Dieser Wanderführer gliedert Sizilien in neun landschaftlich sehr eigenständige Wanderregionen: Monti Peloritani, Monte Etna, Monti Iblei, Agrigentino, Trapanese, Palermitano, Monti Madonie, Monti Nébrodi und Monti Erei.
Nordosten/Monti Peloritani (Link): Den Nordosten Siziliens (Provinz Messina) durchzieht eine tief zerklüftete Gebirgskette, die mit einer mittleren Höhe von 1.200 m vom Capo Peloro bei Messina in südwestliche Richtung auf den Monte Etna (dt. Ätna) zuläuft. Die Peloritani-Berge sind die Wasserscheide (Tour 4) zwischen Tyrrhenischem und Ionischem Meer. Höchster Berg ist mit 1.374 m die Montagna Grande. Zusammen mit Nébrodi- und Madonie-Gebirge bilden die Peloritani-Berge eine Fortsetzung des italienischen Apennins. Nur durch die Straße von Messina vom italienischen Festland getrennt, entsprechen sie in ihrem geologischen Aufbau aus Gneis, Granit und Glimmerschiefer dem kalabrischen Aspromonte. Charakteristisch sind die breiten Fiumara-Täler, die nur im Winterhalbjahr Wasser führen.
Das mondäne Taormina ist seit dem 19. Jh. der bekannteste Urlaubsort Siziliens (Tour 1). Abgelegene Bergstädtchen und archaische, größtenteils terrassierte Bauernlandschaften (Touren 1, 2, 3 und 5), Urwälder (Tour 6) und einige der besten Aussichtsgipfel Siziliens (Touren 1, 3, 5 und 6) entdeckt man bei Ausflügen ins dünnbesiedelte Hinterland. Im Süden bildet das Alcàntara-Tal (Tour 7) die natürliche Grenze zum Monte Etna.
Osten/Monte Etna (Link): Der Ätna (Provinz Catania) ist in jeder Hinsicht ein Superlativ, auch als Wanderziel. Mit zurzeit 3.329 m (die Höhe variiert abhängig von der Aktivität der Gipfelkrater) überragt er alle anderen Gipfel Siziliens um mindestens 1.300 m! Sein Name geht auf das indogermanische „aidhna“ (brennend) zurück. Die lokale Bezeichnung Mongibello setzt sich aus dem lateinischen „mons“ und dem arabischen „djebel“ zusammen, was beides „Berg“ heißt. Der höchste Vulkan Europas ist zugleich einer der mit Abstand aktivsten Feuerberge der Welt.
Die besten Standorte für die jeweiligen Wanderungen finden Sie hier.
Wo sich vor 600.000 Jahren noch ein flacher Meeresgolf öffnete, erhebt sich heute der Ätna auf einer Grundfläche von 1.200 km2 und mit einem Umfang von 250 km. Von weitem ein perfekter Kegel - die Bilderbuchansicht bietet das antike Theater von Taormina - entpuppt er sich aus der Nähe als komplexes vulkanisches Gebilde. Die ältesten untermeerischen Kissenlaven sind zum Teil herausgehoben und formen heute die Zyklopeninseln vor Aci Trezza. Vor 100.000 Jahren begann der eigentliche Aufbau des Schichtvulkans. Vor etwa 64.000 Jahren stürzte ein Vorläufer des heutigen Ätna in sich zusammen und hinterließ den gewaltigen Einbruchkrater des Valle del Bove (Touren 8, 9 und 11). Ein Teil der Ostflanke rutschte vor 8000 Jahren ins Meer und löste einen gewaltigen Tsunami aus. Während des jüngsten Aktivitätszyklus, der vor 3.000 Jahren begann, formten sich die vier heute noch aktiven Gipfelkrater (Touren 8 und 11) und die ca. 400 Adventiv- oder Nebenkrater (Touren 10, 12 und 13).
Der Göttinger Gelehrte und Geologe Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen (1809-76), Namensgeber der Monti Sartorio (Tour 10), machte die Erforschung des Ätna zu seinem wissenschaftlichen Lebenswerk. Er verwendete einen Großteil seines Vermögens und viele Jahre seines Lebens darauf, den Ätna zu vermessen. Von ihm stammt die erste topografische Karte des Vulkanmassivs, und er stellte auch die erste ausführliche Chronologie historischer Ätna-Ausbrüche zusammen. Spannend zu lesen ist z. B. sein Bericht vom Ausbruch 1669, der auf der Südflanke mehrere Ortschaften zerstörte und den Hafen von Catania verschüttete (zitiert im vergriffenen, vulkanologisch veralteten Buch von Hans Pichler „Italienische Vulkan-Gebiete IV: Ätna, Sizilien“, Berlin 1984). Das Bild eines Augenzeugen der Eruption von 1669, als Wandfresko in der Sakristei, ist im Dom von Catania zu entdecken.
Magma steigt bis in ein ca. 2 km unter dem Gipfel gelegenes Reservoir auf. Der niedrige Kieselsäureanteil macht die Gesteinsschmelze relativ dünnflüssig. Gase können schnell entweichen, sodass es nicht zu jenen gewaltigen Aufsprengungen des Schlotes kommen kann wie bei Vulkanen mit zähflüssigen Magmen. Das macht den Ätna, anders als den Vesuv, zu einem relativ „ungefährlichen“ Vulkan. Trotzdem führt ein Überangebot an Magma gelegentlich zu heftigen Gipfelausbrüchen, bei denen Aschewolken mehrere Kilometer hochgeschleudert werden, wie z. B. im Oktober 2002 oder April 2013. Am häufigsten sind Flankenausbrüche entlang längs aufreißender Spalten. Aufgereiht wie an einer Knopflochleiste (ital. bottoniera) liegen explosiv tätige Bocchen (Tour 12), die im Laufe einiger Tage zu Schlackekegeln emporwachsen können, während die entgaste Lava aus tiefergelegenen Bereichen ausfließt. Die relativ dünnflüssige Lava am Ätna begünstigt zudem die Entstehung von Lavagrotten, ein in Europa einzigartiges Phänomen (Tour 12).
Eine Fahrt auf den Ätna und der Aufstieg in den Gipfelbereich (Touren 8 und 11) führen durch die unterschiedlichsten Klima- und Vegetationszonen, fast, als würde man sich auf eine Reise von Palermo zum Nordkap begeben. Subtropische Orangenhaine werden von Weinbergen, Eichen- (Tour 13), Birken- (Tour 10) und den südlichsten Buchenwäldern (Tour 12) Europas abgelöst. Bis in 2.500 m Höhe bedecken dornige Tragant-Polster den Boden, darüber erstreckt sich bis in die aktive Gipfelzone (Touren 8 und 11) eine vegetationslose Lavawüste, die über viele Monate des Jahres schneebedeckt ist - eine Landschaft aus Feuer und Eis.
Ätna-Ausbruch im Juli 2001
Der Ätna steht unter ständiger Beobachtung des 1960 gegründeten Internationalen Instituts für Vulkanologie in Catania. 1987 wurden 58.000 ha als „Parco dell’Etna“ unter Naturschutz gestellt. Seit 2013 zählt der Ätna zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Südosten/Monti Iblei (Link): Im Südosten Siziliens (Provinzen Siracusa und Ragusa) bestimmt ein weit gespanntes, sich im Schnitt nur wenige Hundert Meter über das Meer erhebende Kalkplateau das Landschaftsbild. Flüsse haben im Lauf der Zeit canyontiefe Schluchten gegraben, sogenannte Cave (Touren 14, 15 und 17). Am Grund mancher Cava strömt klares Wasser, die Vegetation nimmt beinahe tropische Züge an.
Seit vorgeschichtlicher Zeit fanden Menschen hier Zuflucht. Pantálica (Tour 14) war 500 Jahre lang das bedeutendste bronzezeitliche Zentrum Siziliens, über 5.000 Kammergräber perforieren die Felswände wie Bienenwaben. Im frühen Mittelalter erfüllten byzantinische Mönche die sikulische Totenstadt mit neuem Leben. Der helle Iblei-Kalk, aus dem auch ganze Städte erbaut sind, wirft das Sonnenlicht zurück, ein Licht, wie es nur hier im Südosten leuchtet. Ein verheerendes Erdbeben zerstörte 1693 Dutzende von Städten. Der Wiederaufbau erfolgte im Stil der Zeit. Die Barockstädte des Val di Noto stehen heute ebenso wie Syrakus und Pantálica auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.
Über die landwirtschaftlich genutzten Hochflächen ziehen sich kilometerlange Trockensteinmauern. Hartweizen, Karuben (Johannisbrot) und Mandeln gehören zu den traditionellen Kulturen. Die höchste Erhebung ist der 986 m hohe Monte Lauro, aus dem Meer emporgehobener Rest eines erloschenen Unterwasservulkans. An seinen Hängen entspringt der Fluss Anapo (Tour 14). An der Küste wechseln sich lange Sandstrände mit felsigen Abschnitten ab. Einer der schönsten Küstenstreifen steht in Vendicari (Tour 16) unter Naturschutz. Ein „Parco Nazionale degli Iblei“ wird hoffentlich nicht mehr lange nur eine Zukunftsvision bleiben.
Süden/Agrigentino (Link): Die Landschaft des Agrigentino (Provinz Agrigent) ist schwer zu fassen - vielleicht liegt es an den weichen Lehmhügeln und erodierten Gipsbergen. An den Steilküsten des afrikanischen Meeres nehmen gipsführende Mergel die Gestalt schneeweißer Kliffs an, besonders eindrucksvoll an der Punta Grande (Scala dei Turchi) bei Realmonte, im Naturschutzgebiet „Riserva Naturale Torre Salsa“ (Tour 18) und am Capo Bianco, wo sich auch die Ruinen des antiken Eraclea Minoa erheben. Dazwischen spannen sich kilometerlange Dünenstrände (Tour 18). Gipskristalle bringen auch die südlichen Monti Sicani bei Sant’Ángelo Muxaro (Tour 19) zum Glitzern. Der größte Besuchermagnet des Agrigentino sind die griechischen Tempel von Agrigent, ebenfalls Weltkulturerbe der UNESCO.
Westen/Trapanese (Link): Die Gebirgskette der sizilianischen Nordküste (Monti del Trapanese) verliert nach Westen allmählich an Höhe und löst sich langsam auf. Akzente setzen das felsige Rückgrat des Naturparks „Riserva Naturale dello Zingaro“ (Tour 22), der Monte Cófano (Tour 21) über dem Golf von Custonaci, der Monte San Giuliano mit der Stadt Erice und, vor Trapani im Meer, die Ägadischen Inseln. Maréttimo (Tour 20), die westlichste dieser Inseln, ist ein geologisch-botanisches Wanderparadies.
Eine schöne Küstenwanderung führt um den Monte Cófano (Tour 21)
Die geografisch-kulturelle Nähe zu Nordafrika ist in Westsizilien (Provinz Trapani) nicht zu übersehen. Nach Westen und Süden läuft das Hügelland zum Meer hin aus. Inmitten ausgedehnter Weinfelder liegen, von Dattelpalmen umgeben, befestigte Gutshöfe, sogenannte Bagli. Die Altstädte von Mazzara del Vallo, Marsala und Trapani erinnern an arabische Medinas. Faszinierend ist auch die uralte Kulturlandschaft der Salzgärten zwischen Marsala und Trapani. Ihr Besuch lässt sich mit einem Bootsausflug auf die Insel Mozia inmitten der größten Lagune Siziliens verbinden. Das antike Selinunt und Segesta zählen auch landschaftlich zu den Höhepunkten einer Sizilienreise.
Nordwesten/Palermitano (Link): Ein Gebirgskranz (Monti della Conca d’Oro) umschließt im Süden die Inselkapitale Palermo mit der sog. Conca d’Oro, der „Goldenen Muschel“. Hoch über Stadt und Meer erhebt sich der Monte Pellegrino (Tour 23), für Goethe „das schönste Vorgebirge der Welt“. Im Süden der Provinz wartet eine wilde und einsame Bergwelt (Tour 24) auf Entdeckung. Mit eindrucksvollen Steilwänden überragt die Rocca Busambra (Tour 26) den Bosco della Ficuzza (Tour 25), den größten Eichenmischwald Westsiziliens. Steile Nordabbrüche und sanft nach Süden fallende Hochflächen zeigen auch die Monti di Palazzo Adriano (Tour 27). Die nach Norden gekippten Bergschollen der Monti Sicani dokumentieren den im geologischen Zeitlupentempo ablaufenden Zusammenprall der Afrikanischen mit der Eurasischen Kontinentalplatte.
Trinakria („Dreiecksinsel“) so schreibt der griechische Historiker Thukydides im 5. Jh. v. Chr. den alten Namen Siziliens. Ein Klick auf Google Earth, ein Blick in den Atlas zeigt, wie recht er hatte. „Drei Vorgebirge“ lautet eine andere Übersetzung: vor der Hafenstadt Marsala das Capo Lilibeo, Capo Passero (südlich von Noto) und Capo Peloro (bei Messina) sind zu erkennen. Trinakria, so heißt auch das uralte Symbol Siziliens, drei angewinkelte Beine, die um ein geflügeltes Frauenhaupt laufen. Als Souvenir sieht man es überall. In griechischer Zeit eine grässliche Gorgone mit Schlangenhaar, mutiert die Gestalt bei den Römern zur weizenumkränzten Getreidegöttin Ceres: geografische Beschreibung, Sonnen-, Glücks- und Fruchtbarkeitssymbol in einem. Die Normannen haben das Dreibein im Mittelalter auf die Isle of Man exportiert. Heute ziert es nicht nur die offizielle Flagge der Regione Sicilia, sondern auch die Uniformknöpfe der Beamten. Dabei ist die Trinakria einfach nur die beste Einladung für einen Wanderurlaub auf der Sonneninsel!
Norden/Monti Madonie (Link): Die Madonie-Berge (Provinz Palermo), westlichster und höchster Teil des sizilianischen Apennin, erheben sich als imposanter Kalkgebirgsstock im Süden Cefalùs (Tour 28). Ausgeprägten Karstphänomenen (Tour 30) und ihrem Fossilienreichtum verdanken sie die Aufnahme in die Liste der European Geoparks. Nach Süden fällt das Massiv zu den gips- und schwefelreichen Hochebenen Innersiziliens ab. Seit 1989 steht die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft als „Parco delle Madonie“ unter Schutz. Wie ein Kranz umgeben sehenswerte Kunststädte das Gebirge. Schafzucht, die Quelle vergangenen Reichtums, ist nach wie vor von Bedeutung. Die Madonie-Berge beherbergen die artenreichsten Wälder des Mittelmeerraums. Auf Wanderungen begegnen uns botanische Raritäten wie die Riesenstechpalmen auf dem Piano Pomo (Tour 31) oder die ausschließlich im Vallone Madonna degli Angeli (Tour 29) noch vorkommenden Nébrodi-Tannen. Der 1.979 m hohe Pizzo Carbonara (Tour 30) ist nach dem Ätna der zweithöchste Berg Siziliens.
Nordosten/Monti Nébrodi (Link): Die waldreichen Nébrodi-Berge (Provinz Messina), auch Caroníe genannt, erstrecken sich als Teil des sizilianischen Apennin parallel zur tyrrhenischen Küste zwischen den Peloritani-Bergen im Osten und den westlich anschließenden Madonie-Bergen. Ihre weichen Konturen verdanken sie dem Flysch (Tone, Mergel und Sandstein). Der Hauptkamm ist von Buchenwäldern überzogen und steigt mit dem Monte Soro (Tour 32) bis auf 1.847 m an. Wo harter Kalkdolomit ansteht, wie z. B. bei Alcara Li Fusi (Tour 33), nimmt die Landschaft dramatische Züge an. Die Nébrodi-Berge sind reich an Wasser, der Lago Biviere (Tour 32) ist der größte Bergsee Siziliens. Die Weidewirtschaft ist nach wie vor ausgeprägt, und auf Wanderungen, aber auch auf Straßen, trifft man häufig auf Rinder, Schafe, San-Fratellani-Pferde oder schwarze Nébrodi-Schweine. 1993 wurde mit 86.000 ha der „Parco dei Nébrodi“ als eines der größten Naturschutzgebiete Europas ausgewiesen.
Dicht an dicht drängen sich auch die Häuser von Gangi
Zentrum/Monti Erei (Link): Die Monti Erei, ein Mittelgebirge im Zentrum der Insel (Provinz Enna), bilden die Wasserscheide zwischen Ionischem und afrikanischem Meer. Ihr Name leitet sich vom griechischen Wort für Wolle ab. Die historische Bedeutung der Schafzucht belegt auch das dichte Netz alter Trazzere (Tour 34), ehemalige Fernweidewege, die hier oft dem Verlauf antiker Straßen folgen. Schroffe Felszüge aus Sandsteinkonglomeraten erheben sich über Acker- und Weideflächen. Der leicht zu bearbeitende Stein begünstigte die Anlage antiker Nekropolen, arabischer Höhlenhäuser und mittelalterlicher Felskirchen. In Sperlinga und Regiovanni (Tour 34) wurden komplette Burgen aus dem Sandsteinfels gehauen. Der Monte Altesina (Tour 35) ist mit 1.192 m die höchste Erhebung der Erei-Berge, den Arabern diente er im Mittelalter als zentraler Peilpunkt bei der Vermessung Siziliens. Der Monte Altesina und die Rocca di Cerere in der südlich gelegenen Provinzhauptstadt Enna stehen auf der Liste der Europäischen Geoparks.
In Enna lag in der Antike das Hauptheiligtum der Getreidegöttin Ceres (Demeter). Immer noch überziehen endlose Hartweizenfelder das hügelige Landesinnere. Als Altopiano gessoso-solfifero - gips- und schwefelführendes Pliozäntafelland - kennen ihn die Geologen (→ Tour 18). In den 1970er-Jahren wurden die letzten Schwefelgruben stillgelegt. Der auch landschaftlich faszinierende Parco Minerario Floristella-Grottacalda auf halber Strecke zwischen Valguarnera und Piazza Armerina erschließt dieses wichtige Wirtschaftskapitel. Touristischer Hauptanziehungspunkt Innersiziliens ist die römische Villa del Casale bei Piazza Armerina, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Landschaftlich reizvoll und kaum besucht sind die nahe gelegenen Ausgrabungen von Morgantina.
Klima und Jahreszeiten: Sizilien ist von der Sonne verwöhnt, im statistischen Mittel scheint sie an 2.500 Stunden im Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die durchschnittliche Sonnenscheindauer bei 1.550 Stunden pro Jahr. Das typisch mediterrane Klima Siziliens mit trockenen, heißen Sommern und milden, regenreichen Wintern wird durch geografische Gegebenheiten modifiziert. Während die Küsten im Winter quasi frostfrei bleiben, weist das Landesinnere der 25.703 km² großen Insel mit heißen Sommern und kühlen Wintern bereits kontinentale Züge auf. Wärmster Monat im Landesinneren ist der Juli (→ Diagramm „Tagestemperaturen“, Prizzi auf 1.034 m), an der Küste der August (→ Diagramm „Tagestemperaturen“, Palermo, Messina und Die beste Badezeit ist von Mitte Mai bis Ende September, dann misst das Wasserthermometer deutlich über 20 °C. Das Meer hält bis in den November annehmbare Badetemperaturen.
Gela), was daran liegt, dass die Wassertemperatur im August ihr Maximum erreicht. In Gebirgslagen über 1.200 m an der Nordküste und am Ätna sind die Sommer eher frisch und die Winter streng. Niederschlag im Winterhalbjahr fällt in Form von Schnee. Durchziehende Mittelmeertiefs machen Dezember und Januar zu den niederschlagsreichsten Monaten (→ Diagramm „Niederschlagsmenge“). Dazwischen gibt es aber auch immer wieder längere sonnige Perioden. So liegt z. B. im Januar die mittlere Sonnenscheindauer für Palermo bei 140 Stunden im Vergleich zu 65 Stunden in München. Nordsizilien empfängt deutlich mehr Niederschläge als das Inselinnere und der Süden. Stauniederschlag am Apennin macht Messina mit 832 mm pro Jahr zur regenreichsten Stadt Siziliens, am Ätna können Niederschlagshöhen von 1.300 mm pro Jahr überschritten werden. Oktober ist der Monat mit den meisten Starkregenfällen (> 20 mm/h), die v. a. die Ostküste betreffen.
Tageslängen Palermo |
Tag | Sonnenaufgang | Sonnenuntergang | Tageslänge | |
| | | Palermo | Kassel |
15. Jan. | 7.21 Uhr | 17.10 Uhr | 9:49 Std. | 8:24 Std. |
15. Febr. | 6.58 Uhr | 17.44 Uhr | 10:46 Std. | 9:58 Std. |
15. März | 6.20 Uhr | 18.12 Uhr | 11:52 Std. | 11:45 Std. |
15. April | 6.32 Uhr | 19.41 Uhr | 13:09 Std. | 13:49 Std. |
15. Mai | 5.56 Uhr | 20.10 Uhr | 14:14 Std. | 15:36 Std. |
15. Juni | 5.43 Uhr | 20.31 Uhr | 14:48 Std. | 16:34 Std. |
15. Juli | 5.56 Uhr | 20.29 Uhr | 14:33 Std. | 16:08 Std. |
15. Aug. | 6.20 Uhr | 20.02 Uhr | 13:42 Std. | 14:41 Std. |
15. Sept. | 6.47 Uhr | 19.18 Uhr | 12:31 Std. | 12:46 Std. |
15. Okt. | 7.14 Uhr | 18.30 Uhr | 11:16 Std. | 10:47 Std. |
15. Nov. | 6.47 Uhr | 16.55 Uhr | 10:08 Std. | 8:55 Std. |
15. Dez. | 7.15 Uhr | 16.48 Uhr | 9:33 Std. | 7:56 Std. |
Alle Zeitangaben sind in MEZ bzw. MESZ (Monate April bis Oktober).Palermo: 38° 07' nördl. Breite, 13° 21' östl. Länge. Kassel: 51° 19' nördl. Breite. |
Kleine Windkunde: Wenn in Übergangsjahreszeiten und im Sommer sich der Himmel bleigrau färbt, bläst der Schirokko aus Südost. Der ursprünglich trocken-warme nordafrikanische Wüstenwind bringt roten Saharastaub, über dem Mittelmeer lädt er sich mit Feuchtigkeit auf. Lang anhaltender Schirokko, der dann Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreicht, behindert oft die Schifffahrt zwischen den Inseln. Im Sommer erhöht er die Waldbrandgefahr, die Höchsttemperaturen können dann über 40 °C liegen. Bei Hochdrucklagen sorgt der aus Südwest blasende Libeccio an der Westküste für eine angenehme Seebrise und eine leichte Landbrise im Osten. Der Maestrale (Mistral) aus Nordwest bringt Polarluft in den Mittelmeerraum. Die Tramontana, ein kühler trockener Nordwind, sorgt für klare Sicht und bestes Fotolicht.
Wandersaison: Mit Einschränkungen kann das ganze Jahr auf Sizilien gewandert werden. Sizilienreisender Goethe brachte seine Empfehlung auf den Punkt: „im Frühjahr zum Staunen, im Herbst zum Genießen“.
Der Frühling beginnt zeitig im Februar mit der Mandelblüte. Von März bis Mai zeigt sich die Insel in vollster Blütenpracht, die „primavera siciliana“ ist sprichwörtlich. Muss man bis zum April noch mit gelegentlichen Schauern rechnen (man sollte auch die Frage nach beheizten Unterkünften nicht vergessen), ist der Mai die vielleicht schönste Wanderzeit. Der Blütenreigen erreicht seinen Höhepunkt. Ein guter Reisemonat ist auch noch der Juni, man darf jedoch nicht allzu wärmeempfindlich sein. Spätestens im Juli sollte man Wanderungen am besten auf die frühen Morgenstunden oder in die höheren Gebirgslagen verschieben.
Am Ätna: Im Herbst leuchtet das Laub der Zitterpappeln (Tour 9)
Im Sommer muss man sich im Gebirge vor Hitzegewittern in Acht nehmen, v. a. am Ätna! Ab Mitte September bricht dann eine zweite sehr schöne Wandersaison an. Rein statistisch ist jedoch der Oktober der Monat mit den meisten Starkregenfällen.
Im Herbst, d. h. ab Oktober, werden die Tage zwar kürzer und die Dunkelheit bricht ohne lange Dämmerung abrupt herein, allerdings ist es insgesamt deutlich länger hell als in Mitteleuropa (→ Tabelle „Tageslängen“). Mit Glück kann man noch im November und Dezember eine Reihe schöner Sonnentage erleben, nach Regen ist die Fernsicht phänomenal. Dezembertage mit 25 °C, wie sie der Autor 2009 erlebt hat, dürften allerdings die Ausnahme sein.