Nikolaus von Kues (1401-1464) war ein Philosoph, Theologe und
Mathematiker, der schon zu Lebzeiten hohe Bekanntheit erlangte.
Nicolaus Cusanus, so sein latinisierter Name, gilt als einer der
ersten deutschen Humanisten. Darüber hinaus war er ab 1448
Kardinal, später päpstlicher Legat und einflussreicher Generalvikar
im Kirchenstaat.
In seinem 1440 publizierten Hauptwerk „Über die belehrte
Unwissenheit“ (lateinisch: De docta ignorantia) beschäftigt
er sich mit den Grundlagen der Theologie und Kosmologie – die
Schrift zählt zu den wichtigsten Werken der sogenannten Negativen
Theologie: Ausgehend von Sokrates’ Diktum „Ich weiß, dass ich
nichts weiß“ gehen die Vertreter der Negativen Theologie davon aus,
dass man kaum positive Aussagen über das Wesen Gottes treffen
könne. Stattdessen könne man nur sagen, was und wie Gott nicht ist,
sprich, welche Eigenschaften nicht auf Gottes Wesen
zutreffen.
Kues’ Hauptwerk gilt vielen als revolutionär und markiert den
Wechsel zu einer neuen Epoche der Theologie; bis heute übt die
Schrift einen großen Einfluss aus. Wegen ihrer logischen
Argumentation, die stets verständlich geschrieben ist, wird das
Werk auch in der Philosophie häufig gelesen und diskutiert. Kues
schreibt unter anderem:
„Der Bau der Welt ist daher so, als hätte sie überall ihr Centrum
und nirgends eine Peripherie, denn Umkreis und Centrum ist Gott,
der überall und nirgends ist. (…) Wir nehmen an, kein Stern sei
unbewohnt. Der particularen Theile des Einen Universums sind so
viele, als viele Sterne es gibt, sie lassen sich nicht zählen,
außer durch den, der Alles in der Zahl erschaffen hat.“
Solche Gedankengänge hatten Mitte des 15. Jahrhunderts enorme
Sprengkraft, behauptet Kues doch, dass der Kosmos unendlich ist und
dass Gottes Menschengeschöpfe nicht die einzigen Lebewesen im
Universum sind. Zudem handelte sich Kues den (damals gefährlichen)
Vorwurf des Pantheismus ein, demzufolge Gott nicht abseits der
Welt, sondern im Gegenteil überall anzutreffen sei. Viele
Zeitgenossen klagten Kues der Häresie (Ketzerei) an, dennoch
vermochte die Schrift – nicht zuletzt wegen ihrer stringenten
Argumentation und guten Lesbarkeit – zu einem vielgelesenen
Klassiker zu werden, der auch heute noch zu begeistern weiß.
Das vorliegende Buch wurde sorgfältig editiert und enthält Nikolaus
von Kues’ „Über die belehrte Unwissenheit“ im ungekürzten
Original-Wortlaut der deutschen Übersetzung von Anton
Scharpff.