellen. Wenn eine Frau fünf erwachsene Töchter hat, tut sie gut daran, alle Gedanken an ihre eigene Schönheit fallen zu lassen. Du musst aber unbedingt Mr. Bingley aufsuchen, sobald er unser Nachbar ist.«
»Ich gebe dir heute nur die Versicherung, dass ich es dir nicht versprechen kann.«
»Aber denk doch an deine Töchter! Denk doch an die gesellschaftliche Stellung, die es für eine von ihnen bedeuten mag! Sogar Sir William und Lady Lucas sind fest entschlossen, ihm nur deshalb einen Besuch zu machen; du weisst, wie wenig sie sich sonst um Neuankömmlinge kümmern. Du musst unter allen Umständen hingehen; denn wie sollen wir ihn besuchen können, wenn du es nicht zuerst tust?«
»Du bist viel zu korrekt; ich bin überzeugt, Mr. Bingley wird sich sehr freuen, euch bei sich begrüßen zu dürfen. Ich kann dir ja ein paar Zeilen mitgeben und ihm aufs herzlichste meine Einwilligung zusichern für den Fall, dass er sich eine von meinen Töchtern aussuchen und sie heiraten will. Für meine kleine Lizzy will ich dabei ein besonders gutes Wort einlegen.«
»Ich will sehr hoffen, dass du nichts dergleichen tust. Lizzy ist nicht einen Deut besser als die anderen. Im Gegenteil, ich finde sie nicht halb so hübsch wie Jane und nicht halb so reizend wie Lydia. Aber du musst sie ja immer vorziehen.«
»Du hast recht. Wirklich empfehlen könnte ich keine von ihnen«, erwiderte Mr. Bennet. »Sie sind albern und unwissend wie alle jungen Mädchen; nur Lizzy ist wenigstens etwas lebhafter als ihre Schwestern.«
»Aber hör mal, wie kannst du deine eigenen Kinder so herabsetzen! Es macht dir offenbar Spass, mich zu ärgern. Du hast eben gar kein Mitgefühl mit meinen armen Nerven!«
»Da verkennst du mich ganz und gar, meine Liebe. Ich hege die größte Achtung vor deinen Nerven. Seit zwanzig Jahren höre ich mir nun schon das mit deinen Nerven an; sie sind mir nun gute alte Bekannte geworden.«
»Ach, du ahnst nicht, wie sehr ich unter ihnen leiden muss!«
»Aber ich hoffe, du überstehst es auch dieses Mal und erlebst, dass noch viele andere junge Männer mit viertausend Pfund im Jahr sich in unserer Nachbarschaft niederlassen.«
»Und wenn zwanzig kämen, was nützt es uns, wenn du sie doch nicht besuchen willst?«
»Verlass dich auf mich, meine Liebe: wenn es erst zwanzig sind, werde ich sie nacheinander aufsuchen.«
Mr. Bennet stellte eine so eigenartige Mischung von klugem Verstand und Ironie, von Zurückhaltung und Schalkhaftigkeit dar, dass eine dreiundzwanzigjährige Erfahrung nicht genügt hatte, um seine Frau diesen Charakter verstehen zu lassen. Ihre Gedankengänge zu ergründen war einfacher: sie war eine unbedeutende Frau mit geringem Wissen und unberechenbarer Laune. War sie mit etwas unzufrieden, liebte sie es, die Nervöse zu spielen. Ihre Lebensaufgabe bestand darin, ihre Töchter zu verheiraten. Besuche machen und Neuigkeiten austauschen war ihre Erholung.
Der folgende Tag verging wie der erste. Mrs. Hurst und Caroline hatten am Morgen einige Stunden bei Jane zugebracht, die sich zwar langsam, aber merklich zu erholen begann. Nach dem Abendessen saßen alle wieder im Wohnzimmer. Darcy schrieb, Caroline saß neben ihm und unterbrach ihn von Zeit zu Zeit mit der Bitte, Grüße an seine Schwester von ihr auszurichten; Mr. Hurst und Bingley spielten eine Partie Piquet, und Mrs. Hurst sah ihnen dabei zu.
Elisabeth nahm sich eine Handarbeit vor und vergnügte sich damit, Darcy und Caroline zu beobachten. Die ständigen Bemerkungen Carolines, die sich bald auf seine Schrift, bald auf die Geradheit seiner Zeilen, dann wieder auf die Länge des Briefes bezogen, und die ungerührte Gleichgültigkeit, mit der er diese Bemerkungen anhörte, ergaben ein komisches Zwiegespräch, das gut mit ihrer Meinung von den beiden übereinstimmte.
»Wie wird sich Ihre Schwester über den Brief freuen!«
Keine Antwort.
»Sie schreiben ungewöhnlich schnell!«
»Im Gegenteil, ich schreibe äußerst langsam.«
»Wieviele Briefe Sie wohl im Laufe eines Jahres schreiben! Und überdies noch Geschäftsbriefe! Wie ich so etwas verabscheue!«
»Dann trifft es sich ja sehr günstig, dass nicht Sie, sondern ich sie schreiben muss.«
»Bitte bestellen Sie Ihrer Schwester, dass ich es nicht erwarten kann, sie wiederzusehen!«
»Ich habe ihr das gerade eben mitgeteilt.«
»Ich glaube, Ihre Feder ist gespalten. Geben Sie her, ich werde sie Ihnen zurechtschneiden. Das kann ich ganz besonders gut!« »Vielen Dank — ich schneide mir meine Federn lieber selbst.« »Wie können Sie nur immer so ebenmäßig schreiben?« Schweigen.
»Sagen Sie Ihrer Schwester, dass ich mich furchtbar freue, zu hören, dass sie sich weiter im Harfenspiel vervollkommnet hat. Und lassen Sie sie bitte wissen, dass ich ganz entzückt bin von ihrem kleinen Entwurf für eine Tischdecke; ich fände ihn Miss Grantleys Arbeit weit überlegen.«
»Würde es Ihnen wohl viel ausmachen, wenn ich Ihr Entzücken für einen späteren Brief aufhebe? Ich habe jetzt nicht mehr genug Platz, um ihm ganz gerecht zu werden.«
»Ach, das macht nichts. Ich werde sie ja im Januar selbst treffen. Aber schreiben Sie ihr immer so lange und so reizende Briefe?«
»Lang werden sie meistens; aber ob auch reizend, kann ich natürlich nicht beurteilen.«
»Für mich gilt es als ausgemacht, dass jemand, der aus dem Handgelenk so lange Briefe verfassen kann, unmöglich schlechte Briefe schreibt.«
»Als Kompliment war das schlecht gewählt, Caroline!« rief ihr Bruder herüber. »Darcy schreibt durchaus nicht aus dem Handgelenk. Er überlegt immer viel zu lange und sucht stets nach besonders schönen Ausdrücken. Hab’ ich nicht recht, Darcy?«
»Jedenfalls sind unsere Briefe sehr verschieden.«
»Ach«, protestierte Caroline, »Charles schreibt schrecklich unordentlich; er lässt Worte aus, und andere streicht er wieder durch.«
»Ja, meine Gedanken folgen einander so schnell, dass ich gar nicht die Zeit habe, sie alle zu Papier zu bringen; deshalb werden die Empfänger auch selten klug aus meinen Briefen!«
»Ihre bescheidene Selbstkritik ist entwaffnend, Mr. Bingley«, warf Elisabeth ein.
»Nichts könnte verkehrter sein, als einen Menschen nach seiner Bescheidenheit beurteilen zu wollen«, sagte Darcy. »Im allgemeinen weist sie auf nichts anderes als auf mangelndes Selbstbewusstsein hin, und häufig ist sie bloß ein Prahlen mit umgekehrtem Vorzeichen.«
»Und zu welcher von beiden Gattungen zählst du mein bisschen Bescheidenheit?«
»Zur Prahlerei. Du bildest dir nämlich in Wirklichkeit etwas ein auf dein unordentliches Geschreibsel, da du im stillen meinst, das rühre von dem schnellen Wechsel deiner Gedanken her, und da du im übrigen eine solche Flüchtigkeit für recht interessant hältst. Etwas schnell zu erledigen reizt immer mehr, als etwas in Ruhe zu vollenden. Als du heute morgen Mrs. Bennet gegenüber behauptetest, du würdest Netherfield, wenn du erst dazu entschlossen wärst, innerhalb von fünf Minuten verlassen, da wolltest du dich damit einer löblichen Eigenschaft rühmen; aber was ist schon lobenswert an einer Hast, die notwendig alles unerledigt lassen muss und die weder dir selbst noch sonst jemandem einen Vorteil bringt?«
»Hör’ auf!« rief Bingley. »Das ginge doch zu weit, wollte man sich an jedem Abend der törichten Dinge erinnern, die man am Morgen dahergeredet hat. Aber auf Ehre, ich meinte, was ich sagte, und ich meine es immer noch. Ich hab mit meiner Hast wirklich nicht lediglich geprahlt, um einen Eindruck auf die Damen zu machen.«
»Ich glaube dir schon, dass du meinst, was du sagst. Aber das überzeugt mich noch lange nicht, dass du tatsächlich so im Handumdrehen losziehen würdest, wie du angibst. Ich weiß, dass du dich dabei genau so von irgendeinem zufälligen Ereignis leiten lassen würdest wie jeder andere Mensch. Wenn du schon auf dem Pferde säßest und ein Freund sagte zu dir: ›Bingley, bleib lieber noch eine Woche‹, dann würdest du höchstwahrscheinlich vom Pferd steigen und noch einen Monat bleiben.«
»In Ihren Augen ist es danach keine gute Eigenschaft, den Bitten eines Freundes ohne viel Fragen nachzugeben?«
»Es spricht für keinen von beiden, wenn der eine dem anderen nachgibt, ohne zu wissen, warum er es tut.«
»Mir scheint, Mr. Darcy, Sie verstehen eine wahrhafte Freundschaft anders als ich. Wenn zwischen zwei Freunden eine wirkliche Zuneigung besteht, dann wird der eine sich gern den Bitten des anderen fügen, ohne auf eine weitere Begründung zu warten. Ich spreche jetzt nicht von dem besonderen Fall, den Sie eben mit Bezug auf Mr. Bingley anführten. Da warten wir lieber, bis Umstände eintreten, an denen sich sein Verhalten so oder so beweisen lässt. Aber ganz allgemein, würden Sie schlecht von einem Menschen denken, der auf das Verlangen seines Freundes ein unwichtiges Vorhaben aufschiebt, ohne dass dazu viele Worte und Erörterungen notwendig sind?«
»Bevor wir die Frage weiter verfolgen, wäre es vielleicht richtiger, uns über die Wichtigkeit der Bitte und über den Grad der Freundschaft, die unser allgemeiner Fall haben soll, zu einigen.«
»Ja, eben!« rief Bingley, »und dazu noch über die Größe, den Umfang und wer weiß noch was der beiden Menschen; das spielt dabei mehr mit, als Sie denken mögen, Miss Bennet. Ich kann Ihnen versichern, wenn Darcy nicht eine so lange Latte wäre im Vergleich zu mir, ich würde nicht halb soviel auf ihn hören. Bei gewissen Gelegenheiten und zu gewissen Zeiten kann man sich nichts Schrecklicheres vorstellen als Darcy; besonders in seinem eigenen Hause und an Sonntagabenden, wenn er nicht weiß, was er anfangen soll.«
Mr. Darcy lächelte; aber Elisabeth glaubte zu bemerken, dass er sich gekränkt fühlte, und unterdrückte daher ihr Lachen.
Caroline machte kein Hehl daraus, dass sie sich für Darcy ärgerte, und schalt ihren Bruder weidlich wegen des Unsinns, den er eben dahergeredet habe.
»Ich durchschaue dich, Bingley«, sagte jetzt Darcy, »du magst solche Diskussionen nicht.«
»Schon möglich. Sie endigen allzuleicht in Streitereien. Ich wäre auf jeden Fall sehr dankbar, wenn du und Miss Bennet mit der Fortsetzung warten würdet, bis ich aus dem Zimmer bin. Dann könnt ihr weiter über mich reden, soviel ihr Lust habt.«
»Ich füge mich gern Ihrem Wunsch«, meinte Elisabeth, »und Ihnen, Mr. Darcy, schlage ich vor, schreiben Sie lieber Ihren Brief fertig!«
Darcy folgte ihrem Rat und konnte den Brief ohne weitere Unterbrechungen beenden.
Als er damit fertig war, bat er die Damen um etwas Musik. Caroline ließ sich nicht lange bitten; nachdem sie Elisabeth höflich aufgefordert hatte, doch anzufangen, was diese ebenso höflich und entschieden aufrichtig ablehnte, nahm sie am Klavier Platz, und Mrs. Hurst sang zu ihrer Begleitung.
Während Elisabeth neben ihr stand und in den Noten blätterte, die auf dem Klavier lagen, fiel es ihr plötzlich auf, dass Darcys Augen immer häufiger auf ihr ruhten. Den Gedanken, dass ein Mann wie Darcy sie bewundern könne, hielt sie für widersinnig. Aber noch seltsamer wäre es ja, überlegte sie, wenn er sie aus Abneigung immer wieder ansähe. Sie nahm schließlich als einzig mögliche Erklärung an, dass sie seine Aufmerksamkeit wohl deshalb erweckt habe, weil irgend etwas an ihr, mit Darcys Maßen gemessen, ganz besonders unvollkommen und tadelnswert sei. Diese Annahme bereitete ihr keinen großen Kummer. Sie selbst mochte ihn viel zu wenig, als dass ihr an seiner Meinung sonderlich gelegen war.
Nach einigen italienischen Liedern stimmte Caroline einen schottischen Tanz an. Gleich darauf trat Darcy zu Elisabeth und sagte: »Wollen wir die Gelegenheit, einen Schottischen zu tanzen, ungenutzt vorübergehen lassen?«
Elisabeth lächelte, antwortete aber nicht. Er wiederholte seine Frage, offenbar erstaunt über ihr Schweigen.
»Oh, ich verstand Sie schon das erste Mal«, erwiderte sie, »aber ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Sie erwarteten doch sicherlich, dass ich ›ja‹ sagen würde, damit Sie einen Grund mehr haben, mich zu kritisieren. Aber mir macht es nun einmal Spass, solche Erwartungen zu enttäuschen und den andern um sein spöttisches Vergnügen zu bringen. Ich kann Ihnen daher nur sagen, dass ich nicht die geringste Lust zu einem Schottischen habe — und jetzt kritisieren Sie, wenn Sie es wünschen!«
»Wie könnte ich so etwas wünschen!«
Auf diese Antwort war Elisabeth nicht gefasst gewesen. Eigentlich hatte sie sogar erwartet, ihn verletzt zu sehen. Aber Darcy war so sehr in ihren Bann geraten wie bisher noch bei keiner Frau.
Caroline sah oder ahnte vielmehr genug, um eifersüchtig zu werden, und ihr Wunsch, Elisabeth los zu sein, verlieh den Worten, mit denen sie ihrer lieben Freundin Jane recht baldige Genesung wünschte, einen Ton wärmster Aufrichtigkeit.
Von Zeit zu Zeit versuchte sie, Darcy zu einer abfälligen Äußerung über Elisabeth zu reizen, indem sie von seiner anscheinend bevorstehenden Heirat mit ihr sprach und ihm das Glück ausmalte, das er in dieser Verbindung finden würde.
»Ich kann nur hoffen«, sagte sie, als sie einmal am folgenden Tag im Garten spazieren gingen, »dass Sie Ihrer Schwiegermutter, sobald Sie Ihr ersehntes Ziel erreicht haben, auf eine taktvolle Weise beibringen können, wieviel angenehmer sie einem ist, wenn sie schweigt; wer weiß, vielleicht bringen Sie es sogar fertig, die beiden jüngeren Mädchen von ihrem Offiziersfieber zu heilen. Und wenn ich Ihnen auch noch diesen diskreten Rat geben darf, lassen Sie sich’s angelegen sein, das gewisse kleine Etwas in Schranken zu halten, das Ihre Auserwählte an sich hat und das sie bedauerlicherweise so eingebildet und hochmütig erscheinen lässt.«
»Damit haben sich doch gewiss Ihre Ratschläge für mein häusliches Glück nicht erschöpft?«
»Oh nein! Sie dürfen z. B. auch nicht vergessen, Porträts von Ihrem zukünftigen Onkel und Ihrer Tante Philips in der Ahnengalerie von Pemberley aufzuhängen. Am passendsten vielleicht gleich neben dem Bild Ihres Großonkels, des Richters. Sie verstehen — Mr. Philips übt ja den gleichen Beruf aus, wenn auch — sagen wir, in einer anderen Branche. Was Ihre Elisabeth anbetrifft, so hat es natürlich keinen Sinn, ein Bild von ihr in Auftrag zu geben; denn welcher Künstler könnte wohl solch wunderbaren Augen gerecht werden?«
»Sie haben recht, ihren Ausdruck auf der Leinwand festzuhalten, wäre tatsächlich nicht leicht; aber Farbe und Form und die ungewöhnlich feinen Wimpern und Brauen würde man schon wiedergeben können.«
In diesem Augenblick kamen ihnen aus einem Seitenweg Mrs. Hurst und Elisabeth entgegen.
»Ich wusste nicht, dass ihr auch spazieren geht«, rief Caroline etwas verlegen aus, da sie fürchtete, ihre Unterhaltung könne gehört worden sein.
»Ihr habt uns ganz abscheulich behandelt«, erwiderte ihre Schwester. »Warum gebt ihr uns nicht Bescheid, statt uns einfach davonzulaufen?«
Und damit hängte sie sich in Darcys freien Arm ein. Da auf dem Weg nur drei Menschen nebeneinander gehen konnten, musste Elisabeth hinter ihnen zurückbleiben. Darcy empfand das Unhöfliche in Mrs. Hursts Betragen und sagte: »Der Weg hier ist nicht breit genug für uns alle vier. Gehen wir doch lieber in der Allee ein wenig auf und ab.«
Elisabeth verspürte jedoch nicht die geringste Neigung, in ihrer Gesellschaft zu bleiben, und antwortete deshalb lachend:
»Nein, nein; bleiben Sie ruhig hier. Sie bilden eine so reizende Gruppe zu dreien, dass ein vierter nur stören würde.«
Heiter eilte sie wieder ins Haus zurück, doppelt vergnügt bei dem Gedanken, dass sie nun bald nach Longbourn heimfahren konnte. Jane fühlte sich schon wohl genug, um diesen Abend ihr Zimmer für ein paar Stunden zu verlassen.
Als die Damen sich nach dem Essen zurückzogen, ging Elisabeth zu ihrer Schwester hinauf, half ihr, sich warm anzuziehen, und geleitete sie ins Wohnzimmer hinab, wo ihre beiden Freundinnen sie unter lebhaften Beteuerungen ihrer großen Freude empfingen. Elisabeth hatte die beiden noch niemals so nett und freundlich gesehen. Sie hatten alle möglichen Einzelheiten von ihren Londoner Geselligkeiten zu berichten, erzählten allerhand Anekdoten voll Humor und machten sich in bester Laune über ihre Bekannten lustig.
Aber kaum traten die Herren ein, als Jane nicht mehr weiter im Mittelpunkt stand. Caroline hatte nur noch Augen für Darcy, und sie sprach schon mit ihm, bevor er die Anwesenden noch begrüsst hatte. Er seinerseits wandte sich sogleich an Jane mit einem höflichen Glückwunsch; Mr. Hurst verstieg sich ebenfalls zu einer leichten Verbeugung in ihrer Richtung und murmelte etwas von »sehr erfreut sein«; aber wirkliche Herzlichkeit und Wärme sprachen nur aus Bingleys Begrüßung. Er war ganz Freude und Aufmerksamkeit.
Die erste halbe Stunde verbrachte er damit, das Feuer zu schüren und Scheite aufzulegen, damit der Zimmerwechsel sich nicht nachteilig für Jane auswirken sollte. Auf seine Bitte hin setzte sie sich auf die andere Seite des Kamins, weiter fort von der Tür. Dann ließ er sich an ihrer Seite nieder und sprach kaum ein Wort mit den anderen. Elisabeth beobachtete das alles bei ihrer Handarbeit mit größter Genugtuung.
Als das Teegeschirr weggeräumt war, erinnerte Mr. Hurst seine Schwägerin an den Kartentisch; aber umsonst. Sie hatte in Erfahrung gebracht, dass Darcy keine Lust zum Kartenspielen habe, und sie gab deshalb Mr. Hurst zu verstehen, dass überhaupt niemand spielen wolle. Da das allgemeine Schweigen ihr recht zu geben schien, blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich auf einem der Sofas auszustrecken und die Zeit zu verschlafen. Darcy las; Caroline tat desgleichen. Und Mrs. Hurst, die sich hauptsächlich damit beschäftigte, mit ihren Ringen und Armbändern zu spielen, beteiligte sich hin und wieder an dem Gespräch ihres Bruders mit Jane.
Carolines Aufmerksamkeit galt weniger ihrer eigenen Lektüre als derjenigen Darcys; wenn sie ihn nicht gerade etwas zu fragen hatte, versuchte sie, bei ihm mitzulesen. Zu einem richtigen Gespräch konnte sie ihn jedoch nicht verführen; er antwortete zwar, las jedoch weiter. Ganz erschöpft von dem Bestreben, irgendein Vergnügen an ihrem Buch zu finden, das sie nur aus dem Grund gewählt hatte, weil es der zweite Band von Darcys Buch war, gähnte sie tief auf und sagte: »Wie angenehm, den Abend so zu verbringen! Es geht doch nichts über ein gutes Buch; alles andere wird zu schnell langweilig! Wenn ich erst meinen eigenen Haushalt habe, muss ich unbedingt eine gute Bibliothek mein eigen nennen.«
Niemand antwortete. Sie gähnte wieder, schob ihr Buch beiseite und sah sich nach einem neuen Zeitvertreib um. Da hörte sie, wie ihr Bruder im Gespräch das Wort »Ball« erwähnte; sogleich wandte sie sich ihm zu: »Ach ja, Charles, da du gerade davon sprichst: hast du wirklich vor, einen Ball auf Netherfield zu geben? Ich rate dir, zuvor die Anwesenden um ihre Meinung zu befragen; ich müsste mich sehr täuschen, wenn unter uns nicht wenigstens einer ist, für den ein Ball eher eine Strafe als ein Vergnügen wäre.«
»Falls du Darcy meinen solltest«, sagte ihr Bruder, »der kann zu Bett gehen, wenn er Lust hat, bevor das Fest anfängt; der Ball findet statt, daran ist gar nicht mehr zu rütteln. Sobald alles vorbereitet ist, werden die Einladungen verschickt.«
»Mir würden Bälle unendlich viel mehr Vergnügen bereiten«, antwortete Caroline, »wenn man sie endlich einmal ein wenig anders aufziehen wollte. Diese üblichen Allerwelts-Veranstaltungen sind geradezu unerträglich stumpfsinnig. Es wäre doch viel richtiger, sich einmal vernünftig zu unterhalten, statt nur immer zu tanzen.«
»Richtiger ja, meine liebe Caroline, aber deshalb doch kein Ball. Ein Ball ist nun einmal zum Tanzen da.«
Darauf erwiderte Caroline nichts; aber kurz darauf erhob sie sich und begann, im Zimmer umherzuschreiten. Sie hatte eine schlanke Figur, und sie hielt sich gut beim Gehen; aber Darcy blieb unerbittlich in sein Buch vertieft. Schier in Verzweiflung beschloss sie, einen letzten Versuch zu machen; sie wandte sich zu Elisabeth und meinte: »Ich kann Ihnen nur empfehlen, meinem Beispiel zu folgen; es ist äußerst wohltuend, sich ein wenig zu bewegen, nachdem man so lange stillgesessen hat.«
Elisabeth wunderte sich zwar etwas über diese Aufforderung, ging aber darauf ein. Und Caroline erreichte den eigentlichen Zweck ihrer Freundlichkeit: Darcy schaute auf, und unwillkürlich schloss er sein Buch. Sofort erging auch an ihn die Einladung zu einem Spaziergang durchs Zimmer, die er aber mit der Begründung ablehnte, er könne sich nur zwei Absichten denken, die sie veranlassten, im Zimmer auf-und abzugehen, und beide Absichten würden durch seine Beteiligung durchkreuzt werden. Was er nur damit meine? Sie gäbe ihr Leben dafür, wenn sie es erfahren dürfe, versetzte Caroline, und sie fragte Elisabeth, ob sie es wohl raten könne?
»Nein, ich habe nicht die geringste Ahnung«, war die Antwort. »Aber Sie können sich darauf verlassen, dass er nichts Gutes meint; wir können seine Absicht am ehesten durchkreuzen, indem wir ihn nicht weiter fragen.«
Miss Bingley hätte es aber nicht über sich gebracht, Darcy so zu enttäuschen, und bestand deshalb auf einer Erklärung.
»Ich hatte gar nicht vor, mit meiner Erklärung hinter dem Berg zu halten«, sagte er, sobald sie ihn zu Wort kommen ließ. »Entweder Sie haben sich diese Art, den Abend zu verbringen, ausgesucht, weil Sie als Freundinnen persönliche Dinge zu besprechen wünschen; oder weil Sie wissen, dass Ihre Figuren beim Gehen am besten zur Geltung kommen. Im ersten Fall wäre ich Ihnen ganz und gar im Wege; im zweiten kann ich Sie hier vom Feuer aus viel besser sehen und bewundern.«
»Also, das ist wirklich scheußlich von Ihnen!« rief Caroline aus. »Wie können Sie nur so etwas von uns behaupten! Wie wollen wir ihn jetzt bestrafen?«
»Nichts einfacher als das, wenn Sie es wirklich wollen«, sagte Elisabeth. »Sie sind doch soviel zusammen, und Sie müssen doch wissen, wie man ihn am besten ärgern kann.«
»Aber nein, ich weiß es durchaus nicht. Das hat mich unsere Freundschaft noch nicht gelehrt. Wie sollte man auch eine so gleichmäßige Laune, einen so schlagfertigen Geist necken können! Nein, darin ist er uns wohl überlegen. Und lachen — wir wollen uns lieber nicht lächerlich machen, indem wir ohne Grund lachen. Darcy hätte dann wohl alle Ursache, uns wirklich für töricht zu halten.«
»Über Mr. Darcy soll man nicht lachen können?« rief Elisabeth. »Dann wäre er fürwahr ein seltener Mensch, und ich hoffe, er bleibt so selten, denn ich wüsste mit solchen Bekannten nicht viel anzufangen. Dazu lache ich viel zu gern!«
»Miss Bingley«, sagte Darcy, »hat mich einer Eigenschaft gerühmt, die unmenschlich wäre. Der beste und weiseste Mensch oder vielmehr die beste und weiseste Handlung kann ins Lächerliche verdreht werden, wenn man unbedingt über alles im Leben lachen muss.«
»Allerdings«, erwiderte Elisabeth, »solche Menschen gibt es auch, und ich hoffe sehr, nicht zu ihnen zu gehören. Was weise und gut ist, berührt mich durchaus nicht als komisch. Aber jede Torheit und jeder Unsinn, Launen und kleine Eitelkeiten, das alles amüsiert mich sehr, muss ich gestehen, und darüber lache ich, wo es mir begegnet. Und gerade das alles, nehme ich an, sind Eigenschaften, die Ihnen fehlen.«
»Ganz so vollkommen kann nicht einmal ich sein. Aber ich bin mein Leben lang bestrebt gewesen, alle Schwächen zu vermeiden, die einen der Lächerlichkeit preisgeben können.«
»Eitelkeit und Stolz, zum Beispiel.«
»Ja, Eitelkeit ist eine Schwäche. Aber Stolz — bei einem überlegenen Geist wird Stolz sich immer in Grenzen halten.«
Elisabeth wandte sich ab, um ein Lächeln zu verbergen.
»Damit dürfte Ihre Prüfung Mr. Darcys zu Ende sein«, sagte Caroline. »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen, wenn ich fragen darf?«
»Es ist mir vollständig klar geworden, dass Mr. Darcy fehlerfrei ist. Er gibt es ja selbst ganz offen zu.«
»Sie irren«, sagte Darcy, »ein solcher Anspruch liegt mir ganz fern. Ich habe Fehler genug, aber nicht den, so hoffe ich wenigstens, ohne Einsicht und Verstand zu sein. Für meine Gutmütigkeit möchte ich allerdings nicht die Hand ins Feuer legen. Ich bin sicherlich zu wenig nachsichtig oder doch nicht nachsichtig genug, um nach jedermanns Geschmack zu sein. Ich kann Dummheit und Niedertracht anderer Leute nicht so leicht übersehen, wie ich es vielleicht sollte, und auch ein schlechtes Betragen mir gegenüber nicht. Und schließlich, glaube ich, muss ich mich selbst als empfindlich und nachtragend bezeichnen; ist meine gute Meinung von jemandem dahin, dann gleich für immer.«
»Gut, das ist wirklich ein Fehler!« meinte Elisabeth. »Nachtragend zu sein, ist zweifellos eine hässliche Eigenschaft. Aber Sie haben sich Ihren Fehler gut ausgesucht; über so etwas kann man sich nicht lustig machen. Von mir haben Sie also nichts mehr zu fürchten.«
»Meiner Ansicht nach hat jeder Charakter einen Geburtsfehler, irgendeinen schlechten Trieb, der sich durch keine noch so gute Erziehung ausmerzen lässt.«
»Und Ihr Geburtsfehler ist der, an jedem Menschen zu viel auszusetzen.«
»Und der Ihre ist«, erwiderte er lächelnd, »absichtlich alles misszuverstehen.«
»Ach, machen wir doch ein wenig Musik«, rief Caroline ungeduldig aus, gelangweilt von einem Gespräch, an dem sie keinen Anteil nehmen konnte. »Louisa, du hast doch nichts dagegen, dass ich deinen Mann in seinem Schläfchen ein wenig störe?«
Ihre Schwester hatte nicht das Geringste dagegen, und das Klavier wurde wieder aufgemacht. Darcy war eigentlich froh darüber, wenn er es sich recht überlegte; er spürte die Gefahr, die darin lag, wenn er sich zu viel mit Elisabeth beschäftigte.
Am nächsten Morgen schrieb Elisabeth an ihre Mutter, dass Jane sich wieder wohlauf fühle, und ob sie den Wagen bekommen könnten. Aber Mrs. Bennet hatte mit der Rückkehr ihrer Töchter erst für den kommenden Dienstag gerechnet und war keineswegs gewillt, diesen Plan ohne weiteres einem früheren Zeitpunkt zu opfern. Ihre Antwort kam daher Elisabeths Wunsch, möglichst bald nach Hause zurückzukehren, durchaus nicht entgegen: sie schrieb, der Wagen stehe unter keinen Umständen vor dem nächsten Dienstag zur Verfügung, und fügte in einer Nachschrift hinzu, sie könne ihre beiden Töchter gut und gern noch länger entbehren, falls Mr. Bingley und seine Schwestern auf eine Verlängerung des Besuches drängen sollten. — Nun, länger zu bleiben kam natürlich nicht in Frage, und Elisabeth wagte auch zu bezweifeln, dass man sie dazu auffordern würde; im Gegenteil, sie fürchtete, man könne ihnen vorwerfen, sie nähmen die Gastfreundschaft auf Netherfield unnötig lange in Anspruch. Sie schlug daher Jane vor, Mr. Bingley um seinen Wagen zu bitten, und schließlich einigten sie sich, dass sie noch am selben Vormittag abfahren wollten.
Diese Mitteilung traf auf viele ernstlich besorgte Proteste. Jane gab deshalb der wiederholten Aufforderung, wenigstens noch bis zum folgenden Morgen zu bleiben, nach; die Heimfahrt wurde also um einen Tag verschoben.
Caroline warf sich zwar selbst augenblicklich die Dummheit vor, den Verzug verschuldet zu haben; denn ihre Eifersucht und Abneigung gegen die eine Schwester Bennet wogen weit schwerer als ihre Zuneigung zu der anderen. Der Herr des Hauses dagegen war aufrichtig betrübt, als er von der baldigen Trennung hörte, und versuchte immer wieder, Jane davon zu überzeugen, dass sie noch nicht wohl genug sei, um schon das Haus zu verlassen; aber Jane fühlte, dass sie richtig handelte, und blieb fest.
Darcy war der Beschluss sehr willkommen; Elisabeth war schon lange genug auf Netherfield gewesen. Sie zog ihn mehr an, als ihm lieb sein konnte, und Miss Bingley benahm sich nicht allein unhöflich gegen sie, sondern auch herausfordernder als je gegen ihn selbst. Er nahm sich fest vor, an diesem letzten Tage besonders darauf zu achten, dass er seiner Bewunderung keinen weiteren Ausdruck gab und dass er in Elisabeth durch nichts irgendwelche falschen Hoffnungen erwecken wollte: falls ihr überhaupt ein solcher Gedanke gekommen sein mochte, dann würde sie natürlich in seinem Benehmen an diesem letzten Tage eine Bestätigung — oder das Gegenteil — zu entdecken suchen. Er beharrte fest auf seinem Vorsatz und sprach während des ganzen Sonnabends kaum zehn Worte mit ihr; als sie einmal eine halbe Stunde allein blieben, war er so sehr in sein Buch vertieft, dass er sie nicht einen Augenblick ansah.
Am Sonntag nach dem Kirchgang fand der Abschied statt; er kam fast allen Beteiligten gelegen. Karoline war während der letzten Minuten beinahe ebenso höflich zu Elisabeth, wie sie herzlich gegen Jane war. Und nachdem sie diese liebevoll umarmt und ihr versichert hatte, wie sehr sie sich freuen würde, wenn sie sich bald entweder auf Netherfield oder in Longbourn wiedersehen könnten, brachte sie es sogar über sich, Elisabeth die Hand zu geben.
Zu Hause wurde ihnen kein übermäßig warmer Willkomm zuteil: Mrs. Bennet war erstaunt, sie schon wieder zurück zu sehen, schalt sie wegen der Mühe, die sie den Bingleys dadurch bereitet hätten, und bat Jane, sich nicht zu wundern, wenn ihre Erkältung sich wieder verschlimmern sollte. Nur ihr Vater freute sich aufrichtig, wenn er seine Freude auch nicht in viele Worte kleidete; er hatte ihre Anwesenheit in dem Familienkreis besonders vermisst, die abendliche Unterhaltung war ohne Jane und Elisabeth sehr langweilig gewesen.
Mary befand sich wie gewöhnlich in höheren Regionen und machte ihre Schwestern sogleich mit ihren letzten Auszügen und ihren neuesten fadenscheinigen Weisheitssprüchen bekannt. Catherine und Lydia wussten von nicht minder wichtigen, wenn auch andersartigen Dingen zu berichten: einige neue Offiziere waren bei ihrem Onkel zu Gast gewesen; ein Gemeiner war öffentlich ausgepeitscht worden, und man munkelte tatsächlich davon, dass Oberst Forster demnächst heiraten wolle.
»Hoffentlich hast du heute abend etwas Gutes zum Essen vorgesehen«, sagte Mr. Bennet am nächsten Morgen beim Frühstück zu seiner Frau. »Ich glaube, unser Kreis wird einen Zuwachs erfahren.«
»Durch wen denn? Ich wüsste nicht, dass wir jemanden erwarten; höchstens Charlotte Lucas, und für sie genügt mein Essen doch wohl immer noch. Zu Hause wird sie bestimmt nicht oft etwas ähnlich Gutes vorgesetzt bekommen.«
»Nein, ich meine einen Herrn, und zwar einen fremden Herrn.«
Mrs. Bennets Augen leuchteten auf.
»Ein Herr? Ein Fremder? Doch nicht Mr. Bingley? Jane, du hast ja nicht ein Sterbenswörtchen davon gesagt, du Geheimniskrämerin! Das freut mich aber sehr, Mr. Bingley wieder bei uns zu sehen. Aber, du lieber Gott, so ein Unglück! Wir kriegen so schnell keinen Fisch ins Haus!«
»Es ist nicht Bingley«, sagte Mr. Bennet, »ich habe unseren Gast noch niemals gesehen.«
Diese Mitteilung erweckte natürlich größtes Erstaunen; und zu seinem heimlichen Vergnügen bestürmten ihn seine sechs Damen von allen Seiten mit Fragen.
Erst nachdem er sich genügend an ihrer großen Neugierde geweidet hatte, bequemte er sich zu einer Erklärung: »Vor etwa einem Monat erhielt ich diesen Brief, auf den ich vor vierzehn Tagen antwortete; denn die Angelegenheit schien es mir wert zu sein, dass man sie mit Takt handhabte. Der Brief ist von meinem Vetter Collins; wie ihr wohl wisst, kann er euch nach meinem Tode hier vor die Tür setzen, wenn es ihm Spass macht.«
»Ach, sprich nicht davon«, rief Mrs. Bennet aus. »Sprich nicht von diesem gräßlichen Menschen. Schrecklich, wenn ich daran denke, dass dein ganzer Besitz in fremde Hände übergehen soll. Wäre ich du gewesen, ich hätte längst irgend etwas dagegen unternommen.«
Jane und Elisabeth versuchten, sie auf die Zwecklosigkeit hinzuweisen, etwas gegen eine Erbbestimmung unternehmen zu wollen. Es war nicht das erste mal, dass sie einen derartigen Versuch machten, aber Mrs. Bennets Verstand hatte noch jedesmal aller Vernunft gespottet. Und sie musste sich auch jetzt bitterlich über die Grausamkeit beklagen, mit der man ihre Kinder zugunsten eines Menschen enterbte, mit dem man gar nichts zu schaffen haben wollte.
»Die Sache ist allerdings höchst peinlich«, sagte Mr. Bennet, »und nichts kann Mr. Collins von der schweren Schuld, Longbourn zu erben, reinwaschen. Aber wenn du einen Augenblick zuhören wolltest, würden dich vielleicht Inhalt und Ton seines Schreibens ein wenig versöhnlicher stimmen.«
»Ganz gewiss nicht! Ich finde es unverschämt von ihm, dir überhaupt zu schreiben, und reine Heuchelei. Ich verabscheue falsche Freunde. Warum streitet er sich nicht lieber mit dir, wie sein Vater es auch schon getan hat?«
»Hör’ zu, du wirst sehen, dass gerade dieser Punkt ihm einige Sorge macht.«
Hunsford bei Westerham, Kent 15. Oktober.
Sehr geehrter Herr,
die Unstimmigkeiten, die zwischen Ihnen und meinem verehrten Vater bestanden, sind mir von jeher ein Quell tiefsten Unbehagens gewesen. Seitdem das Schicksal ihn mir entrissen hat, ist mir oft der Wunsch gekommen, diesen Bruch wieder zu heilen. Aber Zweifel hemmten lange Zeit meine Schritte. Ich fürchtete, es könnte als mangelnde Ehrerbietung gedeutet werden, wenn ich mich mit jemandem gut stellte, mit dem es ihm sein Leben lang beliebte, schlecht zu stehen. Indessen, ich bin jetzt zu einem Entschluss gekommen; denn, nachdem ich zu Ostern ordiniert wurde, habe ich das Glück gehabt, mit dem Wohlwollen der Ehrenwerten Lady Catherine de Bourgh, Witwe des Sir Lewis de Bourgh, ausgezeichnet zu werden, durch deren Güte mir das wertvolle Pastorat dieser Gemeinde zugefallen ist, aus welchem Grunde es mein ernstes Bestreben sein soll, mich einer achtungsvollen Dankbarkeit gegen Lady de Bourgh zu befleissigen, sowie jederzeit bereit zu sein, die ehrwürdigen Bräuche zu zelebrieren, die die Kirche von England vorschreibt. Als Seelsorger betrachte ich es zudem als meine Aufgabe, die Segnungen der Friedfertigkeit in sämtlichen Familien, die unter meinem Einfluss stehen, zu fördern und zu verbreiten. Deswegen schmeichle ich mir, dass die Hand der Freundschaft, die auszustrecken ich im Begriff stehe, gern ergriffen wird, und ich hoffe, die Tatsache, dass ich nächster Erbe von Longbourn bin, wird von Ihnen großmütig übersehen werden, so dass diese meine Hand den Ölzweig nicht vergeblich angeboten haben muss. Ich kann natürlich nicht umhin, tief bekümmert darüber zu sein, dass Ihre verehrten Töchter durch mich einmal einen Schaden erfahren sollen, und ich bitte, meine Entschuldigung annehmen zu wollen zugleich mit der Versicherung meiner Bereitwilligkeit zu jeder erdenklichen Genugtuung — doch hiervon später mehr.
Wenn Sie nichts gegen meinen Besuch haben sollten, werde ich mir das große Vergnügen bereiten, Ihnen und Ihrer Familie Montag, den 18. November, gegen vier Uhr meine Aufwartung zu machen; ich dürfte dann vielleicht Ihre Gastfreundschaft bis zum übernächsten Sonnabend in Anspruch nehmen, was ich ohne Ungelegenheiten tun kann, da Lady Catherine weit davon entfernt ist, mir eine gelegentliche Abwesenheit über Sonntag zu verübeln, vorausgesetzt, dass jemand anders zur Stelle ist, um die Predigt zu halten.
Damit verbleibe ich, geehrter Herr, mit den ergebensten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und an Ihre Töchter
Ihr wohlgeneigter Freund William Collins
»Ab vier Uhr dürfen wir also diesen Friedensengel erwarten«, sagte Mr. Bennet und schob den Brief wieder in den Umschlag zurück. »Er scheint ein sehr gewissenhafter und höflicher junger Mann zu sein, weiß Gott! Zweifellos ein wertvoller Zuwachs unseres Bekanntenkreises, falls Lady Catherine noch öfters so gütig ist und ihn uns besuchen lässt.«
»Na ja, was er da von den Mädchen schreibt, klingt gar nicht so dumm. Wenn er wirklich die Absicht hat, irgendein gutes Werk an ihnen zu tun, werde ich ihn bestimmt nicht davon zurückzuhalten versuchen.«
»Wenn es auch nicht ganz ersichtlich ist, wie er sich eine solche Vergütung denkt«, sagte Jane, »so ist doch sein guter Wille sehr anzuerkennen.«
»Er muss sehr merkwürdig sein«, meinte Elisabeth, »ich werde daraus nicht recht klug. Sein Brief klingt so feierlich. Und was meint er wohl damit, wenn er sich wegen seines Erbes entschuldigt? Sollen wir etwa glauben, dass er sich dagegen sträuben und dass er etwas dagegen unternehmen würde, wenn es in seiner Macht läge? Sollte er so feinfühlig sein, Vater?«
»Nein, meine Liebe, das glaube ich kaum. Im Gegenteil, ich glaube, er ist alles andere eher. Dieses Gemisch von Kriecherei und Wichtigtuerei in seinem Brief klingt sehr vielversprechend. Ich kann es schon gar nicht mehr erwarten, ihn zu sehen.«
»Was den stilistischen Aufbau der Epistel anbetrifft«, sagte Mary, »so kann man ihn als nicht ganz uneben bezeichnen. Die Wendung mit dem Ölzweig scheint mir nicht sehr originell zu sein, aber die Phrasierung ist wohl abgerundet.«
Catherine und Lydia konnten weder dem Brief noch dem Schreiber irgendein Interesse abgewinnen. Es war wohl so gut wie ausgeschlossen, dass ihr Verwandter im roten Rock auftreten würde, und es lag schon sehr weit zurück, dass ihnen ein irgendwie anders gefärbter Mann hatte den Hof machen dürfen.
Mrs. Bennet hatte sich wider Erwarten durch den Brief in ihrem Groll beschwichtigen lassen und sah dem Besuch mit einem Gleichmut entgegen, der ihren Mann und ihre Töchter in Erstaunen setzte.
Mr. Collins war auf die Minute pünktlich und wurde mit der größten Freundlichkeit von der gesamten Familie empfangen. Mr. Bennet sagte allerdings nicht viel; seine Damen dagegen um so mehr, und auch Mr. Collins schien weder zum Reden einer langen Ermunterung zu bedürfen noch überhaupt dem Schweigen sehr geneigt zu sein.
Er war ein großer, schwerfällig wirkender junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren. Er hatte eine gewichtige, würdige Haltung und übertrieben korrekte Manieren. Er saß noch nicht lange, da sagte er der Dame des Hauses schon Artigkeiten über ihre Töchter; meinte, er habe zwar viel von deren Schönheit gehört, aber das Gerücht werde in diesem Fall der Wahrheit bei weitem nicht gerecht; und fügte hinzu, er könne gar nicht daran zweifeln, dass Mrs. Bennet binnen kurzem schon das Vergnügen haben werde, sie alle gut verheiratet zu sehen. Dieses Kompliment war zwar nicht nach dem Geschmack der Mehrzahl seiner Zuhörer, doch Mrs. Bennet, die keine Kostverächterin war, antwortete sehr herzlich: »Sie sind wirklich sehr freundlich; und hoffentlich haben Sie recht mit Ihren Worten, andernfalls wird es ja den Ärmsten schlecht genug ergehen in Anbetracht einer gewissen Angelegenheit.«
»Sie spielen auf die Vererbung ihres Besitztums an?«
»Ach ja, Sie haben meinen Gedanken erraten. Sie müssen doch selbst zugeben, dass diese Regelung für meine Töchter höchst besorgniserregend ist. Nicht, dass ich Ihnen etwas vorwerfen möchte, ich weiß, die Welt ist voller Ungerechtigkeit; aber kein Mensch kann je seines Besitzes unter solchen Umständen froh werden.«
»Ich versichere Ihnen, gnädige Frau, dass ich das vollste Verständnis für Ihre Sorge um meine schönen Cousinen aufbringe, und ich hätte noch vieles zu diesem Thema zu sagen, würde mir nicht meine Scheu davor, naseweis und voreilig zu sprechen, eine gewisse Zurückhaltung auferlegen. Und den jungen Damen möchte ich meine tiefempfundene Zusicherung geben, dass ich in der Absicht hierher gekommen bin, ihnen meine unbegrenzte Bewunderung zu Füßen zu leben. Ich will nicht zu viel sagen noch nicht; aber wer weiß, wenn wir uns längere Zeit kennengelernt haben …«
Der Gong, der zum Essen rief, unterbrach ihn; und die fünf Schwestern konnten endlich ihr unterdrücktes belustigtes Lächeln zeigen.
Aber Mr. Collins bewunderte nicht bloß sie. Die große Halle, durch die sie schritten, das Esszimmer mit allen seinen Möbeln wurden eingehend betrachtet und in gebührender Weise bestaunt. Mrs. Bennet hätte all die schönen Lobsprüche und Schmeicheleien weitaus besser genossen, wenn sie sich von dem Gedanken hätte freimachen können, dass er sich ja nur über seinen künftigen Besitz so wohlwollend auslasse. Auch das Essen entging seiner Lobpreisung nicht; und in seinem Eifer beging er den Fehler, zu fragen, welche von seinen schönen Cousinen wohl ihre Kunst an diesen ausgezeichneten Speisen bewiesen habe. Wie grundverkehrt seine Höflichkeit angebracht war, verriet eine gewisse Schärfe in Mrs. Bennets Stimme, als sie ihn darüber aufklärte, dass sie über ausreichendes Hauspersonal verfüge und dass ihre Töchter in der Küche gar nichts zu suchen hätten. Er bat sogleich um Entschuldigung für die unwissentliche Kränkung. Worauf ihm in einem milderen Tonfall bedeutet wurde, man fühle sich wirklich in keiner Weise verletzt. Seine Entschuldigungsrede nahm nichtsdestoweniger eine gute Viertelstunde in Anspruch.
Während des Essens hatte Mr. Bennet kaum einmal sein Schweigen gebrochen; aber nachdem abgeräumt worden war, hielt er die Zeit für gekommen, auch etwas zur Unterhaltung beizusteuern, und brachte daher das Gespräch auf ein Thema, das, wie er annahm, seinen Gast zu rhetorischen Glanzleistungen hinreißen musste. Er warf leicht hin, Mr. Collins scheine ganz ungewöhnlich glücklich in der Wahl seiner Gönnerin gewesen zu sein; Lady Catherine de Bourghs Willfährigkeit gegenüber seinen Wünschen, ihre Rücksichtnahme auf sein Wohlergehen seien doch überaus bemerkenswert. Er hätte keinen besseren Gesprächsstoff finden können: Mr. Collins setzte seine ganze Beredsamkeit zu ihrem Lobe ein. Seine feierliche Würde wurde noch feierlicher und würdiger, und mit einem Gesicht, als ob er den Schleier von den letzten Dingen zu heben im Begriff war, gab er seiner Begeisterung Ausdruck: Er habe in seinem ganzen Leben noch nie eine solche Behandlung von einer so hochgestellten Dame erfahren. Diese Güte und die freundliche Herablassung, die Lady Catherine ihm entgegenbringe! — Sie habe sich auf das gnädigste über die beiden Predigten ausgesprochen, die er vor ihr zu halten bereits die Ehre gehabt habe. Schon zweimal sei er zum Essen auf Rosings geladen gewesen, und erst am vergangenen Sonnabend habe sie ihn hinübergebeten, um die Quadrille vollzählig zu machen. Es sei ihm wohl zu Ohren gekommen, dass viele Menschen Lady Catherine für hochfahrend hielten, aber er könne nur von ihrer großen Liebenswürdigkeit Zeugnis ablegen. Sie spreche zu ihm nicht anders als zu den anderen vornehmen Herren ihrer Bekanntschaft; sie habe nicht den geringsten Widerspruch dagegen erhoben, dass er sich in der Gesellschaft der Nachbarschaft bewege oder dass er hin und wieder auf ein, zwei Wochen seine Gemeinde verlasse, um zu seinen Verwandten auf Besuch zu fahren. Sie habe ihm sogar in einer höchst freundschaftlichen Weise bedeutet, dass sie es gern sähe, wenn er bald heirate, vorausgesetzt, dass er seine Wahl mit Sorgfalt treffe; und sie habe ihn sogar einmal in seinem bescheidenen Pfarrhause mit ihrem Besuch beehrt, in dessen Verlauf sie sich vollkommen mit allen Änderungen, die er getroffen hatte, einverstanden erklärte, und sie habe selbst noch weitere Vorschläge vorgebracht, nämlich einige Borde in den Schränken der oberen Zimmer anzubringen.
»Sehr freundlich und äußerst liebenswürdig«, meinte Mrs. Bennet, »sie muss eine ungewöhnlich angenehme Dame sein. Zu schade, dass nicht alle vornehmen Damen ihr ähnlich sind. Wohnt sie in Ihrer Nähe?«
»Nur ein schmaler Weg trennt den Garten, in dem mein bescheidenes Häuschen steht, von Rosings Park, dem Besitztum Lady Catherines.«
»Sagten Sie nicht, sie sei verwitwet? Wie groß ist ihre Familie?«
»Sie hat eine einzige Tochter, die Erbin von Rosings und eines beträchtlichen Vermögens.«
»Ach«, seufzte Mrs. Bennet und schüttelte den Kopf, »dann ist sie allerdings bedeutend besser gestellt als viele andere Kinder. Und wie ist das junge Fräulein? Sieht sie gut aus?«
»Das junge Fräulein ist eine ganz reizende junge Dame. Lady Catherine selbst meint, dass Miss de Bourgh den schönsten ihrer Altersgenossinnen überlegen sei. Denn außer Schönheit zeigt ihr Gesicht auch noch die unverkennbaren Zeichen ihrer vornehmen Herkunft. Leider kränkelt sie leicht, wodurch es ihr unmöglich gemacht wird, die Vollkommenheit in den verschiedenen weiblichen Künsten zu erlangen, die zu erreichen sie sonst gewiss nicht verfehlt haben würde. Dieses erfuhr ich von der Dame, in deren Händen Miss de Bourghs Erziehung lag und die noch auf Rosings wohnt. Aber sie ist eine sehr liebenswerte junge Dame und erweist mir oft die Ehre, in ihrem kleinen Ponywagen an meiner bescheidenen Behausung vorüberzufahren.«
»Ist sie bei Hofe vorgestellt? Ich erinnere mich nicht, ihren Namen in der ›Times‹ gelesen zu haben.«
»Nein, ihre angegriffene Gesundheit verbietet ihr ja den Aufenthalt in London; und dadurch ist — wie ich mich gelegentlich Lady Catherine gegenüber ausdrückte — der britische Hof seines leuchtendsten Schmuckes verlustig gegangen. Lady Catherine schien Gefallen an dieser Wendung zu finden. Und Sie können sich wohl denken, welche Freude es mir macht, bei allen Gelegenheiten solch feinsinnige kleine Komplimente zu äußern, die ihren Eindruck bei den Damen nie verfehlen. Mehr als einmal habe ich mir erlaubt, Lady Catherine zu versichern, dass ihre entzückende Tochter zur Herzogin geboren scheint und dass sie dem höchsten Titel nicht nur keine Unehre bereiten, sondern im Gegenteil erhöhten Glanz verleihen würde. — Solche kleinen Artigkeiten bereiten Lady Catherine ein großes Vergnügen, und ich fühle in mir die Begabung, sie auf das delikateste präsentieren zu können.«
»Und Ihr Gefühl täuscht Sie wahrlich nicht«, sagte Mr. Bennet. »Sie können sich glücklich preisen, dieses Talent, Schmeicheleien nur zart anzudeuten, in so hohem Maße zu besitzen. Darf ich fragen, ob diese angenehmen kleinen Aufmerksamkeiten der Regung des Augenblicks entspringen, oder sind sie das Ergebnis eines eingehenden Studiums?«
»Im allgemeinen lasse ich mich von meiner Eingebung leiten, aber es macht mir auch bisweilen Vergnügen, elegante Wendungen für mich auszudenken und zurechtzulegen, wenn ich auch immer bemüht bin, sie in einer möglichst natürlichen Weise, sozusagen aus dem Stegreif, vorzubringen.«