Überarbeitete Neuauflage
der 2012 im Verlag eu-media222 erschienenen Erstausgabe.
© 2019
Johann Kapferer
Alle Rechte vorbehalten
Illustrationen: Christian „Yeti“ Beirer
www.christianyetibeirer.at
Layout: Augustin medien&design
www.augustin.at
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 9783750443716
an all die lieben Menschen, die an der Entstehung dieses Buches
für kleine und große Kinder mitgewirkt haben.
Ganz besonderer Dank an Elisabeth, Johann, Jasminka, Eva,
Katharina, Hillie, Christian „Yeti“ Beirer, Elias, Steffi,
Manuel, Kian, Alexander, Maria und … und … und …
„Leben wir unsere Träume, denn nur dann
werden diese Träume auch wirklich wahr“
Dobar, der kleine Königstigerjunge, lebte in einem dichten Wald, ganz in der Nähe einer großen Stadt. In diesem Wald gab es zwar genügend Beute zum Jagen, doch das interessierte Dobar überhaupt nicht. Er war nicht wie all die anderen Königstiger in seiner Gruppe.
Dobar wollte kein Jäger sein. Dazu fühlte er sich einfach nicht geboren. Außerdem hätte er es nie im Leben über das Herz gebracht, ein anderes Tier zu töten. Noch dazu, dass es im selben Wald lebte wie er und vielleicht sogar kurz zuvor noch mit ihm gespielt hatte. Nein, das kam für den kleinen Königstigerjungen auf gar keinen Fall in Frage.
Statt andere Tiere zu jagen, ging Dobar viel lieber seiner Lieblingsbeschäftigung nach, dem Träumen. Er kuschelte sich dabei immer ganz tief in das gemütliche Blätterbett, das er gemeinsam mit seinen Eltern gebaut hatte und träumte den lieben langen Tag, einfach nur so vor sich hin.
Es war ständig derselbe Traum, der den kleinen Königstigerjungen jedes Mal aufs Neue verzückte. Er wollte so gerne einmal auf einer richtigen Gitarre spielen.
Zufrieden schnurrte Dobar mit geschlossenen Augen vor sich hin, während er sich in seinen Gedanken vorstellte, wie seine kleinen Pfoten über die Saiten einer Gitarre flogen. Dabei entwichen ihm immer ganz lustige Töne. Großkatzen konnten nämlich nur beim Ausatmen schnurren, so war es auch bei Dobar. Doch das machte ihm überhaupt nichts aus, im Gegenteil. Meist dauerte es gar nicht lange und er bewegte auch schon seine Pfoten wie wild hin und her. Es sah aus, als ob er auf einer Luftgitarre spielen würde. Dazu beutelte er sein kleines Königstigerköpfchen zum Takt der Musik und fauchte mit lauter Stimme ein Lied, dass es fast im ganzen Wald zu hören war.
Immer wenn Dobar von der Gitarre träumte, vergaß er alles rund um sich herum.
Gerade das mochten seine Eltern gar nicht. Sein Vater Agu und seine Mutter Sahira konnten einfach nicht verstehen, dass ihr Sohn, anstatt zu jagen, viel lieber auf einer Gitarre spielen wollte.
„Dobar! Was ist mit dir? Träumst du schon wieder? Solltest du nicht auf deine kleine Schwester aufpassen, während wir auf der Jagd sind. Und wie du wieder aussiehst. Dir steht ja deine Mähne zu Berge, dass man meinen könnte, du bist unter eine Horde Menschen geraten. Wie oft muss ich dir noch fauchen, dass du dir endlich diese langen Haare schneiden lassen sollst? Schließlich sind wir eine ordentliche Königstigerfamilie“, schimpfte seine Mutter mit ihm, als sie mit seinem Vater von der Jagd zurückkam.
„Aber Mama, warum schimpfst du so mit mir? Ich habe doch bloß Luftgitarre gespielt und Katinka dabei ein Tigerlied vorgefaucht. Wenn ihr mir endlich erlauben würdet, auf einer richtigen Gitarre zu spielen, bräuchte ich nicht ständig davon zu träumen und bloß so zu tun, als ob ich Gitarre spielen würde. Außerdem könnte ich dann viel besser auf Katinka aufpassen. Ich müsste meine Augen schließlich offenhalten, damit ich die richtigen Töne auf der Gitarre treffe. Dabei könnte ich gleichzeitig Katinka im Blick behalten“, antwortete Dobar traurig.
Jetzt mischte sich auch Dobars Vater in die Diskussion ein.