Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes. Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.

Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen an Körper, Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag und Autor keine Haftung.

Copyright © 2011 by Christof Uiberreiter Verlag

Castrop Rauxel • Germany

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7357-7184-1

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Inhaltsangabe:

Vorwort:

Als ich spät abends mit meiner Frau im Wohnzimmer saß, wollte sie plötzlich etwas über die Gottverbundenheit wissen. Ich sollte ihr etwas darüber vorlesen, denn sie findet das Thema sehr interessant. Doch darüber findet man in der okkulte Literatur nur sehr sehr wenig und noch weniger brauchbares.

„Wo dann anfangen“, sagte ich.

„Dann schreibt doch ein Buch darüber“, kam die spontane Idee meiner Frau.

„Ja! Das ist es!“, schoss es vor Begeisterung aus meinem Mund.

Da ich mit meinem Freund und Lehrer Anion (siehe: „Auf der Suche nach Meister Arion“) jede Menge Tipps, Hilfen und verschiedene Methoden besprochen habe, bin ich in der Lage, solch ein Werk zu schreiben. Es wurden zwar schon einige Hinweise in der okkulten Literatur gegeben, aber leider sind sie vom hermetischen Standpunkt aus nicht immer objektiv, sodass ich vieles „geraderücken“ musste. Hingegen manche Textstellen wurden von mir zitiert, damit der wahre Kern erhalten bleibt und nicht mit meinen eigenen Worten verdreht wird. Ich habe wie immer alle Religionen miteinbezogen, so wie es Franz Bardon in seinem „Adepten“ tat, um zu zeigen, dass alle esoterischen Richtungen und Systeme den gleichen Weg zur Gottverbundenheit einschlagen.

Man kann dieses Werk durchaus als höhere Oktave vom Buch „Das magische Gleichgewicht“ betrachten.

1. Unio Mystika

In der Tat ist der Mensch ein recht seltsames Wesen, das sowohl dem reinen Grobstoff, als auch der Welt des Geistes angehört. Zwischen diesen beiden Welten wird er ein ewiger Wanderer bleiben. Der dritte Körper im Menschen, der Astralkörper, erfüllt die Aufgabe eines Vermittlers zwischen dem Irdischen und dem Geistigen. Schon Paracelsus sagte, dass es im Himmel und auf Erden nichts gebe, was nicht auch im Menschen enthalten sei. Wenngleich der menschliche Körper der Materie zugehörig ist, so macht doch seine Geist-Seele sein eigentliches Wesen aus, denn alles Seiende ist schließlich als eine besondere Form des ätherischen Feinstoffes aufzufassen. Der Geist bedient sich der Körperlichkeit um sich in einer seiner mannigfaltigen Variationsmöglichkeiten auszuwirken.

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Entwicklung der Religionen wesentlich andere Wege eingeschlagen haben, als bisher angenommen wurde. Es wird bewiesen, dass der Glaube an einen Gott nicht das Produkt, nicht der Höhepunkt eines unendlich langen Entwicklungsweges der Religionen sei, sondern dass er bereits am Anfang aller menschlichen Entwicklung feststellbar ist. Die Urmenschen standen in einem vertrauten Verhältnis zu Gott und beteten ein im Himmel wohnendes höchstes Wesen an.

Damals, in eben jenen unvorstellbaren Urzeiten, stand der Mensch dank seiner feinstofflichen Beschaffenheit noch in einer direkten Verbindung zu Gott, dem urgeistigen Wesen und erhielt von diesem die Uroffenbarungen. Dieser Zustand ist uns überliefert in dem Bericht, in dem es heißt: „Gott lebte unter den Menschen im Paradies, zwar nicht sichtbar, aber sie konnten mit ihm jederzeit sprechen.“

Als der Mensch von Gott abtrünnig wurde, d. h. als die niederen Triebe im Menschen die Oberhand und die Macht über das Geistige gewannen und die geistigen Kräfte zu niederen Zwecken missbraucht wurden, verlor er die „Gottverbundenheit“. Dies war die größte Katastrophe, die je die Menschheit getroffen hatte. Uns ist dies durch den Bericht des symbolischen Sündenfalles überliefert. Wir wurden materiell!

Seit dieser Zeit wird der Mensch als das Ebenbild Gottes bezeichnet, in dem noch ein göttlicher Kern schlummert, der die Fähigkeit besitzt, zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen wieder einen Kontakt herzustellen.

Allerdings ist das Wesen Gottes mit dem Verstand nicht erfassbar, es ist aber durch Verinnerlichung erlebbar! Durch innere Versenkung und ohne eigennützige Gedanken durchgeführt, kann der Mensch die Vereinigung mit den höheren Ich, mit Gott, wieder herstellen und teilhaftig werden. Ein Weg hierzu ist der Pfad der Mystik.

Was ist nun Mystik? Unter Mystik versteht man, durch Meditations-Übungen und Versenkungen die untere Sphäre auszuschalten, um Kontakt mit den höheren Ebenen zu erhalten. Der Mystiker bevorzugt die Versenkung in seine Gottheit, deren es ja vier verschiedene Methoden gibt: 1. auf die mystisch-passive, 2. magisch-aktive, 3. konkrete und 4. auf die abstrakte Weise. Es ist das Einswerden mit dem Göttlichen bei Lebzeiten, damit er einen den Tod überdauernden, unverweslichen Astralkörper schaffen kann, um mit ihm in die wahre, dem sterblichen Menschen als solchen nicht bekannte, Ur-Licht-Heimat zurückzukehren.

Hat der Suchende den Weg gefunden und die Kraft aufgebracht die Tür zur anderen Welt aufzustoßen, werden ihm Lichtstrahlen in allen Farben entgegenflammen, gleich eines Diamanten.

So zahllos wie die Lichtstrahlen, so zahllos sind auch die Wege, die zur letzten Erkenntnis und zur Einweihung führen! Und doch führen alle diese 32 Wege zu dem einen Ziel, zur Einswerdung mit Gott. Hat er dies einmal begriffen, so wählt er den rein geistigen Aspekt des Göttlichen und lernt auf diese Weise, wie er ihn von jetzt an zu seinem Mittelpunkt macht. Wenn er dieses erreicht hat, so wird er in der Tat finden, dass alles eins ist. Geist und Stoff bilden eine Einheit.

Dieses Ziel zu erreichen ist das Bestreben aller Suchenden, die den magisch-mystischen Pfad gehen. Jeder wird es auf seine Art versuchen. Der sicherste und kürzeste Weg liegt in Gottes Hand. Schwere Arbeit an sich selbst ist dazu erforderlich, denn Gott verschenkt sich nicht, er will errungen werden.

Endziel des mystischen Pfades ist die „Mystische Hochzeit“, die Unio Mystica, das Aufgehen im Allbewusstsein, das Einswerden mit dem Überselbst. Dem Einssein mit Gott geht stets ein Verbrennen durch das innere Feuer, das Abwerfen und Aufopfern alles dessen, was trennend ist, was tierisch und wertlos ist, voraus. Die Vereinigung wird nur erreicht durch die Vernichtung des Niederen und für den Ausgleich schädlichem; kurz all dessen, was Grenzen setzt.

Wohl kann man die Gottheit qualitativ erreichen, denn das im inneren des Menschen verborgene, latente „Höhere Selbst“ ist ein ursprünglicher Teil aus Gott. Hat der Mystiker das Endziel, die Unio Mystica, erreicht, ist er Gott in Gott, dann hat er das göttlich Prinzip in sich verwirklicht.

Wesentlich für die Erreichung dieses letzten erhabenen Zieles ist das Wie, die Art und Weise, den Weg zu gehen. Der Weg der Mystik liegt im „Höheren Selbst“, dem „geistigen Ich“ des Suchenden. Weg und Ziel ist nämlich eins. Der Weg und das in ihm ruhende Ziel ist die Vergeistigung des Körpers. Der Mensch ist also, indem das „Höhere Selbst“, der göttliche Funke, der in ihm latent schlummert und zum anderen durch das Bewusstsein dieser materiellen Welt, Bürger zweier Welten.

Ich sagte schon, es genügt nicht, dieses zu wissen, es muss auch erlebt sein und immer wieder erlebt werden. Dieses ständige Erleben wird erreicht durch unermüdliches Üben, das zu einem kosmischen Überwachsein führt, d. h. es sind die Eigenschaften zu kultivieren, die seinem Gleichgewicht noch fehlen. Er übt strenge Kontrolle an sich und beherrscht seinen Körper in jeder Hinsicht. Er baut sich seinen Astral-Körper wohlüberlegt auf, füllt die noch vorhandenen Lücken aus und versucht ihn für das persönliche Gottesprinzip aufnahmefähig zu machen. Die ewige Bestimmung eines jeden Menschen liegt darin, das Bewusstsein des „Höheren Selbst“ zu erreichen, die Einswerdung mit Gott. Wenn die Form, der feinstoffliche Astralkörper fertig ist, dann ist er aufnahmebereit für das Übergeordnete. Dann schwingt die Form in Harmonie mit dem Kosmischen. Um den Astralkörper aufzubauen, muss der Suchende vor allem lernen, sich selbst zu erkennen, seine Schwächen zu sehen und diese im Seelenspiegel zu korrigieren.

Welche Eigenschaften muss nun der Suchende in sich entwickeln, um das Ziel, das Gottbewusstsein zu erreichen: Er muss sich für die kosmischen Schwingungen in feinfühliger Weise aufnahmebereit machen; er muss in allen drei Ebenen ein wahrhaft reines Leben führen, nicht nur äußerlich und dem Worte nach; er muss sich frei von egoistischen Wünschen und Sorgen halten, denn sie beruhen auf dem Persönlichen und aus einem Zuviel an Begehren, also an einem mangelnden Freisein von Leidenschaften.

Auf die Leidenschaftslosigkeit ist besonderer Wert zu legen. Die beherrschten Leidenschaften im positiven wie negativen ist einer der größten Schritte, die der Suchende macht, um sein Ziel zu erreichen. Durch hermetische Übungen lässt sich eine Ausgeglichenheit erlangen, wo es weder Lust noch Schmerz gibt, denn sie werden durch die göttliche Freude und Seligkeit verdrängt. Wer die Zunge im Zaume hält und nur in selbstloser Absicht von der Sprache Gebrauch macht, wird bald die ersten Schritte zur Einweihung gemeistert haben.

Denn sehr viele Durchschnittsmenschen geben ihrer Gottheit materielle Eigenschaften, bitten ihn nur und ausschließlich um materielle Hilfe und verehren dadurch die falsche Gottheit. Sie ziehen den „Herrn der Erde“ zu sich herab und wollen sich – jedoch unbewusst – sogar mit ihm verbinden. Sie beten aus Gründen des Hochmuts ihren eigenen Egoismus an, den die hermetische Wissenschaft „Baphomet“ nennt!

Der Kampf besteht darin, die astralen Schwingungen zu beherrschen, dass aus den gegenwärtigen Ängsten und Nöten Vertrauen und Friede werde und aus der Polarität der Aktionen und Reaktionen ausgeglichene Ruhe entstehe.

Dieses innere Licht ist es, das der Suchende als Gott erlebt. Es kann manchmal als eine Erleuchtung über einen kommen, als ein Gebadetwerden im göttlichen Licht oder ein Erfasstwerden von diesem Licht. Das Erlebnis ist so gewaltig, dass es einen das ganze weitere Leben lang begleitet. So bekundet die heilige Katharina von Genua: „Ich kann bloß sagen, wenn nur ein Tropfen von dem, was ich fühle, in die Hölle fahren würde, die Hölle würde in ein Paradies verwandelt werden!“

Wie dem auch sei, es kann der Mensch, der in diesen Kosmos hineingestellt ist, nicht immer sein Leben im Zustand der höchsten geistigen Spannung und der Seligkeit verbringen. Das Leben verläuft nicht auf dem höchsten Kamm eines Berges, sondern man muss auch ins Tal hinabsteigen. Man muss auch die Last der gebrechlichen Leiblichkeit ertragen und man wird auch an der Erdenschwere trotz aller Weisheit und Abgeklärtheit zu leiden haben.

Es gibt also nur ein graduelles Wandeln im Licht. Und dazu ist der Mensch fähig. Der Schwache unterliegt ganz dem Schicksal, weil er weder den Willen noch die Kraft noch die Intelligenz hat, sich selbst zu wandeln. Der Begabte besitzt schon die Gaben, doch ist er mit den Sinnen noch zu sehr dem Animalischen verfangen; nur der Weise tritt „hinüber“, hat sich über sich selbst gebracht und repräsentiert den Menschen, dessen Ohr an Gottes Herz liegt.

So sagt der große vorchristliche Mystiker Plotin: „Dies ist das wahre Ziel der Seele, jenes Licht zu berühren und es durch das Mittel jenes Lichts selbst zu schauen und nicht durch irgendein anderes Licht; so wie wir die Sonne nicht durch ein anderes als durch ihr eigenes Licht schauen.“

2. Salvikalpa Samadhi

Samadhi ist Einssein mit der Gottheit. Es ist eine überbewusste Erfahrung. Der Geist geht im Ewigen auf wie Salz im Wasser. Genauso ist es in der weltlichen Erfahrung nicht möglich, jemandem den Geschmack eines Apfels zu erklären, der ihn nicht gekostet hat, oder einem Blinden die Farbe des Lichtes. Nur soviel kann gesagt werden. Man muss es selbst spüren, man muss es erlebt haben.

Der Meditierende und der Gegenstand der Meditation, der Denker und der Gedanke, der Verehrer und das Verehrte werden eins und sind identisch. Der Geist verliert sein eigenes Bewusstsein und wird identisch mit dem Gegenstand der Meditation, mit der persönlichen Gottheit. Der Meditierende hat seine Persönlichkeit im Ozean Gottes aufgelöst, er hat sich mit seinem wahren Bewusstsein vereinigt! Wenn sich dann sein Mund auftut, spricht er mühelos und ohne zu überlegen durch direkte Intuition göttliche Wahrheiten. Wenn er seine Hand hebt, ist es Gott der sie hebt, um ein Wunder zu vollbringen. Er ist im Zustand vollkommenen Wachseins und absoluten Bewusstseins, der jeden Versuch, ihn zu beschreiben, spottet. Es ist das endgültige Ziel von allem.

Es herrscht die allgemeine Ansicht, Samadhi bedeute mit einem Lendenschurz im Zustand des absoluten Nichtbewusstseins in der Lotusstellung zu sitzen, wobei der Atem vollkommen stillsteht. Der gewöhnliche Teil der Menschheit ist der Ansicht, dass der in Samadhi Ruhende sich seiner Umgebung nicht bewusst ist und vollkommen empfindungslos zu sein hat, selbst wenn ein Messer in seinen Körper gestochen wird. Natürlich gibt es solche Samadhis, aber das hat nichts mit eigentlichen „göttlichen Wachsein“ zu tun!

In dieser Erfahrung ist weder Dunkelheit noch Leere. Sie ist bloßes Licht. Es gibt weder Klang, noch Berührung, noch Form. Es ist eine phantastische Erfahrung von Einheit und Einssein. Es gibt weder Zeit noch Raum. Es gibt nur Ewigkeit. Man wird allwissend, allmächtig, all-liebend und allgegenwärtig.

Nur durch Samadhi kann das Unerkannte erkannt, das Ungesehene gesehen und das Unerreichbare erreicht werden. Die Gesamtsumme allen Wissens über die drei Welten und alle weltlichen Wissenschaften sind nichts im Vergleich zum unendlichen Wissen eines Weisen, der den höchsten Samadhizustand erreicht hat. Denn durch diese Verbundenheit wird aus Wissen Allwissen von Allem, aus Macht wird göttliche Schöpfung, aus Liebe wird die allumfassende Fürsorge und aus dem Bewusstsein wird göttliche Allgegenwart der Welt! Ein Mensch, der aus dem Samadhi zurückkommt, kann auf dieselbe normale Weise leben und sich bewegen wie vorher. Es mag vielleicht keine auffällig erkennbare Veränderung in seinem Leben für den Beobachter vorliegen. Aber nichtsdestotrotz ist eine nicht zu leugnende Bewusstseinsveränderung in ihm hervorgegangen, die gewaltige Ausmaße hat.

Erleuchtung ist keine Erfahrung, die durch ein wenig Übung erreicht werden kann. Man fällt nicht zufällig hinein. Es bedarf langen Übens. Niemand kann Samadhi erreichen, wenn er nicht einen sehr, sehr reinen und ausgeglichenen Seelenspiegel hat. Auch der Geist muss völlig gereinigt, d. h. ausgeglichen sein, so wie es Bardon in der 6. Stufe des „Adepten“ eingehend beschreibt. Nur dann kann der Mechanismus oder das Gefäß ausreichend bereit sein, um die Herabkunft des vierpoligen göttlichen Lichtes zu empfangen. Nur tiefe und langandauernde Meditation führt zum Einssein mit Gott, denn wenn der Bräutigam bereit ist, kommt die Braut!

Der Übende muss stark genug sein, um den gewaltigen Druck der Gottheit im Samadhi, die explosionshaft einen überkommt, standzuhalten und eine kosmische Sicht zu ertragen, die jenseits des Bewusstseins liegt und die gesamte Existenz mit einem einzigen Strich überdeckt. Alles andere wird in diesem Augenblick zweitrangig!

3. Die Schau der Gottheit

Manchmal wird der Schüler ein strahlendes, goldenes Licht und in diesem Licht seine persönliche Gottheit erblicken. Manchmal wird er sich selbst ganz in goldenes Licht eingehüllt erschauen. Die Gottheit kann so groß wie ein Berg, so strahlend wie die Sonne erscheinen. Sie kann sich während jeglicher Tätigkeit offenbaren. Wer die Seligkeit dieser Schau erfährt, dem wird die Nahrung nicht mehr schmecken. Er wird ununterbrochen den Klang der göttlichen Harfe vernehmen wollen und sich an dem blendenden Licht der Sonne erfreuen.

Die Vereinigung mit dem Objekt der Meditation wird sich um so schneller offenbaren, je regelmäßiger die Übungen ausgeführt werden. Der Schüler wird sich gleichsam eingehüllt fühlen von dem Gegenstand der Meditation. Der Raum scheint erleuchtet, bisweilen erfüllt von wunderbaren Glockentönen. Das Bewusstsein verliert durch Japam oder religiöse Gesänge, durch Meditation und dazugehörige Atemübungen an Stofflichkeit, d. h. es verfeinert sich zusehends. Gleichzeitig verstärkt sich die Kraft der Gedanken, und man vermag den melodischen Ton OM zu vernehmen oder die Gestalt des Guru, der Gottheit oder eines Symbols zu erblicken. Man wird dadurch die göttliche Harmonie der Seele erfahren. Verschiedenartige Farben zeigen sich ihm. Die Schönheit eines Gartens oder einer Landschaft, Heilige oder Weise, Vollmond oder zunehmender Mond, Sonne und Sterne werden sichtbar. Alles symbolhafte Anschauungen für den Gottverbundenen!

Wer diese Erfahrungen, diese Visionen macht, wird von unbeschreiblicher Seligkeit erfüllt. Er darf sich aber nicht falscher Befriedigung hingeben und seine Meditation unterbrechen im Glauben, er habe die höchste Verwirklichung erreicht. Man darf diesen Visionen nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Zweifellos hat man den ersten Grad der Verbundenheit erreicht; das erhabenere Ziel aber wohnt tiefer in der göttlichen Stille, im höchsten Frieden, in dem alle Gedanken aufhören und man eins wird mit dem höchsten Selbst.

Als Illustration, wie die Inder die Verbundenheit betrachten, sei hier eine Erzählung aus dem Buche „Raja Yoga“ von Swami Vivekananda angeführt: