Heiteres aus der Welt der Etikette
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© 2017 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT
Alle Abbildungen im Buch inkl. Umschlagmotive: © Benedikt Kobel
Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten
Gesetzt aus der Arno Pro
Designed in Austria, printed in the EU
ISBN 978-3-99050-101-6
eISBN 978-3-903083-78-3
Der richtige Ton zur rechten Zeit
erspart dir Mühe, Not und Leid!
ROMAN E. SVABEK
Achtung! Eine hohe Anzahl militärischer Auszeichnungen verlangt auch eine dementsprechende Qualität des Uniformstoffes.
Zum Geleit
Maria Großbauer
Umgangsformen hier und heute!
Oder doch von gestern?
Unterschiede, Neuerungen, Verhalten –
was darf ich? Oder lieber nicht?!
Achtsamkeit & Sittsamkeit
Kultur oder Subkultur
Der öffentliche Raum
Gehen, stehen, sitzen, liegen, tanzen …
Höflichkeit – was dat?
Hilfe, die Tür!
Helfen und »Helfen«
Brummbrumm – vom Autofahren
Feiertage & Festtage
Hendi
Grüßen und Vorstellen
Selbst die Kuh sagt Muh, kommt sie zur Gruppe dazu!
Grußformen, Kontakt, das Wort
Ladies first! Oder doch der Chef?
Vorstellen & Bekanntmachen
In der Gruppe, im Freundeskreis, öffentlich und privat
Drinnen & draußen
Party!
Küss die Hand!
Der Smalltalk – der Breittalk
Einladen und Schenken
Der Gast/die Gästin
Bei Tisch
Schneiden, beißen, kauen: Never change a running system!
Essen? Einladen und Annehmen
Wo sitz’ ich?
Wie sitz’ ich?
Warum sitz’ ich?
Das Restaurant oder: Zu Hause schmeckt’s am besten
Das Werkzeug
First served
Gangschaltung
Smoking oder doch nur Kaffee
Fast Food
Slow geht’s auch
Ich Wein …
Vom Genuss: richtig konsumieren
Dress-sense
Kleidung oder Ähnliches
Allgemeine Kleidungswünsche
In der Arbeit
Freizeit – juhuuu!
A bisserl Haut(e)
Der festliche Anlass
Make auf – Make ab
Bling-Bling – oder welchen Schmuck heute?
Geschäftliches
Always wear international flair
Vom Erfolg
Ränge und Logen
Ansprechendes Verhalten
König und Joker
Im Hotel
Die Schlange
Zahlen oder nicht zahlen …
Von Wienern und Wienerinnen
Tu solus Vindobona
Der Wiener Ton
Servus
Suizide
Handküsse
Kaffeehaus
Über die Autoren
Marschallin: »Hat Er keine besseren Gepflogenheiten?«
Octavian: »Wenn Ihr zu dumm ist, wie ich mich benehm’, und wenn Ihr abgeht, dass ich kein Geübter in solchen Sachen bin, dann weiß ich überhaupt nicht, was Sie an mir hat!«
Die Frage nach guten Gepflogenheiten oder dem richtigen Benehmen beschäftigt die Menschen seit vielen Jahrhunderten. Nur: Was ist richtiges Benehmen? Und was ist Etikette? Was für die einen eine wesentliche Eigenschaft eines zivilisierten Menschen ist, mögen andere als überflüssige Gespreiztheit oder anachronistische Unmündigkeit betrachten. Einigen wir uns darauf: Bestimmte Regeln der »Etikette« mögen vielleicht heute nicht mehr nötig sein oder gar unpassend erscheinen, anständige Umgangsformen hingegen sind durchaus zeitgemäß – und sehr notwendig. Also wertschätzender, respektvoller Stil im zwischenmenschlichen Umgang als Ausdruck von Kultur – von der Gesprächs-Kultur über die Ess-Kultur bis zur Streit-Kultur. Oder wie es Roman E. Svabek zusammenfasst: »Gutes Benehmen heißt, den anderen nicht dumm dastehen zu lassen!«
Beeindruckend ist für mich die Tatsache, dass es zumindest einmal im Jahr ein verstärktes Bedürfnis nach Ratschlägen zu »Do’s & don’ts« gibt: in der Ballsaison! Sich der »Welt der Etikette« auf andere Weise anzunähern, haben die zwei Autoren dieses Buches beschlossen, die sich übrigens auch in der Ballsaison »gefunden« haben und bereits seit mehreren Jahren aktiv beim Wiener Opernball mitwirken. Roman E. Svabek – passionierter Tanzlehrer und Opernball-Zeremonienmeister mit Leib und Seele – und Benedikt Kobel – unverzichtbarer Tenor im Ensemble der Wiener Staatsoper und Karikaturist – gehen es ernsthaft und fundiert im Kern, locker und augenzwinkernd in der Form an. Es liest sich wunderbar und ist großartig anzuschauen.
Viel Vergnügen!
Maria Großbauer
Organisatorin des Wiener Opernballs
Unsere Umgangsformen sind, kurz gesagt, ein Vorschlag über den Umgang miteinander. Das Zwischenmenschliche, wie es so schön heißt. Oder auf Neuhochdeutsch: Inter-Nett!
Das Miteinander, das »Wie tu ich jetzt?« und »Was mach ich mit dir als Gegenüber?«, ist eine lange (ja sogar extremst lange) Geschichte von Missverständnissen. Eine Entwicklung aus den unterschiedlichsten Kulturen dieser Welt. Über Jahrtausende haben uns Verhaltensweisen und Gepflogenheiten unserer Vorfahren geprägt. Den Völkerwanderungen sei Dank. Die Vielvölkerstaaten vor unseren jetzigen Staatsgebilden, das römische Imperium, die großen Handelsrouten der Welt, der englische Forscherdrang, der rege Austausch mit China, die Seidenstraße, die Erforschung Afrikas, Indiens … Kurz gesagt: »Überall zieht man sich anders an.« Den Grundkonsens aus den Schnittstellen dieser vielfältigen Einflüsse, die in allgemeine (wie Parks, Plätze und Begegnungszonen) und öffentliche Bereiche (wie Amt oder Magistrat) des Lebens hineinwirken, auf den man (und auch Frau) sich geeinigt hat, nennt man Umgangsform.
Und ja! Umgangsformen sind aktueller denn je! In einer Welt, in der der öffentliche Raum immer mehr zur individuellen Nutzung abgeschotteter Einzelwesen verwendet wird (siehe Kapitel »Hendi«), ist das Miteinander unser wichtigstes Gut.
Wie störe ich andere nicht? Wie kann ich zuvorkommend sein? Kann man sich zurücknehmen und trotzdem der Star sein? Wie viel Rücksicht ist aus meiner Sicht zu viel? Ich bin höflich und umsichtig! Ich bin für andere da! Hilfsbereit und akzeptierend! Spannende Fragen. Klare Antworten. Es geht uns alle an!
Wir wollen hier ein wenig Aufklärung betreiben und aufzeigen, dass zwar alles wichtig ist, aber vielleicht doch auch nicht ganz so steif und trocken, wie man glauben möchte. Viel Spaß beim Nachschlagen und Studieren unseres Werkes! Wir beobachten Sie genau … Internett sei Dank!
Belebter Platz mit Knoblauchesser
Grundlegend ist dem Menschen eigen, dass er die Welt aus seinem Inneren (durch seine Augen) betrachtet. Das Schwierige beim Achtsamsein ist, dass dies nicht so sein sollte. Ein Blick von außen auf die Gesamtsituation macht oft deutlich, was zu tun gewesen wäre. Im Wesentlichen geht es darum, ein wenig die Umgebung zu beobachten. Da kommt mir jemand am engen Gehsteig entgegen! Am Straßenrand spielen Kinder mit dem Ball! Alle warten vor der Bustür aufs Einsteigen, und von drinnen wollen die raus, Hilfe! Alle stehen, nur ich bleibe sitzen?
Auch verlangt (ja, verlangt!) das Miteinander Rücksichtnahme gegenüber den Mitmenschen. Man sollte nicht unbedingt zeigen, wie wenig man von deren Meinung, Lebensstil oder Kultur hält. Andere nicht vor den Kopf zu stoßen, ist eine Grundregel. »Lächeln und dann machen, was man will«, sagt der Experte. Rücksichtnahme ist auf alle Fälle ein Ausdruck des Respekts, und den fordern wir ja schließlich alle ein. So gleich wir sind und so individuell wir sein dürfen, so wollen wir alle akzeptiert werden, wie wir sind. Respekt, Alter!
Dem Anlass entsprechend darf sich Mann und auch Frau »fein machen«, unter Rücksichtnahme auf Gepflogenheiten. Vermeiden Sie es also, im Bikini in die Oper zu gehen oder im Ballkleid ins Kino. Auch hat es sich nicht bewährt, im Frack den Tiergarten zu besuchen. Die Wärter wollen Sie sonst einfangen.
Jeder von uns fühlt sich durch etwas belästigt. Mancher vom Knutschen eines verliebten Pärchens im Kaffeehaus. Ein anderer von Rucksäcken in der U-Bahn. Der Rucksack hat noch nie gestört. Diese Achtlosigkeit des Besitzers schon eher. Auch lautes Reden in Anwesenheit Unbekannter ist etwas, das man vermeiden sollte. Entscheidend ist, dass wir alle miteinander auskommen müssen. Ohne Umsichtigkeit geht dies nun mal nicht. Auch ist es vermessen, anderen die eigene Sichtweise aufzudiktieren. Wir sind alle anders und das ist gut so. Die Akzeptanz der anderen innerhalb einer Gesellschaft ist wichtiger als das mutwillige Verstören einzelner Gruppen oder einzelner Personen durch respektloses Verhalten.