Titel

 


Rene Schreiber


Täufertum in Tirol und Mähren

Vorwort

In diesem Buch möchte ich Ihnen die Bewegung der Täufer in Tirol und Mähren aufzeigen. Aufgrund der Verfolgung durch den Kaiser und der katholischen Kirche mussten die Pusterer (Hutterer) nach Mähren fliehen. In Mähren begann die Spaltung der Täuferbewegung in Schwertler und Stäbler. Welche Unterschiede die beiden Gemeinden von einander trennten und wie sich die Pusterer (Hutterer) Gemeinde innerhalb der Stäbler etablierte, soll dargestellt werden.

Ferner kam die Geschichte der Täufer nicht ohne den Bauernkrieg von 1524-1526 sowie den kirchlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten jener Zeit erzählt werden. Das Zusammenwirken aller vorstehend angeführten Faktoren kann als Basis für den rasanten Aufstieg der Täufer gesehen werden.

Des Weiteren wird die Zeit nach dem Niedergang der Tiroler Gemeinde betrachtet, um zu zeigen, dass es die Mennoniten und Hutterer heute noch in Nordamerika gibt.


Einleitung

Die Forschung über die Täuferbewegung datiert deren Entstehung auf das Jahr 1525 inmitten der Bauernkriege. Die Bewegung entstand in drei Zentren. Eines dieser Zentren war Zürich. Hier hatte eine Gruppe die reformatorischen Ansichten Zwinglis radikalisiert. Das zweite Zentrum entstand um Thomas Münster und das dritte in Straßburg um Melchior Hoffmann. Für die Entwicklung der österreichischen Gebiete sind die Zentren Zürich und Münster bedeutend. Georg Blaurock und andere wurden ausgesandt um zu missionieren. Personen wie Hans Hut, Balthasar Hubmaier, Jakob Hutter und andere wurden durch sie in ihren Entscheidungen beeinflusst.

In Bezug auf die Hutterer und anderer Täufergemeinden sowie deren wichtigsten Persönlichkeiten gibt es ausreichend Literatur. Zum Beispiel "Die Hutterischen Brüder 1528-1992" von Victor Peters, "Hutterische Konfession und Tradition (1578-1619)" von Astrid von Schlachta, "Gottes letzte Insel" von Bernd G. Längin und "Die Hutterer in Tirol" von Werner O. Packull. Alle geben einen genauen Überblick in die Anfänge der Täufer. Speziell wird über die Gruppe der Hutterer bzw. Stäbler, sowie über die Geschehnisse, die deren Verlauf erheblich beeinflussten, betrachtet. Jedes dieser vorher genannten Bücher gibt uns auch einen Einblick iüber Jakob Hutters Leben vor der Bekehrung, obwohl, wie es alle betonen wenig davon bekannt ist. Alle stimmen überein, dass in diesem Fall Hutters Vater Caspar Hueter als einzige Quelle dient.



Entstehung des Täufertums

Die Täufer entstanden durch unzufriedene Personen, die die Reformatoren Zwingli und Luther unterstützen. Die Züricher Gruppe bestand aus Konrad Grebel (1498-1525), Felix Manz (1480-1527) und Georg Blaurock (1492-1529). Bei einem Treffen im Jahre 1523 wurde die Erwachsenentaufe zum Hauptkern der Diskussion. Die Täufer meinten, dass kein Kind fähig sei, selbst zu entscheiden, die Nachfolge Christi anzutreten. Anfang 1525, bei einem erneuten Treffen führte Grebel an Blaurock die erste Erwachsenentaufe durch. Blaurock hatte Grebel darum gebeten. Ulrich Zwingli (1484-1531) und Martin Luther (1483-1546) hatten die Erwachsenentaufe abgelehnt und sahen die Taufe als ein Sakrament der Religion an. Die Täufergemeinschaft war der Ansicht, dass sich die Lutheraner und Zwinglianer zu wenig von der katholischen Kirche abwendeten. Die Täufer wollten zurück zum Urchristentum.


Das Schleitheimer Glaubensbekenntnis von 1527 forderte:


[…] Der Tauff folg geben werden allen denen so gelernt seind die bus unnd enderung des leben / unnd glauben in der warheit / das ire sünd durch Christum hinweggenomen seyen / un allen denen / so wöllen wandeln in der aufferstehung Jesu Christi / auff das sie mit im auffestehen mögen / und allen denen so es in solcher meynung von uns begeren und fordern / durch sich selbs. Mit dem werden ausgeschlossen alle kinder tauff / des Bapsts höchste und erste grewel […]i



„[…] Der Bann sol gebrauch werden mit allen denen / so sich dem Herrn ergeben haben / nachzuwandeln in seinen geboten / und mit allen denen / die in einem leib Christi getaufft sein worden / und sich lassen brüder oder schwester nennen / und doch etwan entschlipffen / unnd fallen in ein fal und sünd / und unwissentlich uber eilt werden. Die selben sollen vermant werden zum andernmal heymlich / und zum drittemal offentlich / vor aller gemeyn getrafft oder gebant werden nach dem befehl Christi […]ii