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Evelyn Elsaesser
Vorwort von Dr. Christophe Fauré

Spontane Kontakte mit Verstorbenen

Eine wissenschaftliche Untersuchung
bestätigt die Realität von

Nachtod-Kontakten

Evelyn Elsaesser

Vorwort von Dr. Christophe Fauré

Spontane Kontakte
mit Verstorbenen

Eine wissenschaftliche Untersuchung
bestätigt die Realität von
Nachtod-Kontakten

Die Umfrage wurde durchgeführt von

Evelyn Elsaesser, Prof. Chris A. Roe,
Dr. Callum E. Cooper, und David Lorimer


Übersetzung aus dem Französischen von
Maja Ueberle-Pfaff

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Die französiche Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel Contacts spontanés avec un défunt bei Éditions Exergue (une marque du groupe Guy Trédaniel), 27, rue des Grands-Augustins, F-75006 Paris

Deutsche Ausgabe:

1. Auflage 2021

© Crotona Verlag GmbH & Co. KG Kammer 11, D-83123 Amerang

www.crotona.de

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

Übersetzung aus dem Französischen: Maja Ueberle-Pfaff

Umschlaggestaltung: Annette Wagner

ISBN Printausgabe 978-3-86191-224-8

ISBN eBook 978-3-86191-237-8

Wir widmen dieses Buch all jenen,

die uns so großzügig an ihren Erfahrungen

teilhaben ließen.

Inhalt

Vorwort von Dr. Christophe Fauré

Einige Worte zur Einführung

Das Phänomen der Nachtod-Kontakte

Die Studie

Das Projektteam

Die Konzeption

Der Fragebogen

Die Teilnahmequote

Die Ergebnisse der Studie

Demografische Daten

Mehrfache NTK

Die Form der Nachtod-Kontakte

Eine Gegenwart spüren

Eine Stimme hören

Einen Körperkontakt wahrnehmen

Den Verstorbenen sehen

Einen Geruch wahrnehmen

NTK im Schlaf

NTK zum Zeitpunkt des Todes

Andere Erscheinungsformen von NTK

Die Identifikation der Verstorbenen

Mitteilungen während der NTK

Die Umstände des Auftretens von NTK

Vorübergehende Lähmungserscheinungen

Informationen über die Verstorbenen

Die Bedeutung von NTK für das Glaubenssystem

Religiosität und Spiritualität

Realitätsempfinden bei einem NTK

Erwartungen und Bedürfnisse

Die Hypothese des selbstgenerierten Phänomens

Zur Bedeutung der NTK für den Trauerprozess

Abschließende Bemerkungen

Über die Autorin

Literatur

Bitte um Zuschriften

Vorwort
von Dr. Christophe Fauré

Anfangs glaubte ich nicht daran

Während meiner Berufsjahre als Psychiater im Bereich Palliativpflege begleitete ich Trauernde nach dem Verlust eines lieben Menschen. Sie teilten mit mir ihr Leid, ihren Schmerz, ihre Wut, ihre Schuldgefühle. Ich beschritt gemeinsam mit ihnen den schmerzhaften Weg der Trauer. Damals bemerkte ich lediglich, wie ein Prozess ablief, von dem ich anfangs allein die psychologische Dimension wahrnahm.

Doch im Lauf der Jahre tauchten in den Erzählungen meiner Patienten immer wieder seltsame Erfahrungen auf. Mit einer solchen Konstanz und Häufigkeit, dass es mir unmöglich wurde, mich nicht ernsthaft mit ihnen zu befassen.

Sie berichteten mir von ›Zeichen‹. Zeichen, die von ihnen als eine Manifestation ihres verstorbenen Angehörigen oder Freundes gedeutet wurde, über die sie jedoch – manchmal jahrelang – Stillschweigen bewahrten, weil sie fürchteten, für ›verrückt‹ gehalten zu werden, wenn sie ihrer Umgebung davon erzählten! Vielen von ihnen war es ein wenig peinlich, mit einem Psychiater darüber zu sprechen, und sie beteuerten: »Herr Doktor, ich bin ein sehr rational denkender Mensch, aber …« und dann folgte der Bericht über »diese merkwürdige Sache«, die sie nach dem Tod des ihnen nahestehenden Menschen erlebt hatten. Eine »Sache«, die ich später als »NTK« bezeichnen lernte. NTK: Nachtod-Kontakt mit einem verstorbenen Menschen.

Nachdem mittlerweile fünfundzwanzig Jahren Trauerbegleitung stelle ich den Menschen heute, mehr oder weniger direkt, stets dieselbe Frage: »Haben Sie den Eindruck, dass Sie nach dem Tod des Menschen, der Ihnen nahestand, ›Zeichen‹ erhielten oder bestimmte Wahrnehmungen machten?« Ich kann kaum noch sagen, wie viele Menschen mir daraufhin, erleichtert über meiner Frage, bereitwillig von einem oder mehreren NTK erzählten!

Es gibt also ein Thema, das aufgrund seiner enormen Tragweite unsere Aufmerksamkeit verdient, und ich freue mich, dass die vielen Jahre des Zuhörens und Beobachtens in meiner ärztlichen Praxis in diesem Buch ein so nachhaltiges Echo finden.

Wir sollten uns eines bewusst machen: Die Veröffentlichung eines Buches wie des vorliegenden ist nicht harmlos, und ich möchte an dieser Stelle die Integrität und die mutige Entscheidung der beteiligten Autoren, Wissenschaftler und Universitätsdozenten von Weltrang würdigen, die ihre berufliche Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, um sich als echte Pioniere auf das geheimnisvolle Terrain der NTK zu begeben.

Denn eines ist klar: Wir befinden uns hier nicht auf dem Gebiet des Glaubens, es handelt sich nicht um religiöse Überzeugungen, an die man sich in einem Moment der Verzweiflung klammert, um die Angst vor dem Tod und das Grauen angesichts des Nichts einzudämmen. Nein, die Herangehensweise der Wissenschaftler ist eine völlig andere. Sie basiert auf Zuhören, Beobachten, Datenerhebung und Datenanalyse. Sie stützt sich auf wisswenschaftliche Methoden, die Fakten erfassen und konstatieren. Selbst wenn das Thema NTK etwas anderes nahezulegen scheint, könnte die Wahl der Methoden nicht präziser und rationaler sein. Die Autoren gehen von konkreten Informationen aus, und dieser Ansatz macht ihre Arbeit ebenso relevant wie gehaltvoll.

Der Behauptung, NTK seien nichts weiter als Halluzinationen oder unbewusste Projektionen, kann ich aus meiner Position als Psychiater mehrere Argumente entgegensetzen. Meiner Erfahrung nach entsprechen NTK nicht den diagnostischen Kriterien einer psychotischen Halluzination und auch nicht denen einer von psychoaktiven Drogen ausgelösten Halluzination. Halluzinationen, die durch eine Psychose verursacht werden, treten erkennbar im Kontext einer psychischen Erkrankung wie beispielsweise der Schizophrenie auf. Personen, die von einer psychischen Störung mit Halluzinationen betroffen sind, leiden unter einer belastenden psychischen Einkapselung. Ihr Geist ist vor, während oder nach einer halluzinatorischen Episode von einer quälenden Unruhe befallen. Das ist jedoch bei der überwältigenden Mehrheit der Menschen, die einen NTK erlebten, nicht der Fall. Bei ihnen ist keinerlei psychotische Störung auszumachen, die ihren NTK erklären könnte.

Darüber hinaus weisen Hallzinationen, die in Zusammenhang mit einer Psychose auftreten, sehr häufig eine negative oder traumatisierende Färbung auf (das Gefühl, verfolgt, erniedrigt, bedroht zu werden etc.). Dagegen berichten – wie Sie in diesem Buch sehen werden – Menschen, die einen NTK erlebt haben, mehrheitlich von einer positiven oder sogar sehr positiven Erfahrung. Dazu kommt, dass der Nachhall einer halluzinatorischen Episode das Leiden der psychotischen Person verlängert, während Menschen nach einem NTK in den meisten Fällen eine Beruhigung erleben, eine Öffnung des Herzens, die sich häufig vorteilhaft auf ihre Trauer auswirkt. Als Fazit kann man festhalten: Um Halluzinationen handelt es sich nicht.

»Ja, aber«, wird oft eingewandt, »ist es nicht der Wunsch, den Verstorbenen wiederzusehen, der diese Manifestationen auslöst? Sind sie nicht eine Projektion der Psyche?« Das könnte man in der Tat vermuten, weil Trauernde häufig das intensive Verlangen äußern, mit ihren Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Keine Frage – welche Mutter, welcher Vater, welcher Ehepartner, welches Kind wünscht sich nicht den Kontakt zu Kind, Partner, Mutter, Vater, wenn der geliebte Mensch gestorben ist? Wäre der Wunsch, sich wiederzusehen, jedoch das einzige auslösende Element, die treibende Kraft für einen NTK, müsste man dann nicht logisch folgern, dass alle trauernden Menschen einen solchen Kontakt erleben dürften? Doch das ist eindeutig nicht der Fall. Daher kann man nicht ernsthaft davon ausgehen, dass allein der starke Wunsch, den geliebten Menschen wiederzusehen, für eine solche Erfahrung verantwortlich sei. Und was ist mit NTK, die Personen zu einem Zeitpunkt erleben, an dem sie von dem Tod des geliebten Menschen noch gar nichts wussten? Wodurch soll in einem solchen Fall der Wunsch entstehen, einen Verstorbenen wiederzusehen, da man noch gar nicht weiß, dass diese Person überhaupt verstorben ist? Nein, der Wunsch, den Anderen wiederzusehen, ist nicht die treibende Kraft für einen NTK.

Was ist es dann?

Dass dieses Buch keine eindeutigen Antworten auf diese Frage gibt, spricht für den Sachverstand und das Feingefühl seiner Verfasserin. Das Buch stellt das Phänomen NTK auf der Grundlage von Erfahrungsberichten dar. An eine Deutung der gesammelten Berichte wagt es sich nicht. Es bleibt der Leserschaft überlassen, ihre eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen. Hier finden Sie lediglich Anhaltspunkte für die Reflexion über die Frage, welche Bedeutung man derartigen Erfahrungen zuschreiben sollte. Was sagen sie über das Jenseits aus? Legen sie eine Kontinuität des Bewusstseins nach dem Tod nahe? Wir nähern uns damit der spirituellen Dimension der Nachtod-Kontakte, die nicht Thema dieses Buches ist.

Dennoch sind solche Fragen so faszinierend, dass ich ihnen kurz nachgehen will.

Beim Studium der hier geschilderten NTK drängt sich mir unwillkürlich der Vergleich mit einem anderen Forschungsbereich auf, dem der Nahtoderfahrungen (NTE) beziehungsweise Near Death Experiences (NDE). Von NTE berichten Menschen, die für klinisch tot erklärt wurden und durch Reanimation wieder zum Leben erweckt werden konnten. Sie beschreiben alle eine ähnliche Erfahrung, die den Zeitraum betrifft, in dem sie als ›tot‹ galten. Im Krankenhaus, auf der Palliativstation und in meiner eigenen Praxis habe ich aus dem Mund meinem Patienten häufig Ähnliches gehört. Ich möchte Sie einladen, das Thema selbst zu vertiefen, falls es Sie interessiert.

Erstaunlich an einer Nahtod-Erfahrung ist die Tatsache, dass auch sie ein mögliches Fortbestehen des Bewusstseins nach dem physischen Tod nahelegt. Bei einer NTE nähert man sich dieser Möglichkeit durch Menschen, die »sterben«, während man bei einem NTK den Blickwinkel von Menschen einnimmt, die »bleiben«. Wir lernen also zwei sehr unterschiedliche Perspektiven kennen, die jedoch durchaus in dieselbe Richtung weisen könnten.

Welche Richtung ist dies? Es liegt an Ihnen, sie zu definieren. Es bleibt Ihnen überlassen, sich Ihre eigene Meinung zu bilden, basierend auf Ihren Recherchen und zuverlässiger Lektüre zu diesen verschiedenen Themen, zu denen Sie sich Zugang verschaffen werden.

Und dabei kann Ihnen dieses Buch mit Sicherheit behilflich sein. Möge es Sie in Ihrem persönlichen Empfinden bestärken, unabhängig davon, ob Sie nun selbst einen NTK erlebt haben oder nicht, ob Sie nun selbst trauern oder merken, dass Ihre Neugier angefacht wird. Fühlen Sie sich zu eigenen Erkundungen inspiriert, bei denen sie die Bedeutung und die Konsequenzen des Phänomens weiter erforschen. Sie haben mit diesem Buch einen wertvollen Begleiter in den Händen. Es wird Ihnen ein tieferes Verständnis der Thematik ermöglichen.

Wer weiß, wohin es Sie führen wird?

Ich wünsche Ihnen eine gute und fruchtbare Lektüre.

Dr. Christophe Fauré

Autor von Vivre le deuil au jour le jour,

Editions Albin Michel 2012

Einige Worte zur Einführung

Im vorliegenden Buch finden sich die Ergebnisse eines zweijährigen internationalen Forschungsprojekts zur Phänomenologie und den Auswirkungen von spontanen Nachtod-Kontakten(NTK). Für unsere Studie konnten wir über 1000 Erfahrungsberichte in den drei Projektsprachen (Französisch, Englisch, Spanisch) sammeln. Wir verfügten somit über die weltweit umfangreichste multilinguale Sammlung spontaner NTK. Zum Zweck ihrer Erhebung stellten wir einen Fragebogen zusammen, der fast 200 Fragen zur Art und Auswirkung spontaner, allem Anschein nach von einem Verstorbenen initiierten, Nachtod-Kontakte enthielt. Die quantitativen Ergebnisse, die im Folgenden vorgestellt werden, gestatten ein umfassendes Verständnis eines sehr verbreiteten, aber in den Medien und im öffentlichen Diskurs wenig beachteten Phänomens. Nach wissenschaftlichen Schätzungen erleben etwa 50 bis 60% der Menschen einen NTK*, wobei hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, Trauernde davon betroffen sind. In Anbetracht der Häufigkeit und Beschaffenheit dieser Kontakte sollte man endlich aufhören, sie als ungewöhnlich, außergewöhnlich, oder paranormal zu bezeichnen und sie lieber als das anerkennen, was sie sind – gängige, normale und gesunde menschliche Erfahrungen.

In Spontane Kontakte mit Verstorbenen kommen wiederholt Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Umfrage direkt zu Wort, die uns großzügig an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Ihre Erlebnisse weisen viele Ähnlichkeiten auf. Die hier präsentierten Berichte sind durchaus facettenreich, jeder hat seinen eigenen Klang und seine Färbung, da er in den persönlichen Kontext und oft auch in den Trauerprozess der Teilnehmerin oder des Teilnehmers eingebettet ist, und dennoch zieht sich bei aller Unterschiedlichkeit ein roter Faden hindurch.

Im Rahmen unserer Untersuchung haben wir uns ausschließlich für die Erfahrung der Personen (»Empfänger«) interessiert, die einen NTK erlebt haben. Die Frage nach der Authentizität – nach dem ontologischen Status – ihrer Kontakte war nicht Gegenstand der Untersuchung, auch wenn eine Reihe von Fragen das Realitätsempfinden der Empfänger bei einem NTK berührten.

NTK treten in einer Vielzahl von Formen und Situationen auf. Der erste Teil des Buches befasst sich mit der Phänomenologie der NTK, das heißt mit unterschiedlichen Arten von NTK und den Zusammenhängen, in denen sie vorkommen. Eine Reihe von Fragen betraf Kontakte, die sich durch vier der fünf Sinnesorgane bemerkbar machen, das heißt, visuell, auditiv, olfaktorisch und taktil sowie NTK mit einem Gegenwartsempfinden. NTK im Schlaf sind diejenige Form von NTK, die die Befragten am häufigsten nannten. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde allerdings durch den Kontakt geweckt, und die Fortsetzung des Kontakts war dann anderen NTK-Kategorien zuzuordnen. Ein Fragenblock befasste sich mit NTK zum Zeitpunkt des Todes. Sie sind besonders interessant, um nicht zu sagen beweiskräftig, da die Empfänger versichern, dass sie von einem verstorbenen Familienmitglied oder Freund selbst über dessen Tod informiert wurden. Zusätzlich wurden weitere Arten von NTK erfragt und durch zahlreiche Berichte illustriert. Eine Reihe von Fragen diente dazu, ein »Porträt« der verstorbenen Bezugsperson zu zeichnen.

Der zweite Teil des Buches ist der Bedeutung der NTK für das Glaubenssystem der Empfänger und ihren positiven Auswirkungen auf den Trauerprozess gewidmet.

Kontakte mit Verstorbenen haben Konsequenzen für die religiösen Überzeugungen der Empfänger. Wir haben dazu etliche Fragen gestellt, und die Antworten, die wir erhielten, waren erhellend. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass NTK keine religiösen Erfahrungen sind. Unsere Studie hat ergeben, dass es für die Art des Kontakts oder für die Wahrscheinlichkeit, ihn zu erleben, keine Rolle spielt, ob jemand ein gläubiger Mensch, ein Agnostiker oder Atheist ist. Die bereits vorhandene Überzeugung, dass das Bewusstsein nach dem physischen Tod weiterexistiert, ist keine Voraussetzung für einen NTK. So verwundert es auch nicht, dass das Erlebnis eines NTK religiöse Überzeugungen nur sehr geringfügig verstärkt. Eine spirituelle Ausrichtung dagegen wird durch einen NTK sehr stark gefördert. Unsere Studienteilnehmer äußerten sich außerdem zu der Frage, ob sich durch ihren NTK etwas an ihrer Einstellung gegenüber dem Tod, der Angst vor dem eigenen Tod oder der Annahme, dass Verstorbene Lebende kontaktieren können, verändert hat und ob ihr Glaube an ein Leben nach dem physischen Tod gefestigt wurde.

NTK haben einen profunden Einfluss auf den Trauerprozess. Aus Sicht der Empfänger ist es dem geliebten Menschen – auf sehr außergewöhnliche Weise und für sehr kurze Zeit – gelungen, die Grenzlinie zu überwinden, die die beiden Welten trennt, um ihnen seine Unterstützung und Liebe zukommen zu lassen. Abgesehen von der Wahrnehmung des Verstorbenen, die für sich allein bereits eine bemerkenswerte Erfahrung darstellt, sind es die während des NTK ›aufgefangenen‹ und selbst empfundenen Gefühle, die ihm seine weitreichende Bedeutung geben. Die subjektiven Kontakterfahrungen mit einer verstorbenen Person eröffnen die Perspektive auf eine dynamische Beziehung zwischen Lebenden und Verstorbenen, die weiterbesteht und sich in außergewöhnlichen Momenten manifestiert. Die Antworten auf die vielen Fragen, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gestellt wurden, ließen uns begreifen, in welchem Maß und auf welche Weise NTK den Trauerprozess beeinflussen. Durch die detaillierte und facettenreiche Schilderung der Botschaften, die viele der Befragten während ihres NTK erhielten und an uns weitergaben, konnten wir zudem die ganze emotionale Tragweite eines NTK erfassen.

Ich möchte Sie nun einladen, die Ergebnisse unserer Studie und die zahlreichen Erfahrungsberichte, die sie so anschaulich ergänzen, auf den folgenden Seiten kennenzulernen.

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* Rees, W. D., »The hallucinations of widowhood«, in British Medical Journal 4, 1971, S. 37-41.

Rees, D., »The bereaved and their hallucinations«, in I. Schoenberg, A. Gerber, A. H. Wiener, D. Kutscher & A. C. Carr (Hg.), Bereavement: Its psychosocial aspects. New York 1975, S. 66-71.

Keen, C., Murray, Payne, C. & S., »Sensing the presence of the deceased: A narrative review«, Mental Health, Religion & Culture, 16(4), 2013, S. 384-402, DOI: 10.1080/13674676.2012.678987

Burton, J., »Contact with the dead: A common experience?« Fate, 1982, 35(4), 65-73.

Castelnovo, A., Cavallotti. S., Gambini, O., D’Agostino, A., »Post-bereavement hallucinatory experiences: A critical overview of population and clinical studies.« Journal of Affective Disorders, 2015, 186:266-74. doi: 10.1016/j. jad.2015.07.032. Epub 2015 Jul 31.

Das Phänomen der Nachtod-Kontakte

Haben Sie schon einmal die Anwesenheit eines verstorbenen geliebten Menschen gefühlt? Haben Sie ihn* gehört? Gesehen, wie er Ihr Wohnzimmer betritt und sich Ihnen nähert? Gespürt, wie er Ihre Hand ergreift, mit einer vertrauten Geste, tausend Mal erlebt, als er noch am Leben war? Haben Sie einen charakteristischen Geruch wahrgenommen, der Ihnen seine Gegenwart signalisiert hat? Im Schlaf mit ihm kommuniziert, aber nicht wie in einem gewöhnlichen Traum, sondern in einer klaren, in sich schlüssigen Begegnung, die Ihnen völlig real vorkam?

Wenn das der Fall ist, haben Sie wahrscheinlich einen spontanen, direkten Kontakt mit einem Verstorbenen erlebt – einen NTK.

Von der spontanen, direkten und subjektiven Erfahrung eines Kontakts mit einem Verstorbenen (NTK) sprechen wir, wenn ein Mensch, im Allgemeinen ein Mensch in Trauer, unerwartet mit dem Sehsinn, dem Gehör, dem Geruchssinn oder dem Tastsinn einen Verstorbenen wahrnimmt. Sehr häufig nehmen Personen, die einen NTK erleben (die ›Empfänger‹) einfach nur die Gegenwart des verstorbenen Menschen wahr oder erleben einen Kontakt oder eine Kommunikation im Schlaf, beim Einschlafen oder Aufwachen. Der oder die Verstorbene wird auf eine Weise wahrgenommen, die die Empfänger als Hinweis auf ein Weiterleben des Betreffenden deuten.

NTK sind:

• spontan, allem Anschein nach von den Verstorbenen initiiert, ohne Absicht oder Aufforderung seitens des Empfängers/der Empfängerin;

direkt, ohne Beteiligung eines Mediums (channels), die Verwendung von Hilfsmitteln (Ouija-Brett*, von instrumenteller Transkommunikation**) oder anderen Verfahren.

Kontakte, die auf Initiative von Trauernden mithilfe eines Mediums hergestellt werden und in der breiten Öffentlichkeit viel bekannter sind als NTK, sind nicht Gegenstand unserer Studie und werden nur am Rande behandelt.

NTK als bedeutsames (verborgenes) gesellschaftliches Phänomen

NTK treten häufig auf. Die Literatur verweist darauf, dass 50 bis 60% aller Menschen, insbesondere Trauernde, einen oder mehrere spontane NTK erlebt haben. Seit Jahrhunderten existieren Beschreibungen auf allen Kontinenten, die darauf hindeuten, dass es sich um ein universelles und zeitloses Phänomen handelt. Sicherlich sind NTK keine Randerscheinung, sondern ein Phänomen, das die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Zahlreiche Menschen machen tagtäglich solche Erfahrungen und wissen sie nicht zu benennen oder in ihr Realitätsverständnis einzuordnen. Trotz ihrer großen Verbreitung wurde bisher paradoxerweise selten über NTK wissenschaftlich geforscht, und auch in den Medien und im öffentlichen Diskurs tauchen diese Erfahrungen kaum auf. Infolgedessen haben die Empfänger im Allgemeinen keinerlei Bezugsrahmen, um ihre Erfahrung zu verstehen und zu integrieren, geschweige denn vollständig zu nutzen, da sie der Vorstellung von Wirklichkeit, wie sie in unseren westlichen Gesellschaften vorherrscht, nicht zu entsprechen scheint.

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* Um die Lektüre zu erleichtern, habe ich die maskuline Form gewählt, mit der beide Geschlechter gemeint sind.

* Ein Ouija-Brett ist ein Holzbrett, das bei spiritistischen Séancen von Menschen, die dieser Praxis anhängen, speziell für die Kommunikation und Verständigung mit Geistwesen verwendet wird.

** Die Instrumentelle Transkommunikation (ITK) wird eingesetzt, um durch Interferenzen an technischen Hilfsmitteln wie Radio- oder Fernsehgeräten einen Kontakt mit Verstorbenen herzustellen, wobei Bilder oder verschwommene Töne entstehen können; danach wird mehr oder weniger lange gewartet, ob Phänomene auftreten, die dann beobachtet werden.

Die Studie

Die Zeit war reif, diese so alltäglichen und dennoch so wenig erforschten Erfahrungen genauer zu untersuchen. Wir haben uns deshalb entschieden, ein internationales Forschungsprojekt ins Leben zu rufen, damit wir die Beschaffenheit und die Folgen von NTK besser verstehen lernen. Von Februar 2018 bis Januar 2020 führten wir dann ein umfangreiches Forschungsprojekt mit dem Titel Untersuchung der Phänomenologie und der Auswirkungen von direkten und spontanen Nachtod-Kontakten (NTK) durch.

Das Projektteam

Die Zusammensetzung des Teams spiegelt den internationalen Charakter des Projekts wider.

Die Projektgruppe:

• Evelyn Elsaesser, Projektleiterin, Genf, Schweiz

• Prof. Chris A. Roe, Forschungsleiter, University of Northampton, GB

• Dr. Callum E. Cooper, wissenschaftlicher Mitarbeiter. University of Northampton, GB

• David Lorimer, Scientific & Medical Network, GB

Wissenschaftliches Komitee:

• Prof. Kim Penberthy, University of Virginia, USA

• Prof. Emeritus Peter Fenwick, Kings College, London, GB

• Prof. Emeritus Kenneth Ring, University of Connecticut, USA

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Die Konzeption

Die internationale Studie, die auf Französisch, Englisch und Spanisch durchgeführt wurde, hatte drei Ziele.

Erstes Ziel

Beschreibung der Umstände sowie der subjektiven Erfahrung (Phänomenologie) von NTK

• Wer erlebt einen NTK?

• Unter welchen Umständen?

• In welcher Form (Art des NTK)?

• Wie laufen die Erfahrungen ab?

• Welche Botschaften werden bei NTK übermittelt?

• Wer sind die Verstorbenen, die den Kontakt herbeigeführt haben?

• Welche Beziehung bestand zwischen ihnen und den Empfängern?

• Gibt es phänomenologische Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern?

Zweites Ziel

Analyse der Folgen eines NTK für die Empfänger

• Was empfinden die Empfänger bei einem NTK?

• Welche Bedeutung messen sie ihm bei?

• Welches sind die unmittelbaren, welches die längerfristigen Auswirkungen?

• Wie beeinflussen NTK den Trauerprozess?

• Beeinflusst der nationale und soziale Kontext die individuelle Erfahrung?

Drittes Ziel

Veröffentlichung der Forschungsergebnisse

Mit dieser Studie möchten wir einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Phänomen der Nachtod-Kontakte leisten. Durch die Präsentation der gesammelten Daten zu der Frage, unter welchen Umständen und auf welche Art sich NTK ereignen, und die Analyse ihrer Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Individuen machen wir unsere Ergebnisse allen Personen zugänglich, die mit dem Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert sind, aber auch allen jenen, die sich für das Thema interessieren.

In Übereinstimmung mit den von der British Psychological Society festgelegten berufsständischen Richtlinien wurde die Methodik der Studie einer strengen Überprüfung unterzogen, um die Vertraulichkeit und den Schutz der Daten zu gewährleisten, die uns von unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern so großzügig zur Verfügung gestellt wurden. Das Projekt erhielt im Juli 2018 die Genehmigung der Ethik-Kommission der Faculty of Health and Social Sciences der britischen University of Northampton.*

Weiterhin wurden das Forschungskonzept und die Analysestrategie gemäß den aktuell gültigen Transparenzstandards beim Koestler Unit Study Registry der Universität Edinburgh vorregistriert.**

Der Fragebogen

Um die Projektziele zu erreichen, benötigten wir einen sehr detaillierten Fragebogen. Wir formulierten deshalb 194 Fragen (einschießlich der Folgefragen nach Ja-Antworten), um alle Aspekte eines NTK abzudecken, von denen der überwiegende Teil im vorliegenden Buch präsentiert wird.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit, den Online-Fragebogen anonym auszufüllen. Aus diesem Grund sind die Verfasser der hier abgedruckten Erfahrungsberichte nicht namentlich genannt. Darüber hinaus wurden sämtliche Eigennamen und Ortsnamen anonymisiert (geändert). Nach der Erfassung der Daten durch unser Team wurden die Ergebnisse der Untersuchung vollständig anonym dargestellt, so dass jede individuelle Zuordnung ausgeschlossen war.

Wir baten zunächst alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihren NTK in einem Texteingabefeld mit eigenen Worten zu schildern. Hatten Teilnehmer mehrere NTK erlebt, baten wir sie, nur einen einzigen NTK zu schildern, und zwar den für sie bedeutsamsten. Anschließend folgten Multiple-Choice-Fragen. An viele Fragen schlossen sich ergänzende Folgefragen an, die in einem freien Textfeld beantwortet werden konnten.

Das Ausfüllen des Online-Fragebogens dauerte zwei bis drei Stunden. Trotz dieser beträchtlichen Zeitinvestition brachen nur wenige Teilnehmer die Befragung ab. Wir folgerten daraus, dass sie froh waren, ihren NTK und seine Auswirkungen in einem geschützten Rahmen und ohne Angst vor dem Urteil anderer beschreiben zu können. Bekanntlich ist es nicht immer einfach, derartige Erlebnisse anderen zu offenbaren, da sie dem in westlichen Gesellschaften vorherrschenden materialistischen Verständnis von Wirklichkeit zu widersprechen scheinen. Die Empfänger von NTK stoßen häufig auf Unglauben oder Skepsis, wenn sie ihrer Umgebung von ihrem Erlebnis erzählen. Das ist schmerzhaft und frustrierend, denn ihnen selbst bedeutet es viel, und sie möchten ihre Freude über den unerwarteten Kontakt gern mit anderen teilen.

Wie haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt, ob sie Familienangehörigen oder Freunden von ihrem NTK erzählt haben und wie ihre Geschichte aufgenommen wurde*:

»Ich habe [den NTK] meinen beiden Söhnen und anderen Familienmitgliedern erzählt, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mir wirklich zuhörten. Das hat in mir ein Gefühl von Enttäuschung und großer Einsamkeit ausgelöst.«

»Gemischte Reaktion. In der Familie kein Problem, bei meinen Freunden Skepsis und mitleidige Blicke (»die Arme …«). Ich habe daraus gelernt, dass ich meiner Umgebung nichts mehr davon sage.«

»Ich habe meiner Mutter von meinem NTK erzählt, weil sie wusste, dass sie sterben würde, und ich sie beruhigen wollte. Ich glaube nicht, dass sie mir geglaubt oder zugehört hat, schade …«

»Meinen Kindern, meinen Freundinnen, Menschen, die eine gewisse geistige Offenheit an den Tag legen. Es ist zu schön, um es nicht mit anderen zu teilen.«

»Wenn das Thema bei einer Unterhaltung zur Sprache kommt, sind die Reaktionen immer skeptisch, wenn nicht gar mitleidig, weil so etwas als Bestandteil der Trauer oder als Trost aus dem Unterbewusstsein verstanden wird.«

Der Fragebogen wurde auf Französisch, Englisch und Spanisch auf eine gesicherte Online-Plattform für Meinungsumfragen eingestellt. Mitglieder unseres Teams wiesen bei öffentlichen Vorträgen und auf den sozialen Netzwerken auf unsere Umfrage hin, und auf meiner Website informierte ich über das Forschungsprojekt und verlinkte den Fragebogen. Alles in allem haben wir nur wenig Werbung für die Untersuchung gemacht. Der Fragebogen war in den genannten drei Sprachen jeweils sechs Monate lang online verfügbar.

Die Teilnahmequote

Der Rücklauf der ausgefüllten Fragebögen übertraf unsere Erwartungen bei Weitem.

Französisch: 440 | Englisch: 416 | Spanisch: 148

Insgesamt 1.004 ausgefüllte Fragebögen

• Über zwei Millionen Worte allein für die vollständigen Beschreibungen der NTK

• Die weltweit bedeutendste mehrsprachige Sammlung von spontanen NTK

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* ref: FHSRECSS00084

** https://koestlerunit.wordpress.com/study-registry/registered-studies/ – ref. KPU Registry 1046

* Die Mehrzahl der Zitate in diesem Buch sind den französischsprachigen Fragebögen entnommen und wurden durch englische und spanische Berichte ergänzt.

Die Ergebnisse der Studie

Die hier präsentierten Daten beziehen sich auf die Gesamtheit der erhobenen Daten, also die Kombination der Antworten aus den 1004 französischen, englischen und spanischen Fragebögen. Die Absicht dieses Buches ist es, den größten Teil der quantitativen Ergebnisse der Studie darzustellen. Alle in Prozentzahlen ausgedrückten Ergebnisse sind aus den geschlossenen Multiple-Choice-Fragen abgeleitet: »Ja«, »unsicher« oder »nein«. Wir, das Kernteam, fassten die wichtigsten Ergebnisse unserer Studie in unserer Abhandlung mit dem Titel The Phenomenology and Impact of Hallucinations concerning the Deceased zusammen, das von der britische Fachzeitschrift BJPsych Open(Royal College of Psychiatrist) veröffentlicht wird.*

Im Unterschied zur quantitativen Analyse ist die qualitative oder thematische Analyse eine vertiefte und umfassendere Untersuchung auf der Basis der unstrukturierten Fragen auf unserem Fragebogen, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Erlebnis mit eigenen Worten in dem dafür vorgesehenen Textfeld beschreiben.

Um die erhobenen Daten bestmöglich verwerten zu können, haben wir uns entschlossen, unsere Datenbasis sowohl einer quantitativen als auch einer qualitativen Analyse zu unterziehen. Dieser doppelte Analyseansatz war eine strategische Entscheidung unseres Teams. Meine Kollegen aus dem Kernteam und andere, unserem Projekt angeschlossene Forschungsteams an französischen, britischen und amerikanischen Universitäten führen oder führten auf der Grundlage unserer Daten qualitative Analysen zu spezifischen Themen durch, die teilweise schon bei internationalen Kongressen vorgestellt wurden. Einige Beiträge wurden bereits in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert, andere sind noch in Bearbeitung. Alle Veröffentlichungen, die aus unserem Forschungsprojekt entstanden sind, können auf meiner Website www.evelyn-elsaesser.com eingesehen werden.

Die vielen Zeugenberichte, die die quantitativen Daten veranschaulichen sollen, stammen aus den freien Textfeldern. Die Mehrzahl der Berichte stammen aus den 440 französischen Fragebögen; gelegentlich werden sie durch Fallbeispiele aus den 416 englischen und 148 spanischen Fragebögen ergänzt.

Eines der Ziele unseres Forschungsprojekts bestand darin, einen möglichen Einfluss des nationalen (sprachlichen) Kontexts auf die individuellen Erfahrungen zu untersuchen. Aus diesem Grund wurden manche Daten doppelt ausgewertet und veröffentlicht, einmal bezogen auf alle 1004 Fragebögen, einmal nach linguistischen Gruppen getrennt. Diese Angaben sind nur ein erster Schritt zur vertieften Analyse der nationalen/sprachlichen und kulturellen Unterschiede, die möglicherweise die Erfahrungen unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer beeinflusst haben.

Demografische Daten

Ich bilde hier einen Teil der demografischen Daten unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab. Zunächst fällt eine deutliche Diskrepanz bei der Beteiligung an der Umfrage auf: Unser Online-Fragebogen wurde von 853 Frauen, dagegen nur von 144 Männern ausgefüllt (sieben Personen haben »andere«, z.B. Transgender, angekreuzt). Der Literatur kann man allerdings entnehmen, dass Frauen und Männer ungefähr gleich viele Nachtod-Kontakte erleben, Frauen jedoch häufiger davon berichten.* Der deutliche Unterschied in puncto Beteiligung bedeutet also vielleicht nur, dass es Frauen leichter fällt, über persönliche und emotionelle Erfahrungen zu sprechen als Männern.

imagesAn der Umfrage beteiligten sich zu 85% Frauen, dagegen nur zu 14% Männer.

Das Alter unserer Befragten lag zwischen 18 und 89 Jahren, der Durchschnitt lag bei 51 Jahren. Ein spontaner, direkter NTK mit einem Verstorbenen ist in jedem Lebensalter möglich. Kinder können ihn ebenso erleben wie Erwachsene. Leider werden Kinder von ihren Eltern oft nicht ernst genommen und mit ihren Fragen nach dem Sinn ihrer Erfahrung alleingelassen. Das ist einer der vielen Gründe, warum es so wichtig ist, dass sich der aktuelle Wissensstand über NTK möglichst weit verbreitet. Unsere Sammlung enthält auch Berichte von Menschen, die als Kinder oder Jugendliche einen NTK erlebten und ihn nun als Erwachsene schildern.

Das Bildungsniveau unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist relativ hoch:

imagesUniversitätsabschluss: 48%

imagesGymnasium: 12%

imagesRealschule oder gleichwertig: 18%

imagesBerufsabschluss: 22%

Die nächste Frage betraf den beruflichen Status unserer Befragten:

imagesBerufstätig: 58%

imagesIm (Vor-)Ruhestand: 21%

imagesArbeitssuchend: 4%

imagesHausfrau/Hausmann: 4%

imagesSchüler/in oder Student/in: 2%

imagesVorübergehend beurlaubt: 1%

imagesIn einer Weiterbildungsmaßnahme: 1%

imagesIn der Armee/ im Zivildienst: 0%

imagesAndere: 9%

Wir fragten außerdem nach dem Familienstand:

imagesVerheiratet: 37%

imagesIn einer Partnerschaft: 14%

imagesIn einer eingetragenen Lebenspartnerschaft: 0%

imagesLedig: 17%

imagesGetrennt lebend: 5%

imagesGeschieden: 15%

imagesVerwitwet: 13%*

Diese hier reproduzierten demografischen Daten zeigen, dass fast die Hälfte der Befragten (48%) eine universitäre Ausbildung haben, über die Hälfte (58%) berufstätig war und eine Minderheit (21%) sich im (Vor)Ruhestand befand. Der Familienstand der TeilnehmerInnen weist keine Besonderheiten auf. Der Anteil der verwitweten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist nicht übermäßig hoch (13%). Diese demografischen Daten haben also ergeben, dass sich die Befragten in mehrfacher Hinsicht nicht vom Durchschnitt der Bevölkerung unterscheiden. Allerdings kann man feststellen, dass Menschen mit einem hohen Ausbildungsniveau in unserer Studie überrepräsentiert sind.

Mehrfache NTK

Eine große Mehrheit unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mehrere NTK mit einem oder mehreren Verstorbenen erlebt. Dieses Ergebnis hat uns überrascht, denn die Literatur nennt keine so hohe Zahl für mehrfache NTK.

images80% der Befragten erlebten mehrere NTK, 10% waren sich unsicher und lediglich 11% erlebten nur einen einzigen NTK.

Über die Zahl der von ihnen wahrgenommenen Kontakte befragt, nannte die Mehrheit der Befragten eine Zahl zwischen zwei und zehn, in einigen Fällen war es jedoch deutlich mehr.

Etwas über ein Drittel nahm jedes Mal dieselbe verstorbene Person wahr. Über die Hälfte hatte Kontakte mit verschiedenen Verstorbenen.

images34% nahmen immer dieselbe verstorbene Person wahr, 7% waren sich unsicher und 59% nahmen verschiedene Verstorbene wahr.

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* Elsaesser, E., Roe, C. A., Cooper, C. E., & Lorimer, D. (in press). The phenomenology and impact of hallucinations concerning the deceased. BJPsychOpen.

* Castro, M., Burrows,R. & Wooffitt, R., »The paranormal is (still) normal: The sociological implications of a survey of paranormal experiences in Great Britain.« Sociological Research Online, 19(3), 2014, S. 1-15. https://doi.org/10-5153/sro.3355

* Die Prozentzahlen wurden auf- bzw. abgerundet, um die Lektüre zu erleichtern, und können deshalb 99% oder 101% ergeben anstatt 100%.

Die Form der Nachtod-Kontakte

Man unterscheidet verschiedene Arten von Nachtod-Kontakten mit Verstorbenen, die durch vier der fünf Sinnesorgane wahrgenommen werden können, durch das Gehör, den Sehsinn, den Tastsinn und den Geruchssinn. Dazu kommen NTK, bei denen eine Gegenwart wahrgenommen wird, und Kontakte, die während des Schlafs, beim Einschlafen oder Erwachen auftreten. Sehr häufig sind mehrere Sinnesorgane gleichzeitig beteiligt. So berichten Empfänger beispielsweise, dass sie hörten, wie eine verstorbene Person ihnen beteuerte, es gehe ihr gut und sie sollten sich keine Sorgen um sie machen, während sie gleichzeitig das Parfüm rochen, dass sie gewöhnlich trug.

Eine Gegenwart spüren

images34%* fühlten die Gegenwart eines/einer Verstorbenen.

In diesen Fällen spürt ein Empfänger die vertraute Anwesenheit einer verstorbenen Person, aber er kann sie weder sehen noch hören und sie auch nicht körperlich oder durch einen charakteristischen Geruch wahrnehmen. Einen solchen Kontakt haben 342 unserer Befragten erlebt.

In der nachstehenden Tabelle beziehen sich die Spalten Männer und Frauen auf Antworten aus den 1004 französischen, englischen und spanischen Fragebögen. Die Spalten Angaben auf Französisch, Angaben auf Englisch, Angaben auf Spanisch verzeichnen, nach Sprachgruppen getrennt, den Prozentsatz der Personen, die die Gegenwart eines Verstorbenen gespürt haben.*

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Im Allgemeinen strahlt von dieser »Gegenwart« die Persönlichkeit und Identität des Verstorbenen aus, und er oder sie wird mühelos erkannt.

Hier ein Bericht dazu:

»Im Februar 2016 erfuhr ich, dass ein Ex-Freund von mir mit Anfang fünfzig überraschend einem Herzinfarkt erlegen war. Wir hatten uns zwei, drei Jahre davor aus den Augen verloren. Die Nachricht von seinem Tod erreichte mich am Tag danach. Als ich ein paar Tage später nach Hause kam, erhielt ich in dem Augenblick, als ich vor der Tür stand und den Schlüssel im Schloss drehte, die Information, dass John**