Trainingspraxis Laufen II
Beiträge zum Schüler- und Nachwuchsleistungstraining
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BEITRÄGE ZUM SCHÜLER- UND
NACHWUCHSLEISTUNGSTRAINING
Trainingspraxis Laufen II
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© 2016 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien
Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)
ISBN 978-3-8403-3636-2
E-Mail: verlag@m-m-sports.com
www.dersportverlag.de
INHALT
VORWORT
A) TALENT UND WILLEN SIND VORAUSSETZUNG FÜR AUSSERGEWÖHNLICHE LEISTUNGEN
B) AUSBILDUNGSAUFGABEN IM JUGENDLAUFTRAINING: TALENT-BEGABTENBEREICH
C) AUSBILDUNGSAUFGABE NUMMER EINS: „LEICHT“-LAUFTECHNIK
D) DER WEG VOM NACHWUCHS- ZUM LAUFPROFI
KAPITEL 1
ZUR TRAININGSMETHODIK FÜR DAS LAUFNACHWUCHSTRAINING
1.1 ES IST EIN LANGER WEG BIS ZUR PERSÖNLICHEN HÖCHSTLEISTUNG
1.2 DIE MUSKELSTRUKTUR SAGT DIR, OB DU BESSER MITTEL- ODER LANGSTRECKLER WIRST
1.3 DREI GROSSE ENERGIESYSTEME BRAUCHST DU FÜR SCHNELLERES LAUFEN
1.4 DIE ATMUNG SICHERT DIE SAUERSTOFFVERSORGUNG
1.5 VIER FAKTOREN SIND FÜR DIE AUSDAUERQUALITÄT ZUSTÄNDIG
1.6 OHNE LAKTAT GEHT ES AUCH BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN NICHT
1.7 BIS DIE HOCHLEISTUNGSPUMPE OPTIMAL ARBEITET, BRAUCHT ES ZEIT
1.8 BELASTUNG UND ERHOLUNG SIND FÜR DEN LEISTUNGSFORTSCHRITT BEDEUTEND
1.9 DEN MOTOR „FRISIEREN“ UND DAS CHASSIS SCHON FRÜH VERSTÄRKEN
1.10 NICHT AUSREICHEND BEANSPRUCHTE SYSTEME ENTWICKELN SICH NICHT ODER BILDEN SICH ZURÜCK
1.11 OHNE ZUTATEN IST EIN REZEPT NUTZLOS
1.12 DIE AEROBE KAPAZITÄT ERFORDERT MEHR GESCHWINDIGKEIT ALS DIE AEROBE SCHWELLE
1.13 KTP – EIN KOMPLEX-TEST-PROGRAMM BEGLEITET DAS TRAINING JUNGER LÄUFER
KAPITEL 2
SCHÜLERLAUFTRAINING
2.1 SCHÜLER SIND KEINE JUNGEN ERWACHSENEN
2.2 ANAEROBE BELASTUNGEN SOLLTEN BESTANDTEIL DER AUSBILDUNG SEIN
2.3 MIT DEM LÄUFERNACHWUCHS HEUTE SCHON FÜR MORGEN TRAINIEREN
2.4 JUGENDTRAINING MUSS VOR ALLEM AUF SCHNELLERES LAUFEN VORBEREITEN
2.5 DEN MOTOR (SPORTHERZ) ENTWICKELN UND FÜNF GÄNGE NUTZEN
2.6 WUNDERKINDER – TALENTE – GOLDKÖRNCHEN – GENIES
2.7 DER TRAINER IST DIE WICHTIGSTE BEZUGSPERSON FÜR JUNGE ATHLETEN
2.8 TALENTSUCHE – TALENTERKENNUNG – TALENTAUSBILDUNG
2.9 KOMPLEXES LAUFTRAINING VON ANFANG AN
2.10 JUNGE LAUFTALENTE BRAUCHEN AUSDAUER, KRAFT, TEMPO UND LEIDENSCHAFT
KAPITEL 3
SCHÜLERLAUFTRAINING FÜR TALENTE
3.1 DAS TRAINING DER JÜNGSTEN BEGINNT MIT EINER PRÜFUNG AUF HERZ UND NIEREN
3.2 ES GIBT AUCH EINE TRAININGSMETHODIK FÜRS SCHÜLERALTER
3.3 TRAININGSPRAXIS: BASISTRAINING FÜR JUNGE LAUFTALENTE
3.4 VIELSEITIGE, ALTERSGERECHTE, AUSBILDUNGSABHÄNGIGE WETTKAMPFTEILNAHME
3.5 FÜR TALENTE FRÜHZEITIGER DIE WEICHEN STELLEN – ANLAGEN WEISEN DEN WEG
3.6 SCHNELLIGKEITS- UND AUSDAUERTYPEN
3.7 GRUNDLAGENTRAINING (10-13 JAHRE) SOLL DAS AUFBAUTRAINING VORBEREITEN
3.8 SCHNELLIGKEIT UND AUSDAUER SIND GLEICHERMASSEN WICHTIG
3.9 QUALITÄTS-GRUNDLAGENTRAINING BEREITET AUF DAS JUGENDTRAINING VOR
3.10 SCHÜLERN ZUERST DIE BESTE TECHNIK FÜR SPÄTER VERMITTELN
3.11 ZUR ROLLE DER AUSDAUER IN EINEM KOMPLEXEN SCHÜLERTRAINING
3.12 SPRINTTRAINING IM SCHÜLERALTER
3.13 KINDER WOLLEN SIEGEN – TRAINER MÜSSEN ES IHNEN BEIBRINGEN
3.14 FAZIT – SCHÜLERAUFBAUTRAINING
KAPITEL 4
ALLGEMEINE UND SPEZIELLE ATHLETISCHE AUSBILDUNG
4.1 ATHLETIK, GANZKÖRPERKRAFT, BEWEGLICHKEIT
4.2 IM AUFBAUTRAINING BEGINNT DIE SPEZIALISIERUNG
4.3 BEWEGLICHKEIT VERBESSERT NICHT NUR DIE LAUFÖKONOMIE
4.4 KRAFTGEWINN DURCH VIELFÄLTIGE ÜBUNGEN GEGEN WIDERSTÄNDE
4.5 ZIELGERICHTETE ATHLETIKAUSBILDUNG AUCH MIT GEWICHTSMANSCHETTEN
4.6 MIT HANDHANTELN DIE „ATHLETIK“ SCHON FRÜH GEZIELT VERBESSERN
4.7 10 MEDIZINBALLÜBUNGEN FÜR LÄUFER
4.8 EIN STARKES „ZENTRUM“ IST VORAUSSETZUNG FÜR ERFOLGE
4.9 DIE FÜSSE SIND DER LÄUFER HÖCHSTES GUT?
4.10 VOR DEM EINSATZ VON BARFUSSSCHUHEN ZUERST DAS GEHIRN MIT DEN FÜSSEN VERBINDEN
4.11 VORFUSS MIT ZEHEN – FUSSGEWÖLBE – FUSSGELENK – ACHILLESSEHNE
KAPITEL 5
TRAININGSMETHODIK IM NACHWUCHSLEISTUNGSTRAINING LAUF
5.1 DIE AEROBE KAPAZITÄT IST AUCH FÜR LAUFTALENTE DER SCHLÜSSEL FÜR MEHR
5.2 DEIN GENETISCHES SCHICKSAL IST NUR EIN BESTANDTEIL DER MÖGLICHEN PERSPEKTIVE
5.3 SCHWERPUNKTE DER SPORTLICHEN AUSBILDUNG IN DEN JUGENDMITTEL- UND -LANGSTRECKEN DISZIPLINEN
5.4 DIE ZWEITE PHASE DES NACHWUCHSLEISTUNGSTRAININGS (2-3 JAHRE)
5.5 WENN U-18- UND U-20-HÖHEPUNKTE ZIELE WERDEN
5.6 LAUFTECHNIK – EIN WICHTIGER FAKTOR DER LEISTUNGSSTRUKTUR
5.7 ZUR LAUFTECHNIKAUSBILDUNG UND LAUFÖKONOMIE IN DER NACHWUCHSAUSBILDUNG
5.8 IM NACHWUCHSTRAINING AUCH DEN UMGANG MIT DEN PAUSEN LEHREN – GEHPAUSEN, TRABPAUSEN, LAUFPAUSEN
5.9 ZUR ENTWICKLUNG DER SCHNELLIGKEIT
5.10 OVERSPEEDTRAINING ALS BESTANDTEIL DER VORBEREITUNG VON 400-/800-M-TYPEN
5.11 ZUR ENTWICKLUNG DER SPEZIELLEN KRAFTFÄHIGKEITEN
5.12 AUCH VERTIKALE UND HORIZONTALE SPRÜNGE MACHEN LÄUFER SCHNELLER
5.13 ZUR ENTWICKLUNG DER AEROBEN AUSDAUER
5.14 ZUR ENTWICKLUNG DER DISZIPLINSPEZIFISCHEN AUSDAUER
5.15 BELASTUNGSRICHTWERTE FÜR TALENTE IM JUGENDLAUFTRAINING
KAPITEL 6
DIE MITTELSTRECKEN IM JUGENDLAUFTRAINING
6.1 FÜR 800-M-TALENTE IST DIE 400-M-LEISTUNG EIN SCHLÜSSEL
6.2 SCHNELLIGKEIT – SA – HANTELKRAFT UND EXPLOSIVE SPRÜNGE
6.3 SCHNELLIGKEIT UND SCHNELLIGKEITSENTWICKLUNG
6.4 MITTELSTRECKENTALENTE MÜSSEN FRÜH SCHNELL TRAINIEREN
6.5 SCHNELLKRAFTENTWICKLUNG FÜR DIE SCHNELLEN LAUFDISZIPLINEN
6.6 SCHNELLKRAFT MUSS MITTEL ZUM ZWECK (VORTIEB) SEIN
6.7 DIE 800 M UND IHRE SONDERSTELLUNG INNERHALB DER LAUFDISZIPLINEN
6.8 DIE VO2MAX ENTWICKELT SICH DURCH „HARTE ARBEIT“
6.9 SCHNELLKRAFT, „MAXIMALE“ KRAFT UND SPEZIELLE KRAFTAUSDAUER
6.10 ÜBER SCHRITTLÄNGEN, SCHRITTFREQUENZEN UND KURZE BODENKONTAKTE
KAPITEL 7
DIE LANGSTRECKEN IM JUGENDLAUFTRAINING
7.1 WER EINE HOHE ANGEBORENE AEROBE KAPAZITÄT HAT, WIRD LANGSTRECKLER
7.2 DIE VIER GESCHWINDIGKEITSBEREICHE IM JUGENDLANGSTRECKENTRAINING
7.3 3.000 M – EINE OPTIMALE STRECKE ZUM EINSTIEG IN DIE LANGSTRECKE IM JUGENDALTER
7.4 EMPFEHLUNGEN FÜR NACHWUCHSLANGSTRECKLER
7.5 ZUM MEHRJAHRESAUFBAU JUNGER LANGSTRECKLER
7.6 AEROBES QUALITÄTSTRAINING IST VORAUSSETZUNG FÜR DEN LEISTUNGSFORTSCHRITT
7.7 LANGSTRECKENTALENTE BRAUCHEN KRAFT UND SCHNELLIGKEIT
7.8 AUFGABENKATALOG ZUR LEISTUNGSOPTIMIERUNG FÜR LÄUFER
7.9 WENN TALENTE LANGSTRECKLER WERDEN WOLLEN
KAPITEL 8
DAS NACHWUCHSHINDERNISTRAINING
8.1 HINDERNISSPEZIALISIERUNG ERFORDERT EIN ANSPRUCHSVOLLES LANGSTRECKENNIVEAU
8.2 BESONDERHEITEN, TECHNIK UND TRAINING IM HINDERNISLAUF
8.3 DAS TRAINING DES JUGENDLICHEN HINDERNISLÄUFERS
8.4 ZUR AUSBILDUNG VON NACHWUCHSHINDERNISLÄUFERN
8.5 U-20-TALENTE ORIENTIEREN SICH AM U-20-HINDERNISREKORD
KAPITEL 9
JAHRESPLANUNG (MESOZYKLEN) IM JUGENDLAUFTRAINING
9.1 JAHRESPLANUNG (MESOZYKLEN) JUGENDLAUFTRAINING
9.2 BELASTUNGSANFORDERUNGEN IM JUGENDLAUFTRAINING
9.3 MUSTERWOCHENPLÄNE MITTEL- UND LANGSTRECKE
KAPITEL 10
WETTKAMPFLEHRE
10.1 TAKTIKAUSBILDUNG – REKORD- UND SIEGTAKTIK
10.2 AM BESTEN REKORD- UND SIEGTAKTIK BEHERRSCHEN
10.3 VORWETTKAMPFDETAILS SIND BESTANDTEIL DER WETTKAMPFVORBEREITUNG
KAPITEL 11
DER STRASSENLAUF IM JUGENDLAUFTRAINING
11.1 ANLAGEN WEISEN DEN WEG – FRÜHZEITIGER DIE WEICHEN STELLEN
11.2 AUCH DIE AEROBE KAPAZITÄT IST ERBGUT!
11.3 HAUPTAUFGABEN DER SPORTLICHEN AUSBILDUNG
11.4 DURCH LANGE LÄUFE UND EIN STÄRKERES CHASSIS SCHNELLER VORANKOMMEN
11.5 EINSTIEG INS HÖHENTRAINING IM SANFTEN REIZKLIMA UM 1.000 M
KAPITEL 12
IM SOMMER MÜSSEN DIE BESTZEITEN KOMMEN
12.1 IN DEN SOMMERMONATEN DIE TRAININGSLEHRE FÜR DEN NACHWUCHS NICHT AUSSETZEN
12.2 REGELMÄSSIG DIE BODENBELÄGE WECHSELN
12.3 TRAININGSWETTKÄMPFE – QUALIFIKATIONEN – WETTKAMPFHÖHEPUNKTE
12.4 PRAXISERPROBTE GESTALTUNG VON WETTKAMPFWOCHEN
KAPITEL 13
REGENERATION – MOTIVATION UND ERNÄHRUNG FRÜH VERMITTELN
13.1 AUFBAUTRAINING UND KOMPLEXE REGENERATION
13.2 DEM LÄUFERNACHWUCHS DIE LEISTUNGSSPORTERNÄHRUNG NÄHERBRINGEN
13.3 EIN KOMPLEXES TRAINING ERFORDERT AUCH EINE KOMPLEXE ERNÄHRUNG
13.4 KÄLTE UNTERSTÜTZT DIE SCHNELLERE REGENERATION
13.5 SCHNELLER WIEDER FIT NACH VERLETZUNGEN
13.6 SELBSTVERTRAUEN ERARBEITEN – ANGST BESIEGEN – NIEDERLAGEN ERWARTEN
13.7 SPORTLER, DIE SIEGEN WOLLEN, MÜSSEN AUF NIEDERLAGEN VORBEREITET SEIN
13.8 SELBSTGESPRÄCHE – SAGE DIR, DASS DU ES SCHAFFST
ANHANG
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS/ERGÄNZENDE LITERATUR
ERLÄUTERUNGEN DER WICHTIGSTEN TERMINI
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BILDNACHWEIS
Es war noch nie leicht, Talente, Rohdiamanten, Goldkörnchen oder gar Genies für eine Sportart zu finden. Die wilden Bewegungsspiele früherer Jahre unserer Jüngsten „draußen“ finden heute nur noch selten, die Spiele am Computer dafür umso öfter statt. Auch im Schulsport werden unsere Kinder nicht mehr auf das Leben vorbereitet, nur noch selten Talente erkannt und den Vereinen empfohlen. Trotzdem braucht der Spitzensport Hochbegabte, wenn er die Sehnsüchte vieler Sportbegeisterter und deutscher Fans des Hochleistungssports nach Konkurrenzfähigkeit bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen erfüllen soll. Man muss sie möglichst früh finden und langfristig ausbilden, die künftigen Medaillengewinner. Dafür müssen neue Organisationsformen vom Sport selbst gefunden und praktiziert werden.
Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit der Spielleichtathletik, nicht mit dem Wohlfühlen beim „Ball über die Schnur“ und ist auch nicht für Kinder und Jugendliche gedacht, die mit wenig Ehrgeiz nur hin und wieder einmal zum Leichtathletiktraining gehen, mehr um Freunde zu treffen, um Spaß zu haben oder von den Eltern geschickt werden, um abzunehmen. Vielmehr soll mit diesem Buch allen denen Hilfe, trainingsmethodische Erfahrungen und praktische Anleitungen gegeben werden, denen die Ausbildung von Talenten zum Leistungsathleten im Mittelstrecken-, Langstrecken- oder Straßenlauf am Herzen liegt.
Trainer sind Vorbilder für ihre Sportler. Sie sollten ihnen vor allem Einstellungen vermitteln und sie möglichst früh lehren, Schwierigkeiten und Probleme eigenständig und bewusst zu bewältigen. Selbstvertrauen und Selbstständigkeit sind vorrangig notwendige Eigenschaften und Voraussetzung für Erfolge. Trainer sind keine „Rucksackträger“ der Athleten. Der Weg zum Glück ist für Sportler und Trainer mit Anstrengungen, Härte, Schmerzen, Rückschlägen, Leiden, mit Erfolgen und Niederlagen, aber auch mit Freuden und Glücksmomenten verbunden.
Gute Trainer zeichnen sich durch ein besonderes Geschick aus, mit jungen Menschen hart zu trainieren, ohne dass sie es als „Drill“ empfinden.
Von den Besten kann überliefert werden, dass sie im Training in einer geregelten Ordnung oft unerbittlich und hart waren. Dazu wurden sie erzogen.
Trainer sollten ihren jungen Läufern und Gehern schon früh ihre optimalen Bewegungsvorstellungen von einer möglichst perfekten Lauf- bzw. Gehtechnik vermitteln und nicht eher aufhören, dies zu üben, bis ihre Athleten eine entsprechende Perfektion verinnerlicht haben und sie auf der Bahn oder Straße ihre Energie höchst ökonomisch in Geschwindigkeit umsetzen.
Lauftrainer sollten sich nie von ihren jungen Sportlern überzeugen lassen, dass ein zügiger bzw. schneller 6-km-Dauerlauf oder eine andere, nicht beliebte Aufgabe nicht zum Ausbildungsprogramm gehört.
Eltern von Talenten sollten sich nicht als „Assistenztrainer“ versuchen, wenn ihnen die Fähigkeiten dazu und eine Ausbildung fehlen. Sie sollten aber früh ihren Kindern die Leidenschaft für ihr „Hobby“ vermitteln und auch einmal ein Bedauern verbergen, wenn ihr Kind etwas „gestresst“ vom Training nach Hause kommt.
Zeigen Sie Ihren Schülern, dass nur, wer die Funktionen seines gesamten Körpers beherrscht, auch die höchste Ausprägung der Laufökonomie erreichen wird. Es ist wichtig, auf jeder körperlichen Entwicklungsstufe, auf der Grundlage der erworbenen Kraftfähigkeiten, die erarbeitete Technik „neu zu justieren“.
Vermitteln Sie Ihren Sportlern früh, dass sie für sich und nicht für den Trainer trainieren, immer öfter und immer besser Ihre Anweisungen selbstständig auszuführen lernen und in den Trainingseinheiten ihre Aufgaben präzise und mit hoher Bewegungsqualität in einer möglichst guten psychischen Balance zu realisieren. Wer ohne Lust und Leidenschaft zum Training erscheint, wird auf große Erfolge vergeblich warten müssen.
Bringen Sie Ihren Schülern gegenüber rechtzeitig zum Ausdruck, wie wichtig es ist, seine Gefühle zu beherrschen, in guten und in schlechten Zeiten, nach Siegen und auch nach unerwarteten Niederlagen, auch gegenüber den Gegnern. Zeigen Sie ihnen die gemachten Fehler, aber auch die Auswege, immer mit etwas Distanz zum Wettkampf, möglichst konkret auf.
Zu einem Durchmarsch nach oben sind vor allem große Talente, Siegertypen fähig. Nicht selten haben es aber auch mittelmäßig Begabte, mit langer, außergewöhnlicher Bereitschaft zur „Arbeit“, geschafft.
Auf außergewöhnliche Voraussetzungen muss eine gute psychophysische Ausbildung treffen. Dazu gehört, im Rahmen dieser „Lehrzeit“, das Verlieren zu lernen. Dies ist die erforderliche Basis, um später einmal als Sieger veredelt zu werden.
Sportler, die viele Jahre erfolgreich sein wollen, sollten sich nie zu lange mit Niederlagen, aber auch nicht mit Siegen aufhalten. Auch Lorbeer verwelkt. Denken Sie nie zu lange über Erfolge nach, wenn Sie Siege auf immer höherem Niveau erringen möchten. Niederlagen können auch Siege sein, wenn man alles gegeben hat. Es geht vorwärts, wenn Siegen und Verlieren im Gleichgewicht sind. Wichtig ist nach Niederlagen, ohne Ausreden schnell wieder aufzustehen, gründlich zu analysieren und die nächsten Aufgaben mit Elan anzugehen.
Bewahren Sie das Talent davor, als Kinderstar von den Medien getrieben zu werden, arbeiten Sie mit Ruhe, aber zielgerichtet im Training, ziehen Bilanz erst, wenn er körperlich „erwachsen“ (d. h. das Längenwachstum abgeschlossen ist) geworden ist. Danach beginnt die wichtige Phase des Jugendaufbautrainings. Auch damit vermeiden Sie, dass Ihr Talent eine Sternschnuppe wird.
Im modernen Hochleistungssport sollten Sie jungen Talenten früh den Umgang mit den Medien lehren. Bedenken Sie, dass die Worte toll, super, Talent, Supertalent oder sensationell sich schnell ins Gegenteil, in Verlierer, Versager, Holzmedaille kehren, wenn sie nicht mehr auf dem Podium stehen.
Viele Große sind mit großen Lobpreisungen über Jahre wohlwollend und aufbauend begleitet worden. Genauso intensiv, mit Häme und mit möglichst vielen negativen Zeilen, wurden sie dann aber auch in ihrem Abstieg als enttäuschend aus den Schlagzeilen verbannt.
„Entwicklung ist kein Ereignis – es ist ein Prozess.“
Jimmy Beauttah – Trainer im IAAF-Camp Eldoret/Kenia
Suche Hochbegabte und du bist dem Erfolg näher!
„Die angeborenen Schnelligkeitsfähigkeiten, die aerobe Kapazität und Talente, die in die Spitze „wollen“, entscheiden über Erfolge über 800 m-5.000 m oder im Marathon.“
Zielgerichtete Talentauswahl.
Umfassende konditionelle Basis schaffen.
Koordinationsfähigkeiten.
Technische Fertigkeiten, Lauf-/Gehtechnik.
Technik aller Trainingsübungen.
Mentale Fähigkeiten.
Taktikausbildung in Theorie und Praxis sowie
altersgemäße, individuelle Leistungsausprägung.
Lauftechnik.
Aerobe und anaerobe Ausdauer – Schnelligkeit – Schnellkraft/Athletik – Beweglichkeit – Koordination.
Eine richtige Atmung sichert eine optimale Sauerstoffversorgung.
Basis für das Aufbautraining schaffen (vielseitig-zielgerichtete Vorbereitung).
Talentauswahl, Scouting, Eignungsbestimmung.
Individuelle Entwicklungspotenzen erschließen, Ziele setzen.
Trainierbarkeit feststellen (Muskelfaserstruktur).
Physische und psychische Belastbarkeit entwickeln.
Kraftentwicklung des „Zentrums“ (Bauch-, Rücken-, Hüft- und Beckenmuskulatur) und der Füße.
Technik – Koordinations- und Beweglichkeitsausbildung – mittels möglichst vieler Trainingsübungen.
Zeitorganisationsplan gemeinsam erarbeiten, familiäres Umfeld, Schule/Beruf, Hobbys, Verein, Trainingsgruppe.
Erziehung zur Selbstständigkeit und des Selbstbewusstseins.
Zielgerichtete Entwicklung der spezifischen Leistungsfähigkeit des Läufers.
Ausbau von Stärken und Schwächen minimieren.
Systematischer Umfangsaufbau.
Voraussetzungstraining für das Erwachsenenalter.
Breite Leistungsamplitude (fünf Geschwindigkeitsbereiche).
Technikpräzisierung, Handlungsgenauigkeit.
Ausreichend steigende Gesamtbelastung.
Geschwindigkeitsorientierte Belastungsgestaltung.
Leistungsdiagnostik – Trainingssteuerung – Testsystem.
Trainingsprotokollierung, Trainingsanalyse.
Wettkampferfahrung sammeln, Aufgaben.
Entscheidung zum Disziplinbereich (Langstrecke/Langzeitausdauer).
Erste Erfahrungen mit Höhentraining (sanfter Einstieg).
Schnelligkeit/Motorik – Schnellkraft bzw. Kraftausdauer »Laufmuskulatur, besonders Fußkräftigung, Kniehub, „Zentrum“ »optimale Schrittlänge, variable Schrittgestaltung.
Unterdistanzleistungsfähigkeit, Schnelligkeitsausdauer.
Submaximale und maximale aerobe Ausdauer (aerobe Schwelle + VO2max + Fettstoffwechsel).
Systematischer Aufbau der disziplinspezifischen Ausdauer (SA + wsA).
Ständige Weiterentwicklung der konditionellen Basis, schrittweise Einbeziehung spezieller Kraftbelastungen.
Lauf- und Hürden-/Hindernistechnik.
Spezielle Willensqualitäten ausbauen – im qualitativen Dauerlauf, im Tempolauftraining, für den Wettkampf.
Wettkampferfahrung sammeln, in Verbindung mit Aufgabenstellungen und Analysen.
Aufbauwettkämpfe als wettkampfspezifisches Ausdauertraining.
Wichtige und weniger wichtige Wettkämpfe.
Erziehung zur offensiven, aktiven Renngestaltung.
Spurttraining (kurz und lang).
Erarbeitung und Erprobung von Zwischenwettkampftraining.
Konzentrierte Wettkampfphasen.
Psychophysische Vorbereitung auf Wettkampfhöhepunkte mit dem Ziel persönlicher Bestleistungen (Leistungsausprägung).
„Alles ist Anpassung. 10.000 Übungsstunden benötigen Menschen, um außergewöhnliche Fähigkeiten auszuprägen. Talente werden geschaffen. Wunderkinder gibt es nicht.”
(ERICSSON, 2008)
Zuerst muskuläre Voraussetzungen für den Doppelschritt schaffen (schlanke Muskulatur, links und rechts ähnlich stark), dann immer wieder Technikläufe im submaximalen, beherrschbaren Tempo mit Aufgaben.
Ziel: hohe Geschwindigkeiten immer länger durch optimale Vortriebswirkung aufrechterhalten. Bei guter Koordination der Gesamtbewegung, entspannter Laufhaltung, im Training und bei Wettkämpfen, bis ins Ziel.
Variable Schrittgestaltung lehren, „leicht“ durch Muskelentspannung (Anfersen).
Schrittlänge und Schrittfrequenz konstitutionsabhängig nutzen.
Lauftechnik/Laufstil für Mittelstrecken und Langstrecken/Spurttechnik.
Kurze Bodenkontakte beim schnellen Laufen.
Veränderung der Schrittgestaltung beim mittleren und schnellen Dauerlauf (Mittel-/Vorfußaufsatz). Auch hier kann man „richtige Schritte“ fordern.
Arm-/Beinkoordination ausbilden keine unnütze Kraftvergeudung, geradliniger Fußaufsatz, unverkrampfte Rumpf- und Kopfhaltung.
Mittelfuß- und Ballenlauf (Vorfußtechnik) im Leistungstraining. Mittel der Wahl – Ballenlauf im Tempolauftraining schon früh lehren.
Optimale horizontale Kraftimpulse für die Vorwärtsbewegung durch Streckung im Fuß-, Knie- und Hüftgelenk.
Der Körperschwerpunkt (KSP) „schwingt“ möglichst wenig.
Weniger Bremskräfte durch aktive, bewusste Schwungbein- und Fußarbeit.
Aktive „Fußkraftarbeit“ mit Beginn des Fußaufsatzes vorn („ziehen“).
Nach dem Abdruck erhält die Muskulatur die Möglichkeit zur Erholung durch lockeres „Anfersen“, während der Schwungphase nach vorn bis zur erneuten Landevorbereitung.
Trainingsformen: STL, TL, DL-TW, mittlerer DL, Lauf-ABC, Sprünge, Kraftgymnastik, Beweglichkeitsübungen, allgemeine und spezielle Kraft, BAL.
vielleicht reicht es doch einmal fürs Podium, zuerst bei der U 18-/U-20-EM/-WM
Voraussetzungen zur neuen persönlichen Bestleistung sind ein komplexes Training – Ehrgeiz – Fleiß – Härte – Leidenschaft – Disziplin – eine optimale Ernährung, ausreichend Erholung/Schlaf, ein kompetenter Nachwuchstrainer und mentale Stärke in den Rennen.
Auf einen komplizierten Körper, der eines Tages zu Spitzenleistungen auf einer Mittel- oder Langstrecke fähig sein soll, muss längerfristig ein systematisch aufgebautes, komplexes Training treffen. sechs-acht-zehn Jahre brauchen junge Läufer, um sich mit einem vielseitigen, zielgerichteten Training auf das Hochleistungstraining vorzubereiten. Möglichst früh sollte entschieden werden, ob die Erbanlagen eine Ausbildung besser für 800/1.500 m oder die Langstrecken favorisieren. Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer entwickeln sich nur dann in die richtige Richtung, wenn reizwirksame Belastungen zu entsprechenden disziplinspezifischen Anpassungen in allen für das schnelle Laufen benötigten Bereichen führen. Wichtig ist, dass ein systematischer Umfangsaufbau immer auch mit einer zielgerichteten Geschwindigkeitsentwicklung verbunden wird. Wer nicht jährlich immer mehr Kilometer sammelt, seine Belastbarkeit für später aufbaut, seine ererbte Muskelstruktur „pflegt“, sein Zentrum und die Beinkraft verstärkt und gleichzeitig die Intensität erhöht, wird nicht die aerob-anaerobe Basis erarbeiten können, die für Spitzenleistungen Voraussetzung ist.
1. Modernes Lauftalenttraining ist „komplexes Training“. Es ist darauf zu richten, innerhalb einer Vorbereitungsperiode alle Systeme, die zum schnellen Laufen gebraucht werden, systematisch auf ein neues Niveau zu entwickeln. Für Spitzenleistungen braucht man Talente, Hochbegabte, Goldkörnchen, Genies. Ihre Entwicklung setzt einen frühen Beginn, regelmäßiges, möglichst tägliches Training, am besten in einer Gruppe von Gleichstarken, voraus. Ihre Ausbildung wird von kompetenten, hauptamtlichen Trainern geführt, die auch beim täglichen Training anwesend sein können, die zur Arbeit in einem Team bereit sind und die moderne Trainingslehre und die Organisation des Trainings und der Wettkampfleistung beherrschen.
2. Ein stabiles Chassis, ein starker Motor und eine leichte, ökonomische Lauftechnik erfordern Kraft, Geschmeidigkeit, eine gute Balance zwischen Schrittlänge und Schrittfrequenz, aerobe und anaerobe Ausdauer und mentale Stärke. Ziel ist ein jährlicher Leistungsfortschritt und die persönliche Bestleistung zum Jahreshöhepunkt. Das erfordert, dass alle an der Leistung beteiligten Systeme auf dem Höhepunkt sein müssen, wenn es darauf ankommt. Wer sich einen starken Motor mit fünf Gängen aufgebaut hat, im Training aber nur zwei oder drei nutzt, wird den Gipfel nicht erreichen. Neben einem systematischen Aufbau des Lauftrainingsumfangs zeichnet sich modernes, intelligentes Training durch eine hohe Komplexität mit vielfältigen Aktivitäten und Übungen aus. Dies erfordert nicht nur mehr Trainingseinheiten, sondern immer öfter auch Trainingseinheiten, die auch einmal zwei Stunden dauern.
3. Der Aufbau kräftiger, stabiler Füße und Fußgelenke, eines leistungsfähigen Sportherzens, eines effektiven Sauerstofftransportsystems, einer optimalen Atmung, einer wettkampfspezifischen Laktatverträglichkeit oder einer gewünschten Leichtigkeit in der dargebotenen Lauftechnik erfordert viele Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre Arbeit, bis es zum erträumten Platz auf dem Podium kommt.
4. Auch im 5.000-m- und 3.000-m-Hindernistraining sind 20-30 % anaerobes Training für die Endleistung bedeutend. Versäumnisse in der Jugend im Aufbau des Gesamtsystems sind jenseits der 20 Jahre kaum noch zu reparieren. Eine dafür erforderliche aerobe Leistungsgrundlage wird von Fortschritten in der aeroben Schwelle als auch der aeroben Kapazität (V02max) bestimmt. Dafür werden am besten Dauerläufe kurz – mittel – und lang (DL1 lang – DL2 mittel – DL3/TDL-kurz) mit Tempoläufen oder Fahrspielen (1´-3´ bzw. 4´-6´ mit Laufpausen) kombiniert.
Aerobes Training steigert die allgemeine körperliche Fitness – anaerobes Training bringt die Geschwindigkeit!
5. Das anaerobe Training zielt im Leistungstraining auf Intervalle nahe der Wettkampfzielgeschwindigkeit oder schneller, bei denen Laktatauslenkungen denen im Wettkampf nahekommen. Diese werden am besten mit mittleren Streckenlängen, hohen Geschwindigkeiten und kurzen Pausen im Wechsel mit Schnelligkeitsausdauertraining aufgebaut. Mit Geschwindigkeiten 5-10 % über dem Renntempo werden Geschwindigkeitsreserven für die Start- und Zwischenspurtphasen und die Unterdistanzleistung aufgebaut und der Umgang mit dem Renntempo erleichtert. In Vorwettkampfphasen entwickeln längere Renntempoläufe die spezielle Ausdauer.
Der Wettkampf wird leicht, wenn das Training hart genug war.
6. Die Ausbildung der Herzleistungsfähigkeit (HF in Ruhe und unter maximalen Anforderungen), der VO2max, der Laktatmobilisationsfähigkeit, der Laktattoleranz und eines effektiven Atmungssystems erfolgt in einem mehrjährigen Prozess, wird im Endeffekt von den „gesammelten Kilometern“ und von variablen Trainingsgeschwindigkeiten zwischen 75-120 % vom Renntempoziel bestimmt. „Frisieren“ Sie Ihren Motor (Herzleistungsfähigkeit/Herzminutenvolumen) und nutzen Sie immer öfter die zur Verfügung stehenden fünf Gänge (Geschwindigkeitsstufen) zur Ausprägung einer komplexen Leistungsfähigkeit.
7. Auch für Talente gibt es keine Entwicklungswunder durch vor allem leichtes Training. Ungeduld und angestrebte schnelle Resultate, möglichst schon gestern, zerstören den Aufbau der benötigten Belastbarkeit für später, die Grundlagen für morgen, die Arbeit am Chassis, an den Füßen und an einem starken Motor. Um aber ein hohes Niveau im speziellen Ausdauertraining zu erreichen, müssen die spezielle Kraft, die spezielle Ausdauer für die gewählte Strecke, die Unterdistanzleistung und ein starkes Selbstvertrauen zur Umsetzung der Fähigkeiten in wichtigen Wettkämpfen, erarbeitet werden. Dafür wird – trotz komplexer Trainingseinheiten – mehr Zeit gebraucht, als gegenwärtig im Schüler- und Jugendtraining üblich ist.
„Ich bin positiv besessen, will immer besser werden. Seit meiner Kindheit wollte ich Weltmeister werden.“
(Ole Einar Björndalen, 2011)
8. Von Jahr zu Jahr mehr Kilometer zu laufen, ist wichtiger, als das, was gegenwärtig im deutschen Lauf realisiert wird. Es fehlt die Erkenntnis, dass Leistungsstagnation mit zu wenig Trainingsumfang und zu vielen Leerkilometern eng zusammenhängt. Der Geschwindigkeitsfortschritt im Trainingsumfang, die Streckenlängen, die spezielle Kraft und die Technik, in der sie absolviert werden, entscheiden, wie intelligent diese Kilometer zu der für Spitzenleistungen erforderlichen hohen aeroben oder anaeroben Kapazität führt. Ein Blick auf das Training der Weltbesten vor 20-30 Jahren und auf das derzeitige Training der Afrikaner und Amerikaner sollte Unzufriedene anregen, etwas zu verändern.
9. Leistungsentscheidend ist im Rahmen eines komplexen Trainings eine geschwindigkeitsgeführte Belastungsgestaltung. Auch wenn es im Training der Mittel- und Langstreckler vielfältiger Differenzierungen bedarf, die überhöhten Startgeschwindigkeiten auf allen Strecken, die ersten 200 m in 800-m-Rennen oder letzten 400-m-Runden in Langstreckenrennen unterstreichen die notwendigen Fähigkeiten von Läufern zum Schnelllaufen, wenn es gebraucht wird, aber auch zum langfristigen Aufbau von Geschwindigkeitsreserven für das mittlere Renntempo. Obwohl viele wissen, dass schnellkräftige Muskeln, die in den Monaten Oktober bis Dezember nicht oder nicht ausreichend gefordert werden, ihre Fähigkeiten verlieren, wird dieser Teil des Trainings vor allem bei Mittelstrecklern oft vernachlässigt. Ein längerfristiger, paralleler Aufbau der 400-m-Leistungsfähigkeit beispielsweise für 800-m-Läufer wird in der VP I zu oft nicht verfolgt, obwohl die Trainer wissen, dass 400-m-Spezialisten dazu einen mehrmonatigen Aufbau brauchen. Auch die Möglichkeiten, Langstreckler mit wenigen schnellen Läufen vor oder nach dem aeroben Hauptprogramm noch einmal zu fordern, wie es von Haile Gebrselassie, Bekele, Mo Farah, den Engländern, Amerikanern oder den Kenianern praktiziert wird –, wäre eine Ausbildungsaufgabe.
Anpassungen setzen reizwirksame Belastungen voraus.
10. Den Spaß am harten Training und die Freude am Erfolg muss ein Trainer den Athleten schon möglichst früh vermitteln. Wer nicht in seiner Trainingsgruppe, in der Region oder im Land der Beste sein will, hat nicht das Potenzial, zur Spitzenleistung. Ehrgeiz – Fleiß – Härte – Leidenschaft – Disziplin und die notwendige mentale Stärke für den Wettkampf sind die Schlüssel. Auch Supertalente erreichen die Spitze nur, wenn sie bereit sind, außergewöhnlich zu trainieren und dafür zu leben. Nur was der Kopf will, werden der Körper und die Beine leisten. Deshalb muss auch der Kopf trainiert werden. Um die Organisation des Trainings und der Wettkämpfe, die Ernährung, die begleitenden sportmedizinisch-physiotherapeutischen Maßnahmen, Belastung und Erholung, ausreichend Schlaf etc. optimal zum „Wohle eines kontinuierlichen Fortschritts“ zu organisieren, bedarf es einer Portion Intelligenz. Wer es nicht schafft, eine gute Balance zwischen Training, der Arbeit/Studium/Schule und dem familiären und sozialen Umfeld zu schaffen und das Training nicht zeitweilig in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, wird das Glücksgefühl, den Stolz auf dem Podium nach großen Siegen, nicht erleben. Das gilt selbstverständlich auch für Trainer. Dazu gehört auch, nach einem großen Erfolg oder nach unerwarteten Niederlagen sofort darüber nachzudenken, welche Veränderungen ab sofort erforderlich sind, um auch zukünftig Erfolge feiern zu können.
Alle wissen, welche Zeit Wunderkinder an der Geige oder am Klavier schon in sehr jungen Jahren ins Üben investieren, um eines Tages von einem großen Publikum bejubelt zu werden. Olympiasieger im Laufen sollten aus solchem Holz geschnitzt sein.
Wer am Ende einer Vorbereitungsperiode nicht sagen kann: Ich habe viel, hart und intelligent trainiert, wird eine höchstens mittelmäßige Ernte haben. Das gilt nicht erst im Alter jenseits der 20. Letztendlich entscheidet die Quantität des Qualitätstrainings über den Platz auf dem Podium.
Wenn man Trainingslehre als zusammenfassende Erfahrungen und Erkenntnisse der Trainingspraxis, Sportmedizin, Sportwissenschaft, Sportpsychologie und Bewegungslehre mit dem Ziel immer besserer Wettkampfergebnisse verbindet, sollten Trainer von Talenten im Leistungssport die moderne Trainingslehre im umfassenden Sinne anwendungsbereit beherrschen. Wir wollen Sie anregen, durch wenige trainingswissenschaftliche Grundlagen die eine oder andere kleine Schwachstelle zu entdecken, aufzuarbeiten, um auch in Zukunft bei der Trainingsarbeit mit Ihren jungen Talenten immer ein reines Gewissen zu haben.
Nur wer es richtig will, wird sich spürbar verbessern, immer!
Talente erkennt man im Trainingsprozess, sie entwickeln sich bei gleicher Belastung innerhalb einer Gruppe schneller. Dies ist aber mit der Problematik verbunden, dass ihre kontinuierliche, schnellere Entwicklung nur dann immer weiter gewährleistet wird, wenn sie auf der Grundlage ihres schnelleren Leistungsfortschritts ständig mit für sie auch reizwirksamen Belastungen konfrontiert werden. Auch für deutsche Talente gelten die Prinzipien der Trainingslehre im umfassenden Sinne, wenn ihre Anlagen eines Tages in außergewöhnlichen Leistungen sichtbar werden sollen. Da wurden nicht wenige Trainer in den letzten Jahren von den Trainingsbelastungen im Ausland offensichtlich „rechts überholt“.
Talenten müssen schon möglichst früh alle erforderlichen Trainingsformen gelernt haben, und sie müssen von der Grob- bis zur Feinform vielfach geübt werden. Am besten wäre, wenn Schüler gefunden werden, die sich im Kindesalter viel und vielseitig bewegt haben. Die Erlernung der Techniken der meisten Trainingsübungen ist schon im Schüleralter geboten, spätestens in der ersten Etappe des Aufbautrainings, vor allem durch die Trainingsübungen, die demnächst den Entwicklungsfortschritt beschleunigen. Durch eine möglichst gute Lauftechnik wird die Laufökonomie bestimmt. Grundlagentraining bereitet, umfassend vielseitig, aber auch anspruchsvoll gestaltet, auf das Jugendaufbautraining und das Anschlusstraining vor. Beweglichkeit, Flexibilität, Gewandtheit, Koordination, Gleichgewichtsfähigkeit, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer werden altersgemäß geschult, entwickeln sich aber nur, wenn die Gesetze der Anpassung nicht negiert werden.
Wenn junge Werfer schon möglichst früh versuchen, ihre Geräte möglichst weit zu werfen, Kurz- oder Langsprinter an ihrer Bestleistung über Strecken von 60-300 m gemessen und danach in die Kader berufen werden, wenn Springer trainieren, um schon früh möglichst weit oder hoch zu springen, ist es unverständlich, wenn jungen Läufern im RTP – ABT – Lauf (1992) auf S. 55 „fett“ empfohlen wurde: „Die vorherrschenden Belastungsmethoden im Nachwuchsbereich sind die extensive Intervallmethode und die Dauerleistungsmethode“ bzw. auf S. 66: „Das Training der wettkampfspezifischen Ausdauer mit seiner spezifischen Reizwirkung muß als wesentliche Reserve für das Hochleistungstraining zurückgehalten werden.“
Die angewandte Trainingsmethodik in der Welt – sowohl im Nachwuchs- als auch im Hochleistungstraining – und die Wettkampfergebnisse haben diese Thesen in den zurückliegenden Jahren nicht bestätigt! Wer vor allem langsam trainiert und das Kraftausdauer- gegenüber dem Schnellkrafttraining vorzieht, wird die vor allem anaeroben Anforderungen des Mittelstreckenlaufs nicht erfüllen können. Wer für die Langstrecken den systematischen Trainingsumfangsaufbau nicht mit dem notwendigen Geschwindigkeitstraining verbindet, bereitet sich nicht auf das Hochleistungstraining vor!
Im Schüler- und Jugendaufbautraining beginnt also möglichst früh die komplexe Ausbildung des Organismus und seiner Systeme, d. h., dass alle im Leistungstraining benötigten Fähigkeiten Bestandteil der Lehre sein sollen und vorbereitend für den nächsten Leistungsbereich aufzubauen sind.
Ausbildungsaufgaben/Schwerpunkte der Lauftrainingslehre
Ausbildung in der Lauftechnik und in den Techniken aller Trainingsübungen
Leichtlauftechnik, Spiel mit der Geschwindigkeit und dem Gelände.
Mittelfuß- und Vorfußtechnik.
Starttechniken für die verschiedenen Laufwettkampfstrecken.
Laufökonomie.
Technik des Hürden-/bzw. Hindernislaufs.
Techniken und Training mit anderen Sportarten.
Erarbeiten des Tempogefühls für geplante Wettkampfstrecken.
Ausbildung der physischen Fähigkeiten
Durch Heranführen an ein altersgemäßes Ausdauerqualitätstraining.
In der Basisausdauer (DL, FS, extensive TL, Long Jog, Geländelauf).
In der speziellen Ausdauer (vorwiegend kurze, mittlere TL, Spurttraining).
In der Schnelligkeitsausdauer, Unterdistanztraining.
In den Schnelligkeitsfähigkeiten.
In den allgemeinen und speziellen Kraftfähigkeiten (Füße, Beinkraft, Zentrum, Oberkörper-/Armkraft).
In der Koordination, Beweglichkeit, Gewandtheit, Gleichgewichtsfähigkeit.
Im Partnertraining.
Sammlung von Bewegungs- und Wettkampferfahrungen.
Organisation der Trainings- und der Wettkampfleistung.
Mit diesem Buch soll also vor allem denen geholfen werden, die schnell laufen wollen. Es wird ein idealtypischer Belastungsaufbau von Talenten, besonders Begabten, mit den zu lösenden Aufgaben für eine sportliche Leistungskarriere zu einer möglichst langen, erfolgreichen Zeit im Hochleistungsbereich beschrieben und Anregungen zur Verbesserung der Vorbereitung auf die entscheidende Zeit der Ernte gegeben. Man kann aber auch sicher sein, dass für viele, deren „Ererbtes“ nur dann zu überdurchschnittlichen Leistungen reicht, wenn sie „fleißiger arbeiten“ als die anderen, eine Menge Tipps und Erfahrungen dabei sind.
Nicht alle, die in jungen Jahren ihren gleichaltrigen weglaufen sind Talente.
Besondere Vorsicht ist geboten, weil es in den Medien in Mode gekommen ist, bereits eine der Altersklasse entsprechende, mäßige bzw. mittelmäßige Leistung von Schülern oder Jugendlichen als gut, sehr gut, oder sogar „super“ zu beurteilen, vor allem, wenn die Konkurrenzsituation in der Region, die fehlende Fachkompetenz in den Redaktionen dies ohne große Widersprüche zulässt.
Gleichermaßen werden junge Sportler in den verschiedenen Sportarten, besonders im Fußball und in der Leichtathletik, sehr schnell als Talente, Toptalente, Supertalente bis zum „Überflieger“ bezeichnet und damit die Erwartungshaltung und der Leistungsdruck gegenüber den jungen Sportlern und auch ihren Trainern überhöht.
„Ein Talent ist umgangssprachlich ein Individuum mit einer auf einem bestimmten Gebiet entwicklungsfähigen, speziellen Begabung.“
(Röthig et al., 1983)
Das sportliche Talent zeigt eine über dem Durchschnitt liegende Bereitschaft, hohe Leistungen erbringen zu können und zu wollen!
Das Talent für eine Sportart bzw. einen Disziplinbereich (z. B. Lauf) verfügt über die entsprechende Konstitution, die erforderlichen physischen Voraussetzungen, die Trainierbarkeit der motorischen Grundeigenschaften, sowie die psychischen Faktoren, die sowohl für das harte Leistungstraining als auch für eine entsprechende Durchsetzungsfähigkeit im Wettkampf erforderlich sind.
Die sich schneller entwickelnden Talente zeichnen sich durch eine höhere Lernfähigkeit aus und bringen Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen mit, die für den Erfolg in einer Sportart notwendig sind. So erfordert auch schnelles oder lang andauerndes, schnelles Laufen eine über das durchschnittliche Maß hinausgehende Begabung, die möglichst früh erkannt werden muss, entwicklungsfähig ist und auch früh in einem bewegungsfördernden Milieu in vielfältiger Weise und altersgerechten Trainingsbelastungen auszuprägen ist.
Forschungsergebnisse belegen, dass das Aktivitätsniveau des anaerob-glykolytischen Stoffwechsels bei Kindern, als Kriterium des Adaptationstyps, zur Talenterkennung genutzt werden kann. Bei entsprechender Belastung kann das anfallende Laktat zur Feststellung der Adaptationstypen bei Kindern und Jugendlichen als „Marker und systembildender Faktor“ genutzt werden und eine Differenzierung in „Sprinter-/Schnellkrafttyp“, „Ausdauertyp“ oder „Mixedtyp“ früh unterstützen. Auf der Grundlage solcher Ergebnisse, aber auch des „Trainerauges“, können schon sehr früh wenig wirksame Fehlbelastungen, die nicht auf den Ausbau der individuellen Stärken zielen, vermieden werden.
Die Erfahrung lehrt aber auch, dass nicht alle Talente über die notwendigen Intelligenzvoraussetzungen verfügen, um die privaten, schulischen und Trainings- und Wettkampfaufgaben erfolgreich miteinander zu verbinden. Intelligenz ohne Leistungsbereitschaft und ohne starke Willensqualitäten führt nicht zu Spitzenleistungen. Erfahrung ist auch, dass Sportler im Endeffekt können, was sie können wollen.