Books on Demand GmbH
ISBN: 9783738663624
Die Recherchen von Volker Mall und Harald Roth dauern nun schon über 10 Jahre. Im Staatsarchiv Ludwigsburg fanden sie in den Akten des Hechinger Prozesses das sog. Natzweiler Nummernbuch1. Die dort enthaltene Namensliste der 600 jüdischen Häftlinge stellte die Basis für alle weiteren personenbezogenen Recherchen dar. Weitere wichtige Quellen waren die Totenmeldungen und das Einäscherungsverzeichnis der 99 im Krematorium in Reutlingen eingeäscherten Opfer2 und 269 Häftlingspersonalkarten aus dem Archiv des KZ Stutthof. Alle diese 269 Häftlinge kamen mit dem Transport im Oktober 1944 von Auschwitz nach Stutthof3. Auf 260 dieser Karten ist jeweils die Auschwitznummer angegeben. Außerdem enthielten die bruchstückhaften Listen des Transportes von Auschwitz nach Stutthof4 Namen und Nummern von 150 Häftlingen, die nach Tailfingen kamen.
Unter ihnen „zusätzliche“ 64, deren Häftlingspersonalkarten nicht erhalten sind. Von weiteren 40 Häftlingen (v.a. bei den Überlebenden) konnten die Nummern durch andere Quellen erschlossen werden. So konnten mithilfe des Auschwitzkalendariums5 Datum und Herkunft des Transports von über 350 Häftlingen festgestellt werden. Dazu kommen noch etwa 35 Häftlinge, die nachweislich nach Auschwitz kamen, ohne dass ihre Nummer bekannt ist. (In den Transportlisten Dautmergen-Dachau/Allach werden die Häftlinge unter ihrer Natzweiler-Nummer, in den Hailfinger Totenmeldungen unter der Stutthof-Nummer geführt).
Danuta Drywa (Stutthof-Archiv) teilte außerdem die Daten von einigen Häftlingen mit (aus dem Einlieferungsbuch Stutthof), die in verschiedenen Transporten aus dem Baltikum nach Stutthof deportiert wurden und von dort aus nach Hailfingen kamen. Einige Hinweise konnten auch den Stutthofnummern auf den Todesmeldungen entnommen werden. Weitere Quellen sind weitere Transportlisten oder Zugangslisten: Drancy-Auschwitz, Mechelen-Auschwitz, Hailfingen-Vaihingen/Enz, Dautmergen-Dachau bzw. Allach, Vaihingen/Enz-Dachau. Außerdem Vernehmungsprotokolle (Rastatter Prozesse, Ermittlungsverfahren der bundesdeutschen Justiz, Wiedergutmachungsverfahren), die Interviews der Shoah-Foundation mit Überlebenden und eigene Interviews.
Die Recherchen fanden ihren Niederschlag in Wein/Mall/Roth, Spuren von Auschwitz ins Gäu, Filderstadt 2007 und Mall/Roth, „Jeder Mensch hat einen Namen“ - Gedenkbuch für die 600 jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen, Berlin 2009.
Die neuen Erkenntnisse der letzten 4 Jahre wurden in den Heften 2 und 4 der Schriftenreihe des Vereins Gedenkstätte KZ-Außenlager Hailfingen • Tailfingen e.V. veröffentlicht.
Alte und neue Erkenntnisse werden hier zusammengefasst.
Inzwischen gingen weitere Archive ins Netz und es gibt sehr viele neue Datenbanken. Es werden hier alle „Erkenntnisse“ aus diesen neuen „Quellen“ abgedruckt, auch wenn sie fehlerhaft und unvollständig sind oder nur das enthalten, was wir schon wussten bzw. was wir selber an die Archive weitergegeben haben. Auf die Informationen aus den vielen inzwischen existierenden kommerziellen Angeboten wurde vorerst verzichtet.
1 Original im Französischen Nationalarchiv Paris 72 AJ 2171. Kopien des Nummernbuches gibt es u.a. beim StAL: EL 317 II, Bü.131,und beim ITS/Arch/KL Natzweiler, Ordner 12.
2 Originale: Bureau des archives des victimes des conflits contemporains (Caen) cote 26 P 1236 (liste de deportés incinérés à Reutlingen) und cote 26 P 1237 (liste de déportés décédés à Hailfingen et actes de déc`s du 22 novembre 1944 au 2 janvier 1945). Kopien im Stadtarchiv Reutlingen.
3 27.10.1944. „Aus dem Durchgangslager des KL Auschwitz II werden ungefähr 1500 jüdische Häftlinge in das KL Stutthof überstellt.“ APMO, Dpr.-Hd/1, Bl.136, 142. In: Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2´ 2008, S. 917.
4 Die Liste umfasst 850 der etwa 1500 Häftlinge.
5 vgl. Anm. 3.
1938 wurde auf den Gemarkungen Tailfingen, Hailfingen und Bondorf mit dem Bau eines Militärflugplatzes begonnen. Auf dem Flugplatzgelände befand sich ab 1941 ein Arbeitslager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die beim Bau eingesetzt wurden. Bis im Mai 1944 Teile der I. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 6 (NJG 6) in Hailfingen stationiert wurden, nutzte die Luftwaffe das Gelände als Ausweichflugplatz bzw.
„Einsatzhafen“. Um den Platz und die auf ihm stationierten Nachtjäger gegen die zunehmenden Angriffe der Alliierten zu schützen, plante das Luftgaukommando VII im Frühjahr 1944 den Bau von zwei Rollwegen, splittersicheren Flugzeugboxen und Hangars.
Da dazu dringend weitere Arbeitskräfte benötigt wurden, wurde im Herbst 1944 ein Außenkommando des KZs Natzweiler/Elsaß eingerichtet. 601 jüdische KZ-Häftlinge kamen am 19. November 1944 aus dem KZ Stutthof bei Danzig, die meisten waren kurz zuvor von Auschwitz dorthin deportiert worden. Diese jüdischen Häftlinge kamen aus 16 Ländern und waren zwischen 15 und 60 Jahre alt. Sie wurden in einem Hangar untergebracht und mussten unter erbärmlichen Bedingungen die Arbeit auf dem Flugplatz fortsetzen.
Bis Ende Januar 1945 wurden die Toten im Reutlinger (99) und Esslinger Krematorium (15) verbrannt, danach 75 Opfer in einem Massengrab nahe der Landebahn verscharrt. Mitte Februar wurde der Flugplatz aufgelöst. Die überlebenden Häftlinge wurden deportiert, 111 Kranke kamen in das KZ-Außenlager Vaihingen/Enz, von denen 6 auf dem Transport oder gleich bei der Ankunft und 43 kurz darauf starben. 296 Häftlinge wurden mit der Bahn von Hailfingen in das KZ-Außenlager Dautmergen gebracht, wo 20 von ihnen umkamen. Von dort wurden mindestens 8 „Hailfinger“ Häftlinge im März nach Bergen-Belsen und Anfang April 1945 nachweislich 80 Häftlinge mit der Bahn in das KZ Dachau-Allach transportiert. Die „gehfähigen“ Häftlinge mussten Anfang April 1945 zu Fuß auf sog. Todesmärsche. Obwohl der Großteil der Häftlinge aus verschiedenen Wüste-Lagern in Schömberg-Dautmergen zentral gesammelt wurde, gab es vermutlich mehrere, teilweise weit versprengte Gruppen. Da die Aussagen der Häftlinge z.T. sehr voneinander abweichen und die Märsche außerdem chaotisch verliefen, wird es wohl nie gelingen, sie genau und in ihrer Gesamtheit zu rekonstruieren. Auch die genaue Zahl der Häftlinge und ihre Namen können nicht festgestellt werden, da es im Gegensatz zu den o.g. Zugtransporten keine Abganglisten gab bzw. keine erhalten sind. Wie viele Tote es gab wird man nie erfahren.
Es ist anzunehmen, dass über 100 Hailfinger Häftlinge von Dautmergen aus auf den Todesmarsch kamen; von 13 wissen wir aufgrund von Interviews und Aussagen Genaueres. Fünf von ihnen gelang unterwegs die Flucht. Ihre Route könnte so gewesen sein:
Schömberg (das von den Nazis Dautmergen genannte KZ liegt auf der Gemarkung von Schömberg) - Deilingen - Bärenthal - Beuron/Fridingen -Meßkirch - Wald - Aach/Linz - Ostrach - Hosskirch - Altshausen (Eichstegen/Ebenweiler). Einige der Häftlinge blieben noch eine längere Zeit in Saulgau und Umgebung.
Karte: Johannes Kuhn
David/Dawid Abraham wurde am 9.4.1923 in Somkerik? (Ungarn) geboren (Mutter Esterit). Am 7.6.1944 wurde er nach Auschwitz deportiert (A 13 474; Czech S. 794) und kam von dort am 28.10.1944 nach Stutthof (99 169). Im November 1944 wurde er nach Hailfingen gebracht (40 457) und von dort am 14. Februar 1945 nach Vaihingen/Enz. Am 2.4.1945 kam er nach Dachau, wo er befreit wurde. Laut SSDI ist er im Dezember 1969 in den USA gestorben.
Q:
Nummernbuch
HPK (dort Geburtsort Somkerik)
Transportliste Auschwitz-Stutthof
Transportliste Vaihingen/Enz-Dachau
SSDI 122-26-7975
Jakub Abramczik/Abramcyk6 wurde am 25.3.1924 in
Pultusk/Ostenburg (Polen) geboren. Er wurde am 10.12.1942 von Malkinia im gleichen Transport wie Mordechai Ciechanower nach Auschwitz deportiert (81 401; Czech S. 356).7
Mordechai Ciechanower nennt ihn einen „Weggefährten“ in Auschwitz:
„Jankle Abramczyk, der Scheithle genannt wurde, ein Bursche aus dem Dorf, trug immer ein Lächeln auf den Lippen.“8
In Stutthof (Ankunft 28.10.1944) hatte er die Nummer 99 130. Im November 1944 kam er nach Hailfingen (40 451). Unklar ist, was danach geschah.
Jakub Abramczik sei, so Mordechai Ciechanower im Juni 2011, nach Kanada (Toronto) ausgewandert und dort vor etwa 20 Jahren gestorben.
Wir fanden im Juni 2011 eine Toba Abramczyk in Toronto. Sie schrieb uns: „ My father, Meyer Abramczyk is the only survivor of 6 siblings. He came to Canada in 1956. He did have a brother named Jankle, not sure of the date of birth, but according to my father he perished in the Holocaust. There was a gentleman who's name was Szaja Abramczyk, who lived in Toronto, but he died in 1988/89. His wife passed away about 4 or 5 years ago and as far as I know, there are no children. … My father also went to Auschwitz in 1942 (Nr. 140 729). He was in about 3 camps before he go to Auschwitz mid 1942. ... I know his wife's name was Sarah and they lived on homewood street in Toronto.”
Q:
Nummernbuch (Häftlings-Nummernbuch Nr.5. Häftlingsnummern 38 600 - 44 599 (letztes Buch) Nummernbuch Natzweiler. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 317 III, Bü 13 12
HPK (Häftlingspersonalkarte Stutthof, Archiv Stutthof)
Nicht in den Transportlisten
Berko/Bernhard Abrahamovitz wurde am am 7.1.1926 in Lipcse (damals Tschechoslowakei, heutiges Lypcha, Ukraine) geboren. 1941 kam die ganze Familie ins Ghetto Iza (bei Chust/Khust, Tschechoslowakei/Ukraine). Am 3.7.1944 wurde Berko Abrahamovitz nach Auschwitz deportiert (A 16 044; Czech S. 812) und kam von dort am 28.10.1944 nach Stutthof. Im November 1944 wurde er von dort nach Hailfingen transportiert und kam mit seinem Bruder (Sam Baron) nach Dautmergen und von dort nach Bergen-Belsen, wo er im April 1945 starb (sh. Sam Baron).
Q:
Nummernbuch
HPK
Isak Abra(ha)movitz wurde am 15.10.1898 in Lipca (Tschechoslowakei) geboren. Am 3.7.1944 wurde er nach Auschwitz deportiert (A 16 042; Czech S. 812) und kam von dort am 28.10.1944 nach Stutthof (99 147). Im November 1944 wurde er von dort nach Hailfingen transportiert, wo er am 7.2.1945 starb. Im Sommer 2011 wurde auf dem Gruppengrab im Tailfinger Friedhof für ihn ein Grabstein aufgestellt; die Inschrift:
“Chaim yitzchak ben dov Izak Abramovitz 1898 - 1945 In Loving Memory of his Family Beloved wife Liba, sons Berko & Leopold, Daughter Feighy Rest in Peace my dear Father You were loved and respected by all and will be forever missed Your loving son - Sam Baron” (sh. Sam Baron).
Q:
Nummernbuch
HPK
Foto. Kuhn
Ernö Adler wurde am 21.12.1900 in Ungarn geboren. Am 3.7.1944 wurde er nach Auschwitz deportiert (A 16 046; Czech S. 812). Von dort kam er am 28.10.1944 nach Stutthof und im November 1944 nach Hailfingen (40 456), wo er am 25.1.1945 starb und ins Massengrab gelegt wurde.
Q:
Nummernbuch
http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=8295505&language=en: Erno Adler was born in 1900. During the war he was in Hailfingen, Camp. Erno was murdered/perished in 1945 in the Shoah. This information is based on a List of persecuted persons found in List of inmates from Hungary in Natzweiler camp and various sub-camps.
Karl/Charles Adler wurde am 17.4.1918 in Lemberg (Ukraine) geboren und ist nach Frankreich ausgewandert. Er hat eine Schneiderlehre gemacht. Von Marseille wurde er nach Drancy gebracht, kam am 20.5.1944 im 74. Konvoi von dort nach Auschwitz und am 28.10.1944 nach Stutthof. Er wurde im November 1944 nach Hailfingen (40 472) deportiert, starb dort am 16.1.1945 und wurde ins Massengrab gelegt.
Q:
Nummernbuch
http://bdi.memorialdelashoah.org/internet/jsp/core/MmsRedirector.jsp?id=595&type=VICTI M: Monsieur Charles ADLER né le 17/04/1918 à LEMBERG. Déporté à Auschwitz par le convoi n° 74 au départ de Drancy le 20/05/1944. De profession Petite main. Est inscrit(e) sur le Mur des Noms.
Chaim Ajsenberg wurde am 7.8.1920 in Warschau geboren (Mutter Slato). Wie er nach Auschwitz kam ist nicht bekannt. Am 28.10.1944 kam er nach Stutthof (99148) und von dort im November 1944 nach Hailfingen (40 459). Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.
Q:
Nummernbuch, HPK (dort keine Auschwitznummer), nichts in http://db.yadvashem.org
Motel Ajzenstein wurde am 10.4.1908 in Białystok (Polen) geboren (Ehefrau Liza). Vom Ghetto Pruzany wurde er am 2.2.1943 nach Auschwitz deportiert (99 223, Czech S. 402), kam dann am 28.10.1944 nach Stutthof (99 176) und von dort im November 1944 nach Hailfingen (40 471). Mitte Februar 1945 wurde er nach Dautmergen gebracht und kam von dort am 12.4.1945 nach Dachau-Allach (156 051). Sein weiteres Schicksal ist ungeklärt.
Q:
Nummernbuch
HPK
Transportliste Dautmergen-Dachau-Allach
Nicht in http://db.yadvashem.org, nicht im SSDI
Juda Akunis wurde am 5.5.1919 in Saloniki (Griechenland) geboren (Ehefrau Desy). Er kam am 20.3.1943 im ersten Transport vom Ghetto von Saloniki in Auschwitz an (109 391; Czech S. 445). Am 28.10.1944 wurde er von dort nach Stutthof gebracht (99 157) und danach im November 1944 nach Hailfingen (40 463). Nach der Auflösung des Lagers Hailfingen kam er am 14. Februar 1945 mit der Bahn nach Dautmergen und von dort am 7.4.1945 nach Dachau-Allach. Wahrscheinlich starb Juda Akunis auf dem Transport von Dautmergen nach Dachau.
In gleichen Transport von Saloniki nach Auschwitz waren die Hailfinger Häftlinge Juda Akunis, Moise Akunis 1 (geboren 1906), Moise Akunis 2 (geboren 1922) und Moise Benjamin.
„In Saloniki geboren sind Moise (1906), Juda (1919) und Moise Akunis (1920). Sie haben aufeinanderfolgende Stutthof-Nummern (99 157 bis 99 159), kamen also gemeinsam von Auschwitz nach Stutthof und von dort nach Hailfingen.“ (Mall/Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009. S. 58 und 282)
Q:
Nummernbuch
HPK
Transportliste Dautmergen-Dachau-Allach
Nicht auf der Zugangsliste von Dachau am 12.4.1945
Moise Akunis wurde am 14.4.1906 in Saloniki (Griechenland) geboren. Er war verheiratet mit Dudun Akunis, die in Auschwitz ermordet wurde. Das Paar hatte 5 Kinder. Moise Akunis wurde am 20.3.1943 von Saloniki nach Auschwitz transportiert (109 376; Czech S. 445). Am 28.10.1944 wurde er von dort nach Stutthof gebracht (99 158) und danach im November 1944 nach Hailfingen (40 464), wo er am 8.2.1945 starb und ins Massengrab gelegt wurde.
Q:
Nummernbuch
HPK
http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=9154450&language=en:
Moisis Akunis was born in 1906. Prior to WWII he lived in Thessaloniki, Greece. During the war he was in Stutthof, Camp. Moisis was murdered/perished in 1945 in the Shoah. This information is based on a List of murdered persons found in List of Names of Shoah Victims from Thessaloniki researched and compiled by Mr. Heinz Kounio - the Jewish Community of Thessaloniki, 2010.
Samuel Albocher wurde am 4.10.1921 in Saloniki (Griechenland) geboren. Er war verheiratet mit Ida Albocher, die in Auschwitz ermordet wurde. Das Paar hatte ein Kind. Samuel Albocher wurde am 11.4.1943 von Saloniki nach Auschwitz transportiert (114 935; Czech S. 468). Am 28.10.1944 wurde er von dort nach Stutthof gebracht (99 163) und danach im November 1944 nach Hailfingen (40 467), wo er am 26.1.1945 starb und ins Massengrab gelegt wurde.
Q:
Nummernbuch
HPK
http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=9155486&language=en:
Samuil Alboher was born in 1921. Prior to WWII he lived in Thessaloniki, Greece. During the war he was in Stutthof, Camp. Samuil was murdered/perished in 1945 in the Shoah. This information is based on a List of murdered persons found in List of Names of Shoah Victims from Thessaloniki researched and compiled by Mr. Heinz Kounio - the Jewish Community of Thessaloniki, 2010.
Rubin Alschansky wurde am 23.10.1906 in Wilna (Litauen/Polen) geboren. Am 1.10.1944 kam er von Riga nach Stutthof (96 796) und von dort im November 1944 nach Hailfingen (40 450) gebracht, wo er am 26.1.1945 starb und ins Massengrab gelegt wurde.
Q:
Nummernbuch
Einlieferungsbuch Stutthof
Ancestry.com
Sigmund Altberger wurde am 15.11.1922 in Tiszaujlak (Tschechoslowakei) geboren. Am 7.6.1944 wurde er nach Auschwitz deportiert (A 13 733; Czech S. 794) und kam von dort am 28.10.1944 nach Stutthof (99 153). Im November 1944 wurde er nach Hailfingen (40 462) gebracht.
Q:
Nummernbuch
HPK
Nicht in Transportliste Dautmergen-Dachau/Allach
http://search.ancestry.co.uk/cgibin/sse.dll?gl=39&rank=1&sbo=t&gsbco=Sweden&gsln=Altbarger http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=5320540&language=en: Zsigmond Altberger was born in Tiszaujlak, Czechoslovakia in 1922 to Rozalia. Prior to WWII he lived in Tiszaujlak, Czechoslovakia. During the war he was in Stutthof, Camp. Zsigmond was murdered/perished in the Shoah. This information is based on a List of Stutthof camp inmates found in Nevek - Jewish men in Stutthof KZ, The Beate Klarsfeld Foundation and Yad Vashem, partial/unpublished.
David Altmann wurde am 16.11.1926 in Sátoraljaújhely (Ungarn) geboren (Vater Noe). Er kam am 28.10.1944 von Auschwitz nach Stutthof und im November 1944 nach Hailfingen (40 457). Er wurde 13.2.1945 von dort nach Vaihingen/Enz gebracht, wo er am 16.2.1945 starb.
Q:
Nummernbuch
HPK (ohne Auschwitznummer)
Archiv Gedenkstätte Vaihingen/Enz, Liste Hailfingen 1802 (dort * Schatampol)
Isak Amar wurde am 3.5.1925 in Kerkyra/Korfu (Griechenland) geboren (Vater Markus). Von Korfu oder von Athen aus wurde er am 30.6.1944 nach Auschwitz deportiert (A 15 234; Czech S. 809). Am 28.10.1944 kam er von dort nach Stutthof (99 139) und im November 1944 nach Hailfingen (40 453). Er wurde 13.2.1945 von Hailfingen nach Vaihingen/Enz gebracht und dort er am 7.4.1945 durch französische Truppen befreit. 1963 wohnte er in Tel Aviv, wie die Aussage für das Bezirksamt für Wiedergutmachung Koblenz am 15.10.1963 verdeutlicht.
Q:
Nummernbuch
HPK
Transportliste Auschwitz>Stutthof
Nicht Transportliste Dautmergen-Dachau-Allach
Natürlich nicht in db.yadvashem, da Überlebender
Archiv Gedenkstätte Vaihingen/Enz, Liste Hailfingen 1803
Bezirksamt für Wiedergutmachung, Koblenz Az:432013 (ITS)
Chil Anker wurde am 1.4.1921 in Charsznica (Polen) geboren. Am 26.1.1944 kam er nach Auschwitz (189 285; Czech S. 806: „Sammeltransport“ ohne sonstige Angaben) und von dort am 28.10.1944 nach Stutthof und im November 1944 nach Hailfingen. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.
Q:
Nummernbuch
HPK (dort keine Auschwitznummer)
http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=5006758&language=enYekhiel Anker. Prior to WWII he lived in Kurow, Poland. Yekhiel was murdered/perished in the Shoah. This information is based on a List of murdered Jews from Yizkor books found in Yizkor book in Memoriam of our home town Kurow (Yiddish), Tel Aviv 1955 page →.
Manrico/Marco/Mario Anticoli wurde am 29.1.1925 als Sohn von Guiseppe Anticoli und Adele Ascoli in Rom geboren. Er wurde in Rom am 15.4.1944 verhaftet, kam ins Gefängnis und wurde von Fossoli am 26.6.1944 nach Auschwitz deportiert (15 691; an 30.6.1944, Czech S. 809). Am 28.10.1944 war er im Transport nach Stutthof (99 152) und kam im November 1944 nach Hailfingen (40 461), wo er am 25.1.1945 starb und ins Massengrab gelegt wurde.
Q:
Nummernbuch
HPk
Liliana Picciotto: Il libro della memoria. Gli ebrei deportati dall´Italia (1943-1945), Mursia 2002
http://www.nomidellashoah.it/1scheda.asp?nome=Manrico&cognome=Anticoli&id=516:
Manrico Anticoli, figlio di Giuseppe Anticoli e Adele Ascoli è nato in Italia a Roma il 29 gennaio 1925.
Arrestato a Roma (Roma). Deportato nel campo di sterminio di Auschwitz.
Non è sopravvissuto alla Shoah.
http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=1889179&language=de:
Manrico Anticoli wurde im Jahr 1925 in Roma, Italien geboren. Er war der Sohn von Adela, geb. Ascoli. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Roma, Italien. Während des Krieges war er in Roma, Italien. Manrico wurde im Jahr 1944 in Stuttgart, Deutsches Reich im Alter von 19 jahren ermordet. Quelle dieser Informationen: Gedenkblatt, eingereicht von: Community italy.
Israel/Jolek Arbeiter wurde am 25.4.1925 in Płock in Polen geboren. Sein Vater war Schneider und hatte fünf Söhne: Elek, Mack, Aaron, Josek und Israel. Ende September 1939 wurde das jüdische Viertel zum inoffiziellen Ghetto, das im Februar 1942 aufgelöst wurde. Die Familie kam nach Soltau (Ostpreußen) und von dort ins Ghetto von Starachowice im polnischen Kreis Kielce; ohne den ältesten Bruder, der 1939 nach Russland geflohen war und dessen Schicksal unbekannt ist. Israel Arbeiter erledigte für die Gestapo Reinigungsarbeiten. Am 1.10.1942 wurden nach einem Appell auf dem Marktplatz Kinder, Ältere und Gebrechliche nach Treblinka deportiert; auch die Eltern und der jüngste Bruder.
Bis August 1944 war Israel Arbeiter im Arbeitslager Starachowice-Julag II und arbeitete in 12 Stunden-Schichten in der Munitionsfabrik. Er wurde krank, kam mit hohem Fieber in den Krankenbau und überlebte als Einziger das Massaker an den Kranken. Er konnte aus dem Krankenhaus fliehen und versteckte sich in der Baracke 5. In diesem Lager lernte er seine spätere Frau Hanka Balter kennen, die in der Küche arbeitete und ihm Lebensmittel brachte. Bei der Selektion der Arbeitsunfähigen trug ihn ein Freund schwerkrank auf den Schultern drei bis vier Kilometer weit in die Fabrik.
Die Kollegen übernahmen seine Arbeit; er konnte sich dort ausruhen, wurde wieder gesund und kehrte in die Baracke zurück. Da die sowjetische Front näher rückte, sollte das Lager aufgelöst werden. Ein Fluchtversuch wurde geplant mit dem Ziel, sich den Partisanen in den Wäldern anzuschließen. Bei einer versuchten Revolte wurden zwei ukrainische Wachleute getötet. Die Zäune wurden durchbrochen, die meisten Flüchtenden wurden von den Deutschen erschossen, nur eine Handvoll konnte tatsächlich entkommen. Ein paar Tage später wurde das Lager aufgelöst. Nach einer etwa zweitägigen Fahrt bei großer Hitze in Viehwaggons mit jeweils 100 bis 120 Menschen, wobei Männer und Frauen in verschiedenen Waggons untergebracht waren, kam Israel Arbeiter zusammen mit seinen beiden Brüdern am 30.7.1944 in Auschwitz an (Czech S. 832).
Der Zug war „auf Befehl des Polizeichefs von Starachowice brutal überladen worden, weil die Rote Armee näherrückte... Bald begann in den Wagen der Männer der Kampf ums Wasser und vor allem um die Luft... In einem Wagen kamen 27 Männer um, in einem anderen 30 von 120 Männern. Nicht alle Männer, die in den Zügen starben, waren erstickt. Etwa 20 Mitglieder des Judenrates und der jüdischen Polizei von Starachowice... wurden von einer Gruppe von Häftlingen, die kürzlich aus Majdanek verlegt worden waren, erdrosselt.“9
Nach der Selektion durch Dr. Mengele und einem 15minütigen Marsch in Richtung Krematorium kamen die Arbeitsfähigen ins Lager, die anderen in die Gaskammern. Israel Arbeiter bekam die Nummer A 18 651 eintätowiert, war einige Tage im „Zigeunerlager“ und wurde Zeuge der Liquidierung dieses Lagers.
Als im Lager Automechaniker gesucht wurden, meldete er sich mit seinen beiden Brüdern; sie zerlegten zerstörte Flugzeuge und „recycelten“ das Material. Da die Arbeit schwer war, bekamen sie ordentliche Mahlzeiten. Später wechselte er mit den Brüdern in ein neues Kommando, das im Straßenbau eingesetzt wurde. Er kam dadurch auch ins Frauenlager. Ein Vetter arbeitete im „Sonderkommando“, durch ihn erhielt er zusätzliche Lebensmittel. Danach arbeitete er als Latrinenreiniger; die Fäkalien wurden auf die Felder außerhalb des Lagers gebracht. Mit dem ersten Transport nach Stutthof verließ Israel Arbeiter am 26.10.1944 Auschwitz und kam nach einer zweitägigen Fahrt im Viehwagen am 28.10.1944 dort an (Stutthof-Nummer 99 131). Er wurde von seinen Brüdern getrennt. In Stutthof wurde nicht mehr gearbeitet, und die Gaskammern waren nicht mehr in Betrieb. Es war sehr kalt, und es gab keine warme Kleidung. Am 17.11.1944 ging von dort der Transport nach Hailfingen ab, wo er die Natzweiler Nummer 40 452 bekam.
„Nach einigen Tagen im Viehwaggon kamen wir an einen Ort in Deutschland namens Tailfingen, ungefähr 30 km von Stuttgart entfernt. Die Deutschen bauten dort einen Nachtjägerflugplatz, um die Stadt Stuttgart zu schützen. Es gab Hallen für die Nachtjäger auf dem Platz. Wir mussten eine Straße von der nächsten Autostraße zum Flugplatz bauen. Wir wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe arbeitete auf dem Flugplatz. Es war November, und es begann zu schneien. Alle arbeiteten auf dem Flugplatz, eine Gruppe arbeitete an der Straße, ich arbeitete in einem Steinbruch. Aus dem Felsen wurden Steine gebrochen und zerkleinert zu Schotter und Sand, die für den Bau der Straße und die Instandhaltung des Flugplatzes benötigt wurden. Wenn es schneite, mussten alle die Landebahn freischaufeln, damit die Flugzeuge starten konnten, um Stuttgart vor den alliierten Bombern zu schützen. (…) Wir wurden in einem Hangar untergebracht. Es gab keine Heizung, ein Hangar hat keine Heizung. Die Ernährung war etwas besser als in Stutthof, wo wir praktisch nichts zu essen bekommen hatten außer einer Suppe. Wir bekamen morgens Kaffee und ein Stück Brot, und tagsüber wurde vom Platz Essen zum Kommando gefahren. Der LKW, der Schotter und Steine zum Flugplatz oder zu den Straßen fuhr, brachte um 12 Uhr eine Suppe für uns. Wenigstens war es Suppe. Am Abend bei der Rückkehr zum Lager gab es wieder ein Stück Brot mit Marmelade, Margarine und Kaffee, was sie eben Kaffee nannten, aber es war kein Kaffee. Natürlich hatten wir keine warmen Kleidungsstücke und es war ein strenger Winter, und alle mussten draußen arbeiten.
Wir arbeiteten 12 Stunden; zu Beginn gingen wir zu Fuß vom Lager weg; der Hangar stand auf dem Flugplatz. Mein Arbeitsplatz war am weitesten weg, wir mussten durch drei Dörfer zum Steinbruch. Ungefähr 4 km.
Wurden Sie von der Bevölkerung gesehen?
Natürlich, die Leute mussten uns sehen. Wir waren die einzigen in Sträflingskleidung und mit Holzschuhen.
Nach dem Krieg wusste niemand in den Dörfern, wer wir waren und dass dort ein Lager war. Dabei gingen wir täglich durch diese Dörfer.
Sahen Sie die Leute?
Natürlich. Wir gingen ja zweimal am Tag. Morgens hin zur Arbeit und abends zurück.
Versuchte jemand zu helfen?
Ja, es gab da Bauern. Das Kriegsende war ja absehbar. Sie ließen absichtlich oder unabsichtlich etwas fallen, wenn sie von den Feldern kamen: Tomaten, Karotten. Für uns war das lebensrettend. Wir liefen hin, nahmen es und aßen.
Sahen das die Wachleute?
Ja, und einige wurden erschossen, weil sie aus der Kolonne herausgingen.
Das hing von den Wachleuten ab. Einige von ihnen sahen, dass der Krieg zu Ende ging und sahen weg. Manche nicht, und man konnte erschossen werden. (…)
In Tailfingen gab es kein Krematorium. Sie wussten nicht wohin mit den Leichen. Sie wurden am Rand des Lagers aufgestapelt. Es gab keinen Platz um sie zu beerdigen. Der Bürgermeister von Tailfingen erlaubte nicht, die Juden auf dem deutschen Friedhof zu beerdigen. Als wir den Platz verließen, wollten sie nicht, dass die Leichen dort liegen blieben, wo sie die Alliierten sehen würden. So mussten wir am Ende des Flugplatzes ein Grab graben und die Leichen dort beerdigen. ...“10
„In meinem Kommando im Steinbruch war ein OT-Mann der Schießmeister, ein anderer war Obermeister des Steinbruchs... Der Steinbruch gehörte einer Privatfirma namens Schäfer. Frau Schäfer war da. Herr Schäfer war bei der Luftwaffe in Frankreich. Wenn er zu Hause war, kam er in den Steinbruch und schlug die Häftlinge. Sein Haus lag oberhalb des Steinbruchs. Er trieb uns zu schnellerer Arbeit an.
Ein anderer Zivilist war der Chauffeur des Lkws, der die Steine abholte. Der war ein guter Mensch. Dem taten wir Leid. Sein Name war Sauer oder Bauer (Wilhelm Sautter, Anm. d.Verf.)…
Dann legten sie die Leichen am folgenden Tag aufeinander in der Nähe des Stacheldrahtes, der den Hangar umschloss. Dort lagen sie etwa zwei Wochen.
Ich gehörte zur Gruppe, die in einer Ecke des Flugfeldes das Massengrab schaufeln musste. Dann fertigten wir aus Brettern Kisten, in die die Leichen gelegt wurden. Diese wurden ins Massengrab gelegt.
Ich wurde in Sigmaringen befreit und war beim Auffinden des Massengrabs beteiligt.“11
Bei seinem Besuch im Sommer 2008 kam Israel Arbeiter in den Reustener Steinbruch.
„Eindrücklich beschreibt er die körperlich harte Arbeit: Wie er mit dem Presslufthammer tiefe Löcher in die Felsen bohrte, in die der Sprengmeister Dynamit stopfte. In Loren mussten die Gefangenen die schweren Brocken zu einer Steinmühle schieben, die das Gestein zu Schotter und Sand zermalmte.
Unwillkürlich muss der 83-Jährige während des Gesprächs lachen, aber niemand der Umstehenden lässt sich davon anstecken... Es ist ein abgründiges, ein unheimliches, ein dennoch befreiendes Lachen, als ihm die Episode einfällt, wie ihn einmal die voll beladene Lore an das Ufer des Wassers drängte und er sich mit seinem schwachen Körper vergeblich dagegenstemmte. Ich sah mich vor der Wahl, entweder mit der Lore ins eiskalte Wasser gedrückt zu werden und zu ertrinken oder aus Strafe erschossen zu werden. Lange Zeit für die Überlegung blieb nicht, dann kippten die Steine ins Wasser. Eine angsterfüllte Weile verging, und es passierte nichts, die befürchtete Strafe blieb aus. Jetzt kann ich darüber lachen, wenn ich mir diese Situation vorstelle. Damals war das natürlich nicht lustig.
Der feine Faden, an dem das Schicksal hing, hatte nochmals standgehalten.
Wir kämpften jeden Tag ums Überleben, von morgens bis abends.“ 12
Von Tailfingen wurde Israel Arbeiter Mitte Februar 1945 nach Dautmergen transportiert, wo er bis zum 18. April 1945 blieb. Im April 1945 begab sich eine Kolonne mit 500 bis 1000 Mann auf den Todesmarsch in Richtung Süden. Nach drei Tagen kamen sie bei Pfullendorf an eine Brücke, die gesprengt werden sollte, um den Vormarsch der Alliierten aufzuhalten; die Häftlinge sollten mit in die Luft gesprengt werden. Am 25. April - an Israel Arbeiters 20. Geburtstag - floh eine Gruppe in die Wälder, viele Flüchtende wurden von der SS erschossen. Nach der Befreiung am 26. April 1945 durch die Franzosen wurden sie nach Sigmaringen gebracht und blieben dort einige Tage in einer Schule. Danach ging es zurück in das Dorf Dautmergen, wo sie in Privathäusern untergebracht wurden. Er wohnte bei Clara Peter, Am Hagelberg 5. Von Dautmergen ging Israel Arbeiter nach Reusten und traf dort seinen Freund Maurice (Marion) Kornblit. Sie informierten die französische Militärverwaltung in Tübingen am 1.6.1945 über das Massengrab.
Israel Arbeiter lebte kurze Zeit in Reusten13, wo er mit seinem aus dem DP-Lager Feldafing kommenden Bruder Aaron, geboren am 5.7.1927, Abram Stuttman, Ajzik Bursztyn und den aus Dautmergen gekommenen Brüdern Samuel (geboren am 2.3.1915 in Wilna) und Aisig Narkunski (geboren am 17.3.1928 in Wilna) im Haus des ehemaligen NSDAP-Ortsgruppenleiters Stefan Hocker in der Rottenburger Straße einquartiert wurde. Kurze Zeit war er im DP-Lager in Stuttgart; er erfuhr dort, dass Hanka Balter, die ihm im Lager Starachowice das Leben gerettet hatte, in Bergen-Belsen ist. Israel Arbeiter fuhr mit einem gestohlenen Motorrad dorthin, wurde von der Militärpolizei verhaftet. Nach einem Verhör durch einen hohen jüdischen Offizier erhielt er Papiere und Benzingutscheine, traf in Frankfurt/M. einen Freund, tauschte das Motorrad gegen Lebensmittelpakete und Goldstücke und ging mit Hanka Balter am 2.10.1945 zurück nach Reusten. Am 1.8.1946 heirateten sie im Reustener Rathaus. Der ältere Bruder befand sich in Bari (Italien), eine Tante (Schwester der Mutter), die in den USA lebte, schickte Pakete.
Israel Arbeiter traf einen Vetter, der bei der US-Airforce in Heidelberg stationiert war: Der jüngste Bruder ging 1948 in die USA. 1949 wurde das erste Kind in Stuttgart geboren. 1949 wanderte die Familie in die USA aus. Seit 1952 ist er der Präsident eines Verbandes der Holocaust-Überlebenden im Raum Boston mit über 1 000 Mitgliedern.
Israel Arbeiter nahm an vier Kriegsverbrecherprozessen teil: 1965 in Hechingen über Täter aus Dautmergen; 1972 in Hamburg über den Gestapochef Walter Beck, der nach dem Krieg Polizeichef in Hamburg wurde und für die Morde nur drei Jahre Haft erhielt; außerdem sagte er in Düsseldorf und Traunstein aus. 1987 besuchte er mit seinem Sohn und seinem Bruder und dessen Tochter die Stätten des Leidens in Polen und Deutschland.
1986 war er mit seinem Sohn zu Besuch in Tailfingen und Reusten, ohne allerdings Spuren des Lagers und des Flugplatzes lokalisieren zu können. Im Sommer 2008 kam er auf Einladung von „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ mit einem seiner Enkel erneut nach Reusten und Tailfingen. Das USC-Interview mit Israel Arbeiter wurde am 9.8.1996 in Newton/Massachusetts (USA) aufgenommen. Seine Adresse erhielten wir Ende 2007 von Monika Dane vom Deutschen Generalkonsulat Boston. Im Sommer 2008 kam Israel Arbeiter auf Einladung von „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ mit einem seiner Enkel nach Reusten und Tailfingen.
Bei der Eröffnung der Gedenkstätte 2010 hielt er eine vielbeachtete Rede. Und er war bei der „Einweihung“ der Gedenktafel mit Lore am Reustener Steinbruch dabei. Auf der Tafel steht:
Täglich mussten 15 bis 20 KZ-Häftlinge des Lagers Hailfingen/Tailfingen hier Steine brechen und mit Kipploren zu dem Schotterwerk bringen, das etwa 50 m von hier in unmittelbarer Nähe des Sees stand.
Israel Arbeiter war eines Tages mit einer solchen voll beladenen Lore auf dem Weg dorthin, als eine falsch gestellte Weiche die Lore Richtung See lenkte. Da er zu schwach war sie aufzuhalten, stürzte die Lore in den See, wo sie noch heute liegt.
Israel Arbeiter erwartete dafür wegen Sabotage erschossen zu werden, doch er überlebte und erzählte diese Geschichte während seines Besuchs nach 63 Jahren an diesem für ihn schicksalhaften Ort.
Ein "Brennpunkt" der jüdischen Tagesschule "South Area Solomon Schechter School" (SASSDS) in Norwood bei Boston ist die "Israel Arbeiter Gallery of Understanding". Kontakte zu dieser Schule hat das Rottenburger Eugen-Bolz-Gymnasium aufgenommen.
Der amerikanische Regisseur Tim Gray (World War II Foundation) hat im Frühjahr 2012 einen Film gedreht, der die Leidenswege des Holocaustüberlebenden Israel Arbeiter nachzeichnet: A Promise to My Father. Ein Teil der Filmaufnahmen fand mit dem Verein KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen im Gäu statt, und der Verein war als „Berater“ am Entstehen beteiligt. Uraufgeführt wurde der Film am 27.1.2013 in Boston. Zur „Deutschland-Premiere“ im Kino im Waldhorn Rottenburg kam Israel Arbeiter im Oktober 2013 erneut ins Gäu. (Foto: Israel Arbeiter an der Lore 2012, Kuhn)
Q:
Nummernbuch
Stutthof Häftlingspersonalkarte I-III 39 848
USC Interview Israel Arbeiter, Code 18 588, 9. 8. 1996
Zeugenaussage am 20. 3. 69 in Boston; Bü 736, Bl.266-268
Entschädigungsakten, StaL, EL350, ES/A/2933 (0)
Landesamt für Wiedergutmachung, Stuttgart Az: ET 6367/A-II-Rr/C 1
Archives de l'Occupation française en Allemagne et en Autriche Colmar
Ortsarchiv Ammerbuch-Reusten A 224
Léon Arditti ist laut HPK und Nummernbuch am 28.9.1919 in Saloniki geboren. Bei dem in der Transportliste des 63. Konvoi (am 17.12.1943 im von Drancy nach Auschwitz) aufgeführten Léon Arditti, geboren am 17.5.1916 in Marseille handelt es sich um einen anderen Häftling. Laut Czech S. 471 kam ein Transport mit der Auschwitznummer des « Hailfinger » Léon Arditti (115 861) am 17.4.1943 aus dem Ghetto von Saloniki nach Auschwitz. Danach kam er am 28.10.1944 nach Stutthof (99162) und von dort im November 1944 nach Hailfingen (40 466). Danach verliert sich seine Spur.
Q:
Nummernbuch (Nationalität Franz)
Transportliste Auschwitz-Stutthof Nr. 30
HPK
http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=9157549&language=de:
Leon Arditti. Er war der Sohn von Yakov und Sol. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Thessaloniki, Griechenland. Während des Krieges war er in Auschwitz Birkenau, Polen. Leon wurde der Schoah ermordet. Quelle dieser Informationen: Liste von ermordeten Personen, List of Names of Shoah Victims from Thessaloniki researched and compiled by Mr. Heinz Kounio - the Jewish Community of Thessaloniki, 2010.
Ancientfaces.com: Ein Leon Arditti, geboren am 28.10.1910, starb am 18.3.1988.
Von einem Leon Arditti stammt dieses Buch: The Will to Live: Two Brothers in Auschwitz, Schreiber Publishing, Incorporated, 1996. Leon & Oscar Arditti, Jews of French citizenship who were caught in Nice in October 1943, are sent to Auschwitz. As the Nazi oppression closes in on them like a vise, they resolve to stick together, support one another, devote every waking effort to surviving. This is the story of their epic struggle to outlive horror.
Paul Philip Arensberg wurde am 9.4.1885 in Alverdissen (seit 1969 ein Ortsteil der Stadt Barntrup) geboren. Er war verheiratet mit Lotte Arensberg, geb. Blankenberg, geb. 1906 in Hameln. Das Ehepaar hatte zwei Kinder:
Walter, geb. 1931 in Alverdissen und Judith oder Tana Judis, geb. 1939 in Hannover. Die Familie wohnte in Hannover und wurde am 15.12.1941 von dort ins Rigaer Ghetto verschleppt.
Paul Philipp Arensberg kam am 10.8.1944 von Riga nach Stutthof und von dort nach Hailfingen (40 448). Wo und wann er starb, ist ungeklärt.
Todesort von Lotte Arensberg und ihrer Tochter Judith Tana Judis könnte Riga oder auch Stutthof sein. Todesort von Hans Walter Arensberg sei Auschwitz (Gedenkbuch BA 3774778). Die Namen sind auf dem Mahnmal in Hannover als jüdische Opfer dokumentiert.
Q:
Nummernbuch
Stadtarchiv Hannover
Newsletter Society of Survivors of the Riga Ghetto, April 2008, S.17.
Nichts in db.yadvashem
BA Gedenkbuch:
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de?result#frmResults
Arensberg, Philipp Paul, geboren am 09. April 1885 in Alverdissen / Brake / Lippe, wohnhaft in Alverdissen, Flecken, Hameln und Hannover. Deportationsziel: ab Hannover 15.
Dezember 1941, Riga, Ghetto 06. August 1944, Hailfingen, Außenkommando KZ Natzweiler, 10. August 1944, Stutthof,
Konzentrationslager 17. November 1944, Todesdatum/-ort: für tot erklärt
Außerdem:
-Arensberg, Erich (wohl der Bruder) geboren am 08. Januar 1899 in Alverdissen / Brake / Lippe wohnhaft in Münster i. Westf Deportationsziel: ab Münster - Osnabrück - Bielefeld, 13.
Dezember 1941, Riga, Ghetto -Arensberg, Judith Tana Judis, geboren am 28. Januar 1939 in Hannover / - / Hannover wohnhaft in Hannover, Deportationsziel: ab Hannover 15. Dezember 1941, Riga, Ghetto Hailfingen, Außenkommando KZ Natzweiler (?), Todesdatum/-ort: für tot erklärt -Arensberg, Lotte, geborene Blankenberg, geboren am 26. Juni 1906 in Hameln / - /
Hannover wohnhaft in Hannover, Deportationsziel: ab Hannover 15. Dezember 1941, Riga, Ghetto Hailfingen, Außenkommando KZ Natzweiler (?) Todesdatum/-ort: Riga, Ghetto für tot erklärt
-Arensberg, Hans Walter David, geboren am 30. April 1931 in Alverdissen / Brake / Lippe wohnhaft in Hannover, Deportationsziel: ab Hannover 15. Dezember 1941, Riga, Ghetto 09. August 1944, Stutthof, Konzentrationslager, 10. September 1944, Auschwitz, Vernichtungslager Hailfingen, Außenkommando KZ Natzweiler (?), Todesdatum/-ort: für tot erklärt
Efraim Aronow wurde am 4.5.1896 in Riga geboren. Am 1.10.1944 kam er von Riga nach Stutthof (95 580) und von dort im November 1944 nach Hailfingen (40 449), wo er am 19.12.1944 starb - fiktive Todesursache Lungenentzündung - und im Krematorium im Friedhof Unter den Linden in Reutlingen eingeäschert wurde.
Q:
Nummernbuch (“Lettl.”)
Einlieferungsbuch Stutthof (SiPo Riga)
Keine HPK
Totenmeldung
Ajzyk Bajnermann/Isaak Beinermann wurde am 2.2.1892 in Ostrowiec (Polen) geboren, war von Beruf Friseur und gelernter Krankenpfleger (Ehefrau Sara). Auf Anordnung des Judenrats arbeitete er ab März 1940 in einer Sanitätskolonne in Ostrowiec, wo Typhus ausgebrochen war. Über die im Oktober 1942 eingerichteten Arbeitslager Bodzechow und Starachowice und das KZ Blizyn (aufgelöst im Februar 1944), einem Außenlager von Lublin-Majdanek, in dem er Krankenwärter war, kam er am 31.7.1944 nach Auschwitz (B 2083; Czech, S. 834). Von dort wurde er am 28.10.1944 nach Stutthof (100 553) und im November 1944 nach Hailfingen (40 522) transportiert.
„Alle Häftlinge waren beim Bau des Flugfeldes eingesetzt. Auf Namen von Mithäftlingen kann ich mich heute nicht mehr besinnen. Ich weiß nur noch, dass viele aus Ostrowiec14 stammten und im Lager umgekommen sind. (...) Der jüdische Kapo war ein kastrierter Mann aus Birkenau...15 Er war sehr schlecht und benutzte seine Gewalt im Lager, um uns unser Essen zu entziehen.
Ich war Zeuge der Erschießung eines damals etwa 23- oder 24-jährigen Juden aus Szydłowiec.16 Er wurde auf dem Rückweg von der Arbeit ins Lager von einem ukrainischen Posten namens Mischa erschossen, weil er sich im Feld eine Rübe genommen hatte. Der Erschossene arbeitete in seiner Heimatstadt für ein Busunternehmen, das möglicherweise seiner Familie gehörte. Seinen Namen habe ich vergessen. Unmittelbar nach der Erschießung habe ich den Ukrainer gefragt, warum er das getan habe. Er hat mir geantwortet, dass das schon sein 373ter Toter gewesen sei.
Weitere Erschießungen habe ich weder im Lager noch auf dem Flugfeld beobachtet. Hingegen habe ich dauernd gesehen, wie Häftlinge an Hunger, Krankheit und Schwäche gestorben sind. Wir bekamen nur sehr wenig zu essen, erhielten keinerlei medizinische Hilfe und waren vollständig verlaust. Nachdem wir eine Art provisorisches Krankenrevier eingerichtet hatten, brachten wir die Kranken dorthin. Sie bekamen dort nichts mehr zu essen, weil sie ja nicht arbeiteten. Auf diese Weise gingen sie zu Grunde.
In der ersten Zeit erschien einmal wöchentlich ein LKW, um die von uns in Kisten gepackten Toten abzuholen. Wenn ich mich recht erinnere, wurden dabei jedesmal 25 bis 30 Tote abtransportiert. Die Zahl der Lagerinsassen wurde immer kleiner, da die Toten nicht durch neue Häftlinge ersetzt wurden.
... In der letzten Zeit kam der LKW nicht mehr, um die Toten abzuholen, sie wurden daher von einem Beerdigungskommando auf dem Lagergelände begraben.“17
Nach Auflösung des Lagers Hailfingen kam Ajzyk Bajnermann Mitte Februar 1945 nach Dautmergen. Am 7. April 1945 wurde er mit einem Transport mit Häftlingen von Dautmergen nach Dachau-Allach geschickt (Nummer 156 055, Ankunft 12.4.1945, Block 26). Am 26.4.1945 kam er auf den Todesmarsch und wurde am 28.4.1945 bei Staltach von amerikanischen Truppen befreit. Er kam ins DP-Lager Feldafing, wanderte 1948 nach Kanada aus und starb am 16.9.1979.
Q:
Nummernbuch
HPK
LEA München EG 92 175
Transportliste Dautmergen-Dachau-Allach
Zugangsliste Allach 17.4.1945 (ITS 134, S.22)
ITS Dachau Ordner 148 S.94, Dachau Ordner 134, S.22
Jacques Baril wurde am 16.28.1904 in Briceni (Rumänien) geboren und ist später nach Frankreich ausgewandert. Er kam von Nizza nach Drancy und wurde von dort am 31.7.1944 im Konvoi 77 nach Auschwitz deportiert (B 3678; an 3.8.1944, Czech S. 840). Am 28.10.1944 kam er nach Stutthof (99 230) und von dort im November 1944 nach Hailfingen (40 781), wo er am 1.12.1944 starb (fiktive Todesursache Kreislaufstörungen).
Er wurde im Krematorium im Reutlinger Friedhof Unter den Linden eingeäschert.
Q:
Nummernbuch
Personalkarte Drancy/Mémorial de la Shoah Transportliste Auschwitz-Stutthof Nr. 367, dort
Auschwitz-Nummer
Keine HPK
Totenmeldung
Mémorial de la Shoah: Monsieur Jacques BARIL né le 16/02/1904 à BRICENIE. Déporté à Auschwitz par le convoi n° 77 au départ de Drancy le 31/07/1944. Habitait au 6, rue Massena à NICE. (France).
Sam Baron/Salomon Abrahamovitz wurde am 27.2.1929 in Lipcse (damals Tschechoslowakei, heutiges Lypcha, Ukraine) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Alsobisztra (Nizini Bystry, jidd. Unter Bystra, bis 1918 Königreich Ungarn, heute Ukraine). Er hatte zwei Brüder und eine Schwester. Seine Eltern waren sehr liberal; die Mutter war Hausfrau, der Vater Isak (geb. 15.10.1898) arbeitete in einer Fabrik. Der Vater wurde 1938 von der tschechischen Armee eingezogen. Bis 1940 ging Sam zur Schule, es gab keine Restriktionen, danach arbeitete er bis 1943 wie sein Vater in der Fabrik. In der Zeit als der Vater weg war (bis 1942), musste die Mutter arbeiten. 1941 annektierte Ungarn das Gebiet. Die Juden wurden in Arbeitslager gezwungen oder mussten an die Ostfront. Einige Familien wurden in Kamenez-Podolski ermordet.
1941 kam die Familie ins Ghetto von Iza bei (bei Chust/Khust, Tschechoslowakei/Ukraine) und lebte dort sechs Wochen in sehr beengten Verhältnissen. Die Lebensmittel kamen von außen. Es gab keine Anstrengungen zu fliehen, da die Mutter die Familie zusammenhalten wollte.
Der Transport im Viehwagen nach Auschwitz-Birkenau im Juli 1944 dauerte zwei Tage. (Ankunft am 3. 7. 1944; Czech S. 812). Bei der Selektion wurden Sam Baron, sein ältester Bruder Berko (geboren am 7.1.1926) und sein Vater vom 12-jährigen jüngsten Bruder, der Schwester und der Mutter getrennt. Sam bekam die Nummer A 16 043 eintätowiert, sein Bruder Berko A 16 044.
Ein Häftling gab ihm den Rat, als Alter statt vierzehn 15 Jahre anzugeben. Er kam ins Zigeunerlager und musste einen Monat nicht arbeiten. Sein Bruder bekam eine relativ gute Arbeit in der Kleiderabteilung. Der Kapo Wolf verschaffte Sam Baron kleinere Jobs und sorgte dafür, dass der Vater in das gleiche Kommando kam. Der deutsche Kapo Seppl18 (ein Kommunist) war sehr gut zu ihm. Sam wurde Zeuge des Aufstands im Krematorium.
Krank wurde er in den Krankenbau eingeliefert: Er hatte schwarze Flecken am ganzen Körper. Dr. Mengele zeigte Interesse an ihm als Patient (“Junge, was machst du?“). Drei Wochen war er im Krankenblock, auf Anraten eines Arztes schleppte er sich zurück. In seinem Block gab es nur zwei Überlebende; alle anderen wurden umgebracht. Immer häufiger gab es Selektionen. Er hatte Kontakt zum Sonderkommando. Als jüngster Häftling seines Kommandos schmuggelte er Waren ins Lager, wurde nie durchsucht; später, nachdem die polnischen Häftlinge nach Deutschland geschickt worden waren, bekam er eine erträgliche Arbeit im Küchendienst; brachte Frauen heimlich Essen ins Frauenlager und rettete ihnen dadurch das Leben. Sam Baron wurde Zeuge von den Zwillingsexperimenten von Dr. Mengele, sprach mit Zwillingen, die die Torturen überlebt hatten. Bei einem der brutalen Appelle brach er bewusstlos zusammen.
Am 26.10.1944 wurde er nach Stutthof (Nummer 99140) transportiert. Dort traf er Kapo Wolf wieder, der versuchte ihn zu überreden, mit ihm zu fliehen. Für die geplante Flucht hatten sie Diamanten, die von ermordeten Häftlingen stammten. Wegen seines Vaters und seines Bruders wollte er nicht fliehen.
Von Stutthof kamen Vater (Stutthof-Nummer 99147, Natzweiler Nummer 40458), Bruder Berko (Stutthof-Nummer 99144, Natzweiler Nummer 40460) und er (Natzweiler Nummer 40454) Ende November 1944 nach Hailfingen. Dort starb der Vater am 7. Februar 1945 an den Folgen der Misshandlungen - u.a. auch durch den Kapo Kac oder Stuttman - und der unzureichenden Ernährung. Er wurde in das Massengrab gelegt. „Man sammelte damals die Toten zu größeren Gruppen, um sie dann gemeinsam zu verscharren. Die Toten lagen solange vor den Baracken, bis sie schließlich abtransportiert wurden... Von der Lagerbewachung weiß ich, dass diese Toten in einem nahe gelegenen Krematorium verbrannt wurden. Die Gruppe, zu der mein Vater gehörte, war meines Wissens die einzige, die aus mir unbekannten Gründen begraben wurde. Sie war auch die größte Gruppe.“19
„Mich persönlich hat er (Kac oder Stuttman d. Verf.) nicht geschlagen, jedoch hat sich mein Vater Anfang Januar 1945, als er bereits schwerkrank in einem der Krankenbetten [...] lag, eines Tages bei mir bitter darüber beklagt, dass er von dem Blockältesten in meiner Abwesenheit - ich war auf der Arbeit - geschlagen wurde. Nach den Schlägen hat sich mein Vater [...] nicht mehr aus seinem Bett erhoben. Mir kam es damals vor, als ob mein Vater nach den Schlägen nicht mehr besonders erinnerungsfähig war. Er sprach oft zusammenhangslos und immer weniger. Offensichtlich war sein Lebenswille durch die Schläge völlig gebrochen worden. Mein Vater ist zwei Wochen nach den Schlägen gestorben und später in einem Massengrab begraben worden.“20
Von Hailfingen, wo er in einem Steinbruch arbeiten musste, wurde Sam Baron Mitte Februar 1945 nach Dautmergen transportiert. Sein Bruder sollte nach Bergen-Belsen kommen; Sam wandte sich an den befehlshabenden Offizier, den er von Birkenau her kannte; dieser riet ihm dringend ab, nach Bergen-Belsen zu fahren. Falls er überleben sollte, würde er sich ein Leben lang Vorwürfe machen. Sam erhielt die Erlaubnis und fuhr - trotz der eindringlichen Warnungen - mit seinem Bruder nach Bergen-Belsen: 800 Leute in Viehwaggons, 200 starben unterwegs, da es drei Tage nichts zu essen gab. Ein Häftling raubte ihm das Essen aus dem Mund. In Bergen-Belsen wurde Sam Baron krank (Typhus); sein Bruder starb dort im April 1945. Nach der Befreiung am 15.4.1945 durch die britische Armee kam Sam Baron todkrank in ein Hospital, danach nach Celle, Pilsen und Budapest21 ; er lebte auf der Straße, traf in Budapest einen Jungen aus seinem