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Copyright © 2011 der deutschen Ausgabe Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN 978-3-89845-343-1 (Print)

ISBN 978-3-89845-911-2 (E-Book)

1. Auflage 2018

Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim
Covergestaltung unter Verwendung verschiedener Motive aus: www.fotolia.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstraße 1 · D-56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

INHALT

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Vorwort von Trutz Hardo

1. Kapitel – Anliegen dieses Buches

2. Kapitel – Einige Grundannahmen als Voraussetzung für die folgende Diskussion

Die Reinkamationslehre

Gibt es ein Leben in der geistigen Welt, und woher können wir etwas darüber erfahren?

Die Vorbereitungen in der geistigen Welt auf das nächste Erdenleben

3. Kapitel – Kinder und ihre Eltern

Kinder haben es (oft) nicht leicht mit ihren Eltern

Wer hat die Eltern ausgesucht?

Die Wahl der Eltern ist kein Zufall

Auf die Auswahl der Eltern wird sehr viel Mühe verwendet

Wir haben der Wahl unserer Eltern zugestimmt

Selbst besonders schwierige Beziehungen zu den Eltern werden vorher vereinbart

Warum gerade diese Eltern?

Auch behinderte Eltern können einen weiterbringen

Versöhnung mit den Eltern leichtgemacht?

4. Kapitel – Eltern und ihre Kinder

Eltern haben es (oft) nicht leicht mit ihren Kindern

Kinder sind nicht das Eigentum der Eltern

Die Entscheidung für bestimmte Kinder

Der Ödipus-Komplex

Kinder sind kein unbeschriebenes Blatt, wenn sie auf die Welt kommen

Mitleid mit Neugeborenen?

Die Beziehungen zu den einzelnen Kindern können sehr verschieden sein

Schwierige Kinder

Kinder als Helfer für ihre Eltern

Außergewöhnliche Kinder

Behinderte Kinder

Tod eines Kindes

Kinderlosigkeit, Adoptiveltern

Loslassen der Kinder leichtgemacht?

5. Kapitel – Einige Grundsatzfragen

Freier Wille oder Vorherbestimmung?

Kann es bei der Lebensplanung auch Pannen geben?

Geht es auch ohne Lebensplan?

Warum wissen wir nichts über unsere Vorgeschichte?

Die Schuldfrage

Gnade oder Eigenleistung?

Reinkarnationslehre – eine Frage des Glaubens?

Literatur

Abdruckgenehmigungen Über die

Autorin

Vorbemerkung

Wenn man im Deutschen das Wort “Kinder” benutzt, gibt es gewisse Schwierigkeiten. Es hat nämlich zwei ganz verschiedene Bedeutungen. Einmal bezeichnet es eine Altersstufe, zum anderen ein Verwandtschaftsverhältnis, das völlig unabhängig vom Lebensalter ist. In diesem Buch wird es häufig in der zweiten Bedeutung verwendet.

VORWORT

von Trutz Hardo

Es ist erfreulich, dass mit diesem Buch Eltern sowie deren (erwachsenen) Kindern Einsicht in Geheimnisse gegeben wird, weshalb die Kinder zu diesen Eltern gekommen sind und sich gerade sie und nicht andere für die jetzige Inkarnation ausgewählt haben. Denn nicht zufällig werden wir in jeder erneuten Inkarnation bei einer Mutter geboren, die im Vorfeld mit unserer Zustimmung für uns ausgesucht wurde. Genauso wird ein Treffen mit allen wichtigen Personen in eines jeden Leben noch vor der Geburt festgelegt. Ein Erdenleben gleicht einem Schultag, den wir als Inkarnierte besuchen. Ist dieser beendet, gehen wir wieder nach Hause, denn die geistige Welt ist unser eigentliches Zuhause. Zurückgekehrt erholen wir uns, nachdem wir wieder unseren Astralkörper eingenommen haben, erst in dieser prächtig ausgestatteten, höher schwingenden Welt und sehen uns dann aus der nun höheren Perspektive rückblickend das an, was wir an dem Erdenschultag hinzugelernt beziehungsweise nicht gelernt oder gar falsch gemacht haben. Das immer wieder auf dem Programm stehende Hauptfach dabei heißt Liebe, aber es gibt auch viele Nebenfächer wie zum Beispiel Kreativität entfalten, Demut lernen, wahrhaftig sein, Herausforderungen annehmen, Mut haben, Mitgefühl entwickeln, Hilfsbereitschaft und vieles mehr. Wir suchen uns genau die Fächer aus, die wir besonders intensiv lernen wollen, und wir erwählen uns genau die Eltern sowie das Umfeld, die uns diese zu erlernenden Aufgaben bieten. Wenn einer daher beispielsweise Musiker oder gar Komponist werden möchte, entscheidet er sich für eine Familie, in der man schon musiziert. Die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross suchte sich einen Vater aus, der sehr streng mit ihr war und ihr seinen Willen in vielem aufdrücken wollte, worunter sie sehr litt. Doch sie lernte, sich nicht unterdrücken zu lassen, stark zu werden, ihren Weg zu gehen – und zwar nicht den, welchen ihr der Vater vorschreiben wollte. Erst später, als sie sich als Ärztin mit ihren revolutionären Ergebnissen für die Sterbeforschung hervortrat und von der männlichen Medizinerlobby angegriffen wurde, gegen die sie sich siegreich zu behaupten hatte, wusste sie, dass sie sich für ihre Mission auf Erden genau den richtigen Vater ausgesucht hatte, der sie darauf vorbereitete, sich in einer angeblich alles besser wissenden Männerwelt unbeirrbar durchzusetzen.

Wir wählen uns also nicht immer nur die leichtesten Eltern aus, sondern vor allem die, welche uns die Voraussetzungen für die von uns geplanten Aufgaben am besten bieten können – oder mit denen wir noch karmisch etwas auszugleichen haben. Wenn wir im Jenseits dann rückblickend all das überarbeitet haben und auch erkannt haben, wo wir gefehlt oder gar gegen die Liebe verstoßen hatten, werden wir uns irgendwann wieder dazu entschließen, in die Erdenschule zurückzukehren für einen erneuen Lerntag in einem neuen Körper. Zum einen um nun das richtigzustellen, was wir vorher falsch gemacht oder vernachlässigt hatten, und zum anderen um neue Aufgaben und Herausforderungen anzugehen.

Oft sprechen Kinder von einem früheren Leben, oder sie erklären sogar den Grund ihres Hierseins, zum Beispiel: “Ich bin auf die Erde gekommen, um meinem kranken Bruder zu helfen.” Eine Kindergärtnerin berichtete mir, dass eines der Kinder plötzlich einen inoperablen Gehirntumor bekam. Seine letzten Worte in ihrem und der Eltern Beisein waren: “Ich gehe jetzt zu meinen richtigen Eltern.” Die erschrockenen Eltern fragten sich in ihrem Schmerz, warum der Junge das sagte, hatten sie sich doch immer besonders liebevoll um ihn gekümmert. Sie konnten es nicht verstehen. Was der Junge eigentlich hatte sagen wollte, war, dass er den jetzigen Eltern nur als eine Leihgabe gedient hatte, denn jetzt ging er zurück, um dann bei den für ihn bestimmten Eltern wiedergeboren zu werden, wo er ein ausgedehntes Leben haben würde. Doch dieses Wissen war seinen trauernden Eltern nicht bekannt. Hätten sie gewusst, dass es vorausbestimmt war, dass er aus bestimmten Gründen nur fünf Jahre bei ihnen sein sollte, und dass alles richtig war und er sie nun verlassen musste, dann hätten sie sich nicht mit Selbstvorwürfen und tiefster Trauer belastet. Leiden heißt nicht wissen.

Dieses nun vorliegende Buch vermittelt uns ein Verständnis dafür, warum wir bei bestimmten Eltern wiedergeboren werden. Denn alles hat einen höheren Sinn. Und oft ist es so, dass Eltern, die früh ein Kind verloren haben, sich auf die Suche begeben, warum Gott es zuließ, dass es ihnen so früh wieder entzogen wurde. Auf ihrer Sinnsuche gelangen sie hoffentlich oft zu einem Buch wie dem vorliegenden, das ihnen tiefere Einsichten vermittelt.

In meinen Gruppen- und Einzelrückführungen habe ich schon Tausende Teilnehmer in frühere Leben geleitet und auch in dasjenige, das dem heutigen vorausgegangen war. Wir haben dann auch detailliert das Zwischenleben erkundet samt der Rückkehr in unsere Kerngruppe, unsere eigentliche Seelenfamilie, und wir haben auch unsere Vorbereitung für das jetzige Leben angesehen. Wir erfahren so, warum wir uns unsere Eltern ausgesucht haben oder sie uns zuteilen ließen. Wir finden zudem meist heraus, welche Erfahrungen wir aus karmischen Gründen noch zu erleben haben oder welche bisher noch ungelösten Aufgaben wir nun lösen wollen – und was wir an Neuem hinzuzulernen uns vorgenommen haben.

All das, was Edelgard Friedrich in diesem Buch schreibt, kann ich als Rückführungstherapeut und Erforscher spiritueller Geheimnisse aus meinen vielen Erfahrungen bestätigen. Lassen Sie sich von diesem Buch mit vielen für Sie sicherlich neuen Erkenntnissen überraschen, und gelangen Sie dadurch zu einem höheren Wissen, warum die Dinge im Leben samt den zwischenmenschlichen Konstellationen genau so sind, wie sie sich darstellen. Denn alles dient dem Lernen. Und – ich wiederhole es noch einmal – das Hauptfach ist LIEBE.

1. KAPITEL

ANLIEGEN DIESES BUCHES

In diesem Buch soll versucht werden zu zeigen, inwiefern es die Beziehungen zwischen Kindern und ihren Eltern sowie zwischen Eltern und ihren Kindern erleichtern kann, wenn man davon ausgeht, dass man sich aus früheren Leben kennt und sich vor der Inkarnation auf die jetzige Begegnung geeinigt hat – in der Hoffnung, dass beide Seiten dabei in ihrer Entwicklung weiterkommen. Im Falle der – in der Regel erwachsenen – Kinder geht es darum, die Versöhnung mit den Eltern zu erleichtern, falls eine solche notwendig ist; im Falle der Eltern handelt es sich um den Umgang mit verschiedenen Schwierigkeiten, die in der Auseinandersetzung mit den Kindern auftreten können, letzten Endes jedoch um das erforderliche Loslassen der Kinder.

Das Buch wendet sich an Leser, die der Reinkarnationslehre zumindest aufgeschlossen gegenüberstehen, es stellt schließlich eine Form von angewandter Reinkarnationslehre dar. Der Schwerpunkt des Buches liegt jedoch nicht auf der Tatsache, dass sich Eltern und Kinder in der Regel aus früheren Begegnungen kennen, sondern darauf, dass für beide Seiten vor der Geburt ein Lebensplan erstellt wurde, in dem unter anderem die Lernziele für beide Seiten festgelegt wurden, und dass beide Seiten diesem Plan zugestimmt haben. Das setzt die Existenz einer geistigen Welt voraus, in der solche Vorbereitungen getroffen werden können.

Da dem Leser nicht zugemutet werden soll, diese Grundannahmen einfach so zu akzeptieren, wird im ersten Teil des Buches darauf eingegangen, aus welchen Quellen unsere Informationen über die geistige Welt stammen und wie die Vorbereitungen auf die kommende Inkarnation im Einzelnen vor sich gehen. Bei den späteren Ausführungen über die Beziehungen zwischen Kindern und ihren Eltern sowie zwischen Eltern und ihren Kindern wird versucht, möglichst alle Aussagen mit praktischen Beispielen zu belegen, welche zum größten Teil aus Rückführungssitzungen stammen, die in die Zeit zwischen den Inkarnationen führen.

Zu der Frage, wie ich dazu gekommen bin, mich gerade mit diesem Thema zu beschäftigen, möchte ich einige persönliche Aussagen machen: Nachdem ich ein Leben lang – genau gesagt zwischen meinem 13. und 52. Lebensjahr – einen erbitterten Atheismus vertreten hatte, habe ich während einer sehr langen und lebensbedrohlichen Krankheit aus Verzweiflung angefangen, mich mit spirituellen Fragen und natürlich auch mit der Rein- karnationslehre zu befassen, die ja tatsächlich ein ganz neues Licht auf viele Lebensprobleme wirft.

Dass es ausgerechnet das Eltern-Kind-Thema ist, das mich besonders interessiert – es gäbe ja schließlich auch noch das höchst brisante Partnerschaftsthema – hat sicher mit meiner eigenen bitteren Erfahrung mit meinen Eltern zu tun. Die Auseinandersetzung damit hat mich ein Leben lang begleitet, und erst die Beschäftigung mit spirituellen Fragen und speziell der Kontakt mit meinen Führern aus der geistigen Welt, der über ein Medium seit ca. acht Jahren regelmäßig stattfindet, hat schließlich dazu geführt, dass sich die Problematik jetzt aufgelöst hat. Meine Geistführer erklärten mir, wie es zu der Entscheidung für meine Eltern gekommen ist und dass ich sie mir im Grunde selbst einbrockt habe.

Außerdem hatte ich durch meine langjährige Tätigkeit als Psychoanalytikerin die Gelegenheit, die Schwierigkeiten insbesondere der Beziehungen zwischen Kindern und ihren Eltern hautnah zu erleben. Die Auseinandersetzung mit den Eltern nimmt ja im Rahmen einer psychoanalytischen Behandlung einen großen Raum ein und wird oft mit großer Verzweiflung und Verbitterung geführt. Aber auch die Sorge um die eigenen Kinder und speziell der Anspruch, auf jeden Fall alles richtig zu machen, machen oft einen großen Teil der Arbeit aus.

Nachdem ich jetzt im Ruhestand bin, ist es mein dringender Wunsch, meine Erfahrungen und mein mühselig erworbenes Wissen mit anderen zu teilen. Es ist nicht meine Absicht, die Reinkarnationslehre hier im Einzelnen darzustellen oder gar zu verteidigen. Dazu liegt inzwischen eine sehr umfangreiche Literatur vor. Für einen leicht lesbaren Überblick empfehle ich das Taschenbuch von Sigdell (2008).

Um jedoch meine Ausgangsbasis deutlich zu machen, will ich versuchen, meine eigene Position in dieser Frage, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat und die Grundlage für dieses Buch bildet, im Folgenden in einigen kurzen Statements zusammenzufassen.

2. KAPITEL

EINIGE GRUNDANNAHMEN ALS VORAUSSETZUNG FÜR DIE FOLGENDE DISKUSSION

Die Reinkarnationslehre

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1. Die Reinkarnationslehre ist nicht Bestandteil irgendeiner Religion, auch wenn sie in den einzelnen Religionen eine verschieden große Rolle spielt. Von den insgesamt 670 Religionen, Kirchen und Kulten, die beispielsweise in Knaurs Großem Religionsführer von Bellinger (1986) beschrieben werden, beinhalten verschiedene den Reinkarnationsgedanken, den sie offenbar unabhängig voneinander entwickelt haben.

2. Selbst innerhalb einer Religion kann es verschiedene Ausprägungen der Reinkarnationslehre geben. Das darf als normal gelten, besonders wenn man sich vor Augen hält, was alles Teil eines religiösen Glaubens sein kann.

3. Die Reinkarnationslehre steht nicht im Widerspruch zur Lehre und zur Person Christi. Vielleicht tun sich die christlichen Kirchen unter anderem deswegen besonders schwer damit, weil die “Vorexistenz der Seele”, eine Voraussetzung für die Reinkarnation, durch Kaiser Justinian auf dem Konzil von Konstantinopel 553 n. Chr. als Irrlehre verdammt wurde.

4. Inkarnation in Tiere ist keineswegs ein notwendiger Bestandteil der Reinkarnationslehre, auch wenn der Glaube daran in weiten Teilen Indiens verbreitet ist.

5. Die Tatsache, dass es sich mit der Reinkarnationslehre leichter leben lässt, weil sie sinnstiftend ist, sagt nichts über ihren Wahrheitsgehalt aus. Ich empfinde es als kränkend, wenn jemand sagt, man habe sie sich nur deswegen zu eigen gemacht.

Zu den Inhalten der Reinkarnationslehre:

1. Jeder Mensch erhält die Chance, so oft auf der Erde geboren zu werden, wie es für ihn nötig ist. Ziel ist die allmähliche Vervollkommnung und Läuterung der Seele, bis sie schließlich alle negativen und egoistischen Strebungen überwunden hat und zu einer selbstlosen Liebe fähig ist, die alle Menschen, die gesamte Schöpfung und Gott umfasst und die mitfühlende Hilfe für andere Menschen einschließt.

2. Dazu gehört nicht nur die Überwindung eigener Charaktermängel, sondern auch, dass man alle Schädigungen, die man jemals anderen zugefügt hat, ausgleicht. Häufig ist es dabei erforderlich, dass man die Leiden, die man dem anderen zugefügt hat, jetzt am eigenen Leib erleben muss. Das ist nicht als Strafe gedacht, sondern als eine Möglichkeit, einen Lernprozess anzustoßen. Man lernt am besten, was Schmerz ist und dass man ihn dem anderen besser nicht antut, wenn man ihn am eigenen Leibe erfährt. In diesem Zusammenhang wird oft das Wort Karma benutzt. Es bedeutet im Grunde nichts anderes, als dass unser Tun in einem früheren Leben Auswirkungen hat auf unser jetziges Leben. Böse Taten erzeugen ein schlechtes Karma, gute ein gutes. Ziel ist es, schließlich eine vollständige Versöhnung mit dem anderen herbeizuführen und in der Lage zu sein, ihm mit dem nötigen Respekt zu begegnen.

3. Zu diesem Versöhnungsprozess gehört auch, dem anderen zu verzeihen, was er einem selbst möglicherweise angetan hat.

4. Wer alle diese Ziele erreicht und alle notwendigen Prüfungen bestanden hat, hat weitere Inkarnationen auf der Erde nicht mehr nötig und kann seine Entwicklung in der geistigen Welt oder auf anderen Himmelskörpern fortsetzen. Wenn er sich noch einmal auf der Erde inkarniert, dann nur noch freiwillig als Helfer für die Menschheit oder auch als Lehrer.

5. Da ein so hohes Ziel üblicherweise nicht in einer einzigen Inkarnation erreicht werden kann, kann es als ein Zeichen von Gottes Geduld angesehen werden, dass uns immer wieder neue Anläufe ermöglicht werden. Dagegen erscheint die Vorstellung, dass ein einziges, unter Umständen sogar ziemlich kurzes Leben darüber entscheiden soll, wie wir den Rest der Ewigkeit verbringen, ziemlich hart.

6. Wichtig ist, dass die verschiedenen Leben aufeinander aufbauen und so sinnvoll miteinander verknüpft sind. Die Lebensumstände, in die man hineingeboren wird, sind also keineswegs zufällig, sondern so ausgesucht, dass sie für den Inkarnierten die besten Entwicklungschancen bereithalten, auch wenn das manchmal sehr schwierig ist. Damit entfällt das Problem der Ungerechtigkeit. Jeder erhält das Leben, das ihn am meisten weiterbringt. Das Hadern mit Gott wegen eines unzumutbaren Schicksals erledigt sich.

7. Wenn es stimmt, dass wir immer wieder in Lebensbedingungen hineingeboren werden, die für uns die besten Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten bereithalten, dann müssen diese Lebensbedingungen so beschaffen sein, dass sie dafür auch die Voraussetzungen bieten. Darum wird für jeden Menschen vor der Inkarnation ein Lebensplan erstellt, der diese im Einzelnen festlegt. Und diese Instanz ist nicht einfach “Gott in seinem unerfindlichen Ratschluss”, sondern er hat dafür seine Helfer, die sich mit den Details befassen.

Diese Helfer befinden sich in der sogenannten “geistigen Welt”, die auch den Aufenthaltsort zwischen den verschiedenen Inkarnationen darstellt. Wenn man nicht davon ausgehen will, dass eine Inkarnation stets unmittelbar auf die Beendigung des letzten Lebens erfolgt, muss es einen solchen Ort geben. Dort finden alle Vorbereitungen für die nächste Inkarnation statt, und dort werden auch die Lebenspläne erstellt.

Ich weiß, dass es dieser Punkt 7 ist, der für viele Leser am schwierigsten zu akzeptieren ist. Da er aber die Grundlage für dieses Buch bildet, wird in den nächsten Kapiteln ausführlich darauf eingegangen.

Gibt es ein Leben in der geistigen Welt, und woher können wir etwas darüber erfahren?

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Sich vorzustellen, dass es ein Leben in der geistigen Welt gibt, das obendrein unmittelbar nach dem Ablegen unserer körperlichen Hülle weitergeht, fällt in unseren Breiten vielen Menschen ganz besonders schwer. Wir sind daran gewöhnt, nur Dinge für real zu halten, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen oder mithilfe technischer Geräte feststellen können. Wir glauben zu wissen, was in der Realität vorhanden sein kann und was nicht, und weigern uns, etwas anderes überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Die Geschichte ist voll von Beispielen für diese Ignoranz. Es sei nur erinnert an Kardinal Bellarmin, der sich von vornherein weigerte, in das von Galilei entwickelte Fernrohr zu schauen, weil er “wusste”, dass es das, was man da angeblich sehen konnte, nicht geben konnte.

Wer “weiß”, dass es geistige Wesenheiten und eine geistige Welt nicht geben kann, für den erübrigt es sich, sich mit dieser Frage überhaupt zu beschäftigen. Dabei könnte man sich doch, zumindest theoretisch, vorstellen, dass es auch eine geistige Existenz in nichtkörperlicher Form geben könnte, die zwar ebenfalls real, aber eben feinstofflicher in der Substanz ist, so dass wir sie mit unseren normalen Sinnesorganen nicht wahrnehmen können.

Nun gibt es inzwischen über das Leben in der geistigen Welt eine umfangreiche Literatur, in der in der Regel sehr detailliert beschrieben wird, wie es in der geistigen Welt zugeht: wie man dort aussieht, wie man sich gegenseitig erkennt und miteinander kommuniziert, wie man sich fortbewegt, womit man sich beschäftigt, was man für seine Entwicklung tun kann und so weiter. Das alles wird als absolut real beschrieben. Es geht also keineswegs um unverbindliche Spekulationen, die man glauben kann oder auch nicht, sondern es besteht der Anspruch, etwas auszusagen über Sachverhalte, die tatsächlich so sind. Diese Jenseitsliteratur bezieht sich auf folgende Informationsquellen:

1. Sogenannte Nahtoderlebnisse

Diese treten, dank unserer gut entwickelten Notfallmedizin und der gesteigerten Häufigkeit von schweren Unfällen, sehr viel häufiger auf als früher. Menschen, die darüber berichten, beschreiben nicht nur, wie sie sich außerhalb ihres Körpers bewegten und beobachteten, was in dieser Zeit mit ihrem Körper und in ihrer Umgebung geschah – was sich wiederholt auch durch Augenzeugen bestätigen ließ –, sondern sie schilderten auch ihren Übergang in die geistige Welt und die dortigen Begegnungen. Dabei gibt es so viele Übereinstimmungen, dass es möglich ist, eine Liste von Gemeinsamkeiten zu erstellen.

Diese Nahtoderlebnisse können als ein wichtiger Beleg dafür angesehen werden, dass der Geistleib – zumindest zeitweise – auch außerhalb des Körpers existieren kann. Zum Thema dieses Buches können diese Erfahrungsberichte allerdings nicht sehr viel beitragen. Alle diese Leute sind nicht wirklich gestorben, sie sind ja ins Leben zurückgekehrt. Über das, was geschieht, wenn man denn wirklich stirbt, können sie nichts aussagen – und schon gar nicht darüber, was geschieht, wenn man sich zu einer neuen Inkarnation anschickt. (Eine sehr gute Literaturübersicht zu Informationsquellen über die geistige Welt findet sich bei Jakoby (2007).)

2. Mediale Durchgaben Verstorbener

Solche Durchgaben gibt es wahrscheinlich schon seit Menschengedenken. In der heutigen Zeit erleben wir einen regelrechten Boom, und viele Medien verdienen ihr Geld damit. Diese Kontakte sind für Menschen, die noch in Liebe mit einem Verstorbenen verbunden sind, oft sehr wichtig. Sie wollen wissen, ob der Verstorbene irgendwo weiterlebt und wie es ihm geht, und häufig ist schon die bloße Tatsache, dass man in Kontakt mit ihm treten kann, sehr beglückend. Dabei ist es für solche Menschen sehr beruhigend, wenn bewiesen werden kann, dass es sich tatsächlich um den Verstorbenen handelt, beispielsweise wenn er den Lebenden mit einem Kosenamen anredet, den nur er selbst kennt. Von allgemeinem Interesse sind solche Kontakte vor allem deswegen, weil sie ein wichtiger Beleg dafür sind, dass es ein Fortleben nach dem Tod gibt, das sich unmittelbar an das Verlassen dieser Welt anschließt.

Nun gibt es aber auch Verstorbene, die die Kontakte mit Lebenden nutzen, um wichtige Informationen über das Leben in der geistigen Welt durchzugeben. Verschiedene solcher Durchgaben sind sehr eindrucksvoll und faszinierend und liegen zum Teil auch in Buchform vor. Sie stammen jedoch in der Regel von Personen, die noch nicht sehr lange tot sind und sich noch nicht besonders weit von der irdischen Sphäre entfernt haben. Darum können sie darüber, was geschieht, wenn sich eine Seele zu einer erneuten Inkarnation auf den Weg macht, nur relativ selten Auskunft geben. Verstorbene können etwas nur sagen, soweit sie es selbst wissen. Man wird nicht automatisch weise in dem Augenblick, in dem man in die geistige Welt zurückkehrt.

3. Mediale Durchgaben “höherer” Geistwesen

Bei den Durchgaben “höherer” Geistwesen wird es interessanter, aber schwieriger. Es kann sich bei diesen Geistwesen um Geistführer, Schutzengel, aber auch um sehr viel höher angesiedelte Wesen handeln. Einige dieser Durchgaben genießen bei Menschen, die sich damit befassen, höchstes Ansehen. Aber sie setzen natürlich mehr an Glaubensbereitschaft voraus. Es muss ja diese Wesenheiten, die angeblich Kontakt mit uns aufnehmen, überhaupt erst einmal geben. Und es ist eine Tatsache, dass ihre Existenz mit unseren, am Materiellen orientierten Forschungsmethoden mit Sicherheit nicht zu beweisen ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns überzeugen zu lassen von dem, was sie sagen.