Impressum

© 2018 Mathilda Grace

Am Chursbusch 12, 44879 Bochum

Text: Mathilda Grace 2017

Foto: barbos2514; Pixabay

Coverdesign: Mathilda Grace

Korrektorat: Susanne Scholze

 

Web: www.mathilda-grace.blogspot.de

 

Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Teile, nur mit Genehmigung der Autorin.

 

Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden. Diese Geschichte spielt in einer fiktiven Kleinstadt im Osten der Vereinigten Staaten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurzroman

 

 

 

 

 

Band 3 der »Back home … - Reihe«

 

 

Liebe Leserin, Lieber Leser,

 

ohne deine Unterstützung und Wertschätzung meiner Arbeit könnte ich nicht in meinem Traumberuf arbeiten.

 

Mit deinem Kauf dieses E-Books schaffst du die Grundlage für viele weitere Geschichten aus meiner Feder, die dir in Zukunft hoffentlich wundervolle Lesestunden bescheren werden.

 

Dankeschön.

 

Liebe Grüße

Mathilda Grace

 

 

Wenn sich Ärzte im Schichtdienst ein Apartment teilen, kann das nicht gutgehen. Diese Erfahrung macht auch Dale McKinley, der von den ständigen Streitereien die Schnauze voll hat und seine Sachen packt, um nach Hause zu fahren. In das Haus, in dem er zum ersten Mal im Leben wahre Liebe erfahren hat. Aus der erhofften Ruhe daheim, um zu überlegen, ob er es nicht doch endlich wagen und sich den Traum von einer eigenen Praxis verwirklichen soll, wird allerdings nichts, denn Archer McLeod wohnt seit ein paar Wochen im Gästehaus seiner Väter, und der rothaarige Schotte entpuppt sich schnell als Belastung sowohl für seine Libido als auch für sein Nervenkostüm.

 

 

Prolog

 

 

 

 

Wie lange stand ich jetzt schon in der Kälte vor Wills und Brads Tür? Eine Minute? Eine Stunde?

Ich wusste es nicht, denn noch nie zuvor war mir ein Gang so schwergefallen. Da konnte ich noch so sehr wissen, dass ich ihn gehen musste und dass Dad und Papa mir den Hintern versohlten, wenn ich noch länger wartete. Ich hatte schon einen Monat gewartet. Vier lange Wochen, in denen ich alles getan hatte, um nicht nach Hause kommen zu müssen, weil ich mich nicht traute Will gegenüberzutreten.

Und stünde nicht das Weihnachtsfest direkt vor der Tür, das ich, zum ersten Mal überhaupt, seit ich ein McKinley war, hatte ausfallen lassen wollen, wären aus den vier Wochen vielleicht vier Monate geworden.

Andererseits hätte mir klar sein müssen, dass meine Väter ein Weihnachtsfest ohne mich nie und nimmer unkommentiert lassen würden. Ich war nicht Joshua, der sich jahrelang überall in der Welt herumgetrieben hatte. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass sie auf einmal vor der Tür meiner WG stehen würden, um mir höchstpersönlich die Leviten zu lesen und mir hinterher zu sagen, dass sie mich immer lieben würden, egal, wie ich mich wegen der anstehenden Hochzeit von Will und Brad entschied, von der Will noch gar nichts wusste.

Genauso wenig wie ich bis zu jenem Moment.

Grundgütiger, eine Hochzeit.

Mein großer Bruder würde bald heiraten und ich hätte das aufgrund meiner Feigheit vielleicht nicht rechtzeitig erfahren, wären Papa und Dad nicht spontan bei mir vorbeigekommen, um es mir zu erzählen.

Geendet hatte der Abend mit einem heftigen Heulkrampf meinerseits, an dessen Ende meine Väter schließlich alles über meine Unzufriedenheit im Job, meine Affäre mit Archer und die Angst, dass Will für immer wütend auf mich sein würde, wussten. Was völliger Blödsinn war, denn Will war nicht sauer auf mich. Jedenfalls nicht deswegen. Mein Bruder war wütend, weil ich ihm, ihnen allen, seit Wochen aus dem Weg ging, und aus diesem Grund hatten meine Väter schließlich so lange auf mich eingeredet, bis ich ihnen versprochen hatte, am nächsten Wochenende zu Will zu fahren, um diese Sache zwischen uns aus der Welt zu schaffen.

Tja, und hier war ich nun.

Zwei Wochen vor Weihnachten.

Mit einer guten Flasche Wein als Entschuldigung in meiner Hand und Dads Warnung im Kopf, mich nicht wegen der von Brad und ihnen geplanten Hochzeitsüberraschung bei Will zu verplappern.

»Wenn du noch länger vor unserer Tür stehst, schlägst du Wurzeln und Will kann dich mit Baumschmuck behängen, von dem er mittlerweile so viel gekauft hat, dass es für mindestens fünf Weihnachtsfeste in verschiedenen Farben reicht.«

Ich fuhr erschrocken herum und entdeckte Brad an seinem Wagen, wo er gerade damit beschäftigt war Tüten auszuladen. Verdammt. Ich war so mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich nicht mal sein Auto gehört hatte.

»Äh ...«

»Ich hoffe, du bist nicht nur gekommen, um diese ziemlich teuer aussehende Weinflasche auf unserer Veranda abzustellen und dann zu flüchten.«

Mach es mir ruhig noch schwerer, dachte ich, und prompt übernahm mein Trotzkopf das Kommando. Ich sah Brad finster an. »Vielleicht brate ich dir mit dem Wein einfach eins über. Wäre zwar schade um die Flasche, aber verdient hättest du es garantiert.«

Statt sauer zu werden, wie ich es eigentlich erwartet hatte, begann unser toller Sheriff allerdings zu lachen, bevor er den Wagen verriegelte und die Einkaufstüten nahm, von denen er mir kurz darauf eine in die Arme drückte.

»In manchen Dingen seid Will und du euch erschreckend ähnlich«, meinte er trocken und zwinkerte mir zu. »Und jetzt komm rein, lass Will fünf Minuten über dich schimpfen und danach umarmst du ihn. Du fehlst ihm nämlich ganz fürchterlich, weil er dich liebt, du Trottel.«

Ja, ich war wirklich ein Trottel. Das wusste ich selbst. Mein Ärger verpuffte ins Nichts und meine Schultern sackten herab. »Es tut mir leid, Brad.«

Mein zukünftiger Schwager lächelte. »Akzeptiert. Und jetzt ab ins Haus mit dir. Ich kenne da jemanden, der dich in den letzten Wochen ganz schrecklich vermisst hat.«

 

 

Kapitel 1

 

 

 

 

Winter an der Ostküste konnten so toll sein.

Sofern man nicht, wie ich gerade, mit seinem Auto in einer meterhohen Schneewehe feststeckte und darüber nachdachte, ob es sich lohnte, um Hilfe zu rufen oder einfach zu warten, bis die Heizung ihren Geist aufgab.

Erfroren im eigenen Auto. Eine tolle Schlagzeile, die meine Familie allerdings weniger lustig finden würde. Andererseits wäre dann endlich Schluss mit meinem erbärmlichen Leben, das dafür gesorgt hatte, dass ich mit fünfunddreißig plötzlich arbeits- und obdachlos war. Gut, ersteres war meine eigene Entscheidung gewesen, die zwangsläufig auch zu zweiterem hatte führen müssen. Aber hätte ich nicht schon seit Wochen mit einem dünnen Nervenkostüm zu kämpfen, hätte ich meine Mitbewohner heute Morgen vermutlich nicht als faule, Frauen verachtende Arschlöcher betitelt, was dann schnell zu besagter Obdachlosigkeit führte.

Womit ich prompt wieder bei meinem jämmerlichen Leben war, das am besten jetzt und sofort endete. Da ich aber meine Väter und Brüder nicht vergessen hatte, die es mit Sicherheit nicht erfreuen dürfte auf meine Beerdigung gehen zu müssen, sollte ich es vielleicht doch mit einem Hilferuf versuchen.

Natürlich hatte mein Handy keinen Empfang.

»Verdammte Scheiße!«, fluchte ich und ließ meinen Kopf seufzend aufs Lenkrad sinken.

Momentan lief bei mir einfach alles schief, was schieflaufen konnte. Dabei hatte ich an Weihnachten noch geglaubt, dass es jetzt aufwärts gehen würde. Mein Bruder hatte seinen Sheriff geheiratet, wir hatten ein perfektes Weihnachtsfest gehabt und selbst mit Archer, der immer noch im Gästehaus meiner Väter wohnte, war ich zuletzt wieder gut ausgekommen, nachdem unsere kleine Affäre so abrupt beendet worden war.

Dann kam der Januar und er brachte einen Winter mit, der kein Ende zu nehmen schien, und von Tag zu Tag heftiger an meinen Nerven zerrte. Ich hatte den Schnee satt. Ich hatte die Kälte satt. Scheiße, ich hatte alles satt. Ich war von mir selbst genervt und wollte nur noch nach Hause. Zurück in mein altes Kinderzimmer, um mir die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und die Welt auszusperren, wie ich es früher so oft hatte tun müssen, sobald meine leibliche Mutter ein Zimmer weiter mit ihren Freiern beschäftigt gewesen war.

»Du brauchst dringend Urlaub, Dale.«

Das war das letzte, was mein Boss in höflichem Ton zu mir gesagt hatte. Nach einer Doppelschicht, in der ich zwei Jungen verloren hatte, die kaum alt genug gewesen waren, aufrecht zu stehen, aber dennoch alt genug, um sich aus Versehen mit den Waffen ihres Vaters zu erschießen.

Was danach gekommen war, wusste ich nicht mehr genau. Ich konnte mich nur dunkel an einen Streit erinnern, der damit endete, dass ich gekündigt und die Klinik verlassen hatte, um in unserem Apartment über eine völlig zugemüllte Küche zu stolpern. Der berühmte letzte Tropfen in einem bereits mehr als vollen Fass.

Tja, und hier war ich nun.

Mitten im Nirgendwo. Ohne Job und ohne Dach über dem Kopf. Und nur der Teufel wusste, woher schon wieder diese verdammten Tränen in meinem Gesicht kamen.

Ich war ausgebrannt. Komplett ausgebrannt.

Ich brauchte wirklich Urlaub. Oder wenigstens eine Woche Schlaf und anschließend Berge von leckerem Essen. Möglichst von Papa gekocht. Gut, ich könnte es auch selbst kochen, aber das war nicht dasselbe. Allein kochen war öde und außerdem wäre ich dabei genau das gewesen, was ich einfach nicht mehr sein wollte. Allein.

Seufzend richtete ich mich wieder auf und stutzte verblüfft. Es schneite nicht mehr und der starke Wind, der mich vorhin in die Wehe geschoben hatte, war plötzlich nur noch ein laues Lüftchen. Dann musste ich blinzeln, weil sich die Sonne völlig überraschend durch die dicken, grauen Wolken kämpfte, und während ich nach dem Handy griff, um erneut mein Glück zu versuchen und mir Hilfe zu rufen, hielt unerwartet ein Wagen hinter mir, dessen Fahrer ich nur zu gut kannte.

Gott sei Dank.

Ich ließ mein Telefon auf den Beifahrersitz fallen und schob die Tür auf, ein schnell aufgesetztes Grinsen im Gesicht. »Hey, Mister. Ich bin auf dem Weg nach Hawaii und suche jemanden, der sich dort nackt mit mir am Strand räkelt.«

»Ich packe sofort meinen Koffer«, konterte mein Schwager mit amüsiertem Blick und trat neben mich, um einen Blick auf mein feststeckendes Auto zu werfen. Kopfschüttelnd griff er nach seinem Handy. »Trevor, ich habe hier Arbeit für euch … Knapp drei Meilen vor der Stadt. Der Wind hat Dales Wagen in eine Schneewehe geschoben … Nein, ihm geht’s gut … Sag Ray, ich werde seinen großen Bruder verhaften, weil er mir ein unmoralisches Angebot gemacht hat.« Brad lachte. »Alles klar, danke dir. Wir legen die Schlüssel aufs Vorderrad. Ich bringe Dale nach Hause, damit er sich aufwärmen kann.«

 

»Zu Hause ist es doch am schönsten«, murmelte ich einige Stunden später mit vollem Bauch, einer Tasse warmen Kakao in der Hand und in eine flauschige Decke gewickelt, die Papa eben wieder um mich feststeckte. »Papa, ich fühle mich wie ein Michelin-Männchen.«

»Du hättest erfrieren können.«

»Brad war doch da.«

»Ja, rein zufällig, was dein Glück war. Verdammter Winter. Ständig bricht bei dem Wetter das Handynetz zusammen. Das nächste Mal rufst du gefälligst an, ehe du losfährst, damit wir Bescheid wissen und nach dir Ausschau halten können.«

Ich nickte nur brav, weil ich es viel zu sehr genoss, umsorgt und verwöhnt zu werden. Man konnte sich zwar wunderbar mit Papa streiten, aber dazu würde ich garantiert noch genug Gelegenheiten haben, jetzt, wo ich wieder hier einzog. Was ich ihm und Dad wohl langsam mal erzählen sollte. Andererseits war das vermutlich gar nicht mehr nötig, immerhin hatten sie schweigend mit angepackt, als Brad vorhin angefangen hatte, meine beiden Koffer, eine Reisetasche, meinen Laptop und die drei Kartons mit meinen Büchern auszuladen.

Mein gesamtes persönliches Hab und Gut passte in einen Kofferraum. Eigentlich erbärmlich für einen Mann in meinem Alter, aber gleichzeitig verdammt praktisch für einen Umzug. Wer schleppte schon gerne schwere Möbel durch die Gegend? Wie gut, dass die im Apartment inklusive gewesen waren.

»Wie lange bleibst du?«

»Warum? Hast du mein Zimmer etwa an deinen geheimen Liebhaber vermietet?«

»Dale!«

Ich kicherte und streckte Papa die Zunge raus. »Erwischt.«

Er schnaubte kopfschüttelnd. »Du bist wie dein Vater. Aber nein, mein einziger Liebhaber kämpft gerade draußen mit dem Schnee, wofür ich ihm später natürlich danken werde.«

»Bitte keine Details über euer Sexleben.«

»Vielleicht könntest du noch etwas lernen.«

»Papa!«

Er lachte und wuschelte mir durch die Haare. »Das hast du verdient und es tut mir auch überhaupt nicht leid. Ich versuche übrigens wirklich meine Neugierde wegen deiner Koffer und Bücher zu zügeln, die derzeit noch im Flur stehen.«

»Und es fällt dir von Sekunde zu Sekunde schwerer, oder?«

»Dale McKinley!«

Glucksend trank ich einen Schluck Kakao, bevor ich nickte. »Ja, ich bleibe ...« Ich stockte kurz und zuckte danach innerlich die Schultern. »Weil ich nämlich seit heute morgen arbeits- und obdachlos bin.«

Papa starrte mich sprachlos an, darum erzählte ich ihm die ganze unselige Geschichte. Bis hin zu dieser Schneewehe und meinem unanständigen Angebot an Brad, das meinen Vater wieder zum Lachen brachte.

»Irgendwann steckt er dich wirklich in eine Zelle und dann hättest du es definitiv verdient«, neckte er mich und strich mir liebevoll über die Wange. »Und ich gestehe, ich bin nicht ganz so überrascht, wie ich es vielleicht sein sollte.«

Mir war klar, worauf er damit anspielte. »Du meinst unser Gespräch im Dezember?«

Papa nickte. »Auch, ja. Aber es ist seit einiger Zeit nicht zu übersehen, dass du unzufrieden bist. Wie du es Parker und mir schon letzten Monat erzählt hast. Dass es jetzt so abrupt ging, darüber könnte man diskutieren, aber ich kenne meine Söhne gut genug, um zu erkennen, dass du dich hier und in diesem Augenblick pudelwohl fühlst, also war es auch das Richtige für dich, nicht wahr?«

»Ja.«

»Gut. Dann packen wir nachher deine Sachen aus, räumen deine Bücher ins Regal und du wirst mindestens einen Monat Urlaub machen, ehe du anfangen darfst dir zu überlegen, wie es weitergehen soll. Und darüber werde ich nicht diskutieren, haben wir uns verstanden?«

Ich sah ihn verblüfft an. »Aber ich brauche einen neuen Job, um Geld zu verdienen und …«

»Dale!«

»Aber …«

Als mein Vater mit drohendem Blick die Hände die Seiten stemmte, verstummte ich lieber. »Willst du jetzt tatsächlich mit mir darüber diskutieren, dass ich recht habe, du dringend ein paar Wochen Urlaub brauchst und ich dir mit Sicherheit den Hintern versohlen werde, weil du mir als nächstes vorschlägst, dass du für Kost und Logis aufkommst?«

Ich zuckte ertappt zusammen. Verflixt, woher wusste er das denn schon wieder? Dabei wäre es nur fair Geld abzugeben, weil mir klar war, wer ab sofort wieder meine Wäsche waschen und für mich kochen würde. Darum war ich ja schließlich nach Hause gekommen. »Es wäre nicht richtig, wenn ich ...«

»Muss ich dich erst bei deinem Vater verpetzen?«

Oh Gott, bloß nicht. Dad würde mir was erzählen. Er und Papa hatten schon Joshua ordentlich die Leviten gelesen, als es um das Thema gegangen war, dabei war mein ältester Bruder steinreich und wusste eh nicht, was er mit seinem ganzen Geld anfangen sollte.

Ich gab mit einem Seufzen nach. »Lass mich wenigstens das Schneeschippen übernehmen.«

Er nickte. »Einverstanden. Aber sonst wirst du nichts tun, außer dich zu erholen, verstanden?«

Ich grinste schief. »Okay.«

»Versprochen?«

Ich hob eine Hand zum Schwur. »Ehrenwort.«

»Gut.« Papa erhob sich und nahm meine mittlerweile leere Tasse an sich. »Jetzt schläfst du ein bisschen, ich helfe deinem Vater draußen und anschließend lade ich deine Brüder ein. Ich vermisse es, ein volles Haus zu haben.« Papa zwinkerte mir zu. »Du kannst später Archer aus seiner Höhle locken. Ich weiß, dass dieser Mann ein gutes Abendessen zu schätzen weiß, aber seit dem Wasserrohrbruch in seiner Galerie letzte Woche brütet er nur noch vor sich hin und igelt sich im Gästehaus ein. Das ist doch nicht gesund.«

Oha, ausgerechnet Archer McLeod. Den hatte ich in meiner schönen Planung, wieder nach Hause zu kommen, mit Absicht ausgeklammert. Dabei wohnte er jetzt schon eine ganze Weile bei meinen Vätern, und wie ich von Will erst neulich erfahren hatte, würde sich daran vorläufig auch nichts ändern, denn sein Galerist im Schottenrock steckte genauso in der Krise wie ich. Nur war die Ursache bei ihm eine andere, als bei mir, und aus diesem Grund würde ich mich tunlichst von diesem Mann fernhalten.

Ich hätte Will nie wieder in die Augen sehen können, hätte ich unsere Fickaffäre weiter geführt. In der Stadt, weit weg von meinen Vätern und Brüdern, wäre mir das egal gewesen, aber hier, direkt unter ihren Augen, kam es nicht infrage.

Außerdem wollte ich nicht länger ein Lückenbüßer für Will sein, und mehr hatte ich von Archer McLeod nun einmal nicht zu erwarten. Er liebte meinen Bruder. Da konnte Will mit Brad verheiratet sein, soviel er wollte. Gefühle ließen sich schließlich nicht einfach abstellen. Wenn das jemand wusste, dann ich.

»Warum wohnt er eigentlich immer noch hier?«, fragte ich ohne nachzudenken und das brachte mir einen tadelnden Blick ein. »Vergiss es.«

»Das werde ich nicht, Dale, und Archer wohnt immer noch hier, weil Parker und ich nicht wollen, dass er Tag und Nacht in der Galerie hockt und sich zu Tode schuftet, oder alleine in seiner Wohnung sitzt. Hier hat er Gesellschaft und er hat Will.«

Als wenn es das besser macht, dachte ich resigniert und hatte meine Mimik offenbar nicht so gut unter Kontrolle, wie ich glaubte, denn Papas Blick verfinsterte sich.