INSA THIELE-EICH & GERHARD THIELE
mit Deborah Weinbuch
ASTRONAUTEN
INSA THIELE-EICH & GERHARD THIELE
mit Deborah Weinbuch
ASTRONAUTEN
EINE FAMILIENGESCHICHTE
Originalausgabe
1. Auflage 2018
Verlag Komplett-Media GmbH
2018, München/Grünwald
www.komplett-media.de
E-Book ISBN: 978-3-8312-6972-3
Konzept und Umsetzung: Deborah Weinbuch
Lektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg
Korrektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg
Illustrationen: Justo Polido
Credit Cover und Klappe: aschoffotografie.de
Umschlaggestaltung: HAUPTMANN & KOMPANIE Werbeagentur, Zürich
Satz: Daniel Förster, Belgern
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.
Inhalt
Einleitung
Wie der Vater, so die Tochter?
1 Die Astronautin – Erste deutsche Frau im All?
Gleichberechtigung im All
Die Lücke füllen
Space 4.0 – kommerzielle Raumfahrt als Zukunftsmodell
»Die Astronautin« – ein Raumfahrt-Start-up
Interview mit Claudia Kessler: »Erfahrene Raumfahrtler klopfen bei uns an, um uns zu unterstützen.«
Plötzlich Vorbild?
Vater-Tochter-Gespräch: Insa, trittst du in die Fußstapfen deines Vaters?
2 Mit Astronauten aufwachsen
Die Raumfahrt-Community
Bedingungslose Unterstützung
Verantwortung übernehmen
Schwimm, oder geh unter
Wie ein Satellit
3 Nach den Sternen greifen
Space calling
Astronaut*in werden
Charakter – Wie sind Astronaut*innen denn so?
Vater-Tochter-Gespräch: Star Wars oder Star Trek?
4 Ausgewählt werden
Die Bewerbung – einfach mal probieren
Die kognitiven Tests – volle Konzentration
Teamplayer – führen und folgen können
Dranbleiben – Frust auch mal aushalten
Medizinische Tests – langfristig gesund
Abschlussinterviews – bei sich bleiben
5 Ein ganz normaler Beruf
Ausgewählt – und dann?
Training als Astronautin
Der »Prozedurenfresser«
In der eigenen Mitte bleiben
Vater-Tochter-Gespräch: Haben wir genug Zeit?
6 All-Tag 350 Kilometer über der Erde
Was ist eigentlich eine Weltraummission?
Crew Patch
Die Nerven bewahren. Immer
7 Erde, Mond, Mars und mehr
Es gibt keine Erde 2.0
Vater-Tochter-Gespräch: Flat Earth
Früher oder später fliegen Menschen zum Mars
Vater-Tochter-Gespräch: Gibt es Leben außerhalb der Erde?
Weltraumpolitik – Raum für Innovationen schaffen
Vater-Tochter-Gespräch: Stellen Asteroiden eine Gefahr für die Menschheit dar?
8 Forschen im All
Der Körper in der Schwerelosigkeit
Warum sind Astronauten überhaupt schwerelos?
Wie warm ist es auf der Raumstation?
Kollisionsgefahr durch Weltraumschrott
9 Astronauten: arbeiten im Team
Team Astronautin
Gelungene Kommunikation
Was ist Wahrheit? Die Macht der Wahrnehmungsfilter
Wie gehen wir miteinander um?
Vater-Tochter-Gespräch: Wie wichtig ist Pünktlichkeit?
10 Columbia – der 1. Februar 2003
11 Familie leben als Astronaut*in
Mutter und Vater sein
Bin ich Feminist*in?
Brauchen wir eine Frauenquote?
Vater-Tochter-Gespräch: Es gibt jetzt eine Astronauten-Barbie!
Familienleben unter Astronauten
Vater-Tochter-Gespräch: Wie entspannen wir?
Der (Un-)Ruhestand
12 Völlig losgelöst
Flugangst?
Papas Start ins All
Weit über den Wolken
Das perfekte Geschenk
Alltag im All
Blick aus dem Fenster
Zurückkommen
13 Aufs Fliegen warten
Familienausflug ins All?
Plötzlich auf der Ersatzbank
Zuversicht trotz Ungewissheit
Danksagung
Anhang
Frauen im All
Zum Weiterlesen
Ad astra – zu den Sternen!
Einleitung
Wie der Vater, so die Tochter?
»Mein Name ist Insa Thiele-Eich, und ich möchte Deutschlands erste Astronautin werden.« So verabschiedet sich die 35-jährige Meteorologin und Zweifach-Mama in ihrem Vorstellungsvideo auf YouTube. Die Floskel ist vorgegeben, alle Finalistinnen müssen sie sagen. Auch wenn sie an die diktierten Sätze bestimmter Castingshows erinnert, handelt es sich hierbei nicht um ein Medienevent, auch wenn das strenge Auswahlverfahren und harte Training der Frauen gern medial begleitet wird.
»Die Astronautin«, initiiert von Raumfahrtingenieurin Claudia Kessler, möchte die erste deutsche Frau ins All bringen. Denn insgesamt waren bereits 60 Frauen verschiedener Nationalitäten oben. Und obgleich Deutschland innerhalb Europas mit elf Astronauten die stärkste Raumfahrtnation ist, hat es bisher – trotz Bewerbungen – keine Frau in ihre Reihen geschafft. Tatsächlich begegnen Anwärterinnen auf der Fahrt ins All hierzulande Sätze, die beispielsweise in den USA undenkbar wären: »Wie, eine Frau kann das auch?« Dabei haben in den 80ern sogar schon zwei Frauen als Raumfahrtanwärterinnen trainiert: Renate Brümmer und Heike Walpot.
Mit Brillengestell aus Tiroler Holz auf der Nase und langen blonden Haaren ist die zierliche Insa vermutlich die größte Antithese zum Phantom des Astronauten-Alphamännchens, das immer noch durch die Köpfe ewig Gestriger schwebt. Ihre fünf- und siebenjährigen Töchter sitzen auf ihrem Schoß, wuseln um sie herum, haben ganz eigene Ideen, wo es nun langgehen soll. Geht Mama auf Reisen, begleiten sie jeweils zwei von den Mädchen ausgewählte Kuscheltiere, die dann am Zielort posieren und per WhatsApp das heimische Sofa wieder erreichen.
Doch wie kommt die ruhige Wissenschaftlerin mit der Tendenz, sehr schnell zu sprechen, dazu, jetzt eine der letzten gläsernen Decken Deutschlands zu durchbrechen, noch dazu mit Raketenantrieb?
Ihr Vater, Gerhard Thiele, umkreiste bereits im Jahr 2000 die Erde in dem Space Shuttle Endeavour und kartografierte dabei 80 Prozent der Landmasse in 3-D. Die Daten werden unter anderem für die Flugnavigation normaler Flugzeuge genutzt, für Funkwellenberechnungen – und von Insa in ihrer Promotionsarbeit über die Auswirkungen des Klimawandels in Bangladesch. Was hat sie sonst noch von ihm bekommen? Charakterzüge, besondere Fähigkeiten, etwa Tipps für das Auswahlverfahren? Nun ja. Die Fähigkeit, Sachverhalte punktgenau zu durchleuchten, scheint beiden naturgegeben. Der analytische Geist ist stark in beiden. Ansonsten prallen sie aber mit ihrer unterschiedlichen Art auch oft aufeinander, was sie feingeistig und liebevoll wieder ausgleichen. Einen praktischen Tipp von Papa gab es für den Abend vor den Tests: »Sieh zu, dass du eine ordentliche Mütze Schlaf kriegst.« Und: »Stay calm and have fun!«
Gerhard Thiele hatte seinen Raumfahrtkollegen im Auswahlkomitee für »Die Astronautin« bewusst nicht erzählt, dass seine Tochter unter den Bewerberinnen für dieses Projekt ist, um eine mögliche Bevorzugung zu vermeiden. Und ihr zu sagen, auf was sie bei den Tests zu achten habe, »hätte sie nur von der Aufgabe abgelenkt«, weshalb er komplett darauf verzichtete. Dennoch ist sein prägender Einfluss auf Insa nicht von der Hand zu weisen, wuchs sie doch durch ihn in der »Raumfahrtszene« auf, verdiente sich als Babysitterin für Kinder der NASA-Astronautinnen ein Taschengeld dazu. Kann ich Mutter sein und gleichzeitig Astronautin? Diese Frage hat sich für die junge Insa nie gestellt.
Wie Insa ihren Weg geht, wie zuvor ihr Vater und wie diese beiden Astronauten ticken, das erfahren Sie in diesem Buch. Beider größter Wunsch ist es, die Bevölkerung in Deutschland und besonders junge Frauen zu inspirieren, sich aktiv in Naturwissenschaften, Forschung und der Raumfahrt einzubringen. Momentan stellt es ein großes Event dar, dass 2020 endlich auch eine deutsche Frau ins Weltall kommen könnte. Die Hoffnung aller Beteiligten: dass so etwas in zehn bis 20 Jahren vollkommen normal sein wird.