Ein Roman von Svea Lundberg
© dead soft verlag, Mettingen
http://www.deadsoft.de
© the author
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com
© Cover photo by jackson photografix
© Rahmen: Panuwatccn - shutterstock
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-340-0
ISBN 978-3-96089-341-7 (epub)
Mein Dank für die Mithilfe bei diesem Romanprojekt geht an meine fleißigen Testleser*innen Jenny, Miriam, Sven und Tina, sowie an meine wunderbare Lektorin Annette. An Simon, für ein erneutes Buchzuhause beim dead soft verlag, und an Irene, für das großartige Cover.
Thank you, Dave Jackson, for the inspiring cover image. And best regards to Brandon and David, you look breathtaking together.
Auf dem Zenit seiner Karriere als internationaler Pornostar sehnt sich Tyler Stone nur nach einem: dem Rampenlicht zu entfliehen. Über die Jahre ist ihm das Business zuwider geworden und ihn begleitet die ständige Angst, seine Ex könnte herausfinden, woher das Geld stammt, mit dem er den Lebensunterhalt ihrer gemeinsamen Tochter finanziert.
Um endlich den Ausstieg zu schaffen, kommt ihm das Angebot des Labels CC Cocks gerade recht: eine unverschämt hohe Gage für einen Dreh der besonderen Art. Vierzehn Tage gemeinsam mit einem Porno-Kollegen in einer Ferienwohnung. Keine Kameraleute, keine Regieanweisungen. Dafür Live-Webcams in jedem Zimmer.
Es gibt nur einen Haken: Sein Co-Darsteller Jayson Ward liebt es, der feuchte Traum Tausender zu sein und sich in sozialen Netzwerken zu präsentieren, womit er keine Sympathiepunkte bei Tyler sammelt. Doch auf engstem Raum entwickelt sich aus Abneigung und Spott nach und nach der Wunsch, einander nahe zu sein – ohne Kameras. Dumm nur, dass der Vertrag genau das verbietet. Und dümmer noch, dass Tylers wohlbehütetes Privatleben durch die Annäherung an Jayson mit einem Mal wie auf dem Präsentierteller liegt.
~~~ Tyler ~~~
Was mich selbst nach Jahren im Business immer wieder aufs Neue faszinierte, war, dass das, was eigentlich das Einfachste und Geilste auf der Welt hätte sein sollen, manchmal so verdammt harte Arbeit war: abzuspritzen! Bei meinen ersten Drehs war ich noch so aufgeheizt von meinen Darstellerkollegen und den Kameras um uns herum gewesen, dass ich echte Mühe gehabt hatte, nicht direkt bei der ersten Szene zu kommen. Inzwischen jedoch schien mich weitgehend alles, was wir am Set miteinander trieben, kalt zu lassen. Man munkelte ja, es gäbe einige Darsteller, die nicht nur schnell nach der entsprechenden Regieanweisung, sondern sogar direkt auf Kommando ihre Ladung verschießen konnten.
Ich gehörte nicht dazu.
Von der naiven Vorstellung, der Orgasmus vor laufender Kamera sei der Beste der Welt, hatte ich mich längst verabschiedet. Ebenso von der Meinung, abzuspritzen müsse natürlicherweise und zwangsweise mit einem Hochgefühl einhergehen.
Musste es nicht.
Oft war es das bloße Abarbeiten eines Samenergusses. Reine Biologie. Oder war es Physik? Chemie? Oder war das nicht alles irgendwie dasselbe?
»Oh jaaa ... Tyler ... jetzt!« Leroys Stöhnen hätte vermutlich als Ansporn für mich dienen sollen. Doch in diesem Moment hatte es eine ähnliche Wirkung auf meinen sich im Schneckentempo nähernden Höhepunkt wie der Gedanke an Physik.
An diesem Punkt jedoch kam eine weitere Qualität eines guten Pornodarstellers ins Spiel: das Schauspieltalent. Denn der Clou an einem Orgasmus vor laufender Kamera war, es aussehen zu lassen, als sei es – verdammt nochmal – der geilste Höhepunkt, den du jemals hattest.
Bislang hatte ich mich eigentlich für einen recht guten Schauspieler gehalten. Doch passable Vortäuschungsqualitäten hin oder her, all das gespielt lustvolle Gestöhne nützte rein gar nichts, wenn meine Eier sich weigerten, ihr Heiligtum loszuwerden. Man musste mir jedoch zugutehalten, dass mein Keuchen inzwischen echt war – nur nicht lustvoll, sondern vielmehr angestrengt und genervt.
»Tyler, brauchst du ’ne Pause?«, ertönte Daves Stimme aus dem Off und er linste über seine Kamera hinweg zu mir.
»Nein«, knurrte ich ihn an, intensivierte die Bemühungen meiner Hand um meinen Schwanz. Eine Pause war so ziemlich das Letzte, was ich brauchte, denn dann würde mein bestes Stück wahrscheinlich endgültig seinen Dienst für die nächsten Stunden einstellen.
»Wir können auch aus einer anderen Perspektive drehen«, schlug Dave vor und Leroy nickte in Richtung des Tisches, der am anderen Ende des ansonsten kahlen Raumes stand.
»Wir könnten nochmal da ...«
»Fuck, nein!«, herrschte ich ihn an, »ich hab’s gleich.«
»Soll ich dir ...?« Noch ehe er den Satz vollendet hatte, griff ich in seinen blondgelockten Schopf und zog seinen Kopf weiter in Richtung meines Schritts. Ganz kurz trafen sich dabei unsere Blicke und ich hätte schwören können, er verstand in diesem Moment, dass ich in einer verfluchten Misere steckte. Willig ging er die drängende Bewegung meiner Hand mit, war anschmiegsam wie in den Fick-Szenen zuvor.
»Mach ... lutsch meinen Schwanz ...« Vielleicht würde es ja helfen ...
Noch während ich ihm die Worte zuraunte – selbstverständlich laut genug fürs Mikrofon – schob ich meinen Schaft zwischen Leroys Lippen und tief in seine Kehle. Eine Schluckbewegung verstärkte den Sog und ich schloss die Augen, sodass niemand sehen konnte, wie ich sie verdrehte. Noch so etwas, dessen Reiz inzwischen fast gänzlich verflogen war: Deep Throats.
Was auf dem Bildschirm zugegebenermaßen ziemlich geil aussah und oberflächlich betrachtet von Unterwerfung und Hingabe gleichermaßen zeugte, war im Grunde nichts anderes als erlernte Technik. Und genau danach fühlte es sich für mich in diesem Moment auch an.
Technik.
Ein mechanisch ausgeführter Akt.
Vor die Kamera gebracht, um Fantasien zu wecken und zu beflügeln. Meine eigene Fantasie allerdings träumte inzwischen von ganz anderen Dingen.
Wenn ich mich alleine in meinem Appartement meinen sehnsüchtigen Gedanken und meiner Hand – oder irgendeinem Toy – hingab, träumte ich nicht davon, zentimetertief in der Kehle eines anderen Kerls zu stecken. Oder davon, einen anderen durchzunehmen, während der mir laut stöhnend bestätigte, dass mein Schwanz der größte und geilste sei, den er jemals im Arsch gehabt hatte.
Es war nicht so, dass mir der Sex vor der Kamera zuwider war. Es hatte Zeiten gegeben, in denen mich das Wissen, dass mir andere beim Ficken zusahen, angemacht hatte. Doch inzwischen erschien mir der Akt vor der Kamera so ... banal. Was mir fehlte, war Intimität. Nicht die Art von Intimität, keine Kameras und keinen Regisseur um mich herum zu haben. Sondern vielmehr dieses Gefühl von Verbundenheit mit meinem Sexpartner.
Ich wollte herausfinden, was ihn geil machte. Wirklich geil, nicht aufgesetzt geil für die Zuschauer.
Ich wollte herausfinden, was ihn dazu brachte, leise meinen Namen zu wimmern. Wollte selbst unter seinen Händen zerfließen, mich in seinen Küssen verlieren. Ich wollte Nähe. Sinnlichkeit und echte Leidenschaft. Wollte Orgasmen, die mich atemlos vor Glücksgefühlen zurückließen.
Kurzum: Ich wollte etwas, das ich bei Pornodrehs niemals würde finden können.
Und das, obwohl CC Cocks mehr als andere Labels Wert auf sich langsam steigernde Erotik und eine gute Chemie zwischen den Co-Stars legte. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass die Zuschauer im Endeffekt eben doch genau das sehen wollten, was sie in jedem Porno zu sehen bekamen: Kerle, die Schwänze lutschten und Ärsche leckten. Sich gegenseitig fickten und dabei ihre Geilheit in die Kamera stöhnten.
Eben genau das, was ich in diesem Moment tat: Mit einem brummenden, lang gezogenen Schrei entlud ich mich über Leroys Brust und Hals. Keuchte und ruckte mit den Hüften gierig nach vorne, als er meine spermaverschmierte Eichel noch einmal in den Mund nahm. Dabei seinen Blick provokant in meinen bohrte.
Mit einer Hand in seinem Haar zog ich ihn zu mir nach oben. Leckte meinen Saft von seinen Lippen und von seinem Kinn. Ein kurzer, vergleichsweise zärtlicher Kuss folgte. Leroy lachte befreit auf.
Cut.
Stille.
Leere.
Dann Daves Stimme aus dem Off: »Gute Show, Jungs! Wir haben’s!«
Erleichtert, im wahrsten Sinne des Wortes leergesaugt, aber keineswegs befriedigt, sank ich zurück auf meine Fersen. Sah Leroy dabei zu, wie er leichtfüßig vom Sofa sprang und nackt und spermaverschmiert wie er war, quer durch den Raum lief und mit Dave zum High Five einschlug.
~~~~~
Frisch geduscht und in mein Lieblingsoutfit gehüllt – zerrissene Jeans und schlichtes weißes Shirt – tappte ich rund eine halbe Stunde später durch die weitläufigen Flure der CC Cocks Mansion. Die meisten der Kerle, die bei diesem Label unter Vertrag waren, hätten es wohl als riesigen Pluspunkt angesehen, dass uns für Drehtage und auch darüber hinaus eine regelrechte Villa zur Verfügung stand. Mir persönlich war es ziemlich egal.
Während viele von den Jungs auch außerhalb ihrer Drehtage Zeit hier verbrachten, bestand meine übliche Routine aus einer schnellen Dusche und eventuell einem kurzen Gespräch mit unserem Labelchef Clint. Entgegen der anderen nannte ich die Mansion nicht mein zweites Zuhause. Und das, obwohl ich Clint bereits aus Jugendtagen kannte und damit eine besondere Verbindung zu ihm und seinem Porno-Imperium hatte.
Auch an diesem Tag hoffte ich darauf, der Villa schnellstmöglich den Rücken kehren zu können, doch Clints WhatsApp ließ anderes vermuten: Er wollte mich nach meinem Dreh sprechen.
Auf dem Weg zum Büro kam mir Peaches entgegen. Daves Hündin. Neben dessen Ehegattin die einzige Frau, die regelmäßig die Studios betrat. Die sandfarbene Promenadenmischung trippelte schwanzwedelnd um meine Beine, leckte mir einmal begeistert über den nackten Fuß, beschnüffelte meine Sneakers, die ich in der Hand hielt, und beschloss dann, dass es im Moment spannendere Dinge gab als mich. In geschäftigem Trab wetzte sie die Treppen hinab ins Untergeschoss, sicher auf der Suche nach einem Ball und jemandem, der ihn ihr durch den riesigen Garten warf. Gewiss würde sie Erfolg haben. Unter den Jungs fand sich immer irgendeiner, den sie mit ihrem treuen Blick bezirzen konnte.
Clints Bürotür stand wie immer halb offen, von drinnen konnte ich gedämpftes Stöhnen hören. Vielleicht hatte Dave ihm die Rohszenen des heutigen Drehs bereits zugeschoben, oder vielleicht brütete Clint gerade über anderem Filmmaterial. Wer wusste das schon ...? In meinen Ohren klang das Stöhnen meiner Drehpartner immer weitgehend gleich, keine Ahnung also, ob gerade Leroy, ich selbst oder irgendein anderer über Clints Bildschirm turnte.
Mehr aus Prinzip denn aus tatsächlicher Notwendigkeit klopfte ich an, schob dann die Tür vollends auf.
»Ty ... hey!« Clint begrüßte mich wie immer mit diesem väterlichen Strahlen, das mich einerseits berührte und mir andererseits die Kehle eng werden ließ. Auf eine schmerzliche Weise.
»Hi! Na ...?«
»Ziehst du die Tür bitte zu?«
Ich stockte, irritiert huschte mein Blick zwischen dem Labelchef und der Tür hin und her. Doch schließlich tat ich, wie er gebeten hatte.
»Gibt’s was Dringendes?«
»Dringend vielleicht nicht, aber wichtig.« Mit einer Handbewegung bat Clint mich auf einen der Clubsessel in der rechten Ecke des Raumes. »Trinkst du was? Whiskey? Scotch?«
»Einfach Soda, wenn du da hast.«
Er nickte bedächtig. Wenig überrascht. Er kannte mich zu lange, als dass er nicht wusste, dass ich nur selten Alkohol konsumierte und schon gar nicht mitten am Tag. Dennoch versuchte er aus mir unerfindlichen Gründen immer wieder, mich zu einem Gläschen zu verführen.
»Also«, hakte ich mit plötzlicher Ungeduld nach, als er mir endlich gegenübersaß, »was gibt’s?«
Statt zu antworten maß Clint mich mit einem langen Blick, während er einschenkte. Erst als er sich mir gegenüber in dem zweiten Sessel niederließ, brach er die entstandene Stille.
»Wie geht’s dir? Wie war der Dreh?«
Mir lag schon die übliche, flüchtige Antwort auf den Lippen, doch etwas in Clints Miene ließ mich stocken.
»Wie komme ich darauf, dass die Frage tiefgründiger gemeint ist, als sie klingt?«
Mit einem langen Seufzen lehnte Clint sich zurück.
»Du wirst der Drehs langsam müde, hmm?«
Obwohl er es wie eine Frage formulierte, klang es eher nach einer Feststellung. Nach einer, die wenig Widerspruch zuließ und außerdem kannte Clint mich nach all den Jahren wohl zu gut, als dass ich ernsthaft hätte darüber nachdenken können, ihm etwas vorzumachen.
»Clint …«, setzte ich an, ohne recht zu wissen, wie ich meine Gedanken in Worte packen sollte. Clint hatte mir vor rund vier Jahren mit seinem Angebot für einen Dreh den Arsch gerettet. Wie sollte ich ihm da sagen, dass …?
»Schon gut.« Er winkte mit einer laschen Handbewegung ab. Für einen Moment huschte ein Schatten über sein Gesicht, ganz so als sei er enttäuscht darüber, dass ich es nicht fertig brachte, ihm ins Gesicht zu sagen, dass ich lediglich deshalb eisern an dem Vertrag festhielt, weil ich momentan nicht wusste, wie ich sonst die beiden Dinge finanzieren sollte, die Monat für Monat so scheiße viel Kohle schluckten.
»Ich habe ein Angebot für dich.«
Über den Rand meines Wasserglases hinweg blinzelte ich ihm überrascht über den Themenwechsel zu.
»Okay …«, entgegnete ich gedehnt, »klingt irgendwie groß.«
»Ist es. Definitiv.«
Wieder blinzelte ich. Von plötzlicher Unruhe gepackt, konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick einmal quer durch den Raum schweifte. Über die breiten Panoramafenster glitt. Hinaus in den Garten. Am Pool lagen zwei meiner Darstellerkollegen. Jayson und Rizzo, wenn ich mich nicht täuschte.
Ich zwang mich, Clint erneut anzusehen.
»Also? Spann mich nicht länger auf die Folter.«
~~~ Jayson ~~~
Vor mir stemmte sich Rizzo am Poolrand hoch, zog sich aus dem Wasser und ging hinüber zu den Liegen. Jede seiner Bewegungen sah dabei so leicht und unbeschwert aus, beinahe tänzerisch. Wäre ich Rizzos Mom, würde ich ihn bei Sturm nicht vor die Tür lassen. Zu groß die Gefahr, er würde einfach wegfliegen.
»Jay ... jetzt beweg deinen Arsch aus dem Wasser!« Von den Liegen her winkte er mir auffordernd zu, die Geste wie immer ein wenig übertrieben, ein wenig ... Ich nahm das Wort ›tuntig‹ nicht gerne in den Mund. Schon gar nicht in Bezug auf Rizzo. Er war ein Phänomen und noch mehr waren es seine Bewunderer und Hater. Für die einen war er zu feminin, um ein Mann zu sein, die anderen verehrten ihn für eben jene Zartheit. Mehr noch, sie jubelten ihm zu, wenn er als Mandy auf der Bühne stand. Porno und Drag ... eine mehr als komplizierte Mischung, wie ich selbst nur zu gut wusste.
In einem Business, das harte, rohe Männlichkeit propagierte, hatten es Kerle wie Rizzo nicht leicht. Kerle allerdings, die darüber hinaus als der Inbegriff von Weiblichkeit auf einer Showbühne standen, waren gefundenes Fressen.
Aber Rizzo lächelte die teilweise wirklich schrecklichen Kommentare einfach fort. Er liebte es, Mandy zu sein. Er liebte es, schmal und hübsch und sexy zu sein. Er liebte es, mit großen, bärigen Typen zu drehen, für sie Bottom zu sein, sie dabei ›Daddy‹ zu nennen und damit den Inbegriff des Klischees zu erfüllen. Und er liebte es, verdammt nochmal, er selbst zu sein.
Und dafür liebte ich ihn!
Unter seinen verboten langen Wimpern hindurch, die selbst ohne Mascara absolut mandy-like waren, blinzelte er mich vielsagend an.
»Erzählst du mir jetzt, was Clint vorhin von dir wollte?«
Ich war schon im Begriff, mich auf die Liege neben ihn fallen zu lassen, doch er streckte mir auffordernd eine Flasche Sonnenmilch entgegen, drehte sich auf den Bauch und wackelte dabei ein bisschen mit seinem kleinen, runden Knackarsch. Brachte mich damit zum Lachen.
Als ich das erste Mal meine Hände auf seine babypozarte Haut legte, seine schmalen Schultern leicht massierte, statt ihn einfach nur einzucremen, gab er einen schnurrenden Laut von sich, für den ihm so manch anderer Kerl sicher die knappen Badeshorts vom Arsch gerissen hätte. Aber wenn man betrachtete, wie oft Rizzo und ich gemeinsam Zeit verbrachten, taten wir dies erstaunlich wenig im Bett. Unsere Freundschaft war durchaus eine mit dem gewissen Zusatzfaktor. Sex mit Rizzo war fantastisch. Fantastisch unkompliziert und fantastisch versaut. Es gab wenige Kerle, die so zufrieden mit sich, ihrer Sexualität und ihrem Körper waren wie er.
Aber unsere Freundschaft fußte auf weitaus mehr als nur auf Sex. Den konnten wir schließlich andauernd haben ...
»Also?«, hakte Rizzo nach, als ihm mein Schweigen offenbar zu lange dauerte.
Mit einem Seufzen gab ich nach. Ich hatte keine Ahnung, ob ich die Sache bereits ausplaudern durfte – vermutlich eher nicht. Aber bei Rizzo wären Clints Pläne sicher.
»Clint und Dave wollen mich als Hauptdarsteller für das nächste große Filmprojekt.«
Sofort gab Rizzo ein begeistertes Quietschen von sich. Mehrmals jährlich brachte CC Cocks neben den alltäglichen Pornos DVDs mit Aufnahmen in Spielfilmlänge heraus. Und jeder von uns träumte davon, den Hauptpart übernehmen zu dürfen. Sowohl Rizzo als auch ich hatten bereits in mehreren längeren Produktionen mitgewirkt, im vergangenen Jahr sogar gemeinsam mit zwei weiteren Darstellern. Dennoch war es immer wieder eine kleine Ehre, von den beiden Labelchefs ausgewählt zu werden.
»Und?«, hakte das kichernde Energiebündel unter mir sofort nach. »Weißt du schon, um was es gehen wird? Und mit wem du drehen wirst?«
Tatsächlich war die erste Frage eigentlich die spannendere. Denn die Filmproduktionen von CC Cocks beinhalteten kein handlungsloses Herumgevögel. Okay ... natürlich wurde viel gefickt, aber stets eingebettet in eine richtige Story. Die gut zwei Stunden Film füllten nicht nur nackte Schwänze und Ärsche, sondern durchaus auch Dialoge. Richtige Dialoge mit Inhalt.
Seit ich mit Clint gesprochen hatte, fand ich die Frage nach dem ›mit wem‹ allerdings bedeutsamer.
»Es soll ein Live-Format werden«, erklärte ich, während ich einen weiteren Klecks Creme auf Rizzos unterem Rücken verteilte. »Sie wollen uns für vierzehn Tage in ein Ferienhaus stecken, das überall mit Kameras verkabelt ist, die live ins Web übertragen. Also eigentlich kein klassischer Film und in dem Sinne auch kein richtiger Dreh.«
Rizzo verrenkte sich fast den Hals, um mich ansehen zu können. In seinen dunklen Augen funkelte es begeistert.
»Wie geil ist das denn? Stell dir mal vor, was für eine mega Publicity das gibt. Und ich nehme mal an, die Bezahlung ist auch nicht übel.«
Allerdings nicht!
»Ich find’s auch ziemlich cool«, gab ich unumwunden zu und kletterte von Rizzo hinunter, ließ mich auf die Liege neben ihm fallen und angelte daneben nach meiner Sonnenbrille. Durch die getönten Gläser hindurch registrierte ich seinen forschenden Blick.
»Nach ›ziemlich cool‹ siehst du aber nicht aus. Ist dein Co-Darsteller hässlich?«
Lachend schlug ich nach Rizzo und erwischte ihn an der Schulter. Als ob es bei CC Cocks hässliche Kerle gäbe. Sie waren vielleicht nicht alle mein Typ. Aber selbst das war in diesem Fall nicht ansatzweise das Thema.
»Nicht hässlich«, murmelte ich also, »im Gegenteil, ziemlich heiß.«
»Jetzt sag schon ...«
»Tyler.«
»Tyler wer?«
Zugegeben, es waren insgesamt drei Tylers beim Label unter Vertrag. Aber lediglich einer davon schaffte es, dass mich die Aussicht, mit ihm zu drehen, auf seltsame Weise nervös machte.
»Lass mich raten ...« Rizzo schaltete offenbar schnell. Mit gesenkter Stimme raunte er mir zu: »Tyler the Stone.«
Dass er nicht Tylers regulären Künstlernamen verwendete, sondern auf das ›the‹ bestand, ließ mich die Augen verdrehen.
»Genau der.«
»Tja dann ...« Noch immer tiefenentspannt auf dem Bauch liegend, blinzelte Rizzo mir vielsagend zu. »Vielleicht schaffst du ja, was noch keiner vor dir geschafft hat, und bringst ›the Stone‹ zum Erweichen.«
Ich schnaubte. »Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Kerl ist ’ne Hete, so kalt, wie ihn das alles lässt.«
Rizzo kicherte.
»Wer weiß ... ›gay for pay‹ und so. Aber mal ernsthaft, wäre er hetero, würde ich bei seinem Anblick nicht so verflucht feucht werden.«
»Ricardo, du bist ’ne Sau«, stellte ich grinsend fest, musste ihm aber im Stillen recht geben. Tyler Stone war hundertprozentig schwul. Und hundertprozentig heiß.
»Hast du schon mal mit ihm gedreht?«, hakte ich bei Rizzo nach, obwohl ich die Antwort eigentlich kannte. Ich hätte jeden aufzählen können, der schon Mal Hand an meinen kleinen Sunnyboy gelegt hatte.
»Nein, aber ich würd gern. Erzähl mir, wie er war. Oder noch besser: Frag Leroy.«
»Huh?«
Ich folgte Rizzos Fingerzeig über mich hinweg und drehte mich dabei auf der Liege um. Quer über den akkurat gestutzten, saftig grünen Rasen kam Leroy auf uns zu, Peaches ihm dicht auf den Fersen.
»Hey!« Im Vorbeigehen schlug er in meine ausgestreckte Hand ein, die gleich darauf von Peaches begeistert beschnüffelt wurde. Als hätte sie mich heute noch nicht gesehen.
Rizzo erntete ein Küsschen und ein »hey, Sweetie« von Leroy, das mich dazu brachte, forschend die Brauen zusammenzuziehen. Rizzos schmaler Statur und seines fein geschnittenen Gesichtes sei Dank, meinten einige Männer, es sich herausnehmen zu können, ihn wie ein Püppchen zu behandeln. Allerdings waren sein Selbstvertrauen und seine Klappe groß genug, um sie in ihre Schranken zu verweisen. Dass er Leroys Kommentar lächelnd hinnahm, bestätigte mir, dass die beiden enger miteinander waren, als ich bislang angenommen hatte. War mir da irgendetwas entgangen?
Über Rizzo hinweg musterte ich Leroy, der sich ebenfalls nur in Pants auf einem Liegestuhl fläzte. Um seinen Mund spielte ein zufriedenes Schmunzeln.
»Aha, da ist jemand gut durchgefickt.«
Er blinzelte mir träge zu.
»Mhm, doch, war gut.«
Rizzo und ich durchbohrten ihn gleichermaßen mit Blicken.
»Was denn? Ja, er war gut. Dave wollte es ziemlich ›raw‹. Je härter der Fick, desto deutlicher zeigt sich, ob du einen guten Top erwischt hast.«
Dieser Pornoweisheit konnte ich im Stillen nur zustimmen. Einen harten Schwanz in einen willigen Arsch rammen und es wild und leidenschaftlich aussehen lassen, konnte so ziemlich jeder Idiot. Dafür zu sorgen, dass der Bottom auch wirklich seinen Spaß hatte und nicht nur zähneknirschend standhielt, war auf einem anderen Blatt geschrieben.
Neben mir seufzte Rizzo.
»Haltet mich für einen Groupie, aber ich würde echt gerne mal mit ihm drehen. Er wirkt immer so ... ›kalt‹ ist das falsche Wort.«
»Unnahbar«, warf ich ein und merkte, wie ich beim Gedanken an Tyler nachdenklich mit der Zungenspitze mein Lippenpiercing hin und her zu drehen begann. Aus dem Augenwinkel behielt ich Leroy im Blick.
»Hmm ... ja, stimmt schon. Er bleibt irgendwie kontrolliert. Aber Jesus ... ist mir egal, solange er sich in meinem Arsch gut anfühlt.« Mit dem Schließen seiner Augen erklärte Leroy das Thema für beendet. Rizzo hingegen warf mir mal wieder einen seiner allessagenden Blicke zu. Ich verdrehte die Augen, schloss sie dann ebenfalls. Doch vor mir selbst konnte ich nicht abstreiten, dass es mich reizte, herauszufinden, was man tun musste, um aus Tyler the Stone ein weiches, anschmiegsames Bündel aus Lust und Hingabe zu machen.
~~~ Tyler ~~~
»Muss es ausgerechnet Jayson sein?« Während ich die Frage aussprach, ruhte mein Blick auf eben jenem. Gerade kletterte er über Rizzo und ließ sich gemütlich auf dessen Arsch nieder, um ihm den Rücken einzucremen.
»Was hast du gegen Jay?«, kam es hörbar verwundert von Clint, der noch immer in einem der Clubsessel saß. Ich selbst stand an den Rahmen eines der Panoramafenster gelehnt und starrte nachdenklich hinunter in den Garten – und auf Jayson. Immer noch.
»Nichts«, stieß ich hervor, »ich hab nichts gegen ihn. Eigentlich kenne ich ihn ja kaum.«
»Stimmt, ihr habt noch nie zusammen gedreht. Deshalb wollte Dave, dass ihr das Projekt gemeinsam macht.«
Innerlich schnaubte ich. Wäre es Clints Idee gewesen, hätte ich ihn vielleicht noch umstimmen können. Immerhin waren wir sowas wie enge Bekannte, fast schon irgendwie Familie. Er kannte mich, seit ich ein Teenie war.
Dave hingegen würde ich nicht einfach bequatschen können. Zwar achtete er mehr noch als Clint darauf, dass sich die Darsteller miteinander wohlfühlten, aber es brauchte schon eine gute Begründung, um einen Co-Darsteller auszuwechseln. Und die hatte ich nicht.
Ich konnte nicht behaupten, dass ich Jayson nicht mochte. Ich konnte nicht mal sagen, dass er mir unsympathisch war. Er war mir vielmehr ... suspekt?
Um genau zu sein, war nicht ›er‹ mir suspekt, sondern seine Begeisterung, mit der er für das Pornobusiness und alles, was damit zusammenhing, lebte. Ich wusste selbst, dass ich im Vergleich zu den meisten anderen Darstellern sehr zurückhaltend war, was öffentliche Auftritte bei Preisverleihungen, Partys oder im Internet anging. Sicher, man fand meine Filme im Netz, ein paar kurze Interviews, aber mehr auch nicht. Und das aus gutem Grund!
Jayson hingegen breitete nahezu sein komplettes Leben in der Öffentlichkeit aus. Er fütterte täglich seine Instagram- und Twitter-Accounts mit Bildern und kurzen Nachrichten, drehte mehrmals im Monat YouTube-Videos, zeigte sich fast jedes Wochenende bei Galas und in einschlägigen Clubs. Kaum eine Frage war ihm zu intim, und entgegen der meisten anderen Darsteller hatte er keinen Künstlernamen. Wenn man »Jayson Ward« googelte, erhielt man Jayson Ward. Den Pornostar und den Menschen dahinter. Dafür liebten ihn seine Fans.
Und Jayson liebte es, geliebt zu werden.
Was ich jedoch am unglaublichsten fand, war die Tatsache, dass er auch jeden einzelnen Dreh liebte.
Wir alle, jeder einzelne von uns, gab sich alle Mühe, den Sex vor der Kamera so heiß und intensiv wirken zu lassen, wie nur irgendwie möglich. Wir verdienten unser Geld nicht nur mit Ficken, sondern auch damit, Fantasien wahr werden zu lassen. Dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass wir es liebten, genau so Sex zu haben, wie wir es in den Filmen taten.
Was selbstverständlich Bullshit war!
Keiner – absolut niemand! – wollte tagtäglich einen überdimensional großen Schwanz ohne Vorspiel, ohne Vorbereitung und in einem einzigen Stoß in den Arsch geschoben bekommen. Keiner wollte mehrere Stunden lang vier oder noch mehr verschiedene Stellungen durcharbeiten. Und keiner von uns praktizierte im heimischen Bett diese lächerlichen »Ich-stöhn-und-schrei-mir-die-Seele-aus-dem-Leib-Orgasmen«.
Wirklich. Keiner.
Außer Jayson Ward.
Zugegeben, ich wusste nicht, wie er sich privat beim Höhepunkt anhörte oder welche Stellungen er bevorzugte. Aber was ich wusste, war, dass er die Drehs genoss. Jeden einzelnen davon. Denn diese Intensität, mit der er sich seinen Drehpartnern hingab, konnte nicht gespielt sein. Er liebte, was er da vor der Kamera tat. Er ließ die Welt mit Begeisterung an seiner Ekstase teilhaben. Und das alleine war es, das mir diesen Kerl so suspekt machte.
»Ty ...? Dale!«
Ich zuckte heftig zusammen und fuhr zu Clint herum, als er mich mit meinem richtigen Vornamen ansprach. Etwas, das er hier in der Mansion sonst nie tat.
Er schmunzelte obgleich meines anscheinend ziemlich entgleisten Gesichtsausdrucks.
»Wo warst du nur gerade mit deinen Gedanken? Du sahst ja vollkommen weggetreten aus.«
Ich schüttelte nur den Kopf, machte eine wegwerfende Handbewegung, ehe ich halbherzig hinter mich in den Garten zeigte.
»Vierzehn Tage mit Jayson also? Weiß er es schon?«
Zu meiner Überraschung nickte Clint. Ich hatte wirklich gedacht, er würde zuerst mit mir darüber sprechen.
»Jay hat zugesagt.«
Schön ... es kam also nur auf mich an. Wenn ich protestierte, war ich der Buhmann in der Geschichte. Prinzipiell etwas, womit ich hätte leben können, aber da war ja noch etwas ...
»Und der zweite Teil des Deals?«
Clint lehnte sich in seinem Clubsessel zurück und musterte mich einen langen Moment.
»Du bist immer noch nicht so richtig glücklich in diesem Business, huh?«
Ich verdrehte die Augen. Clint kannte mich eigentlich viel zu gut, um mich das fragen zu müssen.
»Wundert’s dich? Die Drehs sind die eine Sache. Das viel größere Ding ist, dass ich mit jedem Filmrelease erneut Schiss habe, dass doch noch jemand dahinterkommt und es Mary steckt.«
»Tyler, wie oft noch? Mary wird es nicht mitbekommen.«
»Und wie willst du dafür garantieren? Sie braucht nur einen einzigen Kumpel zu haben, der sich gerne mal auf Gay-Porn-Seiten rumtreibt. Wenn mich jemand erkennt, dann ...«
»Tyler! Du hast selbst gesagt, das mit Mary sei ein One-Night-Stand gewesen. Einer, von dem kaum jemand etwas mitbekommen hat. Wahrscheinlich kennt keiner ihrer Freunde auch nur dein Gesicht.«
»Wir haben ein ...«
»Sie hat ja wohl währenddessen kein Foto von dir gemacht!«
»Nein, aber ...«
»Willst du aussteigen?«
Statt einer Antwort entwich mir zunächst nur ein keuchender Laut.
»N-nein …«
»Tyler!«
Schnaufend stieß ich die Luft aus.
»Keine Ahnung«, entgegnete ich schließlich wahrheitsgetreu. »Ich weiß es wirklich nicht, Clint. Ja, ein Teil in mir würde allzu gerne all das …« In einer unbestimmten Geste deutete ich durch den Raum, als würden hier, in diesem Büro, all die Drehs stattfinden. Noch einmal atmete ich durch, ehe ich den Satz beherrschter beendete: »Ja, ich denke manchmal darüber nach, auszusteigen, aber … Shit, du weißt, ich brauche das Geld momentan und außerdem … Sei ehrlich, Clint, würdest du mich gehen lassen?«
Für einen kurzen Moment schien es mir, als würde er meinem Blick ausweichen. Doch da mein eigener unstet durch den Raum und hinab in den Garten huschte, konnte es ebenso gut Einbildung sein.
»Würde ich.« Seine Antwort klang gepresst, aber ehrlich in meinen Ohren. Erneut schnaufte ich überrascht auf. »Bevor du irgendetwas überstürzt herausposaunst, hör dir den zweiten Teil des Deals an.«
Ich schluckte jedwede Erwiderung hinunter und ließ mich ergeben in den Clubsessel fallen. Es gab so verflucht viele Darstellerkollegen, deren Eltern, Verwandte und Freunde keinen blassen Schimmer von ihrem kleinen, dreckigen Geheimnis hatten. Nicht umsonst arbeiteten wir fast alle unter Künstlernamen. Ich wusste selbst, dass meine Angst, Mary könnte von meinem Job erfahren, irrational war. Dennoch war sie da.
»Na dann, schieß los.«
»Wenn dieses Live-Experiment so einschlägt, wie Dave und ich es uns erhoffen, werden Jayson und du in diesem Jahr ganz sicher für einige Awards nominiert werden. Bislang hast du dich ja erfolgreich vor den Preisverleihungen und den Partys gedrückt.«
Ich öffnete schon den Mund, doch Clint redete einfach weiter.
»Sag nichts, ich weiß, warum ... Dennoch hier der zweite Teil des Deals: Du gehst dieses Jahr zum HustlaBall nach Berlin. Du ziehst das volle Programm durch: Roter Teppich, Interviews, Preisverleihung, After-Show-Party, ein bisschen Live-Programm auf der Bühne und dann ...«
»Das ist ...«
»Shhh! Hör mir zu! Und dann … danach … lasse ich dich ziehen. Was sagst du?«
Ich sagte ...
... nichts!
Weil ich schlichtweg nichts sagen konnte.
Clint indessen musterte mich mit einer Miene, als würde er auf tosenden Beifall für seine grandiose Idee warten.
»Das ist ...«, setzte ich schließlich an, schaffte es jedoch nicht, meine Gedanken in Worte zu fassen. In meinem Inneren fuhren die Emotionen Achterbahn. Mir war gleichzeitig heiß und kalt und ich hätte schwören können, dass ich Clint anstarrte, als sei er soeben direkt vor mir aus einem verdammten Ufo gestiegen.
»Genial, oder?«
»Wieso genial?«, stieß ich atemlos hervor.
»Ty ... sieh mal ...«, da war sie wieder, diese väterlich-fürsorgliche Miene, »ich weiß, dass du die Drehs eigentlich gerne an den Nagel hängen würdest. Ich weiß auch, dass du es nicht tust, weil du nicht so recht weißt, wohin danach mit dir. Außerdem kann und will ich dich nicht einfach so gehen lassen. Und Dave will es auch nicht. Du gehörst zum Herzstück des Labels. Deine Filme haben Klickzahlen, davon können manch andere Pornosternchen nur träumen. Die Leute lieben es, dir beim Vögeln zuzusehen. Also geben wir ihnen, was sie so sehr wollen. Geben wir ihnen vierzehn Tage ›Tyler exclusive‹. Schau dir den Vertrag an, du streichst eine so hohe Gage ein, dass du dir erst mal keine Sorgen darum machen musst, was du tun wirst, nachdem du die Pornoschuhe an den Nagel gehängt hast. Und darüber hinaus bringst du dem Label nochmal ordentlich Publicity. So haben wir alle etwas davon, meinst du nicht auch?«
Meinte ich das auch?
Ich hatte keine Ahnung.
»Ich kann in den nächsten Wochen nicht so einfach weg«, stellte ich das Offensichtliche fest, über das Clint eigentlich auch Bescheid wissen sollte. Er wusste von meinem Studium, von meinem Nebenjob, der eigentlich gar keiner war, sondern eher ein Gefälligkeitsdeal.
»Ich muss das mit meinem Chef absprechen.«
Clint schnaubte.
»Dass du ihn überhaupt ›Chef‹ nennst ...«
»Ich hab noch Kurse, die ich ... Ich denk drüber nach, ja?«
Er nickte mit zufriedener Miene. Vermutlich hatte er befürchtet, ich würde ihm wüste Verwünschungen an den Kopf werfen und ihn in seinem Büro sitzen lassen.
»Schlaf ’ne Nacht drüber. Oder auch zwei oder drei. Meld dich einfach, wenn du dich entschieden hast.«
Ich nickte. Brauchte einen langen Moment, ehe ich es schaffte, mich aus dem Sessel zu erheben.
»Mach ich. Bis dann ...«
Im Umdrehen streifte mein Blick noch einmal aus dem großen Fenster und hinunter in den Garten. Leroy hatte sich zu Jayson und Rizzo gesellt. Die Erinnerung an den Dreh mit ihm begann bereits zu verblassen. Stattdessen blieb mein Blick für einen langen Moment an Jayson hängen, der gerade von Rizzo von der Liege gezogen und spielerisch in Richtung Pool geschubst wurde. Beinahe schien es mir, als dränge sein Lachen zu uns hinauf. In jeder seiner Bewegungen lag so eine schrecklich befreite Begeisterung. In meinem Magen rumorte es.
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An diesem Abend tat ich etwas, das ich seit Monaten ... nein, sogar seit Jahren nicht mehr getan hatte: Ich schaute Pornos. Und zwar geschlagene zweiundvierzig Stück. Nicht alle in voller Länge, aber ich klickte jeden einzelnen verdammten Fickfilm an, den man von Jayson im Netz finden konnte.
Einige davon kannte ich in Ausschnitten, aber ich hatte noch nie einen seiner Filme im Ganzen angesehen. Aus gutem Grund, wie mir recht schnell klar wurde.
Es war erschreckend! Ich wusste besser als jeder Otto-Normal-Zuschauer, dass das, was auf dem Bildschirm zu sehen war, eine reine Fakevorstellung war. Show für die Kamera. Mehr nicht. Ich wusste es, verflucht nochmal. Und dennoch gab es Momente, in denen ich erst im Nachhinein registrierte, wie gebannt und atemlos ich vor dem Bildschirm saß. Wie sich meine Finger um das Tablet krampfen. Wie mein Atem flog und mein Körper vibrierte. Wie ich – heilige Scheiße nochmal – hart wurde. Weil ich, ausgerechnet ich, der es besser wusste, Jayson jedes verdammte lustvolle Stöhnen abnahm. Jedes Verziehen der Lippen, jeder atemlose Laut aus seinem halb geöffneten Mund, jedes Aufbäumen seines drahtigen Körpers wirkte so echt. So gar nicht gespielt. Wirkte so, als habe er den besten Sex seines Lebens. In jedem verdammten Film.
Zugegeben, gerade bei den Videos, die ganz am Anfang seiner Karriere entstanden waren, gab es Momente, in denen so etwas wie Unsicherheit in seinem Blick aufblitzte. Hinzukam, dass diese Drehs unter dem Dach eines anderen Labels stattgefunden hatten. Eines Labels, das nicht gerade dafür bekannt war, Wert auf sinnliche Erotik oder auf das Wohlfühlen ihrer Darsteller zu legen. Doch selbst das änderte nichts daran, dass Jayson genoss, was er da vor der Kamera tat.
Oder zu genießen vorgab.
Konnte man so perfekt schauspielern?
Mit einem zutiefst frustrierten Laut pfefferte ich nach Film Nummer zweiundvierzig – dem zuletzt entstandenen Flip-Fuck mit unserem Kollegen Jamie Moore – mein Tablet in die Ecke des Sofas und rutschte in den Kissen tiefer. Ich kniff die Augen zusammen und presste mir eine Hand in den Schritt.
Scheiße verdammt, ich war sowas von hart. Aufgegeilt von Jayson Ward. Von der Art, wie er sich vollständig in die Berührungen seines Drehpartners fallen ließ. Wie er sich auf die Unterlippe oder in den Unterarm biss, wenn er hart genommen wurde, wenn die Grenze zwischen Lust und Schmerz verschwamm. Wie er sich anspannte und die Finger in die Laken krampfte, kurz bevor er kam. Und am allermeisten von der Art, wie er immer und immer wieder die Lippen seines Co-Darstellers zu fiebrigen Küssen suchte.
Ich könnte schwören, ich hatte noch nie zuvor Pornos gesehen, in denen so viel und so intensiv geknutscht wurde wie in jenen, in denen Jayson mitspielte. Ich selbst verfolgte in dieser Hinsicht das ›Pretty-Woman-Konzept‹: nicht zu viele Küsse, nicht zu viel Intimität. Jayson hingegen schien nach den Küssen seiner Drehpartner zu gieren. Konnte nicht genug davon bekommen, Lippen und Zunge auf und in seinem Mund zu spüren. Und das war es, was mich am meisten anmachte und gleichsam zur Verzweiflung brachte.
Wie zur Hölle sollte ich vierzehn Tage mit ihm überstehen, ohne ...?
Ja, ohne was überhaupt? Wovor fürchtete ich mich denn in Gottes Namen?
Davor, dass Jayson mich zu einem Pornodarsteller aus Leidenschaft bekehrte?
Ich schnaubte aufgebracht und angelte zwischen den Sofakissen nach dem Tablet.
Lächerlich ... Es war vollkommen lächerlich, sich so einen Kopf darüber zu machen, ob ich mit Jayson drehte oder mit sonst einem x-beliebigen Co-Darsteller. Alles, worüber ich mir wirklich Gedanken machen sollte, war die Frage, ob ich prinzipiell bereit war, das Risiko einzugehen, mich auf eine so große Kampagne einzulassen. Denn ›groß‹ würde es definitiv werden, das war an Clints Miene mehr als deutlich abzulesen gewesen. Das Projekt würde mehr Promo bekommen als all die anderen Filme zuvor. Jayson und mir würde mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden, als mir lieb war. Und ganz abgesehen davon, redeten wir nicht von einem Sexspielfilm, sondern von einer verdammten Live-Show.
Fast vierundzwanzig Stunden online. Das würde bedeuten, dass die Leute Jayson und mir nicht nur beim Vögeln, sondern bei weitaus mehr würden zusehen können. Ein Umstand, der Jayson bestimmt weit weniger verunsicherte als mich. Er lebte sein Leben ohnehin zu neunzig Prozent im Netz. Von mir hingegen gab es so gut wie keine Fotos außerhalb der offiziellen Drehs und Shootings. Und ich hatte eigentlich auch nicht vorgehabt, daran irgendetwas zu ändern.
Wofür also das Risiko eingehen?
Statt mich wieder dem Tablet zuzuwenden, griff ich nach dem Vertrag, den Clint mir mitgegeben hatte, und überflog noch einmal den Punkt, der Auskunft über meine Gage gab.
Clint hatte recht: Mit diesem Betrag würde ich mir in den nächsten Monaten keinerlei Sorgen über mein Leben oder das von Mary und Kaitlyn machen müssen. Mehr noch, ich könnte mir sogar ein kleines Startkapital für meinen mehr oder minder geheimen Traum zur Seite legen: ein eigenes Fotostudio.
Ich könnte endlich raus aus Richards Hinterzimmer, könnte unseren Deal, wonach ich sein Studio nach Ladenschluss für kleinere Aufträge nutzen durfte, aufkündigen und mich endlich selbstständig machen. Insofern ich die letzten Kurse am New York Institute of Photography bestand. Mit den Zertifikaten aus dem Online-Studium und dem kleinen Startkapital könnte ich endlich ...
Ich wagte es kaum, den Gedanken zu Ende zu bringen.
War es die Erfüllung meines Traums nicht wert, über meinen Schatten zu springen? Meine Prinzipien über den Haufen zu werfen?
Sollten sie mir doch vierundzwanzig Stunden beim Essen und Scheißen zusehen. Mein Gott, jeder, der es wollte, konnte sich meinen Schwanz und meinen Arsch in HD anschauen.
Jeder ... Theoretisch auch Mary. Und später irgendwann einmal Kaitlyn.
Und da war sie wieder: die verdammte Panik, doch noch aufzufliegen. Vor Mary – und noch viel schlimmer – vor Kaitlyn erklären zu müssen, dass ich mein Geld damit verdiente, zu ficken und gefickt zu werden. Letzteres selten, aber immerhin ...
Wie erklärte man seiner Tochter so etwas?
Konnte man es überhaupt erklären?
Das Piepsen meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Der Absendername, welcher in der oberen Ecke des Nachrichtenfensters blinkte, sorgte wenigstens dafür, dass mein Schwanz die Hoffnung auf Zuwendung endgültig aufgab.
Hey Dale! Schau mal, hat Kaity für dich gemalt ... XO XO
Der Nachricht war noch eine Bilddatei angehängt. Ein Foto von einem mit Buntstiften gekrakelten Bild. Mit etwas Fantasie waren ein Mädchen und ein Mann zu erkennen. Eine Sonne. Ein schräger Balken, der vermutlich eine Rutsche sein sollte. Kaitlyn und ihr Dad auf dem Spielplatz. Ich schluckte. Blinzelte.
So schön! <3, schrieb ich zurück. Küss die Kleine von mir. Ich hoffe, ich kann euch bald mal wieder besuchen. Braucht ihr was?
Ich musste nicht präziser werden, Mary würde auch so wissen, dass mit ›etwas‹ Geld gemeint war. Seit Kaitlyns Geburt stellte ich ihr jeden Monat einen Scheck über einen Festbetrag aus. Zu Anfang hatte das nicht selten bedeutet, dass ich nicht wusste, wie ich die Miete für meine Ein-Zimmer-Bruchbude bezahlen sollte und mich tagelang nur von gekochten Kartoffeln ernährte. Inzwischen sicherten die regelmäßigen Drehs nicht nur Kaitlyns alltägliche Bedürfnisse, sondern auch mein kleines, aber dennoch sündhaft teures Appartement in Manhattan.
Ehrlich gesagt, bräuchte die Kleine bald wieder ein oder zwei neue Paar Schuhe, bekam ich von Mary als Antwort. Geht das?
Ich schickte nur zwei lächelnde Emojis. Konnte ja schlecht zulassen, dass meine Prinzessin kalte Füße bekam, wenn der Herbst nahte.
Während ›Mary’s writing‹ über dem Textfeld blinkte, klickte ich nochmal das Bild an, musterte es einen Moment lang versonnen. Bis heute war ich mir nicht so ganz sicher, ob ich es eher amüsant oder schlichtweg erschreckend finden sollte, dass bei einem der wenigen Male, als ich Sex mit einer Frau gehabt hatte, direkt ein Kind entstanden war. Man konnte das durchaus als ›Volltreffer‹ werten, aber ebenso auch als ›schöne Scheiße‹ betiteln.
Danke!!! <3 <3 <3 Du weißt, wie hoch ich es dir anrechne, dass du dich kümmerst. Andere hätten versucht, sich rauszuwinden ...
Marys Nachricht ließ mich schmerzlich die Lippen verziehen. Sie hatte ja keine Ahnung, wie oft ich nächtelang wachgelegen und darüber gegrübelt hatte, wie ich mich aus der Affäre ziehen könnte. Letztlich hatte die Vernunft gesiegt. Und als ich Kaitlyn zum ersten Mal im Arm gehalten hatte, war es unmöglich, etwas zu bereuen. Selbst jetzt tat ich es nicht. Auch wenn ich mir bitter bewusst war, dass ich niemals mit Kellnern und Gogo-Tanzen und schließlich Pornos drehen angefangen hätte, hätte ich mir nicht nur um mich, sondern auch um dieses kleine Würmchen Gedanken machen müssen.
Noch einmal wanderte mein Blick zu dem Vertrag, der neben mir in den Kissen ruhte.
~~~ Jayson ~~~
Hi Jayson, bist du zuhause oder in der Mansion? Wenn du in der Mansion bist, würde ich vorbeikommen.
Irritiert blinzelte ich den Bildschirm meines Smartphones an. Es war ja nichts Neues, dass Fans unter meinen geposteten Fotos ziemlich zweideutige – oder auch eindeutige und nicht misszuverstehende – Kommentare hinterließen, und ich wurde auch nicht selten per privater Nachricht dazu aufgefordert, ›dick-pics‹ zu verschicken. Sich selbst eingeladen, mich zu besuchen, hatte sich bislang jedoch noch keiner. Die unverfrorene Direktheit weckte allerdings eine gewisse Neugierde in mir.
Ich klickte das Profil an, aber natürlich war es auf privat gesetzt und der Name ›Dale92‹ brachte auch keine Erleuchtung. Meine Folgen-Anfrage wurde jedoch binnen weniger Sekunden genehmigt. Wiederum wenige Sekunden darauf schnaufte ich genervt auf. Warum meldete man sich denn bitte bei Instagram an, wenn man kein einziges Foto zu teilen gedachte? Sinn einer Social-Media-Plattform nicht begriffen, huh?
Ich hatte schon gute Lust, dem Kerl einfach zurückzuschreiben, dass ich nicht mit ihm kommunizieren würde, wenn er mir nicht wenigstens ein Foto von seinem Schwanz schickte. Doch ehe ich zu tippen begann, trudelte eine weitere Nachricht ein.
Ach ja ... ich bin’s, Tyler Stone. ;-)
Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Weder damit, dass er sich hinter diesem nichtssagenden Profil verbarg, noch damit, dass er sich überhaupt bei mir meldete. Und noch dazu offenbar mit mir reden wollte, wenn er es in Erwägung zog, extra in der Mansion vorbeizukommen.
Aaah hey ... war mir gerade echt unsicher, ob ich dich kenne. Bin zuhause. Kannst aber auch hier vorbeikommen. :-P
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo Tyler wohnte, aber wenn die Mansion nahe war, sicher irgendwo in New York.
Wo wohnst du?, kam es auch prompt zurück. In L.A., oder?
Ja. Bisschen weit, um kurz herzufahren.
Stimmt. Bist du demnächst wieder in NY?
Rasch ging ich im Kopf meine Termine für die nächsten Wochen durch, aber da ich in diesem Monat schon zwei Filmchen gedreht hatte, standen nur noch Promotermine außerhalb New Yorks an.
Nicht wirklich. Mein nächstes großes Ding ist das Projekt mit dir. Du bist doch dabei, oder?
Es dauerte einige Minuten, ehe die nächste Nachricht von ihm eintrudelte.
Ich überlege noch ...
Nicht, dass er dafür nicht schon vier Tage Zeit gehabt hätte ... Anscheinend war er wirklich ein wenig verkopft.
Woran hängt’s? Brauchst du Entscheidungshilfe ...? :-P
Noch während ich tippte, griff ich mit der freien Hand an den Bund meiner Jogginghose. Statt einer Textnachricht bekam ich erst mal nur ein mit den Augen rollendes Emoji. Na, zumindest verstand er Zweideutigkeiten ...
Ich hab’s nicht so damit, mein Leben in der Öffentlichkeit auszubreiten.
Wieder schnaubte ich, zog meine Hand zurück. Diskussion statt Schwanz-Fotos also ...
Hätte ich bei deinem »reich gefüllten« Account jetzt gar nicht erwartet ...
Was ich hingegen sehr wohl erwartete, war eine pampige Antwort. Doch stattdessen schrieb er: Ernsthaft ... ich finde 24-Stunden-Live-Webcams schon heftig.
Gewissermaßen fand ich das auch. Meine Accounts bei Instagram, Twitter, YouTube und vor allem der bei Onlyfans ließen auf den ersten Blick vielleicht anderes vermuten, aber auch ich war kein Fan davon, mein Privatleben in der Öffentlichkeit breitzutreten. Oder genauer gesagt: Ich teilte gerne sehr private Inhalte, aber nur, wenn ich beschlossen hatte, sie zu teilen. Wenn ich die Kontrolle hatte. Und das wiederum würde bei einem komplett verkabelten Haus nur bedingt der Fall sein.
Geht mir auch so, gestand ich also per Chat. Aber ich seh’s als Herausforderung.
Er offenbar nicht. Zumindest deutete ich das minutenlange Ausbleiben einer Nachricht so. Machte er sich wirklich so einen Kopf? Das war allerdings interessant. Denn wenn man bedachte, dass jeder, der wollte, ihm beim Vögeln zusehen konnte, fand ich seine Scheu vor Live-Kameras irgendwie absurd. Und genau das war noch so ein Punkt, weswegen ich ihn wirklich gerne als Co-Star für dieses Projekt haben wollte. Ein kleiner Blick hinter die steinerne Fassade ... mehr wollte ich gar nicht.
Na komm, gib dir ’nen Ruck, tippte ich also nach minutenlangem schriftlichem Schweigen. Hast du den Vertrag schon durchgelesen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich 24 Stunden lang aus jedem Raum übertragen wird. Ich meine, hey, niemand will uns dabei zusehen, wie wir aufs Klo gehen oder uns für die Fickszenen vorbereiten.
Es dauerte einen Moment, dann tauchten zu meiner Überraschung zwei Tränen lachende Emojis im Nachrichtenfenster auf.
Du Idealist! Natürlich wollen sie sehen, wie wir uns unter der Dusche einen riesigen Dildo reinschieben!
Der Einwand brachte mich zum Lachen. Ich hatte bei meinem Getippsel eher an die Sache mit der Reinigung bis in tiefste Körperöffnungen gedacht, aber wo Tyler recht hatte ... Leute mit verrückten Vorlieben gab’s schließlich überall. Da war mit einem Mal auch ein Klo-Fetisch nicht mehr so abwegig …
Gut zu wissen, wie genau du dich auf Drehs vorbereitest ... ;-) Diesen Kommentar konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Vermutlich benutzten fünfundneunzig Prozent aller Darsteller vorher irgendwelche Toys, um sich vorzubereiten, allerdings war es Blödsinn zu glauben, dass man übermäßig gedehnt sein musste. Das Geheimnis – wenn es denn eines war – war ausreichend Gleitgel. Und ein Top, der trotz der vergleichsweise unpersönlichen Atmosphäre beim Dreh auf seinen Bottom achtete.
Wenn man Leroys Erzählungen Glauben schenken konnte, schien Tyler genau so einer zu sein. Ein Grund mehr, weswegen ich gerne mit ihm drehen würde. Denn auch wenn es mir die wenigsten glaubten, ich war ein verdammt wehleidiger Passivpart.
Wie machst du’s denn? :-P
Das Grinsen entwickelte sich langsam zum andauernden mimischen Zustand auf meinem Gesicht.
Das wirst du ja dann bald mitbekommen ... ;-) Alternativ konnte er es in einem meiner YouTube-Videos nachhören, in denen ich allerlei Fan-Fragen zum Thema ›Pornos drehen‹ beantwortete. Aber das musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden. Vorausgesetzt du bist dabei ...?
Wieder dauerte es Minuten, bis seine Antwort eintrudelte. Minuten, in denen ich rasch eine kurze Aufnahme von mir, in den Sofakissen lümmelnd, für meine Instagram-Story machte und online stellte.
Dann endlich zeigte die App eine neue Nachricht von Dale92.
Okay. Bin dabei. Morgen sag ich Clint & Dave Bescheid.
Mein Grinsen wurde augenblicklich noch breiter. Vierzehn Tage mit ihm alleine. Wenn ich es währenddessen nicht schaffte, ihn aus der Reserve zu locken, wann dann?
Ach und übrigens ... Hübsches Sofa. ;-)
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Dave verpasste dem Projekt den liebevollen Namen ›City(s)trip‹.