Umschlagbilder (Vorder- und Rückseite): Burgruine Montclair

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© 2. Auflage, 2015 Arthur Fontaine,

Hersteller und Verlag: BOD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

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ISBN 978-3-7481-5405-1

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Wer den Namen „Montclair" kennt, verbindet mit ihm spontan die mittelalterliche Burgruine bei Mettlach an der Großen Saarschleife.

Montclair ist aber mehr. Es ist auch der Burgberg selbst mit seiner bis in die Vorgeschichte reichenden Besiedlung. Es sind die Spuren seiner langen, häufig leidvollen Geschichte, die interessierte und aufmerksame Besucher auch heute noch entdecken können.

Angesichts des langen Zeitraums sind erstaunlich viele Spuren auf uns überkommen. Sie liegen buchstäblich am Weg, sind aber nicht immer augenfällig und ohne Weiteres zu deuten. Beim Entdecken und Verstehen dieser Spuren Hilfestellung zu geben, ist eines der Anliegen dieses Buches. Darüber hinaus will es einen Überblick über die Gesamtgeschichte des Mettlacher Burgberges und seiner Befestigungsanlagen geben sowie die heutigen Spuren dieser Geschichte bildlich dokumentieren.

Die Burgruine Montclair ist nach ihrer umfassenden Restaurierung zu Beginn der 1990er-Jahre wieder zu einem starken Anziehungspunkt für Burgenfreunde und Wanderer geworden. Eine knappe Stunde dauert ein gemächlicher Fußmarsch auf dem bequemen Höhenweg vom Waldparkplatz an der Bundesstraße 51 zwischen Merzig-Besseringen und Mettlach aus.

Der Weg führt durch schönen Mischwald, links und rechts begleitet von meist steilen Hängen ins tief unten gelegene Saartal. Gelegentlich blitzt das Wasser des Flusses durch das Blätterdach der alten Bäume. An solchen Stellen merkt man, dass der Berg vom Fluss fast ganz umgeben ist, dass man sich auf einem schmalen, langen Grat bewegt, auf dem es nur ein Vorwärts und ein Rückwärts, kaum ein Ausweichen zur Seite gibt. Dann wird auch klar, weshalb dieser Bergrücken den Menschen immer wieder als Burgenstandort so geeignet erschien.

Montclair und die lateinische Form »Mons clarus« bedeuten heller, lichter Berg. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens in der Schreibweise »Muncler« datiert aus dem Jahre 1190, als Papst Clemens III. dem Trierer Erzbischof Johann I. den Besitz der damaligen Montclair-Burg bestätigte.

Diese Urkunde betraf bereits die dritte Burganlage auf dem Berg, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten, von der Keltenzeit an, schon zwei Burgen hier existiert, die in heftigen Kämpfen zerstört worden waren.

Unsere heutige Ruine Montclair zeugt vom vierten Burgbau auf dem Mettlacher Burgberg. Sie hat, im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen, zwar nie ernsthafte kriegerische Auseinandersetzungen erlebt, war aber doch in besonderer Weise, zusammen mit dem umgebenden Landstrich, durch Jahrhunderte hindurch stets ein Zankapfel zwischen den ursprünglich hier benachbarten und konkurrierenden Territorialherren, den Kurfürsten von Trier, den Herzögen von Lothringen und anfänglich auch der Grafen von Luxemburg, mit allen daraus folgenden Bedrückungen und Belastungen für die Menschen im betroffenen Gebiet.

Schließlich gehört es zur Geschichte des Montclair-Berges, dass eine Teilstrecke des Westwalls mit einer Bunkerlinie quer über den Berg verlief und das NS-Regime große Pläne zur Errichtung einer »Reichsschulungsburg« hatte, die aber glücklicherweise im Sande verliefen. So wirft der »helle, lichte Berg« auch viele dunkle Schatten auf den Weg seiner langen, mehr als zweitausendjährigen Geschichte.

Topographie eines außergewöhnlichen Burgberges

Der Bergrücken in der Großen Saarschleife

Topographie des Saarschleifen-Gebietes (Ausschnitt der TK 25, Blatt Merzig)

Die Saar durchfließt den Merziger Talkessel von Süden kommend in weitem Rechtsbogen und findet nördlich eine enge Passage durch links und rechts dicht an die Ufer herantretende Steilhänge.

Der Fluss windet sich im weiteren Verlauf durch ein schmales Kerbtal und trifft nach etwa 3 km auf einen hoch aufragenden Querriegel. Der zwingt ihn zu einer engen Kurve und zu solcher Richtungsänderung, dass er fast wieder zum Rand des Merziger Beckens zurückfließt. Auch auf dieser rund 2 km langen Strecke zurück wird er von schroffen Felshängen in einem Engtal begleitet, bevor er in die Mettlacher Talweitung eintritt. Kurz zuvor hat er an der Mettlacher Schleuse noch einen künstlichen Höhenunterschied von 11 m zu überwinden.

Zwischen die beiden fast parallelen Flussabschnitte und die verbindende Flussschleife ist eine schmale, hohe Landzunge in südöstlich-nordwestlichem Verlauf eingeschoben, der Montclair-Berg.

So erschließt sich das 5 km lange Naturphänomen der »Großen Saarschleife« und der von ihr eingeschlossene Bergrücken bei einer Schiffsfahrt, also vom Flussniveau aus. Weitere eindrucksvolle Aspekte, vor allem zur außergewöhnlichen Gestalt des Berges, vermittelt der berühmte Panoramablick vom Aussichtspunkt »Cloef« bei Mettlach-Orscholz auf der äußersten Kante des Prallhanges im Scheitel der Saarschleife aus:

Das Land im Inneren der engen Flussschleife bildet, als typisches Gegenstück zum Prallhang an der Außenseite der Schleife, einen terrassenförmigen Gleithang mit flachem Gelände in Flussnähe und dann sachtem Anstieg zur Berghöhe. Das heute baumbestandene Flachland ist der »Hamm«. Im Moselfränkischen bedeutet der Begriff »Schinken«. Das von einer engen Flussschleife (einer Mäanderschlinge) eingeschlossene Land am Ein- und Ausfluss der Schleife bildet eine Verengung (einen Mäanderhals) in annähernder Schinkenform. Die Volkssprache an der unteren Saar bezeichnet Landschaftsformen wie diese, hier und andernorts, im übertragenen Sinn als »Hamm«.

Der Hamm in der Saarschleife umfasste ursprünglich eine deutlich größere Fläche. Zuerst verschwanden 1926 durch einen beträchtlichen Anstau nach dem Bau des Wasserkraftwerkes Mettlach die ufernahen Bereiche im Fluss. Dann wurde beim Ausbau der Saar in den 1980er-Jahren zur Flussbegradigung und zur Glättung von Uferlinien ein weiterer beachtlicher Teil des Gleithanges abgegraben.

Die Berghöhe bildet einen schmalen, gewundenen, in der Ferne sich verlierenden Grat, von dem aus die bewaldeten Abhänge auf beiden Seiten meist steil ins Tal abfallen. Die Burgruine Montclair liegt versteckt zwischen Bäumen. Unmittelbar am Saarufer führt ein Fuß- und Radweg um den gesamten Montclair-Berg herum. Der Berg hat eine Länge von 3 300 m. Die schmalste Stelle misst an der Basis rund 325 m, die breiteste etwa 1 000 m. Die Höhe des Berggrates schwankt zwischen 281,2 m und 318,6 m über NN. Da der Flussspiegel zwischen 171,8 m beim Eintritt ins Saarschleifengebiet und 167,5 m über NN vor der Mettlacher Schleuse liegt, beträgt die Höhe des Berges zwischen 110 m und 150 m.

Die Steilheit der Berghänge ist unterschiedlich. Es gibt schmale Stellen, zum Beispiel an der Burgruine Montclair, wo der Fels nördlich fast senkrecht über 100 m in die Tiefe abfällt. Aufs Ganze gesehen, haben viele Hangpartien Neigungen um die 35°. An anderen Stellen ist eine Hangseite, zum Beispiel die Nordseite, sehr steil, während der Südhang mit mäßiger Neigung, zum Teil schluchtartig, ins Tal führt. An zwei Stellen finden sich Hochplateaus, ziemlich ebene Flächen mit leichter Neigung nach Südwesten, ein größeres, etwa 700 mal 400 m, im Südosten am Eingang des Berges und ein kleineres, ungefähr 250 mal 125 m im Vorfeld der Burgruine Montclair. Beide Flächen spielen in der Siedlungsgeschichte des Burgberges eine besondere Rolle.

Panoramablick auf die Große Saarschleife und den Montclair-Berg vom Aussichtspunkt Cloef bei Mettlach-Orscholz aus

Blick vom Nordhang des Montclair-Berges auf das herbstliche Steiltal der Saar

Das Montclair-Vorland

Im Osten verbreitert sich der schmale Höhenzug des Montclair-Berges zu leicht hängigem bis ebenem Gelände, das unmittelbar ins Hunsrück-Vorland übergeht. Es ist das almartig-idyllische Gebiet rund um den Flecken St. Gangolf am südlichen Berghang unter Einschluss des gleichnamigen Hofgutes. Hier war und ist der Hauptzugang zum Burgberg, hier bestand die den Burgen nächstgelegene Möglichkeit für umfangreichere Siedlung und Landwirtschaft.

Die so entstandenen siedlungsgeschichtlichen Zusammenhänge zwischen dem Burgberg und seinem östlichen Vorland veranlassen, dieses Vorland in unsere Betrachtungen einzubeziehen. Die östliche Grenze des Betrachtungsgebietes soll eine alte Banngrenze sein, die bis zur Französischen Revolution den um St. Gangolf herum existierenden eigenen Bann von den Bännen Mettlach und Besseringen abgegrenzt hat.

Auf dem Montclair-Höhenweg

Mehrere Wege erschließen den Zugang zum Montclair-Berg und zur Burgruine. Allen gemeinsam ist, dass sie nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad benutzt werden dürfen und dass sie alle im Höhenweg münden, dem leicht auf- und absteigenden, etwa 3 000 m langen Weg über den Berggrat, der auch heute noch zum größten Teil der Trasse des ursprünglichen Burgweges folgt. Den Höhenweg erreicht man vom großen Waldparkplatz an der B 51 zwischen Merzig-Besseringen und Mettlach aus, wenn der Wegausschilderung gefolgt wird. Nach etwa 45 Minuten Gehzeit steht man vor der Burgruine Montclair. Der Weg führt aber weiter, südlich an der Burg vorbei, durch die Reste der ersten Montclair-Burg und weiter in zwei Zweigen hangabwärts, entweder nach Norden oder nach Westen zum Flusstal und dem Uferweg.

Das Montclair-Vorland um den Flecken St. Gangolf bildete bis zur Französischen Revolution einen eigenen Bann. Die schwarze Linie markiert die historische Banngrenze im Osten – gleichzeitig begrenzt sie unser Betrachtungsgebiet in dieser Richtung.

Das Montclair-Vorland mit dem Flecken St. Gangolf

Die Wegzeit zur Burg lässt sich auf etwa 35 Minuten verkürzen, wenn man beim Friedhof Mettlach startet. Der Aufstieg hier entlang des Nordhanges ist zwar etwas anstrengender, dafür bieten sich aber wunderschöne Ausblicke auf das Engtal der Saar und eine interessante Ansicht der Mettlache Schleuse aus der Vogelperspektive.

Eine weitere Zuwegung gibt es am Südwesthang. Dieser Weg beginnt zwischen der St. Gangolf-Kirche und dem Hofgut an einer imposanten Kreuzwegstation. Auch hier sind deutliche Höhenmeter zu bewältigen, wiederum entschädigt durch eindrucksvolle Sichten auf das Saartal bei Dreisbach.

Geht man rechts an der St. Gangolf-Kirche vorbei, gelangt man nach kurzem Anstieg zum Ausgangspunkt des Montclair-Höhenweges in der Nähe des »Roten Kreuzes« von 1626.

Schließlich gibt es den Uferweg am Fuß des gesamten Montclair-Berges entlang. Er beginnt kurz hinter Merzig-Besseringen und endet in Mettlach. Im Zusammenhang mit dem Saarausbau ist er in den 1980er-Jahren als Wander- und Radweg ausgebaut worden. Er kann natürlich auch von beiden Enden her Zugangsweg zum Berg sein, wenn der oben beschriebene Bergabstieg vom Höhenweg aus in umgekehrter Richtung als Bergaufstieg benutzt wird.

Den Montclair-Uferweg erreicht man aber nicht nur von den beiden Endpunkten Mettlach und Merzig-Besseringen, sondern auch vom linken Flussufer aus mit der Motorfähre »Welles«. Sie verbindet in der Tradition einer alten Fährverbindung an dieser Stelle den Flecken Steinbach kurz vor dem Saarschleifenbogen mit dem Montclair-Ufer in Höhe der Burgruine. Die sonstigen Pfade zur Berghöhe sind eher schwierig begehbar.

Von welchem Punkt aus der Montclair-Berg auch betreten wird, man ist sofort von schönem Mischwald umgeben, wird auf interessante geologische Formationen aufmerksam, kann immer wieder herrliche Ausblicke auf das tief unten liegende Saartal und seine begrenzenden Steilhänge erleben, begegnet den Spuren einer mehrtausenjährigen Geschichte. Nicht minder bezaubernd als zur Vegetationszeit ist der Burgberg, wenn er winterlich verschneit ist.

Blick vom Montclair-Berg auf Dreisbach

Wandern auf dem Montclair-Höhenweg. Hier ist der Weg schon ein Ziel.

Ein bizarrer Felskegel am Montclair-Höhenweg

Artenreicher Laub- und Nadelwald begleitet den Wanderer auf dem Montclair-Berg.

Winterliche Impression am Montclair-Höhenweg

Schneebepackt ist der Montclair-Berg auch im Winter eine reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft.

Uferweg für Fuß- und Radwanderer entlang des Innenbogens der Saarschleife um den Montclair-Berg

Die » Welles«-Fähre verbindet an einem uralten Fährplatz in unseren Tagen das linke Saarufer mit dem Montclair-Berg.

Die auskragende Felskanzel des sagenumwobenen »Breitensteins« über dem nördlichen Steilhang nahe der Burgruine Montclair

Zur Geologie des Burgberges