Mathilda Grace

DAS BESTE ALLER ZEITEN

 

 

Das Beste aller Zeiten

1. Auflage, Dezember 2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

© 2019 Mathilda Grace

Am Chursbusch 12, 44879 Bochum

Text: Mathilda Grace 2019

Foto: Pexels; Pixabay

Coverdesign: Mathilda Grace

Korrektorat: Corina Ponta

 

Web: www.mathilda-grace.de

 

Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Teile, nur mit Genehmigung der Autorin.

 

Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden.

 

Das Beste aller Zeiten enthält homoerotische Szenen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe Leserin, Lieber Leser,

 

ohne deine Unterstützung und Wertschätzung meiner Arbeit könnte ich nicht in meinem Traumberuf arbeiten.

 

Mit deinem Kauf dieses E-Books schaffst du die Grundlage für viele weitere Geschichten aus meiner Feder, die dir in Zukunft hoffentlich wundervolle Lesestunden bescheren werden.

 

Dankeschön.

 

Liebe Grüße

Mathilda Grace

 

 

Weihnachten steht vor der Tür und endlich ist es Adrian Quinlan wieder gelungen, die ganze Familie um sich zu versammeln. Glücklich und zufrieden, weil ihm ein tolles Fest ins Haus steht, vergisst Adrian, dass solche Zusammentreffen bei ihnen nie ohne Chaos vonstattengehen, und so dauert es auch nicht lange, bis aus einem Missverständnis eine Scheidung wird, Geheimnisse ausgeplaudert werden, die längst keine mehr sind, und dann wären da noch die diesjährige Weihnachtswette, jede Menge Peinlichkeiten und ein heiß geliebter Grinch.

 

 

Widmung & Vorwort

 

Für alle Fans meiner Ostküsten-Reihe, die die Storys rund um Adrian Quinlan und seine riesige Wahlfamilie seit nun mehr zehn Jahren begeistert verfolgen.

 

Diese Weihnachtsgeschichte ist für euch.

Ein kleines Dankeschön zum 10-jährigen Jubiläum der Reihe.

 

 

Achtung

 

Dieser Kurzroman gehört zu meinem Ostküsten-Universum, einer 16-teiligen Buchreihe mit zehn Haupt- und weiteren sechs Nebenbänden.

 

Um »Das Beste aller Zeiten« zu verstehen, muss man die Vorgeschichten kennen.

 

 

Noah

 

 

 

 

Weihnachten.

Das Fest der Liebe.

Und im Fall seiner dezent verrückten Familie das von allen am meisten erwartete Fest, da an den Weihnachtstagen, die sie allgemein bei Adrian und David verbrachten, eigentlich immer irgendwas schiefging, was dann üblicherweise zu jeder Menge Gelächter und frecher Sprüche führte.

In Noahs Fall war es aber vor allem das Fest für den Grinch. Und der gehört auch in diesem Jahr gefälligst wieder auf die Baumspitze, dachte er grinsend, während er in der Dunkelheit vorsichtig die Treppe nach unten schlich. Er hatte extra bis nach Mitternacht gewartet, um sicher sein zu können, dass im Haus jeder schlief, bevor er sich langsam, weil er seine Männer auf gar keinen Fall wecken wollte, aus Erics Umarmung gelöst und Tom einen liebevollen Kuss in den Nacken gedrückt hatte, ehe er sich aus ihrem Zimmer gestohlen hatte, Erics Grinch-Figur für den Weihnachtsbaum dabei sicher in der Hand haltend.

Adrian würde ihn erwürgen, das hatte ihm sein erklärter Lieblingsonkel bereits angedroht, wenn er es wagen sollte, die zwei Meter hohe Nordmanntanne erneut mit dieser hässlichen Figur zu verschandeln.

Natürlich war das eine leere Drohung, das war es immer, denn irgendwie hatte sich der Grinch in den letzten Jahren zu einem Running Gag innerhalb ihrer riesigen Familie entwickelt und Noah würde die Familienehre brav hochhalten und noch heute Nacht dafür sorgen, dass Erics »heiß geliebter Grinch« – allein für diesen Spruch würde ihm sein mürrischer Mistkerl bei nächster Gelegenheit ungeniert den Arsch versohlen – seinen rechtmäßigen Platz einnahm.

»Wir müssen es ihnen endlich sagen.«

Noah hielt auf der drittletzten Treppenstufe hastig inne, als er Davids leise Stimme in der Küche hörte. Mist. Wieso schlief sein Onkel um die Zeit nicht? Und wenn David wach war, war Adrian vermutlich auch nicht weit. Er war so was von geliefert, wenn die zwei ihn hier erwischten.

»Und wie sollen wir das anstellen? Weihnachten ist in zwei Tagen, unser Haus ist vom Keller bis zum Giebel in allen Farben geschmückt, alles andere ist auch vorbereitet und morgen früh wird Mik damit anfangen, unsere Küche in einen dieser Gourmet-Tempel zu verwandeln, bei denen man einen Antrag stellen muss, um sich ein Bier aus seinem eigenen Kühlschrank holen zu dürfen, so wie vor drei Jahren, als er mir fast mit der Pfanne eins übergebraten hat, nur weil ich nachts Hunger hatte und mich an seinem Pudding vergriffen habe.«

Noah hörte David lachen. »Daran warst du selbst schuld, immerhin hatte er dich gewarnt, diesen Pudding nicht anzurühren, wenn dir dein Leben lieb wäre.«

»Und er war wirklich köstlich«, konterte Adrian lässig und Noah hätte am liebsten mitgelacht, als seine Lieblingsonkel in der Küche anfingen wie kleine Jungs zu kichern, denn besagtes Weihnachtsfest würde er mit Sicherheit nie vergessen. Mikael hatte Adrian am nächsten Morgen, nachdem er die Überreste des Puddings entdeckt hatte, einmal quer durchs Haus gejagt und ihn anschließend gezwungen an Heiligabend in die Stadt zu fahren, um genügend frische Zutaten zu kaufen, damit er neuen Pudding machen konnte.

Adrian hatte noch an Silvester darüber gejammert, dass er im Shoppingcenter von einer alten Dame mit deren Handtasche verhauen worden war, nachdem er ihr die letzte Packung echte Vanilleschoten weggeschnappt hatte.

»Alle freuen sich wahnsinnig auf Weihnachten, Trey. Wenn wir ihnen morgen erzählen, dass ...«

»Ich weiß, aber sie sollten es wirklich vorher erfahren«, fiel David Adrian ins Wort. »Ich meine, wir haben das doch bereits vor Wochen so besprochen und wir waren uns einig, weißt du nicht mehr?«

»Doch.«

Adrians darauffolgendes Seufzen klang dermaßen schwer, dass Noah den Grinch in seiner Hand vergaß und stattdessen nervös wurde. Was war hier los? Was wollten die beiden ihnen nicht sagen?

»Sie werden am Boden zerstört sein.«

»Tja, willkommen im Club«, konterte David so frostig, dass Noah erschrocken zusammenzuckte.

Was, zum Teufel …?

»Trey, ich ...«

»Manchmal soll es einfach nicht sein, Adrian, und nein, ich finde das nicht toll. Im Gegenteil. Aber wir können nicht länger so tun, als wäre alles in Ordnung, denn das würden sie uns am Ende übel nehmen, und zwar zu recht.«

»Das weiß ich, aber ich habe einfach geglaubt, es hält ewig, verstehst du? So wie bei dem Rest von uns. Ich meine, so viele gemeinsame Jahre, Trey, und plötzlich soll das alles vorbei sein und wir reden über Scheidung? Wir hätten es merken müssen. Ich verstehe nicht, wie wir das nicht früher erkennen konnten. Das ist man jahrelang glücklich und dann …«

»Ist man es eines Tages nicht mehr«, führte David den Satz zu Ende, weil Adrian verstummt war, und Noah wurde eiskalt, als langsam in seinen Verstand sickerte, was er hier gerade von einem der Traumpaare seiner liebenden Familie gehört hatte.

Scheidung?

Oh mein Gott.

Vollkommen fassungslos ließ er sich auf die Treppe sinken und legte den Grinch neben sich auf die Stufe. Das musste ein Scherz sein. In seiner Familie ließ sich niemand scheiden, schon gar nicht David und Adrian. Blieb also nur der Scherz übrig. Genau. Das musste es sein. Ein Weihnachtsscherz. Allerdings ein verdammt dämlicher, und dafür würden die zwei jetzt was zu hören kriegen. Noah erhob sich wieder, um in die Küche zu gehen und Klartext zu reden. Wie konnten seine Lieblingsonkel ihn dermaßen erschrecken? Unglaublich.

»Verflucht, Trey, ich weiß wirklich nicht, wie wir ihnen das erzählen sollen. Kilian wird uns nie glauben, sondern denken, wir wollen ihn verarschen, und von Noah fange ich besser gar nicht erst an.«

Adrian hörte sich dermaßen deprimiert an, dass Noah wie erstarrt auf der Stufe stehenblieb.

»Weißt du noch …? Nick.«

Adrian stöhnte nach Davids Worten hörbar entsetzt.

»Erinnere mich bitte nicht daran. Ich dachte im ersten Moment, er fällt in Ohnmacht.«

»Ja, nachdem er mit Lachen fertig war und ihm klar wurde, dass das kein dämlicher Weihnachtsscherz von uns ist. Er war fassungslos.«

»Wundert dich das? Stell dir vor, wie du reagieren würdest, würden Tristan und er uns völlig überraschend erklären, dass sie sich scheiden lassen?«

David lachte nach seinen Worten, aber es klang überhaupt nicht amüsiert, im Gegenteil. Was Noah einige Meter weiter in der Küche hörte, war die pure Verzweiflung, und die war es im nächsten Moment dann auch, die ihn hastig kehrtmachen und flüchten ließ, weil er nicht fähig war, zu Adrian und David zu gehen und sie zur Rede zu stellen. Nicht jetzt.

Scheidung. Scheidung. Scheidung.

Wie eine Dauerschleife hörte er das Wort immer wieder in seinem Kopf und als Noah endlich die Tür zum Gästezimmer erreichte, das er sich mit Tom und Eric teilte, zitterten ihm so sehr die Hände, dass er drei Versuche brauchte, den Knauf zu drehen und in den Raum zu kommen. Auf dem Weg zum Bett stolperte er über eine ihrer Reisetaschen, fluchte unflätig und riss Tom aus dem Schlaf, der fragend seinen Namen rief. Aber Noah reagierte nicht darauf, schockiert wie er war, bevor er auf einmal blinzeln musste, als die Nachttischlampe eingeschaltet wurde. Eric war ebenfalls wach geworden, erkannte er, als sich seine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten. Seine Männer tauschten einen kurzen Blick, dann setzten sie sich auf.

»Was ist los?«, fragte Tom besorgt und Noah schluckte das in ihm aufsteigende Schluchzen hinunter, weil er nicht wie ein Baby vor seinen Männern losheulen wollte. Aus dem Alter war er nun wirklich raus, aber wenn David und Adrian sich tatsächlich scheiden ließen, dann …

»Komm her!«, befahl Eric eisig und Noah reagierte darauf wie ferngesteuert, indem er sich zwischen seine Kerle aufs Bett fallen ließ. »Und jetzt rede!«

»Ich wollte den Grinch auf die Baumspitze setzen, wie wir das jedes Jahr machen«, Noah ignorierte das prompte und tiefe Seufzen von Eric, »und habe sie in der Küche leise miteinander reden gehört. Sie … Sie ...« Noah atmete einmal tief durch, um sich ein bisschen zu beruhigen. Es half leider nicht. »Sie lassen sich scheiden.«

»Was? Wer?«, fragte Tom entsetzt.

»Adrian und David.«

Eric schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die zwei. Auf keinen Fall. Du musst dich verhört haben.«

Das wünschte Noah auch, aber mit seinen Ohren war leider Gottes alles in bester Ordnung. »An dem Wort 'Scheidung' gibt es absolut nichts, das man missverstehen könnte. Sie wollen es uns noch vor Weihnachten sagen. Zumindest David will das. Bei Adrian bin ich mir nicht sicher und ...«

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn und kurz darauf trat Adrian ins Zimmer, Erics Grinch in der Hand. Den er zuvor auf der Treppe vergessen hatte, fiel Noah ein, während er seinen Onkel anstarrte, als wäre der eine Erscheinung. Und besagte Erscheinung verkniff sich gerade ein Grinsen, um stattdessen einen gespielt finsteren Blick aufzusetzen.

»Als hätte ich es nicht geahnt.« Adrian legte den Grinch auf den Nachttisch. »Eric, du solltest deine beiden Männer nach all den Jahren langsam besser unter Kontrolle haben und ...« Sein Lieblingsonkel brach mitten im Satz ab und runzelte die Stirn. »Ist alles okay? Ihr seht aus, als wäre jemand gestorben.«

»Das könnte möglicherweise daran liegen, dass du gleich ein sehr toter Mann bist«, erklärte Eric verärgert und bei jeder anderen Gelegenheit hätte Noah spätestens jetzt losgelacht, da er genau wusste, was als nächstes kommen würde, und Adrian enttäuschte ihn auch nicht.

»Ich?«, empörte sich sein Lieblingsonkel nämlich prompt und stemmte die Hände in die Seiten. »Wer wollte denn bitte meine wunderschöne Tanne mit deinem Grinch verschandeln? Ich oder Noah?«

»Das ist nicht mein Grinch!«

»Na meiner ist es ganz sicher nicht, weil ich nie auf die Idee käme, einen grandios geschmückten Baum mit einem Grinch zu verschandeln, und das Ganze ist ohnehin allein deine Schuld.«

»Meine Schuld?«

»Wessen sonst?«, konterte Adrian trocken und ein Lachen zupfte an seinen Mundwinkeln, das Noah allerdings gewaltig verärgerte, statt ihn wie sonst zu amüsieren. »Würdest du dich nicht Jahr für Jahr wie der sprichwörtliche Grinch aufführen, sobald Weihnachten vor der Tür steht, würde Noah sich nicht immer nachts durch mein Haus schleichen, um ...«

»Schluss jetzt!«, fauchte Noah unbeherrscht und sprang aus dem Bett, um sich nach wenigen Schritten vor Adrian aufzubauen und ihm mit einem Finger ruppig auf die Brust zu tippen. »Du kannst dir den Grinch dahin schieben, wohin die Sonne nicht scheint, damit das mal klar ist.«

Adrian starrte ihn verdattert an. »Noah ...«

»Nichts Noah, scheiß auf Noah«, unterbrach er Adrian und stemmte die Hände in die Seiten. »Wie kannst du hier stehen und dich mit Eric wegen seines blöden Grinch streiten. Wer hat dir eigentlich ins Hirn geschissen?«

Adrian war unübersehbar verblüfft von seinem Ausbruch, sagte aber nichts und das brachte Noah erst so richtig in Fahrt. Dass ihm mittlerweile vor Wut und Trauer die Tränen über die Wangen liefen, ignorierte er.

»Ihr seid gefühlt seit einem Jahrhundert verheiratet und ihr wart all die Jahre überglücklich, und jetzt werft ihr das einfach so weg? Und als wäre das nicht schon Frechheit genug, erzählt ihr uns das noch nicht einmal, sondern versucht hier einen auf heile Welt zu machen. Wann hätten wir denn bitteschön davon erfahren, hm? Wenn ihr die Scheidungspapiere unterschrieben habt? Oder nächstes Weihnachten, wenn David ausgezogen ist und wir plötzlich zwei Weihnachtsfeste in zwei Häusern feiern müssen, nur weil ihr … Hmpf.«

Der Rest seiner wütenden Tirade ging an Adrians Pyjama unter, weil Adrian ihn an sich gezogen hatte, und Noah boxte ihm verärgert in die Seite, als er sich von seinem ab sofort nicht mehr Lieblingsonkel lösen wollte, der das aber mit einer festen Umarmung verhinderte.

»Dirk und Jesse.«

Es dauerte eine ganze Weile, die Noah vor lauter Angst fast panisch, denn er konnte einfach nicht fassen, dass David und Adrian sich scheiden lassen wollten, an Adrians beschützender Schulter weinte, bis dessen gemurmelter Satz in seinem unter Schock stehenden Gehirn ankam.