Für Siegfried

Fotos: Siegfried und Ingeborg Bauer

Layout: Ingeborg Bauer

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© 2017 Ingeborg Bauer

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-744831987

PORTUGAL – Lyrisches Kaleidoskop

Inhalt:

Cabo São Vicentina - der westlichste Punkt Europas

PORTUGAL 2005 -
Gedanken zu einer Reise

Anreise im Flugzeug

Vom Flugzeug aus

wird die Landschaft zum Teppich

nur die höchsten Gipfel ragen heraus

unsere Stadt ist ihrer Hügelstruktur

verlustig - die Steile wirkt abgeflacht

und verändert die Perspektive:

Häuser wie kleine Bausteine

und in solcher Zahl, wie ich sie mir

als Kind zum Spielen gewünscht hätte.

Lauter kleine Steine, die die Topografie

unserer Stadt ausmachen, gerastert

und ähnlich wie die gleichen

ungleichen Steinchen in Mosaiken,

verwandt den portugiesischen Azulejos,

die sich aneinanderreihen lassen

zu einer Monotonie des Stetigen,

die ohne das Einzelne

nicht bestünde.

Den Mosaiken der bebauten Flächen

folgt das Patchwork der Felder,

die sich um die Verdichtungen

von Häusern und Straßen gruppieren -

schöne Muster auf dem Modell

von Spinnennetzen beruhend,

mit Flächen, die zunächst mit grünen

und ockerbraunen Tönen gefüllt sind,

bis das Gelb der Rapsfelder sich

alle andere Farbigkeit unterwirft.

Dann schließt sich der Vorhang,

wir sind über den Wolken

in einer Helligkeit von Blau,

die monochrom strukturlos

künstlich erscheint und kalt.

Lissabon

In Lissabon

dominieren zuweilen - anders als

in vom Islam beherrschten Ländern -

die Fenster, die hochgeschossenen Fassaden

schlaksig und schlank

mit farbig scharf umrissenen Augen, die

wie in heftig geschminkten Gesichtern,

diese betonen - und doch stehst du

vor blinden Scheiben, die deine Blicke

abperlen lassen wie tränenden Regen -

und die Träume ihrer Bewohner

bleiben dir fremd wie ihre Tränen.

Die hochgetürmten Fassaden

bewahren die Stille

trotz des Lärms in den Gassen.

Nur die flatternde Wäsche

kündet vom Alltag

der Menschen.

Lissabon - Eindrücke

Grell-leuchtend und üppig die Bougainvillea

über den hellen hohen Häuserzeilen.

Der Blick schweift hinauf

zur grünen Insel um das Kastell

und hinunter zum graublauen Tejo,

zur ihn in hohem Bogen umspannenden Brücke -

bei halb geschlossenen Augen

könntest du in den Booten die Karavellen

von einst wiedererkennen.

Talha Dourada

Die Kirche des Heiligen Rochus

erschlägt einen mit diesem

in Gold getauchten horror vacui –

die Hölzer Brasiliens in hochbarocke

Formen geschnitten, die das Holz

zu überwuchern, aus ihm zu quellen

scheinen wie die unzähligen

Kindchengesichter der Putti

aus dem üppig schwellenden

Gewand der Madonna, als

ginge es um die Fruchtbarkeit

einer archaischen Muttergöttin –

und dieses Gold, das dann

dem Armenhaus Portugal fehlte!

Die portugiesische Fahne

rot und grün mit dem Wappen

als Emblem: den sieben

portugiesischen Burgen

und den fünf Wundmalen Christi -

so steht der Traum

im Kontext von Leiden –

die portugiesische Saudade –

Straßenlaternen künden

mit ihren ausgestreckten Armen

von Portugals großer Zeit –

die Karavelle weist hin auf das Licht,

das Gold aus fernen Landen,

das kam und ging

und Portugals Kirchen vergoldete,

die Menschen aber letztendlich

in Armut zurückließ

und mit der Sehnsucht

nach der Erfüllung

von diesem großen Traum.

Das große Beben erschütterte

im Jahre 1755 ganz Europa.