Wir leben in einem Schrebergarten und rundherum ist die unendliche Natur, die wir nutzen könnten - aber die schiere Größe macht uns Angst.

(Andre M. Weitzenhoffer)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Einige Jahre ist es nun her, dass die Idee zu einem „echten“ Praxisbuch für Hypnoseanwender geboren wurde. Ein Buch das gerade Anfängern ermöglichen soll, Übungen direkt und unmittelbar anzuwenden -ohne viel Theorie und aufgeblähtem Text.

Und genau wie der erfolgreiche Vorgänger richtet sich diese komplett überarbeitete und erweiterte Auflage an Jene, die bereits praktische Erfahrung mit Hypnose gesammelt haben. Basiswissen ist auch zur Anwendung der beschriebenen Techniken notwendig. Neu ist, dass in dieser Auflage nun auch einige theoretische Hintergründe erklärt werden, allerdings ohne dass der praktische Gedanke darunter leidet.

Deswegen verzichte ich auch dieses Mal darauf, ausgiebig über die Geschichte der Hypnose oder langatmige wissenschaftliche Definitionen zu schreiben.

Hypnose – Das Praxisbuch ist und bleibt ein Praxisbuch zum

AUSPROBIEREN und EXPERIMENTIEREN

Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, die Grundlagen der Arbeit mit Hypnose besser verständlich zu machen. Dieses tiefere Verständnis erhalten Sie allerdings nur durch praktische Übung und Selbsterfahrung, deswegen ermutige ich Sie nun ausdrücklich zum Experimentieren mit den beschriebenen Techniken.

Die Arbeit mit Hypnose wird Ihnen die Möglichkeit geben, neue Wege, neue Verhaltensweisen und neue Strategien für Ihren Lebensweg zu entwickeln.

Sie müssen es nur tun!

Viele Ausführungen spiegeln meine persönlichen Erfahrungen aus meiner Arbeit mit Hypnose wieder, so dass es mit Sicherheit an der ein- oder anderen Stelle vorkommt, dass Sie bereits andere Erfahrungen gemacht haben oder etwa anderer Meinung sind. Das ist gut so, denn von verschiedenen Ansichten und Denkweisen lebt die Weiterentwicklung.

Wenn Sie konstruktive Kritik äußern möchten oder Fragen zur Hypnose haben, kontaktieren Sie mich gerne über diese Email-Adresse

hypnosebuch@arcor.de

Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit mit Hypnose.

Was ist Hypnose

Was ist Hypnose und warum funktioniert sie überhaupt. Diese Frage stellt sich wohl jeder Mensch, der in Kontakt mit diesem Phänomen kommt.

Wie kann es sein, dass man einen Menschen in einer solchen Weise in seiner Wahrnehmung manipulieren kann, dass sogar Halluzinationen möglich sind? Warum erhält man durch Hypnose einen direkten Zugang zum Unbewussten? Warum können die sogenannten Posthypnotischen Suggestionen noch lange aktiv sein, ohne dass der Mensch es bewusst mitbekommt?

Weitzenhoffer definiert Hypnose als ein Zustand erhöhter Suggestibilität und als eine Form der interpersonellen Beeinflussung durch Suggestion.

Die kognitiv-behavioristische Theorie von Barber benennt als wesentlichen Bestandteil einer Hypnose die Mitarbeit, die Erwartungshaltung und die Motivation eines Probanden. Dabei beschreibt Barber auftretende hypnotische Phänomene als Bestandteil allgemein vorhandener, zum Verhaltensspektrum fast aller Menschen gehörender Fähigkeiten. Hypnose ist eine spezifische Reaktion auf Suggestionen, Imaginationsfähigkeit und der Einstellung des Probanden.

Sabrin sieht Hypnose als Resultat einer Reihe psychologischer Prozesse, die sich aus der Rollentheorie ableiten lassen. Die drei Pfeiler des Rollenverhaltens sind Motivation, Beteiligung organischer Systeme und Differenzierung von Rolle und Selbst. Hypnose wird demnach in wesentlichen Punkten durch andere Menschen, Erwartungshaltungen und sozialen Normen bestimmt. Diese Punkte führen zu einer mehr oder weniger Bereitschaft, das gewünschte Rollenverhalten auszuführen.

Ganz gleich welche Theorie für Sie am schlüssigsten erscheint, Hypnose ist ein Zustand des veränderten Bewusstseins und der erhöhten Suggestibilität.

Wahrheiten zur Hypnose

Prof. Dr. Revenstorf von der Universität Tübingen hat als Ergebnis umfangreicher Studien an Probanden „Wahrheiten über Hypnose“ formuliert, die ich hier zum Teil kurz wiedergeben möchte.

  1. Nicht jeder Mensch ist hypnotisierbar
  2. Suggestibilität ist nicht unbedingt ein Zeichen für besondere Hypnosefähigkeit
  3. Eindeutige Anzeichen für Trance gibt es nicht.
  4. Hypnotische Trance verursacht eine deutliche Erhöhung der bereits vorhandenen Suggestibilität.
  5. Der Trancezustand an sich ist nicht heilsam, außer es wird entsprechend suggeriert.

Gerade die fünfte Aussage ist interessant, besteht doch bisher im Allgemeinen die Ansicht, ein Trancezustand an sich wäre bereits heilsam. Dies gilt es zu überdenken und es wären demnach auch bei sog. Leeroder Entspannungshypnosen entsprechend Zielführende Suggestionen notwendig, um einen Effekt außerhalb einer puren Entspannung zu erreichen.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen das Buch von Prof. Dr. Revenstorf, Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, empfehlen.

Das Unbewusste

Einige Worte zu der Instanz, mit der Sie in Ihrer Hypnosepraxis ständig zu tun haben…dem Unbewussten.

Das Unbewusste ist für viele Menschen schwer begreifbar und doch ist es die dominante Instanz in uns, die uns steuert und zu Handlungen und Entscheidungen veranlasst, noch bevor wir Bewusstsein darüber erlangen, was wir gerade tun.

Es dient zudem als unerschöpflicher Speicher unserer Erfahrungen und speichert ständig Details in unserem Gedächtnis ab.

Man kann das Unbewusste vielleicht mit einem Computer vergleichen, der im Hintergrund situationsbedingte Programme abspielt, die unser Leben bestimmen und steuern.

Dabei scheint es kein „Zeitgefühl“ zu besitzen. Traumatische Ereignisse und die Reaktionen darauf können nach Jahren noch genau so präsent sein, wie am Ereignistag.

Wie mächtig ist unser Unbewusstes wirklich?

Wer entscheidet darüber, was wir mögen, was wir kaufen, was wir hassen? Laut subjektivem Empfinden würde jeder von uns gleich sagen „na mein Bewusstsein“. Aber es gibt Hinweise, dass diese Annahme falsch ist.

Ob wir einkaufen oder Bewertungen durchführen, optische Reize gelangen zuerst in den Hippocampus, eine bestimmte Region in unserem Gehirn, und werden dort mit gespeichertem Wissen verglichen. Ähnelt der Reiz einem bereits gespeicherten, wird entweder ein bejahendes oder ablehnendes Gefühl daraus, je nach Erfahrung. Dieser Prozess läuft völlig unabhängig und ohne Kontrolle durch das Bewusstsein ab, in einem Bruchteil von Millisekunden. Erst nach diesem Schritt laufen Wissen und Gefühl zusammen und erreichen das Bewusstsein. Die Entscheidung, so meinen Wissenschaftler, sei dann bereits gefallen. Unser Bewusstsein kann lediglich um die 40 Wahrnehmungen gleichzeitig verarbeiten. Der Rest wird schlicht und einfach ausgeblendet.

Dabei hat man durch Tests herausgefunden, dass unser Gehirn viel früher aktiv wird, noch bevor wir einen Drang verspüren, eine Handlung vorzunehmen. Das bedeutet, dass jedem bewussten Prozess ein unbewusster Prozess vorausgeht. Und dies mit einem Zeitunterschied von etwa 0,5 Sekunden.

Unser Unbewusstes steuert somit unser Verhalten, noch bevor es unser Bewusstsein erreicht. Dabei, so die Annahme, bewertet unser Bewusstsein unser Handeln erst im Nachhinein, wird jede Handlung mit der passenden Erklärung belegt.

Diese Annahme stützt meiner Meinung nach auch die Tatsache, dass Menschen, die posthypnotische Suggestionen ausführen, oft im Nachhinein eine entsprechend „logische“ Erklärung für ihr Handeln suchen. Sie versuchen, den Impuls aus dem Inneren vor sich selbst zu rechtfertigen.

In unserem Unbewussten müssen also Verhaltensprogramme gespeichert sein, die durch entsprechende Auslöser aktiviert werden. Somit ergibt sich auch die Möglichkeit, durch Tieftrance entsprechende Verhaltensmuster „einzugeben“.

Sind wir also komplett „fremd“ gesteuert durch unser Unbewusstes? Nicht ganz. Weitere Forschungen ergaben, dass unser Bewusstsein kurz vor einer Entscheidung aus dem Unbewussten ein Veto einlegen kann. Und das erklärt auch für mich, warum posthypnotische Suggestionen nicht unbedingt funktionieren, solange kritische Bewusstseinsanteile noch aktiv sind (leichte bis mittlere Trance). Dennoch kommt es manchmal vor, dass diese trotzdem angenommen werden.

Nun ja, „fremd“ gesteuert ist für mich auch der falsche Ausdruck, denn mein Unbewusstes ist schließlich ein Teil von mir, und damit nicht unbedingt fremd. Aber man sollte sich jedenfalls ins Bewusstsein rufen, wie mächtig unser Unbewusstes ist und dass dieses unser Verhalten zum größten Teil im Griff hat. Und genau dieser Fakt veranlasst mich zu der Behauptung, dass jede gewünschte Veränderung durch Arbeit mit und am Unbewussten erreicht werden kann.

Dinge, die sich in unserem Unbewusstes verankert haben, wirken und beeinflussen uns also jeden Tag, und können die verschiedensten Symptome hervorrufen. Und je tiefer eine Ursache liegt, desto schwieriger ist die bewusste Veränderung.

Vorbereitung einer Hypnose