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1Troia – Traum und Wirklichkeit. Begleitband zur Ausstellung, Stuttgart 2001, S. 4.
2Siehe Anm. 103 und 229.
3Unter Mythologie werden hier die überlieferten Geschichten und Gestalten, nicht (in deren zweiter Bedeutung) Lehren über die Mythen verstanden.
4K. Kerényi, Die Mythologie der Griechen, Bd. 1, München 1992, S. 7 f.
5R. v. Ranke-Graves, Griechische Mythologie, Hamburg 1997, S. 10.
6Konfuzius, Gespräche, hrsg. und übers. von R. Moritz, Stuttgart 1998 (Reclams Universal-Bibliothek, 9656), S. 188 (Gespr. XI,16).
7Herodots Historien II,35, Erster Bd., Bücher I–V, Zürich 1995, S. 247.
8Im siegreichen Kampf der griechischen Demokratie gegen die Perser und ihren Despotismus verzichteten die Griechen darauf, die Unterlegenen zu verfolgen und ganz zu vernichten und schufen so Voraussetzungen für eine spätere Machtteilung in kleinasiatischen Gebieten.
9Germanische Götter- und Heldensagen, nach den Quellen neu erzählt von R. Tetzner, Stuttgart 1997 (auch Reclams Universal-Bibliothek, 8750, 8751).
10Wolfgang Cordan, der über die Kulturen Vorderasiens gearbeitet hatte, dann Jahre unter den Indios lebte, gelang es erstmals, die Schriftsprache der Maya zu entschlüsseln und das Popol Vuh aus der Originalsprache zu übertragen. Auf seine Vergleiche von Maya-Mythen mit griechischen, die aus seiner unmittelbaren Erfahrung stammen, beziehen wir uns. – Popol Vuh, das Buch des Rates. Mythos und Geschichte der Maya, aus dem Quiché übertr. und erl. von W. Cordan, München 81993.
11H. v. Glasenapp, Die fünf Weltreligionen, München 2001, S. 209.
12Ebenda, S. 148.
Die Gestaltung von riesigen, monströsen zu immer differenzierteren, ja subtilsten Formen bildet das erste Grundprinzip innerhalb der griechischen Vorstellung.
Nach dem ersten Grundprinzip der fortschreitenden Gestaltung treffen wir mit Eros auf das entscheidende zweite Grundprinzip, das das griechische Denken und Empfinden so anziehend macht.
Der hier dargebotene Schöpfungsmythos ist nicht der einzig erhalten gebliebene Mythos, aber, da er auf Hesiods Theogonie zurückgeht, der verbreitetste. Der »pelasgische« Schöpfungsmythos der vorgriechischen Einwohner berichtet von einer ersten Göttin, die über die Wasser tanzt, sich mit einer Schlange paart und das Urei gebiert. Die Orphiker übernahmen diese Version und entwickelten sie für ihre religiösen Vorstellungen weiter. Auch Homer steht noch unter dem pelasgischen Einfluss, wenn er alle Wesen aus dem Okeanosstrome entspringen sieht. Außerdem gibt es einige weitere, auf philosophische Spekulationen zurückgehende Schöpfungsmythen.
Der Okeanos als Urmeer galt auch als Vater aller Dinge, vergleichbar mit der zweitausend Jahre älteren ägyptischen Auffassung vom Urozean Nu oder Nun.
Beginn des Sukzessionsmythos mit aufeinanderfolgenden Götterherrschaften. Mit ziemlicher Sicherheit sind die griechischen Vorstellungen vom Orient beeinflusst. Besonders augenscheinlich treten die Parallelen zwischen Hesiods Theogonie und dem hethitischen (auf die Hurriter zurückgehenden) Text Königtum im Himmel zutage, in dem Uranos dem Himmelsgott Anu, Kronos dem Kumarbi und Zeus dem hethitischen Wettergott entspricht. Im Gegensatz zu Hesiod kennen die Hethiter mit Alalu einen noch urtümlicheren Gott (s. Anm. 7).
Eigentlich orégein ›recken/strecken‹, mit ähnlichem Bedeutungsspektrum wie titáinein, weshalb der Name »Titan« bei den Alten gewöhnlich auf Kronos’ Tat zurückgeführt wurde.
Zum Vergleich die noch grausamere hethitische Version in freier Übersetzung: »In Anus Lenden biss Kumarbi und seines Vaters Mannheit vermischte sich in seinem Inneren wie Bronze. Als der Sohn Anus Mannheit heruntergeschluckt hatte, da freute er sich und lachte.«
Man vergleiche Botticellis Gemälde Geburt der Venus. – Eine andere Überlieferung sah Aphrodite als Tochter von Zeus und Dione.
Vielleicht die schönste Aphroditestatue ist im Vatikan zu bewundern. Bei der Aphrodite von Knidos handelt es sich um eine römische Kopie der Marmorstatue von Praxiteles.
Galateia (II) ist nicht mit der Meeresnymphe gleichen Namens zu verwechseln; siehe Kapitel »Galateia und Polyphem«, S. 26.
Die Adonis-Mythe beschreibt einen weit verbreiteten Vegetationskult, den wir im ägyptischen Osiris-Kult wiederfinden. Verblüffend sind die Parallelen zum mesopotamischen Vegetationsgott Dumuzi/Tammuz, den die Liebesgöttin Inanna/Itar an die Unterwelt verliert. Sein Hinscheiden fällt in den Juni/Juli, den gleichen Zeitpunkt, den wir für Griechenland annehmen dürfen, wie wir auch auf eine alljährliche Rückkehr des Dumuzi/Tammuz/Adonis spekulieren können.
Vergleichbar damit wird in germanischer Überlieferung Sol, die Sonne, von den mythischen Pferden Arsvidr und Arsvakr gezogen.
Siehe Kapitel »Kybele und Attis«, S. 216.
Kurétes ›Jünglinge, Jungkrieger‹, schon in minoischer Zeit Begleiter der Geburtsgöttin Diktynna. Ihr apotropäischer Tanz hat seine Parallelen in den Korybanten des antiken Dionysoskreises sowie den tanzenden Derwischen im Kloster Mewlana (Konya) in der heutigen Türkei. Im alten Griechenland waren die Kureten die Vorbilder für die hoplitischen Männerbünde mit ihrer musischen Ausrichtung.
Nach germanischer Überlieferung nährt die mythische Ziege Heidrun mit Met aus ihrem Euter die Gefallenen, die sich in Walhall als Einherier auf den Kampf gegen die Weltfeinde vorbereiten.
Im Hinduismus unterliegen sie der Wiedergeburt, nur Hauptgötter wie Brahma, Vishnu und Shiva sind davon ausgenommen und gelten in diesem Sinne als unsterblich.
Das Grab des jährlich wiederkehrenden Gottes zeigte man in Delphi. Siehe Kapitel »Zagreus, der erste Dionysos«, S. 93.
Der Kampf der olympischen Götter gegen die Titanen, des Geordneten gegen die Mächte des Chaos, ist vergleichbar dem Kampf der germanischen Götter gegen die Riesen und dem der Götterzwillinge Hunahpú und Ixbalanqué mit den bloßen Naturkräften in den Maya-Mythen.
Dem Hades entspricht in germanischer Überlieferung die Hel und Xibalbá als Unterwelt bei den Yucatan-Maya.
Poseidon ist am eindrucksvollsten in der Bronzestatue aus Böotien dargestellt, die sich jetzt im Nationalmuseum von Athen befindet.
Nach der Theogonie Hesiods.
Als heiliger Trank galt bei den alten Indern Soma, bei den Germanen Met, bei den Yucatan-Maya Balche.
Sie wurde zum Inbegriff einer unzüchtigen Alten. Goethe lässt Baubo am Schluss der Walpurgisnacht im Faust I als Hexe auf einem Mutterschwein in Richtung Brocken reiten.
Cordan verweist auf die Verwandtschaft Persephones mit der indianischen Fruchtbarkeitsjungfrau Ixquic.
Von den Griechen als erste Kulturleistung angesehen. Historisch entspricht es dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht.
Die Eleusinischen Mysterien waren der bedeutendste Mysterienkult der Antike, der auch Frauen und Sklaven Zutritt erlaubte. Nach einer langwierigen Kulthandlung galt den Eingeweihten eine besondere Stellung im Totenreich als sicher. Die in den Mysterien vermittelten Eindrücke müssen so überwältigend gewesen sein, dass kaum jemand das Schweigegelübde zu übertreten wagte und wir nur wenig darüber wissen.
Die berühmte Statue des Ares Ludovisi findet man im Nationalmuseum von Rom.
Den Männern standen mit Knaben und Hetären alle Arten und Abarten sexueller Befriedigung zur Verfügung. Bei den antiken Prostituierten finden wir die gemeinen Huren ebenso wie die hochgebildeten Hetären. Innerhalb der Päderastie, die sich ausschließlich auf 12- bis 18-jährige Knaben bezog, stand eine Art Mentorschaft im Vordergrund, in der zwar dem reiferen Mann, nicht aber dem Zögling sexuelle Erregung beim Schenkelverkehr eingeräumt wurde (anal penetriert zu werden galt als zutiefst demütigend).
Die ehrbaren Frauen waren nahezu im Haus eingeschlossen, also galten Heras Ansprüche uneingeschränkt nur für Frauen.
Die jungfräuliche Geburt Athenas aus unnatürlichen Organen bringt Cordan in Verbindung mit der von Hunahpu’ durch Speichel auf der Hand der Ixquic.
Zum Beispiel im Westgiebel des Aphaia-Tempels aus Ägina, heute in der Staatlichen Antikensammlung zu München.
Dem Apollon verwandt ist im Germanischen der Gott Balder.
Es ist archäologisch erwiesen, dass Delphi ein uraltes vorapollinisches Orakel ist. Die mythologische Rückerinnerung hat auch bewahrt, dass vor dem Eintreffen der Indoeuropäer hier andere Götter verehrt wurden, die später von den griechischen überlagert wurden. Insbesondere Apollon steht darüber hinaus in dem wohl berechtigten Verdacht, dass er als ein nichtgriechischer noch später importiert wurde.
Aufgrund seiner Verwandtschaft zu den Delphinen erhielt Apollon den Beinamen Delphinios, Herr der Delphine.
Als die Athener anfragten, wie man ihre Stadt vor den Persern schützen könne, verstand Themistokles die erhaltene Antwort: »Baut eine Mauer aus Holz!« richtig und setzte alles auf den Seekrieg, was den gewaltigen Sieg der Griechen erst ermöglichte. Im Gegensatz dazu interpretierte Kroisos sein Orakel »Wenn du über den Halys schreitest, wirst du ein großes Reich zerstören!« fehl. Er überschritt den Fluss, griff das persische Imperium an und wurde besiegt. Er hatte nicht bedacht, dass auch sein Land Lydien ein großes Reich war.
Die Statue der klassischen Jagdgöttin ist als Artemis von Versailles im Louvre von Paris zu betrachten.
Die Listen der ›sieben Weltwunder‹ weichen voneinander ab. Neben dem Artemistempel von Ephesos werden meistens noch die ägyptischen Pyramiden, die Mauern Babylons, die hängenden Gärten der Semiramis, die Zeusstatue in Olympia, das Mausoleum von Halikarnassos, die Heliosstatue auf Rhodos und manchmal auch der Leuchtturm auf Pharos genannt.
Manche berichten, Kallisto sei keine Nymphe gewesen, sondern Tochter des Lykaon (II). Dieser wölfische Herrscher wiederum war Sohn des autochthonen Pelasgos, des ersten Menschen in Arkadien. Pelasgos galt als Stammvater der Pelasger. In späterer Zeit gebrauchte man das Wort ›Pelasger‹ als Sammelname, unter dem die gesamte vorgriechische Bevölkerung zusammengefasst wurde.
Maia galt im Homer zugeschriebenen Hymnos als Nymphe, ansonsten als Göttin. Ihre Eltern waren Atlas und Pleione, und sie und ihre sechs Schwestern wurden Pleiaden genannt, von deren Begegnung mit Orion später noch zu berichten ist.
Die Statue des Apollon Kitharodos, des Leier spielenden Apollon, befindet sich im Vatikan.
Im Unterschied zum Urgott bei der Weltentstehung wurde Eros später oft als leichtsinniger Knabe dargestellt, der mit seinen Pfeilen sogar bei Göttern Liebe entflammte.
Phlegra kann mit Pallene, dem westlichen Chalkidike-›Finger‹ (heute als Kassandra bekannt), identifiziert werden.
Bei diesen Knochen handelt es sich um Mammutknochen, die im dortigen Museum ausgestellt sind. Dies ist ein Beispiel dafür, wie der Mythos versucht, Erscheinungen der Realität in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen.
Die Hurriter und eine arische Oberschicht bildeten im 15./14. Jh. v. Chr. das mächtige Mitanni-Reich, das für seine Streitwagengeschwader berühmt war. Hurritische Sagen sind uns in hethitischer Sprache überliefert. Die Hethiter übernahmen nicht nur Mythen von den Hurritern, sondern auch die Keilschrift aus dem sumerisch-akkadischen Raum.
Eisen blieb im Altertum durchweg selten und kostbar. Der Übergang zur Eisenzeit fand am Ende des 2. Jh.s v. Chr. in Kleinasien statt. Nach Griechenland kam das Metall erst später, und die minoische wie die mykenische Kultur gehören noch zur Bronzezeit. Doch auch in der späteren griechischen Eisenzeit verwendete man weiterhin Bronze.
Da die Sage von einer großen Flut sich in vielen Zivilisationen finden lässt, scheint die Annahme, dass es sich hierbei um historische Begebenheiten handelt, schwer von der Hand zu weisen. Insbesondere weil die Sage sowohl in amerikanischen wie eurasischen Kulturen vorkommt, die sich nach unserem Erkenntnisstand unbeeinflusst voneinander entwickelt haben. Die biblische Erzählung von Noah und seiner Arche, die im Abendland populärste, geht zweifelsfrei auf das mesopotamische Gilgamesch-Epos zurück. Möglicherweise handelt es sich bei der Sintflut um Folgen der abschmelzenden Eismassen nach Ende der Eiszeit vor 10 000 Jahren, um Überschwemmungen infolge des weltweit angestiegenen Meeresspiegels, beispielsweise des Schwarzen Meeres, dessen Spiegel 100 m tiefer lag.
Hesiod und andere Autoren, denen Zeus’ Allwissenheit wichtig war, glaubten, dass der Göttervater nur so tat, als ob er Prometheus’ List nicht erkenne.
Eigentlich das vulkanische Feuer, denn Prometheus ist ein vorgriechischer Erdgott.
Nach germanischer Überlieferung kommt Gullveig, die zauberkundige Vertreterin des Göttergeschlechtes der Vanen, zu den Menschen, verteilt Gold und löst so einen Krieg mit dem Göttergeschlecht der Asen aus.
Oftmals wird die Okeanostochter Klymene als Mutter des Phaëthon angesehen. Allerdings bleibt unklar, wie die große Göttin, immerhin Mutter des Prometheus und Atlas, plötzlich mit Merops, dem König von Ägypten, einen Sterblichen heiratet.
Atalante wurde ausgesetzt, da ihr Vater einen Sohn wollte. Eine Bärin säugte sie, und Jäger zogen sie auf. Trotz ihrer Schönheit lebte sie ein keusches Jägerleben. Die vielen Bewerber mussten sich in einem Wettlauf stellen, den sie ausnahmslos gewann; danach erschoss sie die Freier. Der schöne Hippomenes begann den Lauf besser gerüstet. Er warf goldene Äpfel zu Boden, wenn Atalante dabei war, ihn zu überholen. Sie bückte sich und verlor. Ihre Ehe war glücklich und kurz. Aphrodite erzürnte, dass Hippomenes ihr nicht genügend für die goldenen Äpfel dankte. So sandte sie beiden unstillbare Lust, die sie an Ort und Stelle befriedigten. Da dies am Altar des Zeus geschah, verwandelte er beide in ein Löwenpaar, sie so zur ewigen Keuschheit verdammend, denn die Griechen glaubten, dass sich Löwen nur mit Leoparden paaren.
Früher interpretierte man das Labyrinth einfach als Gefängnis oder als die verwirrend vielen Zimmer des Knossos-Palastes. Zunehmend hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass es vielmehr einen Tanzplatz mit verwirrender Gangführung oder eine Tanzfigur beschreibt, die Theseus nach Delos gebracht haben soll, wo sie als Kranichtanz berühmt wurde.
Die Bedeutung des Stierkultes in der minoischen Kultur ist sowohl historisch wie archäologisch belegt. In Knossos selbst kann man allenthalben die stilisierten Stierhörner finden, und in historischer Zeit übten sich die Männer im Stierkampf, dessen Ziel allerdings nicht die Tötung, sondern das artistische Überspringen des Stieres war.
Daidalos (ein Erechtheus-Nachfahre) war in Athen zu großem Ruhm gelangt und hatte Talos (II), den Sohn seiner Schwester, als Lehrling aufgenommen. Dieser Talos begann ihn schon im Alter von zwölf Jahren zu übertreffen. Er war nicht nur geschickt, sondern erfand auch die Säge. Der Eifersüchtige stürzte den Jüngling in den Tod und floh nach Kreta.
Daidalos flog nach Sizilien zum König Kokalos. Minos begab sich mit seiner Flotte auf die Suche nach dem Entflohenen. Er versprach überall demjenigen reichen Lohn, der einen Faden durch eine Tritonmuschel fädeln könne. Daidalos bohrte die Muschel an, band einer Ameise einen Faden um und lockte sie mittels Honig durch die Spiralen. Als König Kokalos die aufgefädelte Muschel übergab, wusste Minos, dass Daidalos dasein musste. Aber seine Bitten um Auslieferung wurden nicht erhört, vielmehr leitete Daidalos kochend heißes Wasser in die Wanne des Königs. Die Leiche wurde später nach Kreta zurückgebracht, Daidalos aber begab sich nach Sardinien.
Der Hergang wiederholt sich bei Iason und wird im Kapitel »Die feuerschnaubenden Stiere« (S. 193) genauer erzählt.
Die Darstellung des Knaben mit einem Füllhorn geht auf Plutos zurück. Plutos ist in der griechischen Vorstellung der Sohn von Demeter und Iasion und der Gott des Reichtums und der Fülle. Ursprünglich war diese minoische Gottheit mit dem unterirdisch aufbewahrten Getreidevorrat verbunden, aus dem neues Leben sprießt und von dem ihr chthonischer Aspekt herrührt.
Im Gegensatz zu Hesiods Version von der schaumgeborenen Aphrodite, die wir im Kapitel »Aphrodite wird geboren« (S. 20) berichteten, hielt Homer die Göttin für eine Tochter des Zeus und der Dione.
Salmakis im Westteil des antiken Halikarnassos (Bodrum) gelegen. Hier befand sich der Tempel der Aphrodite und des Hermaphroditos (beim türkischen Arsenal).
Die Kabiren wurden ursprünglich als dämonische, schatzhütende und metallverarbeitende Zwerge gedacht, gleich den Daktylen (nebst den ihnen eng verwandten Kureten) und Telchinen (siehe Goethes Faust II, Klassische Walpurgisnacht), deren Zwergengestalt allerdings nicht überliefert ist. Über Zahl und Herkunft der Kabiren herrscht Unstimmigkeit. Die zentrale Rolle scheint aber eine große Muttergottheit mit ihrem Begleiter und ihrem Sohn gespielt zu haben.
Auf Tenedos behandelte man für Dionysos Anthroporráistes (Menschenzerschmetternder Dionysos) eine Mutterkuh wie eine Wöchnerin, zog ihrem Kälbchen Kothurne an (Kothurne sind Jagdstiefel und mit Artemis und Zagreus verbunden), erschlug es mit dem Beil, und der Henker wurde von den übrigen Bewohnern mit Steinwürfen bis ans Meer verfolgt.
Den Opfertod erleiden auch im Maya-Mythos Einsjäger und Siebenjäger.
Auch bei den Maya fanden während großer Kultfeste Wettkämpfe statt, das mythische Ballspiel, das hier den Kampf der Götter gegen die Herren der Unterwelt Xibalbá ausdrückte. Wie bei den Griechen gehörten bei den Maya große Stadien zu jedem bedeutenden Kultort.
Gemeint ist Schillers Ballade Die Kraniche des Ibykus.
Diesen Augenblick stellt Praxiteles’ Hermesstatue in Olympia dar.
Nysa wird mit verschiedenen Orten identifiziert (Helikon, Türkei, Afrika oder allgemein: als Osten). Eine Lokalisierung ist letztendlich nicht möglich. Nysa soll einen mythischen Ort repräsentieren.
Die Eltern der Nymphen von Nysa (bzw. Naxos oder Dodona) werden äußerst unterschiedlich angegeben: Okeanos und Aithra (Pleione, Hya), Atlas und Aithra, Hyas und Boiotia; oder die Nymphen werden mit den Heliaden oder gar mit den Töchtern des Erechtheus gleichgesetzt. Wir halten uns an die Haupttradition und führen nur an wichtigen Stellen ausgewählte Abweichungen an.
Der Thyrsos ist der Stab der Dionysosanhänger und konnte im mainadischen Rausch zu einer fürchterlichen Waffe werden, obwohl er in der Regel nur ein Narthexstöckchen war, auf den ein Pinienzapfen gesteckt wurde, umkränzt von Efeu, Weinlaub und Binden. – Das Harz der Pinie wurde schon im Altertum dazu verwandt, die Weinamphoren zu versiegeln. Auch heute noch trinken die Griechen geharzten Wein mit dem Namen Retsina.
Siehe Kapitel »Proitos’ Töchter widersetzen sich Dionysos«, S. 205.
Auf der Exekias-Schale, heute in der Staatlichen Antikensammlung von München, erblickt man den Gott in seinem Rebenschiff, wie es von Delphinen umspielt übers Meer segelt.
Triumph kommt von thríambos, Festlied und -tanz im Dreischritt zu Ehren von Dionysos. Die Römer übernahmen es in der Bedeutung triumpháre ›als Sieger einziehen‹.
Thyone ›die schwärmerisch Rasende‹ lieh ihren Namen den Dionysospriesterinnen (Thyias) auf dem Parnass. Es heißt, das Grab des Dionysos (des ersten?) liegt in Delphi. Jedes Jahr erwecken die Thyias den Dionysos Liknites. Liknos ist die Getreideschwinge, in der, von Früchten verborgen, Liknites liegt (im Kult durch einen Phallos vertreten).
Verwiesen sei auf Tizians Aktaion-Gemälde.
Eine andere Überlieferung von Chrysippos’ Ende wird im Kapitel »Pelops erobert seine Insel« (S. 250) beschrieben.
Siehe Anm. 28.
Ursprünglich war Eteokles der mustergültige und Polyneikes der Bruder, der seit der Geburt mit seinem Schicksal haderte. Als Polyneikes zwischen Thebens Thron und Kadmos’ Brautgeschenken wählen sollte, entschied er sich für die Kostbarkeiten, mit deren unschätzbaren Werten er seinen Bruder vernichten wollte. Spätestens seit Sophokles ist die Schuldfrage nicht mehr so eindeutig und die alte Bedeutung nur noch in den Namen enthalten.
Kolonos ist nicht nur ein Hügel, sondern auch ein attischer Demos, aus dem Sophokles stammt, der unter anderem die Dramen König Oidipus und Antigone schrieb und seinen Heimatort mit der Tragödie Oidipus auf Kolonos unsterblich machte.
Abas hatte seinen beiden Söhnen Akrisios und Proitos das Königreich Argolis unter der Auflage vererbt, abwechselnd zu herrschen. Nach Ende seiner Regierungszeit trat Akrisios nicht ab. Proitos floh zum lykischen König Iobates, heiratete dessen Tochter Stheneboia und kehrte mit einem Heer zurück. Die Schlacht blieb unentschieden, und so einigte man sich auf die obige Teilung.
Eine überdimensionale Medusa ist auf dem Giebel des Artemis-Tempels von Korfu (Korkyra) zu sehen.
Den Namen Pallas legte sich Athena nach ihrer versehentlich getöteten Freundin zu.
Mephisto taucht in Goethes Faust II mit ihnen, dort patronym Phorkyaden genannt, in die Unterwelt.
Siehe Kapitel »Kephalos hilft Amphitryon«, S. 263.
Taphier sind nach Taphios, Sohn von Poseidon und Hippothoë, benannt. Sie bewohnten die taphischen Inseln vor Akarnanien bis hin zu Kephallenia. Taphios’ Sohn Pterelaos übernahm die Herrschaft, und dessen Söhne töteten bei dem Überfall auf die Rinderherden Elektryons Söhne.
Siehe Kapitel »Atreus wird Mykenes König«, S. 302.
Herakles ist eine der schillerndsten Gestalten der griechischen Mythologie, in der unterschiedlichste Mythenstränge zusammenflossen. Sein Ursprung liegt mit Sicherheit in der vorgriechischen Zeit, aber auch später kamen immer neue Aspekte und Geschichten hinzu.
Die stattlichste Erscheinung zeigt wohl die Statue des Herakles Farnese im Nationalmuseum Neapel.
Der Kampf gegen Ungeheuer ist Gegenstand vieler Mythen: Im germanischen Nibelungenlied tötet Siegfried den Drachen, in der Mythologie der Yucatan-Maya besiegen Hunahpú und Ixbalanqué das Vogelungeheuer Ucub-k’aquix (Siebenpapagei).
Die Hydra soll bei der Quelle Amymone inmitten eines Platanenhains gehaust haben.
Das letzte Haupt soll angeblich unsterblich gewesen sein. Auf dem Rückweg begrub es Herakles und wälzte einen großen Stein darüber.
Diese Hirschkuh war der Artemis von der Pleiade Taygete aus Dankbarkeit geweiht worden. Einst war Taygete von Zeus verfolgt worden, doch Artemis verwandelte sie in eine Hirschkuh, und so entkam sie fürs erste dem Liebestollen.
Die Siegerlisten der alle vier Jahre gefeierten Olympischen Spiele beginnen um 776 v. Chr. und enden 393 n. Chr. Sie wurden einen Monat nach der Sommersonnenwende für fünf Tage abgehalten. Zu dieser Zeit herrschte Frieden in Griechenland. Jeder freie männliche griechische Bürger war zugelassen, wenn er sich nicht eines Verbrechens oder einer Gotteslästerung schuldig gemacht hatte. Der Sieger erhielt einen Zweig vom wilden Olivenbaum, sein Name wurde in ganz Griechenland verkündet, er wurde fortan in seiner Heimatstadt hoch geehrt und in der Regel zeitlebens auf Staatskosten verköstigt. Es kam vor, dass man für die Heimkehr eines Olympiasiegers Teile der Stadtmauer einriss, insbesondere wenn er im prestigeträchtigen Wagenrennen gewonnen hatte.
Wir weichen hier von der griechischen Hauptüberlieferung ab, die von Hera zu berichten weiß, welche die Amazonen zum Kampf aufstachelte. Es kommt zum Blutbad, in dem Herakles Hippolyte tötet. Derselben Geschichte begegnen wir noch einmal, wenn wir das Schicksal Penthesileas und Achilleus’ ausführlich berichten.
Sohn der Okeanide Kallirhoë und dem aus dem Medusaleib entsprungenen Chrysaor.
Nach glaubhaften Berichten Herodots waren es die Phönier, die während ihrer Umrundung Afrikas diese Säulen passierten.
Vergleichbar mit den Äpfeln der Hesperiden sind die goldenen Äpfel der Verjüngung der germanischen Göttin Idun.
Entweder traf Herakles hier oder in Lixos auf Antaios. Für einige der frühen Griechen, deren geographische Kenntnisse um so ungenauer wurden, je entfernter das Gebiet lag, mag es sich auch um das gleiche gehandelt haben. Grundsätzlich entschieden sich die Erzähler dann für genaue Ortsangaben, wenn es für die griechische Vorstellungswelt erkenntnisbringend schien. Wo nicht oder wo die geographische Vorstellung nur verwirrte (wie zum Beispiel die Route der zurückkehrenden Argonauten), wurde auf sie verzichtet.
Lat. Phoenix, mythischer Vogel, beheimatet in Ägypten, als Symbol der Ewigkeit, gemäß späterer Überlieferung, nach Selbstverbrennung Neuerstehung aus der Asche.
Anderen galten die Hesperiden als Töchter der Nacht, des Zeus und der Themis und anderer.
Dieser Moment wird in der Metope des Zeustempels von Olympia dargestellt.
Vier Jahre vorher waren Theseus und Peirithoos in der Unterwelt erschienen, um Persephone fortzuführen. Seitdem büßten sie ihren Frevel auf dem Sessel der Lethe. Herakles befreite Theseus.
Siehe Kapitel »Die Giganten greifen an«, S. 57.
Es war Iphitos, Sohn des Eurytos (II), der als einziger Herakles’ rechtmäßigen Sieg im Bogenwettbewerb um Iole gegen seinen Vater anerkannte und der sich weigerte, zu glauben, dass Herakles als Vergeltung für die Verweigerung der Iole Rinder gestohlen habe.
Jeder weigerte sich, ihn von der Blutschuld reinzuwaschen. Selbst die Pythia wies ihn schroff ab. Herakles raffte Votivgaben zusammen und zog sogar den heiligen Dreifuß unter der Pythia weg. Apollon bekämpfte den Dieb, bis beide von Zeus getrennt wurden, der seinen Söhnen Versöhnung befahl und Herakles mit Hermes nach Lydien schickte. Hermes verkaufte Herakles als namenlosen Sklaven an Omphale, wobei der Erlös für die Familie des Iphitos gedacht war, was Eurytos (II) aber nicht akzeptierte.
Troia wurde zum ersten Mal von Herakles erobert und zum zweiten Mal von den Griechen unter Agamemnon. Erstaunlicherweise hat die Archäologie ebenfalls zwei größere Zerstörungsschichten in Troia ausgemacht. Nach Grabungen am Hügel Hisarlık ergeben sich Perioden I bis X. Das Troia Homers wird im allgemeinen als die Ebene VIIb angesehen (um 1300 bis Anfang des 12. Jh.s.) – als eine stark zerstörte Stadt wieder aufgebaut, wurde sie offenbar nach 100 Jahren durch Krieg erneut zerstört. Dass u. a. Korfmann das Troia (Ilion) mit der hethitischen Vasallenstadt Wilusa gleichsetzt, ist noch umstritten.
Die Berichte, wofür sie sühnten, sind konfus. Manche glauben, es sei die Strafe für die Beteiligung am Aufruhr gegen Zeus. Für Apollon sind zwei andere Hauptgründe auszumachen. Entweder sühnte er für die Tötung des Pythons oder aber der Kyklopen.
Erscheinungen in der Menschenwelt haben ihre Präfiguration in der Welt der Götter. So wie die Päderastie im antiken Griechenland verbreitet war, war es Zeus selbst, der sie durch seine Liebe zu Ganymed vorlebte. Siehe Kapitel »Ganymed wird Mundschenk des Zeus«, S. 210.
Siehe Kapitel »Telamon in Salamis«, S. 313.
Telamon soll dabei dem Herakles immer einen Schritt voraus gewesen sein. Als er jedoch bemerkte, dass Herakles hinter ihm herstürzte, um ihn zu töten, warf er sich auf den Boden und sammelte Steine. Auf die Frage des Herakles antwortete er, dass er das tue, um »Herakles dem Sieger« einen Altar zu bauen, und rettete auf diese Weise sein Leben.
Ebenjener Iole, die Herakles rechtmäßig bei dem Bogenwettbewerb mit ihrem Vater gewonnen hatte. Seinerzeit hatte Eurytos (II) sein Wort gebrochen und Herakles mit Schimpf und Schande fortgejagt. Jetzt rächte sich der Held, tötete den König und dessen Familie und führte die widerspenstige Jungfrau als Gefangene nach Trachis.
An ebenjenem berühmten Thermopylen-Pass hielt der spartanische König Leonidas 480 v. Chr. mit wenigen Kampfgenossen das gigantische Heer der Perser auf, damit sich die Griechen absetzen konnten.
Nach anderen Versionen tötete Iolaos den Eurystheus, oder er wurde gefangengenommen und von Alkmene gegen den Widerstand der Athener zum Tode verurteilt. Vor seiner Enthauptung prophezeite Eurystheus, er werde Athen gegen die Nachkommen des Herakles schützen. Teile seines Körpers wurden an strategischen Punkten der Befestigungsanlagen beigesetzt.
Siehe Kapitel »Die große Flut«, S. 65.
Die Athener erzählen eine andere Version. Siehe Kapitel: »Athen versinkt in Intrigen, Kämpfen und Unruhen«, S. 272.
Siehe Kapitel »Der verschollene Sohn Ion«, S. 268.
Siehe Kapitel »Dionysos bei Ino und Melikertes«, S. 95.
Ein hellenischer Christophoros.
Der griechische Begriff ›Barbar‹ stand einfach für alle Ausländer, die kein Griechisch sprachen und von denen man nicht mehr verstand als ›bar-bar‹-Lallen. Erst viel später erhielt das Wort seine heutige Pejoration.
Siehe Kapitel »Der goldene Widder«, S. 162.
Dodona liegt in den Hängen des Tomaros, rund 30 km südwestlich von Ioanina. Diese uralte Orakelstätte geht auf prähellenische Zeit zurück, bis sie an den griechischen Zeus und seine eigentliche Gattin Dione überging. Dione ist das weibliche Gegenstück zum Göttervater. Später trat Dione fast völlig hinter Hera zurück, wurde aber mancherorts weiter verehrt. Homer sah Dione und Zeus als Eltern der Aphrodite an und versetzte so die Liebesgöttin in die olympische Generation.
Nach der Sage flohen die Kabiren entsetzt, kehrten aber später wieder zurück.
Am Eingang des Marmarameeres, das unter dem Namen Propontis bekannt war.
Zwischen den türkischen Städten Erdek und Edincik gelegen.
Das heutige Gemlik.
Eine eindeutige Lokalisierung ist nicht möglich. Entweder handelt es sich um Lampsakos, das heutige Lâpseki, das allerdings entgegen der Fahrtrichtung liegt, oder um Chalkedon, den heutigen asiatischen Stadtteil Istanbuls mit dem Namen Kadiköy. Die Tatsache, dass sich Kalchedon in Fahrtrichtung befindet, muss nicht allzuviel bedeuten, da gerade der Rückweg der Argonauten, auf dessen detaillierte Darlegung wir verzichten, um nicht zu verwirren, große Lücken in der antiken Geographie offenbart.
Erst später sollte bei den Griechen und insbesondere bei den Römern der Boxsport mit metallbeschlagenen Handschuhen und Schlagringen zur Grausamkeit verkommen.
Der thrakische Küstenabschnitt Salmydessos mit der gleichnamigen Stadt, dem heutigen Midia.
Weibliche Windgeister mit Frauen- und Vogel-Mischkörpern. Eng mit den Sirenen, deren Vogelartigkeit offensichtlich noch weiter entwickelt ist, und mit den Gorgonen verwandt.
Die Symplegaden werden allgemein mit dem heutigen unspektakulären Rumali identifiziert.
Selbstverständlich weiß der Mythos auch hier von einer Fülle kleinerer Abenteuer zu berichten, wie zum Beispiel von den Aresvögeln, denen wir schon im Kapitel »Stymphalische Vögel« (S. 139) unsere Aufmerksamkeit gewidmet haben.
Das antike Kolchis lag im Gebiet des Phasis (des heutigen westgeorgischen Rioni). Die kolchische Stadt Aia wurde später das griechische Kytaia (Kutaisi) am mittleren Rioni.
In oligarchischen und demokratischen Gesellschaften ist die Redekunst ein probates Mittel, seinen politischen Willen durchzusetzen.
Als Priesterin der Hekate konnte sie Zaubermittel brauen und so auch die sogenannte Promethëische Salbe. Diese wurde aus dem Saft einer kaukasischen Blume gewonnen, die dem Blut des Titanen entwuchs. Rund zwanzig Zentimeter hoch soll sie gewesen sein, ähnlich dem korykischen Krokos, doch safranfarben, doppelstielig und mit roter Wurzel.
Hekate ist sicher ursprünglich eine große Göttin, die sich oftmals im griechischen Pantheon mit einer untergeordneten Stellung begnügen musste. Hier gilt sie vor allem als eine nächtliche Zaubergöttin mit chthonischen Aspekten. Sehr verbreitet ist die dreigestaltige (bzw. dreiköpfige) Hekateia-Darstellung. Gestaltung und Benennung variieren. In der Regel als Dreieinigkeit (Hekate, Persephone und Demeter) angesehen.
Dieser Drache soll aus dem Blut des Typhon geboren sein, über den Zeus den Ätna geworfen hatte.
Die Insel trägt den Namen Aiaia. Homer nimmt eine östliche Lage an, während Spätere sie im Norden des Adriatischen Golfes suchten und manchmal mit dem heutigen Lussin bei Polla identifizierten. Wir verzichten hier und auch bei der Odyssee auf genaue Lokalisationen, da die Rückreiseroute der Argonauten völlig verworren ist und Odysseus’ Abenteuer in ›unendlich weit entfernten‹ mythischen Ländern stattfanden.
Kirke und Medeia sind verwandt. Manche sahen die beiden großen Zauberinnen als Töchter der Hekate, für andere waren Kirke und ihr Bruder Aiëtes Kinder des Helios, was Kirke zu Medeias Tante macht.
Talos war ein voll gepanzertes Wesen, das mit seinem rasenden Lauf Kreta täglich dreimal umrundete. Entweder ist er ein Überbleibsel des »ehernen Geschlechts« und von Zeus als Wächter Kretas eingesetzt oder ein Kunstwerk des Hephaistos, das der Göttervater Minos zu diesem Zwecke schenkte. Näherten sich Fremde der Insel, trieb Talos sie mit Steinwürfen zurück oder sprang mit ihnen, wenn sie es wirklich wagten zu landen, ins Feuer, wo sie verbrannten. Medeia zog den Nagel aus der Ferse, der seine Blutbahn schützte – der einzige verwundbare Punkt –, und Talos verblutete.
Von seiner Vorgeschichte ist wenig bekannt. Er soll der Sohn der Muse Kalliope und des Thraker-Königs Oiagros gewesen sein. Apollon soll ihm die Leier geschenkt und die Musen sollen ihn gelehrt haben, sie zu spielen.
Aristaios war Sohn der Nymphe Kyrene und Apollons. Viele hielten ihn für synonym mit Apollon oder gar Zeus. Nach dem Tode Eurydikes starben alle seine Bienen, für die er so berühmt war. Er sühnte seine Schuld und opferte auf Proteus’ Geheiß vier junge Stiere und vier Kühe. Er ließ ihre Kadaver acht Tage liegen, kam am neunten Morgen mit Mohn, einem schwarzen Lamm und einem Kalb, das er ebenfalls opferte, und aus den verwesenden Därmen entbrauste eine riesige Wolke Bienen, die Aristaios einfing und in seinen leeren Bienenstöcken beherbergte. Später heiratete er Autonoë und musste erleben, wie ihr Sohn Aktaion (s. Kapitel »Aktaions unerlaubter Blick«, S. 102) zerfleischt wurde.
In späterer Zeit wird Helios von Apollon verdrängt, ebenso wie Selene der Artemis Platz machen musste. Orpheus ging weiter, indem er die Sonne als größte Gottheit verehrte. Auch wenn in der Zeusreligion Züge zum Monotheismus wahrnehmbar sind, erstaunt diese Auffassung. Derartige Neuerungen sind in Griechenland eigentlich jüngeren Datums. Vielleicht gibt der mythische Bericht, dass Orpheus auch in Ägypten weilte, einen Fingerzeig. Hier führte der Ketzerpharao Echnaton um 1370 v. Chr. eine reine Sonnenreligion ein.
Das Apollinische und das Dionysische gelten als die beiden Grundkonstituenten der Kunst: siehe Nietzsche, Die Geburt der Tragödie. Das greift zwar philologisch-historisch fehl, aber ist vom philosophischen Standpunkt aus höchst aufschlussreich.
Es gibt viele Abbildungen, die uns diese Begräbnisfeierlichkeiten näherbringen. Der eigentliche Grund für die Beliebtheit dürfte wohl darin bestanden haben, dass sich hier die meisten der größten griechischen Helden versammelt hatten.
Ursprünglich gingen beide nach Korinth, da hier Medeia rechtmäßige Königin war. Helios und Poseidon hatten sich um die Stadt gestritten, die letztendlich dem Meeresgott zugesprochen wurde, wobei der Sonnengott Akrokorinth erhielt (Helios soll es dann Aphrodite geschenkt haben). Helios’ Sohn Aiëtes war bis zu seiner Auswanderung nach Kolchis Herrscher, und seine Tochter Medeia wurde Erbin dieses Amtes. Euripides’ Version der Fremden, die man aus der Stadt verbannt, verdrängte allerdings die ältere Version.
Nach der voreuripideischen Version hatte Medeia sieben Töchter und sieben Söhne. Allen Kindern versprach Hera Unsterblichkeit, da Medeia die Annäherungsversuche von Zeus abgewiesen hatte. Warum trotzdem alle starben, ist umstritten. Eine Überlieferung besagt, dass Iason sie bei dem Unsterblichkeitszauber überraschte und diesen in seiner Unwissenheit zerstörte, ganz wie die Mutter des Demophoon oder der Vater von Achilleus. Seither mussten die Korinther sieben Knaben und sieben Mädchen in den Tempel schicken. Ein ganzes Jahr lang lebten diese dort abgeschieden, und man brachte ihnen Opfer dar, wie zürnenden Gottheiten.
Es gibt auch Erzählungen, nach denen nicht Dionysos, sondern Aphrodite oder Hera die Mädchen strafte, weil sie Gold von ihrer Statue in Tiryns gestohlen hatten.
Hesperis ist die Tochter von Hesperos, dem Abendstern (von hespéra ›der Abend‹). Die Hesperiden werden auch als Kinder von Phorkys und Keto oder als Töchter der Nacht angesehen. Die erwähnte Herakles-Geschichte benötigt allerdings Atlas als Vater der Hesperiden, und ihr Gewicht überwog die anderen Traditionen.
Pallas war die Tochter des Flusses Triton, an dem Athena aus dem Haupt des Zeus entsprungen sein soll. Triton wurde ihr Lehrer und seine Tochter ihre Spielgefährtin.
Apollon »der Feldmäuse«, um dessen Tempel die Stadt Sminthion wuchs und der später die Pest in das Lager der Griechen senden sollte.
Es wird erzählt, dass Dardanos auf Samothrake mit Chryse verheiratet gewesen ist, die den Mysterienkult auf der Insel eingeführt haben soll und ihrem Gatten Erichthonios gebar, der seinem Vater in die Troas folgte.
Astyoche als Mutter des Tros gilt manchen als Nymphe, anderen als Tochter des Simoeis.
Tros hatte Kallirhoë, Tochter des Flussgottes Skamandros, geheiratet und bekam mit ihr die drei erwähnten Kinder. Bei Skamander verschwimmen die Gestalt des alten Flussgottes (Sohn des Okeanos und der Tethys), dessen früherer Name vielleicht Xanthos gewesen ist, und die Gestalt des aus Kreta stammenden Skamander ineinander.
Ares wurde dem lateinischen Mars und Aphrodite der Venus gleichgesetzt. Zu den lateinischen Entsprechungen der griechischen Götter siehe Anhang, S. 502.
Nicht nur Podarkes und Hesione entgingen dem herakleischen Massaker, sondern auch Tithonos. Eos hatte sich in ihn verliebt, ihn geraubt und nach Äthiopien gebracht. Hier gebar sie ihm Emathion und Memnon, den wir im Troianischen Krieg wiedertreffen werden.
Später verliebte sich Aisakos unsterblich in Asterope, die ihn auch erhörte, aber nur zu bald starb. Der Gatte konnte ihren Tod nicht verwinden und versuchte sich selbst zu töten, indem er wieder und wieder von einer Klippe ins Meer sprang. Die Götter erbarmten sich seiner und verwandelten ihn in einen Tauchvogel, damit er seinen Liebeswahn mit mehr Anstand genießen konnte.
Agdys ist nach der Göttin benannt, denn Kybele heißt in der hier dargebotenen Geschichte Agdistis.
Die Tiara ist eine Kopfbedeckung, die nicht nur aus Phrygien, sondern aus vielen asiatischen (hauptsächlich iranischen) Gebieten bekannt ist. Die kegelförmige Mütze wurde meist aus Filz gefertigt. Die Tiaren, die asiatische Könige trugen, waren freilich aus wertvollerem Material. Die persische Mitra ist mit der Mundbedeckung eine Abwandlung der Tiara.
Eine andere Überlieferung sieht in Periëres einen Sohn des Aiolos (Stamm des Prometheus).
Sein Bruder Ikarios zeugte Penelope, die spätere Frau des Odysseus.
Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Überlieferungen, die nur auf den ersten Blick widersprüchlich sind. Bedenkt man nämlich, dass Leda (lykisch lada