Wilma Müller, geboren 2003, ist noch Schülerin an einem Gymnasium. Mit 13 Jahren begann sie ihre Ideen zu Papier zu bringen. 2019 wurde ihr erster Fantasy-Roman „Aufgelöst – Hinterm Nebel liegt die Wahrheit“ veröffentlicht. „Bougoslavien – ein verspuktes Halloween“ gehört zur Bougoslavien Kinderbuch-Reihe.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2020 Wilma Müller
Illustrator: Marlon Kaup, Wanda Müller, Wilma Müller
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7526-1595-1
Für Meg –
Die charmante Futterdiebin
Hallo, ich bin Chio. Mit meinen zwei besten Freundinnen, Waffles und Pringels, ging ich auf das WWBK-Internat (die Abkürzung stand für Weltweit-bestes-Katzen-Internat). Heute war Halloween und schon seit Tagen steckten wir in den Vorbereitungen.
Im Fach „Backen“ hatten wir eigene Süßigkeiten hergestellt und im Projekt „Technisches Werken“ hatte Pringels ein lebensgroßes Skelett gebaut, dass sich sogar bewegen konnte. Total abgefahren!
Auch sonst hatten wir im Unterricht echt tolle Sachen gemacht.
Stolz schaute ich mich um.
An jeder Ecke stand ein geschnitzter Kürbis, selbst gebastelte Girlanden und Geister hingen überall und brennende Kerzen waren auf den Fensterbänken.
Die ganze Dekoration anzubringen und herzustellen, war echt viel Arbeit gewesen, aber es hatte sich wirklich gelohnt. In den letzten Tagen hatte sich unsere Schule in ein richtiges Gruselschloss verwandelt, stellte ich zufrieden fest.
Es war schon ein gutes Gefühl, die Früchte seiner Arbeit zu betrachten…
Der Spruch klang gut, oder? Irgendwie erwachsen und…schlau.
Nur war es nicht von mir. Schlitzohr, ein alter Kater aus meiner Heimatsiedlung, hat das mal gesagt und ich fand es ganz passend. Aber psst!
Verträumt schaute ich aus dem Fenster. Sonst waren die Bäume hier auf der Hauptinsel immer grün, jetzt hüllten sie sich in rot und gold und orange. So wie sich das gehörte, langen auch ein paar braune Blätter auf dem Boden und wurden von einem Windhauch aufgewirbelt.
Diese Kulisse erinnerte mich richtig an zu Hause. Eigentlich kam ich nämlich von der Herbstinsel. Aber seitdem mich die Orakelkatze zu einem der vier Auserwählten der Jahreszeiteninseln ernannt hatte, lebte ich hier in der Hauptstadt.
An meinem ersten Tag in dieser fremden Welt, hatte ich dann Waffles und Pringels kennengelernt und mit ihnen schon einige Abenteuer zusammen erlebt, doch das ist eine andere Geschichte.
Auf jeden Fall machten wir so gut wie alles zusammen, wir waren ein super Team.
Pringels war übrigens, genau wie ich, eine der Auserwählten, allerdings kam sie von der Sommerinsel. Und Waffles war eine ganz normale Stadtkatze, aber das machte sie nicht weniger besonders. Sie war halt… sie. Apropos…
„Chio!“, rief Waffles völlig außer Atem. „Was ist?“, fragte ich sie gut gelaunt.
Es war endlich so weit, heute war Halloween! Ich freute mich schon riesig auf die Party im Internat, die Süßigkeiten, das Verkleiden und natürlich auch auf das Rundgehen durch die Hauptstadt von Bougoslavien.
„Hast du es nicht mitgekriegt? Man kann sich endlich ein Kostüm holen gehen! Komm mit!“, eilig packte mich Waffles an der Pfote und zog mich mit, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Ich wäre auch von alleine mitgekommen. Schließlich wollte ich mir doch auch das beste Kostüm sichern.
„Wo ist eigentlich Pringels?“, fragte ich atemlos, während wir durch die verzweigten Gänge rannten.
„Sie wollte noch ein paar letzte Details an ihrem Skelett verbessern und dann sofort kommen“, antwortete Waffles abgehackt, sie musste zwischendurch immer wieder nach Luft schnappen.
Die Faltohrkatze war noch schlechter in Form als ich und das soll schon was heißen.
Übrigens, selbst die Kostüme für Halloween wurden selbstgemacht. Allerdings war hier die Oberstufe am Werk gewesen. Um genau zu sein der Kurs „Nähen und Design für Fortgeschrittene“ und ich war schon echt gespannt, was dabei rausgekommen war.
Jeder vom Internat durfte sich eine Verkleidung aussuchen und behalten.
Hoffentlich waren die richtig Guten nicht schon alle weg!
Hastig bogen wir um die Ecke und rannten direkt in eine andere Gruppe Katzen.
„Entschuldigung!“, riefen Waffles und ich sofort wie aus einem Mund und standen schnell wieder auf. Wenn wir noch rechtzeitig da sein wollten, mussten wir uns beeilen.
„Was wollt ihr hier?!“, fragte ein schwarz-weiß gefleckter Kater von oben herab. Oh nein!
Das waren die „Cool-Cats“! Mario, Lucy und Stöpsel!
In ganz Bougoslavien gab es zwar keine richtig bösen Katzen, aber Hochnäsige und Fiese schon und hier stand gerade das perfekte Beispiel vor uns.
Diese ganze Gruppe war nichts anderes als geballte Arroganz. Immerhin hatten sie sich selbst „Cool-Cats“ genannt, das sagt doch schon einiges über sie aus…
„Wir gehen hier zur Schule“, antwortete Waffles schlagfertig. Sie war in so etwas deutlich besser als ich, auch wenn ich dank ihr und Pringels lange nicht mehr so schüchtern war wie früher.
Erhaben schritt Waffles an den Cool-Cats vorbei und ich tat es ihr gleich.
Diese Runde ging eindeutig an uns, aber ich war mir sicher, dass sie sich rächen würden… sobald ihnen etwas eingefallen war. Im Moment schauten alle drei einfach nur ziemlich blöd aus der Wäsche und ich musste mich echt zusammenreißen, nicht loszulachen. Das hätte unseren Abgang mit Stil versaut.
Nachdem wir um die Ecke waren, fingen wir wieder an zu rennen.
Unser Ziel war immer noch ein gutes Kostüm abzustauben. Auch wenn die fassungslosen Gesichter der Cool Cats die Verspätung echt wert waren. So etwas war einfach unbezahlbar!
Schlitternd kamen wir in einer der vielen, großen Hallen des Internats an. Hier wimmelte es nur so von Katzen und viele Kleiderständer waren schon leer. Kurz tauschten Waffles und ich einen vielsagenden Blick, dann stürzten wir uns ins Getümmel. Es war unmöglich irgendetwas zu verstehen, alle redeten wirr durcheinander und es war echt laut. Irgendwann verlor ich Waffles in dieser riesigen Masse von Schülern.
Bei solchen Veranstaltungen merkte man erst, wie viele Katzen wirklich aufs WWBK-Internat gingen…
Auf mich alleine gestellt, schaute ich mir gefühlt tausend Kostüme an, bis ich das richtige fand. Es war einfach perfekt!
Zufrieden krallte ich mir meine Verkleidung bevor sie mir noch jemand anderes vor der Nase wegschnappte.
Weil es unmöglich war Waffles oder Pringels in diesem Knäul aus Katzen zu finden, ging ich einfach zu unserem Zimmer. Bestimmt würden sie zu dem gleichen Entschluss kommen. Und selbst wenn nicht, irgendwann mussten sie ja schließlich zum Umziehen im Zimmer aufkreuzen, es war also nur eine Frage der Zeit…
Fröhlich tänzelte ich durch die Gänge, ich freute mich schon so total auf heute Abend. Das würde super werden!
Es würde jede Menge Süßigkeiten geben und ich hatte ein tolles Kostüm! Uhhhh! Ich konnte es kaum erwarten, vor Vorfreude konnte ich gar nicht mehr still sitzen.
Warum konnte es nicht einfach schon sofort losgehen!?
Als ich im Zimmer ankam, warteten Pringels und Waffles schon auf mich.
„Mir sind sofort drei Hexenkostüme ins Auge gefallen. Feuerhexe, Kräuterhexe und klassisch. Jedes hatte ein voll tolles Extra. Bei der Feuerhexe gab es einen mega krassen Besen und die klassische Version hatte eine Hexenkugel, die sogar echte Bilder zeigen konnte! Keine Ahnung wie die das geschafft haben!
Dafür gab es bei der Kräuterhexe einen Zauberstarb der grüne Funken sprühen kann! Ist doch auch klasse! Auf jeden Fall haben mir dann zwei andere Katzen die Entscheidung abgenommen, weil sie sich einfach Feuer und klassisch geschnappt haben, also habe ich mir schnell Kräuter gekrallt, bevor mir jemand zuvorkommt“, plauderte Pringels sofort drauf los.
„Mein Kostüm ist eine Überraschung“, meinte Waffles nur geheimnisvoll, dabei redete sie sonst echt oft wie ein Wasserfall.
Jetzt schauten meine Freundinnen erwartungsvoll zu mir, sie wollten wohl, dass auch ich meinen Senf zu meiner Kostümwahl abgab… nichts lieber als das!
„Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das Richtige gefunden habe. In dieser Katzenmenge war es gar nicht so leicht, sich zu orientieren. Aber dann hab ich es gesehen und ich wusste sofort, das bin ich, das ist sowas von perfekt! Und das tollste ist, es ist Fellfärbemittel dabei!“, breit grinsend hielt ich eine Tube mit grauem Fellfärbemittel hoch.
„Ich will dich färben!“, riefen Pringels und Waffles im Chor.
Nach einer hartnäckigen Runde Schere-Stein-Papier stand fest, dass Waffles mich einfärben durfte. Trotzdem würde Pringels uns auch helfen, sie spielte Kommandant.
„Also, hier steht, man soll das Fell erst einmal mit einem Lappen befeuchten, bevor man die Farbmasse aufträgt“, meinte Pringels fachmännisch. Sie und Waffles trugen beide Mundschutze und pinke Handschuhe.
Das mit den Handschuhen war wahrscheinlich auch besser so, sie wollten ja keine grauen Pfoten bekommen. Nur die Sache mit dem Mundschutz war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber witzig! Ich fühlte mich, wie bei einer Operation…
„Was ist eigentlich dein Kostüm?“, wollte Pringels von mir wissen, während Waffles mit einem Waschlappen mein Fell nass machte. „Hab ich das noch nicht gesagt?“, stellte ich eine Gegenfrage. „Nicht wirklich“, antwortete mir Waffles und wischte mir, wie eine Mama ihrem Kind, über den Kopf.
„Vampirkatze. Ich gehe als Vampirkatze“, erklärte ich zufrieden. „Aha. So. Jetzt muss die Farbe gleichmäßig im Fell verteilt werden, also drück auf die Tube Waffles!“, mit einem todernsten Blick überreichte Pringels der Faltohrkatze die Farbe.
„Ay, ay, Kapitän!“, witzelte Waffles und salutierte, bevor sie die Tube entgegennahm. Waffles fing mit meinem Rücken an und massierte die Farbe gründlich ein.
Weil es doch mehr Arbeit war als gedacht, half bald auch Pringels bei der ganzen Sache.
Hach war das schön! Total tiefenentspannt fing ich an zu schnurren. Das war ja wie eine Massage! Eine echt gute Massage!
Plötzlich fingen Waffles und Pringels an zu lachen. Verwirrt schaute ich sie an: „Was ist los?“ „Deine…deine…Haare“, keuchte Pringels und kicherte hemmungslos. Irritiert und gleichzeitig neugierig schaute ich in den Spiegel und prustete sofort los vor Lachen.
Zwischen meinen Ohren standen meine Haare steil nach oben, ich glaube man nennt diese Frisur Irokesen-Haarschnitt. Außerdem waren zwar schon die unteren Enden meines Fells grau, aber die Spitzen waren immer noch Karotten-orange. Das sah so albern aus!
„Du könntest als Punk gehen!“, schlug Waffles immer noch kichernd vor. Zum Spaß tat ich so, als würde ich richtig wild Gitarre spielen, auf meiner Luftgitarre rockte ich so richtig ab. Aber nicht lange, denn dann musste ich wieder so heftig lachen, dass ich mich auf dem Boden hin und her rollte.
Bei der Aktion bekamen die weißen Fliesen des Badezimmers ein bisschen was von der noch nicht getrockneten grauen Farbe ab. Na ja, nicht weiter schlimm, konnte man ja alles wieder weg wischen.
Nachdem wir uns alle drei wieder etwas beruhigt hatten, wurde ich zuerst noch fertig eingefärbt und danach machten wir den Boden in Gemeinschaftsarbeit sauber.
Als wir mit allem fertig waren, war es schon fast fünf Uhr. Krass wie schnell die Zeit verflog, wenn man etwas zu tun hatte. Die Zeit zwischen dem Mittagessen und dem Kostüme-Aussuchen hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt, dabei war es nur eine Stunde gewesen und jetzt gerade, hatten wir zwei rumgekriegt…
Bis zu der großen Halloween-Party war nicht mehr so viel Zeit. Noch etwas mehr als eine Stunde. Man war ich aufgeregt! Pringels zog sich einfach in unserem Zimmer um, während sich Waffles in dem anliegenden Badezimmer verkroch. Sie machte aus ihrem Kostüm immer noch ein riesiges Geheimnis, ich war schon gespannt was es war…
Jetzt, da ich komplett grau gefärbt war, erkannte ich mich selbst kaum wieder, wenn ich in den Spiegel schaute. Aber so sollte es ja auch sein. Zum Abschluss musste ich nur noch meine zwei violetten Flügel an meine Arme schnallen und mir die Vampirzähne auf die Eckzähne stecken.
Damit war ich am schnellsten fertig, Waffles und Pringels brauchten viiiieeel länger.
Gelangweilt legte ich mich in mein Bett. Hier standen insgesamt vier Betten, jeweils zwei Etagenbetten an gegenüberliegenden Wänden.
Natürlich hatte ich eins von den oberen Betten, ich war immerhin echt super im Klettern, auch wenn man, um aufs Hochbett zu kommen, jetzt nicht unbedingt ein Profikletterer sein musste. Unter mir schlief Waffles, auf der anderen Seite Bella und im zweiten Hochbett Pringels.
Bella ist übrigens auch eine Auserwählte der Jahreszeiteninseln, sie kommt von der Frühlingsinsel. Aber das macht uns trotzdem nicht zu Freundinnen, sie ist nämlich echt eingebildet und tussihaft drauf.
Schon nach der ersten Woche hier, hatte sie einen eigenen Fanclub und genoss die Aufmerksamkeit richtig.
Täglich schwang sie im Speisesaal für ihre Bewunderer große Reden. Wollte man aber mal ein richtiges Gespräch mit ihr führen, kam nichts dabei raus, sie war total oberflächlich!
An sich würde sie ein super Mitglied für die Cool Cats abgeben, aber die sahen sich eher als Konkurrenten. Sie spielten ja in der gleichen Liga, bla, bla, bla. Für mich war das ganze ehrlich gesagt zu hoch. War halt nicht meine Welt. Definitiv nicht.
Allerdings hatte ich auch so gut wie gar nichts mit solchen Katzen zu tun. Ja, manchmal traf ich sie im Flur oder im Speisesaal und wir hatten alle gemeinsam Unterricht, doch alles in allem ging jeder seine eigenen Wege. Zum Beispiel jetzt. Bella war zu ihren hirnlosen Freundinnen gegangen und Waffles, Pringels und ich waren unter uns. Also alles nur halb so schlimm.
„Chio?! Hörst du mir überhaupt zu?!“, fragte mich Pringels laut und riss mich aus meinen Gedanken. Während ich so vor mich hin gegrübelt hatte, hatte sie sich richtig zurecht gemacht.
Sie trug ein Kleid mit schlabbrigen Ärmeln. Es war mit verschiedenen Pflanzenranken- und Blumenmustern verziert und hatte ganz unterschiedliche Grüntöne. Auch ihr spitzer Hexenhut war in ganz vielen Grünabstufungen gehalten. An ihrem Hut steckte ein kleiner Strauch von irgendeinem getrockneten Kraut, sah ein bisschen so aus, wie die Feder an einem Jägershut.
Um ihren Bauch hatte sie einen hellbraunen Gürtel mit goldener Schnalle.
Und zur Krönung hing ihr eine Kette mit einem hübschen grünen Kristall um den Hals. Zu ihrem sandfarbenen Fell passte dieses Grün echt gut. Aber das ganze Kostüm stand ihr einfach super und es sah echt magisch aus.
„Du siehst mega toll aus“, meinte ich ehrlich. Die Abessinier-Katze machte den Mund auf, um irgendetwas zu sagen, doch bevor sie die Chance dazu hatte, ging die Badezimmertür auf und Waffles kam zum Vorschein…
Mir wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen!
Sie trug ein rosa, pinkes Kleid, mit ganz vielen Rüschen und jede Menge Glitzer. Am Schwanz hatte sie ein elegantes rosa Bändchen mit kleinen Edelsteinen und am Hals das Gegenstück dazu, in Form eines Halsbands. Ihre linke Pfote wurde von einem Rüschen-Armband geschmückt und auf dem Kopf trug sie ein silbernes, funkelndes Diadem.
Waffles war zur Prinzessin mutiert!
Auch Pringels war total überwältigt und wusste wohl nicht so recht, was sie davon halten sollte. Auf jeden Fall sagte niemand ein Wort.
„Und was haltet ihr von meinem Kostüm?“, brach Waffles schließlich das Schweigen und drehte sich einmal demonstrativ um sich selbst. „Ich bin sprachlos“, sagte ich ehrlich. „Es ist mal was Anderes“, meinte auch Pringels unsicher.
„Gefällt es euch nicht?“, fragte Waffles und sah dabei so schrecklich traurig aus.
Ich fühlte mich so schlecht, ich hatte sie doch nie verletzen wollen! Mir tat Waffles so leid! Sofort sprang ich vom Bett auf und kam zu ihr.
„Du siehst in allem wunderschön aus. Es kam nur halt ziemlich überraschend, dich so als Prinzessin-Glitzerexplosion zu sehen“, warm lächelte ich sie an und umarmte sie fest.
„Genau“, stimmte mir Pringels liebevoll zu und schloss sich unserem Gruppenkuscheln an.
Das melodische Läuten der Glocken ließ uns auseinanderfahren.
Mit vor Aufregung weiten Augen schauten wir uns alle drei an und riefen im Chor: „Sechs Uhr!“
Ohne uns absprechen zu müssen, rasten wir aus dem Zimmer und in Richtung Festhalle. Es ging endlich los!!!
Seit dem Beginn der Dekoration, also Anfang dieser Woche, war ich nicht mehr in diesem riesigen Saal gewesen. Alle großen Feiern wurden da abgehalten, auch die Einschulungen fanden dort statt.
Doch jetzt war der gigantische Raum kaum wiederzuerkennen.
Die Oberstufe hatte echt was geleistet. Es gab sogar schwebende Kerzen! Total abgefahren! Auf einer Bühne stand unsere Schulleiterin Polly.
Sie hatte sich als Skelett verkleidet, aber ich konnte sie trotzdem noch gut erkennen. Nicht weil das Kostüm schlecht war, es war super, nein, es war einfach die Art wie sie da vorne stand und Autorität ausstrahlte. Sie war die Alpha-Katze dieser Schule, das merkte man sofort, man musste sie nur ansehen und wusste es.
Allerdings war sie keine dieser strengen Lehrer, Polly war echt voll in Ordnung. Ein bisschen erinnerte sie mich an Romeo, er war der Anführer der Baumhaussiedlung.
„Hallo, alle zusammen!“, sagte die Schulleiterin in das Mikrophon auf der Bühne: „Habt ihr Lust zu feiern?“
„Ja!“, riefen alle im Chor. „Aber zuerst werden Süßigkeiten gesammelt!“, meinte Polly mit einem breiten Grinsen.
„Ja!“, antworteten wieder alle total begeistert.
„Dann los! Jeder holt sich eine Kürbis-Tüte am Ausgang und macht die Stadt unsicher! Und danach wird GEFEIERT!“, beim letzten Wort riss die verkleidete Siamkatze die Pfoten in die Luft.
„Jaaaaaa!“, noch während der Zustimmungs-Schrei andauerte, rannten alle aus dem Saal. Pringels, Waffles und ich waren ziemlich schnell draußen, wir hatten ja auch recht weit hinten gestanden, weil wir so spät gekommen waren.
Schnell griffen wir uns diese lustigen, unechten Kürbisse, die jede Menge Platz für Süßkram boten und rannten mit all den anderen Katzen über den Schulhof.
Das Gefühl war echt unbeschreiblich! Einfach der pure Wahnsinn!
Die aufgekratzte Stimmung der anderen Katzen war ansteckend und steigerte meine gute Laune, wenn das überhaupt noch ging.
Alle liefen in dieselbe Richtung, wir waren wie eine Einheit, ich hatte das Gefühl ich würde untertauchen in diesem Strom aus Katzen und doch fühlte ich mich so stark und einfach nur gut drauf! Mir war als könnte ich gleich einfach abheben!
Als wir dann das Eingangstor der Schule hinter uns gelassen hatten, löste sich die Schüler-Menge auf, jeder ging in eine andere Straße.
Waffles übernahm für unsere Gruppe die Führung, immerhin war sie in der Hauptstadt aufgewachsen und kannte sich hier deutlich besser aus, als Pringels und ich.
Von Straßenlaterne zu Straßenlaterne waren Girlanden mit Geistern und Skeletten