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Copyright © 2016 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-502-2 (Print)

ISBN: 978-3-89845-937-2 (E-Book)

1. Auflage 2018

Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs von

© Peter Augustin, www.gettyimages.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

Inhaltsverzeichnis

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Einführung

Wie es zu diesem Buch kam

Wie Sie mit diesem Buch arbeiten können

Stellen wir unser Denken zum Alter auf den Kopf

Krank in der Jugend, fit im Alter? Es ist möglich.

Mit 91 Jahren auf den Fujiyama – Hulda Crooks

Sich vom »Krankheitsdenken« nicht vereinnahmen lassen

»Nicht so viel über Krankheiten reden!« – Dr. Hermann Pünder, 90 Jahre

Widrigkeiten sind dazu da, sie zu überwinden

»Get up and try!« – Hilda Kemp, 98 Jahre

Kontakt mit Menschen – ein wahres Lebenselixier

»I like to meet people!« – Phyllis Self, Geschäftsfrau mit 102 Jahren

Mut zum Neuen, Mut zum Wagnis – in jedem Alter

Mit 85 das Abseilen entdeckt, »weil es Spaß macht« – Doris Long

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?
Ein längst überholter Glaube

Allan Stewart: Bachelor werden mit 91 Jahren

Attraktivität im Alter

»Mit 79 Jahren alle beeindrucken« – Ilse Pätau

Zukunft bewusst gestalten und erweitern

Der rote Faden im Leben
Ein Beruf, der Berufung ist, hält lange jung

Artist aus Leidenschaft – Konrad Thurano, 98 Jahre

Von der Offenheit des Geistes
Altsein beginnt im Denken, Jungbleiben auch

Spontan, neugierig, abenteuerlustig – Alter: 77, Name: Heidi Hetzer

Kreativität – das Anti-Aging-Mittel par excellence
Anders sein, anders denken, Neues schaffen

»Ich muss noch 50 Jahre leben, um all das zu verwirklichen, was ich im Kopf habe«, sagte Christian Gruhl – mit 80 Jahren

Wie Engagement das Alter zu dynamisieren vermag
Engagement für andere macht das eigene Alter lebendig

»Statt Egozentrik: für den Nächsten da sein« – Friedrich Thimm, 90 Jahre

Die verborgene Kraft dahinter
Neuanfang aus der Talsohle des Lebens

»Meiner Meinung nach sollte man im Leben danach streben, sich zu vollenden« – Anne R., 79 Jahre

Schlusswort

Literaturhinweise und Empfehlungen

Über die Autorin

HINWEIS

Die Ratschläge, Anwendungen und Übungen in diesem Buch sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und wurden von der Autorin sorgfältig recherchiert und in der Praxis erprobt. Dennoch können nur Sie selbst entscheiden, ob und inwieweit Sie die Übungen durchführen oder etwaige Vorschläge umsetzen.

Dieses Buch versteht sich als Hinweis auf eine Methode zur Selbsthilfe, die in erster Linie auf Persönlichkeitsentwicklung und Bewusstseinserweiterung abzielt.

Die Inhalte dieses Buches sollten vornehmlich in die Selbstverantwortung und Reflexion führen. Wer die Inhalte dieses Buches anwendet, tut dies in eigener Verantwortung. Die hier gegebenen Informationen ersetzen nicht die professionelle Hilfe durch einen Arzt oder Therapeuten. Wer rechtlichen, medizinischen, psychotherapeutischen oder psychiatrischen Rat sucht oder Hilfe benötigt, sollte sich an einen geeigneten Spezialisten wenden.

Autorin und Verlag übernehmen keine indirekte oder direkte Gewährleistungen und keine Haftung für Schäden oder Nachteile jeglicher Art, die durch Nutzung des Buchinhaltes und die Missachtung dieses Hinweises entstehen sollten.

Einführung

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An ein lebendiges, spannendes Alter zu glauben, fällt den meisten von uns schwer. Auch wenn wir in einer Zeit leben, in der 70-Jährige auf Kreuzfahrten unterwegs sind und man dynamische 80-Jährige mitunter im Fitnesscenter antreffen kann – die allgemein herrschende Vorstellung von Alter ist immer noch die, dass “alt sein” Beschränkung, Krankheit und Verfall bedeutet, dass es ein langsamer Abschied vom Leben ist.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sieht das Alter als mit Mühen und Beschwerden verbunden, das fand eine von der Robert-Bosch-Stiftung initiierte Studie im Jahr 2009 heraus. Eine ganz aktuelle Studie über die Ängste der Deutschen, im Jahr 2014 durchgeführt, offenbart, dass jeder Zweite (!) sich davor fürchtet, im Alter ein Pflegefall zu werden.

Was zeigt dies anderes als die große Angst vor einem negativ verlaufenden Alter?

Es gibt kaum jemanden, der das Wort “Alter” mit einem positiven Bild in Verbindung bringt. Wer glaubt schon daran, dass Alter “problemlos” sein kann, dass im Alter Entfaltung möglich ist, dass es gar noch aufwärts gehen kann?

Berichte über fitte, dynamische Hundertjährige beeindrucken alle. Die wenigsten aber glauben, dass sie selbst so etwas erreichen können. Das stelle ich immer wieder auch bei Lesungen zu meinem Buch Leben wagen bis ins hohe Alter fest. Gebannt sitzen die Zuhörer vor mir und lauschen mit leuchtenden Augen den fesselnden Erzählungen von Menschen, die mit 70 Jahren ihren Lebenstraum verwirklichten, mit 80 Jahren ein neues Hobby begannen oder mit 90 Jahren noch sportliche Titel holten.

Kaum ist jedoch die Lesung zu Ende, sagen dieselben Zuhörer, dass das Alter “normalerweise” doch ganz anders ablaufe. Da bemerken 50-Jährige, dass man so etwas nur machen könne, wenn man gesund sei – und das sei selten, hört man 40-Jährige einwerfen, sie jedenfalls seien “zu alt”. Zu alt, um etwas Neues zu beginnen, fühlen sich selbst 30-Jährige und denken, dass es für sie zu spät sei, um noch beruflich umzusatteln.

Das Maximale an positiven Gedanken, die wir dem Alter gegenüber aufbringen können, scheint die Hoffnung darauf zu sein, von Krankheit verschont zu bleiben und einen halbwegs sorgenfreien Ruhestand erleben zu können.

Dass wir in der Tiefe von derart negativen Vorstellungen bestimmt werden, hat viel damit zu tun, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, wovon wir uns beeinflussen lassen und woran wir glauben. Doch auch unsere Gesellschaft trägt einen erheblichen Anteil am negativen Bild vom Alter. Die Rente ist einer der Hauptgründe dafür. Die Rente zerteilt das Leben in ein “Davor” und ein “Danach”. Danach, das ist der Beginn von Alter.

Dass diese Zäsur eine willkürliche ist, dessen sind wir uns oft nicht mehr bewusst. Doch kann man es schwerlich anders nennen als Zäsur, wenn eine Zahl bestimmt, wann jemand als alt zu gelten hat. In industrialisierten Ländern, wie dem unsrigen, verbindet man Leistung mit Jungsein. Wer nichts mehr leisten kann, gilt als alt. Das aber bestimmen bei uns Wirtschaft und Politik, die – gewollt oder nicht – mit dem Renteneintritt die Zäsur zum “Altsein” festlegen: in einem Land mit 60, im anderen mit 65, im dritten mit 67.

In Kulturen, in denen es kein “Rentenalter” gibt oder in denen man diese Mentalität nicht verinnerlicht hat, stellt sich das Leben weit mehr als Kontinuum dar. Man ist dann alt, wenn man sich selbst nicht mehr fit fühlt für die Arbeit, wenn man nicht mehr aufs Feld gehen kann oder das Haus nicht mehr verlassen kann. Das aber wird, je nach Individuum, mit 60, 70 oder 80 sein, gelegentlich auch erst mit 90 oder 100. Die Definition von Alter ist somit fließend.

Hinzu kommt, dass man in solchen Kulturen oft auch dann nicht auf negative Weise “alt” ist, wenn man objektiv ein hohes Lebensalter erreicht hat. Das hat etwas mit dem Verständnis von Würde zu tun und mit Achtung gegenüber dem Alter.

Auch bei Menschen in unseren Breiten, die selbstständig sind und somit oft bis ins hohe Alter hinein aktiv bleiben können, ist das Verständnis von “alt sein” fließend und somit nicht eindeutig definiert. Unter den dynamischen Hochaltrigen findet man viele Selbstständige.

Altersgrenzen wie auch Altersdefinitionen sind also sehr relativ. Doch die allgemein in uns verwurzelte Denkweise ist immer noch die, Menschen “über 60” mit der Vorstellung von alt zu verbinden.

Auch wenn Studien und Untersuchungen uns heute bestätigen, dass die Sechzigjährigen unserer Tage den 40-Jährigen aus 1950 gleichkommen, es hat kaum etwas daran geändert, wie die Gesellschaft dem Alter 60+ (besser gesagt: 50+) begegnet. Behörden, Ärzte, Veranstalter, Werbefachleute, Medien – bei den meisten ist diese neue Wirklichkeit noch nicht angekommen. In Zeitungen findet man immer noch Werbeanzeigen zu 50+, in denen es um Zahnprothesen und Pflegeheime geht; Geschäfte für Hörakustik schicken Kunden ab 60 Werbebriefe für Hörgeräte; die deutsche Bahn sendet Bahncard-Inhabern ab 60 automatisch die Senioren-Bahncard zu, und Ihr Arzt wird Ihnen garantiert immer öfter mit den drei famosen Worten “in Ihrem Alter …” antworten, sobald Sie die 60-Jahre-Grenze überschritten haben.

“Aber Alter manifestiert sich doch ganz real körperlich. Mit zunehmendem Alter baut man einfach ab, das sieht man doch!” Ein Argument, das an dieser Stelle recht häufig kommt. Ein scheinbar schlagkräftiges Argument.

Nun, es ist genau so lange schlagkräftig, wie man dem nicht auf den Grund geht. Man kann etwas um sich herum sehen oder auch bei sich selbst feststellen, und es ist somit “real”. Das heißt aber nicht, dass dies die einzige Realität ist.

Dass viele Menschen im Alter krank sind oder werden, erlaubt noch lange nicht den Umkehrschluss, dass es immer so sein muss. Das ist bereits an den Menschen erkennbar, die wir gern als “Ausnahmen” ansehen, die wir aber auch – bei entsprechend anderer Denkweise – als Beweis dafür ansehen könnten, dass Alter anders ablaufen kann.

Etwas kann also durchaus “real” sein, muss deswegen aber nicht gesetzmäßig und allgemeingültig sein. Es gibt jedenfalls inzwischen unzählige Publikationen und Studien, die nachweisen, dass Krankheit nicht automatisch zum Alter gehört. Auch Altersforscher unterstreichen es immer wieder: Es gibt keine allgemeingültige Norm dafür, wie Menschen das Alter erleben oder gar erleben müssen. Gerade die Phase des Alters sei durch sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen gekennzeichnet – größer als in jedem anderen Lebensabschnitt. Das gelte im Hinblick auf fast alle physischen und psychischen Merkmale.

Die Überzeugung, dass Krankheit im Alter so etwas wie eine Gesetzmäßigkeit darstellt, ist so tief in uns verankert, dass die meisten sich bereits vorab gedanklich in dieses “Los” fügen. Jene, die diesen Verlauf nicht akzeptieren wollen, zentrieren ihre Anstrengungen für ein gutes Alter – aus ihrer Sicht recht konsequent – in erster Linie auf das Fitsein.

Im Alter fit bleiben zu wollen, ist wunderbar, und es ist gewiss ein großes Plus. Doch im Grunde ist das, was wir als das Ultimative ansehen, nur die Basis. Oft genug ändert es nicht viel an der unterschwellig vorhandenen Grundhaltung, dass es irgendwann im Alter doch abwärtsgehen wird. Das versucht man, so lange es geht, hinauszuzögern.

Doch einen zu erwartenden Niedergang hinauszögern zu wollen, hat wenig damit zu tun, weiter wachsen und sich entfalten zu wollen. Es sind einander entgegengesetzte Pole, die unser Denken und unsere Aufmerksamkeit – und damit unser Leben – in unterschiedliche Richtungen ziehen.

Ich betone dies deswegen so ausdrücklich, weil es sehr wichtig ist, diesen fundamentalen Unterschied in der Ausrichtung unseres Denkens zu verstehen: Nur etwas Negativem vorbeugen zu wollen, kommt einer “Schadensbegrenzung” gleich. Das aber ist kein Synonym für eine positive Sicht.

Alter als Möglichkeit zur Entfaltung anzusehen, verlangt mehr als nur “reparierende Maßnahmen”. Es verlangt eine grundsätzlich andere Sichtweise. Diese setzt ein anderes Denken voraus: ein Denken, das sich von üblichen Vorstellungen löst und es wagt, gängige Parameter auf den Kopf zu stellen.

Der italienische Arzt und Psychotherapeut Vittorio Caprioglio fasst in einem Satz zusammen, worin diese Umkehrung im Denken besteht: “Du nennst es Altern”, schreibt er, “stattdessen ist es Expansion! Es ist kein Niedergang, sondern Gipfel, Vollendung, Höhepunkt.”

Entfaltung statt Beschränkung, Zugewinn statt Verlust, LEBEN statt Resignation.

Eine anders ausgerichtete Denkweise kann uns weit über das bloße Fitsein hinausführen. Die Parole sollte somit nicht nur heißen: fit im Alter. Sie sollte um Elemente erweitert werden, die mit positiven Einstellungen, mit Denk- und Lebensweisen zu tun haben. Fit, frech, fröhlich und frei, das wäre eine ganzheitlichere Maxime, mit der wir Platz in unserem Denken schaffen für die vielen ungeahnten Möglichkeiten, die es – über das Fitnesscenter hinaus – sonst noch gibt.

Dann erst sind wir bei einem Bild vom Alter, das kein “Bild” mehr ist, weil es keine Norm mehr gibt für das Alter, weil es dann für jeden komplett anders aussehen kann. Wir alle können da hinkommen, wenn wir es wollen, das heißt: wenn wir es uns wirklich als Ziel setzen.

Wie für alle Ziele gibt es auch hier einen Weg und einen Plan, der uns dahin führen kann. Dieses Buch ist der erste Schritt dazu.

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Lemming oder Königstiger – was wollen wir sein, wenn es um das Alter geht?

Ein wesentliches Element für eine andere Sicht von Alter, von dem viel zu wenig gesprochen wird, ist die Sicht vom Leben als einem Kontinuum.

Was ist mit so einem “Lebenskontinuum” gemeint? Und warum ist es wert, sich damit zu befassen? Kontinuum ist das Gegenteil von Zäsur. Es lenkt unseren Blick weg vom “Alter” als einem separaten und relativ unerwünschten, wenn auch unvermeidlichen Phänomen der Zukunft. Es bringt uns zurück zu uns selbst, zu unserer ureigenen Identität.

Lebenskontinuum ist so etwas wie der rote Faden in unserem Leben. Je mehr wir diesen roten Faden sehen, erkennen und aktiv leben, umso weniger brauchen wir das “Alter” zu fürchten, weil dies sekundär für uns werden wird.

Es geht dann viel weniger darum, was man “im Alter” oder “nach der Rente” macht, als darum, wer man in jedem Moment seines Lebens ist und wie man sich im Leben als Ganzheit verwirklicht – von jetzt bis dann. Ein fließendes Kontinuum. Oder auch: der bewusst wahrgenommene Fluss des Lebens.

Runzeln Sie die Stirn? Macht sich Widerspruch sprungbereit? In Ordnung, aber warten Sie ein bisschen, vielleicht verstehen Sie das, was ich meine, nach einigen Seiten dieses Buches besser. Widersprechen können Sie dann immer noch.

Lemming oder Königstiger – warum diese seltsame Überschrift? Sie brauchen nur kurz in sich hineinzuhören, dann wissen Sie einen Teil der Antwort selbst. Lemminge sind dafür bekannt, dass sie der Masse hinterherlaufen. Wo diese manchmal endet, ist ebenfalls bekannt: Sie stürzen oft alle zusammen in den Tod. Wissenschaftler meinen zwar, dass die Geschichte vom Selbstmord der Lemminge eine Mär sei, doch das soll hier keine Rolle spielen. Es reicht für unser Beispiel, dass ein Lemming zu einem bestimmten Anlass der Masse folgt.

Seien Sie kein Lemming, was das Alter angeht!

Folgen Sie nicht gängigen Meinungen, nur weil alle anderen diese für “normal” halten. Werden Sie, was die Vorstellungen von “Alter” angeht, zum Königstiger oder meinetwegen auch zum Adler oder Löwen: Hauptsache ein stolzes, selbstbewusstes Wesen, das nicht der Masse folgt.

Orientieren Sie sich an Menschen, die das Alter gemeistert haben, weil sie es nicht als einen abgespaltenen Teil ihres Lebens behandelten, weil sie sich selbst lebten, ihre Ideale, ihre Träume, ihre Talente. Je früher Sie auf die Suche gehen nach den Spuren des in Ihnen selbst angelegten Glücks – das identisch ist mit dem, was Sie wirklich sind –, umso glücklicher wird die vor Ihnen liegende Lebensphase sein.

In meinem Buch Leben wagen bis ins hohe Alter habe ich unzählige Beispiele von Menschen zusammengetragen, die als Vorbild dienen können, indem sie zeigen und beweisen, was alles möglich ist. Aus diesen Beispielen im Basiswerk habe ich für die Zwecke des vorliegenden Buches einige besonders aussagekräftige ausgesucht. Was diese Beispiele Ihnen zeigen, werden Sie vielleicht heute noch für unmöglich halten. Das aber kann sich bald schon ändern, wenn Sie sich zielstrebig auf den Weg machen.

Der vorliegende Band ist sozusagen der erste Schritt hin zu einer neuen Sicht von Alter. Er öffnet den Blick auf das, was möglich ist, und zeigt Ihnen, wie Sie da hinkommen können. Hier erfahren Sie, was andere Menschen selbst im hohen Alter vollbracht haben, und Sie werden gezielt ermutigt und dazu angeleitet, es ihnen nachzutun.

Dieses Buch ist Teil eines geplanten Lebenshilfe- oder auch Ratgeber-Trios. Zwei weitere Bände, die ich in der Folge herausbringen möchte, werden den hier begonnenen Prozess weiterführen. Es geht dabei zum einen um Kreativität, mit der man das gedankliche, innerliche “Jungsein” üben kann, zum anderen darum, gesellschaftlichen Einfluss auszuüben, um das Bild vom Alter generell zu ändern.

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Wie es zu diesem Buch kam

Dieses Buch läuft unter der Kategorie “Ratgeber” oder auch “Übungsbuch”. Warum ein “Übungsbuch” zum Alter? Was sollte man im Hinblick auf Alter “üben” wollen? Die Antwort ist einfach: Wenn wir ein spannenderes Alter wollen, müssen wir etwas dafür tun – vor allem und zuallererst: uns in einer anderen Denkweise üben.

Wenn Sie heute 40, 50 oder 60 Jahre alt sind, dann haben Sie mindestens über 30, 40 oder 50 Jahre hinweg so ziemlich das Gegenteil von dem gehört, was die außergewöhnlichen Alten in diesem Buch Ihnen zeigen werden. Von klein auf haben Sie einschlägige Redensarten oder Witze zum Alter gehört, sollten Rätsel lösen vom “Wesen auf drei Beinen”. Ihnen wurde gesagt: “Störe die Oma nicht, die braucht ihre Ruhe.” Oder: “Lass den Opa, der kann nicht mehr so gut.”

Als junger Mensch wurde Ihnen dann eingetrichtert, dass Sie mit Versicherungen aller Art der drohenden Berufsunfähigkeit mit 50 oder der Rentenarmut mit 70 vorbeugen müssen.

Später im Beruf hören Sie resignierte Freunde, die sagen: “Mit vierzig ist es eh aus, da kommt nichts mehr.” Oder weniger gutmeinende Kollegen flüstern Ihnen zu: “Der mitseinen 55, der bringt’s nicht mehr, wenn man so alt ist, sollte man gehen.”

Die Liste der negativ geprägten Worte und Gedanken zum Alter, die Ihr ganzes Leben lang auf Sie eingewirkt haben und in Sie gedrungen sind, ohne dass Sie darum gebeten hätten, ließe sich endlos fortsetzen. Vieles davon haben Sie am Ende selbst übernommen, ohne bewusst darüber nachzudenken oder es gar infrage zu stellen. So denken auch Sie heute vielleicht mit vierzig: ‘Dafür bin ich zu alt.’ Oder mit fünfzig: ‘Aha, da sind schon die ersten Alterswehwehchen.’

Von Sicht- und Lebensweisen, die tief in einem verankert sind, kann man sich nicht so ohne Weiteres lossagen, auch dann nicht, wenn man es gern möchte. Ganz so wie der Spruch, der besagt: “Gewohnheiten kann man nicht zum Fenster hinauswerfen, man muss sie langsam die Treppe herunterlocken.” Auch “gängiges Denken” ist eine Gewohnheit.

All das, was sich an Vorstellungen über Jahre und Jahrzehnte in einem festgesetzt hat, kann man auch nicht durch das bloße Lesen eines Buches auslöschen, so überzeugend und spannend dieses auch sein mag. Man muss mehr investieren, um das alte Denken loszuwerden und es durch ein neues ersetzen zu können.

Als ich damals an meinem Buch Leben wagen bis ins hohe Alter schrieb, fragte mich bereits der eine oder andere, ob es in dem Buch auch “Übungen” geben werde. Ich verneinte. Ich wollte auf keinen Fall einen Ratgeber schreiben. Und ich tat es nicht. Was ich mit meinem ersten Buch zum Thema Alter wollte, war, großartigen und mutigen alten Menschen ein Denkmal zu setzen. Hierfür zog ich bei der Recherche die unterste Grenze des zu berücksichtigenden Alters bei 80 Jahren, um der breiten und mehr als skeptischen Öffentlichkeit schlagkräftig zu beweisen, dass die negative Sicht vom Alter definitiv ein Vorurteil ist. Wenn selbst 80-, 90- oder 100-Jährige ein Unternehmen führen, ein Studium absolvieren, heiraten, bei Talentshows auftreten oder sich sportlichen Wettkämpfen stellen, wie stichhaltig kann dann noch die Vorstellung sein, dass es ab 60 zwingend abwärtsgeht und alte Menschen somit nur noch passive Konsumierer sein können oder gar nur eine Last für die Gesellschaft? Gleichzeitig wollte ich den Lesern die Palette all dessen aufzeigen, was im Alter möglich ist, und jeden Einzelnen dazu ermutigen, diese Möglichkeiten für sich selbst zu leben.

In vielen Gesprächen, die ich später mit Lesern des Buches führte, merkte ich dann, dass ein “Übungsbuch” vor allem jenen nützlich sein würde, die tatsächlich daran glauben, dass es eine andere Art von Alter geben kann, und die ernsthaft darauf hinarbeiten wollen.

Das brachte mich letztlich dazu, doch einen Ratgeber zu schreiben. Angelehnt an meine zwanzigjährige Erfahrung als Beraterin internationaler Projektarbeit begann ich also ein Konzept zu entwickeln für drei aufeinander aufbauende Übungsbücher, wie bereits weiter oben erwähnt.

Leben wagen bis ins hohe Alter ist also so etwas wie das Basiswerk zum Thema, dass den Grundsatzdiskurs in der Breite führt. Während in dem Basiswerk die Recherche und der Nachweis zu den Potenzialen im Alter im Mittelpunkt standen, sind es hier nun die spezifische Abhandlung von Kerneigenschaften für ein inspiriertes, dynamisches Alter und die praktische Arbeit damit. Die personalisierten Übungen sind das Herzstück des vorliegenden Buches.

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Wie Sie mit diesem Buch arbeiten können

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, Sie müssen nicht damit arbeiten, wenn Sie es nicht wollen. Sie können die außergewöhnlichen Beispiele auch einfach nur lesen und sich daran erfreuen. Auch das wird Ihnen nützen. Wenn Ihnen aber daran gelegen ist, sich persönlich und ganz konkret ein spannendes Zukunftsszenario zu eröffnen, das bereits jetzt seinen Anfang nehmen kann, dann nutzen Sie das Buch als Arbeitsbuch.

Das Buch unterteilt sich in zwei große Abschnitte. Der erste Teil mit dem Titel Stellen wir unser Denken zum Alter auf den Kopf hat zum Ziel, Sie von den negativen Vorstellungen zum Alter wegzuholen. Diese negativen Stereotypen – Alter bedeutet Krankheit, Einsamkeit, geistig nachlassende Kräfte, Verlust an Attraktivität – muss man zuerst in seinem Denken beseitigen, bevor man darangehen kann, sich auf Wachstum und Entfaltung einzustellen. Im zweiten Teil des Buches, unter dem Titel Zukunft bewusst gestalten und erweitern, geht es um gezielte konstruktive Aufbauarbeit: um den roten Faden unserer Identität, um junges Denken, um das, was bewusste Entfaltung bringt, um Kreativität, Engagement, Spiritualität.

In beiden Abschnitten werden die Kapitel jeweils mit dem Beispiel eines Mannes oder einer Frau eingeführt, die ihr Alter auf außergewöhnliche Weise leben oder lebten, indem sie sich negativen Vorstellungen widersetzten und aktiv weit über die gängige Vorstellung von Leben im Alter hinausgehen.

Die Beispiele sind aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen zusammengestellt und stammen, wie bereits gesagt, zum Großteil aus dem Basiswerk Leben wagen bis ins hohe Alter.

Der Grundgedanke dabei ist, eine zentrale Person vorzustellen, anhand deren Beispiel eine Kerneigenschaft für ein spannendes, glückliches Alter zu erkennen ist, und diese Thematik im jeweiligen Kapitel zu bearbeiten.

Die Idee, die dem zugrunde liegt, ist, dass man im Prinzip nicht mehr als ein Vorbild braucht, wenn man ernsthaft etwas erreichen will. Ich folge damit der Harvardprofessorin Ellen Langer und ihrer Psychologie des Möglichen(The Psychology of Possibility). Sie vertritt die These, dass es genüge, wenn ein einziges Subjekt – hier also ein einziger Mensch – etwas beweist, um zu zeigen, dass etwas möglich ist. Beim neuen Denken zum Alter geht es genau darum: zu erkennen, was möglich ist, und daraus abzuleiten, was auch für uns möglich sein kann.

Um einzelne Aspekte der jeweiligen zentralen Thematik zu untermalen oder zu verstärken, werde ich immer wieder auch kurz ein paar kleine, zusätzliche Beispiele anführen. Generell aber ist es nicht Sinn und Zweck dieses Übungsbuches, Argumente durch eine Vielzahl von Beispielen zu belegen. Wenn Sie dennoch während des Lesens oder während des Arbeitens mit diesem Übungsbuch das Empfinden haben sollten, dass Ihnen die angeführten Beispiele nicht genügen oder dass die entsprechenden Ausführungen für Sie nicht breit genug ausfallen, dann lade ich Sie dazu ein, das Basiswerk Leben wagen bis ins hohe Alter zu lesen. Dieses ist dreimal so umfangreich wie das vorliegende Buch, und Sie werden darin eine Vielzahl von Beispielen finden wie auch akribisch belegte Fakten zu allen erdenklichen Bereichen und Einzelthematiken.

Nachdem also die Kerneigenschaften für ein inspiriertes, dynamisches Alter aus jedem dieser Beispiele herausgeschält wurden, geben die darauffolgenden Überlegungen und Ausführungen Anhaltspunkte dazu, wie Sie diese Eigenschaften bei sich selbst entwickeln oder fördern können.

Im anschließenden Übungsteil haben Sie dann Gelegenheit, diesen Erkenntnissen ganz praktisch und auf sich bezogen nachzuspüren. Diese Übungen sollen dazu dienen, Sie schrittweise wegzuführen von dem, was in der Gesellschaft und in uns selbst als Bild vom Alter gespeichert ist. Sie sollen Ihnen helfen, ein gewandeltes, positiveres Bild zu entwickeln. Die Logik dabei ist: blockierende Denkmuster aufdecken, ihnen im gelebten Alltag nachspüren, sie sukzessive durch positive ersetzen.

Ansichten, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen, die tief in uns verankert sind, wird man nicht durch eine einzelne Übung los. Insofern ist es gut, wenn Sie sich mit diesen Übungen Zeit lassen, öfter darüber nachdenken, sie länger auf sich wirken lassen, sie in sich einsinken lassen. Das könnte zum Beispiel im ersten Anlauf für eine solche Übung der Zeitraum einer Woche sein, in dem Sie sich immer wieder zwanglos zwischendurch, in ruhigen Momenten oder vielleicht vor dem Schlafengehen kurz an das Thema der Übung erinnern. Sollte Ihnen die Zielsetzung einer Übung geläufig sein und Sie haben den Eindruck, dass Sie das Thema bereits beherrschen, dann überspringen Sie diese einfach.

Im “Notizzettel” am Ende eines jeden Beispiels können Sie Ihre Gedanken aufschreiben über das, was Sie gelesen und erfahren haben, zu dem, was Ihnen dabei durch den Kopf gegangen ist. Dies ist wichtig, weil dadurch das Gelesene nicht nur theoretisches Wissen bleibt, das von außen an Sie herangetragen wurde. Durch Ihre eigenen Notizen hierzu wird es zu etwas, das aus Ihnen kommt, das zu Ihnen gehört, das konkret in Ihr Leben einfließt.

Schreiben Sie zuerst Ihre Gedanken ganz diffus auf, so wie sie kommen, unsortiert, unzensiert. Danach überlegen Sie, ob es etwas gibt, das Sie sich daraus ganz konkret für jetzt oder für später vorstellen könnten. Sie können sich so zu jedem Beispiel etwas vornehmen und dann am Ende des Buches aus all Ihren Ideen auswählen, was Sie davon umsetzen möchten.

Über die zwölf Kapitel hinweg wird Ihnen wahrscheinlich das eine Thema interessanter erscheinen als das andere, wird die eine Übung sie mehr ansprechen als drei folgende. Gestatten Sie sich diese Präferenzen, Sie müssen nichts sklavisch befolgen. Nehmen Sie in einem solchen Fall das, was Sie gerade anspricht, wo Sie merken: Da schwingt etwas in mir, eine Resonanz auf die Frage, auf das Thema – und arbeiten Sie intensiver damit. Zwar sind die Beispiele und Übungen einer gewissen Logik gemäß aufgebaut, aber Entdeckungen macht man nicht nur, indem man der Logik folgt. Auch das kreative Chaos bringt einen weiter, gelegentlich bringt es einen sogar sicherer ans Ziel als die logische Ordnung.

Es geht bei jedem Beispiel, wie beim gesamten Buch als solchem, darum, was Sie davon für sich anwenden können, was Ihnen weiterhilft, um zu einem spannenden, dynamischen Bild Ihres eigenen späteren Alters zu gelangen. Was ist wichtig für Sie? Was könnte zu Ihren individuellen Fähigkeiten passen, zu Ihrem ganz persönlichen Lebensweg? Was könnten Sie “nachmachen” und inwieweit?

Dabei gibt es keinerlei Vorgaben, es gibt kein Richtig und kein Falsch. Wichtig ist nur Ihre eigene Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Beispiel und den Ausführungen dazu und dass Sie sich etwas davon auf sich selbst bezogen vorstellen. Das einzige “Muss”: Es soll Sie weiterführen.

Wichtig ist auch, dass Sie die Arbeit zu den jeweiligen Kapiteln auf keinen Fall im Negativen enden lassen. Eine ganz kleine, moderate Idee am Ende ist auf jeden Fall besser, als umzublättern und zu sagen: “Das, was da steht, würde ich sowieso nie schaffen.”

Für das ganze Buch gibt es insofern drei wesentliche Merksätze: sich zu jedem Kapitel konkret etwas vornehmen, stets im Positiven verbleiben und ruhig Vorlieben entwickeln.