Band 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)
Band 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)
Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)
Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)
www.HarryEilenstein.de
Harry.Eilenstein@web.de
Impressum:
Copyright: 2009 by Harry Eilenstein
Alle Rechte, insbesondere auch das der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors und des Verlages – nicht als Fotokopie, Mikrofilm, auf elektronischen Datenträgern oder im Internet – reproduziert, übersetzt, gespeichert oder verbreitet werden.
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783738679076
für Jörg Wichmann
Die erzählerische Darstellung der Entstehung und der Entfaltung der indogermanischen Religionen in diesen Buch beruht vor allem auf den religionswissenschaftlichen und archäologischen Betrachtungen in meinen Büchern "Muttergöttin und Schamanen", "Geschichte der indogermanischen Mythologie", „Odin“ und „Der Kessel von Gundestrup“ sowie meinen eigenen spirituellen Erfahrungen.
"Willkommen hier am Feuer, liebe Freunde; willkommen, liebe Verwandte; und auch ihr, die ich noch nicht kenne, willkommen!
Ihr habt mich gebeten, die Geschichte unserer Vorfahren zu erzählen – und ich freue mich, daß ihr sie hören wollt. Manches in dieser Geschichte wird euch vielleicht seltsam vorkommen, denn diese Geschichte wird nicht mehr oft am Feuer erzählt. Manches wird euch auch sehr vertraut sein und vielleicht werdet ihr euch wundern, woher ein Bild, ein Märchen, eine Sage oder eine Erzählung aus lang vergangener Zeit stammt.
Es wird eine lange Geschichte werden, denn die Geschichte unserer Vorfahren, der Indogermanen, beginnt wie jede Geschichte ganz am Anfang. Kann ich erzählen, wie man ein Haus baut, wenn ich nur beschreibe, wie man den Dachstuhl setzt, aber nicht, wie man die Baugrube aushebt? Kann ich beschreiben, wie man einen Kuchen backt, wenn ich nur erzähle, wie man den Teig rührt, aber nicht, welche Zutaten darin sind? Kann ich erzählen, wie man den Acker bestellt, wenn ich nur erzähle, wie man erntet, aber nicht, wie man sät?
Daher beginnt diese Geschichte unserer Vorfahren ganz am Anfang in der Steinzeit. Doch selbst diese lange Geschichte ist nur der Teil einer noch längeren Geschichte, die mit der Entstehung der Welt beginnt und die berichtet, wie die ersten Einzeller entstanden, wie sich aus ihnen die größeren Lebewesen formten und wie sie sich schließlich zu den Menschen weiterentwickelten. In dieser Großen Geschichte liegen unsere tiefsten Wurzeln als Menschen, aber ich werde heute nur die Geschichte unserer Vorfahren erzählen – die Große Geschichte vom ersten Anfang bis heute erzähle ich vielleicht ein anderes Mal.
Und auch die Geschichte von unseren Vorfahren werde ich nicht ganz ausführlich erzählen, denn dann müßten wir eine ganze Woche lang zusammen am Feuer zusammensitzen. Ich werde euch die Geschichte so erzählen, daß ihr sehen könnt, wie sich die Geschichte entfaltet hat, aber ich werde nicht alle einzelnen Begebenheiten und Bilder berichten. Aber ihr könnt gerne wiederkommen und dann werde ich euch die Geschichten erzählen, die ihr vollständig hören möchtet.
Ihr seid hier zum Feuer gekommen und darüber freue ich mich, denn diese Geschichten über unsere Wurzeln werden heute zu selten erzählt. Aber wie soll man sich selber verstehen, wenn man seine Herkunft nicht kennt? Wie soll man mit sicherem Schritt gehen, wenn man nicht weiß, wie man dorthin gekommen ist, wo man sich vorfindet? Und wie soll man selber in seinem Leben die alte Geschichte auf eine gute Art weitererzählen, wenn man die früheren Kapitel nicht kennt?
Ihr seid hier zum Feuer gekommen und darüber freue ich mich, denn die alten Geschichten stehen nicht nur in verstaubten Büchern; sie sind nicht nur längst Vergangenes und eigentlich nicht mehr wahr. Diese alten Geschichten sind unser Inneres und wir können sie in unseren Träumen finden, in unseren Meditationen, in unserem Verhalten, in unserer Sprache, in allem, was wir tun. Aber wie sollen wir das sehen können, wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, einmal in Ruhe hinzuschauen und das ganze große Bild zu betrachten? Es lohnt sich zu verstehen, wo man steht, bevor man den nächsten Schritt tut.
Ihr seid hier zum Feuer gekommen und ich freue mich darüber, denn ich will über die Ahnen und die Götter, über Fabelwesen und Schamanen erzählen; ich will über Dinge erzählen, die leben, die wirksam sind, die nicht nur hohle Worte sind.
Ihr kennt sicher alle diese Merkwürdigkeit, daß man es spürt, wenn man von hinten angestarrt wird: das ist Telepathie, die unser Instinkt benutzt, um uns vor Angreifern zu schützen – egal was unser Versand über Telepathie denkt. Hat jemand von euch schon einmal etwas geträumt, was dann wirklich geschah? Hat jemand von euch Karate gelernt und dann mit seiner Hand einen Ziegelstein zerschlagen? Oder hat von euch schon einmal jemand einen Feuerlauf gemacht?
Die alten Geschichten berichten nicht nur über die Dinge, die man mit seinen Augen sehen und mit seinen Ohren hören kann – es ist das Leben selber, das alles miteinander verbindet und das in allem wirkt, über das die alten Geschichten berichten. Es sind diese Bilder im Inneren der Menschen, die sich in den Taten der Menschen zeigen, über die die alten Geschichten berichten. Es sind diese Götter, die in dem gemeinsamen Leben von allen sind, über die diese alten Geschichten berichten.
Diese alten Geschichten sind eine Entdeckungsreise; sie wurden erzählt, damit diese inneren Bilder wieder bewußt werden, damit man wieder mit seinen Ahnen sprechen kann, damit man wieder von seinen verstorbenen Ahnen Rat erhalten kann, damit man wieder von den Götter Hilfe annehmen kann.
Ich werde die Geschichte unserer Vorfahren erzählen und ich erzähle sie, wie sie immer erzählt worden ist, aber ich erzähle sie auch aus meinen eigenen Erlebnissen heraus. Nach meinen Erfahrungen geht es darum, in diesen inneren Bildern wieder heimisch zu werden, dort seine Wurzeln in der Welt wiederzufinden – Religion bedeutet wörtlich "Wiederverbindung" ... eine Nabelschnur zur Welt.
Nach meinen Erfahrungen geht es darum, daß wir uns wieder als in etwas Größeres eingebettet erleben, sodaß wir wieder auf das Ganze vertrauen können und wieder für das Ganze Verantwortung tragen. Nach meiner Erfahrung geht es darum, die inneren Bilder wiederzufinden und insbesondere das Bild der eigenen Seele, damit wir wieder kreativ aus der inneren Fülle heraus wie ein Künstler voller Freude leben und erschaffen können – statt wie ein Bedürftiger von außen nach innen zu blicken und nur Mangel und Bedürfnis, Prägung und Hilflosigkeit zu sehen.
Wenn meine Geschichten dem einen oder anderen helfen sollten, wieder mehr von innen nach außen als kreatives Wesen zu leben statt von außen nach innen als Mangelwesen zu dursten und zu hungern, dann werde ich gerne und noch oft diese Geschichten erzählen.
Willkommen hier am Feuer, liebe Freunde; willkommen, liebe Verwandte; und auch ihr, die ich noch nicht kenne, Willkommen!
Wir haben uns hier versammelt und uns begrüßt und unsere Namen genannt und jeder hat seinen Platz gefunden. Ich habe das Feuer entzündet. Ich habe Weihrauch auf die Glut gelegt. Ich habe das Feuer um einen Segen der Wahrhaftigkeit und der Klarheit für meine Rede gebeten und um einen Segen der Inspiration für alle, die die Geschichte unserer Vorfahren hören wollen. Ich habe die Harfe gespielt für meine Seele, die mich leitet, für unsere Ahnen, die durch ihre Geschichte zu uns sprechen, und für die Götter, die in allem leben – und ihr habt gelauscht.
Möge das Feuer nicht nur unseren Leib wärmen, sonder auch für unseren Geist ein Tor zu dem werden, was das Leben formt, was uns inspiriert, was sich in uns ausdrücken will und was der innerste Quell der Freude ist!
Am Anfang war der Urwald und die Savanne und die Steppe im Süden Afrikas. Dort begann vor 3 Millionen Jahren die Geschichte unserer Vorfahren. Damals waren sich die Menschen und die Schimpansen noch sehr ähnlich. Beide benutzten auf der Jagd und beim Pflücken von Obst Stöcken und ab und zu auch mal einem Stein.
Aber unsere Vorfahren waren nicht nur brüllende Wilde, die blutige Knüppel schwangen – selbst in dieser fernen Zeit schätzte man schon die Gemütlichkeit: An den Lagerplätzen der damaligen Menschen findet sich fast immer eine Gruppe von Steinen in passender Größe und von passender Form, auf denen man gut sitzen und sich bei ein paar Bananen oder eßbaren Wurzeln gegenseitig lausen und über die Kinder unterhalten konnte ... Man saß schon schon damals genauso wie wir heute gerne in trauter Runde beisammen.
Vor 2 Millionen Jahren entdeckten unsere Vorfahren, daß man Stöcke auch anspitzen kann und auch, daß man auch nicht zu warten braucht, bis man einen passenden Stein fand, sondern daß man Steine mit ein paar gezielten Schlägen formen konnte – so entstand das erste Handwerk.
Wieder etwas später, vor 1,5 Millionen Jahren wurde das erste richtige Werkzeug erfunden: der Faustkeil. Zugleich entdeckten unsere Vorfahren auch, daß sie das Feuer benutzen konnten, was viele Dinge einfacher machte – von der Wärme in der Nacht über das Braten von Fleisch bis zum Vertreiben von Raubtieren. Mit einem Faustkeil und einem Speer in der einen Hand und einer Fackel in der anderen waren unsere Vorfahren nun gut gerüstet für ihr Leben in der Wildnis.
Für sie war die Sippe der Halt in ihrem Leben. Diese Bindung ging auch über den Tod hinaus: Manchmal verspeisten unsere damaligen Vorfahren auch ihre Verstorbenen, um deren Kraft für die Sippe zu erhalten.
Unsere Vorfahren reagierten nicht nur aufgrund ihrer Instinkte und Reflexe, sondern sie konnten aus ihren Erlebnissen lernen. Daher waren für sie ihre Eltern als die Vorbilder, von denen sie sinnvolles Verhalten lernen konnten, sehr wichtig.
Die Mutter war für sie wie für der Inbegriff für Nahrung, Wärme und Geborgenheit und daher das Zentrum ihrer Welt – so wie sie es auch noch heute für jedes kleine Kind ist. Da die Mutter für unsere Vorfahren das Wichtigste war, wurde von ihnen mit dem einfachsten und auch ältesten aller Worte bezeichnet: Ma. Dieses Wort entsteht, wenn man mit geschlossenem Mund einen Ton von sich gibt, und dann, damit er lauter wird und die Mutter endlich kommt, den Mund öffnet. Die Bezeichnung „Ma“ für „Mutter“ bedeutet daher in gewisser Weise „Die, die gerufen wird“.
Die Nachahmung, durch die unsere Ahnen in der Altsteinzeit von ihren Eltern lernten, ist die einfachste Form des Lernens, die auch noch heute jedes Kind anwendet. Dieses Nachahmen ist ein Form der Assoziationen, die die einfachste Form der Strukturierung durch das Denken ist. Durch sie wird eine Verbindung zwischen zwei verschiedenen Dingen hergestellt. Solche Assoziationen sind auch bei uns heute noch die unterste Stufe der Verarbeitung unserer Erlebnisse: Wenn sich einer von euch an einer Brennnessel verbrennt, dann verbindet er den Anblick einer Brennnessel mit Schmerz und vermeidet sie daher ab diesem Erlebnis.
Im Zentrum des Geflechtes von Assoziationen, aus denen das Weltbild unserer Vorfahren in dieser fernen Zeit bestand, befand sich die Mutter, die allen Menschen die Geburt gab.
Habt ihr schon einmal von den regelmäßigen, großen Treffen gehört, die es bei vielen Säugetieren gibt und bei denen es nicht um Paarung, Futtersuche oder ähnliches geht? Ah, einige von euch ...
Welchen Sinn mögen diese Treffen wohl haben? Wenn ihr schon des öfteren einmal Traumreisen unternommen habt, also nach innen gegangen und dann zugleich im Wachzustand und im Traumzustand gewesen seid und auf diese Weise Bilder gesehen habt, dann seid ihr vielleicht schon einmal auf solche Tiertreffen getroffen. Dabei erscheint in der Mitte der Kreises der Tiere, wenn es z.B. Wölfe sind, eine etwas größere, milchigweiß leuchtende Wölfin – die Muttergöttin der Wölfe, die Große Weiße Wölfin, die Mondwölfin.
Wenn ihr so etwas noch nicht selber erlebt habt, erscheint euch das vielleicht etwas seltsam. Aber schaut euch einmal in den Mythen und Sagen um – dort trifft man immer wieder auf den Weißen Elefant, den Weißen Tiger, die Weiße Wölfin oder die Weiße Büffelfrau, die alle für besonders heilig gehalten werden. Es wäre natürlich nicht sinnvoll, wenn ihr mir die Existenz solcher Tiermütter nun einfach so glaubt – macht euch selber auf die Suche nach ihnen, wenn ihr euch davon angesprochen fühlt.
Wenn jemand von euch möchte, können wir auch einmal zu zweit eine solche Traumreise zu einer Tiermutter unternehmen – am besten zu der Tierart, zu der euer Krafttier gehört, da die Tiermutter eurem Krafttier ein großes Geschenk machen kann. Sie kann euren Flamingo, falls das euer Krafttier ist, wieder daran erinnern, was das wahre Wesen eines Flamingos ist.
Die Tiermütter sind weiß, weil alle Menschen die Lebenskraft auf solchen Traumreisen eben milchigweiß leuchten sehen – meist mit einem leichten Blauschimmer. Deshalb wird diese Art der Wahrnehmung auch Hellsehen genannt – man sieht dabei etwas Helles, eben die Lebenskraft.
Solche Treffen der Säugetiere, die dabei in ihrer Mitte ihre Muttergöttin erleben, wird es auch bei den Menschen gegeben haben. Was unsere Vorfahren dabei getan haben, wissen wir natürlich nicht mehr genau, aber sie werden wohl schon damals wie bei späteren Treffen dieser Art getrommelt, gesungen und getanzt haben, denn das kommt auch den Bewegungen der Tiere, die sich zu solchen Treffen versammeln, am nächsten.
Wenn einer von euch auf einer Traumreise einmal eine solche Tiermutter oder auch die Menschenmutter erlebt hat, wird er dies immer wieder einmal wiederholen wollen, da sie Geborgenheit und Identität gibt – die Große Mutter erinnert uns Menschen wieder erinnert daran, was Menschsein ist.
Habt ihr einmal darauf geachtet, welche Worte kleine Kinder als erstes lernen? Es sind die Substantive, da sie die einfachsten Worte sind – sie geben einer Sache, die man sehen kann, einen Namen. Verben und Adjektive sind hingegen sehr viel abstrakter, da sie Vorgänge und allgemeine Qualitäten beschreiben. Daher bestand auch die Sprache unserer Vorfahren zunächst nur aus Substantiven.
Es gib jedoch eine einfache Art, Adjektive zu bilden und die Menschen in der Altsteinzeit haben sie auch ausgiebig benutzt. Man kann die Stärke eines Jägers dadurch beschreiben, daß man ihn Löwe-Jäger nennt, also ihn mit dem Löwen assoziiert. In derselben Weise kann man eine Mutter, die viele Kinder gebiert, Kuh-Mutter nennen, da sie fruchtbar wie die Herdentiere und insbesondere die Kühe ist.
In ähnlicher Weise ist von unseren Vorfahren auch der Schädel eines Verstorbenen mit dessen Seele verbunden worden, da sich das Aufbewahren der Schädel der toten Verwandten bis in die Altsteinzeit zu den Neandertalern zurückverfolgen läßt.
Assoziationen lassen die Vorstellung entstehen, daß Dinge, die sich aufeinander beziehen, auch eine Verbindung haben. Da diese Verbindung als etwas lebendiges und wirkendes erlebt wurde und zudem in Traumreisen manchmal als ein Leuchten gesehen werden kann, faßte man diese unsichtbaren Verbindungen als Lebenskraft auf. In einem solchen Weltbild der Assoziationen, in dem alle zusammengehörenden Dinge durch Fäden von Lebenskraft miteinander verbunden sind, ist Telepathie völlig normal und ebenso das Übertragen von Lebenskraft, die einige von euch vielleicht als Reiki kennen.
Auch Familienaufstellungen sind im Grunde solche assoziativen Verbindungen, bei der ein Mensch so intensiv mit einer ihm unbekannten Person verbunden ist, daß er z.B. wie diese Person zu hinken beginnt oder wie diese ständig aggressiv wird. Es lohnt sich, einmal an einer solchen Aufstellung teilzunehmen – einfach um zu sehen, daß solch eine komplexe Form der Telepathie wirklich möglich ist und von jedem ausgeübt werden kann ohne daß er sie dafür lernen müßte. Danach werdet ihr die Weltsicht unserer fernen Vorfahren besser verstehen – das Netz aus Lebenskraft, durch die sie mit allem in Verbindung standen.
Die Aborigines in Australien, die noch sehr einfach leben, haben diese Form der Assoziation sehr weit entwickelt: Sie können durch gemeinsame Konzentration sogar ein gebrochenes Bein wieder heilen, sodaß der Verletzte wieder gehen kann. Man könnte sagen, daß sie das positive Denken mit einer solchen Intensität beherrschen, daß sie auch Materie verändern können.
Auch die Homöopathie ist eine solche assoziative Methode: Sie heilt dadurch, daß der Kranke mit einem Heilmittel aus einer Substanz in Verbindung gebracht wird, daß genau seine Krankheitssymptome hervorrufen würde, wenn man es als Gesunder einnehmen würde. Diese Art von Heilmittel wird so sehr verdünnt, daß es praktische nichts mehr von der Ausgangssubstanz enthält – außer natürlich der Lebenskraft der Ausgangssubstanz, die dann auf die Lebenskraft des Patienten wirkt.
Die wohl bekannteste praktische Anwendung solcher Assoziationen bei unseren Vorfahren sind die Jagdzauber, bei denen die ekstatische Darstellung einer erfolgreichen Jagd eben den Erfolg der anschließenden Jagd herbeiführt ... die Lebenskraft folgt der Vorstellung und erschafft die Wirklichkeit.
Habt ihr schon einmal irgendeine Art von Magie ausprobiert? Falls nicht, möchte ich euch das nahelegen – man erreicht seine Ziele viel einfacher, wenn man zuvor ein klares, lebendiges Bild von dem in sich trägt, was man erreichen will. Solch ein Bild ist schon das Geheimnis und das Wesentliche der Magie. Es sind allerdings besondere Bilder, die bei der Magie verwendet werden:
Wenn ihr beim Karate mit eure Hand auf einen Ziegelstein schlagt, wird die Hand sehr schmerzen oder ihr werdet euch vielleicht sogar einen Handknochen brechen – schließlich ist der Stein härter als eure Hand. Wenn ihr jedoch vorher in euch das intensive Bild entstehen laßt, daß eure Hand völlig ungehindert durch den Backstein einen Punkt zwei Handbreit unterhalb des Backsteins erreicht, dann wird der Backstein kein Hindernis mehr sein. Karate ist sozusagen das Gegenstück zu dem australischen Heilen des gebrochenen Knochens.
Die lange Geschichte unserer Vorfahren und vor allem ihre späteren Mythen sind zu einem guten Teil Erzählungen über den Umgang mit der Lebenskraft und den verborgenen Möglichkeiten, die man meistens Magie nennt. Und ich erzähle sie vor allem deshalb, damit ihr euer Leben wieder aus der Magie heraus leben könnt und das Leben dadurch dann reicher und voller und leichter fließen kann.
Vor einer Millionen Jahre begannen sich unsere fernen Vorfahren von Südafrika aus auszubreiten und bewohnten dann vor 800.000 Jahren schließlich ganz Afrika, Südeurasien und Australien.
Noch einmal 200.000 Jahre später, also vor 600.000 Jahren, zogen sie auch in die kälteren nördlichen Gebiete von Eurasien, nachdem sie die Fellkleidung und den Bau von Hütten erfunden hatten.
Diese ersten Hütten hatten einen Durchmesser von 4-5m und waren rund bis oval. Die meisten waren aus Ästen aufgebaut, die anschließend wahrscheinlich mit Fellen bedeckt wurden. Solche Hütten gibt es noch heute: z.B. die Jurten der Mongolen und die Rundhütten einiger nordamerikanischer Indianer.
Die ersten Gräber unserer Vorfahren sind mindestens 280.000 Jahre alt – vielleicht gab es auch schon wesentlich früher Gräber, die sich aber nicht erhalten haben. In den Gräber unserer Ahnen aus der Altsteinzeit lag stets reichlich Rötel, der aufgrund seiner roten Farbe und seiner Lage wohl ein Symbol des Blutes und auch des Atems gewesen sein wird. Diese rote Tonerde findet sich auch an den Lagerplätzen oft in dicken Schichten. Da der Rötel keinen praktischen Nutzen hat, werden ihn auch unsere Vorfahren auch in ihren Ritualen als Lebenssymbol benutzt haben – vermutlich bemalten sie sich mit ihm, um dadurch die Lebenskraft in sich hineinzurufen.
Die Menschen waren schon immer erfinderisch und so erschufen sie auch Hilfsmittel, um die Mutter-Treffen noch wirksamer zu machen. Vermutlich ergab sich diese Zeremonie fast von selber, als die Menschen vor 600.000 Jahren in den kälteren Norden gezogen waren.
Was wird man wohl getan haben, wenn ein Jäger halberfroren von der Jagd zurückkam? Man wird Steine in dem Feuer vor der Hütte zum Glühen gebracht haben, sie dann mithilfe eines Geweihs in die Hütte getragen haben und dann, wenn alle in der Hütte versammelt waren und sich entkleidet hatten, die glühenden Steine mit Wasser übergossen haben, um sich wieder gut durchzuwärmen. Das Gefühl in einer solchen heißen Hütte ist Geborgenheit – und sie ruft die Erinnerung an die Zeit vor der eigenen Geburt im Bauch der eigenen Mutter wach ... Was lag nun näher, als in dieser Schwitzhütte Lieder für die Große Mutter zu singen und zu trommeln?
Die von euch, die schon einmal an einer Schwitzhütte teilgenommen haben, haben sicher auch gespürt, daß man in einer solchen Hütte wieder im Bauch der Mutter sitzt und alles loslassen kann und wieder zu sich kommt.
Vielleicht hat sich unsere Vorfahren in der Schwitzhütte auch an die eigenen verstorbenen Ahnen gewendet und sie um Hilfe für das eigene Leben gebeten. Wenn ihr schon einmal an einer Familienaufstellung teilgenommen habt, dann werdet ihr wissen, wie effektiv und kraftvoll dieses Rufen der Ahnen sein kann. ... und in der Verbindung mit der Schwitzhütte ist es noch wirkungsvoller.
Das allgemeine Assoziieren wird auch dazu geführt haben, daß man Menschen und ihre Eigenschaften nach Tieren benannte, mit denen die betreffenden Menschen Ähnlichkeit hatten. Dies wird eine der Wurzeln für die Vorstellung von Krafttieren sein. Ein solches Tier könnt auch ihr in euch finden – es ist das Tier, das eurer eigenen Art, Dinge zu tun, am ähnlichsten ist.
So sind unsere Vorfahren in der Schwitzhütte in die Große Mutter zurückgekehrt, haben sich dabei wieder mit ihren Ahnen verbunden und werden auch ihr Krafttier in sich wachgerufen und gespürt haben.
Das Leben damals war gefährlich und es wird des öfteren vorgekommen sein, daß jemand fast gestorben wäre. In solchen Nahtod-Situationen erleben die Menschen heute, daß sie ihren Körper verlassen und über sich selber schweben und ihren eigenen Körper zwei Meter unter sich wie tot daliegen sehen. Dann verlassen sie meistens den Ort und gelangen an einen Übergang, meist einen Fluß, auf dessen anderer Seite sie bereits verstorbene Verwandte und eine leuchtende Gestalt, ihre eigene Seele, sehen. Wenn es nur ein Beinahe-Tod war, kehren sie jedoch wieder zu ihrem Körper zurück und verbinden sich wieder mit ihm.
Die Dinge in dem Raum, in dem sie wie tot dalagen und möglicherweise schon klinisch tot waren, nehmen sie während ihres Schwebens außerhalb ihres Körpers alle wahr und können sie nachher den Anwesenden erzählen.
Was sagt nun ein Steinzeit-Mensch, wenn er so etwas erlebt hat? Vermutlich sagte er: "Ich war (wie) ein Vogel". Dieses "Fliegen" beim Verlassen des eigenen Körpers, das heute meistens Astralreise genannt wird, ist die Ursache dafür, daß bei allen Völkern auf der Erde die Seele ein Vogel, ein Mensch mit Flügeln, ein Mensch im Federkleid, ein Vogel mit Menschenkopf oder etwas ähnliches ist.
Wer von euch hat schon einmal so etwas erlebt? Du, bei einem Unfall? Und wobei Du? Ah, bei einer Meditation. Noch jemand? Bei einer Operation? Ja, das kenne ich selber auch.
Was war denn die wichtigste Folge dieses Erlebnisses für euch? Das erleben, daß man selber nicht nur der eigene Körper ist ... ja genau das werden auch unsere Ahnen in der Altsteinzeit dadurch erkannt haben. Die Astralreise ist die direkteste Art zu erkennen, daß es eine Seele gibt ...
Es gab nun schon vier wichtige religiöse Bilder in den Vorstellungen unserer Vorväter: die Große Mutter als das Symbol der Fülle, des Vertrauens und der Geborgenheit, das Großraubtier als Symbol für die Stärke, das Herdentier als Symbol für die Fruchtbarkeit, und der Vogel als Symbol für die Seele.
Das Nahtod-Erlebnis war die Grundlage für die Vorstellung, das es eine Seele gibt – da man diese Seele dabei ganz konkret erlebt. Diese Astralreise ist das wichtigste religiöse Erlebnis, da es für den, der es erlebt, unzweifelhaft beweist, daß die Menschen mehr ist als nur ihr Körper sind.
Daraus ergab sich aber auch die Vorstellung, daß die Seele nach dem Tod weiterexistiert – denn warum sollte sie beim Tod des Körpers sterben, wenn sie doch gerade bei einem Nahtod sichtbar wird?
Zusammen mit der Wichtigkeit der Ahnen und der Eltern als Vorbild für das eigene Handeln führte das dann zum Ahnenkult: Man wollte auch nach dem Tod der eigenen Vorfahren zumindest mit ihren Seelen in Kontakt bleiben. Eine der Methoden, dies praktisch umzusetzen, sind die Familienaufstellungen, die die heutigen Therapeuten von den Methoden, mit denen die afrikanischen Schamanen den Kontakt zu den Ahnen herstellen, erlernt haben.
Wenn die Steinzeit-Menschen eine solche Astralreise erlebt hatte, werden die Neugierigeren unter ihnen versucht haben, dieses Verlassen des eigenen Körpers gezielt und absichtlich zu wiederholen. Wenn dies einem von ihnen gelang, konnte er anschließend gezielt seinen Körper verlassen und wieder an den Jenseitsfluß reisen und dort ganz konkret mit den Ahnen sprechen.
Einen Menschen, der so etwas erlebt und dann diese Fähigkeit erlangt hat, nennt man einen Schamanen. Da dies die ursprünglichste Form der Religion ist, die noch aus der Altsteinzeit stammt und auf dem allen zugänglichen Erlebnis der Astralreise beruht, findet man den Schamanismus auf der ganzen Erde als die Grundlage aller späteren Religionsformen.
Die Schamanen zwei Wege haben gefunden, um den eigenen Körper absichtlich zu verlassen.
Der erste Weg ist der Weg der Stille und der Meditation, bei dem man den Tod nachahmt und so sehr zur Ruhe kommt, daß der Astralkörper mit dem eigenen Bewußtsein in ihm schließlich den eigenen Körper verläßt und ihn von außen her sieht und dann zu den Ahnen gehen und noch vieles anderes tun kann.
Der zweite Weg ist der Weg des Tanzes und der Ekstase, durch den man den eigenen Astralkörper so sehr mit Lebenskraft auflädt, daß er schließlich den eigenen Körper verläßt. Der Ursprung dieser zweiten Methode wird der Jagdzauber gewesen sein, bei dem man so intensiv durch Tänze, Trommeln und Pantomime eine erfolgreiche Jagd darstellte, daß die anschließende Jagd auch erfolgreich war. Die Trommeln, die dabei benutzt wurden, waren dieselben Rahmentrommeln, die heute Tamburin oder Bodhran genannt werden und noch heute überall auf der Welt von den Schamanen benutzt werden.
Da der Schamane in Bezug auf die Magie die mächtigste Person war, erhielt auch er das Großraubtierfell als Zeichen, das vor ihm nur der stärkste Jäger getragen hatte.
Wenn jemand von euch die Astralreise erlernen will, kann er Anleitungen dafür im Yoga und auch in vielen verschiedenen spirituellen Lehren finden.
Diejenigen unserer Vorfahren, die damals ein Nahtod-Erlebnis hatten, werden sicher oft nach einem anderen Menschen gesucht haben, der auch schon einmal solch ein Verlassen des eigenen Körpers erlebt hatte, um von ihm mehr darüber zu erfahren und zu lernen, wie man damit umgehen kann. Da es wohl kaum in jeder der etwa ein Dutzend Menschen umfassenden Jagdgemeinschaften einen Schamanen gegeben haben wird, werden auf diese Weise Verbindungen zwischen verschiedenen Jagdgemeinschaften entstanden sein, bei denen ein angehender Schamane zeitweilig bei einem erfahrenen Schamanen in die Lehre ging, um den bewußten und absichtlichen Kontakt mit den Ahnen, also die Astralreise, zu erlernen.
Der Kontakt zwischen Schüler und Lehrer wird wohl auch nach dieser „Lehre“ noch weiterbestanden haben werden. Dadurch wurde der Lehrer so etwas wie ein "Schamanen-Vater" für den Neuling. Dies wird zu der ersten familienübergreifenden Gemeinschaft unter unseren damaligen Ahnen geführt haben: zu der Gemeinschaft der Schamanen. Die Treffen der Schamanen waren neben den Mutter-Festen, bei denen sich mehrere Jagdgemeinschaften getroffen haben werden, das zweite Ereignis, an dem Menschen aus mehreren Familien teilnahmen.
Die Schamanenbünde waren sozusagen der erste Verein, der zudem auch noch gemeinnützig war.
Wie kam nun die Seele ins Jenseits? Am naheliegendsten war es, davon auszugehen, daß sie dort auf dieselbe Weise ankam, wie ein Mensch im Diesseits ankam: durch eine Geburt. Diese zweite Geburt, also diese Wiedergeburt wurde dann bald wohl auch durch das Stillen, also durch ein "Wiederstillen" und später auch durch ein "Wiederzeugen" ergänzt.
Durch dieses Motiv wurde die Große Mutter der Menschen zu einer zweifachen Mutter, die den Menschen die Geburt im Diesseits und die Wiedergeburt im Jenseits gab.
Wenn die Menschen im Jenseits von der Großen Mutter geboren wurden, kamen sie wie im Diesseits wohl auch dort aus dem Fruchtwasser hervor in die Welt.
Die Menschen werden sich wohl auch gefragt haben, wo die Seelen nach ihrem Tod eigentlich waren – es mußte ein Ort sein, zu dem man nicht gelangen konnte, da man den Seelen ja sonst ab und zu begegnet wäre. Für den konkreten Ort, an dem sich das Jenseits befand, eigneten sich daher die tiefen Gewässer besonders gut, in die man nicht hinabtauchen konnte und natürlich auch die Erde, in der man die Toten bestattete.
Aus dem Fruchtwasser, den tiefen Wassern und dem Erdgrab entstand so die Wasserunterwelt unter der Erde.
Die Schlange als ein auf der Erde und in Erdhöhlen lebendes Tier muß die Unterwelt am besten gekannt haben. Daher wurde die Schlange zu einem Symbol für den Weg in das Jenseits.
Wir wissen merkwürdigerweise, welches Tierkreiszeichen unsere Vorfahren in Nordeurasien hatten: Sie waren fast alle Widder und einige wenige auch Fische oder Stier. Der Grund dafür ist einfach: Aufgrund des kalten Klimas hatten diejenigen Neugeborenen die größte Überlebenschance, die zu Beginn des Frühjahrs geboren wurden. Die Menschen werden sich also, als sie vor 600.000 Jahren auch in das kalte Nordeurasien zogen, es den großen Säugetieren nachgemacht haben, die auch eine Brunftzeit haben, mit der sie sicherstellten, daß ihre Jungen zu Frühjahrsanfang, also zur Zeit des Sternzeichens Widder, geboren wurden.
Daraus ergibt sich nebenher, daß es ein Zeugungsfest ungefähr neun Monate vorher, d.h. zur Sommersonnenwende gegeben haben muß. Dieses Fest ist bei fast allen eurasiatischen und nordamerikanischen Völkern in der einen oder anderen Form erhalten geblieben – bei uns z.B. in dem heidnischen Fest der Walpurgisnacht.
Es gab bei unseren fernen Vorfahren im kalten Nordeurasien also drei große Gemeinschaftsereignisse: die Mutterfeste in den Schwitzhütten, das Zeugungsfest zur Sommersonnenwende und die gelegentlichen Treffen der Schamanen.
Vor ca. 250.000 Jahren hatte sich in dem kalten Nordeurasien aus unseren Vorfahren ein größerer und robusterer Menschentyp entwickelt: die Neandertaler. Sie vertrugen das rauhe, eisige Klima besser und lebten vor allem von der Jagd auf das Mammut und das Ren.
Einige der Hütten der Neandertaler waren aus den Schädeln von Mammuts aufgebaut. Vermutlich werden sie keine normalen Wohnhütten gewesen sein, sondern eher Ritualhütten, in denen dann vielleicht auch Schwitzhütten durchgeführt worden sind. Das Mammut wird für die Neandertaler wie die anderen Herdentiere auch ein Symbol für die Große Mutter und ihre Fruchtbarkeit gewesen sein.
Etwa 100.000 Jahre später, also vor 160.000 Jahren, entstanden in Südafrika die ersten Menschen, die so aussehen wir wir heute. Sie entwickelten eine differenzierte Sprache, von denen sich gut dreißig Worte noch heute in den meisten Sprachen wiederfinden lassen.
Sie breiteten sich bald auf ganz Afrika und dann auch auf Asien aus und lebten zunächst gemeinsam mit den früheren Menschen und mit den Neandertalern. Es scheint vereinzelt auch Mischehen zwischen den neuen Menschen und den Neandertalern gegeben zu haben, weshalb auch sie zu unseren direkten Ahnen zählen. Insgesamt gesehen findet sich die DNS der Neandertaler bei den heutigen Menschen aber nur sehr selten.
Etwa 50.000 Jahre nach ihrer Ankunft in dem kalten Nordeurasien begannen die neuen Menschen, die uns heute schon sehr ähnlich sahen, in tiefen Höhlen, die sie wohl als die Unterwelt ansahen, Bilder an die Wände zu malen und vereinzelt auch Tiere, vor allem Bären, in diesen Höhlen aus Ton zu modellieren. Diese Bilder lagen oft kilometerweit von dem Höhleneingang entfernt unter der Erde. Einige dieser Höhlen wurden auch von unterirdischen Flüssen durchquert.
In diesen Höhlen stellten unsere Vorfahren Rinder, Rentiere, Mammuts, Wildpferde und vereinzelt auch Menschen dar. Die Häufigkeit der Tierdarstellungen stimmte allerdings überhaupt nicht mit der Häufigkeit dieser Tiere auf dem damaligen Speiseplan überein, den man anhand der Küchenabfälle der damaligen Menschen noch gut erkennen kann. Die Bilder in den Höhlen können also nicht nur Jagdzauber gewesen sein und auch keine einfache Abbildung ihrer Umgebung.
Stellt euch einmal vor, wie es damals für unsere Vorfahren gewesen sein muß, wenn sie im Fackelschein in diese Höhlen-Unterwelt hinabgestiegen sind und dort diese Bilder gemalt und ihre Rituale gefeiert haben. Das muß ein unheimlicher Weg in das Verborgene gewesen sein; ein Weg hinab zu den Wassern und den verborgenen Orten unter der Erde, an denen auch die Seelen der Ahnen lebten.
Es gibt in einigen dieser Höhlen kleine Nischen, die gerade groß genug für einen Menschen sind, die ganz mit Rötel ausgemalt worden sind. Sie werden wohl den Bauch von Mutter Erde symbolisiert haben, aus dem heraus der Mensch, der sich in diese Nischen legte, dann wiedergeboren wurde. Diese Symbolik ist dieselbe wie die der Schwitzhütte, aus der man am Ende auch wie bei einer Geburt wieder in die Welt hinaustritt.
In einer Szene der Höhlenmalereien wurde eine Astralreise dargestellt: Ein Mann liegt neben dem Wisent, das ihn möglicherweise verwundet hat, leblos am Boden, während sein Seelenvogel neben ihm auf einer Stange sitzt. Vermutlich wurde aus diesem Mann später dann ein Schamane. Es ist auch denkbar, daß diese Unterweltsreisen in die Tiefen der Höhlen vor allem für angehende Schamanen gedacht waren. Dafür sprechen auch die aus Ton geformten lebensgroßen Bären in einigen Höhlen, denn das Großraubtier war das Symbol der Schamanen.
Einige dieser Schamanen wurden auch als Tänzer gemalt bzw. als Statuetten geschnitzt. Sie trugen die Felle oder Schädel des Löwen, der hre magischspirituelle Stärke darstellte.
Andere Tänzer trugen die Schädel und Felle von Stier oder Hirsch. Da diese Tiere die Fruchtbarkeit und die Zeugungskraft ausdrückten, werden diese Tänzer die Toten gewesen sein, deren Zeugungskraft, die sie für ihre Wiedergeburt brauchten, durch Stier und Hirsch darstellt wurde. Vielleicht hatten aber auch die Schamanen bereits diese Symbolik von den Toten übernommen, da ja auch die Schamanen ins Jenseits reisten. Der Tanz der Stier- und Hirschmänner spricht dafür, daß sie Schamanen waren, da es keinen Grund gab, die Toten als tanzend darzustellen.
In den Höhlenmalereien wurde die Große Mutter in Frau-Kuh-Mischformen, als Frau mit einem (Füll-)Horn und als doppelte Frau dargestellt, wobei zwei Frauenoberleiber wie bei einer Skatkarte auseinander hervorwachsen. Das Füllhorn war der alles gebärende Schoß der Großen Mutter und die Doppel-Frau war die Mutter der Geburt im Diesseits und die Mutter der Wiedergeburt im Jenseits.
Die weitaus meisten Statuetten, die die damaligen Menschen schnitzten, stellen die große Mutter dar, die damals im Zentrum der Vorstellungen stand.
Wir wissen über unsere Vorfahren aus der damaligen Zeit auch einige interessante Details. So zählten sie wie unsere heutigen Computer mit dem Binärsystem. Dies bestand nur aus den Zahlen 1, 2, 4, 8, 16, 32 usw. Aus diesen Werten setzte man die gewünschte Menge dann zusammen. So war die 17 z.B. "16+1" oder die 57 "32+16+8+1".
Unser heutiges Dezimalsystem entstand erst sehr viel später. Es ist zwar für größere Zahlen praktischer, da die Dezimalzahlen deutlich kürzer als die Binärzahlen sind, aber es ist auch deutlich komplizierter, da es aus den "Zählzahlen" 0, 1, 2, 3 usw. bis 9 und außerdem aus den "Wertzahlen" 1, 10, 100, 1.000, 10.000 usw. besteht. Jede Zahl ist sozusagen eine Folge von Multiplikationen: 347 ist eigentlich „3·100 + 4·10 + 7·1“.
Das einfachere binäre Zahlensystem, das die gewünschte Zahl aus den Mengenangaben-Zahlen 1, 2, 4, 8, 16 usw. zusammensetzte, bestand bis in die Epoche des frühen Königtums hinein, denn erst dann wurden größere Zahlen benötigt.
Unsere Vorfahren, die die Bilder in den Höhlen malten und dort Jenseitsreise-und Wiedergeburtsrituale durchführten, kannten sicherlich auch schon den Mondzyklus, da die Wirkung des Vollmondes auf die Menschen sehr auffällig ist und die Dauer des Mondzyklus zudem mit der Menstruationsperiode der Frauen übereinstimmt.
Auch die Höhlenmaler waren fast alle Sternzeichen Widder, da sie noch immer in einem sehr kalten Klima lebten.
Um ca. 30.000 v.Chr. entdeckten unsere Vorfahren am Nordrand der Ebene von Euphrat und Tigris, daß es sich lohnte, die Körner von Gräsern und auch Hülsenfrüchte zu sammeln, da sie eine hilfreiche Ergänzung zu der Jagdbeute darstellten. Vermutlich schützten sie nach einer Weile diese Körner-Wiesen auch vor den Gazellen, Rehen und anderen Tieren, die diese Körner-Gräser ebenfalls mochten.
Offenbar brachte diese Entdeckung die damaligen Menschen dazu, noch mehr Neues auszuprobieren, denn sie zähmten den Wolf, der ihr Wächter und Jagdgefährte wurde. Diese gezähmten Wölfe waren die Urahnen unserer Hunde.
Das Beschützen der Körnergras-Wiesen und das Zähmen des Wolfes waren beides Schritte, bei dem unsere Vorfahren zum eigenen Vorteil ihr Verbundenheitsgefühl und ihre Verantwortung über die eigene Sippe hinaus ausdehnten. Das war ein sehr großer Schritt, denn das „Wir“ erstreckte sich nun nicht mehr nur auf die Sippe, sondern auch auf den Wolf und die Körnergras-Wiesen.
Vielleicht sahen sich die damaligen Menschen bei der Jagd auch selber als Wölfe an, sodaß der Wolf zu einem "Jagd-Adjektiv" wurde wie schon vorher die Herdentiere zu dem Adjektiv "fruchtbar" und das Großraubtier zu dem Adjektiv "stark" geworden waren.
Von diesen Körnersammlern wurden kleinere und vielfältigere Steinwerkzeuge hergestellt, die für die verschiedenen Arbeiten besser geeignet waren als der grobe Faustkeil, der vor allem eine Waffe war.
Aus dieser Zeit ist auch ein Erntegerät erhalten geblieben, daß aus einem Stab mit einer an ihm befestigten steinernen Sichel besteht und dessen hölzernes Griffende mit einem geschnitzten Gazellenkopf verziert ist – das Messer sollte die Kornähren offenbar so gut ernten wie eine Gazelle, die Kornähren fraß … Der Gazellenkopf gibt der Sichel gewissermaßen den Namen „Gazellenzahn“.
Während dieser entdeckungsreichen Zeit erfanden unsere Vorfahren auch den Steinschliff: Sie rieben zwei bereits zugehauene Steine solange aneinander, bis die Reibflächen glatt wurden. Diese aufwendige Arbeit wird von den besonders geschickten und geduldigen Sippenmitgliedern ausgeführt worden sein. So entstand neben dem Jäger, dem Sammler und dem Schamanen der Steinmetz als vierter Beruf.
Um diese Zeit wurde der Brennofen entwickelt. Die mit seiner Hilfe hergestellten Statuetten wurden sowohl größer als auch wesentlich zahlreicher. Es finden sich Statuetten von Frauen, die meist unbekleidet sind, Rind, Pferd, Bär, Löwe, Panther und weiter im Norden in den kälteren Zonen noch das Mammut. Unsere Vorfahren stellten lediglich die Frauenstatuetten auch aus haltbareren, wertvolleren und schwerer zu bearbeitenden Materialien wie Stein, Knochen und Elfenbein her, was deutlich zeigt, daß die Große Mutter die wichtigste Gestalt in den Vorstellungen der damaligen Menschen war.
Um spätestens 18.000 v.Chr. erfanden unsere Ahnen Pfeil und Bogen, die die Jagd deutlich vereinfachten und als Fernwaffe zudem eine deutliche weniger gefährliche Jagd ermöglichten.
Durch die verbesserte Ernährungslage gab es bei unseren Vorfahren, die den Wolf gezähmt hatten und die Korngras-Wiesen beschützten und abernteten, immer öfter Zeltlager und Gruppen von Hütten, in denen mehrere Haushalte zusammenlebten. Sie errichteten auch die ersten Festhütten, in denen für 8x2 Haushalte zu je etwa 5 Personen, also für immerhin 80 Menschen Platz war. Diese Gruppenlager waren die ersten Anfänge der späteren Dörfer der Ackerbauern.
In den Festhütten zeigt sich die große Bedeutung der gemeinsamen Treffen der "Sippe", deren Mitglieder normalerweise in Kleingruppen von ca. 10 Personen lebten.
Bei diesen Festen, die wohl von den Schamanen geleitet worden sind, hat sicherlich wie bei den Schwitzhütten die zweifache Große Mutter die zentrale Rolle gespielt. Vermutlich wird der Schamane durch eine Astralreise die Verbindung zu den Ahnen hergestellt haben. Es könnten auch den Jagdzaubern ähnelnde gemeinsame Tänze gegeben haben, durch die sich die Einzelnen mit ihrem Krafttier verbanden oder durch die die Kraft des Großraubtieres oder die Fruchtbarkeit der Herdentiere gerufen werden sollte und wahrscheinlich auch Tänze, die sich auf den Ertrag der Körnergräser bezogen - möglicherweise verbunden mit der Mutter aller Dinge als die Erde selber. Vielleicht wurde auch das mittsommerliche Paarungsfest in diesen Festhütten gefeiert.
Bei diesen Tänzen werden auch schon unsere Vorfahren rhythmisch gerufen und Tierstimmen nachgeahmt haben. Da sie schon einfache Rhythmusinstrumente wie Rasseln, Trommeln und Flöten besaßen, werden sie auch diese bei diesen Festen gespielt haben. Sie kannten wohl auch schon den Gesang in der Art des Chantens, also des ständigen Wiederholens weniger Verse mit einfacher Melodie. Die Tänzer und Sänger werden dabei wie schon in der Altsteinzeit ihren Körpers mit rotem Ocker als Zeichen der Lebenskraft bemalt haben.
Die kleinen Statuetten der Großen Mutter und die von den verschiedenen Tieren, die man damals herstellte, werden auch bei diesen Ritualen in der Festhütte dabeigewesen sein. Vermutlich hat es auch ein rituelles Feuer gegeben haben, da das Feuer für die damaligen Menschen überlebenswichtig war.
Es wird auch ein anschließendes gemeinsames Mahl gegeben haben, in das auch die von dem Schamanen herbeigerufenen Seelen der Ahnen miteinbezogen wurden. Vielleicht wurden auch die Schädel der Ahnen mit in das Festzelt genommen, damit sie bei dem Fest anwesend sein konnten.
Das Sammeln von Körnern und Hülsenfrüchten sowie die gemeinsame Jagd mit den Wölfen waren zusammen so effektiv, daß sich diese Jäger und Sammler auszubreiten begannen. Aufgrund ihrer neuen Lebensweise konnten ungefähr fünfmal so viele Menschen zusammenleben wie vorher.
Die Sprache dieser Jäger und Sammler wird heute Borealisch, also "Nord-Sprache" genannt.
Die „Borealier“ zogen von Mesopotamien aus nach Europa, Nordafrika und bis nach China und brachten ihre neue Kultur und ihre Sprache mit in diese Länder: den gezähmten Wolf, das Sammeln von Graskörnern und den Steinschliff.
In den zu dieser Zeit schon etwas größeren Gemeinschaften unserer Vorfahren entwickelte sich die Stammesorganisation, die bis zu der Entstehung des Königtums die allgemeine Struktur aller Gemeinschaften gewesen ist. Sie bestand vor allem darin, daß man sich, wenn es etwas zu klären gab, versammelte und alle wesentliche Dinge miteinander besprach und für besondere Aufgaben einzelne Personen bestimmte, die dadurch aber nicht über den anderen standen.
Es gibt in einem Stamm zwar unterschiedlich einflußreiche Personen, aber keine Hierarchie. Diese einflußreicheren Personen haben ihre Stellung durch ihre Kraft, ihr Geschick, ihre Weisheit, ihre Erfahrung oder eine andere Eigenschaft, die im Zusammenhang mit einer bestimmten Aufgabe von dem Stamm besonders geschätzt wird.
Aus dieser Stammesorganisation stammt auch der Rat der ältesten Männer und Frauen, die gemeinsam prüfen, welches Verhalten in einem bestimmten Fall das sinnvollste ist.
Um 12.000 v.Chr. entdeckten unsere Vorfahren im "fruchtbaren Halbmond", der vom Tal des Jordans aus nach Norden hin bis an die Täler an den Hängen Anatoliens und weiter nach Osten und Süden an die Hänge und Vorebenen des iranischen Berglandes reichte, etwas grundlegend Neues: Sie konnten deutlich mehr Körner und Hülsenfrüchte von ihren Wiesen sammeln, wenn sie Büsche, Brennnesseln, Disteln und ähnliches ausrupften und die Wiesen mit den Körnergräsern noch besser vor Gazellen, Rehen und Hirschen schützten. Daraus entwickelte sich nach und nach der Ackerbau. Ein großer Schritt in dieser Entwicklung war es, Körner zu sammeln und neue Getreidewiesen anzulegen.