IMPRESSUM

Sex ist nicht genug! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2006 by Daphne Atkeson
Originaltitel: „With His Touch“
erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXY
Band 41 - 2008 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christiane Bowien-Böll

Umschlagsmotive: Foremniakowski, enjoynz / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751512701

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

 

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

Gerald Maguire sah zu, wie Sugar an dem Einstellknopf des vibrierenden Wasserbetts drehte. Die rhythmischen Wellenbewegungen, die daraufhin einsetzten, hätten selbst den größten Heiligen zu unzüchtigen Gedanken inspiriert.

In letzter Zeit passierte ihm das dauernd mit Sugar – selbst in ganz unverfänglichen Situationen wie zum Beispiel, wenn sie gemeinsam einen Papierstau im Kopierer beseitigten. Aber drei Tage mit Sugar auf der Fachmesse „Erotika International“, wo sie sich nach neuen Produkten für die Erotikboutique ihres Romantikhotels für Paare umschauten, das war wirklich zu viel.

Jetzt lagen sie also nebeneinander auf einem vibrierenden Wasserbett.

Geralds normalerweise gut funktionierendes Abwehrsystem drohte zu versagen – und das ging jetzt schon seit zwei Wochen so, seit er sich in aller Freundschaft von Adrienne getrennt hatte. Nein, es lag nicht daran, dass sie miteinander Schluss gemacht hatten, sondern an dem, was Adrienne zu ihm gesagt hatte.

„Du bist in deine Geschäftspartnerin verliebt, du Dummkopf“, hatte sie kopfschüttelnd festgestellt, als ob er ein hoffnungsloser Fall von emotionaler Blindheit sei.

Er hatte nur abweisend den Mund verzogen. Er in Sugar verliebt? Wie konnte das sein? Okay, sie hatten sich zueinander hingezogen gefühlt, als sie sich vor zwölf Jahren auf dem College begegneten, aber sie waren vernünftig genug gewesen, diesem Gefühl nicht zu folgen. Sugar war immer mit jemandem liiert gewesen, und Gerald war nicht der Typ, der anderen die Freundin ausspannte.

Okay, vor sechs Jahren, als sie sich geschäftlich zusammengetan hatten, da wären diese Gefühle fast noch einmal aufgeflammt, aber wieder waren sie vernünftig genug gewesen, die Flammen gleich im Keim zu ersticken. Ein wenig schwelte das Feuer allerdings immer noch, aber damit konnte Gerald umgehen.

Bis jetzt.

Sugar rollte sich auf die Seite, ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. „Würde dich so etwas anmachen?“, fragte sie, und ihre großen grünen Augen blitzten. Sie erinnerte ihn an eine Katze – sinnlich, geschmeidig, oft wohlig schnurrend, aber immer auf der Hut und beim geringsten Anlass flüchtend. Und nie kam sie, wenn man sie rief. „Dich vielleicht nicht“, stellte sie fest. „Aber die meisten Männer schon.“

Sie zog ihn immer damit auf, dass er so selbstbeherrscht war, ein Charakterzug, der ihm in den letzten sechs Jahren sehr geholfen hatte.

„Es ist wohl eher was für Männer, die auf Seegang stehen.“ Er versuchte, ganz locker und gelassen zu klingen.

„Stimmt.“ Sie drehte den Einstellknopf zurück. „Besser so?“ Ihre Arme berührten sich.

Der veränderte Rhythmus war sogar noch erotischer als die Bewegungen vorher. „Lass es gut sein, Sugar.“

„Ich weiß nicht. Vielleicht muss man das Ding eine ganze Nacht lang testen.“

Oh, verdammt. „Ich denke, ich habe schon einen gewissen Eindruck bekommen.“

Morgen war sein fünfunddreißigster Geburtstag, vielleicht war das sein Problem. Der fünfunddreißigste. Irgendwie hatte er das Gefühl, als müsse sich dadurch in seinem Leben etwas Wesentliches ändern.

„Bist du sicher?“

„Ja.“ Nur um zu beweisen, wie sehr er sich unter Kontrolle hatte, stützte Gerald sich auf die Ellenbogen und sah Sugar an.

Ein großer Fehler. Sein Herz pochte so heftig, dass ihm das Atmen schwerfiel. Ihre Brüste hoben und senkten sich heftig unter ihrem engen Top, und ihr schwarzes Haar kitzelte ihn am Arm. Was ihn aber wirklich bezauberte, war ihr Gesicht. Es war eher rund als oval, aber ihre Züge waren fein, mit einer kleinen Nase und weichen Lippen. Ihre großen grünen Augen drückten so vieles gleichzeitig aus: Intelligenz, Selbstbewusstsein. Und Feuer.

„Es ist eher wie eine Küchenmaschine auf niedrigster Stufe, findest du nicht?“ Sie lächelte vielsagend.

„Vielleicht.“ Er konnte einfach den Blick nicht von ihr losreißen. Was war nur in ihn gefahren? War er etwa in sie verliebt?

„Ein sanftes Wiegen wäre besser.“ Sugar drehte sich erneut zur Seite, um den Knopf noch ein wenig zu verstellen, aber als sie sich zurückrollen ließ, wäre sie fast auf Gerald gelandet. Er spürte ihre Brüste an seinem Körper und ihr dichtes, seidiges Haar an seiner Wange. Sie duftete nach Vanille und auch ein bisschen nach ihrem Lieblingskaugummi.

„Hoppla“, sagte sie und wurde rot.

Gerald hatte das Gefühl, als würde sie sich an ihn schmiegen. Konnte das sein?

„Selber hoppla.“ Plötzlich wurde er von Gefühlen überwältigt. Erregung, Verlangen und noch etwas. Etwas sehr viel Bedeutenderes.

Verdammt! Er war tatsächlich in Sugar verliebt!

Und jetzt? Er musste nachdenken und eine Entscheidung treffen. Aber Sugar erschauerte, leckte sich die Lippen und brachte ihn damit fast um den Verstand.

Küss sie!

Gerald war von Natur aus nicht impulsiv und wägte Entscheidungen gründlich ab.

Na los, küss sie, Blödmann.“

Spontan berührte er Sugars Wange, stützte sich auf einen Ellenbogen und …

„Wie finden Sie das Bett? Tolle Vibrationen, nicht wahr?“ Dieser Idiot von einem Verkäufer beugte sich schamlos über sie, gleichermaßen eifrig und nervend. „Ich garantiere Ihnen, das Modell ‚Good Vibrations 3000‘ ist zurzeit das beste auf dem Markt.“

„Wir sind gerade dabei, die verschiedenen Stufen auszuprobieren“, sagte Sugar und drehte sich auf die Seite. Sie schien erleichtert zu sein über die Ablenkung.

„Sie können das Bett gerne dreißig Tage unverbindlich ausprobieren. Mit Geld-zurück-Garantie.“

Während der Verkäufer und Sugar sich unterhielten, versuchte Gerald seine Gedanken zu sortieren. Er war also in Sugar verliebt. Wann war das passiert? Schon vor längerer Zeit? Womöglich vor Jahren? Hatte er es einfach verdrängt?

Und was sollte er nun mit dieser Erkenntnis anfangen? Hoffen, dass seine Verliebtheit wieder verfliegen würde? Etwas unternehmen? Irgendetwas musste er tun. Vor allem musste er Mr Good Vibrations loswerden.

„Wir sagen Ihnen Bescheid“, erwiderte Gerald abweisend, und der Verkäufer wich zurück, als ob er eine Pistole auf ihn gerichtet hätte.

„Findest du den Preis zu hoch?“, fragte Sugar, als der Mann außer Hörweite war, und tat, als lese sie das Preisschild. Gerald wusste genau, dass sie ihm auswich. „Na ja, unsere Gäste erzeugen wohl sowieso lieber ihre eigenen Tsunamis, meinst du nicht?“

Gerald antwortete nicht und blieb einfach auf der wogenden Matratze liegen.

„Sollen wir uns mal beim erotischen Spielzeug umschauen und danach eine Pause machen?“, schlug sie vor. Sie klang ein wenig außer Atem.

„Ich schätze, ich lasse das Spielzeug aus.“ Nicht um alles in der Welt hätte er jetzt aufstehen und irgendwo hingehen können.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Sugar stand auf.

„Schon gut.“ Immerhin war er gerade von einem Panzer überrollt worden, bildlich gesprochen. Er war in seine Geschäftspartnerin verliebt. Wahrscheinlich schon seit Jahren. „Geh ruhig. Ich probiere hier noch ein paar Geschwindigkeitsstufen aus.“ Er tat, als wolle er an dem Knopf drehen.

„Wir sehen uns nachher bei dir zum Geburtstagsdinner?“

„Ja, um acht, und sei pünktlich, ich habe das Essen schon bestellt.“ Sugar hatte nur wenige Tage vor Gerald Geburtstag, deshalb feierten sie immer zusammen. Heute war es wieder so weit, sie würden in Geralds Geburtstag hineinfeiern.

„Gut.“ Sugar atmete hörbar aus. Offenbar wollte sie das Feuer, wie immer wenn es neu aufzuflammen drohte, austreten wie ein heruntergefallenes Streichholz.

Aber diesmal nicht. Diesmal würde er etwas unternehmen.

Sugar zögerte, biss sich auf die Unterlippe, drehte sich um, blieb dann doch stehen. Das war so gar nicht typisch für sie. Sugar hatte immer eine ganz entschiedene Meinung zu allen Dingen, mehr als alle anderen Frauen, die er kannte. Sie stritten andauernd, auch wenn Sugar das lieber als Diskutieren bezeichnete. Sie behauptete, auf die Art würden sie den Dingen auf den Grund gehen. Anstrengend war das schon, aber nie langweilig.

Ihre plötzliche Unentschlossenheit erfüllte ihn mit Hoffnung. Sugar winkte ihm zu und ging unsicher rückwärts. Wie gut ihr dieses Kleid stand! Sie sollte immer Seide tragen. Oder vielleicht auch Leder.

Er hatte zufällig beobachtet, wie sie in der Geschenkboutique des Hotels ein Lederkostüm bewundert hatte. Das wäre ein besseres Geburtstagsgeschenk gewesen als der Taschencomputer, den er für sie gekauft hatte, weil ihrer kaputt gegangen war.

Jetzt war es zu spät.

Oder vielleicht nicht. Warum nicht mal etwas Spontanes tun? Er würde ihr das Kostüm kaufen und ihr seine Gefühle offenbaren.

Fast als hätte sie seine Gedanken mitbekommen, drehte Sugar sich plötzlich um und ging schnell weiter.

Gerald schaltete das Wasserbett aus und blieb einen Moment liegen, um zur Ruhe zu kommen. Es war noch nicht zu spät, die Sache einfach zu vergessen. Er musste nichts unternehmen.

Aber er konnte nicht mehr so tun, als sei nichts gewesen. Die Wahrheit hatte ihn getroffen wie ein Blitz. Plötzlich erschien ihm alles schmerzlich klar: Sugar war der Grund dafür, dass keine seiner Beziehungen funktioniert hatte und dass das Leben eines verheirateten Mannes, das er sich so sehr wünschte, ein unerreichbares Ziel zu sein schien.

Sugar hatte es ihm schon immer angetan. Ihr Lachen, das für ihn wie die schönste Musik klang. Ihre verrückten Ideen, mit denen sie ihn immer wieder aus der Bahn warf. Sie öffnete Türen, wo er nur Wände sah. Sie lockte ihn immer wieder aus der Reserve und brachte ihn dazu, Dinge aus dem Bauch heraus zu tun, sich als Mann zu fühlen und ihr alles geben zu wollen. Sie gab ihm das Gefühl, lebendig zu sein.

Und er liebte sie.

Er musste es ihr sagen.

Vielleicht heute Abend beim Essen? Ja, natürlich. Er würde ganz vorsichtig sein, schließlich war Sugars Verhältnis zu dem Wort Liebe nicht ganz unproblematisch. Sie ging damit um, als handle es sich um ein tödliches Gift.

Lass uns mal probieren, was zwischen uns alles möglich ist. Ja, das wäre nicht schlecht, es hörte sich ziemlich locker an – in keiner Weise bedrohlich.

Diese Erotikmesse war vielleicht nicht der beste Ort für eine Liebeserklärung, aber sie waren nun einmal hier, das Dinner war schon bestellt, und er war ein praktisch denkender Mensch.

Er würde Blumen besorgen und das Lederkostüm. Wer weiß, vielleicht würde er es ihr vom Leib reißen, noch bevor diese Nacht vorbei wäre.

Er wollte Sugar. In seinem Bett. Und in seinem Leben. Manchmal musste man einfach mutig sein und aktiv werden.

Auch wenn man dabei ein mulmiges Gefühl hatte. Immerhin ging es hier um Sugar, und sie war unberechenbar.

Auf wackligen Beinen macht Sugar sich auf den Weg zu dem Raum, in dem das Sexspielzeug ausgestellt war. Ihr war so schwindlig, dass sie kaum richtig sehen konnte, geschweige denn klar denken. Was, zum Teufel, war gerade passiert?

Als sie mit Gerald auf dem Wasserbett gelegen und ihm in die Augen geschaut hatte, war ihr plötzlich unerträglich heiß geworden.

Sie hatten das doch alles schon hinter sich gebracht, sie und Gerald: Sie waren über ihre Teenager-Verliebtheit am College hinweggekommen. Und damals, als sie beide einen Cocktail zu viel getrunken hatten, weil sie am nächsten Morgen ihr Hotel eröffnen würden, da hatten sie endgültig geklärt, welcher Art ihr Verhältnis zueinander war. Zum Glück hatte ihr Handy geklingelt, bevor aus der Umarmung zweier Beschwipster mehr hätte werden können.

Sie hatten erleichtert gelacht und waren übereingekommen, dass sie ihre geschäftliche Partnerschaft nicht aufs Spiel setzen wollten, indem sie miteinander schliefen.

Aber vorhin, da hatte Gerald sie so merkwürdig angeschaut, und ihr hatte das gefallen. Ach, Blödsinn! Gerald war nicht nur ihr Geschäftspartner, er war auch ihr bester Kumpel – der Mann, der ihr seit Jahren in allen Höhen und Tiefen des Lebens beistand: während der Krebserkrankung ihrer Mutter, angesichts des Beziehungschaos ihres Vaters, bei der problematischen Scheidung ihrer Schwester und bei ihren eigenen hin und wieder auftretenden Stimmungsstiefs. Gerald war ein großartiger Zuhörer, klug und witzig, und so anders als sie selbst, dass seine Kommentare denselben Effekt hatten wie frischer Wind in einer stickigen Kammer.

Sugar zählte auf ihn, und Gerald zählte auf sie. Jedenfalls nahm sie das an. Sie drehte sich unauffällig um. Er lag noch immer auf diesem verflixten Bett. Und noch immer verspürte sie ein Prickeln am ganzen Körper, nicht wegen des Bettes, sondern wegen der Art, wie Gerald sie angeschaut hatte. Als ob er sein ganzes Leben nur auf sie gewartet hätte. Als ob er einzig und allein mit ihr glücklich werden könnte.

Ihre Knie zitterten sogar ein bisschen.

Verdammt!

Sie biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen den idiotischen Ausbruch von überschäumender Freude an. Nein, nein, nein! Das hatte doch wirklich keinen Sinn.

Vergeblich versuchte sie, sich auf die Ausstellung des Sexspielzeugs zu konzentrieren.

Sie würden sich also nachher in seinem Zimmer treffen, um gemeinsam Geburtstag zu feiern. Und natürlich stand in seinem Zimmer auch ein Bett!

Sugar hatte das Gefühl, als würde ihr Blut kochen.

Vielleicht war sie einfach nur sexuell ausgehungert? Seit Monaten war sie nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen, allerdings war ihr das kaum aufgefallen. Merkwürdig, mit fünfunddreißig sollte man sich eigentlich auf dem Höhepunkt seiner sexuellen Aktivität befinden.

Gerald war doch ihr Geschäftspartner und bester Freund. Der war doch tabu für alle Zeiten.

Was dachte sie sich eigentlich?

Ihre Freundschaft war doch so viel wichtiger als das, was eine Affäre jemals für sie sein könnte. Denn mehr würde es bestimmt nicht sein – eine heiße, aber kurze Affäre.

Gerald war ein wundervoller Mann, aber ihr fehlte wohl irgendwie die genetische Veranlagung für eine lebenslang glückliche Beziehung. Kein Grund, stolz zu sein, aber es war besser, den Tatsachen ins Auge zu blicken, als sie zu verdrängen oder sich selbst zu bemitleiden.

Der Augenblick auf dem Wasserbett hatte eine tiefe Sehnsucht in ihr ausgelöst, ein Verlangen nach etwas, von dem sie nie geglaubt hatte, dass es das für sie geben könnte. Vielleicht irrte sie sich? Vielleicht musste sie nur die Hand ausstrecken und danach greifen?

Nein, das war total verrückt.

Vielleicht hatte ihre besondere Empfindlichkeit etwas mit ihrem grandiosen Plan zu tun, ihr Hotel zu einer Hotelkette zu erweitern. Vielleicht hatte sie das alles zu sehr aufgewühlt. Heute Abend wollte sie mit Gerald darüber reden. Vielleicht wäre alles wieder wie früher, wenn sie ihn von ihrer Idee überzeugt hatte.

Leicht würde das allerdings nicht werden. Gerald war absolut solide und sehr auf Sicherheit und Stabilität bedacht. Ihre gute geschäftliche Partnerschaft beruhte auf der nicht endenden Bereitschaft zu immer neuen Kompromissen nach intensiven Diskussionen.

So wie die Dinge lagen, bestand zwischen ihnen ein fein abgestimmtes Gleichgewicht aus Feuer und Wasser, Leidenschaft und Vernunft, Yin und Yang. Das würde durch Sex nur zerstört werden. Sie würden also diesen Augenblick auf dem Wasserbett hinter sich lassen müssen, auch wenn Sugar deswegen noch immer weiche Knie hatte.

Energisch strich sie ihr Haar zurück und sah sich die Luxusversion eines Vibrators an. Sie hoffte, ein paar Neuheiten mit nach Hause bringen zu können. Letitia, die Geschäftsführerin ihrer Boutique, zählte auf sie.

Sugar konzentrierte sich jetzt wieder ganz auf ihren Job. Das half ihr stets, innerlich zur Ruhe zu kommen. Zugegeben, sie nahm ihre Arbeit wahrscheinlich zu wichtig, und vermutlich hatte sich deshalb ihr Privatleben fast auf null reduziert. Aber das Hotel hatte nun mal von Anfang von Gerald und ihr den vollen Einsatz gefordert, und dass sie jetzt so erfolgreich damit waren, war eine tolle Leistung. „Spice It Up“ hatten sie ihr Hotel genannt, was so viel bedeutete wie „sorg für ein bisschen Würze“. Es war speziell für Paare gedacht, die frischen Wind in ihre Beziehung bringen wollten. Es war sozusagen eine Kombination aus Romantik- und Wellnesshotel und Sexualtherapie. Im Gegensatz zu anderen Hotels dieser Art, die sich entweder ganz auf den erotischen Aspekt oder ganz auf Wellness konzentrierten, legte man im „Spice It Up“ das Hauptgewicht darauf, Intimität und Nähe zwischen den Partnern zu fördern.

Ihr Erfolg war nicht unbemerkt geblieben. Die Konkurrenz schlief nicht. Und jetzt, nach vier Jahren, war es an der Zeit, sich zu vergrößern. Wachs oder stirb, das war das Gesetz, auf dem jeder geschäftliche Erfolg beruhte. Es war auch Sugars Devise. Jede neue Herausforderung gab ihr ein Gefühl der Genugtuung. Sie liebte es, sich weiterzuentwickeln.

Ja, sie musste sich ganz auf ihr Ziel konzentrieren und unbedingt heute Abend mit Gerald über ihre Pläne sprechen. Vielleicht sollte sie noch auf einen Drink in die Bar gehen. Sie könnte sich ein bisschen entspannen, versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen, sich vielleicht mit anderen Messegästen unterhalten und sich innerlich auf die Diskussion mit Gerald einstellen.

In der Bar entdeckte sie einen Bekannten, mit dem sie kurz während einer Marketingpräsentation gesprochen hatte. Der Mann saß am Tresen, hatte die Ärmel seines weißen Hemdes bis zu den Ellbogen aufgekrempelt und die Krawatte gelockert. Er sah ziemlich gut aus, und ein kurzer heißer Flirt wäre bestimmt nicht schlecht. Oder sie könnten auch einfach übers Geschäft reden.

Sugar ließ sich auf dem Barhocker neben ihm nieder. „Wie gefällt Ihnen die Veranstaltung?“ Sie legte den Kopf schief.

Er lächelte. „Ich habe einige interessante Kontakte geknüpft.“ Er wandte ihr das Gesicht zu, signalisierte Interesse. „Und Sie?“

„Ich auch. Und ich habe viel dazugelernt.“

„Was möchten Sie trinken?“

„Dasselbe wie Sie, wenn es Gin ist. Ich bin übrigens Sugar Thompson.“

„Conner Jameson, von ‚ExerSystems‘. Wir liefern Fitnesstraining-Systeme für Hotels.“ Er gab ihr seine Karte, sie reichte ihm ihre. „Wir sind uns, glaube ich, schon einmal begegnet.“

„Ja, ich erinnere mich.“

Er las ihre Karte. „Hm, ‚Spice It Up‘. Ich habe schon davon gehört.“

„Tatsächlich?“ Sugar war allerdings nicht wirklich überrascht. Sie hatte schon von anderen Teilnehmern gehört, wie bekannt ihr Hotel inzwischen war. Die Mitarbeiterin eines Reisebüros für Singles – „Singles Travel Network hieß es“ – hatte ihr erzählt, dass bereits zwei ihrer Partnerhotels Sexualberatung in ihr Programm aufgenommen hätten. Umso mehr ein Grund für Gerald und Sugar, zu expandieren, bevor andere ihnen die Show stahlen.

„Ich habe gehört, Ihr Hotel soll eine echte Goldmine sein.“

„Ach, wirklich? Von wem?“, hakte Sugar nach.

„Von einer Mitarbeiterin von TravelQuest. Sie sind spezialisiert auf Geschäftsreisen. Ihren Namen habe ich vergessen. Sie kannte sich sehr gut aus. Groß, blond …“

„Und sehr attraktiv? Das muss Rionna Morgan gewesen sein.“ Diese Frau war eine wandelnde Kontaktbörse.

„Sie kennen sie?“

„Die Reise- und Hotelbranche ist eine kleine Welt. Da kennt man sich untereinander.“ Außerdem war Rionna offenbar scharf auf Gerald. Jedenfalls hatte sie in seiner Gegenwart so demonstrativ mit den Wimpern geklimpert, dass Sugar sie gefragt hatte, ob sie ein Problem mit ihren Kontaktlinsen habe. Gerald schien es nicht mitbekommen zu haben, aber damals war er ja noch mit Adrienne zusammen gewesen.

„Das stimmt. Umso mehr wundere ich mich, wieso wir uns vor dieser Messe noch nicht begegnet sind.“ Conner sah ihr tief in die Augen.

Sie aber wollte immer noch übers Geschäft reden. „Ich hoffe, Rionna hat recht. Wir überlegen nämlich, ob wir uns nicht Franchisingpartner mit ins Boot holen sollen.“

„Das scheint dem derzeitigen Trend zu entsprechen“, erwiderte er. „Man kann ganz schön Geld damit machen.“

„Ich weiß. Ich hatte schon ein Gespräch mit einer Unternehmensberatung, die auf Franchising von Motels und Hotels spezialisiert ist.“

„Welche Unternehmensberatung?“

„Matthews und Millhouse. Kennen Sie die?“, fragte Sugar.

„Ich habe von ihnen gehört. Sie sind seriös. Wir haben auch an Franchising gedacht, aber es war für uns nicht das Richtige.“

„Wieso nicht?“

„Zu viel Konkurrenz. Außerdem hätte es zu lange gedauert, ein gutes Franchising-Team zusammenzubekommen. Das ist das Wichtigste.“

Sugar nickte. „Foster Matthews hat das auch gesagt. Vor allem müsste erst einmal eine gründliche Bestandsaufnahme gemacht und ein Plan erstellt werden.“

„Haben Sie schon potenzielle Franchising-Partner im Visier?“

„Nein, noch nicht.“ Dazu würde sie Geralds Hilfe brauchen. Sie wollte mit ihm eine Broschüre zusammenstellen, um sie bei der regionalen Tagung der Reisebüros nächsten Monat in San Diego zu verteilen. „Haben Sie noch mehr Ratschläge?“, fragte sie.

„Achten Sie darauf, dass Ihre Partner gut zu Ihnen passen“, erwiderte Conner Jameson. Offenbar war sein Interesse an dem Thema längst nicht so stark wie sein Interesse an ihr als Frau. „Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, ein Hotel für Paare zu eröffnen?“, fragte er.

„Das ist eine lange Geschichte.“ Ihr Drink wurde serviert, und Sugar nippte daran.

„Ich habe Zeit.“ Er lächelte, schien sich immer mehr für sie zu erwärmen.

Das Dumme war nur, ihr ging es nicht so. Da war einfach nichts, nicht einmal ein leises Prickeln.

Zu dumm. Jetzt Sex mit Conner zu haben, das wäre perfekt, um die Sache mit Gerald zu verdrängen. Leider war sie viel mehr an dem interessiert, was er zum Thema Franchising zu sagen hatte, als an ihm selbst.

Sie erzählte ihm, wie es zur Gründung von „Spice It Up“ gekommen war, wie sie und Gerald sechs Jahre zuvor auf die Idee gekommen waren und nach zweijähriger, intensiver Vorbereitung schließlich das Hotel eröffnet hatten.

„Sehr interessant“, sagte Conner, aber er schien ihre Lippen zu meinen, nicht ihr Hotel.

Sugar fühlte sich noch immer nicht fit für ihr Gespräch mit Gerald. Als sie zufällig zum Ausgang blickte, entdeckte sie ihn. Er ging zu den Boutiquen. Wieso das? Er war nicht der Typ, der seine Zahnbürste vergaß, wenn er verreiste, und er aß nie etwas zwischen den Mahlzeiten. Er wirkte so zielstrebig.

Gerald zu beobachten weckte manchmal in ihr den Wunsch, innezuhalten und tief durchzuatmen – sich einmal in ihrem Leben einfach Zeit zu nehmen. Als sie vorhin mit ihm auf dem Wasserbett gelegen hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, zum ersten Mal sein Gesicht wirklich in allen Einzelheiten wahrzunehmen. Ein markantes, sehr männlich wirkendes Gesicht, mit Bartschatten auf Kinn und Wangen, einem festen Blick und einem Mund, derr Entschlossenheit verriet. Eigentlich mochte sie weiche Lippen lieber, aber …

„Ein Königreich für Ihre Gedanken“, sagte Conner.

„Nichts von Bedeutung“, erwiderte sie.

„Dann haben Sie wohl nichts gegen eine kleine Unterbrechung?“ Conner beugte sich vor.

Seine weichen Lippen waren eigentlich genau das, was sie mochte. Aber sie dachte immer noch an Gerald. Plötzlich wollte sie diesen Kuss von Conner gar nicht mehr. Sie war ganz erfüllt von einer merkwürdigen Sehnsucht, wie in einem Traum, wo man von einem Zimmer ins andere ging, auf der Suche nach etwas, das man unbedingt finden musste.

Sie legte die Hand auf Conners Wange. „Tut mir leid, ich glaube, ich bin doch zu müde.“

Er sah sie beunruhigt an. „Habe ich etwa …?“

„Mich falsch eingeschätzt? Nein, überhaupt nicht. Ich habe es mir nur gerade anders überlegt. Es tut mir leid, ich würde Sie nur enttäuschen.“

„Das glaube ich kaum.“ Er lächelte wehmütig. „Vielleicht ein andermal?“

„Vielleicht“, sagte sie und ließ den Blick über den Tresen gleiten. „Dort drüben sitzt übrigens eine sehr attraktive Frau.“

Er folgte ihrem Blick und lächelte. „Guter Geschmack.“

Sugar zuckte mit den Achseln. „Ich helfe gern.“ Sie schob ihr Glas weg und stand auf. „Ich gehe besser. Falls Sie jemandem begegnen, der sich für eine Franchising-Partnerschaft interessieren könnte, hätten Sie etwas dagegen, ihm oder ihr meine Karte zu geben?“ Sie reichte ihm einen kleinen Stapel.

„Mach ich.“

„Super.“

„Aber vergessen Sie auch uns nicht. Hochwertige Trainingssysteme zu Großhandelspreisen.“ Er lächelte vielsagend. Er gefiel Sugar, sie hatte nur keine Lust, mit ihm zu schlafen.

Er gab ihr einen Abschiedskuss. „Schlafen Sie gut.“ Er streichelte ihre Wange.

„Das werde ich.“ Was zum Teufel war nur mit ihr los? Sie kannte ihren Körper und wusste normalerweise, was sie brauchte. Und sie kam auch immer auf ihre Kosten. Aber jetzt tat sich bei ihr gar nichts. Vielleicht sollte sie ihre Schilddrüse durchchecken lassen?

Doch der Zwischenfall auf dem Wasserbett war genug Beweis, dass mit ihrer Libido alles in Ordnung war. Was in ihr vorging, hatte nichts mit ihrer Libido zu tun, und das beruhigte sie keineswegs.

2. KAPITEL

Das Geschenkpaket unterm Arm, blieb Gerald wie angewurzelt im Eingang zur Bar stehen.

Unfassbar! Dieser Typ im Armani-Anzug versuchte, Sugar anzumachen. Und sie ließ es auch noch zu. Und das nach dem dramatischen Augenblick auf dem Wasserbett!

Der Kerl durfte Sugar auf keinen Fall haben. Sicher war er scharf auf sie, weil sie sexy, interessant und witzig war. Aber er, Gerald, kannte auch die verletzliche Frau, die sich hinter der Fassade der kühlen Geschäftsfrau verbarg.

Gerald war fast schon im Begriff, hineinzugehen, um diesen Typen vom Hocker zu kippen, da stand Sugar auf, lächelte den Kerl zum Abschied an und ging.

Schnell versteckte Gerald sich in einer Aufzugkabine, bevor sie ihn entdecken konnte. Auf keinen Fall sollte sie denken, er spioniere ihr nach.

In seinem Zimmer ging er nervös auf und ab und überlegte fieberhaft. Was hatte Sugar vor? Wer war dieser Kerl? Wie lange dauerte es noch bis zu ihrem gemeinsamen Abendessen? Er blickte auf seine Armbanduhr. Zu lange.

Er versuchte, sich zu beruhigen. Alles war bereit. Er hatte einen Plan ausgearbeitet, wie immer. Er hatte das Lederkostüm für Sugar gekauft und Rosen. Sie standen in einer Vase, die wie ein Frauenkörper geformt war. In einer Stunde würde das Essen serviert werden. Und dann würde auch Sugar kommen.

Aber was, wenn sie sich mit Mr Armani verabredet hatte? Was, wenn Mr Armani gerade auf dem Weg zu ihrem Zimmer war, für einen Quickie?“

Sie hatte seit Monaten nichts mehr mit einem Mann gehabt, das wusste Gerald, und das war überhaupt nicht typisch für sie. Sugar war immer ganz furchtbar beschäftigt, aus Angst vor Langeweile. Im Gegensatz zu ihm, der sich bei allem, was er tat, Zeit ließ. Er war eben zu vorsichtig und zu langsam. Wie viel Zeit hatte er schon verschwendet, ohne überhaupt zu wissen, was er wirklich wollte!

Er lachte über sich selbst, obwohl die Erkenntnis wehtat.

Er hatte genug davon, sich selbst zu belügen und immer nur abzuwarten. Nein, er würde nicht zulassen, dass ihm ein anderer Sugar wegschnappte, schon gar nicht einer, der nur gut war für eine Nacht. Nicht Sugar, nicht die Frau, die er liebte! Der Gedanke verursachte ihm Herzrasen. Aber Gerald war viel zu bodenständig und zu realistisch, um sich selbst zu belügen.

Entschlossen ging er zu Sugars Zimmer. Irgendwie war er sich bewusst, dass er offenbar den Verstand verloren hatte. Trotzdem klopfte er an ihre Tür. Auf keinen Fall würde er jetzt einen Rückzieher machen.

Sugar öffnete die Tür und riss überrascht die Augen auf. „Gerald, was machst du denn hier?“

„Das.“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie, noch während er mit dem Fuß die Tür hinter sich zukickte. Er legte alles in diesen Kuss – all sein Verlangen, all seine Sehnsucht –, und die ganze Zeit umfasste er Sugars Gesicht.

Sie seufzte leise und schmiegte sich ein paar Sekunden lang an ihn, genau wie auf dem Wasserbett. Dann riss sie sich plötzlich los. „Moment mal …. Nein!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Warte.“

Wie war das noch mit seinem Plan? Ganz locker bleiben. Okay, dafür war es nicht zu spät. Nur die Ruhe, sagte er sich. Gib ihr Zeit, und dann fang noch mal an. Aber laut sagte er das, was in diesem Augenblick am unvernünftigsten war. „Sugar, ich liebe dich.“

„Ich muss mich erst mal setzen.“ Sugar fühlte sich außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie ging rückwärts zum Bett und ließ sich darauf fallen.

Zitternd holte sie Luft. „Was hast du gesagt?“ Sie hob die Hand, bevor Gerald antworten konnte. „Schon gut, ich habe es gehört. Gib mir eine Sekunde.“

Was war los mit ihrem stets so nüchternen, vernünftigen Partner?

Dieser Kuss, er hatte alles damit ausgedrückt, wilde Entschlossenheit und überwältigende Zärtlichkeit. Es war so erregend gewesen.

Und dann hatte Gerald das Wort ausgesprochen, das mit L begann.

„Du liebst mich?“, wiederholte sie verblüfft. Das konnte doch nicht sein, oder?

Der Gedanke weckte in ihr die widersprüchlichsten Gefühle. Einerseits wollte sie jubeln, andererseits entsetzt schreien.

Gerald ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. Er nahm ihre beiden Hände in seine, verflocht seine Finger mit ihren.

„So hatte ich mir das eigentlich nicht gedacht“, sagte er.

„Nein?“ Vielleicht könnten sie das Ganze ja einfach wegklicken und die Datei neu öffnen?

„Aber es stimmt“, sagte er. „Ich liebe dich.“

Verdammt! „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Gerald.“ Ihr war schwindlig, und ihr Verstand streikte.

„Ich versteh schon.“ Er lächelte sarkastisch. „Du bist geschockt. Falls es dir hilft, ich auch. Ich meine, eigentlich hatten wir ja alles geklärt, oder? Ich meine damals auf dem College.“

„Genau.“ Damals hätte sie sich fast in ihn verliebt – seine ruhige, solide Art hatte sie angezogen –, aber sie war mit Dylan zusammen gewesen, der total sexy war, und da war auch noch Riley gewesen, und all die anderen. Das Tolle am College war, dass es nie wirklich ernst wurde. Außer bei Gerald. Er fand es nie gut, dass sie mit so vielen verschiedenen Typen ausging. Sie hatte daraus geschlossen, dass er wohl ein bisschen verklemmt war, aber das hatte sie ihm nicht weiter verübelt. Schließlich war er ihr immer ein guter, verlässlicher Freund gewesen. „Und als wir das Hotel eröffneten, haben wir es noch einmal geklärt“, fügte sie hinzu.

„Richtig.“

„Dann ist das jetzt also einfach nur ein Anfall von körperlicher Anziehung?“ Allerdings fühlte es sich eher an wie ein gewaltiges emotionales Feuerwerk.

„Rein körperlich?“, wiederholte er, alles andere als überzeugt.

„Das Wichtigste ist unsere geschäftliche Partnerschaft. Und dass wir Freunde sind. Vergiss das nicht.“

„Das könnte ich nie vergessen.“ Gerald seufzte und verstärkte den Druck seiner Hand. „Vielleicht könnten wir ja, wenn wir so gute Partner und Freunde sind, auch noch mehr sein …“

„Das war nur dieses blöde Wasserbett!“, platzte Sugar heraus.

Gerald schüttelte den Kopf.

„Nein?“

„Ich glaube, diese Gefühle waren schon immer da. Jedenfalls bei mir.“ Er sah ihr in die Augen. „Ich habe sie nur verdrängt.“

Halt, stopp, das war die falsche Richtung! „Wir sind so verschieden, Gerald.“ Sugar liebte die Abwechslung, war unternehmungslustig, ging spät zu Bett. Er hingegen schätzte Beständigkeit und Ruhe, ging früh zu Bett und stand früh auf. Wahrscheinlich war er auch im Bett ziemlich berechenbar.

„Das muss kein Problem sein …“, wandte er ein.

Aha, er zögerte ein wenig. „Du weißt doch, ich habe es nicht so mit festen Beziehungen.“ Gerald war der Typ, der nur einmal im Leben heiratete, und zwar für immer. Eigentlich wunderte es sie, dass er noch immer ledig war.

Sein Blick wich keine Sekunde von ihrem Gesicht. „Mit mir wäre das anders“, schien er sagen zu wollen.

Aber Sugar wusste es besser. Sie hatte es ein paar Mal zugelassen, dass ein Mann ihre Beziehung zu ernst nahm. Das führte nur dazu, dass sie sich irgendwann eingesperrt und unterdrückt fühlte. Das Ende war immer schrecklich, und sie fühlte sich, als hätte sie dem betreffenden Mann etwas vorgemacht. Sie hatte sich geschworen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Offenbar war es für sie besser, einfach nur Sex zu haben.

Viele Frauen waren so wie sie, aber sie weigerten sich, das einzusehen, heirateten und machten sich und ihre Männer nur unglücklich.

Sugar wollte das nicht. Schon gar nicht mit einem Mann, der ihr so viel bedeutete wie Gerald. „Wir betrachten Beziehungen unter ganz verschiedenen Blickwinkeln. Denk nur daran, wie unterschiedlich wir auf die Scheidung unserer Eltern reagiert haben.“ Gerald fand, dass seine Eltern sich viel zu schnell getrennt hatten, während Sugar sich nie über die Trennung ihrer Eltern beklagt hatte. Eine Beziehung war etwas Lebendiges, das sich ändern und auch auflösen konnte. Besonders bei solchen Menschen wie ihren Eltern. Es hatte keinen Sinn, sich selbst oder seinen Partner oder die Familie deswegen zu quälen.

„Das ist etwas anderes“, erwiderte Gerald.

„Ich bin nicht wie du, Gerald.“ Leute wie Gerald wussten, wie man die Liebe am Leben erhielt. Und wenn es ein bisschen fad wurde, gab es Orte wie „Spice It Up“, um wieder ins richtige Gleis zu kommen. Sugar fand es wunderbar, mit ihrer Arbeit dazu beizutragen. Irgendwie machte das ihre eigene Schwäche ein bisschen wett. Und eigentlich war es ja gar keine Schwäche, oder? Aber von Zeit zu Zeit befiel sie ein Gefühl der Leere, und daran wurde sie gar nicht gerne erinnert.

Geralds Blick drückte so viel Sehnsucht und Hoffnung aus, dass Sugar in Panik geriet. „Ich brauche viel Abwechslung. Ich brauche einfach immer wieder mal was Neues. Du willst Beständigkeit. Die Schuhe, die du trägst, stammen noch aus der Amtzeits von Bill Clinton.“

„Na, na, ich habe sie frisch besohlen lassen.“ Gerald betrachtete seine Schuhe, dann richtete er den Blick wieder auf Sugar. „Was ist falsch daran, wenn man Wert auf gute Qualität legt?“

„Nichts. Aber es hat nichts mit mir zu tun. Ich kaufe mir lieber mal etwas Neues, während du auf Tradition und alles, was klassisch ist, stehst.“

„So sind wir, Sugar. Kein Paar aus einem Hausfrauenmagazin. Lass uns mal so tun, als hätte ich nicht gesagt, was ich gesagt habe, sondern ‚Hey, Sugar, wie wär’s? Lass uns mal probieren, was geht.‘ Wäre das besser?“ Er lächelte sarkastisch. Sie liebte dieses Lächeln.

„Nicht wirklich, nein.“ Er hatte es nun mal gesagt, und dass er sich so untypisch verhielt, war nur ein Beweis dafür, wie stark seine Gefühle waren. Ihn knallhart abzuweisen erschien ihr schrecklich, aber was sollte sie sonst tun? Ihr wurde ganz flau im Magen.

„Lass dir doch erst mal Zeit“, sagte Gerald.

Aber das hatte keinen Sinn, und es stand auch zu viel auf dem Spiel. Sie musste irgendwie aus diesem Dilemma herauskommen. Was würde Gerald an ihrer Stelle tun? Diese Frage stellte sie sich immer dann, wenn sie sich emotional überfordert fühlte.

„Lass uns die Sache mal ganz rational angehen“, begann sie. „Warum passiert das ausgerechnet jetzt? Du hast dich gerade von Adrienne getrennt, nicht wahr? Also fühlst du dich einsam. Du und ich, wir verbringen sehr viel Zeit zusammen. Wir sind enge Freunde. Außerdem feiern wir einen besonders wichtigen Geburtstag. Fünfunddreißig, das ist die Zeit, wo man wichtige Entscheidungen trifft. Ich selbst habe mir auch schon meine Gedanken gemacht. Allerdings …“ Sugar zögerte. „Allerdings in ganz anderer Hinsicht.“

Gerald runzelte die Stirn. „In welcher?“

„Im Hinblick auf das Hotel. Ich wollte beim Essen mit dir darüber sprechen, aber …“

„Nein, red weiter. Erzähl es mir jetzt.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.

„Vielleicht später. Wenn wir wieder zu Hause sind.“

„Komm schon.“ Er wurde misstrauisch. „Was hast du dir ausgedacht, Sugar?“

Eines war jedenfalls sicher, sie brauchten unbedingt einen Themenwechsel. „Versprich mir, mich erst ausreden zu lassen, bevor du anfängst, dagegen zu argumentieren.“

„Jetzt sag schon.“

„Okay … du weißt ja, wie ausgebucht wir in der Hauptreisezeit sind?“

„Ja?“

„Da entgeht uns ganz schön viel Geld. Das Interesse an Hotels, die Paaren sexuelle Anregung bieten, nimmt zu. Das sieht man schon an dieser Veranstaltung hier. Denk nur an die vielen Artikel, die in letzter Zeit über uns geschrieben wurden. Dieses Konzept ist eine wahre Goldgrube. Aber wenn wir nicht zusehen, dass wir im Trend weiterhin ganz vorne liegen, dann werden andere uns überrennen.“

„Was schlägst du vor?“, fragte er.

Der Analytiker in ihm ist zum Leben erwacht, dachte sie. Sehr gut. „Zuerst dachte ich, wir könnten einfach ein zweites Hotel eröffnen, aber dafür würden wir sehr viel Kapital einsetzen müssen, und wahrscheinlich hätten wir erst einmal eine viel zu dünne Personaldecke. Dann habe ich einen Artikel über Franchising in der Hotelbranche gelesen. Der Verfasser gehört einer Unternehmensberatung in San Diego an, also habe ich dort angerufen.“

„Franchising?“ Gerald sah sie erstaunt an. „Du willst aus „Spice It Up“ eine Hotelkette machen?“

„Das ist das Beste, was man tun kann. Gerade vorhin hatte ich dazu ein interessantes Gespräch. Außerdem würden wir sehr viel Geld damit verdienen, und …“

„Du hast mit einer Unternehmensberatung gesprochen? Ohne erst mit mir zu reden?“

Seine Entrüstung war immer noch besser als sein verletzter Blick von vorhin. „Das war nur ein vorbereitendes Gespräch. Ganz unverbindlich. Ich wollte dir davon erzählen, auch von den Daten, die ich schon gesammelt habe. Es ist alles hier drin.“ Sie deutete auf ihre Aktenmappe, die auf dem Tisch neben der Tür lag.

Gerald schüttelte den Kopf. „In einer Hotelkette läuft alles nach Schema F. ‚Spice It Up‘ ist zu einzigartig, um es in so ein Schema zu zwängen.“

Sugar ließ sich nicht beirren. „Zunächst dachte ich das auch. Aber dann habe ich mehr darüber gelesen. Es gibt da ein Buch – ‚Franchising für Dummies‘, stell dir vor – das musst du dir unbedingt mal anschauen.“

„Was ist mit uns, Sugar?“ Gerald sah ihr tief in die Augen.

Uns – das klang zu gut, um wahr zu sein. Am liebsten hätte sie sich einfach fallen lassen. Wieso waren ihr nie zuvor die dunkelbraunen Sprenkel in Geralds Augen aufgefallen?

„Uns gibt es nur als Geschäftspartner, Gerald“, sagte sie. „Wir haben wohl die Kontrolle verloren. Wir sind schon lange befreundet, und es gibt eine gewisse Anziehung. Du bist einsam, ich auch, schätze ich. Und dann dieses Wasserbett … da kann so etwas schon mal passieren.“ Sie versuchte, belustigt zu klingen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte einfach kein Lächeln zustande.

„Du willst also nicht einmal darüber nachdenken?“ Wieder sah er ihr in die Augen. „Du fühlst nichts …?“

„Es geht nicht.“ Sie wusste nicht genau, was sie fühlte, aber sie wollte Gerald auf keinen Fall etwas vormachen. Also schüttelte sie den Kopf. „Und selbst wenn … Nein, Gerald.“

„Oh.“ Er ließ ihre Hände los. „Und was jetzt?“, fragte er leise. Es klang sehr traurig.

Sugar holte tief Luft. „Jetzt tun wir, was wir am besten können …“ Sie zögerte einen Moment. „Wir sind Geschäftspartner. Also werden wir jetzt über das Franchising diskutieren, bis wir zur Entscheidung gekommen sind, und dann …“

„Das kann ich nicht“, erwiderte Gerald. „Ich kann nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen.“

„Was meinst du damit?“

„Oder vielleicht will ich es auch nicht, jetzt wo mir alles klar geworden ist.“

„Was soll das heißen?“ Sugars Herz pochte heftig. Entsetzt stellte sie fest, dass er ihr auswich. Normalerweise, wenn sie eine Meinungsverschiedenheit hatten, kämpfte Gerald mit allem, was er zu bieten hatte, bis sie beide erschöpft waren und sich auf den besten Kompromiss einigten.

Diesmal nicht. Ihr wurde ganz kalt.

„Vielleicht brauche ich jetzt eine Veränderung“, sagte Gerald.

„Was für eine Veränderung?“ Plötzlich bekam sie Angst.

„Ich meine, vielleicht ist es Zeit für mich, zu gehen.“

Sugar fühlte sich, als habe ihr jemand einen Dolchstoß versetzt. „Du kannst doch ‚Spice It Up‘ nicht einfach verlassen.“ Das war nicht die Veränderung, die sie sich wünschte. „Ist es wegen des Franchising? Du weißt einfach noch nicht genug darüber. Sieh dir erst einmal an, was ich dazu ausgearbeitet habe, bevor du die Idee total verwirfst.“ Sie holte ihre Mappe vom Tisch, öffnete sie und nahm den Ordner mit ihren Unterlagen zum Thema Franchising heraus. Geralds Schweigen war fast bedrohlich. Sie hielt ihm den Ordner hin, doch er sah sie unverwandt an.

„Ich kann mir nicht vorstellen, jetzt noch zu bleiben, Sugar. Du brauchst mich nicht mehr.“

„Natürlich brauche ich dich. Vor allem für das Franchising. Ich …“

„Alles ist jetzt anders zwischen uns.“

„Das muss nicht so sein.“ Insgeheim stimmte sie ihm zu. Sie empfand es auch so. „Was willst du denn tun?“, fragte sie entmutigt und sank auf den Stuhl.

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Du könntest mich ausbezahlen, schätze ich.“

„Ich habe nicht genug Geld dafür. Wie soll das gehen?“ Fieberhaft suchte sie nach einem Vorwand. Alles wäre ihr recht, um Gerald zu halten. Das Hotel bedeutete ihr alles, und er war so sehr ein Teil davon, dass sie es sich ohne ihn gar nicht vorstellen konnte.

„Ich bin recht flexibel, was das betrifft. Es hat keine Eile.“

„Aber ich würde einen neuen Partner brauchen, und … so weiter.“ Das Sprechen fiel ihr schwer. „Mit dem Franchising …“

„Du könntest meinen Job mit übernehmen, oder Oliver könnte befördert werden. Und was das Franchising betriff – ich glaube nicht, dass es richtig wäre.“

„Hör zu, Gerald, wir sind jetzt beide ziemlich aus der Fassung. Lass uns nicht Dinge sagen, die wir später bereuen.“

Aber er wirkte total ernst, gar nicht erregt oder überfordert. Sie war es, die im Begriff war, hysterisch zu werden. Gerald stand auf.

Sugar stand ebenfalls auf. „Lies dir das mal durch, bitte.“ Sie drängte ihm den Ordner auf, und diesmal nahm er ihn.

„Ich sehe keinen Sinn darin“, erklärte er.

„Ich komme in einer Stunde zum Essen zu dir, und dann können wir darüber reden.“ Diskussionen waren immer gut gelaufen zwischen ihnen, warum nicht auch diesmal?

Als Gerald fort war, lehnte Sugar die Stirn an die Tür. Er brauchte bestimmt einfach nur Zeit, um die Zurückweisung zu verarbeiten.

Weshalb sollte er eigentlich nicht fortgehen? Sugar war überzeugt, dass man gehen musste, wenn einem die Zeit dafür reif schien, warum also nicht Gerald? Selbst seine Beständigkeit hatte irgendwann ihre Grenze erreicht.

Das Ganze war irgendwie seltsam. Sie fühlte sich erpresst. Sei meine Geliebte, oder ich löse unsere Partnerschaft auf? Eigentlich sollte sie sauer auf ihn sein.

Aber das war sie nicht. Der Gedanke, Gerald könne tatsächlich gehen, machte ihr große Angst. Nein, er durfte nicht gehen.

3. KAPITEL

Eine Stunde später stand Sugar mit Geralds Geburtstagsgeschenk in der Hand vor dessen Zimmertür, wild entschlossen, alles positiv zu sehen. Auf keinen Fall sollte er „Spice It Up“ verlassen wegen etwas so Verrücktem wie einer plötzlichen Anwandlung von sexuellem Verlangen. Im Grunde war es nicht anders, als wenn sie sich auf einem Ehemaligentreffen betrunken und sich eine frühere Verliebtheit gestanden hätten.

Gerald hatte mittlerweile Zeit gehabt, ihre Unterlagen zu lesen. Sie würden also die Franchising-Frage diskutieren, und dann wäre alles wieder okay. Eines Tages würden sie beide über diese absurde Wasserbettgeschichte lachen.

Sie klopfte an. Eine Sekunde lang wünschte sie, Gerald würde die Tür aufreißen und sie wieder so küssen wie vorhin. Dieser Kuss war einerseits leidenschaftlich gewesen und hatte ihr doch ein Gefühl der Geborgenheit gegeben. Er war so gut gewesen, dass sie fast Angst davor hatte, überhaupt noch einmal daran zu denken.

Die Tür öffnete sich. Gerald stand vor ihr. Er sah aus, als wäre nichts gewesen.

Zu ihrer Überraschung versetzte ihr das einen Stich. Was war los mit ihr? Sie sollte erleichtert sein.

„Komm rein“, sagte er und trat zur Seite.

Hm, es duftete gut. Nach Orangen, Knoblauch und noch etwas anderem. Was konnte das sein?

Rosen. Auf dem Servierwagen stand eine Vase, umgeben von kleinen weißen Teelichtern.

„Du hast sogar an Rosen gedacht?“ Sugar beugte sich über die Blumen.

„Damit du dir einen Moment Zeit nimmst, um daran zu riechen.“ Gerald lächelte traurig.

„Sag es mit Blumen, was?“ Sie wich seinem Blick aus und strich mit dem Finger über die Umrisse der Vase, die geformt war wie der Körper einer Frau.

„Sie erinnert mich an dich“, sagte Gerald.

Sugar wollte einen Scherz machen und sagen, dass ihre Taille viel dicker, die Hüften breiter seien, aber irgendwie war ihr nicht zum Lachen, und ihm anscheinend auch nicht.

Auf dem Bett lagen zwei Geschenke, eines klein und selbst verpackt, das andere wesentlich größer und aufwändig in Goldfolie gehüllt und mit einem Aufkleber von der Geschenkboutique des Hotels versehen.

Das Herz tat ihr weh. Wäre sie doch die Art von Frau, die Ja zu Gerald sagen und es wirklich ernst meinen könnte. „Gerald, wegen vorhin …“

„Lass es uns für heute einfach vergessen“, sagte er. „Wir müssen über vieles nachdenken und Entscheidungen treffen.“

„Hast du meine Unterlagen gelesen?“ Sie deutete auf das Kopfende des Bettes, wo der Schnellhefter lag.

Gerald schüttelte den Kopf. „Im Moment feiern wir einfach nur unseren Geburtstag, okay?“ Er klang erschöpft.

„Klar.“

Sugar reichte ihm sein Präsent. Es war ein GPS-Gerät mit Satellitenkarten von der ganzen Welt. Sie hatte Gerald mehrmals beobachtet, als er im Internet eine Website mit solchen Geräten studierte.

Als er ihr das Geschenk aus der Hand nahm, streiften sich ihre Finger. Sofort zitterten Sugar wieder die Knie. Das war eigenartig. Während der Arbeit berührten sie sich immer wieder mal zufällig. Aber jetzt hatte eine leichte Berührung seiner Finger ihr fast den Atem genommen. Sie hatte also auch ihre Gefühle verdrängt, genau wie Gerald.

Doch das schien jetzt nicht mehr möglich zu sein.

Wie gut er duftete! Nach Rasierwasser, nach Seife und noch etwas – eben Gerald. Außerdem wirkte er irgendwie größer als sonst … breitschultriger … mehr präsent.