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© für die Originalausgabe und das eBook: 2016 nymphenburger in der

F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: Adrian Campfield/Trevillion Images

Satz und eBook-Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-485-06135-3

Inhalt

Einleitung

1. KAPITEL

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Aktuelle Nahtodstudien

Die Anfänge

Neuere Studien

Die Wirklichkeit des Jenseits

Die AWARE-Studie

2. KAPITEL

Die Kernelemente einer echten Begegnung mit dem Tod

Die Konfrontation mit dem Tod

Die außerkörperliche Erfahrung

Bewusstseinskontinuität

Der Übergang in die geistige Welt – Tunnelerfahrung

Die Begegnung mit dem Licht

Die Lebensrückschau

Die Rückkehr in den Körper

Persönlichkeitsveränderungen

Auswirkungen

3. KAPITEL

Was Sterbende an der Schwelle erleben

Einblicke Sterbender in das Jenseits

Studien über Sterbebettvisionen

Die Rolle der Engel

Visionen von überfüllten Räumen

Was im Augenblick des Todes und danach geschieht

4. KAPITEL

Die gemeinschaftliche Todeserfahrung

Empathisches Erleben

Die außerkörperliche Erfahrung

Veränderte Raumwahrnehmung

Die Begegnung mit dem Licht

Musik und Klänge

Die Wahrnehmung himmlischer Welten

Die gemeinsame Lebensrückschau

Dunstschleier zum Todeszeitpunkt

5. KAPITEL

Das Jenseits aus der Sicht der Nahtoderfahrenen

Die höhere Wirklichkeit

Der Eintritt in die himmlischen Welten

Körperwahrnehmung und die neue Umgebung

Visuelle und akustische Wahrnehmungen

6. KAPITEL

Begegnungen mit Verstorbenen, Engeln und Geistwesen

Verstorbene

Engel und Geistwesen

7. KAPITEL

Die Begegnung mit dem Licht

Die transformative Kraft

Die reine Liebe des Lichtwesens

Allumfassendes Wissen

8. KAPITEL

Der Kern der Mystik

Der historische Aspekt der Jenseitsschau

Das göttliche Licht in der Bibel

Was ist Mystik?

Schamanismus

Hinduismus

Buddhismus

Taoismus

Die Mysterienschulen

Judentum

Christentum

Islam

Die Essenz der Mystik

9. KAPITEL

Gotteserfahrungen

Mystik und Nahtod

Die ultimative Erfahrung der Verschmelzung mit Gott

10. KAPITEL

Das Leben in der geistigen Welt

Die astralen Welten

Der Augenblick des Todes

Der Eintritt in die geistige Welt

Wahrnehmung in den astralen Welten

Die Macht der Gedanken

Die erdgebundenen Seelen

11. KAPITEL

Die Orientierungsphase

Empfang

Kommunikation

Die neue Umgebung

12. KAPITEL

Die Phase der Erinnerung

Die Wahrheit des gelebten Lebenserkennen

Heilung

Selbstkorrektur

13. KAPITEL

Die höheren Lichtwelten

Unterschiedliche Erlebensmöglichkeiten

Rückkehr in die reine Gedankenwelt

Begegnungen mit den Seelengruppen

Kosmisches Bewusstsein

Die Verschmelzung mit Gott

14. KAPITEL

Was wir aus Nahtoderfahrungen für das Leben lernen können

Die Eigenschaften der universellen Liebe

Gott

Die Weiterentwicklung nach dem Tod

Danksagung

Kontakt

Literatur

Anmerkungen

Einleitung

Ein Buch über das Jenseits zu verfassen erscheint vielen Zeitgenossen als ein wagemutiges Unterfangen, zumal nach wie vor geglaubt wird, dass wir über das Leben nach dem Tod gar nichts wissen können. Das wird dann gerne mit dem Argument erhärtet: »Es ist ja noch niemand zurückgekommen!« Natürlich wird auch angezweifelt, ob es überhaupt ein Jenseits gibt.

Und doch zieht sich das Wissen über das Sterben, über das, was mit uns beim Sterben geschieht, und über das Leben danach wie ein roter Faden durch die gesamte Weltgeschichte. Seit Jahrtausenden überliefern alle Kulturen und Religionen eine unüberschaubare Vielfalt von Quellen und Dokumenten, die Erlebnisse jenseits der körperlichen Existenz belegen.

In diesem Buch sollen vor allem auf zeitgenössischen Nahtoderfahrungen basierende Aussagen über die andere Welt untersucht werden. Ich werde versuchen, Gesamtzusammenhängen nachzuspüren, um auf diese Weise Eindrücke davon zu vermitteln, wie man sich das Jenseitsleben vorstellen kann. Das ist keine spekulative Art der Betrachtung, sondern eine zutiefst empirische Herangehensweise. Alle Schilderungen des Erlebens verweisen durch die Jahrtausende hindurch auf eine absolute Konstanz der Jenseitsschau.

Der Leser sollte stets berücksichtigen, dass die Gleichzeitigkeit und Einheit des Erlebten kaum in menschlichen Worten ausgedrückt werden kann. Derartige Erfahrungen erfolgen nicht durch die menschlichen Sinne, sondern sind nur durch einen erweiterten Bewusstseinszustand jenseits des Körpers zugänglich. Dennoch sind die Metaphern, die von den Erlebenden zwecks Schilderung ihrer Erfahrungen benutzt werden, immer sehr ähnlich – und das von Anbeginn der Zeit und der schriftlichen Aufzeichnungen.

Nahtoderfahrungen sind seit vierzig Jahren Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Forschungen. Neueren Studien zufolge haben weltweit über sechzig Millionen Menschen Todeserfahrungen gemacht, wobei die Dunkelziffer noch bei Weitem höher anzusetzen ist, da viele Menschen über ihre diesbezüglichen Erfahrungen nicht sprechen – aus Angst, für verrückt gehalten zu werden, oder weil sie diese als ein intimes Geheimnis hüten wollen.

Unter einer Nahtoderfahrung (NTE) verstehen wir die Erlebnisse von Menschen, die klinisch tot gewesen sind, die ihren Körper vorübergehend verlassen haben und häufig von tiefen Einblicken in jenseitige Welten und Begegnungen mit Gott berichten. Der klinische Tod definiert sich durch den Stillstand der Gehirnaktivitäten und wird festgestellt durch eine Null-Linie im EEG, einer Messmethode der Hirnfunktionen. In Wirklichkeit ist ein Patient mit Herzstillstand weder in Todesnähe noch an der Grenze des Todes noch im Zustand eines bevorstehenden Todes, sondern er ist bereits tot.

Menschen mit derartigen Erfahrungen sind tatsächlich vom Tod zurückgekehrt, eine Auffassung, die mittlerweile immer mehr Forscher und Mediziner, die sich ernsthaft mit Todeserlebnissen beschäftigt haben, vertreten. Statt weiterhin den Begriff »Nahtoderfahrung« zu strapazieren, wäre es weitaus zutreffender, von einer Erfahrung des »vorläufigen Todes« zu sprechen.

Nahtoderfahrungen geben Auskunft darüber, was wir alle erleben werden, wenn wir sterben. Die wesentlichen Merkmale wie Frieden und Schmerzfreiheit, Außerkörperlichkeit, Bewusstseinskontinuität, der Übergang durch einen Tunnel oder Dunkelheit, an deren Ende das berühmte Licht aufscheint, wie auch eine Lebensrückschau, die in der Gegenwart des Lichtwesens vollzogen wird, sind vielen Menschen bekannt. Und dieses Wissen hat sich als äußerst relevant für die Begleitung Sterbender erwiesen, da im inneren Sterbeprozess ähnliche Phasen durchlaufen werden.

Was jedoch weniger bekannt sein dürfte und bislang von der Forschung vernachlässigt wurde, ist der Umstand, dass Todeserlebnisse auch tiefe Einblicke in die Jenseitswelt vermitteln. Es kann zu intensiven Begegnungen mit Verstorbenen kommen, paradiesische Landschaften werden erblickt, viele berichten von einer überirdischen Liebe, der Verschmelzung mit allem Wissen und mit dem Gotteslicht. Das Licht des EINEN trägt und erhält alles Leben im Diesseits wie im Jenseits.

Insofern können wir die vielfältigen Nahtoderfahrungen unserer Gegenwart sehr wohl als »Nahgotterfahrungen« bezeichnen oder auch als göttliche Neuoffenbarungen. Sie zeigen uns den tieferen Sinnzusammenhang unseres Lebens und das Eingebundensein in einen göttlichen Plan.

In diesem Buch erläutere ich zunächst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse wie auch die Kernelemente der Todeserlebnisse. Im Anschluss daran geht es um die Schwellenerlebnisse Sterbender und die Einblicke in jenseitige Welten, die ihnen durch das Nahtodbewusstsein vermittelt wurden. Das bislang wenig erforschte Phänomen der gemeinschaftlichen Todeserfahrungen, wobei ein Angehöriger in die energetische Sogwirkung des Sterbevorgangs einbezogen wird und sich dabei außerhalb seines Körpers befindet, ist gleichfalls von großer Relevanz. Dabei wird nicht nur der direkte Sterbevorgang miterlebt, die Erlebenden erhalten auch Einblicke in die himmlischen Welten.

Im weiteren Verlauf werden die unterschiedlichen jenseitigen Elemente der Nahtoderfahrungen vorgestellt und der Kern der historischen mystischen Erfahrungen in den spirituellen Traditionen beschrieben, wie auch die Verbindung zu den Gotteserfahrungen in den zeitgenössischen NTEs aufgezeigt wird.

Im letzten Teil des Buches werden drei mögliche Stufen der Entwicklung dargestellt, die zur Auferstehung in den göttlichen Geist führen. »Schauplatz« dieser Entwicklung sind die astralen Welten, in die wir nach unserem Tod eingehen und in denen wir mit der Macht unserer Gedanken konfrontiert sind. Dabei wird der niedrigste mögliche Bewusstseinszustand der erdgebundenen Seelen ebenso dargestellt, wie auch das Empfangen-Werden durch vorangegangene Verstorbene in der Orientierungsphase. Topografische Eindrücke der astralen Welten werden vermittelt und Eindrücke davon, wie wir uns das Leben in dieser anderen Welt vorstellen können. Die astralen Welten sind noch von erdwärts gerichtetem Denken beherrscht.

Es geht um den Wunsch des Einzelnen, sich geistig weiterzuentwickeln. Dazu gehört der Mut, sich mit der Wahrheit des gelebten Lebens auseinanderzusetzen. Die Phase der Erinnerung ist Heilung von negativen Emotionen und eine Art Selbstkorrektur. Wer diese Stufe erklommen hat, gelangt in die Welt des Lichtes, um schlussendlich mit Gott zu verschmelzen als ewige Geistidentität, die wir schon immer waren und sein werden. Dann sind wir befreit von allem Ballast und sind allgegenwärtige Mitschöpfer geworden.

Die Einblicke der Menschen in die andere Welt sind äußerst hilfreich und haben eine praktische Relevanz für unseren Umgang mit Sterbenden wie auch für unser eigenes Leben. Die Beschäftigung mit den Todeserlebnissen wird unser Weltbild für immer verändern. Die Angst vor dem Tod löst sich auf und wir erhalten die Gewissheit, dass Gott Liebe ist.

1. KAPITEL

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Aktuelle Nahtodstudien

In den letzten zehn Jahren sind eine Vielzahl naturwissenschaftlicher Studien über die Nahtoderfahrungen durchgeführt und publiziert worden. Der gemeinsame Nenner ist, dass sich vornehmlich in Europa, aber auch in Amerika Mediziner unterschiedlicher Disziplinen mit dem Phänomen der Todesnähe auseinandergesetzt haben.

Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte wird darauf verwiesen, dass der bisher in der Forschung verwendete Begriff der Nahtoderfahrungen zu unscharf sei, da die Wissenschaftler herausgefunden haben, dass es sich um echte Todeserlebnisse handelt, was auch als »vorläufiger Tod« bezeichnet wird. Hier liegen also reale Jenseitserfahrungen vor.

Um das erleben zu können, das heißt, damit die Seele den Körper verlassen kann, muss die Todeslinie überschritten werden. Die Voraussetzung für ein Todeserlebnis ist der klinische Tod. Dieser geht einher mit einem Herz- und Atemstillstand, was dann innerhalb weniger Minuten ein Absterben der Gehirnfunktionen bewirkt. Warum aber manche Menschen während des klinischen Todes ihren Körper verlassen – was ich als Überschreiten der Todeslinie bezeichnen würde –, andere hingegen nicht, lässt sich nicht erklären.

Es zeigte sich in allen vorliegenden Studien, dass etwa achtzehn Prozent derjenigen, die klinisch tot gewesen sind, ihren Körper verlassen haben. Das heißt nicht, dass all die anderen nichts erlebt haben, aber offenbar haben sie die Todeslinie nicht überschritten. Mögliche Faktoren sind Widerstände, Angst vor Kontrollverlust oder eine Behandlung mit Betäubungsmitteln, die das Kurzzeitgedächtnis auslöschen.

Die Wissenschaft neigt heute überwiegend zu der Annahme, dass der Mensch ein Zufallsprodukt der Evolution ist und alle Lebensfunktionen sich einzig auf den Körper beziehen. Bewusstsein ist demnach ein Nebenprodukt von Gehirnströmen. Daher kann Bewusstsein nicht außerhalb des Körpers und außerhalb des Gehirns existieren. Der Mensch wird als reines Gehirnwesen definiert, dessen Ich nach seinem Tod ins Nichts verlöscht. Es gibt dann weder eine Seele noch ein Leben nach dem Tod.

Derartige Auffassungen haben sich dermaßen verfestigt, dass alle gegenteiligen Erfahrungen von vorneherein als Fantasieprodukt abgetan werden, ohne dass sich die Wissenschaftler jemals ernsthaft mit den auftretenden Phänomenen der Todeserlebnisse auseinandergesetzt hätten. Das führt nicht nur zu Ignoranz, sondern auch zu tiefer Respektlosigkeit dem Sterben des Menschen gegenüber. Todeserlebnisse wurden und werden als Illusionen, als Halluzinationen infolge von Sauerstoffmangel oder als Endorphin-Ausschüttungen abgetan. Viele erklären Erlebende nach wie vor zu Spinnern.

Heute müssen wir jedoch der Tatsache ins Auge sehen, dass kaum ein anderes menschliches Phänomen in den letzten Jahren so häufig wissenschaftlich untersucht wurde wie die Nahtoderfahrungen. Allein die Zunahme der Anzahl derjenigen, welche die Schwelle zum Jenseits überschritten haben, verweist auf die reale Existenz der Todeserlebnisse. Gleichzeitig konnten, nicht zuletzt durch die verfeinerten Reanimationsmöglichkeiten, immer mehr Menschen aus den Randzonen des Todes zurückgeholt werden.

Die Anfänge

Sterbeforscher auf der ganzen Welt befragten Menschen über viele Jahre hinweg einzig retrospektiv, wobei das Erlebnis schon viele Jahre zurücklag. Die genauen Umstände, die zur Todesnähe geführt hatten, konnten kaum noch erkundet werden. Im Jahr 1977 veröffentlichte Raymond Moody seinen Weltbestseller Leben nach dem Tod, die erste große Zusammenstellung von Nahtoderfahrungen in der Gegenwart, mit einhundertfünfzig Beispielen, die Moody im Laufe von einigen Jahren gesammelt hatte.

Die Sterbeforschung verhaftete danach lange Zeit in derlei retrospektiven Erzählungen. Moody bestimmte die Kernelemente einer Nahtoderfahrung, um das Phänomen überhaupt definieren zu können. Forscher und Autoren wie Kenneth Ring, Michael Sabom, Melvin Morse und natürlich Elisabeth Kübler-Ross trugen dazu bei, dass Nahtoderfahrungen weltweit bekannt wurden, wobei ihre Aussagen schon damals von vielen Wissenschaftlern infrage gestellt wurden.

Neuere Studien

Der Mensch ist viel mehr als ein kleines Erden-Ich und wir sind nicht der Körper. Die Erforschung des Nahtodphänomens zeigt auf, dass das Leben nach dem Tod Realität ist. Vom innersten Kern her ist der Mensch ein ewiges, unsterbliches, geistiges Wesen – auch wenn das bis heute immer noch bestritten wird. In den letzten fünfzehn Jahren hat sich der Schwerpunkt der Forschung auf die prospektiven Studien verlagert. Das bedeutet, dass Mediziner auf der ganzen Welt damit begonnen haben, Menschen unmittelbar nach einem Herzstillstand über ihre Erlebnisse während des klinischen Todes zu befragen.

Neu war auch der Einsatz medizinischer Geräte, mit deren Hilfe sich eindeutig nachweisen ließ, dass zum Zeitpunkt der Nahtoderfahrung keinerlei Gehirnaktivitäten mehr vorhanden waren. Kurz vor Weihnachten 2001 veröffentlichte die medizinische Fachzeitschrift The Lancet die bahnbrechende Studie des holländischen Kardiologen Pim van Lommel, der eine neue Ära der Erforschung des menschlichen Bewusstseins einläutete.

Van Lommel und sein Forschungsteam befragten 344 Patienten, die nach einem Herzstillstand reanimiert worden waren, innerhalb von fünf Tagen nach der Wiederbelebung. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass es keine physiologische Ursache für Todesnähe gibt und dass Bewusstsein unabhängig vom Körper existiert. Bewusstsein ist weder abhängig von einer Form noch von einem Körper noch von Gehirnfunktionen. Die Betroffenen befanden sich außerhalb ihres Körpers, während ihre messbaren Gehirnfunktionen eine Null-Linie im EEG aufzeigten. Dennoch verfügten sie über ein erweitertes Bewusstsein, über Wahrnehmungs- und Erinnerungsvermögen, was vom gängigen medizinischen Standpunkt aus betrachtet nicht möglich ist. Medizinisch gesehen verfügt der Mensch während des klinischen Todes weder über Bewusstsein noch über Selbstbewusstsein.

Wenn das Erden-Ich seinen Körper verlässt, geht es ein in ein höheres, uns stets umgebendes Bewusstsein, das von vielen Betroffenen als göttliches Überbewusstsein bezeichnet wurde. Alle körperlichen Begrenzungen heben sich auf, da Raum und Zeit nicht länger existieren. Die Betroffenen erleben eine Kontinuität ihres Bewusstseins, das heißt, sie bleiben sich ihres subjektiven Selbst bewusst. Sie befinden sich durch die Außerkörperlichkeit in einem erweiterten Bewusstseinszustand, wobei alle Wahrnehmungen nicht länger durch die Körpersinne erfolgen, sondern durch die geistigen Sinne. Daher kann nun alles gleichzeitig erfasst werden.

Was dann tatsächlich geschaut wird, ist abhängig von den subjektiven Fokussierungen des Einzelnen, also von den Personen oder Orten, an die der Betreffende in diesem Moment denkt. Das ganzheitliche Gewahrsein im vorläufigen Tod entspricht der göttlichen Einheit allen Seins, in die wir eingebunden sind. Das ist völlig unabhängig von Körper und Gehirn und es beweist die Unabhängigkeit des Bewusstseins von körperlichen Vorgängen.

2009 veröffentlichte Pim van Lommel sein Buch Endloses Bewusstsein, das viele neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung enthielt, auch in Deutschland. Der Kardiologe hatte herausgefunden, dass Bewusstsein nicht an einen funktionierenden Körper gebunden ist und dass die Erlebnisse von Menschen während eines Todeserlebnisses real sind. Sein Forscherteam konnte alle bisher bekannten Merkmale einer NTE verifizieren. Die Betroffenen erlangten Zugang zu einem Wissen, das mit unseren körperlichen Sinnen nicht erfassbar wäre. Der Geist, das heißt unser subjektives Bewusstsein, kann unabhängig vom Körper auf Reisen gehen. Dieses Bewusstsein ist weder an einen Körper noch an Zeit und Raum gebunden.

Die Wirklichkeit des Jenseits

Die Betroffenen werden mit der Wirklichkeit der jenseitigen geistigen Welt und dem Leben nach dem Tod konfrontiert. Diese andere Welt erscheint ihnen häufig sogar realer als alles, was sie bisher in ihrem irdischen Leben für Wirklichkeit gehalten haben. Sie erkennen Zusammenhänge ihres Lebens, die ihnen vorher nicht zugänglich waren, und verändern sich durch das Erleben in ihrer Persönlichkeit. So mancher mag sich fragen, wie viele Studien wir eigentlich noch brauchen, um die reale Existenz der Todeserlebnisse und die Bedeutung ihrer Einblicke in eine andere Form des Seins zu erfassen.

2010 veröffentlichte der amerikanische Radioonkologe (Facharzt für Strahlentherapie bei Krebs) Jeffrey Long eine umfassende Dokumentation von Nahtoderfahrungen auf der ganzen Welt: Beweise für ein Leben nach dem Tod. Nachdem Long immer häufiger mit Menschen gesprochen hatte, die von einer Nahtoderfahrung berichteten, gründete er 2008 die internationale Webseite »Near Death Experience Research Foundation« (www.nderf.org). Er schuf dadurch ein Forum, in dem Menschen sich weltweit über ihre Erlebnisse austauschen. Bis heute finden sich hier über 5000 dokumentierte Fälle, wodurch seine Webseite sich zum größten Datenträger über das Phänomen des Nahtodes entwickelt hat.

Dies bestätigen auch die über 400000 Nutzer pro Monat. In seiner Studie wertete Long über 1400 Fallbeispiele aus – von Menschen jeden Alters und aus allen Kulturkreisen. Er entdeckte auffällige Übereinstimmungen, wobei der Fokus seiner Forschung auf dem interkulturellen Aspekt liegt. Durch die Auswertung eines ausgeklügelten Fragebogens, in dem die Befragten auch detaillierte Schilderungen und Angaben zu ihren Erfahrungen ergänzen sollten, wurde ihm bewusst, dass Todeserlebnisse real auftretende Phänomene sind.

Sie legen nahe, dass unsere Existenz nicht mit dem Tod ausgelöscht wird. Der Tod ist lediglich ein Übergang in eine andere Form des Seins.

Die AWARE-Studie

In den letzten Jahren haben, wie gesagt, zahlreiche Wissenschaftler das Phänomen Tod untersucht. Sie versuchten zu ergründen, was beim Sterben tatsächlich geschieht, und haben dabei bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen: Die Todeserfahrungen zahlreicher Menschen zeigen, dass Bewusstsein weder eine Funktion, noch ein Produkt des Gehirns ist und unabhängig von ihm existiert.

Nun liegen die ersten Ergebnisse der größten jemals durchgeführten Studie zu den Nahtoderfahrungen vor. Der britische Kardiologe Sam Parnia startete 2008 an insgesamt fünfzehn Krankenhäusern in den USA, Großbritannien und Österreich die sogenannte AWARE-Studie (AWAreness during REsuscitation). Insgesamt wurden bisher 2060 Patienten nach einem Herzstillstand befragt. Die Forscher stellten eindeutig fest, dass die Eindrücke sterbender Menschen weder Einbildung, noch Träume oder Halluzinationen sind. Es handelt sich um bewusste Wahrnehmungen realer Situationen. Über vierzig Prozent aller Betroffenen erlebten eine Kontinuität des Bewusstseins. Auch die auftretenden Merkmale der Nahtoderfahrung wurden bestätigt.

Die Auseinandersetzung mit den Todeserlebnissen kann dabei behilflich sein, die Angst vor dem Tod zu verlieren. Es geht darum, ein Urvertrauen zurückzugewinnen. Die Geborgenheit und die Liebe, die Menschen während einer Nahtoderfahrung erlebt haben, führen in die Gewissheit, dass es ein Leben nach dem Tod tatsächlich gibt. Mit eben diesen Erlebnissen und Einblicken in die Jenseitswelt werde ich mich im Folgenden intensiv auseinandersetzen.