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Die Autorin

 

Anne-Katrin Baum arbeitet als Ltd. Medizinisch-technische Assistentin für Funktionsdiagnostik an der Universitätsklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg.

 

 

Für meine Eltern

Anne-Katrin Baum

Neurophysiologie in der Praxis

Ein Handbuch für Medizinisch-technische Assistenten für Funktionsdiagnostik

3. Auflage

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Wichtig

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Notizen

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Aufgabe

 

 

 

3. Auflage 2019

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-034128-9

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-034129-6

epub:    ISBN 978-3-17-034130-2

mobi:    ISBN 978-3-17-034131-9

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Geleitwort zur 3. Auflage

 

 

Zehn Jahre nach der 1. und fünf Jahre nach der 2. Auflage erscheint nun die 3. Auflage dieses Werkes.

Diese raschen Folgen sind für die Autorin nicht nur Quelle der Befriedigung. Für sie steht vielmehr im Vordergrund, den neuesten Stand ihres Faches in jeder Neuauflage zu berücksichtigen. In den vergangenen drei Dezennien sind die diagnostischen und die apparativ-diagnostischen Möglichkeiten in der Neurophysiologie kaum verändert worden. Im Vordergrund stehen daher Erweiterungen der Anwendungen und eine bessere Differenzierung der Auswertungen. Dies betrifft im vorliegenden Falle besonders die evozierten Potentiale (AEP, Blinkreflex, Halbfeldstimulation der VEP) sowie u. a. eine Erweiterung der Neurographie bezüglich Nervus phrenicus und Nervus thoracicus longus. Der Grundaufbau des Buches ist ebenso wenig geändert wie sein Anliegen als Nachschlagewerk bezüglich Anwendung und Interpretation klinisch-relevanter neurophysiologischer Diagnostik.

 

Magdeburg, Sommer 2018

Helmut Feistner

Inhalt

  1. Geleitwort zur 3. Auflage
  2. 1 EEG – Elektroenzephalographie
  3. 1.1 Elektrodenpositionen nach dem 10–20-Elektrodensystem
  4. 1.1.1 Elektrodenposition der Mittellinie
  5. 1.1.2 Elektrodenposition der Querlinie
  6. 1.1.3 Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz
  7. 1.1.4 Elektrodenposition in den parasagitalen Längsreihen und den mittleren Querreihen
  8. 1.1.5 Elektrodenposition in der frontalen Querreihe
  9. 1.1.6 Elektrodenposition in der parietalen Querreihe
  10. 1.2 Erweitertes 10–20-Elektrodensystem
  11. 1.3 Grundaktivität, Grundrhythmus und andere physiologische Graphoelemente
  12. 1.3.1 Normale Graphoelemente
  13. 1.3.2 Typen des Grundrhythmus
  14. 1.3.3 Varianten des Grundrhythmus
  15. 1.3.4 Besondere, physiologische Formen der EEG-Aktivität
  16. 1.3.5 Graphoelemente des Schlafes
  17. 1.4 Pathologische Graphoelemente
  18. 1.4.1 Epilepsietypische Potentiale
  19. 1.4.2 Periodische Aktivität
  20. 1.4.3 Triphasische Wellen
  21. 1.4.4 Intermittierend rhythmische Deltaaktivität (IRDA)
  22. 1.5 Das pathologische EEG
  23. 1.5.1 Leichte Allgemeinveränderung
  24. 1.5.2 Mittelschwere Allgemeinveränderung
  25. 1.5.3 Schwere Allgemeinveränderung
  26. 1.5.4 Alpha-Koma
  27. 1.5.5 Null-Linien-EEG
  28. 1.6 Herdbefunde
  29. 1.6.1 Alpha-Verminderung
  30. 1.6.2 Alpha-Aktivierung
  31. 1.6.3 Epilepsietypische Potentiale
  32. 1.6.4 Fokale Verlangsamung (Herd)
  33. 1.6.5 Breach rhythm
  34. 1.7 Die Schlafstadien nach Rechtschaffen und Kales
  35. 1.7.1 Stadium Wach
  36. 1.7.2 Stadium I
  37. 1.7.3 Stadium II
  38. 1.7.4 Stadium III
  39. 1.7.5 Stadium IV
  40. 1.7.6 Stadium REM
  41. 1.8 Aktivierungsmethode
  42. 1.8.1 Berger-Manöver
  43. 1.8.2 Hyperventilation
  44. 1.8.3 Schlafentzug
  45. 1.8.4 Fotostimulation
  46. 1.9 Biologische und technische Artefakte
  47. 1.9.1 Schwitzartfakte
  48. 1.9.2 Lid- und Bulbusartefakte
  49. 1.9.3 EKG-Artefakte
  50. 1.9.4 Muskelartefakte
  51. 1.9.5 Pulsartefakte
  52. 1.9.6 Artefakte durch einen Vagusstimulator
  53. 1.9.7 Wechselstromartefakte
  54. 1.9.8 Artefakt durch elektrostatische Entladung
  55. 1.9.9 Artefakte durch einen »Hirnschrittmacher«
  56. 1.9.10 Seitendifferenzen der Amplituden durch unkorrekte Elektrodenpositionierung
  57. 1.9.11 Artefakt durch Kontaktfehler der Elektrode
  58. 1.10 Das Null-Linien-EEG
  59. 2 Evozierte Potenziale
  60. 2.1 AEP – akustisch evozierte Potentiale
  61. 2.1.1 Beurteilung der FAEP
  62. 2.2 VEP – visuell evozierte Potentiale
  63. 2.2.1 Normvariante W-Form
  64. 2.2.2 Blitzbrillen-VEP
  65. 2.2.3 Halbfeldstimulation
  66. 2.3 SSEP – somatosensorisch evozierte Potentiale
  67. 2.3.1 SEP nach Nervenstammstimulation
  68. 2.3.2 SEP nach Dermatomreizung
  69. 2.3.3 Praktische Durchführung
  70. 2.4 Magnetisch evozierte Potentiale (MEP)
  71. 2.4.1 Transkranielle Magnetstimulation des Motorkortex (KML)
  72. 2.4.2 Spinale Wurzelstimulation (peripher motorische Latenz/PML)
  73. 2.4.3 Berechnung der zentral motorischen Latenzzeit (ZML)
  74. 2.4.4 Beurteilung der Reizantworten
  75. 2.4.5 Magnetische Stimulation des N. fazialis
  76. 2.4.6 Transkutane Magnetstimulation peripherer Nerven
  77. 3 Neurographie
  78. 3.1 Sensible Neurographie
  79. 3.1.1 N. medianus
  80. 3.1.2 N. ulnaris
  81. 3.1.3 Ramus dorsalis nervi ulnaris
  82. 3.1.4 Ramus superficialis n. radialis
  83. 3.1.5 N. cutaneus antebrachii lateralis
  84. 3.1.6 N. cutaneus antebrachii medialis
  85. 3.1.7 N. suralis
  86. 3.1.8 R. peroneus superficialis
  87. 3.1.9 N. peroneus profundus
  88. 3.1.10 N. saphenus
  89. 3.1.11 N. plantaris medialis
  90. 3.1.12 N. plantaris lateralis
  91. 3.1.13 N. cutaneus femoris lateralis
  92. 3.2 Motorische Neurographie
  93. 3.2.1 N. medianus
  94. 3.2.2 N. ulnaris
  95. 3.2.3 N. radialis
  96. 3.2.4 N. peronaeus
  97. 3.2.5 N. tibialis
  98. 3.2.6 N. femoralis
  99. 3.2.7 N. facialis
  100. 3.2.8 N. accessorius
  101. 3.2.9 N. suprascapularis
  102. 3.2.10 N. axillaris
  103. 3.2.11 N. musculocutaneus
  104. 3.2.12 N. phrenicus
  105. 3.2.13 N. thoracicus longus
  106. 4 F-Wellen
  107. 5 H-Reflex
  108. 6 Hirnstammreflexe
  109. 6.1 Blinkreflex (Orbicularis oculi-Reflex)
  110. 6.1.1 Ausfall des Blinkreflexes oder einer seiner Komponenten
  111. 6.2 Masseterreflex
  112. 6.3 Kieferöffnungsreflex
  113. 7 Sympathischer Hautreflex
  114. 8 Repetitive Stimulation
  115. 9 Tremoranalyse
  116. Nachwort zur 3. Auflage
  117. Anhang
  118. Anlage 1: Geräteeinstellungen
  119. Anlage 2: Normwerte:
  120. Anlage 3: Schautafeln

1          EEG – Elektroenzephalographie

 

 

Mit dem EEG werden die Gehirnströme, die Summe aller, der unter der Elektrode gelegenen Nervenzellpotentiale, abgeleitet, verstärkt und registriert.

Technik

•  Verstärkung:         70 µV

•  Tiefpassfilter:       70 Hz

•  Hochpassfilter:     0,3 s (Zeitkonstante 0,53 Hz)

Untersuchungsbedingungen

•  liegend oder entsprechend sitzend

•  Augen geschlossen

•  passiver Wachzustand

Elektrodenposition

•  10–20-Elektrodensystem

Übergangswiderstand der Elektroden

•  unter 5–10 kOhm, alle Elektroden gleich niedrig

•  Dauer der Untersuchung:

•  ca. 20–30 Minuten, inklusive einer Belastung durch Hyperventilation und Fotostimulation

Ableitprogramme

•  Referenzableitung

•  bipolare Längs- und Querreihen, Quellenableitungen

Polygraphische Ableitungen

•  EKG:

Verstärkung 100 µV, Tiefpassfilter 70 Hz, Hochpassfilter 1,0 s–1,5 s

•  EMG:

Verstärkung 20 µV, Tiefpassfilter 70 Hz, Hochpassfilter 1,0 s

•  EOG:

Verstärkung 100 µV, Tiefpassfilter 70 Hz, Hochpassfilter 0,3 s

Auswertung des EEG

•  Frequenzen

•  Amplituden

•  Häufigkeit

•  Modulation

•  Symmetrie

•  Reagibilität

1.1       Elektrodenpositionen nach dem 10–20-Elektrodensystem

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Abb. 1 Elektrodenpositionen nach dem 10–20-Elektrodensystem

1.1.1     Elektrodenposition der Mittellinie

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Abb. 2 Elektrodenposition der Mittellinie – Beispiel

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Abb. 3: Elektrodenposition der Mittellinie – Positionsermittlung

1.1.2     Elektrodenposition der Querlinie

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Abb. 4 Elektrodenposition der Querlinie – Beispiel

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Abb. 5: Elektrodenposition der Querlinie – Positionsermittlung

1.1.3     Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz

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Abb. 6 Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz – Beispiel

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Abb. 7: Elektrodenposition entlang der Zirkumferenz – Positionsermittlung

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1.1.4     Elektrodenposition in den parasagitalen Längsreihen und den mittleren Querreihen

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Abb. 8 Elektrodenposition in den parasagitalen Längsreihen und den mittleren Querreihen – Beispiel

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Abb. 9: Elektrodenposition in der parasagitalen Längsreihen und der mittleren Querreihen – Positionsermittlung

1.1.5     Elektrodenposition in der frontalen Querreihe

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Abb. 10 Elektrodenposition in der frontalen Querreihe – Beispiel

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Abb. 11: Elektrodenposition in der frontalen Querreihe – Positionsermittlung

1.1.6     Elektrodenposition in der parietalen Querreihe

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Abb. 12 Elektrodenposition in der parietalen Querreihe – Beispiel

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Abb. 13: Elektrodenposition in der parietalen Querreihe – Positionsermittlung

1.2       Erweitertes 10–20-Elektrodensystem

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Abb. 14 Erweitertes 10–20-Elektrodensystem

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Die ergänzenden Elektrodenpositionen sind hell eingezeichnet (Images Abb. 14). Nach der Nomenklatur MCN (Modified Combinatorial Nomenclature) wurden folgende Elektroden des 10–20 Systems umbenannt:

•  T3 ist jetzt T7,

•  T4 ist jetzt T8,

•  T5 ist jetzt P7 und

•  T6 ist jetzt P8.

Hier, in diesem Buch, habe ich mich zum besseren Verständnis der vielen »alten« Abbildungen wegen, noch einmal für die »alte« Nomenklatur entschieden.

1.3       Grundaktivität, Grundrhythmus und andere physiologische Graphoelemente

Die Grundaktivität stellt die Aktivität dar, welche in der abgeleiteten Hirnregion unter Standardbedingungen kontinuierlich registriert wird (z. B. Alpha-Rhythmus des gesunden Erwachsenen).

Der Grundrhythmus ist die vorherrschende Grundaktivität der Okzipital-Region.

Standardbedingungen sind:

•  psychische und körperliche Entspannung

•  wacher Bewusstseinsstand

•  geschlossene Augen

Man kann die im EEG abgeleiteten Potentiale unterteilen in

1.  Wellen (α, β, θ, δ)

2.  Transienten (Potentiale, die vorübergehend auftreten und sich von der Hintergrundaktivität abheben, z. B. Spitzenpotentiale, Verlangsamungen)

3.  Komplexe (mehrere unterschiedliche Graphoelemente z. B. spike-wave-Komplex)

4.  Muster (Kombination aus Wellen, Transienten und Mustern)

1.3.1     Normale Graphoelemente

Alpha-Wellen (α)

•  8–13/s

•  als Alpha-Rhythmus bei Erwachsenen während des Wachzustandes über der hinteren Schädelregion auftretend, Spannungsmaximum okzipital

•  Amplitude meist unter 50 µV

•  pathologisch z. B. mit Herdcharakter als Alpha-Aktivierung oder -Verminderung (Images Kap. 1.6.2)

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Abb. 15 Alpha-Wellen

Beta-Wellen (β)

•  13–30/s

•  als Beta-Rhythmus im Wachzustand frontal und präzentral auftretend

•  okzipital als physiologische β-Variante oder als β-Spindeln im Schlaf

•  Amplitude meist unter 30 µV

•  pathologisch z. B. bei Medikamenteneinfluss (fehlende Unterdrückung beim Berger-Manöver) oder bei herdförmigem Auftreten

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Abb. 16 Beta-Wellen

Theta-Wellen (θ)

•  4–8/s

•  Amplituden 20–50 µV

•  als 4–5/s Grundrhythmusvariante (als polymorphe Wellen generalisiert bei Vigilanzschwankungen mit kurzzeitigem Ersatz der Alphagrundaktivität; Images Kap. 1.1.3)

•  pathologisch z. B. als gruppierte monomorphe Wellen mit fronto-zentraler Betonung als »subkortikale Funktionsstörung«

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Abb. 17 Theta Wellen

Delta-Wellen (δ)

•  0,5–4/s (unter 0,5/s Subdeltawellen)

•  meist über 100 µV

•  bogen- bis trapezförmige Gestalt

•  bei wachen Erwachsenen immer pathologisch

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Abb. 18 Delta-Wellen

1.3.2     Typen des Grundrhythmus